LEGO! debattiert im november:

MILITANTE POLITIK - TWENTY YEARS AFTER...

die LEGO!-debatte im oktober zum 'deutschen herbst' wurde unter folgenden fragestellungen angegangen:

Was hatte das damals für diejenigen, die die Zeit bewußt miterlebten, für eine bedeutung u.a. auch für die eigene politisierung? war es ein politischer wendepunkt? was hat die politik von damals noch heute für eine bedeutung?

es war ein sehr offenes, angenehmes treffen, in dem die jeweiligen subjektiven geschichten präsent waren.

einige gedanken und schlüsse aus der diskussion:

das nicht exponieren wollen, die abneigung sich öffentlich zu zeigen, könnte was mit '77 zu tun haben. revolutionäre veränderung, als prozeß gedacht, ist seit dem ende der häuserbewegung (für manche d.s.) in der realen umsetzung von 50 auf 500 jahre später gerutscht, weil die strukturveränderung der einzelnen menschen hin zu emanzipation allein schon ziemlich lange braucht und es kein linearer prozeß nach vorne ist.

unsere geschichte wird enteignet, durch erzählungen und andere bilder ist dem kaum was entgegenzusetzen. durch die verengte Sicht auf die konfrontation RAF ./. staat '77 wird ebenso die andere stattgefundene geschichte nicht gesehen: wie anti-akw, frauenbewegung, alternativbewegung.illegale aktionen sind nach wie vor wichtig und notwendig, bsp. Grünau und SPAR, um entschlossenheit zu zeigen. die sparaktion war eine bilderbuchaktion: zuerst gab es die politische information, dann die öffentlichen kundgebungen und proteste und dann die militante intervention. doch warum wird über militanten widerstand öffentlich nicht oder kaum mehr geredet?

antworten: es gibt zuwenig berührungspunkte zwischen den politikansätzen, sich darauf zu beziehen und in die öffentliche arbeit mit aufnehmen, wäre richtig (z.b. wären ohne den knastsprengversuch die späteren kundgebungen am abschiebeknast kaum zustande gekommen)das hierarchische denken ist noch lange nicht abgebaut, militanz (bzw. bewaffneten kampf) als das konsequenteste zu sehen und daraus folgt oft ein schlechtes gewissen oder auch minderwertigkeitsgefühle und das führt zu distanz. grauzonenmobilisierung ist schwieriger geworden, weil die analyse für ein sinnvolles politisches eingreifen fehlt, aber nicht nur analytisch, sondern auch emotional.

vorschläge für die diskussion im november:

es geht um interventionspunkte.

  1. welche sehen die einzelnen gruppen und warum genau die und in welchen formen?
  2. was wird von den einzelnen politischen interventionen erhfft?
  3. Was haben wir zu verlieren und wieviel hintertürchen gibt es für uns?
  4. wie aufrichtig sind wir in dem was wir tun?
  5. welche soziale struktur/prozesse brauche ich um mich herum, um gegen was vorgehen zu können (d.h. z.B. erstmal bestandsaufnahme der sozialen prozesse, die in der szene ablaufen)?
  6. wieweit können wir uns (kann ich mich) aus dem fenster lehnen, was kann uns (mir) passieren?
  7. auf wen können wir / kann ich mich beziehen?
  8. was ist mensch bereit zu riskieren und wo wird was aufgefangen?

für eine emanzipatorische bewegung uff, ich habe gesprochen

texte zur diskussion:

1. angst schützt vor verfolgung nicht! ZAG Nr. 17, S. 5 - zum öffentlichen (nicht-)umgang mit dem versuchten anschlag auf den abschiebeknast grünau 2. abschnitt chancen und optionen radikaler staatskritik aus: reinhard kreissl: staat und gewalt. in: staatssicherheit die bekämpfung des politischen feindes im inneren. ajz-verlag, bielefeld 1990.

das treffen findet (wie immer) am ersten sonntag im monat statt, also am 2. november. eingeladen sind (wie immer) debattenfreudige aktivistlnnen linksradikaler gruppen aus berlin und anderen orten, die der nächsten revolte harren. fall ihr eine einladung und das vollständige protokoll des letzten treffens zugeschickt bekommen möchtet, wendet euch bitte an:

LEGO!

c/o ARI, yorckstr. 59, 10965 berlin fon: 785 72 81, mailto: ART-B@vlberlin.comlink.de

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