-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Die Spiegelung des Archivs auf anderen Servern ist gestattet. Ich bitte in diesem Fall um eine kurze Mitteilung. Sie erhalten die aktuelle Fasssung der gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer Im World Wide Web finden Sie die archivierten Ausgaben unter der Adresse: http://anarch.ping.de/Notstand/AN - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadresse: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Die AN-Redaktion ist zu erreichen über den Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 10.9.1995) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* 3. Oktober in Düsseldorf Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 2732 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 3. Oktober 1995: - ---------------- Es gibt nichts zu feiern! Düsseldorf. In diesem Jahr werden die offiziellen Feierlichkeiten zum "Tag der deutschen Einheit" in Düsseldorf stattfinden. Hochrangige Politpromi- nenz aus Land- und Bundestag, Wirt- schaftsbosse und andere Repräsentant/ innen der politischen Klasse feiern den 5. Jahrestag der sogenannten Wieder- vereinigung. Sie alle können mit der Entwicklung in den letzten 5 Jahren zu- frieden sein. Wir werden am 3. Okotber nicht feiern, dazu gibt es keinen Grund. Ganz im Gegenteil. Steigende Ar- beitslosigkeit und Wohnungsnot drän- gen immer mehr Menschen, die nach den kapitalistischen Verwertungsinter- essen nicht mehr gebraucht werden, an den Rand der Gesellschaft. Zeitgleich überholen sich die Politiker/innen ge- genseitig im Abbau von sozialen Rech- ten. Rassistische Übergriffe sind zum Alltag geworden und die staatliche Ab- schiebemaschinerie funktioniert immer effektiver. Deutsches Militär darf end- lich wieder weltweit Krieg führen. Auf dem Weg zur Weltmacht darf Rühes "starke Truppe" nicht fehlen. Die Rechtsentwicklung hat auf allen Ebenen Fuß gefaßt. Dieser Entwicklung werden wir uns entgegenstellen. Es reicht nicht aus, an das gute Gewissen der Mächtigen zu appellieren oder auf eine neue Regie- rung zu hoffen. Was wir wirklich brau- chen, sind Opposition und Widerstand von unten. Wir müssen unseren Protest auf die Straße und in die Öffentlichkeit tragen, laut und deutlich! Gründe gibt es genug. - - (Auszug aus dem Aufruf zur Demonstration) Demonstration, Dienstag, 3. Oktober, 13 Uhr, Düsseldorf, Schloßturm Erstunterstützer/innen der Demonstration: AStAs FH Düsseldorf, Uni Bochum, Uni Düssel- dorf; ANTIFA-Koordinationskreis Düsseldorf und Umgebung; AK Junge AntifaschistInnen Düsseldorf; Autonome Antifa Düsseldorf; Buch- handlung BiBaBuZe; DKP, Parteivorstand; Ju- gend gegen Rassismus in Europa (JRE); Jungde- mokratInnen/Junge Linke Bonn und Düsseldorf; PDS, Landesverband NRW und Kreisverbände Bochum, Bonn, Düsseldorf, Neuss, Ratingen; AG Junge GenossInnen der PDS NRW. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Tag der Heimat in Aachen Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 7323 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Tag der Heimat 1995 in Aachen - ----------------------------- Zum sogenannten "Tag der Heimat" demonstrierten am Wochenende 9./10. September AntifaschistInnen vor den Revanchistentreffen in Düren (Sa.) und Aachen (So.) Auf Plakaten und Transparenten wurden die Vertrie- benenverbände als Kriegstreiber be- zeichnet. An Passanten und die Revan- chisten wurden Flugblätter verteilt. Die derart kritisierten reagierten giftig. Sprüche wie "Ihr seid der Rest der kom- munistischen Brut. Euch bekommen wir auch noch" oder "Wenn Eure Väter im Westen so tapfer gekämpft hätten wie wir, dann wäre uns das Schicksal der Vertreibung erspart geblieben." waren keine Ausnahme. Oft wurden PolInnen und TschechInnen als faul und unfähig beschimpft. Außer einigen Wortgefech- ten, die von der eilig herbeigerufenen Polizei beobachtet wurden, kam es zu keinen "Ausschreitungen". Im folgen- den veröffentlichen wir den Text der Presseerklärung, die sowieso niemand in Aachen druckt. - (K.H.) Presseerklärung zum Auftreten der Vertriebenenverbände zum "Tag der Heimat" Gemeinsam mit den Demonstrantinnen und Demonstranten protestieren wir dagegen, daß auch heute noch die soge- nannten "Vertriebenenverbände" alle Spielräume erhalten, ihre revanchisti- schen und kriegstreibenden Parolen und Forderungen vorzubringen. Vor 50 Jahren, am 2. August 1945, wurde das "Potsdamer Abkommen" von den Siegermächten zur künftigen Gestaltung Deutschlands verabschiedet. Bestandteil waren auch territoriale Fest- legungen, die die Grundlage für eine längerfristige friedliche Nachkriegsord- nung in Europa darstellen sollten. Hier- zu gehörte einerseits die Festlegung der polnischen Westgrenze, damit dieses Land auf einem gesicherten Territorium existieren könne, sowie die Regelung der Aufteilung Ostpreußens und die Rückgabe des im Münchener Diktats geraubten Sudetenlandes an die CSR. Aus der Erfahrung, daß nach dem er- sten Weltkrieg in Schlesien, im Elsaß und im Sudetenland Minderheitenkon- flikte ausgelöst worden sind, die zur Verschärfung der internationalen Span- nungen führten, wurde eine territoriale Trennung der Volksgruppen und die Überführung der verbliebenen deut- schen Bevölkerungsteile beschlossen. Die hiervon Betroffenen waren gewis- sermaßen "Opfer": Sie waren Opfer des von den Faschisten entfesselten zweiten Weltkrieges. Der industriell organisierte Massen- mord an Jüdinnen und Juden und Roma und Cinti, die Vernichtung "lebensun- werten Lebens", die Ermorderung hun- derttausender Serben, die Blutspur von SS, SA und Wehrmacht durch ganz Eu- ropa, als über 50 Millionen Menschen dem Krieg zum Opfer fielen - dieser in der Geschichte einmalige Terror des deutschen Faschismus sollte sich NIE WIEDER -holen können. Deshalb wur- de (u.a.) in Potsdam beschlossen, An- lässe für erneute deutsche nationalisti- sche Kampagnen zu verhindern. Heute treiben die "Vertriebenen" die Verschleierung der Ursachen ihrer "Vertreibung" auf die Spitze und stem- peln den Alliierten Kampf gegen die Verbrechen des Faschismus selbst zum Verbrechen, indem sie das "Unrecht der Deutschen" bis 1945 mit dem "Un- recht an Deutschen" nach 1945 gleich- setzen. So haben sich die Ostlandritter zwangsläufig in engste Nähe zu (Neo-) Faschisten und ihren Organisationen begeben: Immer wieder haben sie die Rechtsgültigkeit des Potsdamer Ab- kommens in Frage gestellt und es als "Sieger-Diktat" denunziert. Damit ein- her ging die Verweigerung, die Nach- kriegsgrenzen in Europa völkerrecht- lich verbindlich anzuerkennen. Obwohl die Rechtsgültigkeit des Potsdamer Abkommens in Artikel 139 Grundgesetz festgeschrieben ist, und obwohl die polnische Westgrenze in- zwischen von der Bundesregierung an- erkannt ist, treiben die "Vertriebenen- verbände" weiterhin ihr Unwesen. Es ist die pure Kriegstreiberei, wenn bei- spielsweise der Präsident des "Bundes der Vertriebenen", Fritz Wittmann, in einem Aufruf erklärt: "Es ist ein großer Irrtum zu glauben, daß diese in der Ver- gangenheit von den zivilisatorischen und kulturhistorischen Leistungen der dort lebenden deutschen Bevölkerung geprägten Gebiete ohne Deutsche eine Zukunft haben können, ...." Solche Drohungen sind ein Angriff auf die ter- ritoriale Integrität benachbarter Staaten und verletzen das Recht auf die Unver- letzlichkeit der Grenzen. Diese Drohun- gen verstoßen gegen Völkerrecht und gegen das Grundgesetz. Offen wird von Wittmann gegen die 2+4-Verträge ge- hetzt. Ihr Präsident Dr. Fritz Wittmann führte vor Innenminister Kanther aus: "Wir bleiben in der Pflicht und in der Bereitschaft, in günstigerer historischer Konstellation unsere vernünftigen und die Rechte aller Beteiligter berücksich- tigenden Vorstellungen für eine in die Zukunft weisende neue Friedensord- nung für Staat, Völker und Volksgrup- pen in Ost-/Mitteleuropa durchzuset- zen." Wir fordern, Kriegshetze, Zündeln an den Grenzen, Forderungen nach na- tionalistisch-völkischen "Minderhei- tenrechten", Aufforderungen zum Bruch internationaler Verträge und Verstöße gegen das Grundgesetz mit den Mitteln des Strafrechts zu ahnden. Wir fordern, endlich alle Formen öf- fentlicher Förderung der Revanchisten- verbände einzustellen! Es ist, um nur ein Beispiel aufzufüh- ren, ein Skandal, daß allein die "Sude- tendeutsche Landsmannschaft SL" jährlich ca. 1,5 Mio DM von der Bun- desregierung erhält. Oder etwa, daß die Bundesregierung nicht bereit ist, die SL öffentlich zu zwingen, sich von rechts- extremen Kräften in ihren Reihen - wie z.B. dem "Witikobund" - zu trennen. Tatsächlich nimmt sie den antisemiti- schen, rassistischen und geschichtsrevi- sionistischen "Witikobund" vor Kritik in Schutz. Auf Anfragen im Bundestag äußerte sie, daß sie beim "Witikobund" "keine eindeutigen" Anhaltspunkte für rechtsextreme Bestrebungen erkennen könne, obwohl ihr bekannt ist, daß der Witikobund eine völkische Traditions- gemeinschaft ehemaliger Funktionäre der NSDAP ist. Auf allen Ebenen wer- den die Revanchistenverbände nicht nur geduldet, sondern gefördert. Vor dem Hintergrund erneuten militärischen En- gagements Deutschlands gewinnen die revanchistischen und revisionistischen Forderungen der Vertriebenenverbände - - zumal, wenn sie von Bonner Politi- kern wie Schäuble, Stoiber oder Kan- ther unterstützt werden - eine neue Be- drohungssituation in Europa. Wir erwarten insbesondere von der neuen Landesregierung von SPD und Grünen, daß sie sich durch eine Strei- chung aller Fördermaßnahmen für die Revanchistenverbände darum verdient macht, diesen neuen alten Gefahren ent- schieden und tatkräftig entgegenzutre- ten. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Zoff beim Revanchistennachwuchs Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 4148 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Zoff beim Revanchistennachwuchs - ------------------------------- Duderstadt. Früher machte die Deut- sche Jugend des Osten (DJO) gern durch spektakuläre Aktionen von sich reden und wurde wegen ihres großdeutschen Nationalismus auch schon mal als Deut- sche Jugend gen Osten oder als "Kader- schmiede des Nationalismus" (Eckart Spoo) tituliert. Als am 21. Mai 1970 der Ministerpräsident der DDR, Willi Stoph, in Kassel zu Gast war, holten drei Mitglieder der DJO eine DDR-Fah- ne vom Mast und verbrannten sie. Einer der Täter von damals war Dietrich Murswiek, Mitglied der Bundesführung der DJO, Aktivist der völkischen Deut- schen Hochschulgilde und Spezi des NPD-Funktionärs Hans-Michael Fied- ler. Heute ist Murswiek wohlbestallter und angesehener Jura-Professor und Mitglied der CDU. Und auch die DJO hat sich den Namenszusatz "Jugend für Europa" zugelegt und will mit Radikali- tät nichts mehr zu tun haben. Eine Wandlung, die zumindest teil- weise glaubhaft ist, denn die Anpassung der DJO an den offiziellen Regierungs- kurs hat bereits vor einigen Jahren zum innerverbandlichen Bruch geführt. Als landsmannschaftliche Konkurrenzgrün- dung entstand damals u.a. die Junge Landsmannschaft Ostpreußen, deren neofaschistische und rassistische Ten- denzen kaum zu übersehen sind. Daß damit aber die Auseinandersetzungen um die zukünftige Ausrichtung des Ver- bandes keineswegs beendet sind, zeigen die gegenseitigen Angriffe der verschie- denen Fraktionen im Gefolge des 29. Bundesjugendtages der DJO im nieder- sächsischen Duderstadt. Schon vor sei- ner Wiederwahl verkündete der 29jähri- ge Bundesvorsitzende Andreas Pietsch (Münster), daß er rechte Tendenzen ei- niger Mitgliedsbünde nicht mehr vertre- ten werde und sich dagegen wehre, den Gesamtverband dafür zu instrumentali- sieren. Als Beispiel für solche rechten Tendenzen nannte Pietsch ausdrücklich die Schlesische Jugend. Getroffene Hunde bellen. So jault auch die Schlesische Jugend empört auf. Extremistische Tendenzen könne es bei ihr gar nicht geben, denn schließlich ha- be man in der Satzung einen Unverein- barkeitsbeschluß zu extremistischen Organisationen. Georg Märtsch, Bun- desvorsitzender der Schlesischen Ju- gend, moniert, nicht sein Verband sei rechts, sondern die DJO habe sich von früher vertretenen Positionen entfernt. Doch kaum hat er das beteuert, da fällt ihm sein Funktionärskollege Michael Ferber schon in den Rücken. "Asylan- ten und Ausländer scheinen dem Ver- band - der DJO - heute weitaus näher zu stehen als unsere eigenen Landsleu- te," schreibt er. Womit in diesen Krei- sen alles geklärt wäre: wer sich so ver- hält, der ist linkslastig. Mit diesem links/rechts-Streit haben die Auseinandersetzungen im Bund der Vertriebenen nun offenbar auch auf die Jugendorganisation durchgeschlagen. Hier wie dort läuft eine strategische De- batte zwischen regierungsnahen Kräften und einer Fraktion, die die Unionspar- teien von rechts unter Druck setzen will. Inhaltlich geht es um die Frage, ob eine deutsche Regelung der "Grenzfrage" möglich ist oder ob auf eine europäische Lösung gewartet werden muß. Die Fraktionierungen verlaufen dabei so- wohl zwischen einzelnen Landsmann- schaften als auch den diversen Landes- verbänden. Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht, doch das Ende kann vorausge- sagt werden. Wie immer werden die stärkeren Bataillone siegen, die sich die notwendigen Finanzspritzen der Bun- desregierung zum Überleben sichern können. - (J. Cremmet) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Sonntagsspaziergänge in Hetendorf Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 3455 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Antifaschistische Sonntagsspaziergänge - -------------------------------------- Hetendorf. Hiermit rufen wir zu antifa- schistischen Sonntagsspaziergängen auf. Der erste findet am 1.10.95 statt. In Hetendorf befindet sich das bedeu- tendste Nazi-Zentrum der Bundesrepu- blik. Dieses umfaßt ein Grundstück von über 7000 qm, auf dem sich vier Häuser mit einer Nutzfläche von über 2000 qm befinden. Das Zentrum wird von faschi- stischen Gruppen jeglicher Couleur ge- nutzt und besitzt in der rechten Szene einen internationalen Ruf. Hier treffen sich regelmäßig rassistisch-neuheidni- sche Gruppen wie die "Artgemein- schaft", der "Nordische Ring" oder die "Gesellschaft für biologische Anthro- pologie, Eugenik und Verhaltensfor- schung". Die "Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)" veranstal- tet hier Versammlungen ebenso wie die mittlerweile verbotene "Nationalisti- sche Front (NF)". Daneben fanden Treffen der "Skingirl-Front Deutsch- land", des "Bundes der Goden" oder der "Nationalen Liste" statt. Auch die "Wiking-Jugend (WJ)" nutzte dieses Zentrum jahrelang für die politische In- doktrination von Kindern und Jugendli- chen. Das Anwesen Hetendorf Nr.13 ist im Privatbesitz der beiden rechten Vereine "Heideheim e.V." aus Buchholz/Nord- heide und Hamburg. Diese beiden Ver- eine werden indirekt staatlich gefördert, da sie als gemeinnützig anerkannt sind. Einerseits spricht der Staat halbherzige Verbote gegen rechte Gruppierungen aus, andererseits wird das Nazizentrum durch Steuerersparnis quasi unterstützt. Mit diesem Zentrum haben die Nazis die Möglichkeit, sich ungestört in einem kleinen knapp 100 Seelen-Dörfchen zu treffen und Schulungen, Ordnerlager, Wehrsportübungen, Parteitage u.ä. durchzuführen. Das letzte große Tref- fen war die Hetendorfer Tagungswo- che, an der ca. 200 Personen teilgenom- men haben und die dieses Jahr zum fünf- ten Mal stattfand. Um den Nazis ihre ländliche Idylle und Ungestörtheit zu nehmen, wollen wir in Hetendorf ab jetzt antifaschisti- sche Spaziergänge durchführen. Mit dem angekündigten Spaziergang (es können aber auch an anderen Tagen dort Spaziergänge stattfinden) wollen wir viele Menschen dazu bewegen, sich uns anzuschließen oder selbst aktiv zu wer- den. Wir fordern alle Menschen auf, vielfältige Aktionen durchzuführen, um auf Dauer einen konstanten Druck auf- zubauen, der die Faschisten zur Aufga- be des "Heideheims" zwingt! Bei dem Sonntagsspaziergang werden wir in He- tendorf Flugblätter verteilen, am Nazi- Zentrum vorbeispazieren und dort unse- ren Protest gegen die Existenz des Zen- trums zum Ausdruck bringen! 1.10.1995, Treffpunkt ist um 14 Uhr in Bonstorf (Ortsmitte). Schluß mit den Nazitreffen! Initiative gegen Hetendorf 13, c/o Infoladen, Kornstr. 28/30, 30167 Hannover, Fax: 0511-1616711 - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Kurzmeldungen Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 9720 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Jagd auf Rumänen - ---------------- Italien/Mailand. Mehr als 200 Italiener haben am Rande der italienischen Stadt Mailand eine von Rumänen bewohnte Barackensiedlung überfallen. Die mit Stöcken bewaffneten Einheimischen setzten dabei einige der Baracken in Brand und griffen einen in einem Auto schlafenden Rumänen an. Nur durch den Einsatz von Polizei konnten weitere Übergriffe verhindert werden. Bei Ver- nehmungen durch die Polizei erklärten einige der Mailänder, sie fühlten sich durch die Rumänen in der Nachbar- schaft belästigt. - (SZ 6.9.95 - hma) "Das andere deutsche Nachrichtenmagazin" - ---------------------------------------- Leonberg. Seit Ende August ist die im "Verlag Diagnosen" erscheinende Zeitschrift "CODE" (ehemals "Gesun- de Magazin", dann "Diagnosen") des Ekkehard Francke-Griksch unter dem neuen Namen "Das andere deutsche Nachrichtenmagazin" wieder auf dem Zeitschriftenmarkt vertreten. Neuer Chefredakteur des Blattes, das immer mehr in den Einflußbereich von Lyndon LaRouche ("EAP", "Patrioten für Deutschlnd", "Bürgerrechtsbewegung Solidarität", "Schiller-Institut" u.a.m.) übergegangen ist, ist nun Mel- vin Steinbek. Die übrige Redaktion ist identisch mit der bisherigen CODE-Re- daktion. Das Layout - nicht zu über- sehen - obliegt weiterhin Nicole Francke-Griksch. Autor in "Das andere deutsche Nachrichtenmagazin" ist ebenfalls Lyndon LaRouche. Auch die anderen Beiträge widmen sich altbe- kannten LaRouche-Themen, wie dessen Lieblingsgegnern England und Kissin- ger. Mit Anzeigen vertreten sind die Unternehmen "Telefunken" und "Merck" und Dr. Böttinger Verlag (Helmut Böttinger war Teilnehmer der Gründungsveranstaltung der La- Rouche-Organisation "Fusions-Ener- gie-Forum"). Die Sonderausgabe der LaRouche-nahen Zeitschrift "FU- SION" ist, so das "Nachrichtenamaga- zin", über den "Mehr-Wissen-Buch- dienst" in Langenfeld zu beziehen. Chef dieses Verlages ("Moderne Zei- ten") ist Kurt Winter, ehemals FWG- Vorsitzender und Ortsvorsitzender der Deutschen Unitarier Religionsgemein- schaft in Düsseldorf, der in der Vergan- genheit schon Bücher des ehemaligen NS-Reichsfilmintendanten Fritz Hipp- ler und von Gustav Sichelschmidt ver- trieb. - (hma) FSU und DAV - ----------- Marl. Im Jahre 1990 wurde der NPD- Landesvorsitzende in NRW, Peter Mar- kert, auf Vorschlag des NPD-nahen "Deutschen Arbeitnehmerverband" (DAV) zum ehrenamtlichen Richter am Arbeitsgericht ernannt. Nach Protesten von ÖTV und anderen antifaschisti- schen Organisationen mußten die Er- nennung Markerts und anderer NPD- Richter wieder rückgängig gemacht werden. Nun scheint der 1951 als SRP- naher Verband gegründete DAV neue Potentiale zu erschließen. In der Zeit- schrift "Der Dritte Weg" der freiwirt- schaftlichen "Freisozialen Union" (FSU) wirbt der DAV, dessen Anzeigen man auch in der Frey'schen "Deutschen Wochenzeitung" findet, für eine von ihm zum "Tag der Arbeit" 1995 her- ausgegebene Broschüre mit dem Titel "Fehleranalyse der sozialen Marktwirt- schaft". Autor der DAV-Broschüre ist das Landesvorstandsmitglied der FSU in Schleswig-Holstein, Horst Miko- nauschke, zugleich Autor in "Der Drit- te Weg". Die Thesen des Urvaters der Freiwirtschaftsbewegung Silvio Gesell, die eine besondere Spielart des Antise- mitismus darstellen und wohl gerade daher auch punktuell in die Ideologie der "Nationalsozialisten" einflossen, verbinden eben. Die Tatsache, daß sich neben der halbseitigen Anzeige des "Deutschen Arbeitnehmerverbandes" ("für eine krisenfreie sozialgerechte Wirtschaftsordnung") auch Anzeigen der "Politischen Ökologie", des Esote- rik-Blattes "Zeitpunkt", dem Unter- nehmen "ROLAND - Umwelt-Öko- nomie" und der "pAS - private Aka- demie für die Selbständigkeit" tum- meln, zeigt mit Besorgnis auf, wie breit das Spektrum ist, das hier angesprochen wird. - (hma) Prozeß gegen Worch und Winkel verschoben - ---------------------------------------- Fulda. Wie vom Landgericht Fulda zu erfahren war, wird der geplante Prozeß gegen Christian Worch und Dirk Win- kel bezüglich des Hess-Gedenkmar- sches in Fulda vom 14.8.93 nicht wie geplant im September, sondern frühe- stens im Oktober/November stattfin- den. Worch wird angeklagt wegen Ver- gehens im Sinne des @25 Abs. 1 Ver- sammlungsgesetz (Durchführung von Anmeldung abweichend), Winkel we- gen Anmeldens einer Veranstaltung un- ter unzutreffenden Anfragen. Wie das Landgericht auf Nachfrage weiter bekanntgab, ist es durchaus mög- lich, daß es nicht zu dem Prozeß kommt, sondern die Sache mit einem Vergleich abgetan werden könnte. Die Einschät- zung, das der Prozeß lediglich zur städ- tischen Imagepflege angestrengt wurde, scheint sich zu bestätigen. Der Grund der Anklage ist eine Bagatellgeschichte, Straftaten, die während des Aufmar- sches begangen wurden, sind herunter- gespielt worden, um das Fehlverhalten der Polizei nicht rechtfertigen zu müs- sen. Körperverletzung, Tragen verbote- ner Symbole und weitere Delikte auf seiten der Faschos sowie Strafvereite- lung im Amt auf seiten der Polizei kom- men in keiner Weise zur Sprache. - - (Antirassistisches Telefon Fulda) Razzia beim Haithabu-Verlag - --------------------------- Hamburg. Auf Ersuchen der Staatsan- waltschaft Hamburg wurden am 30.8. 95 die Räume von Meinolf Schönborns "Haithabu-Verlag" in Flensburg und Schleswig von BKA und Staatsanwalt- schaft durchsucht. Im "Klartext-Nach- folge Verlag" mit Postboxadresse im dänischen Padborg, der seit dem Desa- ster von Kvaers von Stefan Roger Pie- lert dezentralisiert geführt wird, vermu- teten Hamburgs Staatsanwälte Material über NSDAP/AOGeschäftsführer Gary Rex Lauck zu finden. Das wäre ja nun wirklich ein Zufall. Derzeit werden ki- stenweise beschlagnahmtes Material ausgewertet. Nach zaghafter Auskunft, darunter größere Mengen Abzeichen verbotener Parteien (@86a StGB) und Material zu Meinolf Schönborn, das der Staatsanwaltschaft Dortmund zugeleitet werden soll, wo am 7.9.95 gegen Schönborn, Pielert und Scholz der Pro- zeß wegen Fortführung einer verbote- nen Organisation (NF) begonnen hat. Am Dienstag, 5.9.95 gab es bundes- weit Durchsuchungen in Sachen NF. Seitdem hat sich Roger Pielert abgesetzt und ist untergetaucht. - - (ID Schleswig-Holstein) REPs wollten in Erkrath tagen - ----------------------------- Düsseldorf. Der Kreisverband Mett- mann der Republikaner wollte den Lan- desparteitag im September im Bürger- haus "Hochdahl" ausrichten. Das be- stätigte gestern der Hochdahler Uwe Hünecke, REP-Kreisverbandsvorsit- zender. Er habe sich mit dem Leiter der Volkshochschule und Hausherrn im Bürgerhaus in Verbindung gesetzt, um einen Termin zu vereinbaren. "Der hat mir aber gesagt, es gäbe keine freien Termine. Für die nächste Zeit sei alles ausgebucht", so Hünecke .... Der Landesparteitag werde jetzt am 14. Ok- tober in einer Stadt im Oberbergischen stattfinden. - - (Westdeutsche Zeitung vom 4.9.1995) DVU darf wieder in die Nibelungenhalle - -------------------------------------- Passau. Die Stadt Passau ist erneut in einem Verwaltungsgerichtsstreit über die Überlassung der Nibelungenhalle an die rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) unterlegen. Wie schon zuvor das Verwaltungsgericht entschied in der Berufungsinstanz auch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München, daß die Stadt die DVU in die Halle las- sen muß. Die DVU sei im Sinne der Be- nutzungsordnung für die Nibelungen- halle mit anderen Parteien gleichzuset- zen, da sie nicht verboten sei, hieß es in der Begründung. Gegen die DVU-Ver- anstaltung am 30. September wurde be- reits eine Gegendemonstration ange- kündigt. - (Junge Welt, 14.9.95) Anti-Antifa in Spanien - ---------------------- Spanien/Madrid. Die spanische Neona- zi-Gruppierung "Geschorene Köpfe" hat eine umfangreiche Liste mit persön- lichen Daten von 100 potentiellen Op- fern aufgestellt. In der 20. Ausgabe ihrer Kampfschrift "Cirrosis" sind An- schrift, Beruf, Familienverhältnisse der als "anormale Separatisten" und "Anarchistenschweine" bezeichneten Personen aufgelistet. Unter den ins Vi- sier genommenen befinden sich Mitglie- der der baskischen Jugendorganisation JARRAL sowie Kommunisten, Antifa- schisten, Punks und Homosexuelle. Auch eine baskische Abgeordnete und ein baskischer Journalist sind unter den Todeskandidaten. - (SZ 28.8.95 - hma) Führungstreffen aufgelöst - ------------------------- Cottbus. Ein Treffen von etwa 70 Neo- faschisten in Cottbus, darunter die Köp- fe verbotener Faschistenorganisatio- nen, ist von der Polizei aufgelöst wor- den. Unter den Teilnehmern aus mehre- ren Bundesländern befanden sich der ehemalige FAP-Bundesvorsitzende Friedhelm Busse, Frank Hübner von der ebenfalls verbotenen "Deutschen Alternative" und der Vorsitzende der "Die Nationalen" Frank Schwerdt. "Die Nationalen" beabsichtigen an der Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus am 22. Oktober in einigen Bezirken teil- zunehmen. - (hma) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* 2. rechter Runder Tisch in Köln Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 3899 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 2. Rechter Runder Tisch - ----------------------- Kölner Nazis formieren sich wieder Unter dem Schutz der Kölner Polizei und in Unkenntnis der Kölner An- tifaschisten fand am 2. September in Stommeln in der Gaststätte "In der Gaf- fel", ein 2. Treffen verschiedener rech- ter und neofaschistischer Personen und Organisationsvertreter aus dem Rhein- land statt. Darunter die bekannten Per- sonen von der Deutschen Liga Rouhs und Besicht, aber auch der Vorsitzende der Kölner Republikaner E. Mermagen und andere Republikaner wie Hans Ru- stemeyer, ehemalige Republikaner- Funktionäre sowie Vertreter von "Die Bürger", Aufbruch 94, DVU, DSU, Freie Bürger Union aus Düsseldorf, NPD und ÖKO-Union und andere. Die Erftkreisnachrichten sprechen von 60 bis 70 Personen. Die Versammlung verabschiedete gemeinsam mit anwesenden Vertretern der rechten flämischen Organisation "Vlaams Blok" eine "Pulheimer Erklä- rung": "Wir brauchen jetzt eine kraftvolles Signal der Versöhnung und Bündelung aller seriösen Kräfte von Rechts ... Nur wenn die vernünftigen Patrioten zusammenfinden, kann der Zerfall ge- stoppt werden und eine neue Aufbruch- stimmung entstehen." Mit diesem Text wollen die Neofa- schisten bundesweit Unterschriften sammeln. Nach dem ersten Runden Tisch im Juni dieses Jahres hatten die Bundesvorstände von Republikaner und DVU erklärt, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Trotzdem finden örtlich und regional solche Treffen statt, an denen sich die Mitglieder beteiligen. Wo die gemeinsamen programmati- schen Inhalte der Teilnehmer liegen, blieb verborgen. Trotzdem ist das Tref- fen ein deutlicher Hinweis, daß sich die Neofaschisten nach den Bundestags- wahlen und ihren verschiedenen Krisen erneut formieren. Nach Presseinformationen hat die Kölner Polizei die Veranstaltung massiv begleitet, aber nicht mehr untersagt, wie sie es früher des öfteren getan hat. Lag das daran, daß die Antifaschisten nicht aktiv waren? Bei früheren Gelegenheiten soll die Kölner Polizei die Wirte schon mal dar- auf aufmerksam gemacht haben, daß unrechtmäßig angemeldete Räume so- fort gekündigt werden können. Hören wir was die Erftkreisnachrichten am 6. September schreiben: "Geschockt will der Wirt die Veranstaltung auflösen, doch die Beamten versuchen ihn zu be- ruhigen. Auch wenn sich die Gruppe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Saal >erschlichen< habe, gäbe es bei einem bestehenden Vertrag keine Hand- habe. Es sei denn, so ein Beamter des Staatsschutzes, einer polizeilichen Er- mittlungsstelle zum Schutze der frei- heitlichen Grundordnung, es käme im Saal zu Sachbeschädigungen oder Tu- multen." Daß dies eine polizeiliche Falschin- formation ist, wissen inzwischen viele Wirte. Selbstverständlich kann der Wirt die Gaststätte schließen, weil er hinter- gangen wurde. Die Veranstalter haben überhaupt keine rechtlichen Mittel, weil sie unter falschen Vorwänden die Räu- me angemietet haben. So kann der Wirt z.B. auch ein Hausverbot erlassen, die Bewirtung einstellen und vieles mehr. Wenn die Polizei die Wirte aber nicht richtig aufklärt, stehen sie faktisch unter einer doppelten Bedrohung: den Faschi- sten im Saal und den Polizisten davor, die behaupten, das sei alles rechtens. - - (jöd) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Veranstaltungsreihe Medizin im NS Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 9084 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** "Medizin im Nationalsozialismus" - -------------------------------- Historische Analysen und aktuelle Reflexionen Rückblick auf eine Veranstaltungsreihe im Klinikum Mannheim Durchgeführt wurde die Veranstal- tungsreihe von der Fachschaft Medizin in Verbindung mit dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit und dem Fach Geschichte, Theorie und Ethik der Fa- kultät für Klinische Medizin Mann- heim. Themen der einzelnen Veranstaltungen waren: Die Universität Heidelberg und ihre medizinische Fakultät 1933-1945 Medizin ohne Menschlichkeit: Medi- zinische Experimente in deutschen KZs. Von Opfern, Tätern und dem Umgang mit medizinischer Zeitge- schichte Ernst Rüdin (1874-1952): Rückblick auf einen Rassenhygieniker und psychiatrischen Humangenetiker Das schwere Erbe der Molekularbio- logie Friedrich Menneke (1904-1947): Psychoanalytische Anmerkungen zu einer Ärztekarriere im Nationalso- zialismus Kann die Psychiatrie aus ihrer Ver- gangenheit lernen? Erfahrungsberichte von Opfern Referiert wurden die Themen von Professoren - außer der Abschluß- veranstaltung. Das Publikum setzte sich in erster Linie aus ÄrztInnen und MedizinstudentInnen zusammen. Die Veranstaltungen waren durch- weg gut besucht - bis auf die letzte. Da fehlten plötzlich die ÄrztInnen und Professoren - kein Kollege re- ferierte, sondern "nur" Hermann Reineck, ein ehemaliger Auschwitz- Häftling, gelernter Buchdrucker und Buchbinder ... Hermann Reineck - ein Überlebender berichtet Er wurde 1941 in Wien verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nach der Befreiung ging er wieder zurück nach Wien, so wie weitere 364 ehemalige Auschwitz-Häftlinge. Heute lebt er in Gambach in Hessen. Er ist Präsident der "Lagergemeinschaft Auschwitz - Freundeskreis der Auschwitzer e.V.". 1964 ist er erstmalig wieder nach Deutschland gekommen. Anlaß war der in Frankfurt stattfindende Auschwitz- Prozeß. Der Prozeß dauerte 20 Monate und fand aufgrund maßgeblicher Bemü- hungen von Hermann Langbein (Gene- ralsekretär des Internationalen Ausch- witz-Komitees) statt. Es saßen lediglich Täter aus dem zweiten Glied auf der Anklagebank. Viele der verantwortli- chen Planer, Wirtschaftsführer, Juri- sten, Ärzte, Militärs wurden nach Ana- lyse des Rechtsanwaltes Heinrich Han- nover "schon wieder gebraucht" (FR, 18.11.93). Hermann Reineck war Zeuge - er kam sich vor wie ein Angeklagter. Die Verteidiger der SS-Schergen nahmen die Zeugen ins Kreuzverhör mit Fragen zu Details, wie z.B. das Wetter bei einer Mordtat war, die ihren Mandanten vor- geworfen wurde - um somit "Un- glaubhaftigkeit der Zeugen" konstruie- ren zu können. Anhand eines eindrucksvollen Ton- Dia-Films zeichnete Hermann Reineck die Stationen seines Leidensweges seit seiner Verhaftung 1941 - an seinem 22. Geburtstag - durch die Gestapo nach. Er hatte zur marxistischen Wider- stands-Jugend in Wien gehört. Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wur- de er zu 18 Monaten Haft in Auschwitz verurteilt. Die durchschnittliche Über- lebenszeit der Häftlinge in Auschwitz währte 2-3 Monate. Sein erster Einsatz war im Straßenbau - - 12 Stunden täglich bei 1.200 kcal pro Tag. Durch "glückliche Umstände" landete er in der Schreibstube. Er hatte die Aufgabe, amtliche Todesbescheini- gungen und ärztliche Berichte im Auf- trag der SS zu verfassen. 25 Todesur- sachen standen zur Auswahl, egal wie die Menschen tatsächlich umgekommen sind. Solidarisches Verhalten oder gar ge- meinsame Widerstandsaktionen waren unter den Bedingungen eines Vernich- tungslagers wie Auschwitz kaum mög- lich. Es herrschte die Moral "Rette sich wer kann". Am ehesten - so erinnert sich Reineck - gab's unter "Jehovas Zeugen" noch sowas wie Solidarität mit den Mitgefangenen. Sie waren als Kriegsdienstverweigerer in s KZ ver- schleppt worden. Unter den politischen Häftlingen gab es Verbindungen, - doch unter den Bedingungen der kurzen Überlebenszeit der Einzelnen war es kaum möglich, festere Strukturen auf- zubauen. Fast unglaublich ist unter diesen Be- dingungen, daß es ihnen gelang, einen Kurzwellensender zu bauen und damit im Oktober 1944 BBC zu empfangen. Im November 1944 rekrutierte die SS im KZ Auschwitz ein Sonderkommando aus "arisch-reichsdeutschen Häftlin- gen". In den SS-Uniformen ihrer Peini- ger wurden sie als allerletztes Gewehr- futter an die Kriegsfront geschickt. Her- mann Reineck desertierte zu slowaki- schen Partisanen und erlebte hier ein furchtbares Gemetzel der SS-Schergen. Wieder einmal ist er davongekommen und floh ins Salzkammergut, wo er bis zum Kriegsende blieb. Warum er hier - vor künftigen Medi- zinern - spricht? Seine Erfahrungen lehren ihn, den Möglichkeiten in Lehre und Forschung sehr wachsam gegenüberzustehen. Was hätten die Nazis mit Genmanipulationen gemacht, wenn sie schon gekonnt hät- ten? "Es gibt heute Entwicklungen - Sie müssen aufpassen - es bewegt sich an der Grenze des Erlaubten." Wie ist es möglich, daß die "HIAG" als Organisation der Mörder "gemein- nützig" ist? "Seien Sie wachsam - gerade als junge Menschen - damit die Schwä- chen und Mängel dieses Staates behoben werden und echte Demokratie eine Chance hat." Ernst Rüdin - Karriere eines Täters Was sollte die Psychiatrie aus der Ver- gangenheit lernen? - Die Fähigkeit zur Erinnerung ... Was waren die Täter für Menschen? Häufig als differenzierte, vorbildhafte Ärzte beschrieben - keine pervertier- ten Sadisten. Sie als solches zu sehen, damit würde man sich's auch zu einfach machen - gerade als Mediziner; solche "Erklärung" diente nur der Verdrän- gung der Frage, ob man inhumanen An- forderungen widerstehen könnte. Idea- lismus und Macht - ein gefährliches Gebräu; der Lebenslauf von Ernst Rü- din belegt dies beispielhaft. Rüdin wuchs in einem für die Zeit duch- aus fortschrittlichem Schweizer Eltern- haus auf. Seine Schwester gehörte zu den ersten Studentinnen an einer Schweizer Universität. Sie heiratete den bekannten deutschen Rassehygieniker Alfred Plötz. Darwinismus hatte um 1900 durchaus nichts Anrüchiges, er galt als gesell- schaftlich modern. Rüdin hatte bereits 1903 ein ausgearbeitetes rassehygieni- sches Programm (Ausschluß - mit Zwang - von Kranken und Schwachen von der Nachwuchszeugung). Damit stößt er auf den Psychiater Emil Kräpe- lin und bewegt ihn dazu, Rassehygiene als Teilgebiet der Psychiatrie zu erklä- ren. 1905 Mitarbeit im Archiv für "Ras- sen- und Gesellschaftsbiologie". - 1916 Direktor der genealogisch-geo- graphischen Abteilung der Deutschen Forschungsgesellschaft für Psychiatrie. 1928 Direktor im Kaiser-Wilhelm-In- stitut (heute: Max-Planck- Institut) für Psychiatrie in München. 1933 Mitglied im Sachverständigenbeirat für Bevölke- rungs- und Rassenpolitik, Tätigkeit im Erbgesundheitsobergericht, Gründer und seit 1933 Vorsitzender der Deut- schen Gesellschaft für Rassenhygiene. Unter Mitarbeit von Rüdin entstehen noch in der Weimarer Republik die Ste- rilisierungsgesetze als Schubladenge- setze, die am 1.1.34 von den National- sozialisten in Kraft gesetzt werden; es sind die gesetzlichen Maßnahmen zur Verhütung "erbkranken Nachwuch- ses". Vor 1933 galt er als politisch deutsch- national, konservativ - voller Eifer für Eugenik und Rassenhygiene. Er hat eindeutig freiwillig mit den Nazis kooperiert - Begründung: Ver- ständnis für sein "wissenschaftliches" Anliegen der Rassehygiene. 1935 for- dert Rüdin die Legalisierung der Diag- nose "moralischer Schwachsinn" als Sterilisierungsgrund. Erfaßt werden sollen damit u.a. die "mangelhaft an das Leben Angepaßten", insbesondere "an- tisoziale und asoziale Menschen", ge- nannt "Ballastexistenzen". Rüdin schlägt eine totale Erfassung der Bevöl- kerung vor: von Zwangssterilisationen für den einen Teil als "negative ausmer- zende Rassenhygiene" oder "Zucht- wahl" für den anderen Teil. Erst 1938 tritt er in die NSDAP ein. 40.000 Perso- nen hat er untersucht - und daraus Zwangssterilisationen veranlaßt als ent- scheidender Letztgutachter. Viele von diesen "Rassehygieni- kern" setzten ihre Karriere nach 1945 als ordentliche Professoren fort. Nur wenige Karrieren endeten abrupt. Rü- din war 1945 schon 70 Jahre alt und starb 1952. Im Entnazifizierungsver- fahren galt er als "Mitläufer". - (iro) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Opel-Arbeiter geben CD heraus Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 2866 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Opel-Arbeiter geben CD heraus - ----------------------------- Bochum. Ein schlimmes Beispiel für Rassismus und Rechtsextremismus, ausgehend von einem Unternehmen aus Velbert, war jetzt in einem Blatt der NPD zu lesen, das im bergischen Land in der Nähe von Solingen und im Ruhr- gebiet verbreitet wurde. Ausbildungs- plätze zum Metallschleifer bietet darin die Firma Mechano-Schliff des Herrn Erle an. Sein Betrieb "mit ausschließ- lich deutschem Personal" und "traditio- nellen Wertvorstellungen" will "dem Zeitgeist widerstehen". Er bietet daher 2500 DM Verdienst und Unterkunft für die Auszubildenden an und vermerkt: "Uns sind Vorbestrafte durch das Sy- stem willkommen." - Deutsche Ar- beitsplätze nur für Deutsche und seien sie auch Brandstifter! Die Gruppe 2483 von Opel dagegen ist ein einzelnes, wenn auch gutes Bei- spiel der Auseinandersetzung mit dem Rassismus in den Betrieben. Die Gruppe 2483 aus dem Getriebe- bau des Bochumer Autowerks Opel ist eine verschworene Gemeinschaft. Sie halten zusammen, die deutschen wie ausländischen Kollegen. Dies haben sie jetzt auch musikalisch dokumentiert. "Ich steh' zu Dir" heißt eine CD, die sie herausgaben und die bei der IG Metall Bochum (Humboldstr. 46, 44787 Bo- chum) erhältlich ist. Die Uraufführung des Songs erfolgte bei einer Betriebs- versammlung. Komponist und Texter ist Paco Roja- no, ein 28jähriger Opelarbeiter aus Spa- nien, der seit seiner Kindheit in Dort- mund lebt. Mit dabei ist der IG-Metall Chor der Ruhrgebietsstadt. Geholfen haben der Betriebsrat und die Betriebs- leitung von Werk II. Das Musikstück entstand direkt am Arbeitsplatz. Beson- ders die Brandanschläge gegen auslän- dische Kollegen haben die Gruppe 2483 sensibilisiert. "Ich steh'zu Dir, ich wer- de es nicht erlauben, daß Du gehst, nur weil Du kein Deutscher bist", heißt es im Text. Paco, der mit vollem Namen Francisco José Rojano-Morales heißt, hat bereits ein Musical über das Leben spanischer Jugendlicher in Deutschland geschrieben. Jetzt wollte er wissen, wo seine Kollegen stehen und er machte den Vorschlag für das Lied. Alle stimmten zu. Der Erlös der CD, die zehn DM ko- stet, soll einem Verein zufließen, der ausländische Kinder betreut. - - (Ulrich Sander) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Ostlandritter Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 2387 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ostlandritter - ------------- Deutscher Ostdienst Nr. 34-36/95 Braunzone: DOD-Autor Alfred Thei- sen zitiert die faschistische Junge Freiheit bei der Polemik gegen den "Appell an Bertelsmann". In diesem Appell fordern Schriftsteller wie Günter Grass, Ralph Giordano, Johannes M. Simmel den Medienkonzern auf, Druck und Vertrieb für den Münchner Verle- ger der Gruppe Langen-Müller/Ull- stein, Herbert Fleissner >umgehend ein- zustellen<, da er Vertreter der >Neuen Rechten< publiziert. Wichtig ist Alfred Theisen das Fleissner nachhaltiges Engagement für die Ost- und Sudeten- deutschen aufbringe. Angeblich sei das eine >moralische Pflicht, die mit Tages- politik und realpolitischen Betrachtun- gen nichts zu tun hat<, so Fleissner in der Jungen Freiheit(JF). Ob Theisen die Abo-Kampagne der JF durch Zitate im DOD stützen will? - (DOD Nr. 34/95) Lediglich "um die deutsche Sprache in Oberschlesien" sorgt sich Renate Sap- pelt, Bundesvorsitzende der Schlesi- schen Jugend. Neben dem Polnischen sind aber z.B. Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch von ebensolcher Bedeutung, sollte Polen Vollmitglied der EU werden. Bei den Vertriebenenverbänden wird Europa of- fensichtlich immer mit Deutscheuropa in die revanchistische Sprache übersetzt. - - (DOD Nr. 35/95) Auch Manfred Kanther fordert öf- fentlich die "Verwirklichung gesi- cherter Minderheiten- und Volks- gruppenrechte in ganz Europa". Das äußerte er im Grußwort zum 46. Tag der Heimat in Berlin als angebliches politi- sches Ziel der Bundesregierung. Wenn das stimmt, was Kanther nach Berlin als gesamte Ansicht der Bundesregierung grußwortete, begäbe sich die BRD-Re- gierung in einen schweren Dauerkon- flikt mit Frankreich. - - (DOD Nr. 35/95 - rab) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Aus der faschistischen Presse Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 5913 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Haiders Verrat - -------------- Nationalzeitung 36/1995 Das Blatt macht in der Nummer 36 mit der Schlagzeile "Haiders Verrat am Deutschtum" auf. Der deutsche neofa- schistische Blätterwald lehnt Haiders Position strikte ab, weil sie u.a. be- fürchten, daß dies auch fatale Auswir- kungen auf nationale Liberale in der BRD, insbesondere in FDP-Kreise habe könne. Insbesondere das Bündnis Hai- der = Brunner greift das Blatt an. Wilhem Hillek schreibt: "Volks- und Kulturgemeinschaft und die stolze Er- innerung an die tausendjährige Ge- schichte Österreichs, die immer auch eine deutsche Geschichte war, hat er mit einem Schlage auszulöschen versucht. Die deutschen Österreicher will er in das Gebilde hineinmanövieren, das er selbst 1988 richtigerweise eine >ideolo- gische (weil kommunistische) Mißge- burt< genannt hatte. Mögen seine Ideen in sozialen oder anderen Belagen noch so gut sein und seine Worte noch so schön klingen, der Verrat an den Deut- schen Österreichs kann dadurch nicht gutgemacht werden." Dr. Frey sucht Schäuble - ----------------------- Nationalzeitung 37/1995 Unter der Überschrift "Mitteleuropas Wiedergeburt" schreibt der Herausge- ber Dr. Frey einen programmatischen Artikel der in vielen Punkten an Schäub- les "Kerneuropa"-Thesen anknüpft. Frey geht es darum, für ein "deutsch- russisches Bündnis" zu werben. Dabei sagt er vieles eben etwas deutlicher als die CDU/CSU: "Die Wiederherstel- lung des Friedens in Mitteleuropa ist nicht nur ein Herzensanliegen, sondern eine Lebensfrage gerade in Deutsch- land. Kroaten und Bosniaken waren in der Geschichte vielfältig mit dem deut- schen Raum und der deutschen Kultur verknüpft und kämpften in beiden Welt- kriegen unter ungeheuren Opfern bis zuletzt auf deutscher Seite. Wenn es al- so einen vernünftigen Grund gibt, daß die Bundeswehr außerhalb der Grenzen der Bundesrepublik zur Durchsetzung von Recht, Freiheit und Frieden ein- greift, dann in Bosien ... Die Erweiterung der Europäischen Union wird in absehbarer Zeit auch Slo- wenien und unseren alten Freund Kroa- tien mitsamt Bosnien sowie Ungarn, die Tschechei und Slowakei usw. umfas- sen. Im Mittelpunkt der EU steht der mit weitem Abstand stärkste Machtfaktor die Bundesrepublik Deutschland." Kampagne gegen den ECU - ---------------------- Junge Freiheit Nr. 36/95 Als einen thematischen Schwerpunkt verfolgt die Zeitung die Vorbereitungen der europäischen Währungsunion mit Mißtrauen. Klaus Peter Heim malt in dieser Ausgabe Horrorszenarien unkon- trollierbarer Inflation bei Einführung des ECU an die Wand, auf der Wirt- schaftsseite beendet die JF-Redaktion eine dreiteilige Serie "Das Ende unse- rer Währung ist nah" mit dem Aufruf: "Als freier Bürger haben Sie bei allen Wahlen bis 1998 das gute demokrati- sche Recht, diejenigen abzuwählen, die die Mark beerdigen wollen. Machen Sie davon Gebrauch!" Im Interview auf Seite 3 läßt sich der ehemalige FDP-Fraktionschef im nord- rhein-westfälischen Landtag, Achim Rohde, darüber aus, daß die "FDP mit dem >Berliner Kreis< um von Stahl, Zi- telmann und Freunde wichtige Impulse gewonnen" habe. Er führt aus: "Mei- ner Meinung nach ist das "Europa der Vaterländer" die richtige Konzeption. Daher ist es notwendig, das Bewußtsein von Deutschland als einer souveränen Nation neu zu besetzen." "Gott schütze Frankreich" - ------------------------- Europa Vorn Nr. 90, 15.9.95 Mit diesen Worten kommentiert Her- ausgeber Rouhs die Atomtests Frank- reichs. "Der Ost-West-Konflikt ist vor- bei", schreibt Rouhs. "Frankreichs Atomraketen bedrohen Deutschland nicht mehr. Sie sind gegen die Feinde Europas gerichtet, und die Feinde Euro- pas sind auch die Feinde Deutschlands. Vor allem aber garantieren diese Nukle- arwaffen ein kleines Stück europäischer Unabhängigkeit von den USA. ... Die französischen Tests sind ein notwendi- ges Übel. Es mag gerade in Deutschland unpopulär sein, diese Wahrheit auszu- sprechen..." - trotzdem müsse die Rechte dazu klar Position beziehen. Er schlägt vor, nicht gerade Flugblätter zu diesem Thema zu verteilen, aber: "In- tern muß jeder wissen, worum es hier geht: Europas Interessen stehen gegen die Interessen Amerikas. - Gott schüt- ze Frankreich!" Brunner fürchtet "Geldkrieg" - ---------------------------- Junge Freiheit Nr. 37/95 Den Aufmacherartikel schreibt diesmal der Vorsitzende des Bund freier Bürger, der ehemalige FDPler Manfred Brun- ner. Er zitiert den britischen Ökonomen Conolly, der von der Einführung des ECU behauptet, dies gefährde "nicht nur unseren Reichtum, sondern auch unseren Frieden." Das Vorgehen der Nato in Ex-Jugo- slawien erscheint der JF diesmal nicht ausreichend. Bosnien sei schon abge- schrieben, der Genfer Vorschlag, 51% des Gebietes an Bosnien und 49% an die Serben zu geben, sei kaum erträglich. Allerdings hätten sich die NATO-An- griffe auf die serbischen Stellungen immerhin als Schutzschild für das Vor- gehen des bosnischen Militärs erwie- sen. Auch die kroatischen Streitkräfte hätten die Gunst der Stunde genutzt und die Offensive übernommen. Allerdings fürchtet JF-Redakteur Lattas, werde sich der Westen abwenden, wenn Bos- nien oder Kroation zuviel erobern soll- ten. - (jöd, u.b., uld) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Deutsch-polnische Beziehungen Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 6423 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Acht Uhr früh in Deutschland - ---------------------------- Ganz normale deutsch-polnische Beziehungen? Am 24. Juni 1995 erhielt die polni- sche Polizeistelle in Slubice von EinwohnerInnen die Information, daß auf dem Gelände einer Großhandlung bei Frankfurt/Oder ca. 300 polnische Menschen von deutschen Bundesgrenz- schutzbeamten festgehalten werden. - Was war geschehen? Ein deutscher Verlag, der "Branden- burger Spitz Verlag GmbH" hatte in Slubice durch Aushänge und Anzeigen um VerteilerInnen für eine Reklame- aktion geworben. Als polnische Kids und Jugendliche, aber auch ältere Per- sonen, bei dem Treffpunkt, einer Groß- handlung in Markendorf, morgens um 6 Uhr eintrafen, wurde ihnen durch deut- sche Angestellte der Eindruck vermit- telt, sie würden eine legale Arbeit über- nehmen. Die geplante Reklameverteil- aktion war den deutschen Behörden au- ßerdem im Vorfeld bekannt, offensicht- lich wurde der Verlag wochenlang vor- her observiert. Übergriffe Als habe man auf diese Gelegenheit ge- wartet, wurde der deutsche Bundes- grenzschutz um 8 Uhr morgens aktiv. Deutsche Uniformierte mit Diensthun- den ohne Maulkorb umstellten das Ge- lände, wobei sie auch polnische Kunden mit einsammelten. Die Leute wurden mit Hilfe der Hunde und physischer Gewalt in das Innere der Großhandlung in Markendorf gezwungen. Dort wur- den sie in einer Lagerhalle "konzen- triert", während das gesamte Ereignis durch einen deutschen Mann in Zivil mit einer Kamera gefilmt wurde. Die Grup- pe der uniformierten Polizeikräfte wur- de von einem Zivilbeamten angeführt, der sich durch besondere Aggressivität in Szene setzte. Er schlug mehrere Per- sonen, darunter eine schwangere Frau, mit dem Gummiknüppel. Familien wur- den von ihren Kindern getrennt, einzel- ne Personen mußten sich ausziehen und wurden von Polizeibeamten untersucht. Allen wurden verplombte Nummern- banderolen angeheftet, den Frauen die Toilettenbenutzung stundenlang unter- sagt. Der wiederholten Bitte der Fest- genommenen nach einem Dolmetscher wurde erst nach fünf Stunden entspro- chen. Trotz heftigen Widerstands eini- ger, wurde von den meisten Leuten die Unterschrift unter Handzettel mit der Aussage "Ich habe die Arbeit aufge- nommen..." in deutscher Sprache ab- gepreßt - ein aktenverwertbares Schuldeingeständnis für die deutsche Bürokratie! Die anwesende Dolmet- scherin hielt es nicht für nötig, die Polen und Polinnen über den Inhalt des Zettels und die Konsequenzen ihrer Unter- schrift in polnisch zu informieren. Die erste Gruppe von Jugendlichen wurde nach sieben Stunden um ca. 13 Uhr freigelassen. Die weiter festgehal- tenen Erwachsenen wurden am späteren Abend nicht etwa zur Stadtbrücke Frankfurt/Slubice gebracht, sondern zu einem weiter entfernten Grenzüber- gang. Sie durften - als besonderer Ser- vice des BGS - nach den entsetzlichen Ereignissen dieses Tages einen Fuß- marsch von sieben Kilometern zurück- legen, um ihr Zuhause zu erreichen. Allen am 24. Juni "konzentrierten" Personen wurde durch einen Stempel im Paß ein dreijähriges Einreiseverbot er- teilt. Das mußte dann zwar später zu- rückgenommen werden, aber der Stem- pel ist erstmal im Paß drin. "Das ist eine ganz normale Aktion gewesen" Die Sprecherin der Frankfurter Staats- anwaltschaft zu dem Verhalten deut- scher Beamter an der deutsch-polni- schen Grenze im Jahre 1995: "Das ist eine ganz normale Aktion gewesen. Wer sich zu diesem Zeitpunkt an einem strafbaren (?) Ort aufhält, muß mit so- was rechnen". Aus Protest gegen die Razzia haben ca. 100 polnische Jugend- liche am darauffolgenden Tag eine Stunde lang die ehemalige >Brücke der Freundschaft< besetzt und den Grenz- verkehr aufgehalten. Proteste von polnischer Seite Erst nach schriftlichen Protesten des Bürgermeisters von Slubice und der Be- troffenen wurde auf deutscher Seite eine Untersuchung der rassistischen Vorfäl- le erwogen. Auch der polnische Außen- minister verurteilte die BGS-Aktion scharf. Eine Entschuldigung gibt es bis heute nicht. Selbst die Gewerkschaften wollen keine "pauschalen Verurteilun- gen und bundesgermanische Schuldzu- weisungen" vornehmen. Der BGS habe unangemessen gehandelt ... aber ir- gendwie müsse man doch das Problem illegaler Beschäftigung in den Griff kriegen. Auch die PDS Frankfurt/Oder äußerte Verständnis für die brutale Fest- nahme und Ausweisung. Das Neue Deutschland überholte wider besseren Wissens die FAZ rechts mit der Schlag- zeile: "200 polnische Schwarzarbeiter ausgewiesen". Laut Aussage des Polnischen Sozial- rates e.V. Berlin hat dieser "Grenzvor- fall" die ohnehin sensiblen deutsch-pol- nischen Beziehungen erheblich ver- schlechtert. Dazu drängen sich uns fol- gende Fragen auf: - - Warum haben wir den Eindruck, dies sei eine gut geplante und von langer Hand vorbereitete Aktion gewesen, bei der verschiedene deutsche Stellen in voller Übereinstimmung zusammenge- arbeitet haben? - - Warum empören sich nicht mal die sog. fortschrittlichen Organisationen auf deutscher Seite über diese men- schenverachtende Aktion zur angebli- chen Sicherung deutscher Arbeitsplät- ze? - - Wiederholt sich hier nicht die Ge- schichte einer überwunden geglaubten Überheblichkeit von deutschen gegen- über polnischen Menschen? - - Wird "polnisch" wieder zum Schimpfwort? Im 50. Jahr der Befreiung des KZ Au- schwitz und der diesjährigen zahlrei- chen "Schuldbekenntnisse" deutscher Politiker ist diese BGS-Aktion nichts anderes als die Widerlegung des Traums vom demokratisierten und zivi- lisierten Deutschland, ist Warnung an alle: Vorsicht! Deutsche. - - (Rundbrief antifaschistischer antirassistischer GewerkschafterInnen - RAG Nr. 14, hrsg. von der DGB-Jugend Berlin) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Prozeß gegen Meinolf Schönborn Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 9714 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Auch die Weste ist braun... - --------------------------- Prozeß gegen Meinolf Schönborn begann vor dem Landgericht Dortmund Am 7.September begann vor der Staats- schutzkammer am Landgericht Dort- mund der auf 12 Tage terminierte Pro- zeß gegen den früheren Vorsitzenden der 1992 verbotenen rechtsextremen "Nationalistischen Front" (NF), Mei- nolf Schönborn sowie gegen die ehema- ligen NF-Mitglieder Stefan Roger Pie- lert und Eckard Scholz. Die Staatsan- waltschaft wirft ihnen die Fortführung der NF sowie Delikte gegen das Ver- einsgesetz vor. Schönborn plante seine Verteidigung mit dem Hamburger "Rechts"-anwalt Jürgen Rieger, der eine lange Karriere als Verteidiger rechtsextremer Angeklagter hinter sich hat. Da dieser aber Ziel eines Überfalls in Hamburg war und zur Zeit im Kran- kenhaus liegt, wird Schönborn von RA Eisenecker vertreten. Uns liegen kein Informationen zu RA Eisenecker vor, doch zeigte der erste Prozeßtag, daß er wohl eine "würdige" Vertretung ist. Stefan Pielert beauftragte den Dortmun- der Rechtsanwalt Steller. Dieser vertei- digte schon 1985 "SS-Siggi-Borchardt" und wurde 1993 vom "Deutschen Rechtsbüro" (einem Zusammenschluß rechter Anwälte unter Leitung von Rie- ger) für den Ruhrgebietsraum empfoh- len. Jüngst im Februar 1995 verteidigte Steller den Kopf der rechten Terror- gruppe "Volkswille" Marc Meier zu Hartung. Aufgrund der Erfahrung bei den zu- rückliegenden Prozessen vor der Dort- munder Staatsschutzkammer, ist zu be- fürchten, daß auch bei diesem Prozeß Schönborn und seine Mitangeklagten mit dem milden Richter Reichel und einer nachlässig recherchierenden Staatsanwaltschaft rechnen können. Richter Reichel las an diesem 1. Prozeß- tag drei "Berichte zur Lage von Meinolf Schönborn" in poetischer Breite vor, die Schönborn dann mit seinem RA kommentieren durfte. Ein Beispiel soll die literarischen Qualitäten, die in Schönborn stecken, aufzeigen: "Unser Haus (Quellenstr. 20 in Det- mold-Pivitsheide) erhielt nach den letz- ten Verwüstungen durch die Polizei ei- nen blütenweißen Anstrich (wie unsere Westen) und einen braunen Sockel (wie es sich gehört)." Zur Geschichte der NF Am 27. November 1992 hat der Bundes- minister des Innern die von Meinolf Schönborn geführte "Nationalistische Front" (NF) verboten. Damit wurde scheinbar ein Spuk, der im November 1985 in Steinhagen bei Bielefeld begon- nen hatte, beendet. Die NF vertrat na- tionalrevolutionäre Vorstellungen aus der ideologischen Frühzeit des Natio- nalsozialismus. Sie strebte über eine so- zialistische Volksgemeinschaft die Er- richtung eines deutschen "Volksstaa- tes" an. Diese Staatsform sollte die "deutschen Teilstaaten BRD, DDR und Österreich" umfassen. Über eine "anti- kapitalistische Sozialrevolution" und eine "antimaterialistische Kulturrevo- lution" hoffte man, dieses Ziel zu errei- chen. Ihr Grundsatzprogramm trägt den Untertitel "Nur der organisierte Wille bedeutet Macht". Mit ihren Organen, der Schülerzeitung "Klartext" und den "Nachrichten aus der Szene", wurden gewaltbereite Jugendliche, insbesonde- re Skins, angezogen, denen die rechten Altparteien zu lasch waren. Einige Ver- wunderung mag die NF mit ihrer Anbie- derung an Befreiungsbewegungen und der postulierte Antikapitalismus auslö- sen. Doch meinte sie damit nicht den be- rechtigten Kampf gegen Unterdrüc- kung, sondern die Errichtung neuer "völkischer" Diktaturen unter faschi- stischer Knute. Über Jahre hinweg wurde die NF von den Sicherheitsbehörden in Ruhe gelas- sen. So konnte Meinolf Schönborn schon 1986 das Haus in der Bielefelder Bleichstraße 146 für 186000 DM kau- fen. Das Geld stammt vermutlich aus drei Banküberfällen des NF Mitglieds Michael Schubert. 1989 erfolgte dann der Ankauf eines Schulungsheimes in Detmold-Pivitsheide. Beide Häuser ent- wickelten sich zu Zentren des faschisti- schen Terrors für die nähere Umgebung und als bundesweiter Treffpunkt. Nationales Einsatzkommando (NEK) und die Spaltung Im August 1992 kam es dann zu einem Sonderparteitag der NF. Auslöser wa- ren innerparteiliche Streitigkeiten der Flügel um Schönborn und Andreas Pohl. Dieser wollte die Pläne Schön- borns zur Gründung des "Nationalen Einsatzkommandos" (NEK) nicht mit- tragen. Pohl und seine Gefolgsleute setzten sich durch, Schönborn wurde abgewählt und Pohl trat seine Nachfolge an. Das NEK war die geplante, militä- risch ausgebildete, terroristische Verei- nigung zum Kampf gegen Linke und AusländerInnen. Dieses NEK war letzt- endlich der Auslöser für das lange ange- kündigte Verbot der NF. Und so konnte der Bundesvorstand um Pohl in aller Ruhe eine Nachfolgeorganisation, die "Sozialrevolutionäre Arbeiterpartei" (SrA) gründen. Als Jugend- und Vor- feldorganisation diente das "Förder- werk Mitteldeutsche Jugend" (FMJ). Beide Organisationen waren nicht vom Verbot der NF betroffen, gerieten aber später in die Schlagzeilen. Um einem Verbot zuvorzukommen, löste sich das FMJ am 22.6.1993 selbst auf. Schon im Januar 1993 (2 Monate nach dem Verbot) teilte Schönborn allen "Kameraden" mit, daß der Kampf wei- tergehe und Spenden auf das Konto Jür- gen Riegers einzuzahlen seien. Im März 1993 wollte er dann mit Hilfe Riegers gegen das Verbot der NF klagen und benötigte erneut Gelder. Im August 1993 besann er sich auf seine unterneh- merischen Fähigkeiten und warb mun- ter für seinen "Klartext Verlags- und Versandhandel". Neben Feuerzeugen mit der Aufschrift "Deutschland-Po- wer", verkaufte er T-Shirts mit Wer- wolf-Emblemen und Bücher zu ein- schlägigen Themen. Im Dezember 1993 erschien dann sein Flugblatt "Deutsch- land uns Deutschen", in dem er für den Aufbau kleiner unabhängiger Zellen und für den "Förderkreis Junges Deutschland" warb. Die BKA Haus- durchsuchung im Mai 1994 mag ihn dann zur Verlagerung seiner Handels- und politischen Tätigkeit nach Däne- mark geführt haben. Sein dortiges Gast- spiel wurde von engagierten dänischen AntifaschistInnen beendet. Nach sei- nem Haftaufenthalt (er saß vom 22.11. 1994 bis zum 6.12.1994 im Dortmun- der Knast) versuchte er dann, die NF von Arnheim (Niederlande) aus zu be- leben. Schönborn und Rieger - der Kreis schließt sich in Hetendorf Rieger ist als Funktionär zahlreicher Gruppen maßgeblich an der Organisie- rung der bundesdeutschen Naziszene beteiligt. Seinen Schwerpunkt legt er jedoch auf Mitarbeit in rassistischen Organisationen in denen er am "alten" "neuen deutschen" Menschenbild strickt. Er ist Chefredakteur der "Neuen Anthropologie", führendes Mitglied des "Nordischen Ringes", und Mitglied der britischen Rassistenor- ganisation "Northern League". Weite- re Posten und Pöstchen dieses Multi- funktionäres würden den Rahmen sprengen. Seit 15 Jahren befindet sich 30 km nördlich von Celle ein Tagungszentrum militanter Neonazis und Altfaschisten. 1980 wurde das Grundstück von der Nazi-Tarnorganisation "Freundeskreis Filmkunst e.V." erworben. Daneben ist die "Gesellschaft für biologische An- thropologie, Eugenik und Verhaltens- forschung" Teilhaberin des Geländes. Die NF führte dort 1988 ihr Ausbil- dungslager für Kaderanwärter durch und stellte 1989 den Schutz bei den "36. Tagen volkstreuer Jugend" in Heten- dorf. Auf dem in der Nähe gelegenen Truppenübungsplatz treffen sich außer- dem die Nazis zu Wehrsportübungen. Das nachfolgende Zitat von Rieger spricht zum Schluß für sich: "Abgese- hen von der Belastung für unsere wirt- schaftliche Leistungsfähigkeit muß ein verstärkter Zuzug zu verstärkter Ras- senmischung führen, was angesichts der damit verbundenen vermehrten Krank- heiten (Schizophrenie, Tuberkulose u.a.) vom anthropologischen Stand- punkt aus abzulehnen ist ... Es ist un- bestreitbar, daß einige Rassen mehr zu Verbrechen neigen als andere ... Es kann festgestellt werden, welche Rasse für bestimmte Aufgaben besonders ge- eignet ist (die Weißen z.B. in den Beru- fen, wo Intelligenz verlangt wird, die Neger im Showbusiness)... Es ist durchaus fraglich, ob auch nur ein Jude an Hunger im Warschauer Ghetto ge- storben wäre, wenn es mehr Solidarität unter den Juden gegeben hätte." Der Prozeß gegen Schönborn ist das 3. größere Verfahren gegen Neonazis vor der Staatsschutzkammer am Land- gericht Dortmund - nach den Verfah- ren gegen Funktionäre der Nationalen Offensive und die Terrorgruppe Volks- wille. In beiden Verfahren zeichneten sich Staatsschutzkammer und teilweise auch Staatsanwaltschaft durch zuvor- kommendes Verhalten gegenüber Fa- schisten aus. Dementsprechend milde waren auch jeweils die Urteile. Das Ur- teil gegen die NO-Funktionäre wurde mittlerweile vom Bundesgerichtshof kassiert. Selbst den obersten Richtern waren die Verfahrensfehler wohl zu of- fensichtlich - eine Ohrfeige für die Richter am hiesigen Landgericht. - - (Antifa Dortmund-Nord) Weitere Prozeßtermine: 25., 28. September, 4., 5., 10., 12., 23., 26., 31. Oktober, Landgericht Dortmund, Saal 23, Hamburger Straße, 9 Uhr. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Solingen-Prozeß Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 2695 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Hilfe für die Mordbrenner - ------------------------- Solingen. Ein weiteres Mal ist der Pro- zeß um den Mordanschlag von Solingen wegen plötzlich auftauchender, angebli- cher Unschuldsbeweise für die Ange- klagten unterbrochen worden. Bereits Anfang Juni hatten Unbekannte mit einer Fälschung versucht, auf dem Briefbogen einer Notarin die Tat einem Türken zuzuschieben. Davon wollten die beiden kurzfristig erschienenen neu- en "Zeugen", der ehemalige Studienrat Ernst Günter Kögel aus Remscheid und ein 49jähriger Frauenarzt aus Wetzlar nichts wissen. Sie präsentierten dem Gericht die widersprüchliche Geschich- te von einer Gruppe türkischer Männer, die sich zur Tatzeit am Brandort aufge- halten und es abgelehnt haben sollen, sich an den Löscharbeiten zu beteiligen. Als Quelle für dieses Gerücht benannte Kögel nach Androhung einer Zwangs- haft seinen Freund Rolf B., der die Ge- schichte ebenso nur vom Hörensagen kannte. Dabei hätte das Gericht nach kurzer Betrachtung dieser "Zeugen" den erneuten Versuch, die rassistische Mordtat sogenannten "rivalisierenden Ausländergruppen" in die Schuhe schieben zu wollen, schon im Vorfeld unterbinden müssen. Auf Fragen des Gerichtes nach der Haltung der beiden "Zeugen" zur Massenvernichtung der Juden während des NS-Regimes bestä- tigte der eine, in seiner Veröffentli- chung seinen Onkel zitiert zu haben, der Koch im KZ Auschwitz war und von ei- ner Massenvernichtung nichts mitbe- kommen haben will; der andere räumte ein, die Jahre vor dem Krieg, von 1933 bis 1939, als eine Zeit beschrieben zu haben, in der die deutsche Jugend eine beispiellose Erziehung genossen habe. Kögel, der bereits wegen des Vertriebes einer Broschüre zur geschichtsrevisio- nistischen "Auschwitz-Konferenz" 1989 in London zu 12500 DM Geldstra- fe verurteilt wurde, ist Schriftleiter der Zeitschrift "Deutschland" der "Verei- nigung für Gesamtdeutsche Politik", Autor in den neofaschstischen "Hutten- briefen" und war bis vor kurzem Vor- sitzender des Trägervereins des Colle- gium Humanum" in Vlotho. - (hma) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9519* Aboschnipsel Datum : Mi 27.09.95, 00:00 (erhalten: 27.09.95) Groesse : 2553 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************************** Antifaschistische Nachrichten ***************************** Wir erscheinen alle zwei Wochen mit: - - Nachrichten, Berichten und Dokumenten über antifaschistische Aktionen - - Meldungen und Hintergrundinformationen über faschistische Organisationen - - regelmäßiger Beobachtung der faschistischen Presse - - Informationen zur Asyl- und Ausländerpolitik, zu Revanchismus und Militarismus Die Antifaschistischen Nachrichten kann man im Abonnement beziehen. 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Name Straße PLZ/Ort Konto-Nr./BLZ Datum/1. Unterschrift Ich habe davon Kenntnis erhalten, daß ich diese Abonnement-Bestellung innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen kann (Datum des Poststempels). Datum/2. Unterschrift - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6.2i iQCVAwUBMGiBIHugUuenT591AQFi2gP/QlhsdJnF4P7VASjAtKPPDvBBlTranGiK Bq30XtQqHRZZrMNLNi5u3UuxXd1dWlyJr+H0JxQ9XLKJH1epB5SLGDUdgptvKqGk ot56P9CdWn148Y1nbsb0+fV0jPp4++O3//eBPzsClT4/0hkSl9vAnNKgqqRZwlyN BmxUfNVM1Wc= =vLv9 -----END PGP SIGNATURE-----