-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Die Spiegelung des Archivs auf anderen Servern ist gestattet. Ich bitte in diesem Fall um eine kurze Mitteilung. Sie erhalten die aktuelle Fasssung der gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadressen: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Fido Martin Dietzsch 2:2440/225.27 Die AN-Redaktion ist zu erreichen unter dem Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 9. April 1995) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Diskussion "antideutscher" Positionen Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 18123 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Überlegungen zum 8. Mai - ----------------------- Kritik einiger "antideutscher" Standpunkte, die die Zusammenarbeit so schwer machen Aus Anlaß des 50. Jahrestages der Niederlage Nazi-Deutschlands wird es offizielle Feierlichkeiten größe- ren Ausmaßes geben. Diese Feiern sind am wenigsten geprägt von der Freude der BRD-Eliten an der Niederlage des Faschismus. Ganz im Gegenteil geht es ihnen darum, Fesseln, die ihnen durch eben diese Niederlage angelegt wurden, abzustreifen. Dafür gilt es, nach innen, wie auch besonders nach außen, Deutschland als geläuterten Staat darzu- stellen, vor dem niemand sich zu fürch- ten brauche und der daher auch das tun könne, was er wolle. Die Hauptaussagen der kommenden Nationalfeiern werden sein, der deut- sche Staat habe seine Lehren aus dem NS gezogen, die BRD sei heute ein völ- lig anderer Staat als das "Dritte Reich". Ferner wird mann behaupten, "wir" hätten mittlerweile genug gesühnt für die Untaten der Nazis und daher sei es an der Zeit, aus dem "Schatten der Ver- gangenheit" herauszutreten, was so viel heißt wie: die Beschränkungen, die die Sieger des Zweiten Weltkrieges den Nachfolgestaaten des "3. Reiches" auf- gezwungen haben, könnten nunmehr getrost wegfallen. Es wird wehleidig darauf verwiesen werden, daß ja auch Deutsche Opfer des Krieges gewesen sind. Tote Soldaten, Tote der Städte- bombardierungen, aus den "Ostgebie- ten" Geflohene oder Ausgesiedelte und schamlos in diese Aufzählung einge- reihte WiderstandskämpferInnen gegen den Faschismus werden dazu benutzt werden, aus dem Täterstaat Deutsch- land ein Mitopfer des Weltkrieges zu machen. Millionen ermordeter Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, Behin- derter, Homosexueller, KommunistIn- nen und SozialdemokratInnen, osteuro- päischer ZwangsarbeiterInnen, Antifa- schistInnen werden, wo sie nicht ins Konzept der deutschen Opferrolle ein- baubar sind, an diesen Tagen nur am Rande erwähnt werden, als wäre das Kriegsende nicht in allererster Linie das Ende ihrer weiteren Entrechtung und Vernichtung. Zusätzlich werden mit der Behauptung, die wirkliche Befreiung wäre erst 1989 erfolgt, Kommunismus und Faschismus gleichgesetzt, mit dem Ziel alle sozialistischen Bestrebungen zu diskriminieren und ihre Verfolgung zu legitimieren. Bei diesem Versuch der Umwertung der Geschichte geht es nicht bloß um die Beruhigung des Gewissens, sondern da- mit ist die Ermöglichung lang gehegter Projekte verbunden, deren bisherige Nichtverwirklichng wesentlich an den deutschen Verbrechen scheiterte. Da sind v.a. zu nennen: - - Die BRD möchte endlich wieder an Kriegshandlungen teilnehmen dürfen. Derzeit wird das über die Blauhelme versucht. War der BRD dies bislang aufgrund des deutschen Eroberungs- kriegs verwehrt worden, so soll gerade dieser Krieg jetzt als Begründung für eine BRD-Kriegsbeteiligung herhalten (aus der Geschichte gelernt zu haben, heißt neuerdings, in Bosnien intervenie- ren zu müssen; dies auch von ehemali- gen Teilen der Friedensbewegung). - - Die BRD strebt an, ständiges Mit- glied im UN-Sicherheitsrat zu werden. Dafür ist es notwendig, als "Friedens- macht" zu erscheinen. Für die BRD kann dieser Weg ausschließlich über den "Nachweis" führen, aus dem 2. Weltkrieg gelernt zu haben. - - Damit hätten dann revanchistische Ansprüche auch wieder einen Platz. War vormals der BRD-Anspruch auf osteuropäische Gebiete deutlicher Aus- druck von Aggressivität und wurde da- her in der BRD "auf kleiner Flamme" am Leben gehalten, so kann jetzt evtl. der revanchistische Anspruch als Zei- chen einer wiedergewonnenen Norma- lität dargestellt werden, nach dem Motto: "Deutschland ist heute kein Aggressor mehr. Darum wollen wir un- ser Land jetzt zurückhaben." - - Die Rehabilitierung völkischen Denkens läuft schon geraume Zeit. Die Ausländergesetzgebung, die Abschaf- fung des Asylrechts ... speisen sich eben daraus, daß Menschen "deutschen Blutes" Rechte haben, Menschen "nichtdeutscher Abstammung" dage- gen höchstens geduldete "Gäste" sind. Diese Ideologie ist nur tragfähig, wenn die BRD ihre Abkehr von allen NS- Ideologien glaubhaft machen kann, da andernfalls die Nähe dieser Gesetze zur NS-Rassenideologie sofort ins Auge spränge. - - Weiterhin sind etliche Vorhaben in Arbeit, die NS-Geruch haben, aber nur unter dessen Übertönung durchsetzbar sind. Dazu zählen u.a. der Ausbau des staatlichen Repressionsapparates, so- ziale Entrechtung und Zwangsarbeit, Familienpolitik mit Geburtenförderung und Abtreibungsverbot, die erst am An- fang stehende Euthanasie-Debatte (Sin- ger, Kuhse). All dies riecht derart nach alter deutscher Tradition, daß diese Tra- dition als überwunden dargestellt wer- den muß und diese Entwicklung der BRD als "internationale Normalisie- rung" angesehen werden soll. All diese Vorhaben werden natürlich nicht bei den diesjährigen Gedenkfeiern entschieden. Dennoch haben diese gera- de dafür enorme Bedeutung. Gelingt es der BRD, sich als demokratisch geläu- terten, friedfertigen Staat, der seine Lehren aus der Geschichte gezogen hat, abzufeiern, wäre das ein Meilenstein auf einem Weg, der natürlich nicht erst heute begonnen hat. Daraus ergibt sich aber auch für die Linke die Aufgabe, der BRD in den Arm zu fallen, die staatliche Selbstinszenierung zu behindern. Die oben beschriebenen geschichtsrevisio- nistischen Absichten stehen u.E. auf tönernen Füßen, da eine kritische Ein- stellung gerade zu den NS-Verbrechen verbreitet ist und bei entsprechender Argumentation der Standpunkt der Re- aktion durchaus kein Freispiel hat. (Z.B. zu behaupten, aus dem von Deutschland begonnenen Krieg Lehren gezogen zu haben, und im selben Atem- zug deutsche Kriegseinsätze zu propa- gieren, ist ein Widerspruch, an dem wir gut ansetzen können. Wir dürfen der Reaktion nicht das Terrain überlassen!) Kritik an einigen Positionen anti- deutscher und antinationaler Gruppen Die 8.Mai-Feiern sollen ein falsches Bewußtsein schaffen: Es gäbe wesent- lich gemeinsame Interessen aller Deut- schen, die sie gegenüber anderen Völ- kern zu vertreten hätten. Damit werden soziale Widersprüche, die aus der patri- archalen und Klassengesellschaft er- wachsen und alltagsprägend sind, aus- geklammert. Sie sollen hinter dem ver- meintlich nationalen Interesse ver- schwinden. Ob UnternehmerIn oder ArbeiterIn, ob Frau oder Mann, ob Ar- beitsloseR oder ManagerIn, so die Bot- schaft, alle sind als Deutsche gleich. Viele der antideutschen Standpunkte wirken an der Bildung dieses falschen Bewußtseins ungewollt mit. Das Über- nehmen der Behauptung, alle Deut- schen seien gleich bzw. handelten ge- meinsam aus gleichen Interessen als na- tionales Kollektiv, als Volksgemein- schaft also, nur mit negativem Vorzei- chen (diese Volksgemeinschaft ist schlecht), fällt dem reaktionären Bestre- ben nicht in den Arm, sondern bestätigt es vielmehr durch Übernahme der Grundannahme von der angeblichen In- teressengemeinschaft Deutschland. Immer wieder ist in Flugblättern und Artikeln die Rede von den Deutschen; politische Differenzierungen werden bewußt nicht wahrgenommen, geradezu unter der Phrase vom "nationalen Kon- sens" eingeebnet. Daß solcherlei Posi- tionen sich in linken Publikationen fin- den, ist u.a. ein Ausdruck der Defini- tionsmacht, die dieser Staat derzeit hat. Es reicht nicht, die behauptete Volksge- meinschaft zu negieren, sondern es muß (und kann!) bewiesen werden, daß es eine solche Volksgemeinschaft über- haupt nicht geben kann. "Die Geschichte aller bisherigen Ge- sellschaft ist die Geschichte von Klas- senkämpfen." (Kommunistisches Mani- fest) Die patriarchale und Klassenge- sellschaft schafft Ausbeuter und Unter- drücker sowie Ausgebeutete und Unter- drückte. Diese haben vorwiegend diffe- rente Interessen. Wo diese aufeinander- prallen, entstehen Brüche und Wider- sprüche. In diesen Brüchen kann sich erweisen, daß die Ausgebeuteten und Unterdrückten mehr Gemeinsamkeiten mit Ausgebeuteten und Unterdrückten anderer Nationalitäten haben als mit ih- ren "eigenen"Ausbeutern und Unter- drückern. Dieser Prozeß läuft natürlich nicht widerspruchsfrei ab. Insbesondere ist der Rassismus in den Köpfen deut- scher Ausgebeuteter und Unterdrückter ein großes Hemmnis, des gemeinsamen Handelns, der Solidarität. Kein Wun- der, daß Nationalismus, Rassismus ... bei den Herrschenden hoch im Kurs ste- hen und munter propagiert werden. Wer in einer/m anderen Unterdrückten oder Ausgebeuteten nicht in erster Linie ei- ne/n mögliche/n KampfesgenossIn sieht, sondern eine/n GegnerIn, den/ die es mittels Rassismus auszuschalten gilt, wird seinen/ihren Unterdrückern und Ausbeutern nicht zu Leibe rücken. (Ausdrücklich: dies ist keine Erklärung des Rassismus und seines Funktionie- rens, sondern die Erklärung, warum die herrschenden Eliten an ihm interessiert sind.) Nationalismus, Militarisierung, Sozi- alstaatsabbau, Rassismus. Die Frage: "wer hat daran eigentlich ein Interes- se?", kann die aufgebaute Illusion, dies sei im "deutschen Interesse", mit der Intention: das nützt allen Deutschen, zerstören. (Na ja, leicht ankratzen wür- de uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch schon erfreuen.) Die Kritik hinge- gen, die mit "die Deutschen ..." an- fängt, dekonstruiert den von den Herr- schenden gewollten Irrtum der deut- schen Interessengemeinschaft nicht, sondern bestätigt ihn geradezu. Die fol- gende Ablehnung dieses "Projekts Deutschland" bleibt dann nur morali- sches Anhängsel, das von "den Deut- schen" verlangt, sich gegen das materi- elle Eigeninteresse zu entscheiden. Es ist aber ein falsches Eigeninteresse, das die Herrschenden suggerieren. Zerstö- ren wir diese Suggestion! Wir sehen Rassismus und Nationalis- mus wesentlich als Verkleisterung der gesellschaftlichen Widersprüche. We- sentlich heißt, daß die rassistische Ge- sellschaftsordnung für Weiße auch Vor- teile bringt: bei der Konkurrenz um den Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche ... Aber den Kern der schlechten Lage können die Ausgebeuteten und Unter- drückten eben nur im Kampf gegen die Ausbeuter und Unterdrücker verän- dern, und das heißt gemeinsamer Kampf. Da haben Rassismus und Natio- nalismus eine herrschaftsverschleiernde Funktion, die den Beherrschten auf die Füße fällt. Diese haben daher guten Grund, sie aus dem Weg zu räumen. Herzog konnte in seiner Dresdner Rede keineswegs offen propagieren, daß "die Deutschen" Opfer waren. Er mußte das schon verklausulieren. Die Dresdner Feiern haben u.E. gezeigt, daß die Herrschenden noch keineswegs so weit sind, wie viele Antideutsche be- haupten: "die Deutschen", ein einig Tätervolk, das sich als Opfer fühlt und zu neuen Taten bereit wäre. Nein, die Gedenkerei soll genau daran erst arbei- ten, weil bei vielen das Wissen um die Kausalitäten der Dresdner Bombardie- rungen vorhanden ist. In diversen TV- Interviews mit BürgerInnen war immer- wiederkehrend die Rede davon, daß Deutschland den Krieg begonnen hat, und die Schuld für die Bomben wurde ganz überwiegend nicht den Alliierten, sondern den deutschen Kriegsverbre- chern gegeben. (Ganz im Gegensatz da- zu stehen Aussagen des Flugblattes zur Hamburger Veranstaltung "Keine Trä- ne für Dresden": "50 Jahre nach der Bombardierung Dresdens präsentieren sich die Deutschen als die eigentlichen Opfer des Krieges.") Gerade bei dieser relativ günstigen Ausgangslage für lin- ke Positionen bringt provokativ gedach- te Häme über Trauernde wenig, son- dern es läßt sich gerade zeigen: Das kann dabei herauskommen, wenn mensch sich an die Seite der eigenen Ausbeuter und Unterdrücker stellt und mit diesen gegen andere zu Felde zieht oder sie zumindest gewähren läßt. Ein ziemlich starkes Argument gegen die aktuelle BRD-Kriegspolitik. Immer wieder fehlt bei den antideut- schen Schriften eine Benennung der Profiteure, der treibenden Kräfte von Krieg und Holocaust, aber auch von den gegenwärtigen Absichten der Reaktion. Das nützt den Herrschenden, auch sie wollen diese Betrachtungsweise elimi- niert wissen. Kaiser Wilhelm kannte nur noch Deutsche. Einigen Antideutschen geht es heute genauso. Dieser Beitrag ist ganz ausdrücklich nicht gegen alle Menschen und Zusam- menhänge gerichtet, die sich antinatio- nal oder antideutsch nennen. Aus der Analyse der gegenwärtigen Verhältnis- se ist die Schlußfolgerung, schwer- punktmäßig gegen Deutschland, Nation ... zu argumentieren, schlüssig. Argu- mentativ ist unser Schwerpunkt ein an- derer, aber gemeinsames Handeln sollte kein Problem sein. Wir wenden uns hier gegen einen Teil der antideutschen/-na- tionalen Menschen/Gruppen, der ana- lytisch von Nationen als treibenden Po- litikkategorien ausgeht, nicht von patri- archalen und Klassengegensätzen. (Bei- spielsweise äußert in der Interim 321 der "Rote Reißwolf", er wolle mit "den sozialen Problemen des deutschen Mobs" nichts zu tun haben.) Wer glaubt, Gesellschaften verhielten sich wesentlich aufgrund ethnischer Be- dingtheiten und nicht aufgrund von pa- triarchalen und Klassengegensätzen, kann nicht unserE VerbündeteR sein. Uns ist zum 8. Mai wichtig (übrigens nicht nur da), die Menschen ernstzuneh- men. Zu oft scheinen uns die Flugblätter gerade zu Dresden geprägt vom Ver- such eigener Profilierung, dem es nicht um Überzeugung geht. Schon jetzt ist absehbar, daß viele Linke zum 8. Mai schweigen werden, nicht weil ihnen die Notwendigkeit des Eingreifens nicht bewußt wäre, sondern weil sie keine Lust auf das undifferen- zierte Eindreschen einiger Antideut- scher auf die deutsche Bevölkerung und in fast demselben Atemzug auf linke KritikerInnen dieser Politik haben. (Ei- ne der harmloseren Formulierungen aus dem Antinationalen Info, März: "Oft- mals erklären sich Linke auch als >anti- national<, kehren dann jedoch auf Posi- tionen zurück, die von einem nationalen Bezug ausgehen.") Unsere Perspektive: Viel kann be- wegt werden, da die Bevölkerung kei- neswegs geschlossen hinter geschichts- revisionistischen Positionen steht, son- dern Kritiken am Einebnen historischer Erfahrungen zugunsten einer aggressi- ven Gegenwartspolitik verbreitet sind. Gute Argumente können daran wirken, daß der gesellschaftliche Diskurs nicht noch weiter nach rechts gezogen wer- den kann. Die Herrschenden bewegen sich auf diesem Terrain nicht so sicher, wie sie sich den Anschein geben. Für eine linke Intervention! Anarchistische Gruppe/RätekommunistInnen Dokumentation - ------------- Auszug aus der "Stellungnahme des Papiertigers zur Anti-Deutsch- Kampagne" (aus Interim Nr. 319, aus Platzgründen gekürzt) Wir haben uns deshalb entschieden, uns an keinerlei Mobilisierungen im Rahmen der Anti-Deutsch-Kampag- ne zu beteiligen ... 1. Die Konstruktion eines ethni- schen Hauptwiderspruchs ist reaktio- när. ... Die Konstruktion einer (völ- kischen?) "deutschen Kollektiv- schuld" bewegt sich auf dem glei- chen Niveau der Auseinanderset- zung, wie DIE Deutschen als Ganzes von der Verantwortung der Ge- schichte entlasten zu wollen. 2. Die "Ethnisierung des Sozia- len" von links entspricht darüber hinaus dem Zeitgeist. Die Medien versuchen besonders in den letzten Jahren, Konflikte und Kriege, ... als Produkte des Völkerhasses darzu- stellen ... 3. Die undifferenzierte Darstel- lung ganzer Völker als Täter ... bzw. Opfer ... schafft theoretisch "Volksgemeinschaften", die es in unserem Denken nicht gibt ... Die Opfer der Nazi-Politik auf ihre Rolle als Opfer zu reduzieren, ist falsch. So gab es auch überall Widerstand von "JüdInnen", ZwangsarbeiterInnen usw. Ihr Widerstand ist uns Bezugs- punkt und auf keinen Fall der eines Bomber Harris. 4. Obwohl wir selbst eine kritisch- solidarische Position zu nationalen Befreiungsbewegungen haben, fin- den wir die grundsätzliche Ausgren- zung und Abstempelung von Men- schen und Organisationen, die sich auf nationale Befreiungskämpfe be- ziehen, absolut chauvinistisch. ... 5. Die Propagierung des "deut- schen rassistischen Massenkonsen- ses" arbeitet den staatstragenden Medien und Nazis zu. ... Wir müs- sen uns mit den Ursachen und Folgen des Rassismus bei uns und insgesamt in der Bevölkerung auseinanderset- zen. Die "Antideutschen" versu- chen, sich eine andere (negative, rein abgrenzende) Identität zu schaffen, indem sie sich über alle drüberstellen und sich so aus der Verantwortung stehlen. ... 6. In diesem Zusammenhang fällt auch ins Auge, daß das Thema Sexis- mus/Geschlechterverhältnis völlig übergangen wird. ... 7. Wir wollen uns nicht auf eine "antideutsche" oder sonst eine Identität reduzieren lassen, schließlich geht es um unsere Befreiung aus allen Unterdrückungs- verhältnissen. Das eine ist mit dem anderen untrennbar verbunden. Wir schlagen vor, sich die Ge- schichte nicht als eine von "nationa- len Kämpfen" anzuschauen. Und nicht mehr nur mit dem Blick von oben herab, der sich auf nichts mehr beziehen kann und den eigenen Frust legitimiert. Sondern auch als eine Geschichte von gesellschaftlichen Widersprüchen, einschließlich sozia- ler Bewegungen und Kämpfe, auf die wir uns beziehen und aus denen wir lernen können. Auch wenn die Herr- schenden diese Geschichte durch ihre Revisionismuskampagne am liebsten auslöschen wollen. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Demonstration Büren 7.5.95 gegen Abschiebeknäste Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 3705 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 7. Mai: Demonstration gegen Abschiebeknäste - ------------------------------------------- Auf einem Treffen von VertreterInnen nordrhein-westfälischer Flüchtlings- initiativen wurde beschlossen, am Sonn- tag, den 7. Mai, in Büren vor dem Ab- schiebegefängnis zu demonstrieren. Zu dieser Demonstration soll bundesweit mobilisiert werden. Der folgende Text ist ein vorläufiger Demo-Aufruf, um über die Gründe und Inhalte dieser Demonstration zu informieren. Vor 50 Jahren, am 8. Mai 1945, kapitu- lierten das Naziregime und die deutsche Wehrmacht. Der 8. Mai ist der Tag des Gedenkens an die Opfer und Verfolgten des Nazionalsozialismus in aller Welt. Der 8. Mai 1995 steht zugleich für das Fortleben von Elementen nationalsozia- listischer Traditionen und antisemiti- schen, rassistischen und frauenfeind- lichen Bewußtseins in der deutschen Gesellschaft. Diejenigen. denen die Flucht aus Deutschland gelang, unter ihnen bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur, waren auf Staaten angewiesen, die ihnen Asyl gewährten. Diese Menschen wären in den Lagern der Nazis umge- kommen, hätten die Behörden vieler Exilländer ihre Ausländergesetze nicht großzügig gehandhabt. In Erinnerung daran, wurde im Grundgesetz das Recht auf Asyl verankert. 50 Jahre später wur- de im Sommer 1993 jenes Recht auf Asyl faktisch gestrichen. Seitdem fin- den kaum noch Menschen hier Aufnah- me, es sei denn als Gefangene in Ab- schiebegefängnissen. Zum Beispiel in Büren, im größten Abschiebeknast der Republik Wenn wir also in diesen Wochen der Ermordeten und den Verfolgten des Nazi-Regimes gedenken, wenn wir er- innern an die Konzentrationslager und an den Völkermord, dann dürfen wir die Gegenwart nicht aus den Augen verlie- ren. Nicht nur, daß die Gewalttaten von Neo-Nazis gegen Menschen anderer Hautfarbe in den letzten Jahren dra- stisch zugenommen haben. Immer häu- figer sind offizielle Stellen in rassisti- sche Übergriffe verwickelt. In Ham- burg führten Polizisten an Afrikanern Scheinhinrichtungen durch. In Büren, weitab von jeder Ortschaft, werden Menschen im Haarener Forst hinter einer sechs Meter hohen Mauer gefangen gehalten und zuweilen gefol- tert. Anstaltsleiter lassen "renitente Häftlinge" nackt und gefesselt in soge- nannte "gesondert gesicherte Hafträu- me" sperren, mit der zynischen Bemer- kung, "sie vor sich selbst schützen zu wollen". Menschen, deren einziges "Vergehen" oft darin besteht, eine ihnen zugewiesene Region in der BRD verlassen zu haben, Menschen, die nicht zurück wollen in die Länder, wo sie Hunger, Folter, Gefängnis und staatli- cher Mord erwartet. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Verantwortung gegenüber der Ge- schichte als abgeschlossen betrachtet wird. Es ist schon befremdend, wenn wir nicht bemerken, wie heute schon wieder damit begonnen wird, Menschen auszuordnen. Ein erster Schritt ist es, nicht zuzulassen, daß es wieder heißt, "man habe von nichts gewußt". Weitere Infos über Infoladen Paderborn, Postfach 1334, 22043 Paderborn, Tel. (05251) 730337 - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Antifaschisten gegen BGH-Kriegsverbrecher-Beschluß Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 2817 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Antifaschisten gegen BGH-Kriegsverbrecher-Beschluß - --------------------------------------------------- Berlin. Der Bund der Antifaschisten Köpenick und die Interessengemein- schaft ehemaliger Teilnehmer am anti- faschistischen Widerstand, Verfolgter und Hinterbliebener Köpenick schrie- ben Anfang März den folgenden Offe- nen Brief. Er richtet sich an den Bürger- meister und Bürger von Caiazzo bei Neapel, wo die Wehrmacht 1943 eine Massaker anrichtete, daß nach dem jüngsten BGH-Beschluß ungesühnt blei- ben wird. - (ard) Liebe Freunde, liebe Angehörigen der Ermordeten vom 13. Oktober 1943, in solidarischer Verbundenheit mit Ihnen teilen wir Ihre Empörung über den Beschluß des Bundesgerichtshofes der Bundesrepublik Deutschland, nach dem der Mörder Wolfgang Lehnigk- Emden weiter ungestraft bleibt. Schlimm genug, daß dieser ehemalige Leutnant der Nazi-Wehrmacht durch einen Schreibfehler in den Kriegsver- brecherlisten fast fünfzig Jahre in der BRD gut bürgerlich und fröhlich als Architekt, SPD-Kommunalpolitiker und Karnevalspräsident unbehelligt le- ben konnte. Nun rechtfertigt das höchste Gericht dieses Landes nachträglich solche Kar- riere auf der Grundlage von Verjäh- rung, obwohl widersprechende Exper- tengutachten vorliegen. Welche Miß- achtung der Trauer der Angehörigen der Ermordeten! Leider konnten in diesem Deutsch- land noch weitere Kriegsverbrecher und aktive Nazis ungestraft hohe Ämter be- kleiden und auf einträglichen Posten sit- zen, während manche ihrer Opfer noch heute benachteiligt sind. Fünfzig Jahre nach der Befreiung Eu- ropas vom Faschismus durch die Anti- Hitler-Koalition dulden wir nicht, daß deutsche Schuld am Beginn und an den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges aus der Geschichte gestrichen werden soll. Das Urteil des Landgerichts von San- ta Maria Capua Vetere über lebenslange Freiheitsstrafe halten wir für gerecht angesichts der Morde an unschuldigen Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder. Wir senden diesen Brief auch an den Bundesgerichtshof, an den Deutschen Bundestag und an Zeitungen. Seien Sie herzlich und solidarisch gegrüßt von deutschen Antifaschisten, die fest an Ihrer Seite stehen. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Dregger leugnet "Befreiung" am 8. Mai Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 3565 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Dregger leugnet "Befreiung" am 8. Mai - ------------------------------------- Er verwechselt Ursachen und Wirkungen Rechtsintellektuelle um Zitelmann u.a. haben eine Kampagne zum 8. Mai ge- startet, die Deutschland in der Rolle des Opfers darstellen möchte (siehe AN 6/95). Zu den Unterstützern gehört auch Alfred Dregger, Ehrenvorsitzen- der der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion. Dazu der Landessprecher der VVN/BdA in Hessen, Lorenz Knorr: Die Befreiung des deutschen Volkes von Faschismus und Krieg leugnet der rechtskonservative Spitzenmann der CDU/CSU. Dieser Tag ist nach Dr. Dregger der Beginn des "Vertreibungs- terrors" und "neuer Unterdrückung" sowie der deutschen Teilung. Daß dies eindeutige Folgen barbarischer Nazi- Verbrechen waren, an denen auch deut- sche Streitkräfte beteiligt waren, will der einstige Offizier der Hitler-Wehr- macht nicht wahrhaben oder nicht zuge- ben. Wer aber die Ursachen leugnet, läuft Gefahr, sie zu wiederholen! Die kritische Aufarbeitung deutscher Geschichte, damit auch der von Hitlers Aggressions-Armeen, nennt der Ehren- vorsitzende "verwerflich". Sollen etwa die verbrecherischen Befehle der Feld- marschälle von Manstein und von Rei- chenau vom 10.10.1941 und vom 20.11.1941 gegen Juden und Bolsche- wisten sowie deren Exekution durch große Teile der deutschen Wehrmacht vernebelt werden? Will er verheimli- chen, an welchen Verbrechen viele deutsche Industrie- und Bankherren im Bündnis mit der Nazi-Clique beteiligt waren? Wessen Interessen wären damit befriedigt? Dregger nennt den Versailler Vertrag als Hauptursache dafür, daß Hitler zur Macht kam. Tatsächlich waren konser- vative und deutsch-nationale Kräfte des Besitzbürgertums und der Reichswehr- führung an der Zerschlagung von De- mokratie und Arbeiterbewegung, damit an der Nazi-Diktatur interessiert und maßgeblich beteiligt. Muß man den Ehrenvorsitzenden daran erinnern, wer am 23.3.1933 im Deutschen Reichstag dem Ermächtigungsgesetz Hitlers zu- stimmte und damit Terror, Folter, Mord und Kriegsverbrechen mit zu verant- worten hat? Dr. Dregger ist nach wie vor stolz darauf, Hitler-Deutschland im Osten bis zum Ende verteidigt zu haben. Weiß er nicht oder verdrängt er, daß damit auch die Existenz der Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Maida- nek, Treblinka u.a. "verteidigt" wur- de? Weiß er, daß er dadurch den Mas- senmord an Juden verlängern half? Ist Dregger unfähig, sich zu erinnern, wel- che Verbrechen der "Verteidigung im Osten" vorausgingen? Die "Manneszucht", die Dregger fordert und befürwortet, führte die Deutschen zweimal ins Verderben. Für militärische Interventionen "out of area", wie sie in Bonn geplant werden, benötigt man wieder "Manneszucht". Ansonsten ist Zivilcourage und antifa- schistische Prinzipientreue gegen die Politik des Ehrenvorsitzenden und sei- ner Freunde gefordert. - (Lorenz Knorr, VVN-BdA Landesverband Hessen e.V.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Verbrechen der IG-Farben zur Sprache bringen Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 7865 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Jetzt die Verantwortung der IG Farben an den Verbrechen des II. - --------------------------------------------------------------- Weltkriegs zur Sprache bringen - ------------------------------ Wir dokumentieren einen Aufruf des Dachverbands der Kritischen Aktionä- re, der in diesem Jahr aus gegebenem Anlaß eine Kampagne durchführen will mit den Zielen: die ehemaligen Zwangs- arbeiter zu entschädigen, die IG Farben in Liquidation, die gegenwärtig in Euphorie ihr damaliges Ostvermögen heimzuholen sucht, sofort aufzulösen, sowie den Blick auf die Rolle der Kon- zerne in faschistischen Krieg zu lenken und andere mehr. Die Kampagne soll in der letzten Aprilwoche, kurz vor der er- sten Aktionärshauptversammlung der IG-Farben-Nachfolgefirmen bei Hoechst gestartet werden. Die Erklä- rung ist eine Rohfassung. Leichte Ände- rungen können sich noch ergeben: "Das Jahr 1995 steht weltweit im Zei- chen des vor 50 Jahren zu Ende gegan- genen II. Weltkriegs. Bereits jetzt steht fest, daß ein Thema in all den vielen mahnenden Feierlichkeiten zu kurz kommt: die Rolle der großen multina- tionalen Konzerne bei der Vorbereitung und Durchführung des faschistischen Krieges, vornehmlich die Verantwor- tung der IG Farben. Die großen Monopole hatten 1939 die Nationen zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert in einen den Globus um- spannenden Krieg getrieben. Es ging um die Weltherrschaft, es ging um Pro- fite. Die IG Farben, der Zusammen- schluß von Bayer, Hoechst, BASF und anderen deutschen Chemie-Firmen, nahmen dabei als damals weltgrößter Chemiekonzern die führende Position ein. Die IG Farben waren der größte Ein- zelfinanzier der Hitlerpartei; sie befür- wortete ausdrücklich deren Kriegspläne und schaffte mit ihren Hitler persönlich gemachten Zusicherungen, der Liefe- rung von Treibstoff, Munition etc. überhaupt erst die Möglichkeit für die Nazis, einen internationalen Krieg los- zubrechen. Im ureigensten Interesse der IG Farben, wie u.a. aus einem Vor- standspapier mit dem Titel "Neuord- nung" hervorgeht. Dort plante die IG Farben die (wirtschaftliche) Eroberung der Welt im Gefolge der faschistischen Heerscharen. Die IG Farben mit ihren Niederlas- sungen, Töchtern und Verbindungen in aller Welt verdiente auf allen Seiten der Fronten. Sowohl die Nazi-Bomber, als auch die Maschinen der Westalliierten flogen mit IG-Farben-Sprit. Die IG Far- ben verdiente an todbringenden Waf- fen, an Medikamenten für sterbende Soldaten, an der "Industrialisierung" des Völkermords in den KZs durch Zy- klon B, an der gigantischen Verskla- vung von Häftlingen und "Feindbevöl- kerung", an der Einverleibung aller nur irgend geeigneten "eroberten" Be- triebe. In ihrer Profitgier hat die IG Farben keine Perversion ausgelassen. Für Pfen- nige von der SS gekaufte Häftlinge wur- den in grausamsten "medizinischen und anderen Versuchen im Dienste der Wis- senschaft" bei vollem Bewußtsein zu Tode gequält; der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung wurde mit Gift- gas perfektioniert; Arbeitssklaven wur- den in den Werken des Konzerns und in einer eigenen KZ-Fabrik bis zum Tod ausgebeutet. Als die Verbrechen der IG Farben während des Krieges bereits nach und nach bekannt wurden, wuchs der Wille, den "Blutkonzern" dafür zu strafen. Doch unmittelbar nach dem Krieg, als der Prozeß beginnen sollte, wurde über- raschend der US-Staatsanwalt selbst Opfer mächtiger IG Farben-Kräfte in den USA. Er wurde seiner Mittel be- raubt und die Anklage verwässert. Trotzdem kam es im Juni 1947 zum Pro- zeß. Doch: Alle Angeklagten kamen trotz erdrückender Beweislast mit ge- ringen Strafen davon, nicht einer der Angeklagten mußte seine Strafe voll- ständig absitzen. Stattdessen nahmen sie ihre Posten in den alten IG Farben-Fir- men und anderswo wieder auf, wurden sogar mit Orden der neuen Bundesrepu- blik ausgezeichnet. Der verurteilte IG Farben-Chef Ter Meer zum Beispiel war bereits 1956 wieder Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Bayer. Wenn es heute um ein "Europa unter Vormachtstellung Deutschlands" geht, wenn es um Rückkauf des Bayer-Kreu- zes in den USA, geht, wenn es um GATT (Freihandelsabkommen) und NAFTA (nordamerikanischer Wirt- schaftspakt) geht, wenn es um den "Standort Deutschland" geht - immer geht es auch um die Profitinteressen der IG-Farben-Nachfolger. Und wenn die Polizei mit noch nie gesehenen Aufge- boten und erschreckender Brutalität jeg- lichen Widerstand in Europa gegen die Bestrebungen der Konzerne im Keim zu ersticken versucht, wie anläßlich des Weltwirtschaftsgipfel und der Treffen der EG-Staatschefs etc., denn tut sie es in direktem Interesse der Konzerne. Und das hat die Welt schon öfter erlebt. (...) Seien wir uns deshalb anläßlich dieses Gedenktages 1995 stets bewußt: Jede der IG Farben-Firmen Bayer, Hoechst und BASF ist um ein Vielfaches mächti- ger und gigantischer als die IG Farben seinerzeit. Diese drei Konzerne handeln trotz der formalen Auflösung der alten IG Farben nach wie vor in alter Konti- nuität und in informeller Verbundenheit auf der Grundlage gemeinsamer Profit- interessen absolut homogen. Und vor allem, an ihrer Profitgier, die die Welt schon zweimal in Schutt und Asche leg- te, hat sich nichts geändert. Wir fordern deshalb: - - Anläßlich des 50. Jahrestages der Be- freiung von Hitler und seinen Nazi- Schergen müssen die verantwortlichen Hintermänner aus der Wirtschaft in das Rampenlicht gestellt werden. Die IG Farben-Firmen Bayer, Hoechst und BASF und die noch immer existierende IG Farben i.A. müssen anläßlich dieses Gedenkjahres mit ihrer Schuld konfron- tiert werden. - - Die sofortige und angemessene Ent- schädigung aller IG Farben->SklavIn- nen< und ihrer Hinterbliebenen durch die Nachfolgefirmen muß erfolgen. - - Die Nachfolgefirmen müssen die Fi- nanzierung und den Erhalt der Gedenk- stätte Auschwitz sicherstellen. - - Der freie Zugang zu den Archiven der IG-Farben-Firmen muß endlich er- folgen. - - Die IG Farben i.A. muß sofort aufge- löst, der Handel mit diesen Blutaktien muß sofort unterbunden werden. Alle AktionärInnen der IG-Farben- Nachfolger Bayer, Hoechst, BASF und IG-Farben i.A. fordern wir auf, sich von ihren Aktien zu trennen, oder we- nigstens ihr Stimmrecht für die diesjäh- rigen Aktionärsversammlungen der Coordination gegen Bayer-Gefahren und dem Dachverband der Kritischen Aktionäre und Aktionärinnen zu über- tragen, bzw. mit diesen den Vorständen und Aufsichtsräten die Entlastung zu verweigern. Wir werden die genannten Forderun- gen in Gegenanträgen, Aktionen und Redebeiträgen auf den Hauptversamm- lungen der IG-Farben-Firmen vertre- ten: Beteiligung aller Interessierten ist erwünscht. Treffpunkt für die Bayer-Hauptver- sammlung (HV): 26. April 1995, Köln, Messegelände ab 8.30 Uhr HV Hoechst findet statt am 24. April 95, HV BASF am 11. Mai in Ludwigshafen, Feierabendhaus, HV IG Farben i.L. am 9. August 1995 in Frankfurt/M statt. Nähere Informationen und Material wie Flugblätter, Reader etc. können be- zogen werden vom: Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Schlackstr. 16, 50737 Köln, Tel.: 0221-5995647. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Kurzmeldungen Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 12796 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Schimanek vor Gericht - --------------------- Österreich/Wien. Im Wiener Landge- richt hat der Prozeß gegen Hans Jörg Schimanek wegen nationalsozialisti- scher Wiederbetätigung begonnen. Der 31jährige Sohn eines Mitgliedes der nie- derösterreichischen Landesregierung aus der Partei der "Freiheitlichen" von Jörg Haider räumte ein, in seiner "Kameradschaft Langelois" Wehr- sportübungen und Schulungen veran- staltet zu haben. Die Gruppe sei aber, so Schimanek junior, entgegen der Ankla- ge keine Unterorganisation der verbote- nen "Volkstreuen Außerparlamentri- schen Opposition" (VAPO) Gottfried Küssels gewesen, der bereits zu elf Jah- ren Haft verurteilt worden ist. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Berufssoldaten Schimanek jr. vor, als paramilitärischer Ausbilder und "Gau- beauftragter Niederdonau" der VAPO an dem Vorhaben führend beteiligt ge- wesen zu sein, in nationalsozialisti- schem Sinne die Macht zu ergreifen und Österreich mit Deutschland zu vereini- gen. Schimanek jr. war vor fünf Mona- ten im Prozeß gegen Küssel unter dem Verdacht der falschen Zeugenaussage verhaftet worden. Als ein Beweisstück soll in dem Prozeß die Video-Aufnahme eines "Kameradschaftsbundes" von 1991 dienen, an dem auch Küssel teil- nahm. Der Strafrahmen bei einer Ver- urteilung Schimaneks im Sinne der An- klage würde bis zu lebenslanger Haft reichen. - (SZ 21.5.95 - hma) Am Freitag, 31.3.95 wurde Schimanek zu 15 Jahren Haft verurteilt. - (d.Red.) Eingabe auf Rehabilitierung wurde behandelt - ------------------------------------------- Hannover. Der Ausschuß für Rechts- und Verfassungsfragen des Niedersäch- sischen Landtages hat die Eingabe auf Rehabilitierung und Entschädigung von Opfern des Kalten Krieges der Initiativ- gruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges Niedersachsen bera- ten. Die Anhörung war am 8.3.95 im Landtagsgebäude. Die Betroffenen aus den 50er und 60er Jahren, Gertrud Schröter, Kurt Baumgarte, Kurt Fritsch und Heinz Rescheleit berichteten, stell- vertretend für alle Betroffenen, dem Ausschuß über ihre politische Verfol- gung, Verurteilung und Inhaftierung in der alten Bundesrepublik. Die Ausfüh- rungen wurden von den Ausschußmit- gliedern mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen. Sie werden sich weiter damit befassen, wie die Frage der Reha- bilitierung und Entschädigung von Op- fern des Kalten Krieges der Bundesre- publik zu lösen ist. Die Initiativgruppe Niedersachsen wird in ihren Bemühun- gen um eine Rehabilitierung und Ent- schädigung der Opfer des Kalten Krie- ges nicht nachlassen und ist davon über- zeugt, daß ein gangbarer Weg gefunden wird. - - (Pressemitteilung der Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges Nie- dersachsen, 16.3.95) Antirassistische Demo in Marzahn, S-Bahnhof - ------------------------------------------- Berlin, 21.4., 18.00 Uhr "Der 21. April ist nicht irgendein Tag, sondern der Tag, an dem vor 50 Jahren das erste Haus in Berlin von der Roten Armee befreit wurde. Dieses Haus steht in Berlin-Marzahn an der Landsberger Allee. In Gedenken an die Opfer des 3. Reichs wollen wir durch Marzahn de- monstrieren. Aber wir demonstrieren nicht nur in Gedenken an diese Opfer, sondern wir wollen auch der über 100 Menschen gedenken, die seit der Wie- dervereinigung von Neofaschisten um- gebracht wurden. Einer davon, Nguyen Van Tu, wurde am 24. April 1992 in unmittelbarer Nähe des erwähnten Hau- ses erstochen ..." - - (aus dem Aufruf der AG "Autonome Gruppen in und bei der PDS. Es rufen ferner PDS-Gliede- rungen aus Marzahn, die JRE Marzahn und die VVN auf.) REP-Landesparteitag verhindert - ------------------------------ Hamburg. Ein Landesparteitag der >Republikaner< sollte am 19. März im Clubhaus des >SC Union 03< (nähe S- Bahnstation Diebsteich) stattfinden. Dies wurde Antifa-Gruppen erst kurz vorher bekannt, darum konnte nicht mehr richtig mobilisiert werden. 20 Antifas tauchten bei den REPs auf, um das Treffen zu beenden. Bei den REPs waren etwa 60 Personen, fast keine Frauen und die meisten zwischen 40 und 55 Jahre alt. Zuerst gab es ein paar Ran- geleien, dann standen sich REPs und Antifas einige Zeit gegenüber, bis die B. kamen, die der Kneipenwirt angerufen hatte. Der Wirt hat dann beiden Haus- verbot erteilt, und deshalb mußten auch die Faschos das Haus verlassen. Der Parteitag konnte nicht mehr stattfinden. Nie wieder Faschismus! - - (Lokalberichte Hamburg) Neonazi auf Justiz-Laufbahn - --------------------------- Berlin. In Berlin wird auf Staatskosten ein Rechtsextremist zum Volljuristen gebildet. Der Bundesführer der verbo- tenen "Wiking-Jugend", Wolfgang Nahrath, ist zur Zeit in der Berliner Justizverwaltung "Beamter auf Probe". Er bereitet sich auf sein zweites Staats- examen vor. Die Gleichgültigkeit der Gerichtspräsidentin kann der Beamten- sekretär in der Berliner ÖTV-Bezirks- verwaltung, Ingo Hinz, nicht nachvoll- ziehen. "Es ist rechtlich möglich, Nah- rath zu entlassen - man muß es nur wollen", so Hinz. - (aus Rundbrief antifa- schistischer/antirassistischer GewerkschafterIn- nen - RAG Nr. 12) Bundesversammlung der UÖD - ------------------------- Rhein-Main-Gebiet. Die ÖDP-Abspal- tung "Unabhängige Ökologen Deutsch- lands" veranstaltet am 10./11. Juni im Rhein-Main-Gebiet ihre nächste Bun- desversammlung. Angekündigt werden neben dem Rechenschaftsbericht des Bundesvorsitzenden, dem ehemaligen ÖDP-Landesvorsitzenden und "Junge Freiheit"-Interviewpartner Herbert Pilch, ein Referat des ehemaligen Mit- begründers der "Grünen", Baldur Springmann, zeitweilig Funktionär des "Weltbundes zum Schutze des Lebens" und 1982 Autor des im Kieler ARNDT- Verlages erschienenen Buches "Partner Erde" sowie ein Beitrag des ehemaligen Bundestagsabgeordneten der "Grü- nen", "Friedensforschers" und Mitau- tors der Schacht-Schwilk'schen "Die Selbstbewußte Nation", Dr. Alfred Mechtersheimer, zum Thema "Frie- densmacht Deutschland - neuer Pazi- fismus und Patriotismus" - (hma) Geldstrafe für "Auschwitz-Lüge" - ------------------------------- Nürnberg. Der bereits in zwei Instanzen wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe verur- teilte Nürnberger Oberstudienrat Hans- Jürgen Witzsch muß die vom Gericht verhängte Geldstrafe jetzt hinnehmen. Das Bayerische Oberste Landesgericht hat die Revision des 54-jährigen als "offensichtlich unbegründet" abge- lehnt. Damit sinken die Chancen des Deutsch- und Geschichtslehrers, seine Tätigkeit an der städtischen Wirt- schaftsschule Nürnberg fortsetzen zu können. Die Stadt hatte 1994 ein Diszi- plinarverfahren gegen Witzsch einge- leitet und ihn vorläufig vom Dienst suspendiert. Witzsch, dessen Leserbrie- fe auch in der Zeitschrift "Soldat im Volk" des "Verband Deutscher Solda- ten" zu finden sind, zählt zu den Ver- breitern der sog. "Auschwitz-Lüge". Er hatte sich vor zwei Jahren in einem Schreiben an den Bayerischen Rund- funk über einen Sendebeitrag beschwert und erklärt, "die Behauptung von Gas- kammern in der NS-Zeit als Vernich- tungseinrichtungen seien "eine Erfin- dung der Kriegsgreuelpropaganda, für die es keinerlei Sachbeweise gibt". Be- reits 1988 war Witzsch wegen ähnlicher Äußerungen vom Studiendirektor zum Oberstudienrat zurückgestuft worden. - - (SZ 21.3.95 - hma) Skinhead-Treffen geplatzt - ------------------------- Triptis. Die Polizei hat am Samstag, den 25. März, im ostthüringischen Triptis ein Treffen von etwa 500 neofaschisti- schen Skinheads zerschlagen, die ein Konzert von vier Skinhead-Bands hören wollten. Dabei wurden 231 Skinheads aus zehn Bundesländern - größtenteils nur vorübergehend - in Gewahrsam genommen. Gegem 30 Teilnehmer des Treffens hat die Staatsanwaltschaft Gera mittlerweile Ermittlungen einge- leitet. Den Tatverdächtigen werden Verstöße gegen das Waffengesetz, Ver- wendung von Kennzeichen verfas- sungswidriger Organisationen, Sachbe- schädigung und Widerstand gegen Voll- streckungsbeamte zur Last gelegt. Nach den vorläufigen Festnahmen der 231 Skinheads, bei denen teilweise Waffen und faschistisches Propagandamaterial sichergestellt worden waren, seien bei Hausdurchsuchungen bei sechs Neofa- schisten weitere Waffen entdeckt worden. - - (RP 27.3./SZ 28.3.95 - hma) Geld zurück - ----------- Bremen. Zur Auflagensteigerung der DVU-Zeitung "Deutsche Wochen-Zei- tung" aus dem Frey-Konzern trug auch der Kauf von 28000 Exemplaren bei, der über die von der Bremischen Bür- gerschaft zugewiesenen Mittel für die DVU bzw. National Konservativen (NK) finanziert worden ist. Was auf der einen Seite Öffentlich- keitsarbeit genannt wird, kritisiert in einem Schreiben an die DVU und an die Gruppe der NK die andere Seite in Per- son des Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Dieter Klink, als "in gra- vierendem Maße mißbräuchlich ver- wendet". Rund 500000 DM an Fraktions- und Gruppengeldern seien in den Jahren 1991 bis 1993 u.a. auch in den Kauf von privaten rasenmähern investiert wor- den. Vorbehaltlich der Überprüfung wegen "unzulässiger Parteienfinanzie- rung" in den Jahren 1993 und 1994 droht der Bürgerschaftspräsident schon mal weitergehende Forderungen an. - (NWZ 23.3.95 - d.h.) Urteil aufgehoben - ----------------- Paderborn. Das Oberlandesgericht Hamm hat ein Urteil gegen drei der neo- faschistischen Szene zuzurechnende Männer aufgehoben, das diese vom Vorwurf der Volksverhetzung frei- sprach (siehe AN 4/94). Die Angeklag- ten hatten sich 1992 an einem Marsch auf ein Flüchtlingsheim beteiligt und rassistische Parolen ("Ausländer Raus" u.a.) gegrölt. Richter Siepmann von der Paderborner Landgerichtskammer ver- trat jedoch in der Urteilsbegründung von Februar 1994 die Auffassung, die Angeklagten hätten nur die "verbale Kurzform für das gefunden, was viele Bundesdeutsche meinen, daß nämlich zu viele Ausländer hier leben" und da- mit nicht die Menschenwürde der aus- ländischen Heimbewohner verletzt und hob ein bereits im Dezember 1993 we- gen Volksverhetzung verhängtes Urteil auf. - (RP 15.2.94/SZ 22.3.95 - hma) Alles korrekt bewältigt - ----------------------- Regensburg. Der bei der Regierung Oberpfalz mit der Unterbringung von Flüchtlingen beauftragte Regierungs- direktor Richard Mauthner, der sich in einem Leserbrief zum Mord an einer Taxifahrerin geäußert hatte (siehe AN 5/95), muß nicht mit dienstlichen Kon- sequenzen rechnen. Regierungspräsi- dent Metzger, der den Leserbrief zwar als "unangemessen, ohne Sensibilität" und "nicht akzeptabel" bezeichnet hat- te, sah jedoch keinen Anlaß dazu, Mauthner "eine andere Aufgabe zu übertragen". RD Mauthner habe einge- räumt, "daß sein Leserbrief in dienstli- cher Hinsicht nicht angebracht war". In einem Gespräch mit Mauthner habe sich der Regierungspräsident davon über- zeugt, daß dem Beamten "keine auslän- derfeindliche Einstellung vorgworfen werden kann." Zudem habe der Regie- rungsdirektor "die ihm übertragene schwierige Tätigkeit" seit 16 Jahren "korrekt bewältigt". - (SZ 9.3.95 - hma) Niedermayr REP-Kandidat bei OB-Wahlen? - -------------------------------------- Konstanz. Es steht zu befürchten, daß die Konstanzer Bevölkerung im Ober- bürgermeister-Wahlkampf wieder ein- mal mit faschistischer Propaganda kon- frontiert wird. Der Kreisverband Kon- stanz der "Republikaner" plant jeden- falls, sich an den OB-Wahlen zu beteili- gen, die nächstes Jahr, voraussichtlich im Juni oder Juli, in Konstanz stattfin- den. Das ergibt sich aus einer Presse- mitteilung, in der die Faschisten die Er- gebnisse ihrer letzten Mitgliederver- sammlung bekanntgaben. Die Ver- sammlung hat laut dieser Mitteilung den ehemaligen Konstanzer Stadtrat Nieder- mayr "einstimmig aufgefordert" zu kandidieren. Niedermayr wurde bei dieser Gelegenheit übrigens als Kreis- vorsitzender bestätigt. Die Position Niedermayrs zu einer Kandidatur geht aus der Pressemitteilung nicht her- vor. - (jüg) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Motorradcorso 6.5.95 Hamburg Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 2565 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 7. Hamburger Motorradcorso - -------------------------- Widerstand von unten! Hamburg. Der Motorradclub Kuhle Wampe ruft auf: Die Niederschlagung des faschisti- schen Systems, der Tag der Befreiung vom Faschismus jährt sich am 8. Mai zum 50. Mal. Der Corso führt zu Stätten in Hamburg, welche an den Widerstand der kleinen Leute erinnern. Nie wieder Faschismus! Wehret auch jetzt den Anfängen! Start: Samstag, 6. Mai 1995, 11.00 Uhr, Weiße-Rose-Denkmal, Im Alten Dorfe (beim Postamt) Der Corso hat vier Zwischenstopps und verläuft durch ganz Hamburg Unterstützerkreis: u.a. Wandsbeker Akti- onsbündnis 8. Mai, Ernst-Thälmann- Gedenkstätte e.V., PDS1/LL Ham- burg, Bernt Kamin (VK-Sprecher Ge- samthafen), DKP Hamburg, Jusos Hamburg, Geschichtswerkstatt Honig- fabrik, Harburger Bündnis gegen Ras- sismus, VVN Hamburg, Joachim Katz (Richter), SJD-Die Falken, K. Lewan- dowski (Jugendhilfe e.V.), Jörg Ober- kampf (Betriebsratsvorsitzender Ge- samthafenbetrieb) Im Motorrad Club Kuhle Wampe haben sich junge Leute zusammengeschlos- sen, die mit Motorradfahren mehr ver- binden als PS-Zahlen und Rasen. Er ist für Menschen, die über ihre Tacho- scheibe hinausblicken und sich für ihre Interessen gesellschaftlich und politisch engagieren. Dabei kommt das Motor- radfahren jedoch nicht zu kurz, was sich auf gemeinsamen Fahrten und Treffen im gesamten Bundesgebiet widerspie- gelt, oder in Aktionen, wie dem Corso, die mit dem Motorrad durchgeführt werden. Ein besonderer Schwerpunkt des Ver- bandes ist die antifaschistische Arbeit. Seit seiner Gründung hat sich der Ver- band gegen rechte Kräfte engagiert und wird es weiterhin tun. Der aktuelle Schwerpunkt in diesem Jahr ist das Ende des faschistischen Sy- stems vor 50 Jahren. Der Corso führt zu Orten, welche an Menschen erinnern, die im Faschismus Widerstand geleistet haben. Motorrad Club Kuhle Wampe Hamburg, Info-Te- lefon: 040/8502373. - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* NPD-Landesparteitag Essen Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 3075 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Faschisten etwas "Normales"? - ---------------------------- Zum sechsten Mal: NPD-Landesparteitag in Essen Wie befürchtet, fand auch in diesem Jahr der nordrhein-westfälische Lan- desparteitag der NPD in Essen statt. Seit 1990 konnte die NPD sich damit in je- dem Jahr in Essen treffen, um über ihre Politik auf Landesebene zu beraten. Sechs Mal hintereinander konnte sie in dieser Stadt z.B. landesweite Hetzkam- pagnen gegen Menschen ohne deut- schen Paß planen. Und dabei ist sie kei- neswegs ungefährlich: Gerade in NRW sind etliche Kader der verbotenen FAP in die NPD oder in die Jungen National- demokraten eingetreten. Gut 100 Antifaschistinnen und Anti- faschisten demonstrierten am Sonntag, 19.3.1995, in Essen-West spontan ge- gen den NPD-Parteitag. Die Gerüchte über den Tagungsort erwiesen sich je- doch als falsch. Inzwischen steht fest: Die NPD traf sich in der Gaststätte Frei- zeitheim in Essen-Kray. Die Räume wurden nach Aussage des Wirts erst am Tag vorher angemietet. Wer sich einge- nistet hatte, wurde ihm angeblich erst klar, als kurz vor Beginn der Versamm- lung die NPD-Fahne entrollt wurde. Raus warf er die Parteitagsteilnehmer jedoch nicht. Schließlich waren sie - so seine Äußerung gegenüber der Presse - - "diszipliniert und ruhig". Die NRZ berichtete und veröffentlich- te einen Leserbrief des Antifaschisti- schen Forums. Die katholische Siedler- gemeinschaft, nichtwissende Eigentü- merin der Gaststätte, will mit dem Wirt reden. Bis heute gibt es jedoch keine of- fizielle Stellungnahme der Stadtspitze. Auch eine Anfrage der Grünen in der letzten Ratssitzung nahm die Oberbür- germeisterin nicht zum Anlaß, wenig- stens verbal Position zu beziehen. Statt- dessen warf Dr. Reiniger, Fraktions- vorsitzender der CDU, den Grünen "Nestbeschmutzung" vor, weil sie das Thema ansprachen. Offensichtlich ist die Gewöhnung an die Existenz von Parteien, die in der Tradition der NSDAP stehen, weit fort- geschritten. Die schon im letzten Jahr, als der NPD-Parteitag im städtischen Schloß Borbeck stattfand, von der Stadtspitze verfolgte Taktik des "Ver- schweigens" ist auch in diesem Jahr an- gesagt. Dabei sollte es nicht bleiben. Die faschistischen Parteien sind nicht erledigt, das haben die Landtagswahlen in Hessen gezeigt. Und der faschistische Terror ist zahlenmäßig zwar leicht zu- rückgegangen, aber nach wie vor auf hohem Niveau. Gewöhnung wird ihm noch mehr Raum verschaffen. - (wof) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Ostlandritter Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 3101 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ostlandritter - ------------- Deutscher Ostdienst Nr. 10-12/95 BdV-Präsident Wittmann skizziert einen revanchistischen Stufenplan. In einer Rede vor der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Landesgruppe Hes- sen, am 5.3. verurteilte er die Schaf- fung der "Kunststaaten" Tschecho-Slo- wakei und Jugoslawien und die Zerstö- rung der österreichisch-ungarischen "Staatengemeinschaft" durch die Pari- ser Vorortverträge, um sodann zu be- klagen, daß betreffend der Tschechoslo- wakei und Jugoslawien nach 1945 der "Status quo ante" wiederhergestellt wurde. Er mündet in der Propagierung der "Aufgabe Deutschlands" auf dem "internationalen Sektor", sich für ein "Volksgruppenrecht" einzusetzen. "In NATO und EU kann nur aufgenommen werden, wer keine ungelösten Minder- heiten- und Volksgruppenprobleme in seinem Staate hat! Es gibt viele Formen der Verwirklichung der Volksgruppen- rechte. Hierzu gehört z.B. auch eine Volksgruppenselbstverwaltung. Allen deutschen Staatsangehörigen in den öst- lichen Staaten und ihren Nachkommen sollte auch garantiert werden, die deut- sche Staatsangehörigkeit neben einer anderen zu behalten. Zu gegebener Zeit gilt es dann auch, Vermögensansprüche in einer Weise geltend zu machen, daß auch dem Lande geholfen ist z.B., daß in einer Übergangszeit nur derjenige Entschädigung bzw. Eigentum bean- spruchen kann, der dann inve- stiert."- (DOD Nr. 10/95) Oberrevanchist Hartmut Koschyk (CSU) begrüßte Außenminister Kinkels Erklärung zu den deutsch-tschechischen Beziehungen am 17.3.95. "Unsere Fraktion findet sich Wort für Wort in ihr wieder." Kinkel sagte u.a.:"Präsident Havel bietet den vertriebenen Sudeten- deutschen an, als Gäste willkommen zu sein. Wir würden uns wünschen, daß die tschechische Regierung noch einen Schritt weitergeht und von den >frühe- ren Landesleuten< spricht, die - wenn sie es denn wollten - auch wieder Landsleute werden könnten...Ich will ganz offen sagen, daß uns das Urteil des tschechischen Verfassungsgerichts zur Rechtsgültigkeit des Benesch-Dekrets Nr. 108 betroffen macht...Wir appel- lieren...an die tschechische Regie- rung, aus diesem Urteil keinen neuen Unfrieden entstehen zu lassen. Drohend fügte Kinkel hinzu: "Präsident Havel fordert, die Zeit der Monologe durch einen "wahren Dialog" zu ersetzen. Genau darum geht es uns auch!" SPD, PDS und Bündnis 90/Die GRÜNEN widersetzten sich mehr oder weniger deutlich den revanchistischen Drohun- gen.- (DOD Nr. 12/95 - rab) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Aus der faschistischen Presse Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 6069 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Hetze zum Tag der Befreiung - --------------------------- Nationalzeitung Nr. 13/95 Im Blatt wimmelt es nur so von Ge- schichtsrevisionismus, Volksverhet- zung und Kriegsverherrlichung. Das Blatt versucht die ganze Hetze populi- stisch zu wenden mit dem Motto: "8. Mai 1945: Kapitulation feiern - Nein Danke!" So z.B. im Artikel "Wer be- gann mit dem Luftkriegsterror?", in dem die Lüge aufgestellt wird, die er- sten Bombardierungen der Hitlerarmee, z.B. auf Guernica (1937) oder Rotter- dam seien keine Terrorbombardierun- gen, sondern "Pannen" und Irrtümer gewesen. Orginalton: "Am 14. Novem- ber 1940 traf ein Angriff der deutschen Luftwaffe als Vergeltungsschlag die engliche Stadtgrafschaft Coventry." Oder die Bombardierung Warschaus: "kriegsrechtlich einwandfreier takti- scher Angriff zur Unterstützung der Erdtruppen." Das gipfelt in der Fest- stellung, daß die Bombardierung Eng- lands erst dann erfolgte, nachdem die Allierten Deutschland mehrfach bom- bardiert hätten. Die Frage, wer Polen und die anderen umliegenden Länder überfallen hat, wirft der Autor erst gar nicht auf. Unter der Überschrift "Deut- sche Soldaten - Helden oder Verbre- cher" hetzt das Blatt gegen die Hambur- ger Ausstellung des Instituts für Sozial- forschung, "Vernichtung. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1945". Sie soll gegen die Wehrmacht gerichtet sein - ein Grund, sie zu besuchen. Die Lügen der Faschisten - ------------------------ criticon Nr. 145, Jan./Febr./März 1995 Wie in der letzten Nummer wendet sich das Editorial gegen die Ächtung des Fa- schismus. Der Schreiber critilo jammert darüber, daß die, auch in criticon veröf- fentlichten, Lügen über den systemati- schen Völkermord der Nazidiktatur am jüdischen Volk und an den slawischen Völkern nicht als normaler Debatten- beitrag hingenommen wird. Critilo wirft den Kritikern, die sich gegen die Verbreitung von völkisch-faschisti- schen Lügen wenden, vor, sie übten "Zensur" aus. Er sieht in der Ächtung des Faschismus und seiner heutigen Propagandisten das Heraufkommen ei- nes "Totalitarismus" und schreibt: "Doch uns tritt der Totalitarismus nicht als allumfassendes System, sondern als eine Tendenz entgegen, die sich schritt- weise und partiell durchsetzt. Es handelt sich um das allmähliche Erlöschen der Lichter der Freiheit, der Kultur, der Wahrheit, des Rechts und der Würde des Menschen." Critilo fordert hier die Freiheit für die faschistischen Ge- schichtsfälscher. Wer nicht mit ihm in die Wehklagen über die Niederlage der Nazi-Diktatur einstimmt, sondern in seinen Überlegungen zu 1945 die Be- freiung von der braunen Pest begrüßt und eine antifaschistische Position ver- tritt, dem hält critilo Totalitarismus vor und versucht das mit einem Zitat aus Orwells Buch "1984" zu begründen: "Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft, und wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit." Critilo behauptet dann: "Wer wüßte wohl ein besseres Motto für das laufende Gedenkjahr?" Insbesondere das Gesetz gegen das Leugnen des Völkermordes am jüdi- schen Volk stört den Schreiber G. Rad- nitzky in seinem Artikel "Über Schaden und Nutzen des Verfassungsgerichtes". Er fühlt sich in der Verbreitung der mörderischen Faschisten-Propaganda gestört und pocht auf die "offene Ge- sellschaft". Wenn diese Neu-Rechten schon nicht offen den Mord am jüdi- schen Volk, den ihre Altvorderen in SS, Waffen-SS und Wehrmacht verübten, begrüßen können, dann wollen sie we- nigstens die Freiheit haben, diesen Mord zynisch zu leugnen. Wenn ihnen das verboten wird, sei das "ein totalitä- rer Zug", meint G. Radnitzky. Langweiler - ---------- Europa Vorn Nr. 82/95 Manfred Rouhs schreibt zum FAP-Ver- bot: "Und wem nützt das? Kohl und Kanther? Dem demokratischen Rechts- staat? - Langfristig nützt es nieman- dem!" Das Blatt wartet gespannt auf das Wahlergebnis der DVU in Bremen. Rechte Sammlungs-Diskussion - --------------------------- Junge Freiheit 12/95 Mit einem Interview mit Alfred Mech- tersheimer und einem Aufsatz über eine Veranstaltung der Spandauer FDP greift die JF in die Debatte um mögliche rechte Sammlungen ein. Mechtershei- mer macht eine "nationale Bewegung" von unten aus: "Es geht darum, neue Kräfte zu mobilisieren, damit Deutsch- land eine Zukunft hat. Das zweite ist die soziale Frage. Aus nationaler Verant- wortung müssen wir uns um die Schwa- chen kümmern, um die Modernisie- rungs-, Europa- und die Zuwande- rungsverlierer ... Über allem steht die Liebe zur Heimat und zu Deutschland." Im Bericht über die FDP-Veranstaltung behauptet JF-Redakteur Thorsten Hinz, der Fraktionsvorsitzende der FDP im NRW-Landtag, Achim Rohde, habe sich positiv zum von-Stahl-Papier geäußert. Hinz kündigt an, die Stahl-Truppe wolle künftig als "Liberale Erneuerung der FDP" bundesweit aktiv werden und versuchen, z.B. Kräfte aus der DSU in die FDP einzusammeln. In mehreren Artikeln hetzen JF-Redakteure gegen Ausländer. Hinz behauptet, "Otto Nor- malverbraucher" traue sich schon nicht mehr auf die Straße wegen der Auslän- der-Aktivitäten. Eine ganzseitige Re- portage versucht nachzuweisen, daß der Mord an einem Münchner Polizisten durch rabiate Abschiebepolitik hätte verhindert werden können. In einem weiteren Aufsatz wird die angeblich ho- he organisierte Kriminalität von Aus- ländern beschworen. - (gba, jöd, uld) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Rehabilitierung von Naziverbrechern Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 2123 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 50. Jahrestag und die Ahnungslosigkeit der Bundesregierung - ---------------------------------------------------------- Bonn. Auf eine sehr seltsame Art und Weise hat sich die Bundesregierung mit ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der PDS zur Rehabilitierung von krimi- nellen Anhängern und Nutznießern des NS-Regimes sowie von Neonazis aus der Verantwortung gestohlen. Sie ver- teilt Schelte an die Fragesteller, indem sie ihnen unterstellt, "das Erste SED- Unrechtsbereinigunggestz als Rehabli- tierungsmöglichkeit für NS-Straftäter und Neonazis zu diskreditieren" und streitet eine derartige Rehabilitierungs- möglichkeit rundweg ab. Trotz nach- drücklicher Nachfrage geht die Bundes- regierung mit keinem Wort auf die skandalöse Entscheidung vom Juni 1994 ein, mit der die KZ-Aufseherin Margot Kunz "rehabilitiert" und mit 64000 DM entschädigt wurde. Im übri- gen teilt die Bundesregierung mit, sie habe keinen Gesamtüberblick und da sie nichts weiß, - nicht einmal das, was in der Presse steht -, sieht sie auch keinen Handlungsbedarf. Prof. Dr. Jens Uwe Heuer, MdB/ PDS: "Ich sehe darin nicht nur ein poli- tisches Armutszeugnis. Hier geht es auch darum, daß im 50. Jahr der Befrei- ung vom Nazifaschismus eine Methode als Regierungspolitik wiederkehrt, die schon mehr als einmal eine verhängnis- volle Rolle bei der Verharmlosung pro- nazistischer Tendenzen gespielt hat: die Methode, nichts sehen und nichts hören wollen." - - (Bundestagsdrucksache 13/658, MdB-Presse- dienst der PDS) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AB9507* Sachsenhausen 22.4.95 Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 1197 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** 50. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen - ------------------------------------------------ Samstag, 22.4., 11.00 Uhr Gedenkstätte Sachsenhausen Eröffnung der Fotoausstellung "Befreiung" Sonntag, 23.4., 14.00 Uhr Gedenkstätte Sachsenhausen Ökumenische Veranstaltung zur Einweihung des Friedhofes an der Revevierbaracke 15.00 Uhr Große Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Sachsenhausen. Redner: J. Rau, M. Stolpe, I. Bubis, R. Rose (Vors. des Zentral- rates der Sinti und Roma in Deutschland) und C. Desirat (Präs. des Internationalen Sachsenhausen- Kommitees). - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Ausstellung Theresienstadt in Düsseldorf Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 1974 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ausstellung Theresienstadt - -------------------------- Düsseldorf. Die Mahn- und Gedenk- stätte für die Opfer des Nationalsozialis- mus in Düsseldorf zeigt vom 15.3. bis 30.4.1995 die Ausstellung: Kennzei- chen AV 690 - Margit Karen, Ausstel- lung von Zeichnungen einer Überleben- den des Ghettos Theresienstadt. Margit Karen, 1933 in der Tsche- choslowakei geboren, wurde 1942 mit ihren Eltern nach Theresienstadt depor- tiert und erlebte dort bis zur Befreiung am 8. Mai 1945 die Not, den Hunger, die Krankheiten und Enge, das Sterben von Freunden, Verwandten und Näch- sten. In den 80er Jahren hielt sie diese Erinnerungen zeichnerisch fest. Eine Auswahl dieser Zeichnungen sind in der Sonderausstellung im Keller der Mahn- und Gedenkstätte zu sehen. Sie eignen sich als Einstieg oder zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema in besonderer Weise. Zu der Ausstellung bietet die Mahn- und Gedenkstätte ein Begleitprogramm in Zusammenarbeit mit Kooperations- partnerInnen und pädagogische Arbeit für Schuklassen und andere interessierte Gruppen an. Adresse und Öffnungszeiten: Mahn-und Gedenkstätte Mühlenstraße 29 (Altstadt, U-Bahn- Haltestelle Heinrich-Heine-Allee), 40200 Düsseldorf Tel.: 0211 / 899-6205/6192/6206 sonn- tags, dienstags bis freitags: 11.00-17.00 Uhr, samstags: 13.00-17.00 Uhr, Füh- rungen nach Vereinbarung - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9507* Sieg türkischer Rechtsradikaler in Köln Datum : So 09.04.95, 00:00 (erhalten: 09.04.95) Groesse : 3200 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Sieg türkischer Rechtsradikaler - ------------------------------- Köln. Am 26.3.1995 wurden in NRW die Ausländerbeiräte gewählt. In Köln bewarben sich insgesamt 29 Listen oder Einzelpersonen, unter diesen 15 rein türkische. Als eine Hauptforderung der Kandidaten kristallisierte sich die For- derung nach Einführung des Kommuna- len Wahlrechts für Ausländer heraus, da die Möglichkeiten des Beirats stark ein- geschränkt sind. Viele der seit Jahren oder Jahrzehnten in Köln lebenden Aus- länder fühlen sich mehr als Kölner denn als Fremde, daher wollen sie echte Mit- bestimmungsrechte. Der Wahltag war verregnet. Abends versammelten sich rund 500 Personen, unter ihnen Presse und einige Deutsche, in der Johannisstraße und warteten mit Spannung auf das Wahlergebnis. Schon sehr bald zeichneten sich hohe Stimm- anteile für die Listen "Mevlana" und "Güven" ab. "Mevlana" ist zwar nach außen eher eine moslemisch geprägte Liste. Ein Blick auf die Kandidaten zeigt jedoch, daß diese der MHP (deren Un- terorganisation sind u.a. die "Grauen Wölfe") zuzuordnen sind, da sie teil- weise im Vorstand der "Yunus Emre Camii" auf dem Clevischen Ring sind. "Güven" ist den moslemischen Funda- mentalisten und Sympathisanten Erba- kans zuzuordnen. Der Gewinn der Wahl durch die bei- den radikalen Gruppen - mit sieben Sitzen für "Mevlana" und 6 für "Gü- ven" - ist erschreckend. Daran ist ab- lesbar, inwieweit die türkische Rechte versucht, bei uns Fuß zu fassen. Allein über 1600 Stimmen erhielt "Mevlana" in Köln-Mülheim, einem Stadtteil mit vielen türkischen Einwohnern. In zwei- erlei Art und Weise wird diese Bewe- gung von deutscher Seite unterstützt. Zum einen durch die Ignoranz städti- scher und staatlicher Stellen, die dem Ausbau der Moscheevereine unter Be- rufung auf das Recht der freien >Reli- gionsausübung< (ein in der Sache zu verteidigendes Recht) tatenlos zusehen. Zum anderen durch eine immer stärker werdende Ausländerfeindlichkeit, die durch solche Pauschalverurteilungen wie z.B. von Herrn Kanther, daß alle Anschläge der PKK zuzuschreiben sind, geschürt wird und die Art und Weise, in der über den Abschiebestopp diskutiert wird. Dadurch wird Frem- denhaß geschürt, der in Folge die aus- ländischen Mitbürger noch weiter aus- grenzt. Diese Ausgrenzung macht sie für die Propaganda der faschistischen Türken empfänglich. Das Wahlergebnis zeigt, daß wir in Zukunft bezüglich der türkischen Rech- ten noch aufmerksamer sein müssen. Die Bruderschaft deutscher und türki- scher Nationalisten hat eine lange Tradi- tion! - (d.g.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6 iQCVAgUBL4fIuXugUuenT591AQHJUQQAzkCebrwTUmSnnWJJnnqAANthZx30nWVw yNEM6BZiQLXTMY0zSCXPhXLbjwXcyxAVC3nV+MPZJImmr9pfgW6OHAbTu6sGoEdD Z0t6WEpTWkAOBfH7fLW38EyqwihcviRRPFAzbCQ6SmDTNA2L0zKcVZJhh3llrAmk AXzTUFb4X8E= =AtCH -----END PGP SIGNATURE-----