Türkei-Boykott-Kampagne in Dänemark

Türkei-Boykott-Komitee Dänemark

Seit vielen Jahren unternehmen kurdische Organisationen Anstrengungen, die BürgerInnen europäischer Länder davon zu überzeugen, ihren Urlaub nicht in der Türkei zu verbringen, weil die Devisen der Tourismusbranche die Kriegskasse der Militärs füllen. In Dänemark hat sich zu Beginn dieses Jahres ein Komitee gegründet, das die dortige Öffentlichkeit in dieser Hinsicht zu sensibilisieren versucht. Die Redaktion hat das Komitee für Türkei-Boykott gebeten, kurz über ihr bisheriges Wirken und die zukünftigen Ziele zu berichten.

Am 13. Februar 1997 wurde in Kopenhagen das Türkei-Boykott Komitee (Boykot Tyrkiet Komiteen, Denmark) gegründet. Dieses Komitee arbeitet für die Durchsetzung der Menschenrechte in Kurdistan und wie für deren Einhaltung in Dänemark. Derzeit entwickeln wir verschiedenste Initiativen und Aktivitäten, machen Informations - und Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen, Demonstrationen, Happenings etc . Wir haben eine Organisation gebildet, mit der wir versuchen, weite Unterstützung im dänischen Volk, unter den dänischen Politikern und - nicht zu vergessen - der Gewerkschaftsbewegung zu gewinnen.

Allerdings konzentrieren wir unsere Arbeit nicht nur gegen den Völkermord am kurdischen Volk, der durch das türkische Regime verübt wird, sondern arbeiten auch gegen die Unterdrückung verfolgter türkischer Oppositioneller.

Im Rahmen unserer Tourismus-Boykott-Kampagne zur Türkei haben wir z.B. an Diskussionen in Lokalradios teilgenommen und Artikel in Zeitungen verfaßt. Ferner wurde von uns im Internet eine ãAlternative Tourismus Informationsseiteã installiert, Briefe an Reiseagenturen geschrieben mit der Bitte Buchungen für die Türkei zu stoppen. In einem Schreiben wurden 700 Gewerkschaftler aufgerufen, unsere Kampagne zu unterstützen. Mit Plakaten, mit der Aufschrift: ãBoykottiert den Tourismus in der Türkeiã versuchen wir, in die Öffentlichkeit hineinzuwirken. Jeden Freitag stehen wir vor zwei bis drei auf Türkeireisen spezialisierte Reisebüros und verteilen unsere Flugblätter.

Keine Krone für den schmutzigen Krieg

Im letzten Jahr verbrachten 166.000 Dänen ihren Urlaub in der Türkei. In unserem Land steht die Türkei auf Platz drei drei der Lieblingsferienziele. ãDie Türkei unternimmt eine Menge, um ihre Tourismusindustrie auszuweiten und den Zustrom devisenbringender Urlauber zu erhöhen, um dadurch ihre ökonomische Situation zu verbessern. Daher können Sie sicher sein, daß ein Teil ihres Touristengeldes für den schmutzigen Krieg gegen die Kurden ausgegeben wird. Denn etwa 40% des Staatshaushalts fließen in den Topf für den Krieg in der Osttürkei, der kurdischen Regionã, sagen wir in unseren Materialien. Die Türkei weiß den Tourismus auch in ideologischer Hinsicht zu nutzen, indem sie den Touristen sagt: ãKommt und seht unser schönes Land. Es ist nicht wahr, daß wir ein staatsterroristisches Land sind ... .ã

So zielt unsere Tourismus-Boykott-Kampagne einerseits darauf ab wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei zu erreichen. Andererseite wollen wir das dänische Volk über die politische Situation der 30 Millionen Kurden, die nicht das Recht haben, ihre eigene Sprache zu sprechen und kein Recht auf ihr eigenes Land haben, aufklären und informieren. Wir wollen die Rolle des türkischen Militärs in der sogenannten ãdemokratischenã Türkei aufzeigen, eines NATO-Verbündeten Dänemarks, der auf dem Weg in die EU ist. Wir informieren über die Rolle der EU und der USA im Mittleren Osten, um so die Menschen politisch klüger zu machen über die Türkei, Kurdistan und den Mittleren Osten. So wird ihnen die Möglichkeit gegeben, selbst politisch und bewußt zu handeln, auch in der Auswahl ihres Ferienziels.

Später, wenn unsere Organisation stärker geworden ist, wollen wir andere Maßnahmen vorschlagen und die dänische Regierung dazu bringen, unsere politische Forderungen zu unterstützen: zum Beispiel, daß eine solche Türkei keinen Platz im Europarat haben darf; die diplomatischen Beziehungen zur Türkei unterbrochen und der Stop aller Waffenverkäufe erreicht werden müssen.

Wir vergleichen unsere Kampagne mit der damaligen Südafrika-Boykott-Kampagne. Diese war in den 80er Jahren in Dänemark sehr stark. Die dänische Regierung konnte seinerzeit gezwungen werden, per Gesetz alle Beziehungen mit dem südafrikanischen Apartheidssystem einzustellen. Das war sehr wichtig für den Sturz des Apartheid-Regimes.

Wir stehen noch am Anfang glauben aber, daß wir gute Möglichkeiten besitzen, uns zu einer starken Solidaritätsbewegung zu entwickeln. Einige Dinge sind in Dänemark während der letzten ein bis zwei Jahre geschehen, die die Arbeit erleichtert haben. Zum Beispiel wurde ein Kurde mit dänischer Staatsbürgerschaft, Kemal Koc, im März 1996 in Ankara verhaftet, in ein Sicherheitsgefängnis geworfen und gefoltert. Nach vier bis fünf Wochen konnte er mit der Hilfe dänischer Politiker und Menschenrechtsorganisationen wieder freigelassen werden. Kemal Koc ist in Dänemark fast so etwas wie ein ãNationalheldã geworden. So hat er mit seiner Festnahme für die Kurdistan-Solidaritätsbewegung mehr erreicht, als die Arbeit von verschiedensten politischen Gruppen und Institutionen der letzten zehn Jahre! Außerdem hat uns auch das türkische Regime ãsehr geholfenã, weil es fünf bekannte dänische Parlamentsangehörige und Menschenrechtsexperten in der Türkei auf die schwarze Liste setzte. Sie hatten an einem legalen Treffen mit Vertretern des kurdischen Exilparlaments im dänischen Parlament Christiansborg teilgenommen. Diese zwei Dinge haben vielen Menschen das Wesen des türkischen Regimes vor Augen geführt und ihnen die Unterdrückung des kurdischen Volkes nahegebracht.

Unsere Arbeit hat zwar gerade erst begonnen, doch verspüren wir bereits einen guten Wind.

BOYKOTTIERT DIE TÜRKEI - KÄMPFT FÜR MENSCHENRECHTE IN KURDISTAN UND IN DER TÜRKEI