Platz
für neue demokratische Organisationsstruktur eröffnet
Zur
Auflösung des KADEK
Erklärung des Freiheits-
und Demokratie-Kongresses Kurdistans, KADEK
Als
die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) erklärte, sie habe ihre historische
Mission erfüllt, und sich auf dem 8. Kongress im April 2002 auflöste,
gab der Kongress für Freiheit und Demokratie in Kurdistan (KADEK)
seine Gründung bekannt und gelobte, das Erbe des Kampfes für
die Befreiung der Kurd(inn)en anzutreten. Der KADEK stellte einen wichtigen
Abschnitt im Transformationsprozess der demokratischen kurdischen Bewegung
dar und unternahm bedeutsame Schritte zur Lösung bestehender Konflikte
durch Demokratisierung. Diese Schritte erwiesen sich jedoch als unzureichend,
um den Stillstand zu überwinden, der von der tief verwurzelten Politik
der herrschenden Staaten herrührt, den Kurdinnen und Kurden jegliche
Rechte zu verweigern.
Die zahlreichen Aufrufe des KADEK zum Dialog blieben trotz des vierjährigen
einseitigen Waffenstillstands der Guerillakräfte seit 1999 unbeantwortet.
Im August 2003 stellte der KADEK eine detaillierte Roadmap als einen konkreten
und praktikablen Rahmen vor, in dem die die Kurd(inn)en betreffenden Missstände
in den einzelnen Staaten zur Sprache kommen können - mit dem Ziel
eines jeweils bilateralen Prozesses zwischen der Vertretung der Kurd(inn)en
und den Regierungen der Türkei, des Irak, des Iran und Syriens. Der
KADEK rief gleichzeitig zur Koordination zwischen den bestehenden kurdischen
Parteien auf. Ohne Zweifel hatte die vom KADEK eingenommene Haltung einen
ermutigenden Einfluss auf den politischen Prozess, der zu rechtsstaatlichen
Veränderungen in der Türkei führte, einschließlich
der Abschaffung der Todesstrafe und der Aufhebung des Verbots der kurdischen
Sprache. Die Organisationsform eines Kongresses ermöglichte den Aufbau
spezifischer Organisationen entsprechend der Bedürfnisse der Kurd(inn)en
in den verschiedenen Ländern und förderte die Dezentralisierung
durch die Möglichkeit autonomer politischer Arbeit in den entsprechenden
Bereichen. Das Programm und die organisatorische Struktur des KADEK wurde
jedoch den Anforderungen des politischen Kampfes für eine pluralistische
und demokratische Gesellschaft nicht gerecht. Reste des leninistischen
Parteimodells sowie traditionelle dogmatische Denkstrukturen des Mittleren
Ostens formten eine eingeengte und hierarchische Struktur, der das Einbeziehen
neuer sozialer Gruppen und demokratischer Elemente nicht gelang.
Diese Mängel hatten einen nachteiligen Effekt auf das grundlegende
Ziel des KADEK, einen Dialog zwischen den Schlüsselfiguren der kurdischen
Frage im Mittleren Osten zu entwickeln. Bei aller Missbilligung der anhaltenden
Bestrebungen der herrschenden regionalen Staaten und einiger internationaler
Kräfte, den kurdischen Befreiungskampf durch einen klaren Missbrauch
des Begriffs "Terrorismus" zu vernichten, ist sich der KADEK
seiner eigenen Verantwortung für die Auflösung dieser Situation
bewusst. Die substantielle demokratische Öffnung, die im Programm
der Organisation zum Ausdruck kommt, spiegelte sich nur unzureichend in
ihrer inneren Struktur wider. Die personelle Kontinuität auf der
Führungsebene begünstigte die oberflächliche Auffassung,
der KADEK sei lediglich die Fortsetzung der PKK. Dies wiederum verdarb
die internationale Anerkennung und beeinflusste den anvisierten Demokratisierungsprozess
negativ.
Die Politik der Staaten der Region beruht weiterhin auf der Nicht-Anerkennung
der kurdischen Realität. Auch wenn dies mit internationaler Unterstützung
der Politik als wichtigster Grund gesehen werden muss, dass bisher keine
Vereinbarung erzielt werden konnte, ist es Aufgabe der kurdischen Bewegung
eigene Schritte zu unternehmen, um eine Lösung zu ermöglichen.
Die jüngsten Entwicklungen im Mittleren Osten und die allgemeinen
politischen Umstände geben uns bedeutende Möglichkeiten für
eine Demokratisierung und die Lösung des kurdischen Konflikts. Diese
Entwicklungen können zum Vorteil des kurdischen Volkes genutzt werden,
wenn dessen organisierte Kräfte den Willen verkörpern, zu einer
realistischen Lösung zu gelangen.
Aus diesen Gründen wird der Kongress für Frieden und Demokratie
in Kurdistan aufgelöst, um den Weg für eine neue, demokratische
Organisationsstruktur frei zu machen, die eine breitere Beteiligung erlaubt.
Diese neue Struktur soll die Interessen des kurdischen Volkes vertreten;
gemäß internationalen Kriterien und dem Streben nach demokratischer
und rechtmäßiger Artikulation dienlich im Hinblick auf das
Erreichen einer friedlichen Einigung mit den herrschenden Nationalstaaten.
November 2003
KADEK
Kongra Azadî u Demokrasiya Kurdistan
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