Stoppt die Hinrichtung!
Free Mumia Abu-Jamal!

Mumia Abu-Jamal ist ein preisgekrönter Schriftsteller und schwarzer revolutionärer Journalist in den USA. Als Jugendlicher war er Mitbegründer und Informationsminister der Black Panther Party in Philadelphia, im Bundesstaat Pennsylvania. Später hat er jahrelang als Journalist in Philadelphia die rassistische Brutalität der Polizei entlarvt. Durch seine mutige journalistische Arbeit wurde er als die „Stimme der Stimmlosen“ bekannt. Am 9. Dezember 1981 wurde Mumia von der Polizei angeschossen, zusammengeschlagen und fast getötet. Bei dem selben Zwischenfall starb ein Polizist.

Im Sommer 1982 wurde Mumia Abu-Jamal wegen Mordes an diesem Polizisten angeklagt, und es wurde ein Schauprozeß gegen ihn veranstaltet: Die Zusammensetzung des Geschworenengremiums wurde manipuliert, Zeugen massiv von der Polizei bedroht und eingeschüchtert. Mumia wurde das Recht, sich selbst zu verteidigen, verweigert, und ihm wurde zwangsweise ein unwilliger und unfähiger Pflichtverteidiger zugewiesen. Entlastende Beweise wurden nicht untersucht, dafür unterschlagen: z.B. hatte das Geschoß, das den Polizisten tötete, das Kaliber 0,44, die Pistole von Mumia hatte dagegen das Kaliber 0,38. Da Anträge auf Prozeßkostenhilfe vom Gericht abgelehnt wurden, konnten wegen fehlender finanzieller Mittel von Mumia keine Sachverständigen und Gutachten bezahlt werden. Der gesamte Prozeß wurde von einer rassistischen Hetzkampagne der rechtsradikalen Polizeivereinigung (Fraternal Order of Police, FOP) begleitet; der vorsitzende Richter Sabo war Ehrenmitglied dieser Polizeivereinigung .
Mumia Abu-Jamal wurde wegen Mordes zum Tod verurteilt und sitzt seitdem in der Todeszelle. Damit ist er z. Zt. der einzige politische Gefangene in den USA, der von der Todesstrafe bedroht ist. Für den August 1995 war sein Hinrichtungstermin festgesetzt worden. Eine massive internationale Kampagne in den USA, Kanada, Französisch- Guayana, Haiti, Martinique, Spanien, Frankreich, Bangladesh, Ägypten, Ghana, Süd - Afrika, BRD und anderen Ländern zwang die zuständigen Stellen in den USA dazu, diesen Hinrichtungstermin auszusetzen. Mumia Abu-Jamals Anwälte stellten aufwendige, durch Spenden finanzierte Recherchen an. Dabei ermittelten sie  immer neue entlastende Beweise und angeblich „verschollene“ EntlastungszeugInnen. Mehrere ZeugInnen, die beim ersten Prozeß gegen ihn ausgesagt hatten, haben ihre Aussagen zurückgenommen und gesagt, daß sie nur unter Druck der Polizei als Zeugen gegen Mumia aufgetreten waren.
Mumias Anwälte beantragten, das Todesurteil aufzuheben und einen neuen Prozeß anzusetzen. Diese Entscheidung wird vom Pennsylvania Supreme Court gefällt, was in kürze erwartet wird. Bis jetzt haben es die Richter konsequent abgelehnt, neue Beweise zur Kenntnis zu nehmen. Viele Beobachter erwarten, daß der Wiederaufnahmeantrag abgelehnt wird. Der Gouverneur von Pennsylvania, Thomas Ridge, hat bereits angekündigt, daß er einen neuen Hinrichtungsbefehl unmittelbar nach Ablehnung des Antrages unterzeichnen wird.
Dagegen werden die Anwälte Berufungsanträge stellen und eine Aussetzung der Hinrichtung beantragen. Auch wenn dieser Aufschub gewährt wird, ist das jedoch kein Grund zur Entwarnung, sondern eher das Gegenteil. Denn die Ablehnung des Wiederaufnahmeverfahrens würde eine Niederlage im juristischen Kampf um Mumia Abu-Jamal darstellen und wäre gleichzeitig das Signal für die politische Entscheidung, die Hinrichtung Mumias trotz aller internationalen Proteste vollziehen zu wollen.
Mumia Abu-Jamal, die „Stimme der Stimmlosen“, soll für immer zum Schweigen gebracht werden !
Die politischen Führer beider großen Parteien in den USA sind sich darüber einig, daß die Verhängung der Todesstrafe ausgedehnt und beschleunigt werden soll. Im April 1996 hat Präsident Clinton ein vom US-Kongress verabschiedetes Gesetz unterzeichnet (das „Anti-Terrorism and Effectiv Death Penalty Act, EDPA“). Dieses Gesetz hat u.a. zum Ziel, die Vollziehung der Todesstrafe zu beschleunigen, und schränkt dazu die Möglichkeit der US-Bundesgerichte erheblich ein, Todesurteile der einzelstaatlichen Gerichte zu überprüfen und zurückzuweisen, was bisher bei ca. 35% der gesamten Todesurteile in den USA der Fall war. Im Gegensatz zur Vergangenheit dürfen die US-Bundesgerichte die Beweise der einzelnen bundesstaatlichen Gerichte NICHT neu prüfen. Ebenso dürfen neue Entlastungsbeweise vom Bundesgericht nicht berücksichtigt werden. Auch Verfahrensfehler können nur dann korrigiert werden, wenn ein Gericht in einem Bundesstaat „unverhältnismäßig“ gegen verfassungsmäßig garantierte Rechte verstoßen hat, wobei nicht näher definiert ist, was „unverhältnismäßig“ sei. Mit den neuen Verschärfungen werden die Chancen auf eine faire Verhandlung durch Wiederaufnahme eines Verfahrens für jeden Todesstrafengefangenen zunichte gemacht. So wird den Gefangenen selbst auferlegt, ihre Unschuld zu beweisen, anstatt daß der Staat die zweifelsfreie Schuld beweisen muß; die Beweislast wird umgekehrt.
Die US-Bundesgerichte sind voller von konservativer Richter aus den Präsidentschaftszeiten von Reagan-Bush-Clinton. Der Trend geht dahin, die Urteile der einzelnen bundesstaatlichen Gerichte abzusegnen und Hinrichtungen zu beschleunigen. Die Herrschenden in den USA haben als politisches Programm: mehr Polizei, mehr Gefängnisse, mehr und schnellere Hinrichtungen! Einen schwarzen revolutionären Schriftsteller und Journalisten wie Mumia Abu-Jamal freizusprechen, noch dazu einen angeblichen Polizistenmörder, steht diesem Programm direkt entgegen. Auch deswegen ist der Fall von Mumia Abu-Jamal zu einem wichtigen, politischen Verfahren geworden, in dem deutlich wird, daß es um noch mehr geht als das Leben Mumia Abu-Jamals.
Mumia Abu-Jamal ist ein Symbol für unbeugsamen Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Er hat sich aus der Todeszelle heraus mit vielen Kämpfen der Unterdrückten auf der ganzen Welt solidarisch erklärt.
So oft die Herrschenden und ihre Handlanger mit Massakern, Folter und Vergewaltigungen ihre Macht durchzusetzen versuchten, hat er ihre Verbrechen angeprangert und entlarvt. Er hat nie aufgehört, um einen neuen Prozeß zu kämpfen. Er hat nie aufgehört, seine kritischen Kommentare gegen das System zu schreiben, und seine journalistischen Arbeiten haben viele Menschen aufgerüttelt.
Die USA wollen mit dem Todesurteil gegen Mumia ein Exempel statuieren, sie wollen zeigen, daß es sich nicht lohnt, gegen Rassismus, Ausbeutung und Unterdrückung aufzustehen. Sie wollen seine Stimme zum Verstummen bringen und wollen damit auch die Stimmlosen treffen. Die Hinrichtung Mumias wäre ein schwerer Schlag für die Gefangenen in den Todestrakten und alle politischen Gefangenen, innerhalb wie außerhalb der USA. Denn wenn Mumia so offensichtlich wegen seiner politischen Überzeugung ermordet werden könnte - und zwar vorgeblich legal nach bürgerlichem Recht -, würde die Vollstreckung des Todesurteils an Mumia den Weg freimachen für die weitere „legale“ Vernichtung politischer Gegner.
Weltweit, und aucch in der BRD, gibt es das Bestreben, dem „demokratischen Musterland“ USA nachzueifern. Die `Law and Order´- Maßnahmen werden offiziell hier in der BRD mit dem Verweis auf die sogenannten Erfolge in den USA begründet und angewendet: mehr Polizei, mehr Gefängnisse. Noch gibt es hier in Deutschland die Todesstrafe zwar offiziell nicht, doch täglich werden hier Menschen nicht-deutscher Herkunft durch Rassismus umgebracht: Sie werden in ihre sogenannten Herkunftsländer abgeschoben in Folter, wirtschaftliches Elend und Tod, sie werden in ihren Häusern verbrannt, sie werden an der deutschen Grenze erschossen, ertrinken und erfrieren in der Oder und sterben auf andere Art und Weise durch rassistische Übergriffe.
Wir dürfen nicht zulassen, daß Mumia ein Opfer von rassistischem, staatlichem Mord wird !
Es ist dringend notwendig, die internationale Kampagne wieder zu verstärken !
Der Fall Mumia Abu-Jamals ist ein krasses Beispiel eines unfairen und manipulierten Prozesses. Es ist eine Tatsache, daß eine faire und korrekte Anhörung der Fakten vor einem Gericht nie erreichbar ist. Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, auf juristischem Weg eine Lösung erreichen zu können. Ebensowenig dürfen wir auf die Ablehnung des Wiederaufnahmeverfahrens und die Festsetzung eines Hinrichtungstermins warten, denn Mumia ist dann sofort in der beschleunigten Hinrichtungsmaschinerie. Deswegen wurden 1997 die Proteste gegen die Hinrichtung Mumias und für seine Freiheit ausgeweitet.
In Philadelphia, USA, wurde am 6. Dezember 1997 ein internationales Tribunal mit mehr als 1000 TeilnehmerInnen organisiert. Ein international besetztes „Gericht“ mit 23 „Richtern“ verhandelte eine Anklage gegen die für Mumias Todesurteil verantwortlichen Politiker und Institutionen: gegen Richter Sabo, Gouverneur Ridge und die Polizei von Philadelphia. Das „Gericht“ befand die Verantwortlichen der Rechtsbeugung, des Rassismus und der politischen Diskriminierung für schuldig und forderte die sofortige Freilassung Mumias. Eine Delegation des Tribunals übergab das Urteil mitsamt der Begründung dem UN-Menschenrechtsausschuß.
Am gleichen Tag fand eine Demonstration in San Francisco statt mit 5000 TeilnehmerInnen, die die Freilassung Mumias forderten.
Schon vor dem Tribunal, im November 1997, äußerte sich auch amnesty international öffentlich zu dem Fall Mumia Abu-Jamal. Der ai-Generalsekretär Pierre Sane, besuchte Mumia im Todestrakt von Pennsylvania. Anschließend kritisierte er die „...rassistische und ungerechte Anwendung der Todesstrafe“. Er forderte, „...eine umfassende Untersuchung über das offensichtlich rassische Ungleichgewicht einzuleiten, mit dem die Todesstrafe in diesem Staat angewendet wird...“. Die Gefangenen im Todestrakt „...werden dort langsam und systematisch umgebracht - erst spirituell und dann körperlich“. Weiter äußerte sich der ai-Generalsekretär: „ai hat ernsthafte Zweifel an der Gerechtigkeit von Mumia Abu-Jamals Gerichtsverfahren und prüft gegenwärtig, ob der Prozeß mit internationalen Justizstandards vereinbar war. (..) ai befürchtet, daß Mumia Abu-Jamals ursprünglicher Prozeß von dem tiefverwurzelten Rassismus vergiftet worden sein könnte, der die Anwendung der Todesstrafe in Pennsylvania zu beflecken scheint. (...) Angesichts des gegenwärtigen Pro-Todesstrafen-Klimas befürchtet ai eine Lawine des Tötens durch den Staat. Und die Körper werden zum großen Teil die von armen, schwarzen Männern sein.“ (Zitate aus ak Nr.410, 15. Jan.´98 )
Seitdem sich Mumias Situation weiter zuspitzt, wird dies auch in der BRD durch die Kampagnenarbeit wieder verstärkt an die Öffentlichkeit gebracht, durch Filmveranstaltungen und Solidaritätskonzerte, Kundgebungen und Demonstrationen, Spendensammlungen und andere Aktionen. Kann die Ablehnung des Wiederaufnahmeantrages und ein neuer Hinrichtungstermin nicht verhindert werden, sind nach Bekanntwerden der Ablehnung in verschiedenen Städten dezentrale Aktionen vorgesehen. Nach diesem Tag X ist auch eine bundesweite Demonstration in Berlin geplant.
Die Entscheidung fällt nicht in irgendeinem Gerichtssaal sondern auf der Straße! Der Fall Mumia Abu-Jamals muß weiter öffentlich gemacht und die Kampagne gestärkt werden, um den politischen Preis, der für Mumias Hinrichtung zu zahlen wäre, immer höher zu treiben.
Nur so kann erzwungen werden, die Hinrichtung zu stoppen. Nur so kann die Freiheit von Mumia Abu-Jamal erreicht werden, denn dies ist das Ziel der Kampagne. Alles andere, wie z.B. eine Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslängliche Haftstrafe, darf nicht akzeptiert werden.
Pam Africa, Koordinatorin des internationalen Tribunals, sagte dazu: „Die Regierung benutzt falsche Anklagen, einen betrügerischen Prozeß und brutale Inhaftierung und hat die Todesstrafe verhängt, um unseren Bruder für immer zum Schweigen zu bringen. Wir wollen, daß die Menschen verstehen, daß es nicht allein um Mumia geht. Die Verschwörung gegen Mumia ist nur ein Teil eines größeren Ganzen von Polizei-Brutalität, Korruption, Rassismus und ungleicher Bestrafung der Armen. Nur eine Mobilisierung der Massen, die Wahrheit und Gerechtigkeit für Mumia und alle politischen Gefangenen einfordert, kann das Komplott beenden.“
Stoppt die Hinrichtung!
Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

Tag X
Nach Bekanntwerden der zu befürchtenden Ablehnung des Wiederaufnahmeantrags    durch den Obersten Gerichtshof in Pennsylvania, finden in verschiedenen Städten dezentrale Aktionen statt.
Achtet auf Ankündigungen, Plakate etc., erkundigt Euch bei der unten angegebenen Kontaktadresse. Zusätzlich ist nach dem Tag X eine bundesweite Demonstration in Berlin geplant !

Kontakt:
Solidaritätsbündnis - `Free Mumia Abu-Jamal’, c/o B5, Brigittenstr.5, 20359 Hamburg, Fax: 040 / 431 890 38
Jeden Montag Bündnistreffen in der B5 um 20 Uhr
Mumia Abu-Jamal-Café & Volksküche
an jedem 3. und 5. Mittwoch im Monat in der B5 ab 18 Uhr. Dort gibt es:  Filme u.Veranstaltungen (bitte auf aktuelle Ankündigungen achten), Diskussionen, Informationen, Essen u. Trinken
Spenden werden dringend benötigt:
Alle Spenden gehen ausschließlich an Mumias Anwälte in den USA
Spendenkonto: Dr.H.-J. Schneider, Hamburger Sparkasse,Kt.-Nr.:1045798319, BLZ.: 20050550 Stichwort: „Free Mumia Abu-Jamal“