GegenDruck Nr. 21 - März 1998
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Geschäftsstelle der Grünen besetzt

Grüne KDP-Connection

Am 17.02.1998 besetzten Braunschweiger, Magdeburger und Bonner AntifaschistInnen einige Zeit die Bundesgeschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen in Bonn. Sie forderten eine sofortige Freilassung eines Braunschweiger Antifaschisten, der in Südkurdistan (Nordirak) von der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) angeschossen und gefangen genommen wurde. Weiterhin forderten die BesetzerInnen eine Einstellung der Zusammenarbeit der Grünen mit der KDP.
Wie erst jetzt bekannt geworden ist, befindet sich seit dem Dezember ‘97 der Braunschweiger Antifaschist in Südkurdistan (Nordirak) in den Händen der KDP. Die KPD des Feudalherren Masud Barzani ist in der Vergangenheit immer wieder durch Folter, Vergewaltigung und Morde an Kriegsgefangenen und an der Zivilbevölkerung bekannt geworden. Hatte sie sich noch 1996 mit Saddam Hussein verbündet, um gemeinsam gegen die Patriotische Union Kurdistans (PUK) vorzugehen, so kämpft sie heute zusammen mit der türkischen Armee gegen die PKK und versucht KurdInnen an der Flucht Richtung Westen zu hindern.
Um das Leben ihres Genossen und eine mögliche humanitäre Lösung nicht zu gefährden, verzichteten Braunschweiger Antifas, das Antifaschistische Plenum und die Jugend Antifa Aktion; bisher auf eine Veröffentlichung der Meldung. Ein vergebliches Bemühen! Denn noch bevor ein Austausch oder eine Übergabe des gefangenen Braunschweigers ausgehandelt werden konnte, berichtete der Focus in einen Artikel über den deutschen Antifaschisten. In der Ausgabe vom 16.02.98 schreibt der Focus, daß die KDP den Braunschweiger wegen bewaffneter Rebellion und mehrfachen Mordes anklagen will. In derselben Ausgabe gibt das Hochglanzmagazin, wiederholt durch die Degradierung der PKK zur Ausbildungsstätte einer neuen deutschen RAF-Elite aufgefallen, mit der Aussage "lebenslänglich Kerker oder Tod durch Erschießen“ die Richtung des Verfahrens vor. Nachdem diese Behauptung sogleich von der türkischen Presse aufgegriffen worden ist, ist der Braunschweiger Antifa direkt von der Todesstrafe bedroht.
Hintergrund des Artikels ist eine von Teilen Bündnis 90/ Die Grünen, u.a. Michael Vesper und Siggi Martsch, für den Februar geplante Geheimdelegation zur KDP, an der auch ein Focus-Team teilnehmen sollte. Die Delegation platzte, da das Vorhaben innerhalb der Grünen bekannt geworden und auf massive Kritik gestoßen ist. Wie aus einem internen Papier Michael Vespers an den Bundesvorstand der Grünen hervorgeht, ist die Delegation jedoch lediglich verschoben.
Der NRW-Bauminister Vesper pflegt seit längerer Zeit gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zur KDP. Unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe fördert das Land NRW Projekte der KDP, wie z.B. der Ausbau der "Barzan-Road“, die auf der einen Seite der KDP entscheidende wirtschaftliche und militärische Vorteile, auf der anderen Seite der türkischen Armee eine Möglichkeit für schnelle Vorstöße auf kurdisches Gebiet verschaffte.
Die geplante Delegation sollte dazu dienen, um über weitere Finanzhilfen des Landes NRW für das KDP-Regime zu beraten.
Mit der Unterstützung der Grünen für die als Folterregime bekannt gewordene KDP zeigt sich einmal mehr, daß die von ihnen vor sich her getragenen Prinzipien, wie z.B. Menschenrechte, nichts anderes als ein Lockmittel sind, um ein kritisches WählerInnenpotential an die Wahlurne zu locken.

gd

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