Der Jugoslawien-Krieg als Katalysator für eine völkische Flüchtlingspolitik
Im ersten Teil unserer
Serie über den Jugoslawien-Krieg hatten wir gezeigt, dass Kriegsführung nicht
nur zum Ausbau deutscher Großmachtpolitik dient, sondern die eigene verbrecherische
Vergangenheit gleich miterledigt. Unter den Begriffsumdeutungen rot-grüner Kriegstreiber
feiert der deutsche Militarismus seine Wiederbelebung. Auf dem Balkan marschierten
zum dritten Mal in 100 Jahren deutsche Truppen auf. Im Frühsommer 1999 aus Verantwortung
für die Vergangenheit und natürlich für die "gerechte Sache", im Namen von "Humanität
und Menschenrechten". Was darunter in herrschenden Kreisen verstanden wird,
lässt sich nicht nur an den tausenden Kriegsopfern in Jugoslawien ablesen, sondern
erklärt sich auch durch eine Fluchtabwehrpolitik, die fortan durch militärische
Angriffslogik auf souveräne Staaten exekutiert werden kann.
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"Nur militärische Ziele angegriffen" - 40 Menschen ermordet durch Raketenangriff auf einen vollbesetzten Linienbus - 1.5.1999 |
Die Zerschlagung
Jugoslawiens verdeutlicht ein aggressives Konzept europäischer Raumplanung,
in dem Außen- und Flüchtlingspolitik zunehmend miteinander verschmelzen. Die
Forderung nach Abschiebung unliebsamer Menschen aus Wohlstandseuropa beinhaltet
neuerdings die Forderung nach nationaler "Selbstbestimmung". Wurde unter den
konservativen
Abschiebern der BRD Flüchtlingspolitik noch als Angelegenheit zwischen souveränen
Staaten angesehen, sieht sich im Gegensatz dazu die rot-grüne Regierung als
Generalvertretung der "Gesellschaft für bedrohte Völker". Unter einem Innenminister
Kanther mussten entsprechend der Doktrin der maximalen Abschiebung sogenannte
sichere Drittstaaten konstruiert werden, um eine weitestgehende Abschottung
der Festung Europa zu gewährleisten. Für die völkische Flüchtlingspolitik unter
Schily wird ein "Verfolgerstaat" quasi überflüssig, weil die Welt außerhalb
der EU den flüchtlingspolitischen Bedingungen der Schengen-Staaten angepasst
wird. Diese bedienen sich beim Ausbau der Festung Europa neuerdings zweier Möglichkeiten.
Entweder müssen sich die Staaten des ehemaligen Ostblocks als aussichtsreiche
EU-Kandidaten dem Schengen-Diktat unterwerfen und werden damit zu treuen Vasallen
der Fluchtabwehrpolitik. Oder, wie im Fall Jugoslawien, wird ein unsympathischer
Staat systematisch in ergebene Kleinstaaten zerschlagen bzw. auf unbestimmte
Zeit zum de facto Nato-Protektorat erklärt und damit selbstverständlich unter
die Kontrolle von Nato und EU gestellt.
Völker hört die Fischerchöre?
In alten Solizeiten schwelgend, fordern die Berliner "Krisenmanager" ihre Schutzbefohlenden
munter dazu auf, ihren eigenen Laden aufzumachen. Kredit gibt´s von der rot-grünen
Ethno-Politikzentrale BRD, die ein neues zivilgesellschaftliches Völkerrecht
erbauen will. Und eben dieses soll den selbsternannten Weltpolizisten ein "humanitär"
ummanteltes Angriffsrecht garantieren. Aggressives außenpolitisches Handeln
und rassistische innenpolitische Debatten greifen so wirkungsvoll ineinander.
Hauptsache, die Flüchtlinge bleiben dort wo sie sind. Was aus den Tagen der
"Einzelfallentscheidungen" in den Abschiebeknästen vom "Subjekt Flüchtling"
noch übrig geblieben ist, wird zukünftig einem Zwangskollektiv zugeordnet, das,
wie beispielsweise im Kosovo, direkt vor Ort von einer illustren Gemeinschaft
aus Militärs bis NGO´s in Schach gehalten wird. Die neue Qualität der Flüchtlingspolitik
besteht also nicht darin, dass Abschiebung und Abschottung immer brutaler praktiziert
wird, sondern in der Wiederentdeckung des "Rechts auf Heimat", das wiederum
gleichbedeutend ist mit dem Eingriffsrecht in sogenannte bzw. selbstgeschaffene
Konfliktherde. Aus dem jugoslawischen Separationskrieg, der maßgeblich von deutscher
Anerkennungspolitik angeheizt wurde, wird demnach wahlweise ein kroatisch-serbischer
oder ein albanisch-serbischer Konflikt, usw. ethnisiert. Soziale und ökonomische
Ursachen existieren bei den Erfindern der "ethnischen Säuberungen" nicht, da
nach der Logik der rot-grünen Fluchtabwehrpolitik Konflikte nur gelöst werden
können, in dem "die Guten" die Hoheit über die von ihnen beanspruchten Gebiete
erhalten. "Die Schlechten" werden derweil von den selbsternannten Herrschern
über Gut und Böse in die Steinzeit zurückgebombt.
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NATO-Masaker am 14.4.1999 - 55 Tote und über 100 Verletzte nach der Bombardierung eines Flüchtlingskonvois |
"Heimat"
statt Asyl
Werden, wie im Jugoslawien-Krieg, zu Propagandazwecken dann doch einige tausend
Flüchtlinge aufgenommen, so erhalten sie den Status des sogenannten Kontingentflüchtlings.
Dieser Status schließt jedoch von vorn herein jeden Rechtsanspruch auf Asyl
aus. So behält rassistische Innenpolitik ihre Glaubwürdigkeit, indem vormals
als "Autoschieber" und "Drogendealer" Diskriminierte ein Opferstadium als verfolgte
Kosovo-Albaner (bzw. seit dem Krieg völkisch benutzt: als Kosovaren) durchlaufen,
bevor sie als rassistisches Angstkonstrukt schließlich wieder abgeschoben werden.
Dieses kalkulierte Ping-Pong-Spiel - die Verwandlung der Bedrohung in Verfolgte
und umgekehrt - dient ein und dem selben Ziel: der Angleichung der Flüchtlings-
an die Außenpolitik durch gleichzeitige Abschottung und demographische Kontrolle.
Die kontinuierlich verstärkte Grenzüberwachung mit Hubschraubern, Nachtsichtgeräten,
Hundestaffeln und Aufstachelung der Bevölkerung zur Observierung der Grenze
erhält durch den militärischen Aufmarsch in KFOR- oder SFOR-Protektoraten eine
Art Vorhut - in sicherer Entfernung zu den EU-Grenzen. Das Verständnis für diese
"heimatnahe" Fluchtabwehrpolitik erfreut sich dabei ähnlicher Beliebtheit wie
ein Jahr zuvor der Angriffskrieg auf die BR Jugoslawien. Schaffen es die rot-grünen
"Erneuerer" doch erneut, einen negativ besetzten Begriff positiv zu wenden:
Aus der öffentlich bei ihrer Klientel in der Kritik stehenden Abschiebepraxis
wird eine Hilfsaktion für die Heimführung einer angeblich "vertriebenen Volksgruppe".
Kein Wunder, dass rot-grün sich neuerdings auch bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft
zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Revanchisten spielen in den Raumplanungen
deutscher Außenpolitik bisher jedoch eine untergeordnete Rolle, da Fischer in
erster Linie bei über 30 auf dem Balkan lebenden "Volksgruppen"
reichlich "Neuordnungsbedarf" sieht. Krieg ist damit für die
nächsten Jahrzehnte vorprogrammiert.
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