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          KCK-Exekutivratsmitglied Duran Kalkan im Interview
         
          Das verlogene Spiel der AKP wird von der PKK verhindert!
         
          Aziz Köylüoğlu, ANF, Behdînan
        Anlässlich 
          des 33. Gründungsjahrs der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) befragte 
          die Nachrichtenagentur ANF das Mitglied des KCK-Exekutivrats Duran 
          Kalkan, welche Bilanz er für das vergangene Jahr ziehe, welches Niveau 
          die kurdische Frage erreicht habe, welche Rolle die PKK in der derzeitigen 
          Phase spiele, nach der Situation in der Türkei und nach seinen Analysen 
          der Entwicklungen im Mittleren Osten. Das Interview wird hier gekürzt 
          wiedergegeben.
        Die 
          PKK wurde seit ihrer Gründung stets als eine „fremdgesteuerte“ Organisation 
          dargestellt. Wie bewerten Sie, als türkischstämmiger Revolutionär, in 
          diesem Zusammenhang die die Türkei umfassende Perspektive der PKK?
          Zunächst müssen die Fragen geklärt werden: Wie kann die kurdische Frage 
          in der derzeitigen Phase gelöst werden? Wie werden die KurdInnen ihren 
          Platz in der neuen Welt, in der erneuerten Region einnehmen? Was wird 
          aus dem Status Kurdistans?
          Das sind zurzeit die Schwerpunkte der PKK. Die Bewegung setzt sich im 
          Rahmen von Demokratie und Freiheit mit den Fragen der Anerkennung der 
          kurdischen Identität, des friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens 
          der KurdInnen mit ihren NachbarInnen, des gleichberechtigten Status, 
          wie andere Völker ihn auch haben, auseinander. Mit mehrfacher Regeneration 
          und Innovation versuchen wir diese zentralen Anliegen seit 20 Jahren 
          zum Erfolg zu führen. Dafür hatte sich die PKK in puncto Philosophie, 
          Ideologie, politisches System, Parteiprogramm, Organisationsstruktur, 
          Taktik und Strategie transformiert. Auf dieser Grundlage betreibt sie 
          heute ihre Politik.
          Dass die PKK solch eine international und regional wichtige Rolle spielt, 
          resultiert selbstverständlich nicht nur aus der Beschäftigung mit der 
          kurdischen Frage. Natürlich leitet sie ihre Herangehensweise von den 
          sich verändernden Entwicklungen in Kurdistan ab. Aber für eine solch 
          relevante Organisation sind ein ethisches Selbstverständnis, eine politische 
          Linie, ein philosophisch-ideologisches Weltbild die ausschlaggebenden 
          Ursachen für einen Erfolg. Die Grundlage dafür nahm mit Abdullah Öcalan 
          ihren Anfang. Eigentlich hatte die PKK, ob vor oder nach der Jahrhundertwende, 
          immer einen individuellen Charakter, sodass sie sich von den üblichen 
          Volksbefreiungs- oder sozialistischen Bewegungen unterschied. Dieser 
          Unterschied machte die PKK zu einem regional und international bedeutenden 
          Akteur.
          Aber worin bestand dieser Unterschied? Wir waren nie engstirnig und 
          nationalistisch. Wie der Realsozialismus oder andere Volksbefreiungsbewegungen 
          waren wir nie von einem nationalen Staatsgebilde abhängig.
          Seit ihrer Entstehung distanziert sich die PKK vom Nationalismus. Sie 
          steht im Gegensatz zu einer engstirnigen und nationalistischen Bewegung. 
          Selbst in der Zeit, als sie die kurdische Freiheit in einem separaten 
          Staat sah, die der realsozialistischen Idee sehr nahekam, betonte sie 
          stets die strategische Notwendigkeit eines einheitlichen und friedlichen 
          Zusammenlebens in der Türkei und im Mittleren Osten. Ihre Transformation 
          basierte ebenso auf einer einheitlichen und friedlichen Koexistenz. 
          Die PKK hatte sich in der Vergangenheit zwar auf die völlige Unabhängigkeit 
          konzentriert, allerdings auch zu jener Zeit eine Freiheit angestrebt, 
          die alle anderen ebenso betreffen sollte. So sind die türkische und 
          die kurdische Revolution ein untrennbarer, solidarischer und gemeinsamer 
          Kampf.
         
          Sie sagen, dass die PKK die „freie Gemeinschaft“ anstrebt. Was sagen 
          Sie zur „Einheit durch den Islam“ der AKP-Regierung?
          Trotz der aktuellen Kriege in unserer Region gehen sich die Menschen 
          nicht an die Gurgel oder bekriegen sich Gesellschaften nicht untereinander, 
          weil die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben nicht ausgelöscht 
          ist. Die Menschen glauben noch immer daran. Aber wieso?
          Gerade wegen der durch Öcalan initiierten Ideologie der PKK. Manche 
          wollen aber diese Tatsache nicht erkennen und versuchen, im Gegenteil, 
          ihren Profit daraus zu ziehen. Die PKK jedoch versucht eben nicht zu 
          trennen, sondern fördert die Einheit, die Geschwisterlichkeit der Menschen 
          auf der Grundlage von Demokratie und Freiheit. Im Gegensatz zu den ganzen 
          unbelehrbaren, chauvinistischen türkischen Linken, zu Burkay, der den 
          Nationalismus nicht überwunden hat, oder zum falschen Islam Erdoğans. 
          Nun ist Letzterer mit seinem Islamismus aufgetaucht.
          Sie sagen: „Wir sind eins mit dem Islam!“ Was hat das damit zu tun? 
          Was ist das für eine Einheit, die die KurdInnen seit Jahrhunderten verleugnet 
          und getötet hat? Als in Amed (Diyarbakır) und Çewlik (Bingöl) Massaker 
          an den KurdInnen begangen wurden, als der Scheich-Said-Aufstand niedergeschlagen 
          war und alle erhängt wurden: Wo war dieser Islam? Wo war diese religiöse 
          Einheit? Als Abdulselam Barzani oder Qazi Mohammed hingerichtet wurden, 
          wo war die sogenannte muslimische „Brüderlichkeit“, die sie propagieren? 
          Nichts von dem war vorhanden! Nun gibt es eine kurdische Geschwisterlichkeit, 
          eine Einheit, die sich in der kurdischen Gesellschaft etabliert hat. 
          Diese wollen sie uns rauben. Diese Einheit hat die PKK geschaffen und 
          entwickelt. Trotz der unmenschlichen Unterdrückung und Beleidigung, 
          die die KurdInnen erleben mussten, fühlen wir keinen Hass gegen die 
          AraberInnen, TürkInnen oder IranerInnen. Nein, stattdessen wählten wir 
          die PKK – die freie Gemeinschaft!
         
          Wie bewerten Sie die Behauptungen einiger liberaler Intellektueller, 
          der Staat habe sich entwickelt, die PKK nicht?
          In Wirklichkeit hat sich der Staat nicht verändert. Die AKP begann im 
          Namen der Entwicklung aufzusteigen, doch schwenkte sie schon bald auf 
          die chauvinistische, regressive Linie der Ergenekon-Politik ein. Erdoğan 
          sagt es doch selbst: „ein Staat, eine Nation, ein Vaterland!“ Was unterscheidet 
          ihn also von Kenan Evren, dem Putschgeneral von 1980? Oder vom derzeit 
          inhaftierten Hursit Tolon? In gar nichts unterscheiden sie sich! Vor 
          dem Gericht der Putschisten sagte der Faschistenführer Alparslan Türkeş 
          einst: „Unser Geist ist an der Macht, doch wir sind im Gefängnis.“ Und 
          nun sagen die Ergenekon-Verurteilten dasselbe. Nichts hat sich geändert.
          Im Gegensatz dazu hat sich die PKK transformiert, da sie eine ehrliche 
          Lösung fordert. Dabei trat die demokratische Gesellschaft hervor. Sie 
          lehnt den Staat nicht komplett ab, verlangt aber eine Beschränkung seiner 
          Kompetenzen, um sich den Raum für die eigene Entwicklung zu schaffen. 
          So kann auch die kurdische Frage in der Türkei auf demokratischer Ebene 
          weiter behandelt werden. In diesem Sinne hat die PKK eine Entwicklung 
          durchgemacht. Sie hat sich in eine freie gesellschaftliche Bewegung 
          verwandelt. Diese Bewegung hat das Staats- und Machtparadigma definitiv 
          überwunden. Mit Nationalismus oder Chauvinismus hat sie nichts am Hut. 
          Außerdem hat sie durch ihr demokratisches Prinzip den Pluralismus in 
          der Gesellschaft weiterentwickelt. Von der realsozialistischen „Einparteienmacht“ 
          und dem allgemeinen Staatsgedanken hat sie sich komplett gelöst. Aber 
          gerade die AKP entwickelt sich zum „Einparteiensystem“ in Richtung Diktatur. 
          Tayyip Erdoğan will nach Atatürk und İsmet İnönü der dritte mächtige 
          Chef der Türkei werden. Die PKK hat dafür eine ethische Revolution durchgemacht. 
          Diese Veränderungen empfand sie als notwendig. Die wurden auch stets 
          schriftlich festgehalten und praktisch gelebt. Die PKK widersteht mit 
          der geballten gesellschaftlichen Kraft jeglichen Attacken. Ihr erfolgreicher 
          Widerstand ist dafür praktischer Maßstab, der Widerstand, der die ganze 
          Zeit nicht gebrochen und besiegt werden kann.
         
          Wieso blieben die Friedensverhandlungen trotz der Bemühungen der PKK 
          erfolglos?
          Bereits 1993 erreichten Aufklärung und Organisierung des kurdischen 
          Volkes ein beachtliches Niveau. In Anbetracht der globalen Veränderungen 
          entwickelte Abdullah Öcalan schon damals eine friedliche Herangehensweise 
          an die kurdische Frage. Dabei bekämpfte der faschistische, türkisch-chauvinistische 
          Verleugnungsstaat mit allen verfügbaren und unmenschlichen Mitteln kurdische 
          Organisationen und ihre UnterstützerInnen, um eine Lösung zu unterbinden. 
          Er entwickelte spezielle Komplotte, wie zum Beispiel im Falle des Angriffs 
          mit den 33 getöteten Rekruten im Jahre 1993, das in Wirklichkeit vom 
          Generalstab des Doğan Güneş durchgeführt und der Bewegung in die Schuhe 
          geschoben worden war. Gegenüber den damit legitimierten Angriffen der 
          türkischen Armee leistete die Bewegung einen langen Widerstand, der 
          von 1993 bis 1998 zahlreiche Opfer fordern sollte. Als der Vorsitzende 
          Öcalan trotzdem wieder auf eine friedliche Lösung setzte, erklärte er 
          am 1. September 1998 den dritten einseitigen Waffenstillstand, der letztendlich 
          mit dem Komplott vom 15. Februar 1999 endete.
          Der Staat interpretierte die Friedensbemühungen der PKK stets als Schwäche 
          und erhofft sich bis heute, diese „Schwäche“ für seine Vernichtungspolitik 
          zu nutzen. Seine Rechnung ging auf, als wir das Komplott vom 15. Februar 
          nicht erkannten, sodass wir in ein Vakuum fielen. Selbst wenn die Hinrichtung 
          Öcalans abgewendet wurde, so konnten wir den Imralı-Prozess nicht auflösen.
          Aber wir antworteten dadurch, dass wir uns in eine Transformation vertieften, 
          die 1993 mit den Komplotten begann, womit wir uns philosophisch, ideologisch, 
          politisch, strategisch und taktisch weiterentwickelten und die PKK zu 
          einem international relevanten Akteur in Form einer Bewegung machten. 
          So hielten die Bemühungen um eine friedliche Lösung an, was auch Gespräche 
          und leider aber auch Gefechte in Gang setzte. Wenn wir uns diese Zeit 
          vor Augen führen, so setzten sich die Volksaufstände fort, seit dem 
          1. Juni 2004 begannen wieder diverse militärische Auseinandersetzungen. 
          Lösungen wurden gefordert, worauf die AKP-Regierung nicht wie erwünscht 
          reagierte. Sie kündigte Lösungs- und Annäherungsbereitschaft an, was 
          Hoffnungen weckte. Die PKK wiederum schuf mehrere Gelegenheiten, auf 
          die die AKP nicht einging. Stattdessen gewann sie mit ihrer Hinhaltetaktik 
          Zeit und Kraft, um mit US-Unterstützung einen umfassenden Vernichtungskrieg 
          gegen uns zu führen. Das ist im Prinzip die Bilanz seit 2007.
         
          Vor der Parlamentswahl in der Türkei waren die Friedenshoffnungen 
          groß. Was aber ist passiert, dass die Situation wieder in einem Krieg 
          eskalierte?
          Als wir am 1. Oktober 2006 erneut einen einseitigen Waffenstillstand 
          ausriefen, antwortete uns die AKP in Zusammenarbeit mit dem türkischen 
          Generalstab und den USA mit einer umfassenden Kriegsoffensive. Dieser 
          Krieg wurde ebenfalls auf politischer und ideologischer Ebene gegen 
          uns und Herrn Öcalan ausgeweitet. Die am 14. April begonnenen Operationen 
          werden bis heute ausgetragen. Wir verstehen dieses Unternehmen als einen 
          „Politizid“, als die physische und mentale Ausmerzung aus dem politischen 
          Geschehen. In diesem Zusammenhang drang die türkische Armee tief ins 
          südkurdische/nordirakische Gebiet ein, wir ließen sie aber ins Leere 
          laufen. Auch Apo widerstand der türkischen Vernichtungspolitik mit solidarisch-demokratischer 
          Kraft und enthüllte von Imralı aus das taktische Kalkül der AKP. Die 
          türkische Regierung hat zwar ihre Kriegskonjunktur wiederbelebt, aber 
          es muss gesagt werden, dass die Kriegspolitik der USA und die wirtschaftlich-politischen 
          Beziehungen der EU-Staaten im Mittleren Osten der AKP einen guten Nährboden 
          bieten. Sie investieren nämlich die erbeuteten Ressourcen in den Krieg.
          Eigentlich hatten die Gespräche der Regierung mit Imralı einen entscheidenden 
          Punkt erreicht. Alle setzten ihre Hoffnungen auf die Wahlergebnisse 
          vom 12. Juni 2011. Allerdings ergab sich mit dem NATO-Angriff auf Libyen 
          eine neue Situation. Die Lösung der kurdischen Frage wurde schnell sekundär, 
          nachdem die Türkei Gespräche mit den USA und Frankreich aufgenommen 
          hatte. Es wurde ausgehandelt, dass der Lösungsprozess torpediert wird 
          und die Regierung „grünes Licht“ für ihre Repression erhält, wogegen 
          die AKP wiederum der NATO Unterstützung zusicherte.
         
          Welche Rolle weisen die USA der AKP zu?
          Die USA benötigen jegliche Unterstützung loyaler Staaten im Mittleren 
          Osten, um die Veränderungen und Kriege in der arabischen Welt zu formen 
          und vor allem zu kontrollieren. In dieser Hinsicht spielt der „gemäßigte 
          Islam“ der AKP eine wichtige Rolle. Die Türkei setzt Hoffnungen in ihre 
          seit 150 Jahren kreierte türkische Modernität, indem ihr Macht und Wege 
          offeriert werden. Die gegenwärtige Macht in der türkischen Modernität 
          nutzt diese Chance, um die Freiheits- und Demokratiebewegung einzustampfen 
          und die KurdInnen mit Massakern zu bezwingen. Wir werden aber selbst 
          in dieser kritischen Phase weiterhin Widerstand leisten.
          Die Fethullah-Gülen-Gefolgschaft sagt: „Genauso, wie Sri Lanka die Tamilen 
          zermalmt hat, werden wir die PKK zermalmen.“
          Mit diesem Kalkül versuchte es die AKP, aber sie konnte uns nicht „zermalmen“. 
          Weder ist die Türkei Sri Lanka, noch ist Kurdistan Tamil Eelam. Mit 
          der Unterstützung der Gesellschaft ist die PKK de facto eine demokratische 
          Volksbewegung. Eine Bewegung, die in der Lage ist, die Stärke und die 
          Einheit von KurdInnen und türkischen demokratischen Kräften zu bündeln. 
          Die AKP jedoch stützt sich lediglich auf die Hilfe der USA, um uns zu 
          bekämpfen. Aktuell steht dagegen Syrien im Fokus.
         
          Welche Entwicklungen könnte es im Mittleren Osten aus kurdischer Sicht 
          geben?
          Wie bereits erwähnt, wollen die USA in Anbetracht der zugespitzten Lage 
          im Hinblick auf Iran und Syrien ihre geostrategische Partnerin, die 
          Türkei, auf ihrer Seite wissen. Dafür will die Türkei die Vernichtung 
          der kurdischen Bewegung. Auf der Waagschale liegen also auf der einen 
          Seite Iran und Syrien und auf der anderen die KurdInnen und die PKK 
          zur Verhandlung. Die opportunistischen Bestrebungen der AKP sollen zu 
          einer Offensive von USA und EU gegen die KurdInnen führen. Außerdem 
          sollen die USA die Massaker gegen das kurdische Volk ignorieren. Das 
          ist eine Tatsache. Die Frage ist, ob die Pläne der Türkei aufgehen könnten. 
          Fakt ist, dass die USA zwar die Türkei oder andere Staaten in geostrategischer 
          Hinsicht brauchen, doch ebenso die KurdInnen. Die leben nämlich nicht 
          nur im Norden, sondern auch im Süden, im Westen und im Osten Kurdistans. 
          Die USA können es sich nicht leisten, diese Realität zu übergehen.
          Welche Politik verfolgen die USA? Sie benutzen zurzeit die Türkei, um 
          die arabischen Führer zu stürzen. Auch Syrien soll gestürzt werden. 
          Doch Herr Öcalan hat es bereits gesagt: Wenn der Iran ebenfalls fallen 
          sollte, dann ist die Türkei an der Reihe. Diese US-Interventionen werden 
          sich definitiv auch auf die Türkei auswirken. Aber dies würde dem kurdischen 
          und türkischen Volk einen erheblichen Schaden zufügen, wovon wieder 
          fremde Mächte profitieren werden. Wir wollten lediglich unsere Probleme 
          unter uns lösen, damit die Menschen im Mittleren Osten etwas davon haben. 
          KurdInnen und TürkInnen gemeinsam für ein gemeinsames Leben! Aber die 
          fremden Hegemonien haben keine solchen Absichten. Die AKP ignoriert 
          diese Tatsache und kann sich von ihren opportunen Zielen nicht lösen. 
          Sie lässt sich von den USA und der EU mit Krediten und Waffen vollstopfen. 
          Mit dieser Hilfe setzt sie sogar Chemiewaffen ein.
         
          Angesichts der aktuellen Lage, welche Art von Widerstand erwarten Sie?
          Wir befinden uns in einer Widerstandsphase und -form, wir nennen sie 
          mal „revolutionären Volkskampf“. Was auch immer behauptet wird: Der 
          Kampf gilt unserem Recht auf freie Existenz. Der wird politisch oder 
          als Guerillakampf praktiziert. Außerdem gibt es die Volksaufstände; 
          das Volk leistet selbst Widerstand. Wir verfolgen daher eine dementsprechende 
          Politik. Mit der Kraft aus dem Norden, Süden, Westen und Osten Kurdistans 
          lassen wir die von außen unterstützten AKP-Angriffe ins Leere laufen 
          und streben eine eigene Lösung an. Ebenso wollen wir die demokratischen 
          Kräfte in der Türkei zueinanderführen und einen einheitlichen Protest 
          initiieren. Deshalb sind wir der Meinung, dass der Demokratische Kongress 
          der Völker zu einer demokratischen Türkei führen wird. Wieso beschuldigt 
          die AKP stets die kurdische Bewegung, den Krieg zu bevorzugen?
          Die AKP will provozieren. Sie animiert Europa und die USA, sich gegen 
          die KurdInnen zu stellen. Auf solche Spielchen lassen sich die KurdInnen 
          und die PKK nicht ein.
         
          Wie werden Sie als PKK ins neue, 34. Kampfjahr kommen?
          Das 34. Widerstandsjahr der PKK wird eine neue, intensive Phase werden. 
          Die nach den Weltkriegen etablierten Regierungen, politischen Strukturen 
          und Staatssysteme im Mittleren Osten stürzen oder lösen sich auf. Doch 
          die Staaten existieren weiterhin und regenerieren sich. Wie sie sich 
          aber entwickeln werden, ist ungewiss. In unserem 34. Jahr werden auch 
          die verbliebenen Herrschaften stürzen, weil ihr Ende gekommen ist. Ihr 
          Überleben ist ausgeschlossen. Die 40-jährigen Bemühungen der PKK sind 
          an einem Wendepunkt angekommen.
          Wie der Vorsitzende Öcalan es vorgeschlagen hatte, sind eine Konferenz 
          und ein Kongress zur nationalen Einheit wichtig, um eine gemeinsame 
          kurdische Perspektive zu schaffen.
          Die Institutionalisierung der kurdischen, demokratischen Vereinigungen 
          ist entscheidend.
          Es wird sich zeigen, wer am Ende erfolgreich sein wird. Die AKP verfügt 
          über gewisse Argumente. Aber die PKK hat mit dem kurdischen Volk auch 
          ein mächtiges Wort mitzureden! Die kurdische Gesellschaft hat sich transformiert, 
          genauso wie die PKK. Sie wollen eine Demokratie, die ein „Einparteiensystem“ 
          in Kurdistan ablehnt und allen größenwahnsinnigen Vorstellungen der 
          AKP einen Strich durch die Rechnung macht. Im Grunde ist die kurdische 
          Bevölkerung aufgeklärt und hat die Freiheit gewählt. Sie ist entschlossen, 
          frei zu leben. Wir sind davon überzeugt, dass die PKK in ihrem 34. Jahr 
          die Machenschaften der AKP beenden wird. Diese externen Vernichtungs- 
          und Verleugnungspläne, mit ihrem politischen und psychologischen Kalkül, 
          werden ein Ende haben. Und stattdessen wird sich eine auf Solidarität 
          und Geschwisterlichkeit stützende demokratische Lösung der kurdischen 
          Frage erheben. Das wird sich auf eine Neustrukturierung des Mittleren 
          Ostens auswirken, sodass mit einem freien Kurdistan eine demokratische 
          Region einen Schritt näher rückt. Unsere Überzeugung und unser Kampf 
          sind damit untermauert. Wir werden uns mit unserer ganzen Kraft einsetzen.
          In diesem Sinne wünsche ich für das 34. Kampfjahr allen, die sich für 
          ein freies Kurdistan, einen demokratischen Mittleren Osten und für die 
          freie, demokratische Menschheit einsetzen, viel Erfolg.