... jetzt wird dicht gemacht ...

Dresden, Anfang Juli

am Montag, den 23.06., errichteten Jugendliche in den Straßen rund um alternative Wohnprojekte der Dresdner Neustadt Straßensperren und zündeten Mülltonnen und Baucontainer an. ein Polizeifahrzeug wurde mit Steinen angegriffen und erheblich beschädigt. zivile Einsatzkräfte der Polizei mußten angegriffen werden, um sie zu vertreiben. die Polizei konnte niemanden festnehmen.

seit geraumer zeit wird durch Polizei und Stadt massiv in das leben der äußeren Neustadt und überhaupt in die subkulturelle Szene der Stadt eingegriffen. bereits eine Woche vor den Auseinandersetzungen wurde ein Punkertreffen in der Dresdner Altstadt von Polizeikräften brutal aufgelöst, wobei es zu über 50 festnahmen kam. dabei wurden auch völlig unbeteiligte Passanten eingefahren und bis zum nächsten morgen festgehalten. die Konsummeilen Dresdens sind ohnehin schon lange gesäubert worden. neuerdings werden dort Videokameras installiert, um alles kontrollieren zu können. alternativen Leuten bleibt nix weiter übrig, als sich ins Szeneviertel neustadt zurückzuziehen. doch selbst das ist nicht genug. um auch den letzten Rest von nichtstaatlicher Kultur gleichschalten zu können, wurde/wird die Repressionsmaschine in gang gesetzt.

am Wochenende vom 20.- 22.06. fand in der dresdner Neustadt das alljährliche BRN-fest statt. anders als die Jahre davor gab es keinen Anmelder bzw. Organisator. so war das fest nicht durch kommerzielle stände und Veranstaltungen geprägt und wurde zu einem reinen Kiezfest. es fanden Konzerte, Kinder- und Straßenfeste statt. während eines Punkkonzertes, am Sonnabend, besetzte die Polizei die straKen rund um die BRN, nachdem punks 3 Scheiben einer Straßenbahn zerstörten. es kam zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen beiden parteien, die durch aufkommenden regen prommt beendet wurden. am Sonntag verbot und räumte die Polizei eine vorher ausdrücklich genehmigte Straßenparty auf der martin-luther-straße ( dort gibt es seit Anfang 95 ein besetztes Haus ) .es kam zu mehreren Polizeieinsätzen, bei denen erst die Musikanlage beschlagnahmt und dann das Haus durchsucht wurde. Begründung: Ruhestörung und Gefahr im Verzug. es wurden Partygäste ohne Grund geschlagen und 13 Menschen festgenommen. das Haus wurde gestürmt und stundenlang durchsucht. am darauffolgenden abend war in einem Hinterhof ein Lagerfeuer. die Polizei rückte daraufhin mit 7(!) Einsatzwagen und einer Feuerwehrtruppe zum gemeinsamen löschen an. unverrichteter dinge zagen sie jedoch bald wieder ab.

aufgrund des immer größer werdenden Drucks auf die alternativen Projekte in Dresden und den Ereignissen der vorangegangenen Wochen, entlud sich dann der angestaute Frust am Montagabend in einer für Dresden seit langer zeit unbekannten Art und weise. eigentlich war "nur" eine öffentliche Ruhestörung von zehn Minuten geplant, an der sich ein Großteil der alternativen Projekte beteiligten. es sollte eine Reaktion auf die immer selbstverständlicher werdenden Polizeieinsätze und -übergriffe sein, die seit geraumer zeit gegen das subkulturelle leben geführt werden.

seit diesen Ereignissen ende Juni gleicht die äußere Neustadt einer belagerten Festung. abends und nachts kreuzen vollbesetzte six-Paks der Dresdner Einsatzhundertschaft im 10 Minuten Takt durch die Straßen und in den Kneipen wimmelt es von Zivis, tagsüber kreisen Hubschrauber über dem viertel und die Reiterstaffel der sächsischen Polizei kommt zum Einsatz. viele Leute hier im viertel befürchten nun, daß die Dresdner Polizei Hand in Hand mit Stadtverwaltung und Ordnungsamt "Berliner-Lösungen" nach dem Vorbild von Herrn Schönbohm durchziehen wird.

neustadt-watch

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