-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Die Spiegelung des Archivs auf anderen Servern ist gestattet. Ich bitte in diesem Fall um eine kurze Mitteilung. Sie erhalten die aktuelle Fasssung der gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer Im World Wide Web finden Sie die archivierten Ausgaben unter der Adresse: http://anarch.ping.de/Notstand/AN - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadresse: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Die AN-Redaktion ist zu erreichen über den Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 10.9.1995) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Gefahr für Buchenwald Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 5524 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Gefahr für Buchenwald - --------------------- Gedenkhaus für Internierte macht Täter zu Opfern Nach der militärischen Besiegung des faschistischen deutschen Reiches wur- den auf einstimmigen Wunsch der Alli- ierten zahlreiche Internierungslager in allen vier Besatzungszonen geschaffen. Sie entstanden in Umsetzung der Alli- ierten-Vereinbarungen zur Befreiung von Faschismus und Krieg, wie sie sich in den Potsdamer Beschlüssen, den Richtlinien der Londoner Viermächte- konferenz vom 8. August 1945, sowie der Kontrollratsdirektive 38 vom 12. Oktober 1946 über die Verhaftung und Bestrafung von Kriegsverbrechern, Na- tionalsozialisten und Militaristen - und zur Internierung, Kontrolle und Über- wachung von möglicherweise gefährli- chen Deutschen niedergeschlagen hat- ten. Zur Internierung wurden vorhandene ehemalige KZs und Kriegsgefangenen- lager genommen. Die Amerikaner hat- ten 10 Lager und 112000 Internierte; die Briten 10 Lager und 100000 Inter- nierte; die Sowjetarmee hatte auch 10 Lager und 123000 Internierte. Buchen- wald war eines von 10 Interniertenla- gern der Sowjetarmee. Nach der Vereinigung der DDR mit der BRD wurde von faschistischen An- hängern, Angehörigen ehemaliger ver- storbener Internierter und Internierten, die sich zu einem Verein zusammenge- schlossen hatten, die Forderung ge- stellt, das KZ Buchenwald sei auch das Lager der Internierten. Gleichstellung mit uns!? Nach über zwei Jahren Kampf des Internationalen Lagerkomitees, Juden, Sinti und Roma, unterstützt auch von den meisten europäischen Regierungen sowie Kanada und Australien, hat die Historikerkommission, die von der Landesregierung Thüringen eingesetzt wurde, beschlossen: Das Konzentra- tionslager Buchenwald ist und bleibt das Lager der politisch verfolgten Häftlinge. Für die Internierten wird außerhalb des Lagers hinter dem La- gerzaun, wo die verstorbenen Internier- ten begraben sind, ein Gedenkhaus ge- baut. Das Europäische Parlament beschloß am 11. Februar 1993, daß keine Vermi- schung der Gedenkstätten des nazisti- schen Konzentrationslagers mit der möglichen Nutzung des Ortes nach 1945 stattfinden darf. Die für die Gestaltung des Lagers Buchenwald beauftragte Historikerkommission stimmte dem zu. Dem Beschluß des Europäischen Par- laments haben alle politischen Parteien Deutschlands zugestimmt - die der Re- gierungskoalition und die der Opposi- tion. Trotzdem wird auf dem Gelände des ehemaligen KZ ein Dokumenten- haus errichtet, in dem die Geschichte des sowjetischen Speziallagers Buchen- wald von 1945 bis 1950 dargestellt wer- den soll. Die Grundsteinlegung fand am 7. Juni 1995 statt. Das Internationale Komitee Buchen- wald-Dora mit 18 Lagergemeinschaften aus Europa, USA, Kanada und Israel hat gegen die Verletzung des Beschlus- ses des Europaparlaments und der Ver- pflichtung, die die Historikerkommis- sion eingegangen ist, am 8. April in einer schriftlichen Erklärung protestiert und wird die Verletzung der Beschlüsse nicht hinnehmen. Werden die Verant- wortlichen für Buchenwald den einheit- lichen Beschluß des demokratischen Europäischen Parlaments mißachten und das Gedenkhaus so in unserem La- ger mit offenem Zugang für Skinheads, Neofaschisten, Rechtsradikale durch- führen?? Um das Schlimmste zu verhindern, muß unser Buchenwaldzaun hinter dem Gedenkhaus verlegt werden. Geht der Zugang zum Gedenkhaus durch das La- ger, dann kann und wird eine Hess-Wal- halla entstehen - (als Realisten sind wir nicht blauäugig). Wir wollen und wer- den nicht zulassen, daß über die Berech- tigung das Gedenkhaus zu besuchen, durch unser Lager zu gehen, Buchen- wald zu einer Kultstätte für Treffen und Großkundgebungen der Neofaschisten gemacht wird. Die Reichskriegsflagge über Buchenwald würde Realität. Wir vom ILK und alle Lagergemein- schaften werden alles tun, das zu ver- hindern. Wir werden alle politischen Abgeordneten des Europaparlaments, alle Bundestagsabgeordneten, alle Landtagsabgeordneten aller Länder und ihre Regierungen, und mit Hilfe unserer ausländischen Kameraden und Freunde die ausländischen Regierungen bitten, uns zu helfen, daß Buchenwald das bleibt, was es war. Trotzdem trauen wir den Verantwortlichen genügend Reali- tätssinn, Verantwortung und Einsicht zu, den Zaun doch zu verlegen. Wir bitten Sie, unser Anliegen zu un- terstützen. Die zuständigen Instanzen sind: Kuratorium der Gedenkstätte Buchen- wald, Herr Prof. Dr. Eberhard Jäckel, Vorsitzender. Historisches Institut der Universität, Keplerstr. 17, 70174 Stutt- gart Herr Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Gedenkstätte. Gedenkstätte Buchen- wald, 99427 Weimar Herr Dr. Bernhard Vogel, Ministerprä- sident von Thüringen. Staatskanzlei, Regierungsstr. 73, 99084 Erfurt Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora in der Bundesrepubik Deutschland Willy Schmidt - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Neonazi-Prozeß in Dortmund Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 9072 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Nichts sehen, nichts hören, nichts denken... - -------------------------------------------- Neonazi-Prozeß vor dem Dortmunder Landgericht Am 7. September begann vor der Staats- schutzkammer am Landgericht Dort- mund der Prozeß gegen den früheren Vorsitzenden der verbotenen rechtsex- tremen Nationalistischen Front (NF), Meinolf Schönborn, sowie gegen zwei weitere NF-Funktionäre, Eckhard Scholz und Stephan Pielert. Die Staats- anwaltschaft wirft ihnen die Fortfüh- rung der NF vor. Vertreten werden sie von den Anwälten Eisenecker (Schön- born), Göckeler (Scholz) und Steller (Pielert. Der Wunschanwalt von Schön- born, Jürgen Rieger, mußte kurzfristig sein Mandat niederlegen, da er bei ei- nem Anschlag eine Woche zuvor ver- letzt worden war. Die Angeklagten Schönborn war bis 1992 Vorsitzender der NF, Scholz Generalsekretär und 2. Vorsitzender, Pielert zentraler Kassen- führer. Nach dem NF-Verbot im No- vember 1992 übernahm Schönborn das Haus der NF in der Quellenstraße in Detmold-Pivitsheide und hielt es als An- laufstelle für Neonazis aus der gesamten BRD aufrecht. Scholz hatte bei Abwe- senheit von Schönborn die >Schlüssel- gewalt< in dem Haus. Pielert mietete im Februar 1993 die erste Etage einer ehe- maligen Möbelfabrik in der Lockhau- serstr. in Herford, wo u.a. die Verlags- tätigkeiten der NF fortgeführt wurden. Unter dem Namen "Deutscher Spiel- warenversand" wurde das Angebot des früheren "Klartext Verlages" weiterge- führt - einzige Änderung war, daß das NF Symbol nicht mehr auf den angebo- tenen Aufklebern, Publikationen, T-Shirts usw. auftauchte. Der Prozeß Nach den nunmehr 3 von insgesamt 12 angesetzten Verhandlungstagen ist klar, daß auch dieses mal die Angeklagten wieder mit milden Richtern und nach- lässig recherchierender Staatsanwalt- schaft rechnen können. Nachdem die Anklageschrift verlesen worden war, zitierte Richter Reichel mehrere Stunden lang aus Schönborns Veröffentlichungen, in denen sich die- ser über ein neues Organisationskon- zept, durchzuführende Schulungen, den Aufbau von Auslandsstützpunkten und seine kaufmännische Tätigkeit in Däne- mark ausließ. Schon jetzt wurde die Linie der Verteidigung klar: Alle Veröffentlichungen hatten rein privaten Charakter; Treffen der Angeklagten mit weite- ren Faschisten in dem Haus in Pivitshei- de waren Treffen unter Freunden; Die Fortführung des Klartext-Verla- ges unter diversen Namen war Privatan- gelegenheit des Kaufmanns Schönborn und hatte mit der NF natürlich nichts zu tun. Interessant wurde es dann bei den Zeugenvernehmungen am dritten Ver- handlungstag. Zwei Mitglieder der "Bürgerinitiative gegen Neonazis in Pi- vitsheide" berichteten von dem Treiben der Faschisten in Pivitsheide. Nach ihren Beobachtungen war das Haus in der Quellenstr. auch nach dem NF-Ver- bot weiter regelmäßig Anlaufstelle für Faschisten. Es war z.B. Ausgangspunkt für eine Fahrt zu der nahegelegenen heidnischen Kultstätte Externsteine. Die uniformierten TeilnehmerInnen an dieser Fahrt traten straff organisiert auf, es wurde über Funk miteinander kom- muniziert. Am 23.10.93 fand in dem Haus eine Skinparty mit 150 bis 200 überwiegend sehr jungen Teilnehme- rInnen statt - von Schönborn als >Ver- lobungsfeier< beim Staatsschutz ange- meldet. Auch die Angriffe auf AntifaschistIn- nen gingen weiter. Höhepunkt war eine Autoverfolgungsjagd durch mehrere, vermummt aus dem Haus stürzende Fa- schisten, die AntifaschistInnen mit 120km/h durch Pivitsheide jagten. Nichts wissen Nach der Vernehmung der beiden BI- Mitglieder gab es dann einen medizi- nisch sicherlich interessanten Fall von Gedächtnisverlust zu bewundern, als 2 junge Skins als Zeugen auftraten. Beide waren vor 2 Jahren von der Polizei in Warburg (Westfalen) aufgegriffen wor- den, als sie Aufkleber ("Ausländer raus" usw.) verklebten. Damals gaben sie laut Polizeiprotokoll an, daß sie über mehrere Monate (nach dem NF-Verbot) feste Kontakte nach Pivitsheide hatten. Sie berichteten u.a.: - - daß regelmäßig (Dienstags, Donners- tags und Freitags) Schulungen stattfän- den, - - daß an geheimem Ort weiterhin NF- TShirts, Platten usw. gedruckt würden und - - daß Schönborn die Gründung einer Wehrsportgruppe für den Sommer 1993 ankündigte. Damals war für sie klar, daß die NF weitermachte. "NF - Trotz Verbot nicht tot" war das von Schönborn ver- breitete Motto. Bei ihrer Vernehmung konnten sich sich allerdings an nichts mehr erinnern. Speziell die Rolle Schönborns bei ihren Besuchen wurde heruntergespielt ("nur kurz gesehen"). Von politischen Diss- kussionen, Schulungen usw. keine Re- de. Stattdessen durften sie im Garten ar- beiten und an einem nächtlichen >Über- lebensmarsch< zum Hermannsdenkmal teilnehmen; es wurde gesoffen, gegrillt und Oi-Musik gehört. Klar wurde allerdings, daß bei Schön- born auch weiterhin jederzeit Platz für rechte Jugendliche war. Lange nach dem NF-Verbot verschickte er Einla- dungen an Jugendliche zu "privatem Gespräch", wobei die Eingeladenen gebeten wurden, unbedingt "in Zivil" anzureisen. Nichts sehen, nichts hören, nichts denken War bei den beiden vernommenen Skin- heads noch Gedächtnisverlust festzu- stellen, so gab es dann bei den nächsten Zeugen nur noch völliges Unwissen zu bestaunen, der Staatschutz war in Form von 3 Polizeibeamten zu Gast. Bereits seit Anfang 1993 ermittelte der Staatsschutz - beauftragt von der Staatsanwaltschaft Dortmund - wegen des Verdachts der Fortführung der ver- botenen NF. Das Ergebnis, zu dem die Staatsschützer kamen: "Die organisato- rische Struktur der alten NF ist zer- schlagen." Allerdings ist dieses Resul- tat kein Wunder bei der Art und Weise, wie hier vorgegangen wurde. Die ver- schiedenen Staatschutzbehörden sahen sich z.B. zu keiner Zeit veranlaßt, das Haus in der Quellenstr. zu observiern. Einzig, wenn von seiten der BI Pivits- heide mal wieder eine Anzeige gegen die Faschisten einging, wurden die Staatsschützer vorübergehend aktiv. Ansonsten war völliges Ignorieren des Treibens der ehemaligen NF-Funktio- näre angesagt und das, obwohl "diesel- ben Leute in demselben Haus" offen- sichtlich weiterhin aktiv waren. So mußten sich die anwesenden Polizeibe- amten vom dem sichtlich genervten Richter Reichel die Frage gefallen las- sen, was sie denn eigentlich so machen würden, seitdem ihr "eigentlicher Geg- ner von links" weggefallen sei. Auch die Durchsuchungen, die im Laufe des Herbsts 1993 und Frühjahrs 1994 in Pivitsheide und Herford durch- geführt wurden, waren von Pannen be- gleitet. So wurde die angebliche Ver- lobungsfeier im Oktober 1993 nur des- wegen in den frühen Morgenstunden gestürmt, weil es >Kommunikationsstö- rungen< zwischen verschiedenen Poli- zeibehörden gab: Die Kreispolizeibe- hörde Detmold wußte nichts davon, daß Schönborn die >Party< beim Staats- schutz Bielefeld angemeldet hatte, son- dern vermutete wohl zutreffend, daß hier eine Ersatzveranstaltung für eine in den neuen Bundesländern ausgefallene Veranstaltung durchgeführt werden sollte. Ansonsten wurden bei den weiteren Durchsuchungen (Nov. 93, Febr. 94) große Mengen von Propagandamaterial sichergestellt. Nicht vorbereitet Eigentlich sollte mensch ja von der Staatsanwaltschaft zumindest verlan- gen, daß sie weiß, worum es in dem Pro- zeß eigentlich geht. Leider scheint das bei Anklagen gegen Rechte nicht immer der Fall zu sein. So wühlte der Staatsan- walt hilflos in seinen Akten, als es um die Frage ging, wer denn eigentlich von dem Verbot 1992 betroffen war: Nur die NF als Verein? Oder auch der >Klar- text Verlag< als direkt zur NF gehörende Organisation? Ein nicht unwesentliches Problem, da nach Aussagen der Staatsschutzzeugen "ein Fortbestand der NF nur gegeben ist, wenn der Verlag als Teil der NF angesehen werden kann." Für die Verteidigung ist die Sache na- türlich klar: Der Verlag gehörte dem Kaufmann Schönborn. Noch kann mensch wetten, wie dieser Prozeß ausgehen wird. Die Chancen stehen allerdings nicht schlecht, daß es zu einem vorzeitigen Abbruch, d.h. einer Einstellung kommen wird. Aber unsere Rechtsschützer wären selbst dann noch zufrieden, wenn "der Prozeß nichts weiter bringt, als daß wir alle auf- merksam werden", wie Richter Reichel so schön formulierte. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* EuroPhantasien - Die islamische Frau aus westlicher Sich Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 1725 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** EuroPhantasien - -------------- Die islamische Frau aus westlicher Sicht Das westliche Bild der Muslimin, wie es durch die Medien, durch Romane und Bücher mit wissenschaftlichem Anspruch vermittelt wird, basiert zu einem großen Teil auf Projektionen "abendländischer" Werte und Gefüh- le. Muslima gelten als unterdrückt, un- selbständig, familienfixiert, ungebil- det und rückständig. In diesem Buch geht es weniger dar- um zu erläutern, wie es in "islami- schen Ländern" wirklich zugeht oder was wirklich im Koran über Frauen gesagt wird. Ziel ist vielmehr, Kli- scheebilder und deren Konstruktions- und Reproduktionsprinzipien aufzu- zeigen, sowie die Diskussion darüber anzuregen, wie Mechanismen von Ausgrenzung auch in progressiven, feministischen, internationalistischen Kreisen wirken, welche Funktionen sie haben und welche Denk- und Hand- lungsblockaden überwunden werden können. Irmgard Pinn/Marlies Wehner: Europhantasien 257 Seiten, 29,80 DM, ISBN 3-927388-49-1 Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Realschulstr. 51, 47051 Duisburg Tel.: 0203-20249, Fax: 287881 - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* "Haus der Heimat" Stuttgart Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 7965 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Umwidmung des "Hauses der Heimat" in Stiftung - --------------------------------------------- zur Versöhnung mit Nachbarn in Osteuropa! - ----------------------------------------- Das Stuttgarter "Haus der Heimat" ist ein spätes Kind des kalten Krieges: eine Einrichtung, die dazu dient, deutsche Amsprüche in den Ländern Osteuropas aufrechtzuerhalten. Als Gründungs- zweck wurde von der Landesregierung 1976 festgelegt: "Das >Haus der Hei- mat< dient der Erhaltung des Kulturgu- tes der Vertreibungsgebiete im Bewußt- sein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes." Das Land Baden-Würt- temberg läßt sich das viel kosten: "Dem >Haus der Heimat< werden die zur Er- füllung des Anstaltszwecks hergerichte- ten Räume im Untergeschoß, Erdge- schoß und 1. Obergeschoß des landes- eigenen Gebäudes Schloßstraße 92 in Stuttgart unentgeltlich zur Verfügung gestellt ... Die Mittel zur Erfüllung des Anstaltszwecks werden dem >Haus der Heimat< nach Maßgabe des Staatshaus- haltsplans bereitgestellt." Das waren z.B. im Jahr 1993 die Personalkosten für zwanzig Beschäftigte und zusätzlich 867000 DM. Aber das Land zahlt nicht nur, es kontrolliert auch: Die Verwal- tung des "Hauses der Heimat" obliegt einem Kuratorium, in dem das Innenmi- nisterium, das Finanzministerium und das Kultusministerium sowie Vertriebe- nen- und Flüchtlingsverbände vertreten sind; der Geschäftsführer des Hauses wird vom Innenministerium bestellt. Von Anfang an ein Hort von Revanchisten Im November 1987 kündigte das Deut- sche Seminar in Zusammenarbeit mit dem Witikobund eine Veranstaltung an: "Neue Gesichtspunkte zur deutschen Frage unter Berücksichtigung auch des Sudetenlandes und Südtirols". Zu den Forderungen des Witikobunds gehört die "Rückgliederung jener Länder, die durch die allem menschlichen und gött- lichen Recht widersprechende Gewalt- lösung dem deutschen Volk und damit Europa verlorengingen" (Leitsätze 1962). Die Sudetendeutsche Lands- mannschaft, mit dem Witikobund eng verbunden, fordert u.a. die "Heimat der Sudetendeutschen in Böhmen, Mäh- ren und Sudetenschlesien sowie der Karpatendeutschen in der Slowakei" zurück, was sogar über die Grenzen Deutschlands von 1918 hinausgeht. Südtirol war niemals deutsches Staats- gebiet. Als Redner war u.a. Helmut Haun angekündigt, seines Amtes Lan- desbeauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und Kriegsge- schädigte und ehemaliger Ministerial- dirigent im Staatsministerium. Stuttgar- ter Antifaschistinnen und Antifaschisten (Volksfront, VVN und IG "Ausländi- sche Mitbürger in Baden-Württem- berg" e.V.) gelang es, die Veranstal- tung zu verhindern. Die Stuttgarter Gemeindesratsfraktion der SPD forder- te den OB Rommel auf, "seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß diese Ver- anstaltung nicht durchgeführt wird". Die SPD-Landtagsfraktion forderte vom Innenministerium, die Veranstal- tung nicht im Haus der Heimat zuzulas- sen. Die Grünen brachten einen Antrag dagegen im Landtag ein. Der Ortsverein der IG Metall veröffentlichte eine Pro- testerklärung. Im Verlauf der Auseinan- dersetzung kam zutage, daß bereits im Januar 1977 der Witikobund seine or- dentliche Hauptversammlung im "Haus der Heimat" abhielt mit Beteiligung von Helmut Haun. "Deutsche Rassenkunde" im "Haus der Heimat"... ... titelte die "Stuttgarter Zeitung" beim nächsten öffentlichen Skandal des "Hauses der Heimat" Im März 1993 kam zuerst raus: Der Leiter des Hauses, Albert Reich, seit 30 Jahren in den Ver- triebenverbänden aktiv, soll ein rechts- extremistisches Flugblatt des "Freun- deskreises Freiheit für Deutschland" an seine Mitarbeiter verteilt haben. Dann wurden in der Bibliothek des Hauses rassistische, kriegsverherrlichende und revanchistische Bücher festgestellt. Reich nahm sofort Urlaub und räumte die Karteien und ganze Regalreihen aus, bevor Beamte des Innenministeriums zum Augenschein kamen. Trotzdem wurden einschlägige Bücher auch aus seiner Privatbibliothek gefunden. 40000 Mark hat das "Haus der Hei- mat" jährlich für den Ankauf von Bü- chern, zusätzlich hat es einen Sonder- topf mit 90000 Mark für "förderungs- würdige Autoren", von denen je 100 Bücher zum Verschenken gekauft wur- den. Die Bibliothek wurde dann vom Innenministerium von offensichtlich rechtsradikalen Schriften gesäubert. Es dauerte dann mehr als zwei Jahre, bis Reich wegen der Verletzung von Dienstpflichten in die Ministeriumsab- teilung "Zuwanderung und Einwande- rung von Aussiedlern und Flüchtlin- gen" versetzt wurde. Der DGB hatte 1993 immerhin Aufklärung gefordert, wer verantwortlich ist, daß "Reichs rechtslastige Umtriebe jahrelang ver- borgen geblieben seien". Und die Grü- nen stellten damals den Antrag auf Schließung des Hauses der Heimat: Die Konzeption des Hauses der Heimat als eine vom Land getragene Einrichtung sei von Anfang an falsch gewesen. Die (vorläufig?) letzte Affäre fand im Juni 1995 statt: Diesmal fiel das Danzig-Archiv auf - es kassierte im- merhin 4000 Mark Landeszuschuß im Jahr und hatte einen Raum umsonst. Sein Leiter Prof. Dr. Rüdiger Ruhnau, Landesvorsitzender der Danziger, schrieb einem russischen Wissenschaft- ler einen Brief, in dem er deutschen Ge- bietsansprüchen in Polen das Wort re- det. Als das rauskam, forderten sich In- nenminister Birzele und Finanzminister Myer-Vorfelder gegenseitig zur Kündi- gung des Archivs auf. Von den Vertrie- benenverbänden verlangte Birzele "freiwillige Selbstkontrolle". Gustv Wabro, Staatssekretär in Bonn, Vorsit- zender des Bundes der Vertriebenen, Landesbeauftragter für Vertriebene und Vorsitzender des Kuratoriums des Hau- ses der Vertriebenen (alles gleichzei- tig!) lehnte eine solche "moralische Verpflichtung" höhnisch als "fast eine Beleidigung" ab. Ruhnau ging schließ- lich freiwillig. Wäre es nicht an der Zeit, diese lange häßliche Geschichte des Hauses der Heimat zu einem guten Ende zu brin- gen? - Die Landesversammlung der PDS Baden-Württemberg beschloß am 17. Juni 1995: "Die Landesversammlung der PDS for- dert die Umwandlung der Landesstif- tung >Haus der Heimat< in ein Landes- zentrum zur Förderung der guten Nach- barschaft mit den Ländern Osteuropas und des friedlichen Zusammenlebens der Menschen unterschiedlicher Kultu- ren. In der Vergangenheit und bis in die Gegenwart gingen vom >Haus der Hei- mat< Initiativen aus, die sich gegen die Versöhnung mit den Ländern Osteuro- pas richten... Stattdessen ist es im 50. Jahr nach der Befreiung vom Faschismus und dem Ende des Zweiten Weltkriegs längst überfällig, das Werk der Versöhnung zu fördern und die notwendigen Lehren zu ziehen. Dazu soll das >Haus der Heimat< in Zukunft dienen. In dem Zentrum sollen u.a. folgende Aufgaben wahrgenommen werden: - Aufklärung über die Entstehung von Faschismus und Rassismus und ihre Folgen; - Förderung der Versöhnung mit den Ländern Osteuropas durch Ver- mittlung der Geschichte und Austausch der Kultur; - aktuelle Begegnungen; - kostenlose Sprachkurse für ausländi- sche Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer und ihre Familien; - Entwick- lung eines Betreuungsmodells für aus- ländische Rentnerinnen und Rentner in Baden-Württemberg." - (Ulrike Küstler) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* IGM Lübeck gegen Rechts Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2785 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Mit größter Entschiedenheit gegen rechts! - ----------------------------------------- Vor dem Hintergrund antisemitischer Anschläge in Lübeck und der Etablie- rung sogenannter "Modernisierer" (Kowalsky, Schroeder, Schabedodt) in der IG Metall verabschiedete die Ver- treterversammlung der IG Metall Lü- beck/Wismar einen Antrag zum Ge- werkschaftstag im Oktober. Darin stel- len die KollegInnen fest: - - Die antifaschistische Politik der IGM muß weiterentwickelt werden. - - Faschismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Konservative und Libera- le bereiten den Boden, auf dem men- schenverachtende Konzepte greifen. - - Antifaschismus/Antirassismus ist nicht als Spezialgebiet, sondern als täg- liche Gesamtaufgabe der Organisation zu begreifen. "Wir brauchen eine aktive und vor allem alltägliche antifaschistische Ge- werkschaftsarbeit, die nicht in Spezial- Gremien ihr Dasein fristet, sondern auch in die Betriebspolitik Einzug hält. Um eine solche Arbeit zu entwickeln, benötigen wir eine breite Diskussion innerhalb der Organisation, mit wel- chen Mitteln und Inhalten wir gegen rechtsextreme Tendenzen in der Gesell- schaft vorgehen wollen. In diesem Zu- sammenhang ist mit aller Deutlichkeit die durch den Mitarbeiter der Abteilung Grundsatzfrgaen, Wolfgang Kowalsky, in die öffentliche Diskussion gebrachte Position zum Antifaschismus in der IG- Metall abzulehnen." In der Abteilung Grundsatzfragen arbeiten Herrschaften, die dafür stehen, antimilitaristische und antifaschistische Positionen nicht weiterzuentwickeln, sondern aufzugeben. "Die von Kowals- ky empfohlene >Strategie der Umar- mung< gegenüber den Rechtsextremen führt lediglich zu deren weiterer Eta- blierung in der Gesellschaft. Wir brau- chen keine Diskussion mit rechtsextre- men Intellektuellen über die Fehler und Schwächen des Antifaschismus." Die Lübecker fordern "personelle Einzelmaßnahmen" (z.B. Kündigun- gen) zu prüfen. Der Antrag reißt Fragen auf und Positionen an. Deshalb erhält der Vorschlag zu einer bundesweiten Arbeitstagung zum Antifaschismus noch mehr Gewicht. - - (RAG NR. 14, c/o DGB-Jugendzentrum, Brun- nenstr. 125, 13355 Berlin) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Kurzmeldungen Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 8118 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Runde Tische kein Thema für Republikaner? - ----------------------------------------- Köln. Die in "Europa Vorn" veröffent- lichte Erklärung des 2. Runden Tisches im Rheinland, die von Rechten der ver- schiedensten Couleur unterzeichnet war, hat auf seiten der "Republikaner" heftige Dementis hervorgerufen. Per Presseerklärung verkündete die Lan- desgeschäftsstelle NRW der REPs die Runden Tische würden auch in Zukunft ohne sie stattfinden: "Auf seiner letzten Sitzung hat der Bundesvorstand eindeu- tige Abgrenzungsbeschlüsse verab- schiedet, die jegliche Zusammenarbeit mit Gruppierungen wie DVU, NPD, DLHV, FAP etc. untersagen." Rechts- widrig sei zu dem letzten Runden Tisch im Namen des Kölner REP-Vorsitzen- den E. Mermagen eingeladen worden "- ohne dessen Wissen und Wollen". - - (Pressemitteilung der REPs NRW - u.b.) Paneuropa-Union mit neuem Präsidium - ----------------------------------- Rostock. Auf ihrer Bundeslegiertenver- sammlung in Rostock hat die "Paneuro- pa-Union Deutschland" ein neues Prä- sidium gewählt. Im Amt des Präsiden- ten bestätigt wurde der Europaparla- mentsabgeordnete Siegbert Alber aus Stuttgart, wiederholt Referent beim "Studienzentrum Weikersheim", und seine beiden Vizepräsidenten, Bernd Posselt und Ex-CDU-Ministerpräsident Alfred Gomolka. Posselt, Autor in den "Weikersheimer Blättern" war im letz- ten Jahr Mitunterzeichner des von Schacht, Schwilk und Zitelmann initi- ierten "Berliner Appell". Gomolka be- dauerte nach seiner Absetzung als Mini- sterpräsident von Mecklenburg-Vor- pommern, kein "ostdeutscher Haider mehr werden" zu können, dazu fehle ihm "zwar nicht die Schönheit - wohl aber die Jugend". Die beiden anderen Vizepräsidenten, der BDV-Funktionär und Mitautor des im "Hohenrain"-Ver- lag erschienenen Buches "50 Jahre Ver- treibung", Rudolf Wollner, und der ehemalige NS-Stabsrichter Hans Filbin- ger hatten nicht mehr kandidiert. An ihre Stelle traten die Vizepräsidentin des Europaparlaments Ursula Schleicher und die ehemalige Europaparlaments- abgeordnete Renate-Charlotte Rabbeth- ge. Zu Beisitzern gewählt wurden u.a. der Redakteur des PEU-Organs "Pan- europa-Deutschland", Hans-Christoph Bonfert, der 1994 wegen seiner Teil- nahme an den "Dienstagsgesprächen" als Pressesprecher des Berliner Innen- senators Heckelmann entlassen wurde, Hartmut Koschnyk, Ex-Generalsekre- tär des Bundes der Vertriebenen und Bundesvorsitzender des "Verein für das Deutschtum im Ausland" und der FAZ- Korrepondent Wolfgang Stock. - (hma) Geschichte wird gemacht - ----------------------- Berlin. "Die großen Deutschen unserer Epoche" heißt ein von dem Vorsitzen- den des "Verbandes der Historiker Deutschlands" Prof. Dr. Lothar Gall in Fleissner's "Propyläen"-Verlag her- ausgegebener Wälzer. "Namhafte Wis- senschaftler und Schriftsteller" haben darin herausragende Persönlichkeiten deutscher Sprache aus unserer Epoche "beschrieben und interpretiert", wie es in der Verlagsankündigung heißt. Aller- dings finden sich da unter den 53 Auto- ren wie Ingeborg Drewitz, Carl Fried- rich von Weizsäcker und Rudolf Mor- sey auch Namen wie: Karlheinz Weiß- mann (neurechter Publizist aus der Deutschen Hochschulgilde, Autor in der "Jungen Freiheit", "Criticon" u.a.m.), der über Martin Niemöller schreibt, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Leiter der Forschungsstelle für Humanetholo- gie in der Max-Planck-Gesellschaft, Referent bei der neurechten Denkfabrik "Grece" in Frankreich und Mitautor im "Jahrbuch" des "Freiheitlichen Bil- dungswerkes" der Haider-FPÖ, der seinen Lehrer Konrad Lorenz darstellt, und Eckhard Jesse, Mitautor des Rainer Zitelmann in "Die Schatten der Vergan- genheit" im "Propyläen"-Verlag, der über Willy Brandt schreibt. Schon 1986 schrieb Michael Stürmer im Rahmen der "Historiker-Debatte" in der FAZ, "... daß in geschichtslosem Land die Zukunft gewinnt, wer die Erinnerung füllt, die Begriffe prägt und die Vergan- genheit deutet." - (hma) Das "Deutsche Kolleg" tagt - -------------------------- Berlin. Das "Deutsche Kolleg", 1995 Mitorganisator der in der Tradition der Sommeruniversität der "Jungen Frei- heit" stehenden "Freien Deutschen Sommeruniversität" zum Thema "Großraum Europa", hat die Veran- staltungen in seiner Reihe "Das Berli- ner Gespräch" weiter fortgesetzt. Für den 18. September war eine Veranstal- tung unter dem Titel "Berlin + Bran- denburg = Preußen?" mit dem Frak- tionsgeschäftsführer der CDU Branden- burg, Dirk Homeyer, im Haus der Ber- liner Burschenschaft der Märker ge- plant. Am 24. Oktober ist in "Falkos Schwabenstuben" ein Gespräch zum "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit" mit dem Leiter des Arbeitskreises "Verkehr" des BUND, Martin Schle- gel, vorgesehen. Mittlerweile hat das "Deutsche Kolleg" in einzelnen Städten seine Einführungsschulungen im Rah- men des Schulungszyklus zur "Neuord- nung Deutschlands" unter Leitung des "DESG-Vaters", Dr. Oberlercher ab- geschlossen. Allerdings klagt das "Deutsche Kolleg" über die fehlende finanzielle Basis für zukünftige Aktivi- täten. Die sind bereits geplant. Im näch- sten Jahr soll das Generalthema der "Freien Deutschen Sommeruniversi- tät" lauten: "Deutschland - Höllen- fahrt oder Wiedergeburt?" - (hma) Gutsbesitzerdenken - ------------------ Osterholz-Scharmbeck. Mit einer An- zeige in der WELT gedenkt eine "Ak- tionsgemeinschaft Recht und Eigen- tum" dem 50. Jahrestag der "Enteig- nungen im Zuge der kommunistischen Boden- und Industriereform", die nach der Befreiung vom Faschismus in der ehemaligen sowjetischen Besatzungs- zone durchgeführt wurde. Die "Ak- tionsgemeinschaft" von angeblich "zwei Millionen Betroffnenen", der 12 Verbände wie das "Heimatverdrängte Landvolk", die "Interessengemein- schaft der SED-Opfer" und der "Deut- sche Landbund" angehören, fordert "Wiedergutmachung und Rehabilitie- rung der Opfer, Rückgabe des geraub- ten Eigentums" u.a.m.. In einem Fest- akt gedenkt die "Aktionsgemeinschaft" der Opfer der Gewaltherrschaft". Die Festansprache hält Dr. h.c. Rudolf Wassermann, ehemals SPD-Rechtsex- perte und Mitglied des Niedersächsi- schen Staatsgerichtshofes. Wassermann ist Mitautor des im Ullstein-Verlag er- schienenen Buches "Die selbstbewußte Nation" (Herausgeber: Ulrich Schacht und Heimo Schwilk) und ständiger Mit- arbeiter der Zeitschrift "MUT" des ehemaligen NPD-Bundestagskandida- ten Bernhard-Christian Wintzek. - - (hma) "Graue Wölfe" in Essen salonfähig? - ---------------------------------- Essen. Der stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Essen, Ahmet Aktas, hat sich zu den Vorwür- fen gegen den Türkischen Kulturverein "Türk Kultur Ocagi" geäußert. Seiner Meinung nach ist der Verein "in keiner Weise auffällig", obwohl bekannt ist, daß fast jeder Besucher einer "Kultur- veranstaltung" dieses Vereins am 21.5. 1995 Symbole der faschistischen "Grauen Wölfe" trug oder zeigte. Auch die hält Aktas offensichtlich für salonfä- hig: "Die Grauen Wölfe muß man heute ganz anders einschätzen als vor 1980." Dabei nehmen gerade in letzter Zeit ge- walttägige Übergriffe dieser Organisa- tion auch in der BRD wieder zu, vor al- lem gegen Kurden und Angehörige an- derer Minderheiten aus der Türkei. Die Ortsvereine der als "Grauen Wölfe" bezeichneten Vereinigung nennen sich bevorzugt "Kultur- und Idealistenverei- ne", erklärte auch die Bundesregierung auf eine Anfrage der PDS. - (syb) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Katholischer Fundamentalismus auf dem Vormarsch Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 5494 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** "Stoiber Verfassungsfeind!" - --------------------------- Katholischer Fundamentalismus auf dem Vormarsch Bis zu 30000 Erleuchtete waren dem Ruf ihrer Oberhirten zum "Kreuzzug nach Karlsruhe" (so ein Plakattext) unter dem Motto "Das Kreuz bleibt, gestern-heute-morgen" am 23. Septem- ber 1995 auf den Münchner Odeons- platz gefolgt. Gehörte die Mehrzahl der "Demonstranten" zu dem Menschen- schlag, der normalerweise mit einer Demonstration Anarchie und Terror verbindet, so gab man sich alle Mühe, mittels mannshoher Kruzifixe der Ver- anstaltung einen Hauch von Wallfahrt zu verleihen. Da half auch ein nicht ganz ernst gemeintes Flugblatt von antikleri- kaler Seite nichts, daß das Mitführen von "Metall-und Holzkruzifixen, die nicht der DIN Norm von 28,5cm ent- sprechen" untersagte, da sie als Waffen dienen könnten. In Mitten des Kirchenvolkes tummel- ten sich auch sämtliche Retter des Abendlandes, von Otto von Habsburgs ultrarechter Pan-Europa-Union über Burschenschaftler bis hin zu klerikal-fa- schistischen Sekten wie der Christlichen Mitte. Letztere bot in ihrem Flugblatt kostenlose Informationen über das The- ma "Anti-Christen unter uns" an, und der Interessierte konnte zwischen den "Anti-Christen des Islam", der "Zeu- gen Jehovas" und den "Waldorfschu- len" wählen. Andere Demonstrationsteilnehmer sahen den "Anti-Christen" dann aber eher in der jüdisch-kommunistisch-frei- maurerischen Weltverschwörung, die nun auch Karlsruhe erreicht hat. Fort- schrittlich dagegen war ein Transparent von Nürnberger Christen, die die Dop- pelzüngigkeit der CSU anprangerte, die sich zwar für das Kruzifix stark macht, Kirchenasyl jedoch strikt ablehnt. Auch eine ältere Frau erklärte mit ihrem Pla- kat, daß "ein Kreuz und ein C im Na- men noch keine christliche Partei" schaffen. Der Hauptfeind auf der Demo waren aber keineswegs die kleinen antiklerika- len Störtrupps oder vermeintliche und tatsächliche Punks (es waren immerhin Chaos-Tage angedroht), sondern die "Nestbeschmutzer" des Kirchenvolks- begehrens, die so ketzerische Dinge wie die Aufhebung des Zölibats forderten. Dagegen war der tapfere Block der Münchner Grünen noch vergleichswei- se geringen Anfeindungen ausgesetzt, vielleicht, weil sich ein Teil der Demon- stranten durchaus mit den grünen For- derungen nach dem "Gottesstaat Bay- ern" und der "Heiligsprechung der CSU" identifizieren konnte. Immer wieder prangerte Ministerprä- sident Stoiber in seinem Grußwort die "Diktatur einer Minderheit über die Mehrheit des Volkes an", meinte damit aber keineswegs seine eigene Herr- schaft, sondern die Unverschämtheit eines Einzelnen, einfach vor Gericht zu klagen und dann von einer Minderheit von Richtern auch noch Recht zu be- kommen. Vereinzelt erschollen nun ironische Rufe "Wir sind das Volk". Als wäh- rend des Grußwortes ein Transparent mit der Aufschrift "Stoiber - Verfas- sungsfeind" auftauchte, war es mit De- mokratie und christlichen Toleranz dann schnell zu Ende. Beherzt griff der allgegenwärtige Staatsschutz zu und verhaftete die "Staatsfeinde" - wohl- gemerkt nicht die in der bayerischen Staatsregierung, die zum Widerstand gegen das BVG geblasen hatten und die Mißachtung des Richterspruchs androh- ten, sondern die Transparentträger, die es gewagt hatten, Stoiber hier so dreist vor seinen gutgläubigen Wählern zu enttarnen. Nun droht eine Anzeige we- gen Beleidigung des Ministerpräsiden- ten. Nachdem Bayern jedoch das deutsche Grundgesetz immer abgelehnt hat, ist es fraglich, ob der Ministerpräsident sich nicht als "Verfassungsfeind" direkt ge- ehrt fühlt. Kundgebungsredner, ebenso wie Demonstranten, bemühten immer wieder jenen unsäglichen Vergleich des BVG-Urteils mit faschistischen SA- Banden, die im Nationalsozialismus die Kruzifixe von der Wand holten. Dies ist eindeutig eine neue Qualität des Ge- schichtsrevisionismus, schließlich ge- hörte die Kirche zu den Wegbereitern des Faschismus, und zwischen Freislers Volksgerichtshof und dem BVG sind doch noch Welten, die nun verwischt werden. Auch zeigt sich hier mal wieder die rechte Einseitigkeit der deutschen Justiz. Oft genug wurden Linke verfolgt, weil sie NS-Kontinuität in der deutschen Justiz sahen, nun dürfen Kirchenleute und Ministerpräsidenten dies ganz un- gestraft tun. Auf die Frage eines Bür- gers, warum denn ein Plakat, das diesen Vergleich mit großen verbotenen Ha- kenkreuzsymbolen strapazierte, nicht beschlagnahmt würde, erklärte eine Po- lizistin: "Natürlich ist das Plakat straf- bar, aber hier ist zu viel Presse und das würde die Polizei in das falsche Licht rücken." Bei der Beschlagnahmung des Anti-Stoiber-Transparentes stand die Polizei dagegen wohl im rechten Licht. Mit dem Absingen der Bayernhymne endeten die offiziellen schwarz-braunen Münchner Chaos-Tage. - (NiB) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Neonazi-Prozeß in Koblenz Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2942 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Nazi-Prozeß in Koblenz - ---------------------- Koblenz. Am 29.9.95 um 9.30 Uhr be- gann vor dem Koblenzer Landgericht der Prozeß gegen 18 Nazis, vorwiegend aus dem Mainzer Raum, wegen "illega- ler Fortführung einer verbotenen Verei- nigung". In einem Flugblatt der Antifa- Prozeßgruppe heißt es dazu: Die Angeklagten waren alle Mitglie- der der Nazi-Partei "Deutsche Alterna- tive" (DA), die am 10.12.92 vom Bun- desinnenminister öffentlichkeitswirk- sam verboten wurde. Zusammen mit anderen Pseudoparteien wie der "Na- tionalen Offensive", der "Nationalen Liste", dem "Deutschen Hessen" usw., stellte diese Guppierung eine Vorfeldorganisation, sozusagen einen öffentlichen Anlaufpunkt eines weitver- zweigten klandestinen (im geheimen ar- beitenden) Hintergrundnetzes der Na- zis, der von Michael Kühnen aufgebau- ten "Gesinnungsgemeinschaft der Neu- en Front" (GdNF), dar, deren Ziel der Wiederaufbau der NSDAP ist. Vor allem in Ostdeutschland, in Branden- burg und Cottbus, konnte die DA einige spektakuläre Medienhypes und dement- sprechenden Zulauf verbuchen. Der Schwerpunkt der DA in Westdeutsch- land lag im Raum Mainz/Wiesbaden. Nach dem Verbot arbeitete die DA wie alle anderen verbotenen Naziorganisa- tionen munter weiter, denn die Nazis wollten zunächst nur ungern auf ihre "Massenorganisationen", ihre Anlauf- punkte, verzichten. Gunther, ein Anti- faschist aus Wiesbaden, wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er angeblich versucht hatte, ein Treffen dieser verbotenen Vereinigung am 6.1.93 in Mainz zu verhindern. Zum ersten Prozeßtag, dem 29.9.95 um 9.30 Uhr im Landgericht Koblenz mobilisie- ren die Nazis bundesweit! Doch was dieser Prozeß braucht, sind keine joh- lenden Faschohorden im Gericht und drumherum, sondern kritische Beob- achtung. Wir rufen euch daher auf: Kommt am 29.9. um 9.30 Uhr ins Landgericht, schaut den RichterInnen auf die Finger und laßt sie nicht alleine mit den Nazis im Sitzungssaal. Haltet in der Stadt die Augen auf und greift ein, wenn ihr irgendwelche Zwischenfälle und Pöbeleien der Nazis mitkriegt! Am 29.9. und in der Nacht zuvor werden wahrscheinlich einige in der Stadt sein! Informiert uns über das, was ihr gese- hen habt! Keinen Sitzplatz den Nazis vor Gericht, keinen Fußbreit auf der Straße! - (Antifa-Prozeßgruppe) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Ludendorffer-Veranstaltung abgesagt Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2838 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Veranstaltung des >Bund für Gotteserkenntnis< abgesagt - ------------------------------------------------------ Braunschweig. Ein für den 24.9. in Braunschweig angekündigter Vortrag des >Bund für Gotteserkenntnis< (BfG) ist aufgrund von Protesten antifaschisti- scher Gruppen kurzfristig abgesagt worden. Nachdem sich zum geplanten Veranstaltungsbeginn über 50 Demon- strantInnen vor dem Tagungslokal ver- sammelt hatten, teilte ihnen die Wirtin mit, sie sei bis vor kurzem nicht über die politische Orientierung der sich seit über zwanzig Jahren in ihrer Gaststätte treffenden Gruppe informiert gewesen. Es habe sich immer um ruhige und friedliche Gäste gehandelt. Erst die In- formationen eines antifaschistischen Flugblattes hätten ihr die Augen geöff- net und sie dazu bewogen, sowohl den angekündigten Vortrag als auch weitere Zusammenkünfte nicht mehr in ihren Räumen zu dulden. Kühle Getränke auf Kosten des Hauses für die versammel- ten AntifaschistInnen halfen, diese Wil- lensbekundungen zu untermauern. Der eher unauffällig agierende >Bund für Gotteserkenntnis< zählt mit den ihm angeschlossenen Vereinen und Gruppen zu einer der größten rechten Organisa- tionen der BRD, seine Mitgliederzahl beläuft sich auf über 12000. Als ideolo- gische Grundlage dienen die unverhoh- len antisemitischen und von einem ag- gressiven völkischen Rassismus durch- setzten Werke des zeitweiligen Hitler- Getreuen Erich Ludendorff und seiner Frau Mathilde, die beide bereits in den zwanziger Jahren die direkten Vorläu- fer (z.B. 1926 den >Tannenbergbund< mit zeitweilig 100000 Mitgliedern) die- ser auch heute wieder als religiöse Glau- bensgemeinschaft anerkannten faschi- stischen Sekte aus der Taufe hoben. Neben mehreren Schulungs- und Se- minarhäusern, in die u.a. auch offen na- zistische Auschwitzleugner wie Udo Walendy als Referenten geladen wur- den, verfügt das Netz aus BfG-Vereinen und ihnen nahestehender Gruppen über eine ganze Reihe von Verlagen (>Verlag Hohe Warte<, >Lühe-Verlag<) und Zeit- schriften (>Mensch und Maß<), die sie für ihre Propaganda - mit vermeintlich steigender AbonnentInnenzahl - ein- setzen. Derzeitiger Aktionsschwer- punkt ist Schleswig-Holstein. - (kdl) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Die deutschen Behörden und die MHP Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 3912 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Die deutschen Behörden und die MHP - ---------------------------------- Das Verhältnis der deutschen Sicher- heitsbehörden unter Innenminister Kanther zu den faschistischen Grauen Wölfen wird vielleicht am deutlichsten daran erkennbar, daß der Bundesinnen- minister diese faschistische Organisa- tion trotz erkennbar zunehmender Akti- vitäten in seinem im Mai dieses Jahres vorgelegten "Verfassungsschutzbericht 1994" zum ersten Mal seit 1977, also seit 17 Jahren, überhaupt nicht mehr erwähnt. In seinem Verfassungsschutz- Bericht 1993 hatte der Minister noch kurz über einen "Ehrenkongreß" in Frankfurt im Mai 1993 berichtet, auf der der MHP-Führer Türkes von 7000 Anhängern gefeiert worden war. Im Jahresbericht 1994 ist von dieser Orga- nisation mit keinem Wort mehr die Rede. Die PDS-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke hatte bereits im Juli dieses Jahres die beunruhigende Zunahme der Aktivitäten der "Grauen Wölfe" zum Gegenstand einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung gemacht (Druck- sache 13/2063 vom 24.7.95) und dabei u.a. auf die im VS-Bericht jetzt gar nicht mehr erwähnte, der Bundesregierung aber durchaus bekannte Großveranstal- tung der MHP am 26. November 1994 in der Sindelfingener Sporthalle hinge- wiesen, an der mindestens 10000 MHP- ler teilnahmen. Die Antwort der Bundesregierung be- steht im wesentlichen in lakonischem, desinteressiertem Schulterzucken: Von zahlreichen Veranstaltungen der Grau- en Wölfe ist der Regierung entweder nichts bekannt oder sie äußert kein In- teresse daran. Rauschgiftgeschäfte der Grauen Wölfe? Ja, die Regierung wisse von Verbindungen führender Funktio- näre der hiesigen "Graue Wölfe"-Fö- deration ADÜTDF zu Rauschgiftund Waffenhändlern. "Danach soll eine eu- ropaweit agierende Gruppe türkischer Staatsangehöriger unter dem Deckman- tel der >Grauen Wölfe< die Einfuhr von Heroin im 100 Kilogramm-Bereich aus der Türkei betreiben." Näheres wisse man dazu aber nicht. Schutzgelderpressungen? Ja, da gab es Ermittlungsverfahren. Aber näheres wisse man nicht. Papstattentat? Ja, die italienischen Behörden seien in diesem Zusammen- hang auf damals führende ADÜTDF- Funktionäre gestoßen, die Verhindun- gen zu türkischen Waffen- und Rausch- gifthändlern hatten. Aber: "Nähere In- formationen liegen auch hierzu nicht vor. " Auf einzelne Fragen der Abgeordne- ten antwortete die Regierung direkt frech. Auf die Frage, ob sie von den Ak- tivitäten von "Grauen Wölfen" im Es- sener Ausländerbeirat wisse, die eine MHPGroßveranstaltung in Essen unter- stützt hätten, antwortete die Regierung, sie wisse davon nichts: "Der Bundesre- gierung ist allerdings bekannt, daß die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) das Forum der Ausländerbeiräte für ihre Zwecke zu nutzen versucht". Und auf die Frage der Abgeordneten, wieso die Polizei nicht gegen das Zeigen faschisti- scher MHP-Symbole einschreite, lautet die lakonische Antwort: "Das Zeigen von Symbolen in Deutschland nicht ver- botener Vereinigungen ist keine Straf- tat." Auf die Frage, welche Bedeutung die Regierung den "Grauen Wölfen" beimesse, erhielt die Abgeordnete zur Antwort: "Die ADÜTDF ist unter si- cherheitsmäßigen Gesichtspunkten der- zeit nicht von großer Bedeutung." - - (BT-Drucksache 13/2063 vom 24.7. - (rül) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Ostlandritter Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 3082 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ostlandritter - ------------- Deutscher Ostdienst Nr. 36, 38/95 Tag der Heimat: runderneuerte Auf- güsse alten deutschen Hegemonie- strebens. BdV-Präsident Wittmann be- hauptete in Berlin, der Begriff der Be- freiung sei dem Schicksal der "Ost-, Sudeten- und Südostdeutschen" im Hin- blick auf die Leiden der Vertreibung nicht angemessen. Natürlich wurden auch diese Personen von der Nazibarba- rei und aus der Funktion, Menschenma- terial für die Sicherstellung der Ostex- pansion deutscher Konzerne und deut- scher Herrschaft zu sein, befreit! Witt- mann beklagte, Europa sei weit von "gültigen Volksgruppenrechten" ent- fernt. Gut so! Nach der Niederschla- gung des Faschismus war die Beseiti- gung von Volksgruppenrechten wohl ei- ne der wichtigsten Konsequenzen der internationalen Politik zum Erreichen eines zivilen Umgangs der europäischen Völker. Weiters ist Wittmann an einer Rückgängigmachung der Konfiskation deutschen Eigentums gelegen. Denkt er dabei an die IG-Farben-Todesfabrik in Ausschwitz? Oder an die großelbischen Junkergüter? Erfreulich, das gegen die- se revanchistischen Provokationen in Berlin eine antifaschistische Demon- stration stattfand, die auch im DOD mehrfach Erwähnung fand, weil sie ir- gendwie störte. - (DOD Nr. 36/95) Sudetenfunktionär Neubauer droht Tschechien indirekt mit Eskalation wie ab 1938. Besonders erzürnt sich Neubauer über das Amnestiegesetz von 1946 und einigen sogenannten Benesch- Dekreten. In einer Erklärung findet Neubauer das "Beharren auf dem soge- nannten >Amnestiegesetz<" ... "uner- träglich für einen Staat, der den Beitritt in die EU anstrebt. Diese starre Verwei- gerung erinnert sehr an die tschechische Politik der Jahre 1919 bis 1938, die maßgeblich zur späteren Eskalation bei- getragen hat. Damals wie heute stellt sich die Frage nach der tschechischen Dialog- und Kompromißfähigkeit." - - (DOD Nr. 36/95) "Sehr, sehr enge Abstimmung zwi- schen Bonn und München", so Stoiber zu den deutsch-tschechischen Verhand- lungen. Vor dem Münchner Presseclub bagatellisierte er tschechische Befürch- tungen vor deutschem Aufkauf bei Ein- führung eines EU-Niederlassungsrech- tes mit Hinweis auf das deutsch-franzö- sische Verhältnis. Die Lösung der sude- tendeutschen Frage sei zwar keine >ab- solute Bedingung< für den EU-Beitritt Tschechiens, doch sei >sehr deutlich<, "daß deutscherseits >gewisse Erwartun- gen< bestünden". - (DOD 38/95 - rab) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Aus der faschistischen Presse Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 5780 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Aus der faschistischen Presse Zum Wahlergebnis der DVU - ------------------------ Europa Vorn, Nr. 91, 1. 10. 95 Noch bevor uns die Nationalzeitung erreicht, veröffentlicht die rechte Konkurrenz ihren Kommentar. Der Herausgeber von Europa Vorn, Manfred Rouhs, sieht trotz erheblicher Stimmenverluste der DVU bei den Kommunalwahlen Bremerhaven - sie erhielten 5,7 % und drei Mandate - die Rechte im Aufwind: "Zugegeben: Man darf Bremerhaven nicht überbewerten. Die Stadt hat 90000 Einwohner. Auf diesem überschaubaren Terrain investierte die DVU mehrere Millionen Mark, bombardierte die Bürger mit Postwurfsendungen, rutschte also nicht einfach rein ins Kommunalparlament, sondern mußte den Erfolg teuer erstreiten. Nur wo die Rechten in der Lage sind, zur etablierten Hetze mit eigenen Werbemitteln ein öffentlich wahrnehmbares Gegengewicht zu schaffen, ist ihnen auch Erfolg beschieden. Das schlechte NPD-Ergebnis - die Nationaldemokraten machten im Vergleich zur DVU wenig Wahlkampf - bestätigt dies." Eine erfundene Generation - ------------------------- Junge Freiheit Nr. 38/95 Die "89er" sind eine Erfindung der Redaktion der Jungen Freiheit, die jetzt eifrig daran strickt, mit Hilfe von Buchveröffentlichungen und Aufsätzen diese Generation als Gegenpol zur den 68ern zu propagieren. Der langjährige JF-Redakteur Roland Bubik schwadroniert im Leitartikel dieser Ausgabe über diese "neue, junge Generation", unter der sich Leute befänden, "die Meinungsfreiheit und die Rückkehr zum politischen ,Common senseæ einfordern à Mit der ,Political Correctnessæ als institutionalisierter und modifizierter Form linken Totalitarismus wollen sie sich nicht abfinden. Die 89er haben den für eine lebendige Demokratie notwendigen Mut zum Tabubuch - egal, ob es um ,multikulturelle Gesellschaftæ, den ,freien Marktæ oder Geschichtsdeutungen geht." Was Bubik hier so verschwommen darstellt, ist nichts anderes als der Rückgriff auf das berüchtigte "gesunde Volksempfinden", das sich die Nazis rassistisch und nationalistisch geprägt wünschten. Die "Befreiungs"-Anzeige - ------------------------ Junge Freiheit Nr. 38/95 "3. Oktober 1990: Tag der deutschen Einheit - Tag der deutschen Befreiung - Für eine deutsche Zukunft in einem freien Europa!" - unter diesem Titel veröffentlichte am 18. September das "Bündnis konstruktiver Kräfte Deutschlands" eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Diese Anzeige erschien ebenfalls als Anzeige gekennzeichnet in der Jungen Freiheit. Der Text der Anzeige lautet: "Der 3. Oktober 1990 markiert das Ende des sowjetischen Regimes auf deutschem Boden und der Vormundschaft der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Er ist für Deutsche ein Tag der Befreiung und ein erster Schritt zur deutschen Einheit. Doch die Verwirklichung der nationalen Einheit wird von innen und außen massiv behindert. Durch die Verträge von Maastricht wird die Deutsche Mark vernichtet, die bundesstaatliche Verfassung aufgehoben und die deutsche Souveränität ausgehölt. Sind wir 50 Jahre nach Kriegsende immer noch tributpflichtig? Noch kann das Maastricht-Europa verhindert werden. Wir wollen als Deutsche eine Zukunft in einem freien Europa. Nur eine selbstbewußte Nation handelt souverän nach innen und außen. Wir wollen gleichberechtigt und selbstbestimmt mit den anderen Völkern Europas für eine friedliche Zukunft wirken." Zu den Unterzeichnern der Anzeige gehören auch zahlreiche Unterzeichner der berüchtigten 8.-Mai-Anzeige "Wider das Vergessen", darunter der Bundesvorsitzende des Bund freier Bürger, Manfred Brunner, und Friedensforscher Alfred Mechtersheimer sowie andere Rechte und Konservative. Hoffnung der REP in Berlin - -------------------------- Junge Freiheit Nr. 39/95 Der Berliner Landesvorsitzende der Republikaner, Werner Müller, erläutert in einem einseitigen Interview auf Seite 3, seine Hoffnungen auf die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 22. Oktober. Er verbreitet Zweckoptimismus und erklärt, die Republikaner könnten dieses Mal ins Abgeordnetenhaus einziehen, denn die Stimmung könne durch den Wahlkampf geändert werden. Etwas später beklagt er allerdings: "Es war so, daß 1989/90 das Medienecho eigentich immer negativ war à Schlimmer aber ist, daß jetzt überhaupt kein Echo mehr vorhanden ist à Ein schlechter Ruf ist immer noch besser als gar keiner." Müller, der aus der SPD kommt, prognostiziert: "Entweder kommt eine katastrophale Niederlage oder ein deutliches Ergebnis zwischen fünf und zehn Prozent, aber kein Wischiwaschi-Ergebnis." Das Ergebnis der Nachwahlen in Bremerhaven berichtet die JF unkommentiert als "Erneute Wahlpleite für die Sozialdemokraten", der erneute Einzug der DVU in das Kommunalparlament wird lediglich berichtet. Im rechten und revanchistischen Lager zeichnet sich eine Auseinandersetzung um das Vorgehen im russischen Kaliningrad ab. Die JF wirft dem rechten Verleger Munier vor, er habe Gelder, die Kaliningrad vorgesehen waren, unterschlagen. Außerdem schüre sein Auftreten "absurde Ängste" vor Ort. Die JF propagiert stattdessen andere deutsche Projekte vor Ort. jöd, uld - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* 125 Jahre RWTH Aachen kein Grund zum Feiern Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 7146 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Schluß mit der großdeutschen Wissenschaft - ----------------------------------------- 125 Jahre RWTH Aachen sind kein Grund zum Feiern 125 Jahre nach ihrer Gründung feiert die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) sich selbst. Wenn der Vorstandsvorsitzende von Mercedes Benz den Festvortrag hält und die Deutsche und die Dresdner Bank ihre Filialen zur Jubiläumsaus- stellung bereitstellen, soll nichts mehr an einen der größten Skandale in der Wissenschaftsgeschichte der BRD er- innern: Der Fall Schneider, der richti- ger als ein Fall RWTH bezeichnet wer- den müßte. Dagegen wollen die Aktions- tage "Kein Fortschritt in dieser Tradi- tion" vom 4. bis 10. Oktober, sowie eine Demonstration am 7. Oktober ein Zei- chen setzen. Wir dokumentieren aus dem Aufruf: Ende April 1995 enthüllte das nieder- ländische Fernsehmagazin Brandpunt, daß der ehemalige Rektor der RWTH Hans Schwerte in Wirklichkeit der SS- Spitzenfunktionär Hans Ernst Schnei- der ist. Dieser hatte als Mitglied des Persönlichen Stabs Heinrich Himmlers die Abteilung Germanischer Wissen- schaftseinsatz in der SS-Wissenschafts- organisation Ahnenerbe geleitet, war aber auch an zahlreichen anderen Pro- jekten der SS beteiligt. Seine Tätigkeit umfaßte unter anderem die Gründung und Herausgabe rassistischer Propagan- damedien, die Anwerbung von Freiwil- ligen für die Waffen-SS, die Plünderung von Bibliotheken etc. in den besetzten Ländern, den Aufbau einer SS-Univer- sität in Leiden (NL) und die Koordina- tion von Hochschulkontakten, die Be- schaffung von medizinischen Geräten für die Menschenversuche in Dachau, den Aufbau rassenhygienischer Ein- richtungen in den Niederlanden, die Eu- ropaplanungen der SS und zuletzt auch die Frage der Weiterarbeit nach Kriegs- ende. Nach 1945 arbeitete er mit Hilfe von Nazi-Seilschaften an der Universi- tät Erlangen weiter und versuchte, die Europa- und Kulturpolitik des Ahnen- erbe an die Nachkriegssituation anzu- wenden, Hierbei paßte er sich geschickt dem jeweiligen Zeitgeist an. 1964 wur- de er an die RWTH berufen und 1970 zum Rektor ernannt. Er profilierte sich nunmehr als Linksliberaler, baute enge Beziehungen zur SPD-Landesregierung auf und umgab sich mit einer Reihe "fortschrittlicher" Studenten, die nach einer Hochschul- und SPD-Karriere heute gemeinsam mit der Hochschullei- tung und dem NRW-Wissenschaftsmi- nisterium alles daransetzen, kritische Nachfragen zu verhindern. Hierzu haben Hochschule und Mini- sterium allen Grund: Denn vieles deutet darauf hin, daß "Schwertes" Vergan- genheit an der Hochschule intern be- kannt geswesen sein muß. Das von ihm aufgebaute Germanische Institut wurde intern als "Schneider-Institut" bewit- zelt. Seit 1962 verhindert die Hochschu- le mit allen Mitteln die Berufung eines Wissenschaftlers auf den frei werden- den Lehrstuhl für Komparatistik, der Dokumente über Schneider gefunden und an Simon Wiesenthal weitergeleitet hatte. Inzwischen hat das Wissen- schaftsministerium durch die strikte Weigerung, den unbequemen Professor nach Aachen zu berufen, den Machen- schaften der RWTH nachgegeben. Als sich die RWTH 1994 gezwungen sah, zumindest formell Recherchen über ihren Altrektor anzustellen, tat sie dies derart wohlwollend, daß nur ein entla- stendes Ergebnis für "Schwerte" her- auskommen konnte. Nach seiner Enttar- nung stilisierte das Rektorat ihn zum Einzeltäter und äußerte im Konvent den Verdacht, daß es sich um eine "gesteu- erte Kampagne" zum 8. Mai handele. Demonstrativ ließ die Hochschule ver- lauten, daß an eine Aussetzung der Fei- erlichkeiten zum 125jährigen Jubiläum nicht zu denken sei. Kritische Nachfragen und Forderun- gen von Studierenden-VertreterInnen wurden mit Ignoranz und Ablehnung bis hin zu Anzeigendrohungen beantwor- tet. Einen Höhepunkt erreichte diese Art der Auseinandersetzung, als die Hochschule Anfang Juli dem Rechtsau- ßen-Philosophen Günter Rohrmoser ein Forum bot und sein Vortrag von Anti- faschistInnen verhindert wurde. Dies nahm die Hochschulleitung zum Anlaß, einigen aktiven Linken an der RWTH Zwangsexmatrikulationen anzudrohen und Anzeigen wegen Hausfriedens- bruch zu erstatten - ein einmaliger Vorgang in der nordrhein-westfälischen Hochschulgeschichte. Während die Aufklärung des Falles Schneider bis heute blockiert wird, sollte die RWTH ausgerechnet im Schulterschluß mit einem Vordenker der "Neuen Rech- ten", der den "Störern" seinerseits "Gegenterror" androhte, von Kritike- rInnen gesäubert werden. Dies zeigt, welcher Geist hier vorherrscht. Ein solch zynischer Umgang mit der NS-Geschichte, wie er hier praktiziert wird, ist lange schon Regel und nicht die Ausnahme. Das gleiche gilt für die Be- reitstellung akademischer Podien für die Vordenker der Neuen Rechten. Der Fall Schneider/RWTH ist vielmehr auch ein Fall Wissenschaft: Er steht symbolhaft für eine Wissenschaft, die im Kern nichts anderes bedeutet als die Bereitstellung von Herrschaftswissen für jedwedes Regime. Er steht für Wis- senschaft als Eliteproduktion zugunsten jeglicher staatlicher und wirtschaftli- cher Gewalt. Er steht für Wissenschaft als Denkfabrik, wo unter dem Denk- mantel der "Wissenschaftsfreiheit" alles für denkbar erklärt und damit mög- lich gemacht wird, selbst die Vernich- tung. Er symbolisiert einen akademi- schen Korpsgeist, der dem Neofaschis- mus eines Rohrmoser ebenso wie dem SS-Hauptsturmführer Schneider seine Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Erst der Mythos der objektiven Wissen- schaftlichkeit an Hochschulen eröffnet rassistischen und nationalistischen The- sen den Weg in die Mitte der Gesell- schaft. (...) Fachschaft Philosophie der RWTH; Linke Liste an FH und RWTH; Aachener Frauengruppe Gret- chens Faust; Gentechnik-AG Aachen; Aachener Filmhaus e.V.; AntiFa Aachen; AStA der FH Aachen; Fachschaft Mathematik, Physik, Infor- matik der RWTH; Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba (Gruppe Aachen); JUSO-Hochschul- gruppe Aachen, ErstsemesterInnenprojekt der TH-Fachschaften (ESP); Antifaprojekt der FH Aachen; Autonomes Zentrum; Redaktion "Ein Loch in der Zensur"; Flüchtlingsplenum; ASten der Unis Münster, Bochum und Düsseldorf. Während der Aktionstage findet eine Vielzahl von Veranstaltungen im Kºar- mºanforum, Eilfschornsteinstr. 7 statt. Dort wird auch eine Ausstellung "Neo- afaschismus in der BRD" der VVN/ BdA gezeigt. Nähere Informationen über Fachschaft Philosophie, Tel 0241/ 808001. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Peter Singer - grüner Spitzenkandidat? Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 3267 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Bioethiker Peter Singer - grüner Spitzenkandidat zum - ---------------------------------------------------- australischen Senat? - -------------------- Die Europaabgeordnete der Grünen Claudia Roth sowie weitere Abgeordne- te der Grünen-Fraktion im Europapar- lament haben sich mit einem offenen Brief an die Grünen im australischen Bundesstaat Victoria gewandt. Darin heißt es: Mit Bestürzung haben wir zur Kennt- nis genommen, daß die Grünen von Vic- toria den international umstrittenen Bio- ethiker Peter Singer als Spitzenkandidat für die Wahlen zum australischen Senat 1996 aufgestellt haben ... Peter Singer bestreitet in seinem gemeinsam mit Hel- ga Kuhse verfaßten Buch "Should the Baby live?" das Lebensrecht behinder- ter Neugeborener und plädiert offensiv für die Tötung behinderter Babys. Dies wird mit einer "ethischen" Haltung be- gründet, die es generell ablehnt, von einem Recht auf Leben der Neugebore- nen zu sprechen. Ein wesentliches Ar- gument Singers für die Tötung behin- derter Babys sind die Kosten, die die Pflege von Behinderten nach sich zieht und die begrenzt werden müßten. Diese Position wird von Behinderten weltweit und auch in Australien als menschen- verachtende Diskriminierung betrach- tet. ... Auch Singers Eintreten für die Anwendung der künstlichen Befruch- tung und der Gentechnik am Menschen und seine Befürwortung von Experi- menten mit im Reagenzglas erzeugten Embryonen ist aus unserer Sicht mit einer grünen, humanistischen Politik nicht in Einklang zu bringen. Die Befür- wortung der Tötung behinderter Babys aus Kostengründen und Singers An- sicht, mit dieser Tötung auch das beste für die Behinderten zu tun, erinnert uns in fataler Weise an die Motivation vieler Ärzte, die an der Euthanasiepolitik der Nazis beteiligt waren. ... Unser Protest richtet sich nicht gegen das Recht der Grünen von Victo- ria, souverän ihre Kandidaten für Man- date, öffentliche und parteiinterne Äm- ter zu bestimmen. Wir halten die Nomi- nierung von Peter Singer zum Spitzen- kandidaten vielmehr wegen seiner be- deutenden Rolle in der internationalen Bioethik-Diskussion für eine Angele- genheit, die Rückwirkungen auf die in- ternationale grüne Bewegung und unse- re Arbeit im Europaparlament und Bun- destag haben wird. Aus diesen Gründen wollen wir unseren Protest und unsere große Besorgnis wegen dieser Kandida- tur öffentlich zum Ausdruck bringen. Wir wünschen uns, daß die Grünen von Victoria eindeutig gegen die Diskrimi- nierung und Bedrohung Behinderter, gegen die neue Euthanasiedebatte und ethisch unverantwortbare gentechni- sche Experimente Stellung beziehen. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Skinheadtreffen in Bad Kissingen Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2884 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Skinheadtreffen in Bad Kissingen - -------------------------------- Am Samstag, den 11.9. trafen sich ca. 200 Nazi-Skins im ehemaligen Stein- bruch Arnshausen, bei Bad Kissingen. Ein einschlägig bekannter Nazi aus Bad Kissingen meldete das sogeannte "Freundschaftstreffen" unter dem Motto "Laßt Bierdosen sprechen", vor- her bei der Stadt an und diese genehmig- te wie bereits vor zwei Jahren. Nach Po- lizeiangaben nahmen ca. 200 Personen an diesem Treffen teil. Am Sammel- punkt, dem Bahnhof in Bad Kissingen, wurden die Nazi-Skins von der Bereit- schaftspolizei durchsucht, überprüft und gefilmt, bzw. fotografiert. Es gab 12 Festnahmen, wovon zwei vorüber- gehend in Polizeigewahrsam genom- men wurden. Die Hälfte der angereisten Skins war bereits wegen Straftaten wie Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verwenden von Kennzeichen ver- fassungswidriger Organisationen auf- gefallen. Gegen elf Personen wird nun erneut ermittelt wegen des letztgenann- ten Deliktes. Einer aus der Gruppe wur- de in "Gewahrsam" genommen, weil er die Polizei mit dem Hitlergruß empfing. Die Polizei geleitete danach das ganze Nazi-Pack zu ihrem"Sauftreffen" in Arnshausen. In der Lokalpresse wurden dann so- wohl die Polizeibeamten, wie die Skin- heads für ihre "zurückhaltendes, bean- standungsloses" Verhalten gelobt. Man verglich das Nazitreffen mit rechten Chaostagen, vor denen Bad Kissingen dank der Polizei verschont blieb. "Kei- ne Zwischenfälle" in der Überschrift deutet wohl auf deutsche Normalität hin. Ziel war es also nicht, das Nazi-Tref- fen zu verbieten oder zu verhindern, sondern nur den Ablauf zu regeln. Das Stadtbild und der Kurbetrieb in Bad Kis- singen sollte nicht gestört werden. Die ordentlichen, deutschen Faschos solten in Ruhe deutsches Bier saufen können. Rs gab leider keinerlei öffentliche Pro- teste, die sich gegen das Nazi-Treffen richteten oder antifaschistischen Wider- stand, der es verhindert hätte. Beim 3. Treffen sollte eine frühzeitige Mobili- sierung versuchen, das Auftreten von Nazis zu verhindern. Denn die rassisti- sche Propaganda der NPD und der JN in Bad Kissingen, die "Remer Depesche", herausgegeben von Ernst Otto Remer, der seinen Wohnsitz in dieser Kurstadt hat, sind schon zuviel. - (chs) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Verein "Öffentlichkeit gegen Gewalt" Köln Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2758 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Die Würde des Menschen ist (un)antastbar - ---------------------------------------- Köln. Nach einem Jahr Arbeit hat der Verein "Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V." eine Bilanz seiner Tätigkeit vor- gelegt. Ein Jahr Beschwerdestelle gegen rassistische Diskriminierung durch Ämter, Polizei, Behörden - die Doku- mentation, die vorgelegt wird, zeigt, wie vielfältig die Diskrimierung und wie mühsam oft die Auseinanderset- zung für die Helfer von ÖgG mit den Behörden ist. Im Editorial heißt es: "Eine türkische Asylbewerberin soll- te in eine Unterkunft - in einen Raum mit drei ihr fremden Männern. Sie wehrte sich dagegen - aus sicherlich verständlichen Gründen. Eine Mitarbei- terin des Wohnungsamtes: "Aber da können Sie doch gut neue Männerbe- kanntschaften machen". Zynismus, aber nicht nur. "Herren- menschenmentalität" - (auch umge- setzt von Frauen) - in Ämtern ist keine Ausnahmeerscheinung. Sie ist für viele Migranten und Flüchtlinge alltägliche Erfahrung. Sie stehen allein gegen die Bürokratie. Sie empfinden Ohnmacht gegenüber Machtausübung durch Men- schen, die entscheidungsbefugt sind: bei der Beantragung von Aufenthaltsgeneh- migungen, bei Sozialhilfeproblemen, bei Konfrontation mit der Polizei... Die Beschwerdestelle von "Öffent- lichkeit gegen Gewalt" (ÖgG) und "KölnTelefon" sollte hier Hilfe anbie- ten und Unterstützung geben. Men- schen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, sollen nicht allein gelassen werden. Dazu gibt es viele Initiativen, die Beschwerdestelle ist eine davon. ... Wir wollen einen Beitrag zur Dis- kussion leisten - nicht nur über die "Zustände" in unserer Gesellschaft, sondern auch speziell zur Frage: Wie organisieren und gestalten wir eine Ar- beit, die das Ziel hat, menschenwürdige Behandlung von Migranten und Flücht- lingen durch staatliche Stellen und Insti- tutionen zu erreichen." Die Dokumentation "Die Würde des Menschen ist (un)antastbar", 1 Jahr Beschwerdestelle gegen rassistische Diskrimierung, kann zum Preis von 3,- DM + 2,- DM Porto über ÖgG bezogen werden, Tel.: 0221-5101847, Fax: 0221-5101967, Antwerpener Str. 19-29, 50672 Köln - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Demonstration gegen Studienzentrum Weikersheim Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 7137 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** "Gemeinsam gegen das Studien-Zentrum Weikersheim!" - -------------------------------------------------- Das ist hier die größte Demonstra- tion seit dem Bauernkrieg", sagte ein Weikersheimer beim Anblick der 1200 Menschen, die am Sonntag (24.9.) in Weikersheim demonstrier- ten. Den größten Block bildeten autono- me Antifaschistinnen und Antifaschi- sten; Mitglieder der VVN, der IG Me- tall, der ÖTV, der IG Medien waren da- bei; und eine weitere große Gruppe bil- deten Menschen aus Weikersheim und Umgebung. Wir dokumentieren kurze Abschnitte aus den Reden (die von Wer- ner Pfennig, Mitglied im Geschäftsfüh- renden Hauptvorstand der IG Medien, lag bei Produktionsbeginn leider noch nicht vor). - (ulk) Gruppe A2 Das Studienzentrum ist in die Defensive geraten. Es sah sich gezwungen, sich hier in Weikersheim den Fragen der Be- völkerung zu stellen, und wie uns be- richtet wurde, wurden die richtigen Fra- gen gestellt. Der Knoten zwischen Kon- servatismus und Faschismus ist zer- pflückt worden, aber noch nicht zer- schlagen. Die Mitglieder und die Gäste des Stu- dienzentrums eint ihr Nationalismus, ihr Militarismus, ihr Sexismus, ihr Glaube an die gottgewollte Ordnung der Welt und die von Gott gewollte Autori- tät des Staates. Sicher, die parlamentari- sche Ordnung wird von den Konservati- ven aus den Reihen der CDU - noch - nicht ausgespielt gegen die Diktatur - jedenfalls nicht, wenn es um die BRD geht. Schon 1986 diskutierte das Studien- zentrum über das Verhältnis der Bun- deswehr zur Wehrmacht. Die Herren gaben der Wehrmacht einen Persil- schein, verklärten (sie) den Überfall auf die Sowjetunion als Präventivkrieg. Heute ist es möglich, daß die Bundes- wehr ausgerechnet am 1. September, am Antikriegstag, ihren ersten offiziel- len Einsatz im Krieg in Jugoslawien fliegt. Wir wollen diese Lehren nicht ver- gessen. Und gerade deshalb bedeutet für uns Antifaschismus mehr als der Kampf gegen Nazis. Antifaschismus ist auch ein Kampf gegen die autoritären und rassistischen Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft, ein Kampf gegen Ausbeu- tung und die Macht der Konzerne, ein Kampf gegen Miltiarismus und Krieg, ein Kampf gegen die Ursprünge des Fa- schismus. Mit den Worten des Schwu- res von Buchenwald: "Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Eine neue Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!" Antifaschistische Aktion/ Bundesweite Organisation Was also setzen wir dieser Neuen Rech- ten entgegen, ihrem biologistischen Menschenbild, ihrem Rassismus, ihrem Antikommunismus, Antisemitismus und Anti-Antifaschismus? Wir - und mit uns die gesamte BRD-Linke - sind momentan weit davon entfernt, den der- zeitigen Durchmarsch der reaktionären Kräfte verhindern zu können. Da, wo die Widersprüche am deutlichsten er- kannt und durch eine revolutionäre Be- wegung angegriffen werden, greift die- ser Staat zur Sicherung der bestehenden Verhältnisse ein. Der konsequente Kampf gegen faschistische Strukturen, gegen Nazis auf der Straße und Nazis in Nadelstreifen, bedeutet für uns die Ab- wehr einer konkreten Bedrohung von Menschen, die nicht in den Rahmen des von den Herrschenden geschaffenen Idealbildes dieser Gesellschaft passen - - seien es Flüchtlinge, Frauen, die etwas anderes wollen als Kinder, Kü- che, Kirche, Arbeitslose, Behinderte, Alte und Kranke oder Linke. Gerade da, wo von herrschenden Kreisen Rassis- mus geschürt wird, und da, wo faschi- stische Kader und Organisationen mit den herrschenden Kreisen zusammen- arbeiten - wie hier in Weikersheim - oder von diesen instrumentalisiert wer- den, ist unser Einsatz dagegen erforder- lich. Anne Rieger, Landessprecherin der VVN/BdA: Deutsche Soldaten wieder auf dem Bal- kan - deutsche Militärhilfe für die Tür- kei - der Versuch der Militarisierung deutscher Außenpolitik geht einher mit der nationalistisch gefärbten Standort- debatte der deutschen Wirtschaft und nationalistischen Tönen auf allen Ebe- nen - Abschiebung von Asylbewer- bern in die Verfolgung. Die Verschie- bung der Werte nach rechts, zu nationa- listischen, chauvinistischen und milita- risierten Denkweisen wird in Denkfa- briken wie dem Weikersheimer Stu- dienzentrum vorbereitet und in der Ge- sellschaft etabliert. Diese Brandstifter und Biedermänner, die die Lunte legen, die andere zünden, sind dort zu finden. Seit 16 Jahren wird hier der Versuch gemacht, deutschnationales Gedanken- gut wieder salonfähig zu machen. Ziel ist es, ein breites ideologisches Bündnis zwischen diesen neurechten intellektu- ellen Brandstiftern und seriösen Kon- servativen aus der Politik und Industrie zu stiften. Dieser Ansatz scheint bisher gelungen. Das zeigt, wer hier als Mit- glied gewonnen werden konnte und wer hier schon gesprochen hat. Haben denn all die Menschen, die dem Studienzentrum die Seriosität ihres Namens leihen, aus der Geschichte gar nichts gelernt? Soll sich denn gar nichts ändern in Richtung einer aufgeklärten humanistischen Gesellschaft? SPD-Ortsverein Weikersheim Die schwerwiegenden Vorwürfe, die der SPD-Ortsverein in den vergangenen Jahren gegen das Studienzentrum erho- ben hat, bleiben bestehen. Nach wie vor gibt es zahlreiche Berührungspunkte zwischen dem Verein des "furchtbaren Juristen" Filbinger und dem rechtsex- tremen Umfeld. Demokratiegefährden- de, ausländerfeindliche und geschichts- verfälschende Bestrebungen können dem Studienzentrum eindeutig nachge- wiesen werden. Wir warnen die Bevöl- kerung insbesondere vor dem Ge- schäftsführer Dr. Albrecht Jebens, in dem wir die Schlüsselfigur für die Ver- knüpfungen des Studienzentrums mit dem Rechtsextremismus sehen. Wir wenden uns aufs schärfste gegen die ruf- schädigende Verwendung des Namens unserer Stadt durch das Studienzen- trum. Die geplante Demonstration ge- gen das Studienzentrum am 24. Septem- ber 1995 kommt ohne unsere Initiative und ohne unser Zutun nach Weikers- heim, daher sehen die Weikersheimer Sozialdemokraten keinen Anlaß, sich unter die Mitveranstalter der Demon- stration einzureihen. Darüber hinaus sehen viele Mitglieder eine gewisse Ge- fahr, daß sich die öffentliche Auseinan- dersetzung um das Studienzentrum un- nötig radikalisieren könnte. Die Mit- glieder sind aufgerufen, frei zu ent- scheiden, ob und in welcher Weise sie sich als Weikersheimer Bürger an der Kundgebung beteiligen wollen. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9520* Aboschnipsel Datum : Di 10.10.95, 00:00 (erhalten: 10.10.95) Groesse : 2552 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************************** Antifaschistische Nachrichten ***************************** Wir erscheinen alle zwei Wochen mit: - - Nachrichten, Berichten und Dokumenten über antifaschistische Aktionen - - Meldungen und Hintergrundinformationen über faschistische Organisationen - - regelmäßiger Beobachtung der faschistischen Presse - - Informationen zur Asyl- und Ausländerpolitik, zu Revanchismus und Militarismus Die Antifaschistischen Nachrichten kann man im Abonnement beziehen. Eine Auswahl der Artikel wird in das CL-Netz (unter /CL/Antifa/Magazine) eingegeben. Nachdruck bitte mit Quellenangabe und Belegexemplar. Vorteile eines Abonnements der Papierausgabe: - - Die elektronische Ausgabe erscheint aus technischen Gründen mit einigen Tagen Verspätung und enthält nur etwa die Hälfte aller Artikel. - - Abonnenten der Papierausgabe erhalten Jahresregister, die für Archivzwecke gut geeignet sind. - - Nur durch möglichst zahlreiche Abonnements kann das Erscheinen der AN auch in Zukunft gesichert werden. Wir freuen uns über Zuschriften. Redaktionsschluß: alle ungeraden Wochen freitags. Redaktion und Herausgabekreis sind zu erreichen über: GNN-Verlag, Postfach 260226, 50674 Köln, Tel.: (0221) 211658, Fax: 215373, Mailbox: J.Detjen@Link-K.cl.sub.de Schülerabo - ---------- Ab sofort können Schülerinnen und Schüler ein Jahresabonnement der Antifaschistischen Nachrichten zum ermäßigten Preis von 54,- DM beziehen. - ---------------------------------------------------------------- Hiermit bestelle ich ... Stück pro Ausgabe der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Halbjahres-Abo (13 Hefte = 36,40 DM incl. Porto) o 1 Halbjahres-Förder-Abo (13 Hefte = 45,50 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Abo (26 Hefte = 72,80 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Förder-Abo (26 Hefte = 91 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Schüler-Abo (26 Hefte = 54,- DM incl. Porto - gegen Nachweis) o 1 Probeheft der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Einzugsermächtigung: Ich ermächtige den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten meines Girokontos abzubuchen (ansonsten gegen Rechnung). Name Straße PLZ/Ort Konto-Nr./BLZ Datum/1. Unterschrift Ich habe davon Kenntnis erhalten, daß ich diese Abonnement-Bestellung innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen kann (Datum des Poststempels). Datum/2. Unterschrift - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.1 R ## -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6.2i iQCVAwUBMHofjXugUuenT591AQHTMQP/St8zu6XjOykdTQyAouX2mCF440Xurz9Q +p2Oo207OiqalJzvKtpIfTwqIhgeyLBvGve6KAP+vsFBgfWvP3R9YUWAIznhYz96 4ds1BzIqP6px7IgHmcCKS/ZsSh8WvXxzaNU7rOGPan6/TQDEhGOY4msQ1W7nU0HM 6kZ2PIDjA0g= =5tpu -----END PGP SIGNATURE-----