zur vergewaltigungsdiskussion

erstmal finde ich es von euch den Macherinnen der Interim unglaublich enttäuschend ( in warsten sinne des wortes ), daß ihr intern vor dem Abdruck des flugies ., Vergewaltigung in der Tierrechtsszene - lange herumüberlegen mußtet. ob ihr es aufgrund eurer Differenzen zu Tierrechten überhaupt abdrucken solltet. entschäuschend deshalb. weil in dem Text keinerlei Inhalte aus besagter Szene transportiert werden ( außer daß ein/zweimal dieses Wort fällt ). es geht einzig und allein um patriachale Gewalt. daß es für euch in der einleitung einen kommentar wert war, in welchem Umfeld diese vergewaltigung stattfand macht unweigerlich den Eindruck, als ob das maß an Solidarität, was einer betrogenen entgegengebracht wird, davon abhängt. weiche politische Meinung sie vertritt bzw. ihr vergewaltiger. d.h. daß wenn eine Frau, die sich unter anderem im tierrechtsumfeld bewegt, vergewaltigt wird. es schlimmer ist, als wenn genau dieses einer Frau aus klassisch autonomem Umfeld passiert. meint ihr das mit "humanistischem wertepotential"? es ist traurig, daß ihr es nötig habt, ein solche Form der Ausgrenzung zu beitreiben. in dem maße wie ich diesen kommentar traurig finde, finde ich den fehlenden Kommentar zu dem leserinbrief erschreckend. liegt es möglicherweise daran, daß sie lediglich eure gedanken formulierte? liegt es an mangelnder Solidarität, daß diese frau unkommentiert in autoritärer und anmaßender Art und weise ihre persönliche Sexualität als für alle Frauen verbindliche Norm darstellt. daß sie offen den grenzen der betroffene Frau jede berechtigung abspricht und ihr sogar eine Therapie empfiehlt '?

aber bei der Kritik an dem leserinbrief fange ich besser von vorne an:

du, liebe schreiberin, erzählst zur Einleitung eine kleine bettanekdote von dir, die dem vergewaltigungstext vom verlauf her sehr ähnelt. mit dem unterschied, daß du es für dich liebe und leidenschaft nennst, die betrogene Frau es für sich vergewaltigung nennt. die grenzen sind bei jeder frau verschieden. so steht eine frau z. b. darauf, ausgepeitscht zu werden, wohingegen eine andere Frau deswegen ins frauenhaus geht. ich akzeptiere beide und halte keine für abartig. nur solidarisiere ich mich in besonderer Form mit der Frau, deren grenzen überschritten, mißachtet und verletzt werden. egal wo diese grenzen liegen! du hingegen setzt deine Sexualität als verbindliche norm. deine grenzen müssen nach deiner Meinung die aller anderen sein. du unterstellst der frau. vermutlich ohne sie zu kennen "puren männerhaß", "angst vor der eigenen lust" usw. wie würdest du es finden, wenn du von einem Mann verprügelt wirst und dies als patriachalen Gewaltakt öffentlich machen und eine Frau, die es liebt verprügelt zu werden, dir eben dies vorwirft

die betroffene verkrieche sich in einer kreierten Opferrolle schreibst du. abgesehen von deinem unglaublich anmaßenden Tonfall, hast du eine merkwürdige Definition von "opferrrolle ".denn wenn eine Frau ihre persönlichen grenzen wahrnimmt ( was angesichts der sozialisation als Frau, die dazu dient dem Mann in jeder hinsicht gefügig zu sein, schwerfällt ) und diese, wenn sie verletzt werden, verteidigt, verkriecht sie sich nicht in einer kreierten Opferrolle. im Gegenteil.

Frauen, die sich nicht wehren, sondern still leiden und sich in ihr angebliches schicksal fügen, die befinden sich in der vielbesagten opferrolle. Frauen wie du tragen dazu bei, daß betroffenen der Mut genommen wird, ihre vergewaltigungen öffentlich zu machen und sich somit ihren freiraum zurückzuerobern und es männern zu erschweren, das schweigen aus angst für ihre zwecke auszunutzen. du bist eine wichtige helferin für männer ihre patriachalen privilegien aufrecht zu erhalten. indem du normen für sexualität setzt, betreibst du ausgrenzung und mißachtung. das ist genau das was viele männer tun. du stellst die wahrnehmung der betrogenen als unnormal dar, nimmst ihre grenzen nicht ernst. eine altbewährte taktik frauen zu entmündigen, mundtot und gefügig zu machen. deine psychoanalytischen versuche sind eine absolute Frechheit. "deine einstellung zum männlichen geschlechtsorgan ist nicht natürlich, (...)". was ist denn deiner meinung nach natürlich? ist es auch unnatürlich ausschließlich mit Frauen Sex zu haben, weil frau eben u. a. den Penis unerotisch, unästhetisch und abstoßend findet? "(...) und meinst nichts dagegen tun zu können."- hat diese Frau etwa nichts gegen ihre grenzverletzung getan? sie solle sich therapieren lassen. schreibst du. therapieren wovon? davon, daß sie stark genug ist, sich zur Wehr zu setzen? eine Therapie, die dazu dient, solange an Frauen herumzumanipulieren, bis sie wieder in ihre alten ansozialisierten selbstzweifel zurückfallen. ihre grenzen, wenn sie sie nach der therapie überhaupt noch wahrnehmen können, nicht mehr respektieren, sie übergehen um nicht von der Norm abzuweichen und als unnormal zu gelten. eine therapie, die dafür zu sorgen hat, daß diese Frau sich wieder widerstandslos in das System fügt und brav die Beine breit macht. egal ob sie will oder nicht. Hauptsache die Norm will es so. du wagst es auch noch, zu entscheiden. daß es keine Vergewaltigung war. es war dann eine Vergewaltigung, wenn die betroffene Frau sich vergewaltigt fühlt und nicht, wenn ein Tribunal nach vorheriger psychoanalyse dies beschließt - oder eben beschließt, daß sie nicht ganz dicht ist.

"vergewaltigung: Täter setzt sich über das "nein' der belästigten Person hinweg bzw. nutzt seine macht oder die Unfähigkeit einer Person zur unbeeinflußten willensäußerung für sexuelle handlungen aus." (zit. nach "die schöne und das biest - wie die tagespresse über vergewaligung berichiet - von k. geisel, s. 23) die frau aus dem Flugblatt hat geschlafen. sie war somit nicht zur uneingeschränkien willensäußerung fähig. dies hat der mann ausgenutzt, um sexuelle handlungen an ihr vorzunehmen. egal ob er aufgehört hat, als sie endlich wach wurde. nach o.g. definition ( und nach ihrer eigenen ) war es eine Vergewaltigung. sie wurde von ihm als sexobjekt behandelt.

aber es sollte wirklich nicht über den Tathergang diskutiert werden, sondern über den Umgang des typen damit. das hast du in deinem Leserinbrief vollständig ignoriert. welch Frau die Realität in einem falschen licht sieht und einen weg aus ihrer traumwelt finden muß. muß ich hier nicht extra betonen.

für mich ist es noch wichtig zu sagen, daß liebe und Sex zwei verschiedene paar schuhe sind. mit "lerne dich selbst zu lieben, dann kannst du es auch annehmen. wenn andere dich lieben" meinst du vermutlich die "liebesbezeugung" des typen, der seinen penis an der schlafenden frau reibt. für mich ist das schlichtweg sexuelle gier. liebe sollte anders ausgedrückt werden.

ich empfehle allen Frauen sich nicht verunsichern zu lassen. durch texte wie deinen.

Frauen wehrt euch!

eine Frau

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