INTERVIEW MIT KURORCHESTER FROHSINN

 
Nach einem Konzert in der Flora beschloß ich, ein Interview mit Kurorchester Frohsinn zu machen. So besuchte ich die Band eines Tages im Proberaum. 
? Was macht Ihr und wer seid Ihr alles? 
!: Wir spielen Ska und unsere Bestzung ist: Hello (Gesang), Cis (Bass), Thorben (Drums), Jan K. (Gitarre), Jan G. (Orgel), Florian (Altsaxophon), Kevin (Altsaxophon), Moritz (Tenorsaxophon). 
? Wann und warum habt Ihr euch gegründet? 
T: Unsere erste Probe war im Sommer `94. Entstanden war das ganze dadurch, daß wir immer schon mal Musik machen wollten, dann irgend so eine Schülerband gesehen haben und uns gedacht haben: Das können wir auch. 
T: Ursprünglich wollten wir klingen wie die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, das ist `ne SkaCore Band. 
H: Vor einem Jahr haben wir durch eine Umbesetzung eine Orgel und Cis am Baß dazubekommen, dann kam Moritz am Tenorsaxophon dazu, und da hat es sich halt angeboten, nur noch reinen Ska zu spielen. 
? Habt Ihr irgendwelche Vorbilder? 
M: Vorbilder im klassischen Sinne nicht. Es gibt aber Bands, die wir alle ziemlich gut finden, MR. REVIEW zum Beispiel. 
J: Oder MARK FOGGO. 
? Gibt es bei Euch so etwas wie eine politische Motivation? 
F: Unser Hauptanliegen ist es eigentlich, Musik zu machen und dabei Spaß zu haben. 
M: Ich verstehe mich als politisch. Das hat aber nichts mit der Band zu tun. 
H: Ich denke, daß jeder in der Band auf seine Art irgendwie politisch ist. Wir haben aber keine politische Gesamtidentität. 
M: Die Band ist halt kein politisches Projekt. Wir spielen zwar auf Antifa-Festivals, das ist auch voll okay. Letztens haben wir auch auf einem SDAJ- Festival gespielt, das ist dann auch eher die obere Grenze. 
F: Wir wollen keine politische Botschaft vermitteln, wir wollen unterhalten (kleine Handgreiflichkeiten am Rande: "Toller Satz!").  ? Wovon handeln denn die Texte? H: Eigentlich der Standard-Herz-Schmerz-Scheiß... Meistens alltägliche Dinge, die mir so oder so ähnlich mal passiert sind. M: Alltagslyrik H: Manchmal entsteht ein Text auch einfach daraus, daß mir irgendeine Formulierung oder irgendein Reim besonders gefällt. Einen gemeinsamen Nenner gibt es nicht, `ne Missionierung soll es auch nicht sein. 
 Was haltet ihr denn von Kommerzmusik? 
M: Eigentlich hat keiner von uns mit Kommerzmusik zu tun. 
T: Sehr übel ist dieses Schema, einen bekannten Hit zu nehmen, den Refrain zu lassen und als Strophe einen Rap zu nehmen, z.B. 'Cherish'.

F: Oder Kommerzreggea... Hin und wieder sind solche Sachen aber auch ganz lustig, wenn man sie nachspielt. Wir haben als Gag mal 'Samba de Janeiro' gecovert, der ist sogar ganz gut angekommen. 
M: Es kommt auf die Definition von Kommerz an, darauf, wie man sich verkauft. Ich meine, wenn uns zum Beispiel ein Majordeal angeboten werden würde, dann würden wir das doch machen, oder? 
Allgemeines JA- Gemurmel 
H: Kommt aber trotzdem keiner. 
M: Aber entscheidend ist es nicht, wo man unterschrieben hat, sondern was dann passiert. 
F: Aber das beeinflußt sich doch gegenseitig! 
M: Ich denke, wir hätten nichts gegen Erfolg, wir würden nur unsere Musik nicht dafür ändern. 
C: Das sagt sich jetzt so einfach. 
H: Ska ist in dieser Hinsicht sowieso eher uninteressant. 
? Wer ist denn so auf euren Konzerten? 
T: Zu der Skin- Szene, die an sich das traditionelle Ska- Publikum ist, haben wir eher dürftigen Kontakt. 
M: Zu denen haben wir nicht so den Draht, sondern eher zu der Punkszene. Das mag auch daran liegen, daß die Punkszene sehr offen ist. 
H: Auf Konzerten hat sich Ska und Punk auch als gute Mischung erwiesen. 
F: Auf Punkkonzerten sind wir dann wie die Werbeblöcke im Fernsehen, locker-flockige Auflockerung. 
T: Der Grund dafür, daß wir mehr Punks als Skins erreichen, ist vielleicht, daß wir überwiegend schnelleren Ska spielen, Skins aber eher die langsameren Sachen aus den 60ern hören. 
F: Skins and Punks united! 
C: Diese ganze Szenescheiße ist sowieso fließend, die einen ziehen über die anderen her und andersrum - das ist doch albernes Schubladendenken. Ich freue mich über jeden, der vor der Bühne rumzappelt, egal wer das ist und woher er kommt. 
M: Vor dem Offbeat sind halt alle gleich. 
? Noch was zum Schluß? 
M: Ja, wir bräuchten demnächst wohl einen neuen Proberaum, da wir aus unserem rausfliegen. Wenn jemand günstig einen hat, soll er sich melden. Außerdem freuen wir uns immer über gute Auftrittsmöglichkeiten. 
T: Zudem planen wir, im Frühjahr unsere erste EP rauszubringen. 
? Okay vielen Dank!
SKA... 
... ist eine Kreuzung aus Calypso, Rythm and Blues und New Orleans Jazz, die sich Ende der 50er Jahre in Jamaika entwickelt hat und sich im wesentlichen durch den durch die Gitarre akzentuierten Offbeat definiert. Ska- Interpreten in den 60ern waren die Skatalites, Jimmy Cliff und der frühe Bob Marley. Ska ging dann in den Reggea auf und wurde Ende der 70er Jahre von britischen Gruppen wie den Specials; Madness und Selecter rivalisiert und um Einflüsse aus dem Punkrock bereichert. Das traditionelle Ska Publikum besteht aus Skinheads und Rudeboys. Wenn ihr also auf der Straße einen Typen mit kurzem Haar, Koteletten, schwarzem Anzug und Krawatte trefft, seid nett zu ihm, es könnte vielleicht ein Rudeboy sein.