Antifaschistische Nachrichten 14/95 13.7.1995 -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Die Spiegelung des Archivs auf anderen Servern ist gestattet. Ich bitte in diesem Fall um eine kurze Mitteilung. Sie erhalten die aktuelle Fasssung der gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadressen: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Fido Martin Dietzsch 2:2440/225.27 Die AN-Redaktion ist zu erreichen unter dem Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 9. April 1995) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Aufsätze von de Benoist Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 4623 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Sammelband mit Aufsätzen von Alain de Benoist erschienen - -------------------------------------------------------- Seit mehr als 20 Jahren, genau seit 82 Ausgaben, ist es Tradition. Der Unterti- tel mochte wechseln, die Redaktion sich verändern, aber jede Ausgabe der "Eléments" wurde eröffnet durch ein Editorial, gezeichnet mit dem Pseudo- nym Robert de Herte. Alle Welt weiß seit Jahren, daß sich dahinter niemand anderes als Alain de Benoist verbirgt, aber Tradition ist nun einmal Tradition: die Seite 3 der "Eléments" gehört dem Editorial und bringt eine Einführung in den Themenschwerpunkt des jeweiligen Heftes. Häufig war hier in knapper Form bereits ein Resumée dessen zu fin- den, was im Innern des Heftes aus- schweifend, mit zahllosen wissenschaft- lichen Anmerkungen versehen und reichlich illustriert entwickelt wurde. Ob es sich um Fragen des Sports, des Militärs, der Ökonomie, um Araber oder das Heidentum, um Rußland als letztes Reich oder die USA als Haupt- feind, um die Euthanasie oder die künst- lerische Avantgarde handelte, immer brachte Alain de Benoist an dieser Stelle kurz und knapp das zu Papier, was ihm am jeweiligen Thema besonders bemer- kenswert erschien. Oft wurden die dort gefundenen Formulierungen in seinen Büchern wieder aufgegriffen und vari- iert. Nun ist aus diesen Vorworten selbst ein Buch geworden. Von 1972 bis 1995 hat sie de Benoist zwischen zwei Buch- deckeln versammelt und - natürlich - mit einem Vorwort versehen. Zwei Gründe vor allem sind es, die diese Ver- öffentlichung für antifaschistisch arbei- tende Menschen interessant machen. Erstens ist auf diese Weise eine Art Lexikon des "neu"rechten Denkens entstanden. Kaum ein Themenbereich bleibt ausgespart, stets werden die hi- storischen Bezüge dargelegt, die ver- deutlichen, daß die "Neue" Rechte einer Reihe von alten Traditionslinien der Rechten folgt. Zweitens aber er- möglicht dieses Kompendium neben der raschen Information einen Nachvollzug der Positionsänderungen im Laufe der Geschichte des GRECE, eine Orientie- rung auch über den Wechsel der Be- zugspersonen im Denken von Alain de Benoist als dem Hauptvertreter der Nouvelle Droite. Dominierten zu Beginn der Geschich- te des Blattes noch die biologistisch orientierten Denker oder Vertreter der Konservativen Revolution wie Oswald Spengler als Bezugsgrößen, so wichen diese später immer häufiger einem Ju- lius Evola, einem Martin Heidegger oder selbstverständlich einem Ernst Jünger. So heißt es im Editorial zur ak- tuellen Ausgabe Nr.82 der "Eléments": "Die Gesellschaft löst sich gegenwärtig auf... Sie stößt an die ihr eigenen Grenzen. Man ist gewohnt, dies Deka- denz zu nennen. Man sollte besser von einer Ent-Schöpfung sprechen. Und auch von Nihilismus. Aber sich dabei daran erinnern, daß der Nihilismus nicht nur das Chaos ist, - daß er zu- gleich Übel und Versprechen, Auflö- sung und Ankündigung einer Neuzu- sammensetzung ist. Der Nihilismus, sagt Ernst Jünger, ist jener Moment eines Zyklus, an dem >eine neue Ord- nung sich bereits weitgehend durchge- setzt hat, ohne daß die dieser Ordnung entsprechenden Werte bereits vollstän- dig sichtbar geworden sind.<" Ja, wenn Jünger das sagt, dann braucht man das im Frankreich dieser Tage tatsächlich kaum noch weiter be- gründen. Wenn Jünger etwas sagt, er- übrigt sich die weitere Argumentation. So sind de Benoists Einführungen in die einzelnen Hefte noch in einer dritten Hinsicht interessant. Sie bieten einen Einblick in das jeweilige intellektuelle Klima Frankreichs während des vergan- genen knappen Vierteljahrhunderts. De Benoist, der behauptet gegen den Zeit- geist zu streiten, demonstriert hier immer wieder deutlich sein Gespür für diesen Zeitgeist und greift ihn in seinem Sinne auf. Wie Jünger, der inzwischen Teil dieses Zeitgeistes ist. - - (Jean Cremet) Alain de Benoist: Le grain de sable. Jalons pour une fin de si'ecle; Editions du Labyrinthe 1995, 196 S., 120 FF - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* 10.9. Aktionstag gegen Rassismus Berlin Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 2782 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 10. Sept.: Aktionstag gegen Rassismus und Neonazis - -------------------------------------------------- Berlin. Die Vorbereitungen zu dem Aktionstag gegen Rassismus und Neo- nazis am 10. September laufen. Von 13 bis 18 Uhr werden voraussichtlich auf dem Rosa-Luxemburg-Platz vor der Volksbühne (Lustgarten war nicht ge- nehmigt worden) Diskussionsrunden, Infostände, Buchbasar, Musik und Kin- derfest durchgeführt. Weitere Gruppen können die Aktion und den anschließend dokumentierten Aufruf noch unterstüt- zen. "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!" hieß es vor 50 Jahren, als zehn- tausende Berliner am zweiten Septem- bertag des Jahres 1945 in Neukölln der Opfer des Naziregimes gedachten. Er- innern ist auch im 50. Jahr der Befrei- ung vom Faschismus lebenswichtig. Die Erinnerung an Millionen Opfer na- zistischer Verbrechen ist Mahnung und Auftrag, heute in Deutschland gegen Rechtsextremismus, Nationalismus und Rassismus einzutreten und für ein fried- liches Miteinander von Menschen un- terschiedlicher Hautfarben, Sprachen, Kulturen, Religionen, Lebensentwürfe und Überzeugungen zu streiten. Deshalb sind wir - - für die Entschädigung aller Naziop- fer und für die Aufhebung der Urteile der Wehrmachtsjustiz. - - gegen Geschichtsverfälschung und gegen die Tilgung von Namen von Anti- faschistinnen und Antifaschisten aus dem Stadtbild. - - für gleiche politische und soziale Rechte für ImmigrantInnen, für das Bleiberecht und gegen Abschiebung von Flüchtlingen. - für eine aktive Frie- denspolitik, für das Verbot von Rü- stungsexporten und gegen Kampfeinsät- ze der Bundeswehr. - - gegen weiteren Demokratieabbau und für ein Mehr an sozialer Gerechtig- keit. "Die Vernichtung des Nazismus mit all seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Frie- dens und der Freiheit ist unser Ziel" (aus dem Schwur der Häftlinge von Bu- chenwald, April 1945) Nächstes Treffen: 19. Juli, 19.30 Uhr, in den Räumen des Jüdischen Kulturver- eins, Monbijouplatz 4, Berlin Mitte (S-Bahnhof Hackescher Markt). Kon- takt: JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin, Bülowstr. 65, 10783 Berlin, Tel./Fax: 2162346. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* NS-Deserteure weiter diskriminiert Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 2149 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** NS-Deserteure werden weiter kriminalisiert - ------------------------------------------ Bonn. Die Regierungsmehrheit im Bun- destag will eine Rehabilitierung von De- serteuren der Hitlerarmee erneut ver- hindern. Volker Beck, rechtspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Grüne, wider- sprach Agenturmeldungen über eine angebliche Einigung der Fraktionen. CDU und CSU weigerten sich, so Beck, Urteile der NS-Kriegsgerichte pauschal für Unrecht zu erklären. Auch eine ge- nerelle Entschädigung für diese Nazi- Opfer werde abgelehnt. Statt dessen for- derten die Unionsparteien weiterhin ei- ne Einzelfallprüfung. Beck wies auf den Widerspruch zwischen Wort und Tat der Bundesregierung hin. In den Reden rund um den 8. Mai sei der zweite Welt- krieg als verbrecherischer Angriffs- krieg klassifiziert worden. Dagegen würden Urteile gegen diejenigen, die sich diesem Krieg entzogen, nicht auf- gehoben. Beck sah zwar auch in den Reihen von Union und FDP Befürwor- ter einer pauschalen Rehabilitierung. Diese seien aber von den CDU/CSU- Politikern Alfred Dregger und Norbert Geis wieder auf Linie gezogen worden. Der FDP-Abgeordnete Burkhard Hirsch hatte angeregt, die Abstimmung im Bundestag freizugeben. Auch das sei abgelehnt worden, sagte Beck. Verbit- tert verwies der Vorsitzende der Bun- desvereinigung Opfer der NS-Militärju- stiz, Ludwig Baumann, darauf, daß von 30000 zum Tode verurteilten Deserteu- ren heute nur noch 300 leben. Offen- sichtlich arbeite die Bundesregierung auf eine zeitliche Lösung hin. - (ND, 14.6.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* FN stellt drei Bürgermeister Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 3722 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** FN stellt drei Bürgermeister - ---------------------------- Der zweite Wahlgang der französi- schen Kommunalwahlen hat der Front National eine Verdreifachung ihrer Gemeinderatssitze gebracht. Die FN war in allen Städten angetreten, in denen sie im ersten Wahlgang die Zehn- Prozent-Marke erreicht hatte: mit 284 Listen, davon 101 in Städten mit mehr als 30000 Einwohnern sowie 18 in Pa- ris, Marseille und Lyon. In drei süd- französischen Städten stellen die Fa- schisten zukünftig den Bürgermeister. 1989 hatte die FN in Südfrankreich ein Bürgermeisteramt erobern können, in Saint-Gilles. FN-Bürgermeister regie- ren jetzt die Städte Toulon (170000 Ein- wohner), Marignane bei Marseille (33000 Einwohner) und Orange (27000 Einwohner). In Nizza hatte der neu ge- wählte Bürgermeister sein FN-Partei- buch abgegeben. In der vom Tourismus lebenden Stadt hätte ein FN-Bürgermei- ster vielleicht zur Zeit noch als ge- schäftsschädigend erweisen können. Im ersten Wahlgang hatte Le Pens FN im Durchschnitt 4,3% der Stimmen er- halten. Der Stimmanteil der Faschisten wächst je größer die Gemeinden sind und je höher der Nichtwähleranteil. In den Kommunen bis 3500 Einwohnern (20,9% Nichtbeteiligung) erhielt die FN im Schnitt 0,36%, von 3500 bis 9000 Einwohnern (28,8% Nichtwäh- ler) lag das Ergebnis bei 1,14% und in Gemeinden zwischen 9000 und 30000 Einwohnern (35,8%) erhielt die FN 5,8%. In Städten mit mehr als 30000 Einwohnern stieg der Stimmanteil für die FN auf 11,6%. Hier gingen mehr als 42% nicht zur Wahl. Die hohen Stimmergebnisse im Süden Frankreichs hängen u.a. mit dem hohen Bevölkerungsanteil der sogenannten Pieds Noirs zusammen - Franzosen der Kolonialzeit, die nach der Befreiung Al- geriens von dort nach Frankreich flüch- ten mußten, und die mit ihrem Nach- wuchs in den Vorstadtghettos der gro- ßen Städte leben. Hier hat der Rassis- mus der FN einen Nährboden: Er knüpft an den kolonialen Abenteuern des fran- zösischen Imperialismus wieder an. Dazu gehört die rassistische Hetze ge- gen die Beurs - so die rassistische Be- zeichnung für die zweite Generation der Einwanderer aus dem Maghreb, die die französische Staatsbürgerschaft haben. In Toulon speist sich der Erfolg der FN u.a. auch daraus, daß hier die französi- sche Kriegsflotte liegt mit 20000 Mili- tärs, die in der Stadt leben. Hier fällt Le Pens Nationalismus und Kriegshetze auf fruchtbaren Boden. Das gute Wahler- gebnis der FN hat auf alle Fälle dazu ge- führt, daß kaum jemand noch behauptet, bei den Anhängern Le Pens handle es sich um Protestwähler. Auch die Hoff- nung, die FN sei einzig eine Le-Pen- Partei, und, wenn der Führer dahin sei, sei auch die FN zum Untergang verur- teilt, ist durch die guten Stimmergeb- nisse vieler FN-Kandidaten erschüttert. Das bürgerliche Lager hat im zweiten Wahlgang leichte Gewinne erzielt. Eini- ge der großen Städte haben die Mehr- heiten gewechselt, von der Linken zu den Bürgerlichen und umgekehrt. In Paris lag der Anteil der Nichtwähler überdurchschnittlich hoch, zwischen 40 und 55% gingen nicht zur Wahl. - (map) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Rechte Organisationen in Hamburg Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 11498 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Rechte Organisationen in Hamburg: - --------------------------------- AntifaschistInnen werden aktiv? Diese Zusammenstellung von vier ge- kürzten Artikeln aus der Broschüre des Bündnis >Keinen Fußbreit den Faschi- sten< sollte nicht einzig als Werbung in eigener Sache verstanden werden. Daß diese Gruppierungen bislang von öffent- licher Kritik unbehelligt agieren konn- ten, weist auf ein allgemeines Problem hin. In der Vergangenheit wurde antifa- schistische Untersuchungsarbeit und Recherche entweder vernachlässigt, oder aber in Hamburg nicht zur Ver- öffentlichung gebracht. In der vorlie- genden Broschüre "Antifaschistischen Informationen Nr.1. - Rechte Organi- sationen in Hamburg" sind längst nicht alle Gruppen und Institutionen behan- delt, zu denen etwas gesagt werden müßte. Weitere Ausgaben werden fol- gen. Wir möchten euch zur Mitarbeit aufrufen! Gewünscht sind schriftliche Beiträge mit Hamburgbezug. Zuschrif- ten, Anfragen respektive Bestellungen könnt ihr richten an: Bündnis Keinen Fußbreit den Faschisten, c/o Schwarz- markt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg. Die Broschüre kostet DM 5.- zuzüglich einer Mark Porto. Landsmannschaft und Ostpreußenblatt Das Ostpreußenblatt sieht sich selbst als "unabhängige Wochenzeitung für Deutschland" und fungiert als offiziel- les Verlautbarungsorgan der Lands- mannschaft Ostpreußen. In die Ham- burger Parkallee 84/86 verlegt, wird das Ostpreußenblatt nach eigenen Anga- ben wöchentlich von knapp 50000 AbonnentInnen bezogen. Während in jeder Ausgabe für die "drangsalierten Deutschen" in aller Welt in die Bresche gesprungen wird, werden Minderheiten in Deutschland aufs heftigste diffamiert - - so etwa in verschiedenen Beiträgen von M. Ritter, Mitglied des ultra-rech- ten Elitezirkel Witikobund. "Wir kön- nen nur zwischen zwei Übeln das für uns kleinere auswählen, und dies war seit Anbeginn der Menschheit die Ver- teidigung des eigenen Reviers gegen die fremden Eindringlinge. (...) Es wäre daher naheliegend, sich nach Verbünde- ten umzusehen. Daß diese in erster Li- nie bei den weißen Völkern zu finden sind, versteht sich von selbst (27.7. 91))." Vier Wochen vor Erscheinen dieses Artikels hatte die Bundesregie- rung auf eine kleine Anfrage der PDS- Abgeordneten Ulla Jelpke jeden An- haltspunkt für rechtsextreme Bestre- bungen und Verbindungen des Ostpreu- ßenblattes zurückgewiesen: "Hierüber liegen der Bundesregierung keine Infor- mationen vor. (...) eine systematische Auswertung ... kommt deshalb aus rechtsstaatlichen Gründen nicht in Fra- ge (24.6.91)". In Frage kommt hingegen die regel- mäßige Unterstützung durch Bundes- mittel. Dem Ostpreußenblatt wurden zwischen 1984 und 1990 zusätzlich je- des Jahr zwischen DM 12000.- und DM 23000.- an Zuwendungen gewährt. Mittlerweile wird "nur noch" die Landsmannschaft ausgehalten. Be- zeichnend für das Ostpreußenblatt ist die Karriere seines Chefredakteurs H. Wellems. Bereits ab 1930 aktives Mit- glied der NSdAP, wurde er 44 Leiter des Propagandaamtes in Kauen. Nach 45 arbeitete er fünf Jahre für den US- Nachrichtendienst, um danach in die Deutsche Partei einzutreten. Seit 59 ist er vor allem journalistisch tätig: Seit 67 Chefredakteur des Ostpreußenblattes, von 77 bis 93 Chefredakteur der Pom- mernzeitung, und bis zur Einstellung 1991 presserechtlich Verantwortlicher des Deutschlandjournals. Herausgege- ben wurde das Deutschlandjournal von der Staatsund wirtschaftspolitischen Gesellschaft. H. Wellems, Gründungs- mitglied und Chefredakteur in einer Person, starb am 23. März diesen Jah- res. Die Staats- und wirtschafts- politische Gesellschaft e.V. Der "konservativen Bildungsarbeit" im "vorparlamentarischen Raum" hat sich seit 32 Jahren die Staats- und wirt- schaftspolitische Gesellschaft e.V. (SWG) verschrieben. Die inhaltliche Ausrichtung des eingetragenen Vereins wird unter Punkt 4. & 5. der Satzung so beschrieben: Die Aufgabe der Gesell- schaft sei die "Festigung der geistigen Grundlagen des europäischen Kulturbe- triebes" und die "Pflege der Völkerver- ständigung sowie der rassischen wie re- ligiösen Toleranz". Personell eng ver- flochten mit dem Ostpreußenblatt, orga- nisieren beide Bildungsveranstaltungen und helfen sich auch sonst gegenseitig über die Runden. Der Einfachheit hal- ber wird auch gleich der Telefonan- schluß geteilt. Den Lesern und Leserin- nen des 1991 eingestellten Deutschland- journals versprach H. Wellems: "The- matik und Sprache werden in der Wo- chenzeitung >Das Ostpreußenblatt< wei- tergeführt." Den zweiten Vorsitz in dieser Mitglie- derorganisation hält seit 1973 Prof. E. Schlee. Vormals stellvertretender Bun- desvorsitzender der REPs, ist er seit langem in revanchistischen Verbänden wie der Landsmannschaft der Mecklen- burger oder dem Bund der Mitteldeut- schen, engagiert. 1993 gründete er die REP-Abspaltung Aufbruch 1994. Seit ungefähr zehn Jahren werden in Hamburg in unregelmäßigen Abständen SWG-Veranstaltungen im Versamm- lungssaal der Provinzialloge durchge- führt. Die Referentenund Autorenliste (Mitglieder von Witikobund, Deutsches Kulturwerk Euopäischen Geistes, Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland, Paneuropaunion, Verein für das Deutschtum im Ausland ...) liest sich wie ein "who is who" der Braunzone zwischen CDU/CSU, Neo- faschismus und der sogenannter "Neuer Rechten". Auf den Veranstaltungen der SWG referierten auch Mitglieder bzw. Ehemalige der Stalhelmfraktionen des Bundestages. So z.B. A. Dregger (CDU), H. Huyn (CSU), F. Zimmer- mann (CDU), .... Beachtet werden die Veranstaltungen der bundesweit organi- sierten Gesellschaft mit Schwerpunkt in Hamburg sowohl im sog. "neurechten" und "völkisch-nationalistischen", wie auch im neofaschistischen Spektrum. Die Junge Freiheit berichtet beispiels- weise ebenso regelmäßig über SWG- Aktivitäten wie das neofaschistische Heft Horizont. Junge Landsmannschaft Ostpreußen Am 7.4.1991 gründete sich die Junge Landsmannschaft Ostpreußen, mit Sitz in der Hamburger Parkalle 84/86. Spä- testens seit 1992 haben bekannte Theo- retiker der "Neuen Rechten" im Ju- gendverband der Landsmannschaft ein- flußreiche Funktionen in Bundes- und Landesgremien übernommen. So z.B. M. Paulwitz, Mitglied der Burschen- schaft Danubia und Autor von Criticon, oder der stellvertretende Bundesvorsit- zende, Ex-Hamburger und Criticon- Autor A. Graw. Im Bundesvorstand der Jungen Landsmannschaft finden sich aber auch Mitglieder wie D. Fischer, der 94 in Köln für die REPs zum Stadt- rat kandidierte. Ende 1994 führte die Junge Landsmannschaft eine Tagung unter dem Titel: "Der deutsche Osten - Perspektiven im neuen Jahrtausend" durch, die von der Bundesregierung nach @96 BVFG als "kulturelle Breiten- arbeit" mit DM 7340,gefördert wurde. Auf der Tagung waren einschlägig be- kannte Vertreter des Rechtsextremis- mus wie M. Schmidt - stellvertreten- der Chefredakteur der Jungen Freiheit, Dr. H. Rüddenklau - Bundesvorsitzen- der des Neuen Deutschen Nationalver- eins, G. Mathens - von der Paneuropa- union, eingeladen. Innerhalb kürzester Zeit bewiesen sich die Jungvertriebenen als "würdi- ge" Nachfolger ihrer revanchistischen Mutterorganisation. Ihre Jugendzeitung >Fritz<, benannt nach Friedrich dem Großen, wurde laut FR vom 18.4.95 wegen ihrer rassistischen Hetztiraden vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Bei der Ab- lehnung aller Gesellschaftsmodelle, die von der Gleichheit der Menschen aus- gehen, und ihren Anfeindungen gegen- über Flüchtlingen und Immigranten be- dient sich >Fritz< einer in ihrer Deutlich- keit kaum noch zu überbietenden Spra- che: "Wenigstens solange dieser Pro- test (Anm.: die Pogrome von Rostock- Lichtenhagen) nur demonstrativen Cha- rakter hatte, bestand die Mehrheit aus harmlosen Schülern, aufgebrachten Ju- gendlichen und erzürnten Mittelstands- bürgern. Sie liefen Sturm gegen die lautlose Gewalt, die ihnen jeden Tag angetan wird. Ist dieser unfreiwillige Ausflug in eine fremde Kultur nicht schon eine Zwangsdeportation der Ein- heimischen? (...) Unverschämte Gäste kann man doch vor die Tür setzen, Oder? (November 1994)" Deutsch-Europäische Studiengesellschaft Eine der ältesten Organisationen der "Neuen Rechten" hat in Hamburg ihren Vereinssitz. Es ist die Deutsch-Europäi- sche Studiengesellschaft (DESG). Ihre Ideologiezeitschrift >Junges Forum< er- scheint seit über 30 Jahren. Neurechte Theorien wie Ethnopluralismus und Regionalismus wurden im Jungen Fo- rum nicht selten zum ersten Mal formu- liert. Der Hamburger Arbeitskreis Jun- ges Forum, der sich 1971 vorüberge- hend auch Basisgruppe Umweltschutz nannte, traf sich halbjährlich mit Mit- gliedern der NPD/Junge Nationaldemo- kraten zum Gedankenaustausch. Aus diesen Aktivitäten ging 1972 die DESG mit Verlag und Sitz in Hamburg hervor. Taktisch orientierte die DESG ab An- fang der 70er auf die Linke und versuch- te dort mit Querfrontstrategien Einfluß zu gewinnen. 1974 schrieb L. Penz vom Arbeits- kreis Junges Forum über das "Biotop Hamburg. Gesellschaftspolitische Be- dingungen eines wirksamen Umwelt- schutzes". Er erkannte früh die Bedeu- tung der Ökologiebewegung und grün- dete, nach der Devise: "Umweltschutz ist Heimatschutz", 1978 die Grüne Li- ste Umweltschutz. Erst 1985 zog die DESG nach "enttäuschenden" Rück- schlägen die Konsequenz und nahm von ihren Unterwanderungsversuchen Ab- stand. Von 1991 bis zur erfolgreichen Ver- hinderung durch AntifaschistInnen im Mai 93 führte die DESG ihre Seminare unter dem Namen >Denkfabrik Europa der Völker< in Berlin durch. Verant- wortlich für die Anmeldung zeichnete der DESG-Gesellschafter H. D. Hansen über seine Privatadresse in Hamburg. Ein anderer DESG-Gesellschafter aus Hamburg, G. Steinhoff, war bis 86 er- ster Vorsitzender des Freundeskreis Filmkunst, ein Verein, der bis zum heu- tigen Tag nationalsozialistisches Kul- turgut und kriegsverherrlichende Filme verbreitet. Ganz im Sinne der ange- strebten Verflechtung im faschistischen Netzwerk, ist an den Geschäftsräumen der DESG in der Forsmannstr. 10 kein eigenes Namensschild zu finden, wohl aber das des Freundeskreises Film- kunst. Seit 10 Jahren erscheint die monatli- che Zeitung DESG-Inform mit Informa- tionen für das gesamte rechtsextremisti- sche Lager. Unter "Neues von Links" wird über Aktivitäten von SPD bis zu Autonomen berichtet. Besondere Er- wähnung finden antifaschistische Akti- vitäten, wobei engagierte Menschen mit vollem Namen und teilweise ihrer Wohnanschrift genannt werden. Die Anti-Antifa läßt grüßen. - - (kra, Bündnis Keinen Fußbreit den Faschisten, c/o Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* 5. Hetendorfer Tagungswoche Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 3348 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 5. Hetendorfer Tagungswoche - --------------------------- Celle. Auch dieses Jahr fand in dem fa- schistischen Zentrum in Hetendorf Nr. 13 wieder die sogenannte Hetendorfer Tagungswoche statt. Diese ging vom Samstag, 17.6. bis Sonntag, 25.6. Auf- gerufen hatten die Artgemeinschaft, das Familienwerk e.V. die Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e.V., der Hei- de Heim e.V., der Heinrich Anacker- Kreis e.V., der Nordische Ring e.V. und die Northern League. In den vier Jahren zuvor hatte die Gesellschaft für freie Publizistik - Arbeitskreis Ham- burg immer mit zu den Tagungwochen aufgerufen. Dies war diesmal nicht der Fall, obwohl der Vorsitzende der GfP, Dr. Rolf Kosiek, als Referent geladen war. Auf dem Programm standen neben einzelnen Treffen der einladenden Or- ganisationen, Gesang und Tanz, Ehrung kinderreicher Mütter, Gesprächsrun- den, Wanderung, Filmabend, germani- scher Sechskampf (3-Sprung, Steinsto- ßen, Speerweitwurf, Axtzielwurf, Bo- genschießen, 120 megalythische-Ellen- Lauf) auch Referate und Arbeitstreffen, die zur Absicherung der rassistischen Thesen und des Germanenkultes die- nen. Der Höhepunkt wird wieder die Sonnwendfeier am Sommeranfang ge- wesen sein. Unter den Referenten waren so nam- hafte rechte Größen wie Walter Drees, Jürgen Rieger, Gerhard Seifert, Wolf- gang Juchem, Hermann Thiele. Für die musikalische Erbauung sorgte auch die- ses Jahr erneut das Mitglied der verbo- tenen Wiking-Jugend Frank Rennicke. Insgesamt haben über 200 Personen an der Tagungswoche teilgenommen. Nit dieser Zusammensetzung des Treffens wird die große Bedeutung des Heten- dorfer Nazizentrums als Schalt- und Verknüpfungsstelle des organisierten Neofaschismus überdeutlich. Im Gegensatz zu den letzten vier Jah- ren gab es diesmal aber erste Proteste gegen dieses Treffen. Hatten Pfingsten bereits über 2000 Menschen gegen die Existenz dieses Zentrums demonstriert, so wurde am Samstagvormittag eine symbolische Blockade des Zentrums von ungefähr 70 autonomen Antifaschi- stInnen durchgeführt. Nachdem die di- rekte Blockade vor dem Eingang des Zentrums von 150 Polizisten verhindert wurde, beschränkten sich die Blockiere- rInnen auf einen Zufahrtsweg. Am Mittwoch protestierten hauptsächlich christliche BürgerInnen aus Hetendorf und Hermannsburg mit einer Mahn- wache mit ca. 70 Personen gegen das Faschistentreffen. Das Evangelisch-Lu- therische Missionswerk, welches zu diesem Zeitpunkt sein Missionsfest mit 2000 Menschen in Hermannsburg durchführte, verabschiedete eine Reso- lution, in der sie den Innenminister Glo- gowski aufforderten, das Heide Heim zu schließen. - - (Antifaschistische Infogruppe Celle) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Kurzmeldungen Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 13331 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Jüdisches Denkmal geschändet - ---------------------------- Duderstadt. Von bisher Unbekannten geschändet wurde Anfang Juni das Jüdi- sche Mahnmal in der niedersächsischen Kleinstadt Duderstadt bei Göttingen. Die Täter zerstörten einen 25 cm großen Davidstern, der in das Denkmal einge- meißelt ist. Der Gedenkstein trägt die Inschrift: "Zum Gedenken an die jüdi- schen Mitbürger unserer Stadt und an die im Jahre 1938 zerstörte Synagoge". Die Schändung ist offenbar ein weiteres Indiz für die Verlagerung der neofaschi- stischen Aktivitäten aus Göttingen in die umliegenden Kleinstädte. - (apz) Prozeß gegen Althans - -------------------- Berlin. Unter starken Sicherheitsvor- kehrungen hat am 6. Juli im Berliner Landgericht der Prozeß gegen den Neo- nazis Bela Ewald Althans begonnen. Althans, Hauptdarsteller in dem Film "Beruf Neonazi" wird vorgeworfen, die massenhafte Ermordung von Juden in den Gaskammern des KZ Auschwitz geleugnet zu haben. Althans erklärte bei Prozeßbeginn, bereits seit 1990 kein Neonazi mehr zu sein. Er habe 1992 in Bonengels Film mitgespielt, um seinen persönlichen Werdegang zu erzählen und um klarzumachen, daß er aus der Neonazi-Szene ausgestiegen sei. Der in den Kinos gezeigte Film sei ein Produkt eines bewußt "falschen Schnitts". Alt- hans bestritt auch seine Leugnung des Massenmordes an den Juden, er sei nur "Revisionist" und versuche, "histori- sche Falschheiten" zu revidieren. Der Anfang 1994 in seiner Wohnung be- schlagnahmte Briefwechel mit dem in Kanada lebenden "Bauernschaft"-Her- ausgeber und Neonazi Ernst Zündel be- zeichnete er als "strategische Notlüge". Er habe sich nur pro forma als Sympa- thisant ausgegeben, um Ruhe zu stiften. Er haben zudem Angst vor Racheakten gehabt. Althans müßte im Falle einer weiteren Verurteilung wegen Volksver- hetzung mit einer mehrjährigen Gefäng- nisstrafe rechnen. - (SZ 7.7.95 - hma) Später Prozeß gegen Worch - ------------------------- Fulda. Vor nunmehr 2 Jahren gab es einen ungehinderten Aufmarsch von ca. 500 Rechtsradikalen in Fulda, der Ru- dolf-Heß-Gedenkmarsch wurde auf- grund von verboten in anderen Städten kurzerhand in Fulda durchgeführt. Jetzt erst, nach 2 Jahren, in denen der Auf- marsch keinerlei Konsequenzen für die Faschos hatte, erhebt die Staatsanwalt- schaft Fulda Anklage gegen Christian Worch und Dirk Winkel. Worch wird beschuldigt, "die Versammlung we- sentlich anders durchgeführt zu haben, als sie bei der Stadt Fulda angemeldet worden war" (Fuldaer Zeitung vom 7.6.95). Dirk Winkel wird Beihilfe vorgeworfen, indem er sechs Tage vor dem Aufmarsch bei der Stadt Fulda un- ter unzutreffenden Angaben den Antrag zur Durchführung der Veranstaltung gestellt hat" (ebenfalls Fuldaer Zeitung 7.6.95). Dies zeigt wieder einmal mehr als deutlich, daß es der Staatsanwalt- schaft nicht darum geht, die unter Poli- zeischutz aufmarschierten Faschisten aufgrund der offensichtlichen Straftaten (NS-Symbole, Uniform, Nazi-Parolen, Hetzreden) zu belangen, sondern daß bei dem voraussichtlich im Sept./Okt. 1995 stattfindenden Prozeß das Gesche- hene auf eine Bagatelle reduziert wer- den soll. Wer Genaueres weiß, sollte sich bei uns melden. - - (Antifa-Infotelefon Fulda: 0661/66213) >Die Nationalen< kandidieren zu Abgeordnetenhauswahlen - ------------------------------------------------------ Berlin. Die Nationalen haben beim Lan- deswahlleiter in Berlin die Kandidaten- liste zu den Abgeordnetenhauswahlen im Oktober eingereicht. Auf der offe- nen Liste kandidieren neben den führen- den Mitgliedern der nationalen Frank Schwert und Christian Wendt angeblich "Aktivisten aus dem ganzen nationalen Spektrum der Reichshauptstadt". In ihrem Wahlprogramm fordern die Na- tionalen Maßnahmen gegen die Über- fremdung, die sofortige Kündigung des Staatsvertrages zwischen dem Berliner Senat und der Jüdischen Gemeinde, Streichung aller staatlichen Zuschüsse an die Jüdische Gemeinde, sowie den sofortigen Abriß aller Holocaust-Denk- mäler. Ebenfalls sollen alle Denkmäler der Sieger des Zweiten Weltkriegs ab- gerissen werden, die Umbenennung al- ler Straßen und Plätze, die nach Kom- munisten benannt sind, wird gefordert. Schon jetzt wirbt das Nationale Infotele- fon dafür, die Liste bei der Sammlung der Unterschriften zu unterstützen, das Wahlprogramm werde in Kürze in ganz Berlin verteilt. - - (NIT Berlin vom 20.6. - u.b.) Aufruf zum Boykott (II) - ----------------------- Frankreich. Der mittlerweile von zahl- reichen französischen Politikern und Künstlern unterstützte Boykott gegen die drei künftig von Le-Pen-Bürgermei- stern regierten südfranzösischen Städte Toulon, Marignane und Orange haben heftige Reaktionen ausgelöst. Der "Front National"-Chef Le Pen attak- kierte den Mitinitiator der Boykott-Ini- tiative, den Pop-Star Patrick Bruel, in Anspielung auf dessen nordafrikanisch- jüdische Herkunft als "Herrn Bengui- gui". Toulon werde nicht sterben, wenn es auf dessen Stimmleistungen verzich- ten müsse. "Das Gekläff ungewasche- ner und schlecht erzogener Welpen wir die FN nicht daran hindern, ihre politi- schen Aktionen zugunsten der Franzo- sen fortzusetzen, die in ihrem eigenen Land als Parias behandelt werden", so Le Pen. Der Aufruf zum Boykott, der u.a. auch von dem Sänger Cheb Khaled und dem Schriftsteller und Fotografen Denis Roche unterstützt wird, findet je- doch keine einhellige Zustimmung. So haben sich Prominente wie Charles Aznavour, Johnny Halliday, Barbara Hendricks und Michel Sardou gegen Boykottmaßnahmen gewandt. - hma) Freispruch für Polizisten - ------------------------- Magdeburg. Ein Magdeburger Polizist ist von dem Vorwurf des Übergriffes auf einen Ausländer im Rahmen der ras- sistischen Ausschreitungen am Him- melfahrtstag 1994 freigesprochen wor- den. Ursprünglich war gegen 15 Polizi- sten ermittelt worden, doch war nur gegen den jetzt Freigesprochenen eine Anklage erhoben worden. Ein iraki- scher Flüchtling hatte den Polizisten, der ihn bei seiner Festnahme geschlagen und getreten habe, als den vermeintli- chen Schläger wiedererkannt. Das Ge- richt berücksichtigte bei seinem Urteil vor allem die Aussage eines Mannes aus Togo, der zwar bemerkt hatte, daß da- mals ein Polizist ein Knie gegen den Ira- ker gehoben hatte, aber von dem ange- klagten Polizisten keine Übergriffe ge- sehen haben will. Nach Überzeugung des Ende Juni tagenden Bundesinnen- ausschusses gibt es keine generell aus- länderfeindlichen Tendenzen bei der deutschen Polizei. Vertreter aller Par- teien seien sich einig gewesen, daß Übergriffe von Polizisten gegen Aus- länder Einzelfälle seien, die rücksichts- los aufgeklärt werden müßten, teilte die Pressestelle des Bundestages mit. - hma) Walesa's Beichtvater - -------------------- Polen. Der ehemalige Berater der "So- lidarnosc" und Beichtvater des polni- schen Staatspräsidenten Walesa, der ka- tholische Priester Henryk Jankowski, hatte im Juni in einer Predigt in der Bri- gittenkirche in Gdansk geäußert, polni- sche Bürger sollten eine Regierung nicht mehr dulden, die nicht offenbarte, ob ihre Mitglieder aus Moskau oder aus Israel stammten. Der Davidstern stecke sowohl im Hakenkreuz als auch in Ham- mer und Sichel. Polen solle angesichts der jüdischen Gefahr "aufwachen". Walesa, der sich an der Messe betei- ligt hatte, zögerte lange mit einer Ver- urteilung dieser Äußerungen, weil ihm diese Worte "schwer verständlich wa- ren". Die polnische Bischofskonferenz hat mittlerweile für die Äußerungen ihres Pfarrers um Verzeihung gebeten, nachdem Organisationen im In- und Ausland gegen die antisemitische Hetze Protest erhoben. Für den ohnehin schwierigen Dialog der katholischen Kirche mit der jüdischen Gemeinschaft in Polen stellt dieser neue Skandal einen herben Rückschlag dar. - (hma) Weiteres Todesopfer - ------------------- Portugal. Wenige Wochen nach dem Tod eines 28jährigen Farbigen in Folge eines Überfalles durch faschistische Skinheads in Lissabon hat rassistischer Terror offenbar ein weiteres Todesop- fer gefordert. Ein 19jähriger Mann, ebenfalls von den Kapverdischen Inseln stammend, ist mittlerweile an den Ver- letzungen gestorben, die ihm Unbe- kannte in der Nähe des Touristenortes Sintra, 30 Kilometer von Lissabon, zu- gefügt hatten. Nach der Beisetzung des ersten Opfers hatten, so "SOS Rasissis- mus", etwa 20 junge Männer in Ceras sechs weiße Männer verprügelt. Beson- ders bedauerlich an dem Vorfall sei, daß es sich bei den Geprügelten nicht um Skinheads, sondern um Soldaten mit militärisch kurzem Haarschnitt gehan- delt habe, so die Organisation. Obwohl sich Sprecher antirassistischer Gruppen über Rundfunk für den Übergriff ent- schuldigten, hat ein anonymer Anrufer inzwischen bereits Racheaktionen für den Angriff angekündigt. - - (SZ 3.7.95/NZZ 17.-18.6.95 - hma) Geldstrafe für Protest gegen Abschiebehaft - ------------------------------------------ Bonn. Ein 57jähriger Pfarrer, der aus Protest gegen die Abschiebepraxis zum Zerschneiden eines Gefängniszaunes aufgerufen hatte, ist in Bonn zu einer Geldstrafe von 3000 DM! verurteilt worden. Das Bonner Amtsgericht sah den Tatbestand der Aufforderung zu einer Straftat für gegeben. Im Dezem- ber 1994 hatte der Geistliche den Aufruf "Ziviler Ungehorsam für Asylrecht" mitunterzeichnet. Darin war das sym- bolische Zerschneiden des Wormser Gefängniszauns gefordert worden. Zur Begründung sagte der Richter unter an- derem: "Auch die Mehrheit hat ein Recht auf Schutz, nicht nur die Minder- heit." Zudem hieß es: "Wir vernichten unsere nationale Identität, wenn wir die Ausländer alle hier lassen." - - (KStA 1./2.7. - u.b.) Gefängnis für Auschwitz-Leugner - ------------------------------- Stuttgart. Wegen Aufstachelung zum Rassenhaß und Volksverhetzung hat das Landgericht Stuttgart am Freitag einen Chemiker zu 14 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Die Staatsschutz- kammer des Gerichts sah es als erwie- sen an, daß der 30 Jahre alte Germar Scheerer eine Schrift verbreitet hat, in der geleugnet wird, daß in Auschwitz Juden vergast wurden. Das in der rech- ten Szene als "Rudolf-Gutachten" be- kannte Schriftwerk hatte der Anwalt des ehemaligen Generals Otto-Ernst Remer in Auftrag gegeben. Scheerer hatte im Verlauf der achtmonatigen Verhand- lung ausgesagt, Remer habe das Papier ohne sein Wissen verbreitet. Die Schrift wurde an mehr als 1000 Personen ver- schickt. - (FR 24.6.1995 - M.M.) Telekom durfte rechte Auftraggeber zurückweisen - ----------------------------------------------- Frankfurt. Nach einem Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts (OLG) darf die Deutsche Telekom einen Auf- trag von einer "allgemein als rechtsex- tremistisch anzusehenden" Firma ab- lehnen. Dies verstoße nicht gegen das Kartellrecht, urteilten die Richter in dem am Mittwoch veröffentlichten Ur- teil, sondern sei eine zulässige unter- nehmerische Grundentscheidung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (Az: 11 U (Kart) 4/95) Im vorliegenden Fall hatte sich ein Tochterunternehmen der Telekom geweigert, für einen Verlag, der unter anderem die Deutsche Natio- nalzeitung herausgibt, Telefonkarten mit Werbeaufdruck herzustellen. - (FR 29.6.1995 - M.M.) Alt- und Neonazitreffen vom 14. bis 17.7.95 in Thüringen - -------------------------------------------------------- Das traditionelle thüringische Treffen des "Freundeskreis Ulrich von Hut- ten", eine der härtesten und ältesten Nazigruppen Deutschlands und Öster- reichs findet auch diesmal wieder in der Nähe einer thüringischen Mittelstadt (?, Ort wird in der Einladung nicht ge- nannt) statt. Im vorigen Jahr verhinderte kurzfristiges Eingreifen von LKA und örtlichen Behörden, daß die Gruppe un- ter Führung von Lisbeth Grolitsch, Graz, ihre volksverhetzende Veranstal- tung durchführen konnte. Insbesondere hinsichtlich der derzeitigen Ermittlun- gen der österreichischen Behörden zu den Briefbombenattentaten kommt die- sem Treffen besondere Bedeutung zu. Das Tagungsprogramm umfaßt Diskus- sionen zur Strategiebildung der Rech- ten, das ganze Spektrum heutiger rechtsextremer und neonazistischer Ideologie. "Besonders die zahlreich vertretene Jugend findet hier ihre poli- tischen Richtweiser für die Zukunft", schreibt Grolitsch in der Einladung. Vom 23. bis 30. September wird eine weitere Veranstaltung im Erzgebirge angekündigt, bei der neben Lisbeth Grolitsch, Wolfram Nahrath (Wiking- Jugend), Udo Walendy und Johann Pe- ter Ney als Referenten auftreten wer- den. - (B.F.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Straßenumbenennungsaktion in München Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 10265 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Anläßlich des sogenannten "Sudetendeutschen Tages" (München, 3.- 5.6.95) fand am 1.6. eine öffentliche Stra- ßenumbenennungsaktion un- ter dem Motto "Öffentliche Straßenumbenennungsak- tion/Nie wieder Münchner Abkommen - Cheb bleibt tschechisch!" statt. Die Ver- anstaltung wurde vom "Münchner Bündnis gegen Rassismus" und von der "Münchner Initiative zur Vereinigung der revolutionä- ren Jugend" organisiert und bestand aus einem Tafelum- zug mit mehreren Zwischen- kundgebungen. Am Schluß der wegen Regens spärlich besuchten Veranstaltung mußten die angebrachten Schilder auf Druck der Poli- zei allerdings wieder entfernt werden. - (joe) Öffentliche Straßenumbenennungsaktion am Donnerstag, den 1. Juni 1995 um 17 Uhr in München/Am Hart Nie wieder Münchner Abkommen - Cheb bleibt tschechisch! - ------------------------------------------------------- Die Straßenumbenennungen werden während eines Tafel- zuges durch die oben genann- ten Straßen im Münchner Harthof vorgenommen. Alle sind aufgerufen, daran teil- zunehmen. Teilnehmen wer- den auch Gäste aus der Tschechoslowakei. In folgenden Straßen fin- den kurze Zwischenkundge- bungen statt: Straße der Opfer von Lidice Aus einem Bericht von SS- Standartenführer H.-U. Geschke über das Massaker in Lidice am 10. Juni 1942: "Auf Befehl des Führers wurden gegen die Ortschaft Lieditz in Böhmen Vergel- tungsmaßnahmen durchge- führt. Die Ortschaft, die aus 95 Häusern besteht, wurde vollständig niedergebrannt, 199 männliche Einwohner über 15 Jahre wurden an Ort und Stelle erschossen, 184 Frauen in das Konzentrati- onslager Ravensbrück, 7 Frauen in das Polizeigefäng- nis von Theresienstadt ... 88 Kinder nach Litzmann- stadt überführt, während 7 Kinder unter 1 Jahr in ein Heim nach Prag gebracht wurden. 3 Kinder werden zur Eindeutschung in das Alt- reichsgebiet gebracht." Von 105 verschleppten Li- dicer Kindern lebten nach der Befreiung noch 16. (Aus: Europa unterm Ha- kenkreuz, Dokumentenedi- tion, Berlin 1988) Lidice vereinte die gesam- te Welt im Kampf gegen Hit- lerdeutschland. Cheb Straße: Am 1. Oktober 1933 grün- dete Konrad Henlein in Cheb (Eger) die "Sudetendeutsche Heimatfront", die sich 1935 in "Sudetendeutsche Partei" umbenannte. Am 1. Mai 1938 sagte der SdP-Abge- ordnete Wollner folgendes: "Aus taktischen Gründen konnte sich Henlein nicht früher zum Nationalsozialis- mus bekennen. Heute muß er kein Doppelgesicht mehr zei- gen. Über uns hält das deut- sche Volk mit seinen 75 Mil- lionen und Reichskanzler Hitler seine Hand." (aus: Der Fall Grün, von Biman/ Cilek, Berlin 1983). Wenige Wochen vorher hatten sich alle bürgerlichen Parteien der Sudetendeut- schen, die bis dahin sogar an der tschechoslowakischen Regierung beteiligt waren, aufgelöst und sich der SdP angeschlossen. Im Mai/Juni 1938 wählten 91,4% der Su- detendeutschen in der Tsche- choslowakei die faschistische Sudetendeutsche Partei. Karlovy Vary Straße: Am 28. März 1938 hatten Hitler und Henlein folgendes Vorgehen der Sudetendeut- schen in der Tschechoslowa- kei beschlossen: "Wir müs- sen also immer soviel for- dern, daß wir nicht zufrieden gestellt werden können." (Aus G. Hass, Münchner Diktat 1938, Berlin 1988). 4 Wochen später hielten die Sudetendeutschen in Karlovy Vary einen Parteitag ab, auf dem sie das sogenannte "Karlsbader Programm" be- schlossen. Die Kernforde- rung der Sudetendeutschen lautete: Autonomie. Und kaum war die tschechoslowa- kische Regierung bereit, die- se Forderung zu erfüllen, hieß die neue Forderung: Lostrennung, "wir wollen heim ins Reich!" (Henlein am 15. September 1938) Marianske Lazne Straße: "Der Kreissekretär der SdP im heutigen Plana bei Mari- enbad erhielt den Befehl, daß seine Ordner solange De- monstrationen organisieren sollten, bis die Staatsorgane bewaffnet eingreifen. Er ge- horchte und ließ aus gehei- men Beständen an verläß- liche Parteiangehörige Waf- fen und Munition austeilen. Sie sollten die staatlichen Gebäude besetzen, den Post-Verkehr mit dem Inland unterbrechen und möglichst viele Geiseln nehmen. >Falls einzelne Aktionen scheitern, muß auf jeden Fall eine ge- meinsame Aktion in allen Städten gleichzeitig erfol- gen.< So stand es in den In- struktionen." (aus: Der Fall Grün) Das Signal für diese Auf- standsbefehle der Sudeten- deutschen im gesamten Grenzgebiet hatte die Rede Hitlers auf dem Nürnberger Parteitag am 12. September 1938 gegeben. Der Aufstand der Sudetendeutschen dauer- te bis zum 14. September und hatte die Aufgabe, das Aus- land davon zu überzeugen, daß nur die Erüllung der For- derung der Deutschen den Frieden erhalten könnten. Damit wurden die Sudeten- deutschen in ihrer Mehrheit zu Hauptverantwortlichen am Zustandekommen des Münchner Abkommens und an der Zerschlagung des tschechoslowakischen Staa- tes. Welchen Grund gibt es, die z.T. schon 1934 eingeführten Straßennamen nach Orten der Tschechischen Republik in deutscher Sprache beizu- behalten? Nur zu deutlich zeigen die Politik der Sudetenverbände und der Staats- und Bundes- regierung in München und Bonn, daß sie ein Interesse daran haben, wenn in der deutschen Bevölkerung wie- der das Gefühl eines nationa- len Verlustes entsteht, der nach Revanche schreit. Erst verlangen sie von den Tschechen und Slowaken eine Entschuldigung für "an den Deutschen begangenes Unrecht" bei der Aussied- lung. Und kaum war die Bitte um "Verzeihung" ausge- sprochen, verlangte man Wiedergutmachung und Ent- schädigungszahlungen, die den tschechischen Staat in den Ruin treiben würden. Außerdem fordern sie die Anerkennung als Volksgrup- pe und - als neue Linie deut- scher Außenpolitik von Klaus Kinkel unterstützt - die Aufnahme von Verhandlun- gen der tschechischen Regie- rung mit den sudetendeut- schen Verbänden. Nach dem international geltenden Reglement heißt dies: Man verlangt von der tschechischen Regierung die Behandlung der Sudeten- Verbände als Exilregierung. Und von bundesdeutscher Seite gibt man zu erkennen, daß man - wissend, daß die Sudeten keine Regierungsge- walt besitzen - die tschechi- sche Regierung auf eine Stu- fe mit ihnen stellt. Ist hier nicht eine Politik im Gange, die den Abma- chungen von Hitler und Hen- lein vom 28. März 1938 sehr nahe kommt: "Wir müssen also immer soviel fordern, daß wir nicht zufrieden ge- stellt werden können."? Mehr über die heutige Rol- le der Sudeten-Verbände bei der Destabilisierung des tschechischen Staates und ihre erneute Instrumentali- sierung für einen großdeut- schen Expansionismus ist aus den Beiträgen während der Straßenumbenennungsaktion "Nie wieder Münchner Ab- kommen - Cheb bleibt tsche- chisch!" zu erfahren. Münchner Bündnis gegen Rassismus, Münchner Initiative zur Vereinigung der revolutionären Jugend Folgende Straßen werden umbenannt (in Klammern die Benennungsjahre der Straßen): Egerlandstraße (1934) in Cheb Straße Karlsbader Straße (1934) in Karlovy Vary Straße Kaadener Straße (1934) in Kadan Straße Marienbader Straße (1934) in Marianske Lazne Straße Aussiger Platz (1953) in Usti nad Labem Straße Troppauer Straße (1964) in Opava Straße Mährische Straße (1954) in Morava Straße Gablonzer Straße (1954) in Jablonec Straße Krumenauerstraße (1957) in Cesky Krumlov Straße Joachimsthaler Weg (1977) in Jachymov Weg Leitmeritzer Weg (1977) in Litomerice Weg Friedland Weg (1979) in Frydlant Weg Sudetendeutsche Straße (1934) in Straße d. Opfer von Lidice München, 1. Juni 1995. Durch den strömenden Regen zieht ein kleiner Demonstrationszug. Die ca. 40 Teilnehmer tragen Tafeln: "Nie wieder Münchner Abkom- men! Cheb bleibt tschechisch!" An der Straßenkreuzung umzin- geln sie das Schild mit dem Straßennamen. Einer kommt mit einem Schemel. In wenigen Se- kunden ist aus der "Sudetendeut- schen Straße" die "Straße der Opfer von Lidice" geworden. Dann geht es weiter zur nächsten Kreu- zung. Den Nebenstraßen ge- schieht Ähnliches: aus der "Eger- landstraße" wird die "Cheb-Stra- ße", aus der "Kaadener Straße" die "Kadan-Straße", aus der "Karlsbadener Straße" die "Kar- lovy-Vary-Straße" und aus dem "Aussiger Platz" der "Usti-nad- Labem-Platz". Das Münchner Bündnis gegen Ras- sismus und die Münchner Initiati- ve zur Vereinigung der revolutio- nären Jugend haben zur Selbsthil- fe gegriffen, da die Stadt München noch immer an den alten Namen festhält, die diese Straßen teils 1934 von den Nazis, teils nach dem Krieg unter der Adenauer-Regie- rung erhielten. Anlaß zu der Aktion war der bevor- stehende "Sudetendeutsche Tag" in München. Bei den Fahrern der entgegenkom- menden Autos - es ist mitten im Berufsverkehr - ernten die De- monstranten teils Neugier, teils Kopfschütteln. Ein besserer Herr, der zu Fuß unterwegs ist, echauf- fiert sich. Von der Polizei verlangt er, die Demonstration aufzulösen: "Wir sind doch hier nicht in Ruß- land!" Die Polizei nimmt das aus- nahmsweise gelassener. In spä- testens einer Stunde werden die neuen Namen ohnehin herunter- gerissen sein, warum also sich aufregen? Als Gäste nahmen an der Umbe- nennungsaktion drei Tschechen teil: ein Vertreter des "Clubs der tschechischen Grenzgebiete" und zwei Vertreter des "Club '38", der Vereinigung der 1938 aus den tschechischen Grenzgebieten ver- triebenen Tschechen. - - (rh) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Niermann-Stiftung unter Druck Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 9605 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Hermann-Niermann-Stiftung unter Druck - ------------------------------------- Am Montag, 3.7.95, begleitete eine Gruppe von Demon- strantInnen die konstituierende Sitzung des neugewählten Rates der deutschsprachigen Belgier in Eupen. Ca. 30 Perso- nen, darunter Widerständskämpfer aus der Region, eine Gruppe der VVN-Bund der Antifaschisten und RedakteurIn- nen der Kulturzeitschrift "Krautgarten" bildeten eine Picket-Line und konfrontierten die Abgeordneten mit Schil- dern wie: "Prozesse, die zum Himmel stiemken", "Auch Deutschland hat Grenzen", "Niermann-Stiftung raus aus Belgien", "Keine Einmischung in die inneren Angelegen- heiten Belgiens durch deutsche Regierungsstellen", "Autonom und bange?" usw. Die Schilder gabs dreispra- chig: niederländisch, französisch und deutsch, entsprechend der Beteiligung von DemonstrantInnen. Dem Vorsitzenden des Rates wurde eine Resolution überreicht, in der der neu- gewählte Rat aufgefordert wurde, sich nicht weiter vor den Niermann-Millionen zu ducken und endlich öffentlich Posi- tion zu bekennen. Ob die Abgeordneten sich beeindrucken ließen, konnte nicht mehr überprüft werden. Die Aktion hat aber deutlich gemacht, daß die Zeit der Analysen der Hintergründe der Niermann-Stiftung vorbei ist. Aktionen gegen die Stiftung und ihre Repräsentanten müssen für Druck sorgen. Die Aktion vor der deutschen Botschaft in Brüssel am 29.5., an der auch die Abgeordnete der Bündnisgrünen Annelie Bun- tenbach teilnahm (siehe nebenstehendes Bild) war da schon ein guter Anfang. Die Zeit der Ruhe ist vorbei. Wer den bisher vorliegenden Dokumen- ten und Analysen nicht folgt oder ihnen eine untergeordnete Bedeutung zumißt, stellt sich selbst in die Tradition des Pan-Germanismus. Die Beweise rei- chen völlig aus, die Forderungen der DemonstrantInnen in Belgien überall energisch zu vertreten: - - Rücktritt von Vorstand und Kurato- rium der Stiftung - - Verantwortliche in Ministerien und anderen öffentlichen Einrichtungen sind von der Stiftung abzuziehen. Wer die Aktivitäten der Stiftung unterstützt, mitgetragen oder durch Schweigen tole- riert oder sonstwie gedeckt hat, muß an Stellen versetzt werden, wo er/sie kei- nen weiteren Schaden für die Demokra- tie anrichten können. - - die PolitikerInnen sind daran zu er- innern, daß sie sich durch ihr Schweigen (bis auf wenige Ausnahmen) mitschul- dig gemacht haben. Den Wählerinnen und Wählern sollte dies Versagen nicht vorenthalten werden. - - Letztlich ist die Stiftung aufzulösen. Gerade im jetzt rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen sind die Möglich- keiten gegeben, der Niermann-Stiftung den Boden für ihre verhängnisvolle Tä- tigkeit zu entziehen. Das wird ein Prüf- stein für das Verhältnis von rot-grün zur Demokratie werden. Zur Hintergrund- information dokumentieren wir im fol- genden einen Artikel aus der Aachener Stadtzeitung "Klenkes" von Alfred Schobert. - (K.H.) 1987 machte der Journalist Freddy Derwahl publik, daß die Partei der deutschsprachigen Belgier (PDB) mit Geldern der von Rechtsextremisten durchsetzten Düsseldorfer Hermann- Niermann-Stiftung (HNS) finanziert wurde. Seither beschäftigt das Thema die ostbelgische Politik und Öffentlich- keit. Und zunehmend die Gerichte. Die PDB-Politiker und Stiftungsherren Lo- renz Paasch und Josef Dries gestanden zwar ein, von den neonazistischen Akti- vitäten des heimlichen Stiftungsherren Norbert Burger erfahren zu haben, spielten dessen Einfluß auf die Stiftung aber herunter. Generell präsentiert die HNS 1987 als das Jahr der (Selbst-) "Säuberung". Als neuer Vorstand wurde Uwe Stiemke eingesetzt, ehemals im Ostbüro der SPD, seit 1974 im Bundesministe- rium für Innerdeutsche Beziehungen tä- tig, heute Ministerialrat im Bundesin- nenministerium, Leiter des Referats K II 5 Kulturelle Zonenrandförderung. Stiemke wird seither als "Säuberer" präsentiert. Doch die Beteuerungen über die angebliche "Säuberung" stiemken zum Himmel. Auch nach 1987 lesen sich Teile der Liste von Vor- stands- und Kuratoriumsmitgliedern der HNS wie ein Auszug aus dem Who is Who des deutschen und österreichi- schen Rechtsextremismus. Prozeßwut Gegen ostbelgische Kritiker bemüht Stiemke seit längerem die Gerichte. Derwahl wurde in Eupen zur symboli- schen Strafe von einem belgischen Franc verurteilt. Er legte Berufung ein und erhielt nun Rückendeckung von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Dort hatte Stiemke erneut Klage gegen Der- wahl eingereicht, da dieser in der Ak- tuellen Stunde (WDR) Stiemke als "Mitwisser einer Konspiration... zwi- schen der Partei der deutschsprachigen Belgier (PDB) und dem Stifter Hermann Niermann" gegen Belgien bezeichnet hatte. Der Staatsanwalt stellte das Verfah- ren ein, wogegen Stiemke Beschwerde eingelegt hat. In Eupen klagen für die Stiftung Dries, Paasch und Stiemke ge- gen die Literaturzeitschrift Krautgar- ten, die über die verdeckte Außenpolitik recherchiert und publiziert. Man wirft dem Krautgarten "Rufschädigung" vor. Was rufschädigende Wirkung hat, denn nun geraten die pangermanischen Stiftungsaktivitäten ans Licht der Öf- fentlichkeit. Es gab Berichte in ZAK und im SWF 3. Die frankophone belgi- sche Presse ist groß ins Thema einge- stiegen. Aachen pennt Aachener PolitikerInnen blamieren sich durch Ignoranz und Stillschweigen; Eu- pens Bürgermeister Alfred Evers be- klagt, "daß die bundesdeutschen Parla- mentarier aus den grenmznahen Wahl- kreisen es vorgezogen haben, die von Belgien aus an sie ergangenen wieder- holten Appelle um eine klärende Inter- vention auf die sehr lange Bank zu schie- ben oder zu überhören". Aber die poli- tische Solidarisierung wächst. Parallel zum ersten Prozeßtag in Eupen am 29.5. demonstrierten deutsche Journa- listen, begleitet von der bündnisgrünen Bundestagsabgeordneten Annelie Bun- tenbach, vor der deutschen Botschaft in Brüssel. Über 400 Personen, darunter prominente SchriftstellerInnen wie Günter Wallraff, haben bisher dem Krautgarten ihre Solidarität versichert. Dabei sind auch zahlreiche AachenerIn- nen, und die hiesige VVN/BdA ist seit langem in der Sache tätig. In der Solida- ritätserklärung werden alle amtlichen Stellen aufgefordert, "unverzüglich Klarheit über das Wirken der Stiftung in Vergangenheit und Gegenwart zu schaf- fen". Stille Hilfe Wie nötig solche Aufklärung ist, zeigt sich an einem jüngerem Polit-Skandal im Amigo-Freistaat, der erneut Ver- strickungen der HNS in den organisier- ten Pangermanismus mit Übergängen zum Rechtsextremismus deutlich macht. Der Münchener CSU-Stadtrat Gerhard Bletschacher leitete als Vor- stand der Stillen Hilfe Südtirol über 4 Millionen Mark aus der Stiftungskasse als stille Hilfe in seine marode Firma um. Über die Stiftung hieß es in den Medien meist nur, sie fördere notleiden- de Bergbauern und Studierende in Süd- tirol (bekanntlich eine der Armuts- und Hungerregionen der Welt). Nur die Le- serInnen der jungen Welt erfuhren von der Kooperation zwischen Stillen Hel- fern und Niermännern, die laut jW (11.5.95) Stiemke Anfang 1988 mit Bletschacher eingefädelt habe. 1988 seien 644000 DM von der HNS über München nach Südtirol geflossen. Für die "Ausstattung von Bibliotheken mit Büchern" habe die HNS mal knapp 30000, mal gut 15000 DM gezahlt. Wenig später habe das Südtiroler Kul- turinstitut palettenweise deutsches >Schrifttum<, darunter Propaganda- schriften des rechtsextremen Verlages Türmer, erhalten. Der Versand sei dem Absender Bletschacher von Rudolf Aschenauer aufgetragen worden. "Ich, Adolf Eichmann" Aschenauer steht für Säuberungen ganz besonderer Art, wie man bei Walter von Goldendach und Hans-Rüdiger Minow ("Deutschtum erwache!". Aus dem Innenleben des staatlichen Pangerma- nismus. Berlin: Dietz 1994) nachlesen kann. Der hochkarätige Nazi war Fach- kraft im NS-Reichspropagandaamt und Südtirol-Spezialist des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA). Aschenauer betätigte sich als Säuberer der deutschen Geschichte, indem er sich in dem von ihm herausgegebenen Buch Ich, Adolf Eichmann. Ein historischer Zeugenbericht (1980) als Auschwitz- Leugner betätigte. Zur Säuberung ange- klagter Nazis und VDA-Mitstreiter er- fand er ein Rechtsgut, das man als >An- spruch auf Präventivtötung von Staats- angehörigen mißliebiger Gesinnungs- herkunft< verstehen kann. Angesichts dieser Tradition des Pan- germanismus kämen die ostbelgischen Kritiker mit den seitens der Niermänner geforderten Strafmaß noch gut weg, da hier >nur< eine Zeitschrift finanziell um ihre Existenz gebracht würde. Das ist wenig tröstlich. Daher der Hinweis auf das Spendenkonto: Raiba Bleialf, BLZ 57069632, Kto-nr. 3132558. Übrigens erschien soeben die neueste Krautgar- tenAusgabe, die den Niermännern wie- der die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte... - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Nürnberger Prozeßprotokolle Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 2430 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Dokumente des Schreckens - ------------------------ Nürnberger Prozeß-Protokolle neu aufgelegt Das Ende des Zweiten Weltkriegs mar- kierte nicht nur den Zusammenbruch des Nazi-Regimes, sondern war gleich- zeitig Ausgangspunkt der Abrechnung mit den Verantwortlichen für die Greu- eltaten im Dritten Reich. Hierzu diente der Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vom 14. Nov- ember 1945 bis zum 1. Oktober 1946. Vor zehn Jahren wurden die 1947 veröf- fentlichten Protokolle zum ersten Mal verlegt und waren schnell vergriffen. Jetzt ist ein Nachdruck auf den Markt gekommen. Die Dokumente des Schreckens füllen 15440 Seiten in 13 Taschenbuchbän- den. Ein dünnes Begleitbüchlein liefert einige, allerdings sehr knappe Biogra- phien der 24 Angeklagten. Ihre Aussa- gen sind in den Protokollen minuziös festgehalten worden und strafen all die- jenigen Lügen, die den Holocaust an- zweifeln. Diese Quellensammlung ist die um- fassendste Geschichte der Greuel im Dritten Reich. Schließlich wurden in den Anklagepunkten fast alle Aspekte des Unrechtssystems beleuchtet. Der Verlag hat jedoch die Chance vertan, die Protokolle ausführlich zu kommen- tieren. Eine gute Edition längst bekann- ter Dokumente darf sich nicht auf den bloßen Abdruck der Quellen beschrän- ken, sondern muß sie in den Kontext der Forschung einbetten. Wenngleich ein vorzüglicher Index den Zugang erleichtert, sind die Proto- kolle der Nürnberger Kriegsverbre- cher-Prozesse nur etwas für ein Fach- Publikum. Immerhin - der günstige Preis erlaubt es jetzt auch den finanziell arg gebeutelten Uni-Bibliotheken, sich diese Riesen-Ausgabe ins Regal zu stel- len. - (M.K.) Internationaler Militärgerichtshof: Der Nürnberger Prozeß, VEMAG Verlags- und Medien AG, 13 Bände, 198 Mark (später 298 Mark) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Ostlandritter Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 3160 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ostlandritter - ------------- Deutscher Ostdienst Nr. 23, 25/95 Hektische Aktivität gegen Polen 50 Jahre nach der Potsdamer Kon- ferenz. In enger Wechselwirkung und Kooperation mit den staatlich alimen- tierten "Landsmannschaften" unter- nimmt die Staatspolitik große Anstren- gungen, Oberschlesien langsam der pol- nischen Souveränität zu entziehen, und es zum Gegenstand einer großgermani- schen Innenpolitik zu machen. Für die "Unterstützung" von "Deutschen" in der Republik Polen hat das BRD-Innen- ministerium von 1990 bis 1994 rund 100 Millionen DM ausgegeben. Für 1995 sind 20 Millionen DM für die "deutsche Volksgruppe" geplant. Das Auswärtige Amt zahlt demgegenüber nur 6,5 Mil- lionen DM zur "Erhaltung der kulturel- len Identität der Deutschen" in Polen 1995. Ende Mai war der Innenstaatsse- kretär Dr. Horst Waffenschmidt in Opole(Oppeln) in Oberschlesien. Er lob- te die Zusammenarbeit des Dachverban- des der deutschen Gesellschaften in der Republik Polen (VDG), der 500 Deut- sche Freundschaftskreise (DFK) vertritt, mit der BRD-Regierung. Allein im Be- reich Opole sind die "Deutschen" inzwi- schen in 39 Kommunalparalamenten ver- treten, in 24 davon mit absoluter Mehr- heit. Im Bezirksparlament der Woiwod- schaft Opole "stelle die deutsche Volks- gruppe 33 von 82 Abgeordneten", so der völkische DOD. Die Nr. 25 des DOD ti- telt am 23. Juni: "Kinkel bei den Deut- schen in Oberschlesien". Außenminister Kinkel empfing im Schloß Stein bei Opole (Vorbesitzer: Graf von Strach- witz - jetzt Diozöse Opole) "führende Repräsentanten der Deutschen in der Re- publik Polen" und wünschte bei einem Vorsingen eines Trachten-Chores, des Eichendorff-Chors aus Racibºorz, angeb- lich "spontan" als Zugabe: "Glocken der Heimat". Die Revanchistenverbände der BRD versuchen einen Fuß in die "Sozialkulturelle Gesellschaft der Deut- schen im Oppelner Schlesien" zu be- kommen. Seit Beginn der 90ger Jahre schwelt ein Streit um die Satzung des mit über 200 000 Mitgliedern mit Abstand größten Bezirksverbandes der deutschen Freundschaftskreise. Am ersten Tag des Kinkel-Besuches beschloß der oberste polnische Gerichtshof die Vertagung des Verfahrens. Die polnische Befürchtung vor Satzungsregelungen, die auch in der BRD lebenden Deutschen, insbesondere Revanchisten aus den Vertriebenenver- bänden eine Mitgliedschaft ermöglichen könnten, ist nicht unbegründet. Alfred Theisen (DOD-Redakteur) kommentiert: "Warum sollte dies im heutigen Europa nicht möglich sein?" - - (DOD Nr. 23, 25/95 - rab) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Broschüre zum Potsdamer Abkommen Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 2047 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Broschüre Das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 im Wortlaut - ----------------------------------------------------- Das Potsdamer Abkommen war die zentrale politische Grundlage der vier alliierten Siegermächte des 2. Weltkriegs. Geprägt waren die Überlegungen von den Erfahrun- gen aus 12 Jahren faschisticher Herrschaft in Deutschland. Nach Krieg, Tod und Vernichtung von mehr als 50 Millionen Menschen sollte durch verbindliche Beschlüs- se und Maßnahmen verhindert werden, daß jemals wieder kriege- rische oder faschistische Verbre- chen von Deutschland ausgehen können. Die Voraussetzungen da- für wurden festgelegt und gemein- sam beschlossen: Demilitarisie- rung, Denazifizierung, Demonopo- lisierung, Demokratisierung. Das am 2. August 1945 unter- zeichnete Abkommen ist in wesent- lichen Teilen und Inhalten nicht be- kannt, die Umsetzung der gefaßten Beschlüsse - soweit sie erfolgte - wird oftmals falsch dargestellt oder falsch bewertet. Daher veröffentli- chen wir das Potsdamer Abkom- men im Wortlaut. mit einer kom- mentierenden Erläuterung von Dr. Ulrich Schneider (Bundessprecher der VVN-BdA; Historiker) zur Ak- tualität des Potsdamer Abkom- mens. Dies soll auch ein Beitrag gegen den Geschichtsrevisionismus sein. Bestellungen an: VVN-BdA Landesverband Nieder- sachsen, Rolandstr. 16, 30161 Hannover, Preis DM 2,50 (+ Porto) = DM 4,in Briefmar- ken/Scheck; ab 20 Stück DM 2,- (ohne Porto) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Aus der faschistischen Presse Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 5991 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Auschwitzleugner - ---------------- Nationalzeitung vom 30.6.95 Das Blatt widmet einen längeren Artikel der Herausgabe der Sterbebücher von Auschwitz durch den Münchner Verlag K.G.Saur. Nicht genug, daß die deut- sche Bürokratie ein Standesamt in Au- schwitz einrichtete, daß auch Sterbe- bücher führte. Der Nationalzeitung ist es willkomener Anlaß, darauf hinzu- weisen, daß nur 69000 Tote in den Ster- bebüchern vermerkt sind. Zwar wird der Kommentar der FR erwähnt, der darauf hinweist, daß die meisten der 1,5 Millionen allein in Auschwitz Ermorde- ten direkt nach ihrer Ankunft in die Gas- kammern getrieben wurden. Aber gleich anschließend wird alles vorge- bracht, was Auschwitzleugner gerne anführen: nur 300000 Angehörige von KZ-Opfern hätten Wiedergutmachung beantragt, bis vor fünf Jahren sei noch von 4 Millionen toten Juden in Ausch- witz die Rede gewesen, das habe man korrigieren müssen, der "Holocaust- Forscher" Pressac käme auf 630000 bis 710000 Todesopfer. Das Blatt weiß ge- nau, was es da treibt: "Bis zu fünf Jah- ren Haft drohen, wer in Deutschland die Massenvergasung der Juden bestreitet" heißt es gleich anschließend an diese Aufzählung. Deshalb wird versucht, das vorher Aufgezählte zu relativieren: "Dabei ist für jeden anständigen Men- schen klar: Jeder einzelne, der in den Konzentrationslagern unschuldig ster- ben mußte, klagt die Gewaltherrschaft an und mahnt: Nie wieder darf es ge- schehen!" Wer starb denn schuldig und zu recht in Auschwitz? Pankraz, der Schmoller - ---------------------- Junge Freiheit, 24/95 Um "ein Plädoyer für eine schöpferi- sche deutsche Rechte" ging es Thorsten Hinz in seinem Leitartikel "Weg vom geistigen Ghetto" in der JF 23/95. Ohne die politischen Inhalte allzusehr verändern zu wollen, propagierte er in der Form Politikansätze der Grünen, die der neuen Rechten als Beispiel dienen sollen. "Grüne Politik steht im Ruf der Modernität und des Urbanen..., des Postmaterialismus, des Weltläufigen und des Antiautoritären... Eine deut- sche Rechte, die nicht im Ghetto der Marginalität verkümmern will, hat zur Kenntnis zu nehmen, daß die Grünen damit richtig liegen und das rückwärts- gewandte Beschwören sakraler Ge- meinschaften nur noch ein Schulter- zucken hervorruft." Schon eine Woche später geht der Streit los. Roland Bubik, JF-Redakteur für "Zeitgeist und Lebensart" eröffnet den Reigen der Kritiker, indem er dem Kollegen vorwirft: "Opportunismus und taktisches Kalkül sind Grundlagen der Politikdurchsetzung... Wer um je- den Preis >normal< sein will, verliert auf der Suche nach gesellschaftlicher Re- spektabilität inhaltlichen Anspruch und intellektuellen Reiz. Wer im Prinzip alles anerkennt, wie es ist, darf sicher- lich auf weniger Gegendruck hoffen. Politisch sinkt er jedoch... in die... Bedeutungslosigkeit herab. So führt die Kritik am falschen >Pathos< des Nations- begriffs, am >rückwärtsgewandten Be- schwören sakraler Gemeinschaften< am Ziel vorbei. Sie trägt eben nicht zum Aufleben einer >schöpferischen Rech- ten< (Hinz) bei, sondern folgt den Allge- meinplätzen der öffentlichen Mei- nung." Erheblich weniger höflich geht der ständige JF-Kolumnist Pankraz (Günter Zehm) mit dem Provokateur ins Ge- richt. "H. ist ein pommerscher Ni- schenossi von Anfang Dreißig, der einst an der Leipziger Karl-Marx-Uni den Böll-Roman >Frauen vor Flußland- schaft< erforschte." Da haben wir ja alles enthalten: Ossi ist schon schlimm genug, Karl-Marx-Uni verschärft das Delikt und die Beschäftigung mit Böll setzt allem die Krone auf. Ein Mensch mit solcher Vergangenheit kann eigent- lich nur ein Agent sein. Und gegen des- sen Aufweichungstendenzen gibt es nur ein Rezept: "Die Neue Rechte darf nie und nimmer im allgemeinen Schlen- drian fröhlich mitpaddeln wollen, sie muß als Alternative und Korrektiv er- kennbar bleiben, und zwar mit scharfer Kontur... Die geistigen und politi- schen Repräsentanten der Neuen Rech- ten... müssen glaubhaft Elitetypen ver- körpern, nicht Hinz und Kunz, sondern Vorbilder, die sich unter ein Gesetz stel- len und von sich und anderen einiges fordern." Nach derlei Tiraden dürfen wir gespannt sein, ob und wie die Aus- einandersetzung weitergeht. Egal, wer am Ende auf der Strecke bleibt, der Streit ist mit Sicherheit ein Ausdruck der politischen und ideologischen Krise. Summertime and the writing isn't easy... - ---------------------------------------- Junge Freiheit, 25/95 Auch wenn am 23.6., dem Erschei- nungstag der Ausgabe 25 der JF, die Sommerferien noch nirgendwo begon- nen hatten, scheint die unter Journali- sten gefürchtete Saure-Gurken-Zeit schon da zu sein. Nur so ist es zu erklä- ren, daß der Aufmacher eine Geschichte über einen von diversen Rechtsausle- gern wie Jens Falk, Dieter Stein (beide JF), Heimo Schwilk (WamS) u.a. ver- hüllten sowjetischen Panzer ist. Unter der Überschrift "Protest gegen Reichs- tagsverhüllung: Erinnerung an 17.Juni 1953 - Christo kann einpacken" bildet sich Hans-Peter Rißmann sogar ein, Christo "für einen Tag die Schau ge- stohlen" zu haben. Und da von Christo (und Jeanne-Claude) zu lernen heißt, Geld verdienen zu lernen, werden sogar ein Plakat und Postkarten (handsigniert) angeboten. Finanziell scheint es um die JF offensichtlich schlecht zu stehen. - - (tri, u.b.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* VS-Bericht Bund 1995 Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 4714 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.gun.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Schräge Optik im Verfassungsschutzbericht 1994 - ---------------------------------------------- Der Vefassungsschutzbericht 1994, den Bundesinnenminister Kanther am 6.7. der Presse vorstellte, taugt wenig zur Aufklärung, dafür umso mehr zur Irre- führung der Öffentlichkeit. Einer seiner Leitgedanken ist offensichtlich, die Grauzonen zwischen dem konservati- ven Lager um CDU/CSU und FDP und dem rechtsextremen Bereich vor gesell- schaftlicher und politischer Ächtung zu schützen. Die Bedrohungsanalyse von BMI und Verfassungsschutz verzeich- net im Kern eine "fortbestehende" linksextremistische und eine "zurück- gehende" rechtsextremistische Gefahr. Kennzeichnend ist die schräge Optik, mit der BMI und Verfassungsschutz in die beiden Richtungen schauen: Wäh- rend die Unterstellung "linksextremi- stischer" Positionen bei ca 5% der PDS-Mitglieder ausreicht, sie zum Ob- jekt des Verfassungschutzes zu machen, sind auf der rechten Seite ein paar Grau- zonen Konservative allemal Alibi ge- nug, um eine Reihe erwiesernermaßen rechtsterroristischer Organisationen vom Vorwurf des Rechtsextremismus zu verschonen. Wie immer ist am Verfassungsschutz- bericht interessant, was vom BMI aus- gelassen wurde. Zwar erfährt die Öf- fentlichkeit zum ersten Mal seit über 20 Jahren vom BMI, daß es eine sogenann- te "Neue Rechte" gibt. Die Aufklärung des BMI erschöpft sich aber in neun Zei- len und einem Wort! Nichts erfährt die Öffentlichkeit z.B. über Organisationen wie "Thule-Semi- nar", DESG usw.; nichts über Zeitun- gen wue "Junge Freiheit", "Criticon", "Staatsbriefe", "Junges Forum", "Wir selbst", "Etappe" usw.; nichts über Denkfabriken wie "Studienzen- trum Weikersheim", "Collegium Hu- manun" usw. sowie über Verlage der "Neuen Rechten". Nichts erfährt die Öffentlichkeit auch über den Grad der Zusammenarbeit von Konservativen und Rechtsextremisten. Nichts erfährt die Öffentlichkeit über die politischen Inhalte der "Neuen Rechten", ihren als "Ethnopluralis- mus" schlecht getarnten Rassismus oder ihre Hoffnung und Aktualisierung der Theoretiker der "Konservativen Revolution", der "Wegbereiter des Fa- schismus in der Weimarer Republik". Die Protektion für rechtsextreme Orga- nisationen geht aber noch weiter. Im Verfassungschutzbericht 1994 werden verschwiegen: eine der großen Vertriebenenzeitun- gen, "Der Schlesier", obwohl die Bun- desregierung schon 1994 einräumen mußte, daß es Anhaltspunkte für eine rechtsextreme Ausrichtung gibt; die "Junge Landsmannschaft Ost- preußen", obwohl die Bundesregierung einräumen mußte, daß es in dieser Ju- gendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußen (einer der größten Vertrie- benenverbände) Anhaltspunkte für eine rechtsextreme Ausrichtung gibt; daß die Radikalisierung in den Ver- triebenenverbänden im allgemeinen nach rechts zugenommen hat, in deren Zeitungen offen der Holocaust geleug- net und antisemitische Propaganda be- trieben und eine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Organisationen ange- strebt und praktiziert wird; daß sich die studentischen Korpora- tionen ebenfalls nach rechts radikalisie- ren und eine Intellektualisierung des Rechtsextremismus stattfindet (der Hamburger Verfassungschutzbericht weist ausdrücklich in diesem Zusam- menhang auf die Burschenschaften hin); daß in den Traditionsverbänden der Wehrmacht des Dritten Reiches und der Bundeswehr eine enge Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten stattfindet. Es ist bezeichnend, daß der Verfas- sungschutzbericht das allgemeine Resü- mee des Rechtsextremismusforschers Professor Gessenharter zitiert, demzu- folge die "Neue Rechte" als "Schar- nier" zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus fungiert, dieses aber gar nicht ernst nimmt. Ein Beispiel: laut Prof. Gessenharter ist eines dieser "Scharniere das Studien- zentrum Weikersheim". Dieses taucht zwar im Verfassungsschutzbericht nicht auf, wohl aber im Bundeshaushalt: Dem Studienzentrum wurden in den letzten Jahren weit über 400000 DM bewilligt. - - (MdB Pressedienst PDS, 6.7.95, Ulla Jelpke) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9514* Aboschnipsel Datum : So 16.07.95, 00:00 (erhalten: 16.07.95) Groesse : 2553 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************************** Antifaschistische Nachrichten ***************************** Wir erscheinen alle zwei Wochen mit: - - Nachrichten, Berichten und Dokumenten über antifaschistische Aktionen - - Meldungen und Hintergrundinformationen über faschistische Organisationen - - regelmäßiger Beobachtung der faschistischen Presse - - Informationen zur Asyl- und Ausländerpolitik, zu Revanchismus und Militarismus Die Antifaschistischen Nachrichten kann man im Abonnement beziehen. Eine Auswahl der Artikel wird in das CL-Netz (unter /CL/Antifa/Magazine) eingegeben. Nachdruck bitte mit Quellenangabe und Belegexemplar. Vorteile eines Abonnements der Papierausgabe: - - Die elektronische Ausgabe erscheint aus technischen Gründen mit einigen Tagen Verspätung und enthält nur etwa die Hälfte aller Artikel. - - Abonnenten der Papierausgabe erhalten Jahresregister, die für Archivzwecke gut geeignet sind. - - Nur durch möglichst zahlreiche Abonnements kann das Erscheinen der AN auch in Zukunft gesichert werden. Wir freuen uns über Zuschriften. Redaktionsschluß: alle ungeraden Wochen freitags. Redaktion und Herausgabekreis sind zu erreichen über: GNN-Verlag, Postfach 260226, 50674 Köln, Tel.: (0221) 211658, Fax: 215373, Mailbox: J.Detjen@Link-K.cl.sub.de Schülerabo - ---------- Ab sofort können Schülerinnen und Schüler ein Jahresabonnement der Antifaschistischen Nachrichten zum ermäßigten Preis von 54,- DM beziehen. - ---------------------------------------------------------------- Hiermit bestelle ich ... Stück pro Ausgabe der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Halbjahres-Abo (13 Hefte = 36,40 DM incl. Porto) o 1 Halbjahres-Förder-Abo (13 Hefte = 45,50 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Abo (26 Hefte = 72,80 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Förder-Abo (26 Hefte = 91 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Schüler-Abo (26 Hefte = 54,- DM incl. Porto - gegen Nachweis) o 1 Probeheft der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Einzugsermächtigung: Ich ermächtige den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten meines Girokontos abzubuchen (ansonsten gegen Rechnung). 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