Im Laufe seiner Geschichte hat Urfa nie seine Besonderheiten verloren

URFA

Vom Kurdistan Informations-Zentrum

Urfa liegt in Südostanatolien, nahe der syrischen Grenze. Im Norden und Westen der Region fließt der Euphrat. Ebenen wechseln mit niedrigen Plateaus; der höchste Punkt ist der Karacadag mit 1914m. Das Zentrum der Provinz Urfa liegt 549m über dem Meeresspiegel. Die Menschen der Umgebung leben hauptsächlich von Landbau und Viehzucht. Da in der Region Urfa ein kontinentales Klima vorherrscht, ist es hier nicht so kalt, wie in den anderen östlichen Gebieten. Die beste Reisezeit liegt in den Monaten April, Mai, Juni, September und Oktober. Da es im Juli und August fast unerträglich heiß ist, ist es nicht ratsam, in diesen beiden Monaten in die Region zu reisen.

Urfa ist aus allen vier Himmelsrichtungen über Fernstraßen zu erreichen. Bis Istanbul sind es 1253km, bis Ankara 829km, bis Antakya 342 km, bis Antep 144km, bis Adiyaman 160km, bis Diyarbakir 185km und bis nach Mardin 183km. Der nächste Bahnhof befindet sich im Kreis Akcakale und die am nächsten liegenden zivilen Flughäfen in Diyarbakir und Antep.

Geschichte

Ausgrabungen bei Ruinenhügeln und Höhlen in der Provinz Urfa haben ergeben, dass sich hier schon 8000 Jahre v. Chr. Menschen angesiedelt hatten. Die Gegend war früher dicht bewaldet, wie auch Skelettfunde von verschiedensten Waldtieren beweisen.
Vermutlich war Urfa in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. Hauptstadt der Hurriter, eines indoeuropäischen Volkes, das aus der Gegend des Van-Sees Richtung Süden zog. Der hethitische König Schuppiluliuma zerstörte um 1370 v. Chr. die Stadt, ein Schicksal, das sich in der Geschichte Urfas noch oft wiederholen sollte. Um 1200 v. Chr. unterstand die Stadt dem Befehl der Fürsten von Karkamis, im 4. Jh. v. Chr. wurde sie von Alexander erobert. Dessen Nachfolger bauten sie neu auf und gaben ihr den Namen Edessa. Ab 130 v. Chr. war Urfa Sitz eines Königreiches, das später unter römische Herrschaft gelangte. Bereits im 2. Jh. u. Z. breitete sich hier das Christentum aus, das anfänglich mit dem mondanbetenden Sin-Kult im nahen Harran konkurrierte. Im 4. und 5. Jh. war Urfa ein bedeutendes Zentrum des nestroianischen Christentums. Im 6. Jh. fielen die Sassaniden ein, 628 wurde Urfa von den Byzantinern zurückerobert, aber nur für kurze Zeit. Zehn Jahre später kamen die Araber, die die Stadt im Jahr 1030 wieder an die Byzantiner verkauften. Es folgte eine armenische Herrschaft, die ihrerseits kurz unterbrochen wurde von den Seldschuken. Im 12. Jh. machten die Kreuzfahrer auf ihrem Weg nach Jerusalem Halt in Urfa und gründeten die ‚Grafschaft von Edessa', die ebenfalls keinen Bestand hatte. 1182 war der Kurde Saladin in Urfa und 50 Jahre später der Seldschukensultan Alaeddin Keykobat. Es folgten die Mongolen, ägyptische Mamelucken und Timur Lenk. Sultan Selim unterwarf die Stadt 1516, gefolgt von den Persern. Zuletzt okkupierten die Franzosen Urfa 1920 und zogen nach einjähriger militärischer Anwesenheit wieder ab.

Obwohl Urfa im Laufe seiner Geschichte unzählige Male okkupiert wurde, hat es nie seine Besonderheiten verloren. Es ist das Ergebnis historischer Dialektik, dass die militärischen Besatzer immer wieder gezwungen waren, die Region zu verlassen.

Geschichte und Natur

Die Region Urfa hat besonders in der hebräischen und islamischen Mythologie eine große Bedeutung. So wurde sie in den heiligen Schriften als die Stadt genannt, in der bedeutende Propheten geboren wurden oder gelebt haben. So hielt sich auch Abraham auf seinem Weg von Ur nach Kanaan einige Zeit in Urfa auf. Der grausame König Nemrut wollte ihn damals wegen seines monotheistischen Glaubens auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Doch Gott verhinderte Abrahams Tod, indem er das Feuer zum Wasser eines Teiches und das Holz zu Fischen werden ließ. Noch heute glaubt man in der Region an diese Sage von der Entstehung des Teiches in Urfa mit seinen heiligen Fischen. Als weiterer heiliger Ort wird eine Höhle in der Nähe des Teiches verehrt, in der Abraham geboren worden sein soll. In den religiösen Schriften der Hebräer und Moslems wird weiter davon berichtet, dass auch Moses, David, Adam und Hiob in Urfa gelebt haben sollen.

Besonders Harran mit seinem Sin-Kult ist zu einem Zentrum der Kulturen geworden. Die Rolle, die Urfa für verschiedene Religionen gespielt hat, und die heute noch vorhandenen historischen Spuren, haben die Region nachhaltig geprägt.

Zitadelle (Urfa Kalesi)

Auch wenn nicht bekannt ist, wann genau die Zitadelle erbaut wurde, lassen der Hauptfelsen und die Bauform erkennen, dass ihre Entstehung in die Zeit der Kreuzfahrer fällt. Es ist ersichtlich, dass die später zu militärischen Zwecken befestigte Zitadelle hauptsächlich in der Zeit, in der sich die Christen in Urfa befanden, benutzt wurde. Die Zitadelle, die über eine innere und äußere Festungsmauer verfügte, konnte durch drei Tore im Osten und Westen betreten werden. In der quadratischen äußeren Festungsmauer ist das Harran-Tor der einzige heute noch erhaltene Eingang. Dort sind die in Stein gemeißelten Reliefs von einem doppelköpfigen Adler, einem Löwen und einer mit einem Kaftan bekleideten Figur erkennbar. Die in der Zeit von 240-242 erbaute 1000m lange innere Festungsmauer erinnert an einen Kreis. Auf einer der beiden Säulen befindet sich ein Denkmal mit der aramäischen Inschrift: "Ich bin Eftuha, der Sohn der Sonne, diese Säule habe ich für Shalmet, die Tochter Manos erbauen lassen." Die Säulen haben eine Höhe von 17,25 m und einen Durchmesser von 4,60m.

Museum

Die in dem Museum ausgestellten Fundstücke spiegeln die früh- und spätgeschichtlichen Kulturen wider; sie stammen aus der Jung- und Altsteinzeit und gehören archäologisch der Zeit der Mitannen, Babylonier, Assyrer, Hethiter und der nachfolgenden Epochen an. Darüber hinaus existieren auch noch einige wenige Funde aus der Bronzezeit. In einem weiteren Ausstellungsraum befinden sich besondere ethnographische Objekte der Region. Berühmt sind der "Mondgott" und die "Steinkatze".

Harran

Harran liegt 44km südlich der Provinz Urfa. Die Geschichte Harrans ähnelt sehr stark der Urfas und spielte seit der Zeit um 3000 v. Chr eine wichtige Rolle. Seine Blütezeit dauerte bis in das 8. Jh. hinein an. Obwohl sich der Zeitpunkt der Gründung Harrans nicht genau bestimmen lässt, weiß man, dass es eines der ersten Siedlungsgebiete der Indoeuropäer war. In den Jahren um 2000 v. Chr. war Harran nach der alten Assyrerstadt das zweite große Zentrum. Die damals von den Babyloniern besetzte Stadt war unter den Namen "Uru, Ki und Kaskal al Harran" bekannt. Die Assyrer nannten sie in ihrer Sprache "I na-Harran". In der Zeit der hurritisch-mitannischen Herrschaft war Harran ein wichtiges Zentrum von Handel und Landwirtschaft. Der damalige Name Harayan, der so viel bedeutete wie "Kreuzung vieler Wege", wurde in Harran umgeändert und bis in die heutige Zeit beibehalten. In Harran wurde die erste Universität der Geschichte gegründet; sie wurde nach dem Einmarsch der Turkmenen von den Mongolen besetzt und verbrannt. Vom antiken Harran sind heute nur noch wenige Überreste der 4km langen Mauer und ein Teil des Außentores übrig. Von den Bauweisen und -techniken der Ejjubiden zeugen noch Ruinen und die Überreste des Minaretts der Ulu Camii. Ein Teil der Ruinen gehört zu den Fundamenten der Harran-Universität, der ersten Universität der Welt.

Birthas (Birecik) Kalesi

Die Burg, ein indoeuropäisches Siedlungsgebiet und von den Mitannen beherrscht, wurde von den Assyrern besetzt und später wieder restauriert, wie aus einer Keilschrift von Salmanasar II. hervorgeht. Die 36m hohe und mit den 12 Sternzeichen geschmückte Burg ist im Nordosten und im Osten von Gräben umgeben. Mit seiner großartigen Architektur, seinen Toren, den Sternzeichen und Türmen umgibt die Burg die Stadt wie ein Halbkreis. Die Burg wurde in allen Zeiten immer wieder restauriert und benutzt.

Küche

Die Region Urfa verfügt über eine sehr vielfältige und abwechslungsreiche Küche. Obwohl die Speisen mittlerweile in der ganzen anatolischen Region verbreitet sind, gelten Borani, Dövmec und Ikiparmak noch immer als typische Gerichte der Provinz Urfa. Es überwiegen Speisen, die mit ausgelassener Butter und Kräutern zubereitet werden. Darüber hinaus sind Süßspeisen sehr beliebt.

Besonders berühmt sind Cig Köfte:
In eine große flache Schüssel ein Kilo köftelik Bulgur (fein gebrochene Weizengrütze) geben. Dann in eine Ecke der Schüssel eine feingehackte Zwiebel, feingehackte Petersilie, Salz, 150g getrockneten, gebrochenen scharfen Paprika, einen halben Teelöffel Paprikapulver, einen Esslöffel Tomatenmark, einen halben Teelöffel Paprikamark und 500g feines, mageres Rinder- oder Lammgehacktes hinzufügen. Man beginnt den Bulgur unter Hinzufügen von wenig Wasser gut durchzukneten. Wenn er beginnt weich zu werden, langsam die Gewürze sowie das Tomaten- und Paprikamark unterkneten. Danach die Zwiebel und die Petersilie unter weiterem Kneten hinzufügen. Wenn alles gut durchgeknetet ist, aus der Masse mit der Hand längliche Bällchen formen und mit einer Garnitur aus Römischem Salat, Petersilie und Minze auf einer Platte anrichten.