-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail oder per Diskette mit frankiertem Rückumschlag bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Sie erhalten die gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadressen: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Fido Martin Dietzsch 2:2440/225.27 Die AN-Redaktion ist zu erreichen unter dem Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 12. Oktober 1994) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Video "Aachen im Krieg" von Heitz & Hoeffkes Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2397 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Videokassette über Aachen im Krieg - ---------------------------------- Aachen. Die VVN-Bund der Antifaschisten Aachen hat in einer Pressemitteilung Medien und Buchhändler der Stadt vor der jüngst in den "Aachener Nachrichten" angekündigten Videokassettenreihe "Städte im Krieg" des Verlags Heinz & Höfkes gewarnt: Das Video über Aachen hat nichts gemeinsam mit dem in Aachen oft gezeigten Film "Aachen 1944". Der Verlag Heinz & Höffkes ist kein normaler Verlag, sondern ein im faschistischen Netz besonders wichtiger. Das Programm des Verlags besteht fast ausschließlich aus den Faschismus verherrlichenden und entlastenden Büchern und Film"dokumentationen". Leugner des Holocaust wie David Irving gehören ebenso zum Programm wie die Rechtfertigungen des letzten Reichsjugendführers Artur Axmann. Die Videofilme des Verlags Heitz & Höffkes tragen Titel wie "Deutsche Geheimwaffen - die letzte Rettung ?" oder "Die größte Panzerschlacht aller Zeiten". Als Video veröffentlicht der Verlag "Die Waffen- SS - Hitlers Elitetruppe" und "Eva Braun - die Frau an Hitlers Seite". Fast alle wichtigen Autoren des Neofaschismus stehen im Programm dieses Verlags, dessen Spezialität Videos sind. Der Verlag verfügt über einen großen Fundus an Wochenschauen aus der NS- Zeit und vermarktet diese. Die Auswahl der Autoren und der Themen zeigen deutlich, daß es sich hier nicht um Dokumentation zum Zwecke der Auseinandersetzung geht, sondern um Indoktrination im faschistischen Sinne. Daher muß vom Kauf der angepriesenen Videokassetten dringend abegraten werden. Es darf nicht sein, daß ein faschistischer Verlag eine Marktlücke füllen darf, die dadurch entstanden ist, daß der Film "Aachen 44" nicht als Kaufvideo zu erhalten ist. - -- (VVN - BdA Kreisverband Aachen) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Zahl antisemitischer Straftaten sehr hoch Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2252 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Zahl antisemitischer Straftaten sehr hoch - ----------------------------------------- Bonn. Auf eine kleine Anfrage der PDS- Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke nach antisemitischen Überfällen, Sachbeschädigungen, Leugnung des Holocaust in der BRD, heißt es jetzt in der Antwort der Bundesregierung: Auf Beschluß der Bund / Länder- Kommission >Staatsschutz< vom 8. 6. 93 wurde für das Phänomen >antisemitische Straftaten< die Erstellung von Landesstatistiken vereinbart, die vom Bundeskriminalamt zu einer Bundesstatistik zusammengefaßt werden. Die Zahlen für das 4. Quartal werden zum 15. 1. 95 übermittelt. Für die ersten drei Quartale 1994 sind dem Bundeskriminalamt insgesamt 937 antisemitisch motivierte Straftaten gemeldet worden: 1 versuchtes Tötungsdelikt (Brandanschlag am 25. 3. 94 auf die Synagoge in Lübeck), 1 Brandstiftung, 3 Körperverletzungen, 42 Fälle der Störung der Totenruhe oder anderer Formen der Schändung jüdischer Friedhöfe und Gedenkstätten und 890 sonstige Straftaten. 235 Tatverdächtige konnten ermittelt werden." Auch die Zahl der ausländerfeindlichen und rechtsextremistischen Straftaten ist weiterhin hoch. Für September registrierte das Bundeskriminalamt 12 Brandanschläge, 35 Angriffe gegen Personen, davon 1 versuchtes Tötungsdelikt, sowie 160 weitere verschiedenste Straftaten, 47 Personen wurden verletzt. Die Bilanz für Okotber 94 sieht nicht besser aus: 7 Brandanschläge, 20 Angriffe auf Personen und 154 sonstige Straftaten (Sachbeschädigungen, Bedrohungen, Beleidigungen u.a.), 29 verletzte Personen wurden gemeldet. -(Bundestagsdrucksache 13 / 29, 13 / 30, 13 / 43 u.b.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Prominente Schuetzenhilfe für "Junge Freiheit" Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 7967 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Appell für "Junge Freiheit" - --------------------------- Rechtsextremes Blatt erhält prominente Schützenhilfe Im Oktober und Anfang Dezember 94 kam es in der "Union-Druckerei" Weimar zu Aktionen gegen die Infrastruktur der rechtsextrem-intellektuellen Wochenzeitung "Junge Freiheit". Beim ersten Mal wurde ein Karton von manchen Angaben zufolge 5000, manchen Angaben zufolge 8000 Abonennten-Aufklebern der "Jungen Freiheit" entwendet. Beim zweiten Mal wurden das Druckhaus in Weimar sowie Kioske und Fahrzeuge der Vertriebsfirmen durch Brandsätze zerstört. Als Reaktion auf diese militante Aktion gegen das rechtsextreme Wochenblatt wandte sich eine Gruppe von Politikern, Journalisten und Intellektuellen am 12.12.94 mit einem Appell an die Öffentlichkeit. Der Aufruf ist mit dem Rosa Luxemburg-Zitat "Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden" übertitelt. Denjenigen, die den Brandanschlag ausführten, sprechen die Unterzeichner das Recht ab, sich "antifaschistisch" zu nennen: diese Selbstbezeichnung sei "historisch ignorant und moralisch anmaßend". Die "Junge Freiheit" müsse, so der Appell, "ungehindert erscheinen können", dies auch "ungeachtet der Tatsache, daß vielen (auch Unterzeichnern dieses Aufrufs) die politischen Positionen der Zeitung mehr als bedenklich erscheinen." Denn es wird festgestellt, daß "das Recht auf freie Meinungsäußerung selbstverständlich für Zeitungen und Autoren des gesamten politischen Spektrums gilt." (vgl. "taz", 14. 12. 1994) Hehre Ziele werden hier uneigennützig proklamiert. Bleibt nur festzustellen, ob die bekannt gewordenen Erstunterzeichner solche Ziele auch bisher erkennbar vertreten haben, daß sie sich nunmehr mit Rosa Luxemburg schmücken können. Peter Gauweiler als Erstunterzeichner läßt hier anderes vermuten, der rechtsaußen stehende Münchener CSU-Bezirksvorsitzende, der noch am Aschermittwoch in München äußerte: "Die Republikaner sind doch nur a bißerl rechts von der Mitte und werden gleich vom Verfassungsschutz verdächtigt." Gegenüber Liberalen und Linken trat Gauweiler bisher nicht eben als Vorbild der Toleranz auf, eher rückte er sie in den Bereich von Kranken und Verrückten (Wahlslogan zur Münchener OB-Wahl 1993: "Politik für eine Handvoll alternativer Spinner ?") Ihm zur Seite steht als Erstunterzeichner der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Alfred Mechtersheimer. Mechtersheimers Weg zu den GRÜNEN war zweifellos von seinem Nationalismus motiviert, der ihn gegen die USA stellte (von denen die Deutschen ihm zufolge kolonisiert waren) und so zeitweise mit Ansichten der Friedensbewegung symapthisieren ließ. Mechtersheimer hat seit 1989 / 1990, als er mit der Wiedervereinigung ein nationalistisches "coming out" erlebte, seinen Weg nach rechtsaußen gefunden. Inzwischen engagiert er er sich für den "Bund freier Bürger" (BfB) Manfred Brunners. Die "Junge Freiheit" begeisterte den Autor des Buches "Friedensmacht Deutschland" schon länger: sie sei "eine interessante Lektüre" und zeige, wie "tabubeladen die vorherrschende Berichterstattung und Kommentierung in den deutschen Medien sind". (vgl. "junge Welt", 10. 11. 94) Den Terror in diesem Land, der sich nicht gegen die "Junge Freiheit" richtet sondern gegen Ausländer, Flüchtlinge, verharmloste Mechtersheimer: es gebe doch nur "ein rechtsradikales Rinnsal". Ferner firmiert als Erstunterzeichner des Appells der grüne Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit. Nachdem er wegen seiner Rolle im Mai 68 lange als Bürgerschreck gegolten hatte, übt er in den letzten Jahren Anpassung und auch schleimige Toleranz gegenüber Rechtsradikalen. Nach der Kommunalwahl am 7. März 93 war Dany Cohn-Bendit der einzige Politiker, der dem Spitzenmann der REPs in Frankfurt, Herrn Sauer (Wahlprogramm: 1. Kein Wahlrecht für Ausländer, 2. Keine Asylanten in Wohngebiete, 3. Kein Geld an Lesben und Schwule...), zu seiner Wahl gratulierte. Der "Rheinische Merkur" vom 18. 11. 94 berichtet über die Teilnahme Cohn-Bendits an einem "privaten Gesprächskreis (in Bonn), dessen Teilnehmer überwiegend eher CDU-orientiert sind" und zitiert dessen Bewunderung für Kanzler Kohl: "Wie der heute Solidarität von den Deutschen einfordert - alle Achtung. Das erinnert mich daran, als wir internationale Solidarität vom Wohlstandsbürger verlangten." Will heißen: auf solche Ideen kommen wir ja längst nicht mehr. Im Übrigen finden sich als Erstunterzeichner unter dem Appell auch noch die ostdeutsche Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe und Thomas Schmid von der "Wochenpost". Da ließ es sich auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nicht nehmen, sich einzuschalten; durchaus aus eigenem Interesse, da die Druckerei in Weimar ihr gehört. Die Erstunterzeichner des Appells erwähnt die FAZ als "Politiker und Intellektuelle unterschiedlicher politischer Couleur wie Cohn-Bendit, Gauweiler und Mechtersheimer, politische Paradiesvögel also, die sich nicht an Kleiderordnungen halten" (16. 12. 94). Zumindest Gauweiler und Mechtersheimer sind freilich weniger Paradiesvögel als stramme Rechte, die an ihrer Linie festhalten und nicht exotische Abweichler darstellen. Die FAZ spricht weiter vom "antifaschistischen Terror" ohne Anführungszeichen und diagnostiziert: "Und was die Reflexe angeht, so ist der vorherrschende derjenige der Distanzierung vom Opfer, von der >Jungen Freiheit<, deren politische Linie aufs schärfste abzulehnen sei." Die Distanzierung vom Opfer betrieben hat freilich die "FAZ" wie die "JF" und andere bei dem Terror, der jahrelang die "Asyldebatte" begleitete. Und an anderer Stelle empört sich die "FAZ": "Bisher hat sich in der deutschen Öffentlichkeit die Empörung über diesen unglaublichen Vorgang in Grenzen gehalten - gelinde gesagt. Die Täter haben mit dumpfer Konsequenz ja auch nur in die Tat umgesetzt, was von den Hütern unserer Demokratie unentwegt gefordert wird: >rechtem Gedankengut< keine Chance zu lassen." (20. 12. 94) Auszüge der Abonnentenliste der "Jungen Freiheit", die dem Autor zugespielt worden sind, führen übrigens sowohl Herrn Dr. Peter Gauweiler, München, als auch Dr. Alfred Mechtersheimer, Starnberg, auf sowie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und zusätzlich mehrere ihrer Redakteure als Einzelpersonen, darunter den Redakteur für Innenpolitik Dr. Friedrich Karl Fromme. Gänzlich auszuschließen ist natürlich nicht, daß die "Junge Freiheit" aus eigenem Antrieb heraus die "FAZ"-Redakteure beliefert, um sie in ihrem Sinne "weltanschaulich zu bearbeiten". Friedrich Karl Fromme müßte dann aber schon dauerhaft unfreiwillig von den Rechtsextremen bedrängt werden, was für diese auf Dauer auch unbefriedigend wäre. Im "SPIEGEL" stand vor geraumer Zeit über ihn zu lesen, es ging um die Bundespräsidentenwahl 1989: "Auf die Lachnummer eines Gegenkandidaten haben die Republikaner inzwischen verzichtet", die damals mit nur einem Vertreter aus Berlin in der Bundesversammlung saßen. "In ihren Reihen war daran gedacht worden, den innenpolitischen Kommentator der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', Friedrich Karl Fromme, als Präsidentschaftskandidaten zu präsentieren jenen, so der Parteisprecher Harald Neubauer, >nationalkonservativ eingestellten Geist<, der >mit vielem, was er ausdrückt, den Republikanern nahesteht<." (Spiegel, 22. 5. 89) -- (B.) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Kurzmeldungen Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 5728 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** NPD will wieder in Schloß Borbeck tagen - --------------------------------------- Essen. Ermuntert durch die freundliche Aufnahme in den letzten Jahren, will die NPD auch 1995 ihren Landesparteitag für NRW in Essen abhalten. Seit kurzem sind Datum und Ort bekannt: 12. 3. 1995, Schloß Borbeck (!). Offizielle Reaktionen der Stadtverwaltung - gegen Links war sie in der letzten Zeit immer schnell - sind noch nicht bekannt. Immerhin hat sich auch Ratsherr Bothe (SPD) bei einer Veranstaltung der Volkshochschule zum Ratsbeschluß gegen "Rechts- und Linksextremisten" dafür ausgesprochen, die Veranstaltung gemeinsam zu verhindern. Schloß Borbeck dürfte als möglicher Veranstaltungsort für die NPD allerdings wieder entfallen: Otto Reschke, MdB, hat zum angefragten Zeitpunkt sämtliche Räume des Schlosses angemietet. Außerdem findet eine Ausstellung statt. -- (wof) "Meinungsfreiheit" für JF ? - --------------------------- Weimar. In einem Appell haben Politiker, Publizisten und Wissenschaftler den Brandanschlag auf die Weimarer Druckerei, in der die neurechte "Junge Freiheit" hergestellt wird, verurteilt. Nach deren Auffassung gelte das Recht auf freie Meinungsäußerung für Zeitungen des gesamten politischen Spektrums. Unterzeichnet wurde das Papier u.a. vom Bündnis 90 / Die Grünen Ex- 68er Daniel Cohn-Bendit, dem "Junge Freiheit"-Interviewpartner und CSU- Politiker Peter Gauweiler und dem "Friedensforscher" und Autor in der nationalrevolutionären "WIR SELBST", Alfred Mechtersheimer. - -- (DIE WELT, 14. 12. 94 - peb) Grünes Licht für Kündigung - -------------------------- Düsseldorf. Ganz im Gegensatz zum NRW-Innenministerium stellte nun die 34. Kammer des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts eindeutig die Verbindung des Uni-Narkosearztes und Dozenten Erhard Hartung zu neofaschistischen Organisationen und zu deren Persönlichkeiten fest. Der Schritt des Uni-Rektors vor das Verwaltungsgericht war notwendig geworden, nachdem der Personalrat, dessen Vize-Chef Hartung ist, der Kündigung die Zustimmung versagt hatte. Hartung, Sprecher der "Kameradschaft ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer" nahm den Beschluß sichtlich verwirrt entgegen. Ihm steht jedoch noch das Rechtsmittel der Beschwerde beim Oberlandesgericht zu. Ein Trost bleibt ihm noch - eine Gastprofessur auf Lebenszeit in Wuhan / China. -- (WZ 16. 12. 94 - - peb) Entschädigung für KZ-Aufseherin (Teil 2) - ---------------------------------------- Berlin. 64 350 DM Entschädigung für ihre Gefängnishaft in der DDR erhielt die ehemalige Aufseherin eines Außenlagers des KZ Ravensbrück, Margot Pietzner, geborene Kunz, Mitte des Jahres zugesprochen (siehe AN 14 - 94). Die Fürsorge für die KZ-Aufseherin kam dabei, so die Gewerkschaftszeitung METALL direkt aus dem Bundeskabinett in Bonn. Die "TAZ" zitierte einen Brief des Rechtsanwaltes G. Kienitz, der im August 1991 der ehemaligen KZ- Aufseherin schrieb, er habe sich "auf Anregung des Bundesministers für Justiz, Dr. Kinkel, bereit erklärt, unentgeltlich ihre Rehabilitation zu betreiben und Entschädigungsansprüche geltend zu machen." Für die Entschädigung der Pietzner als "Opfer des Stalinismus", setzte sich dabei die Leiterin der Berliner "Gedenkstätte zu Ehren der Opfer des Stalinismus", Ursula Popiolek, ebenso nachdrücklich ein wie das Vorstandsmitglied Siegmar Faust, dessen Beiträge in der "Jungen Freiheit", "Wir selbst" und in "Mut" zu lesen waren. Und so erhielt die ehemalige KZ-Wächterin, die in der "Gedenkbibliothek" aus ihren Erinnerungen las, die große 64-Tausend-Mark-Entschädigung, die ihr nach dem Gesetz nicht zusteht. Darum soll sie auch - so berichtete jedenfalls die "TAZ" - - mit ihren Gönnern geteilt haben. Die Gedenkbibliotheks-Leiterin Popiolek bekommt danach 20 000 DM, Siegmar Faust 7 000 DM und der Beamte, der sie schnell und großzügig bediente, tausend Mark. Für die Überlebenden von Ravensbrück, die am 23. April die 50. Wiederkehr ihrer Befreiung feiern wollen, gibt es dazu von der Bundesregierung keinen Zuschuß. -- (Metall Nr. 25 - 26 / 1994 - peb) Anne Frank Zeitung 1994 / 1995 - ------------------------------ Das "Projektpaket Anne Frank", das Ende 1993 vom Anne Frank Haus in Amsterdam für deutsche Schulen entwickelt wurde, wird mittlerweile in 1900 Schulen in der Bundesrepublik im Unterricht eingesetzt. Aufgrund der positiven Reaktionen wird jährlich eine neue Ausgabe vom Kern des Projektpakets, die "Anne Frank Zeitung" herausgegeben. Roter Faden der Zeitung 1994 / 1995 ist das Thema Freundschaften - Freundschaften, die Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Interessen verbindet. Ein Projektpaket besteht aus 30 Anne- Frank Zeitungen (mit Arbeitsheft zum Videofilm "Ein Buch voller Träume"), dem Lese- und Fotobuch "Anne Frank", in dem die Geschichte der Anne Frank erzählt wird, dem Videofilm "Ein Buch voller Träume", einem Lehrerleitfaden mit Anregungen für den Unterricht. Informationen, Bestellungen: Anne Frank Stichting z.Hd. Marja Verbraak, Postbus 730 NL - 1000 AS Amsterdam - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* WJ-Gaufuehrer zustaendig fuer Luebecker Synagoge Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2142 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Gauführer der WJ zuständig für Lübecker Synagoge - ------------------------------------------------ Lübeck. Über die Razzia nach dem Verbot der WJ wurde bekannt, daß Reinhard Leichert, Gauführer Nordmark der Wiking-Jugend, inzwischen in Lübeck ansässig ist. Vorher war er in der Gegend von Neumünster aktiv und dort als Veranstalter von "Sonnwendfeiern" in Erscheinung getreten. Auf seinem Anwesen in Lübeck steht ein Gedenkstein, der offen auf die Gesinnung des Bewohner hinweist: er trägt einen Blut- und Bodenspruch in plattdeutscher Sprache, sowie das Zeichen der Wolfsangel und der (verbotenen) Odalsrune. Leichert arbeitet im Lübecker Amt für Denkmalpflege als Bauingenieur. Daß er eine stramm rechte Gesinnung hat, ist allen, die näher mit diesem Amt zu tun haben, wohlbekannt. Daß ausgerechnet Leichert mit denkmalpflegerischen Aufgaben an der Lücker Synagoge betraut wurde und Zugang zu dem jüdischen Gotteshaus hatte, hätte - auch wenn nicht klar war, daß er ein Top-Funktionär der WJ ist - schon aufgrund seiner rechten Sprüche nicht zugelassen werden dürfen und zu Konsequenzen führen müssen. Über 8 000 Lübeckerinnen haben sich mit der Unterschrift unter den Lübecker Appell der Forderung nach einem Verbot aller Nazi-Gruppierungen angeschlossen. Die Bürgerschaft hat jüngst eine ähnlich lautende Resolution angenommen. Jetzt muß die Stadt auch dementsprechend handeln und den Nazifunktionär von seinem sensiblen Posten entfernen. -- (aus einen Flugblatt des Lübecker Bündnis gegen Rassismus) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Bundesjugendministerin weiss von nichts Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2080 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Bundesjugendministerin weiß von nichts... - ----------------------------------------- Bonn. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend hat die Bundesjugendministerin Nolte aufgefordert, sich vom rechtsextrem-katholischen "Komm-mit"-Kalender zu distanzieren, dem sie für die 1994er Ausgabe ein kleines Geleitwort - damals noch als Abgeordnete - beigegeben hatte: "Mir imponiert die Art und Weise, wie Sie jungen Menschen christlich-katholisches Gedankengut nahebringen". ">Komm mit< propagiert eine Welt, in der es weder Fernsehen, noch Rockmusik, Rauchen, vorehelichen Körperkontakt oder gar Bärte gibt", lobte die Junge freiheit im August 94 und nahm das in 50000er Auflage verbreitete Werk gegen "linke Medienhetze" in Schutz. Der Kalender enthält alle drei Strophen des Deutschlandliedes, die Oder-Neiße-Grenze gilt ihm als "Unrechtsgrenze" und zur Lektüre wird Nation + Europa und Mut empfohlen. Nachdem diese Fakten publik geworden waren, distanzierte sich das Bonner Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und verschiedene andere kirchliche Gremien von dem Machwerk und warnte vor der Weitergabe. Von all dem will Claudia Nolte nichts gewußt haben, sie habe das Grußwort als Abgeordnete verfaßt. Heute "als Ministrin würde sie das ganz anders hinterfragt haben". Jetzt soll Innenminister Kanther prüfen, ob der katholische Jugendkalender mit dem Ministerinnenvorwort vielleicht verfassungswidrig sei. -- (junge Welt, 14. 12. 94) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Ostlandritter - Deutscher Ostdienst 47-49/94 Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2939 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Ostlandritter - ------------- Deutscher Ostdienst Nr. 47-49/94 Dem 8. Mai 1995 und der Zeit danach versucht das Präsidium des Bundes der Vertriebenen eine Kampagne zu "50 Jahre Vertreibung" entgegenzusetzen: So soll das Mahnmal "Ewige Flamme" in Berlin zu der zentralen Gedenkstätte ausgebaut werden. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft führte am 12./13. 11. die Bundesversammlung durch, die vom DOD als "Exilparlament" gehandelt wird. Deren Sprecher Franz Neubauer zog positive Bilanz der Wahlen 1994. Er nannte Bayern, den Bundestag, Europawahlen i0und: die österreichischen Wahlen. In Österreich würden in letzter Zeit die Anliegen der Sudetendeutschen sehr deutlich vertreten. Deshalb sei der Beitritt Österreichs zur EU von unschätzbarem Wert. Hinsichtlich einer Aufnahme der Tschechischen Republik in die EU, drohte er: dieses Anliegen solle Deutschland nicht "ohne wenn und aber" unterstützen, sondern nur dann, wenn die tschechische Seite "in jeder Hinsicht die europäische Hausordnung anerkennt". Neubauer griff die tschechische Regierung scharf an, daß sie "starr und uneinsichtig sei". Die Bundesversammlung forderte die Rückgängigmachung der antifaschistischen Enteignungen von "Sudetendeutschen" durch die Tschechische Republik. Die CDU Hessen will mit nationalistischer Stimmungsmache auf Stimmenfang gehen. Im Programmentwurf zur Landtagswahl am 19. 2. 1995 fordert sie, die Kürzungen bei den Vertriebenenverbänden um 50 % durch die rot- grüne Landesregierung rückgängig zu machen. Gleichzeitig wird eine Ausweitung der Aktivitäten der 1990 von der CDU-geführten Landesregierung übernommenen Patenschaften über die Landsmannschaft der Deutsch-Balten und der Landsmannschaft Weichsel- Warthe angekündigt. Im Programmentwurf ist die Rede von "Heimatvertriebenen, die deutschen Aussiedler und im östlichen Ausland lebenden deutschen Volksgruppen", als dessen Partner sich die CDU Hessen sehe ! Fehlt nur noch, daß "Deutsche" in Odessa am Schwarzen Meer sich briefwahlmäßig hessisch CDU-stärkend beteiligen sollen. In der CDU/CSU-Fraktion hat sich erneut eine 26-köpfige Gruppe der "Vertriebenen- und Flüchtlingsabgeordneten" als "soziologische Arbeitsgruppe" konstituiert. Vorsitzender ist der frühere BdV-Generalsekretär Hartmut Koschyk (CSU). - (rab) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Aus der faschistischen Presse Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 5840 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Aus der faschistischen Presse ============================= Unglücklich wg. Schönhuber - -------------------------- 10Europa Vorn Nr. 79 / 94 Da hatte Herausgeber Manfred Rouhs schon wieder mit Schönhubers Republikanern geliebäugelt, und nun wird er abgewählt. Das muß bitter sein, deshalb zitiert Rouhs lang aus Schönhubers Abtrittserklärung und meint: "1996 wird in Baden-Württemberg gewählt. Falls es Schlierer nicht gelingt, bei diesem Urnengang wenigstens drei oder vier Prozent der Stimmen zu holen, dürfte auch die Ära der Republikaner definitiv zuende sein." Nach Rouhs Informationen soll der REP-Schatzmeister den Termin zur Beantragung von Wahlkampfkosten für die Bundestagswahlen versäumt haben. 4,5 Mio. DM seien "unwiederbringlich verloren". Rechte Schülerzeitung - --------------------- Hoppla I / 95 in Europa Vorn Nr. 79 In Nazifraktur ist der Kopf des Blattes aufgemacht. Ein vierseitiges Blatt mit der Überschrift "Mein Freund ist Ausländer" und dann drei Portraits bekannter Rechter. Auf Seite 3 ein "Psycho- Test" ähnlich aufgemacht wie faschistische Computerspiele. Es wird ein + gezeigt und die Frage gestellt was sei das ? Wer ankreuzt "Der erste Teil eines Hakenkreuzes, das uns ganz deutlich zeigt, wie weit der Faschismus in der BRD schon wieder fortgeschritten ist" bekommt die höchste Punktzahl, eine Mischung zwischen Ulk und offener Nazipropaganda. Kriegseinsatz in Jugoslawien - ---------------------------- Nationalzeitung Nr. 51 / 1994 Das Blatt findet es ganz selbstverständlich, daß die Bundeswehr im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt werde. "Bedenken" verschiedener Politiker seien doch einfach Unsinn und "Greuelpropaganda": "Die deutsche Wehrmacht hat sich am Balkan den Gegebenheiten eines Krieges entsprechend verhalten und ist nie aus dem Rahmen des internationalen Kriegsrechtes gefallen", schreibt Wilhelm Hillek aufmunternd an die Adresse von Kinkel und Rühe. Die Bombardierung Belgrads 1941 sei völlig legal gewesen, "ausschließlich im Zuge von Kampfhandlungen", und der Oberbefehlshaber hätte diesen Angriff human organisiert, um "Menschenverluste unter der Zivilbevölkerung möglichst zu vermeiden". Diese Darstellung der faschistischen Überfälle ist verherrlichend und bezogen auf die vielen Toten perfide. Solche Betrachtungsweisen will das Blatt als bundesdeutsche Normalität verankern. Schon heute sprechen die öffentlichen Medien in ihrer Mehrzahl von bundesdeutscher "Militärhilfe" in Jugoslawien. Das Blatt berichtet in den letzten Ausgaben immer wieder von Wahlerfolgen von Schirinowskij in Rußland. Auch im ukrainischen Krasnodar würde ein Liberal-Demokrat den Oberbürgermeister stellen, diese Stadt hätte eine Städtepartnerschaft mit Darmstadt. Der faschistische Bürgermeister Ratushnjak habe sich bei seinem Besuch in Darmstadt gegen "Überfremdung" und für die "Reinheit arischen Blutes" ausgesprochen. Daraufhin sei der SPD-Oberbürgermeister dem Abschlußessen ferngeblieben. Das Blatt meint großkotzig, daß die Folgen des Eklats noch nicht absehbar seien, weil der russische Bürgermeister noch mit zahlreichen Darmstädter Firmen verhandeln wolle, jetzt stünden Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiele. Vaterland statt Atom - -------------------- Junge Freiheit Nr. 49 / 94 Die Einrichtung des Atomlagers in Gorleben kritisiert Hanno Borchert: "Ohne Rücksicht auf die Grundrechte der Menschen sucht der technokratische Extremismus unter Mißbrauch der demokratischen Staatsgewalt das Wohl der Atomlobbyisten gegen das Gemeinwohl des Volkes durchzusetzen." Die Volksgemeinschaft läßt grüßen, das Atom gefährdet das Vaterland, deshalb muß die Atomindustrie abgeschafft werden und erhalten werden müssen jetzt laut Borchert "die Lebensgrundlagen unserer Industriegesellschaft". JF sieht ihre Freiheit bedroht - ------------------------------ Junge Freiheit Nr. 50 + 51 / 94 Die Ausgabe Nr. 50 befaßt sich in vier Artikeln und Kommentaren mit den erneuten Anschlägen auf die Weimarer Druckerei, die bis zur Ausgabe Nr. 51 die Junge Freiheit gedruckt hat. Die JF stellt einen Zusammenhang zwischen der Entlassung von Irmgard Möller aus der Haft und der "Staatsohnmacht" her, die sich in dem Anschlag widerspiegele. In der Nr. 50 veröffentlicht die Zeitung ein eindeutig gefälschtes sogenanntes "Undercover-Interview" mit Weimarer "Antifaschisten". Absicht der Berichterstattung in beiden Ausgaben ist es, erstens "linksliberale" Journalisten und zweitens die PDS für die Anschläge auf die Druckerei verantwortlich zu machen. Anscheinend halten die Redakteure der Zeitung öffentliche Kritik für eine Einschränkung der Pressefreiheit. Hoffnung auf Reps - ----------------- Junge Freiheit Nr. 52 - 53 / 94 Nun hat die JF eine neue Druckerei, nach Ansicht von Fachleuten im Druckgewerbe wird die Zeitung jetzt von derselben Druckmaschine wie die Nationalzeitung gedruckt. JF-Chefredakteur Dieter Stein sieht im neuen Rep-Vorsitzenden Schlierer einen "Realo von rechts" und behauptet, der Österreicher Haider sei dessen Vorbild. Womit nach Brunners "Bund freier Bürger" jetzt auch die Reps der rechten FPÖ nacheifern ? -- (jöd, uld) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Bundesparteitag der "Republikaner" Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 24752 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Tausend demonstrierten gegen Bundesparteitag der REPs - ----------------------------------------------------- "Geistige Brandstifter" seien die REPs, mit ihren Hetzparolen mitverantwortlich für die Unzahl der fremdenfeindlichen Straftaten der jüngsten Zeit. Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, sprach am 17. 12. im Sindelfinger Rathaus vor 700 Teilnehmern einer von SPD und anderen Parteien durchgeführten Protestveranstaltung gegen den Bundesparteitag der "Republikaner". Die SPD-Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer sieht die Sympathie für rechtsextremes Gedankengut in sozialer Angst wurzeln und forderte die "herrschenden Parteien" auf, die soziale Schieflage wieder ins Lot zu bringen. Mit den Worten "Sie sehen, daß wir keine Berührungsängste haben" übergab sie das Mikrophon an Dorothea Bühler, Sprecherin der Initiative, die zu einer Demonstration "Krach schlagen gegen REPs - zehn Jahre REPs sind genug" aufgerufen hatte. "Danach sammelten sich Langhaarige, Kurzhaarige, Irokesenschnitte und Grauhaarige, schwarze Anarchojacken, Palästinenserschals und Wohlbemäntelte, Vertreter aller Altersgruppen und Schichten zum Demonstrationszug", schreibt Sonntag Aktuell. Heiner Schwarz vom Bündnis Antifaschistischer Gruppen Sindelfingen/Böblingen redete zum Auftakt: "Es ist erschrekkend, mit welcher Dreistigkeit und Offenheit die REPs ihren Status als zugelassene Partei mißbrauchen und die Medien als Forum für ihre Hetze benutzen." Er forderte ein Verbot der "Republikaner", doch dürfe man den "alltäglichen Rassismus" dabei nicht vergessen: "Immer öfter wird von Menschenrechtsverletzungen in deutschen Polizeizellen berichtet: In Berlin wurden zahlreiche Vietnamesen von der Polizei mißhandelt, in Hamburg Afrikaner grundlos verhaftet und zusammengeschlagen. Diskriminierung ist in Deutschland institutionalisiert: Sieben Millionen ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen werden durch fehlendes Wahlrecht, durch Ausländergesetz und Ausländerbehörde daran gehindert, gleichberechtigt am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen." Mit den Asylrechtsänderungen wurden frühere Forderungen der REPs in Gesetze gegossen. Leider ließ es sich die Polizei nicht nehmen, unter den per S-Bahn Angereisten dermaßen langwierige Personenkontrollen durchzuführen, daß sie an der Bubis-Rede und Auftaktveranstaltung nicht teilnehmen konnten; auf der Autobahn gab es penible PKW-Kontrollen. Trotzdem beteiligten sich über 1 000 Menschen an der Demonstration. Es war eine Aktion "von unten", ohne "prominente" Aufrufer. 2 200 Unterschriften hat das Antifaschistische Bündnis gesammelt und dem Oberbürgermeister übergeben, um die Stadtverwaltung zu Aktionen gegen den REP- Parteitag zu bewegen. Eine schlappe Aussage des Gemeinderats, er sei dagegen, daß Sindelfingen zum REP-Tagungsort wird und Grußworte des OBs auf der Bubis-Veranstaltung waren alles, was als politische Signale der Stadt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf ihrer Gemarkung auszumachen war. Die Rathausparteien hielten sich mit Ausnahme der Grünen bedeckt, der DGB-Kreisvorsitzende zog seine Unterstützung kurzfristig zurück. Der Demonstrationsaufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wurde von der Lokalpresse ignoriert, die Medien strapazierten im Vorfeld eher die Geschichte von angeblich "Gewaltbereiten", die zu erwarten seien um nachher fast bedauernd feststellen zu müssen, daß die herbeigeredete "Auseinandersetzung zwischen Linksund Rechtsradikalen" ausblieb. Auf der Abschlußkundgebung in der Nähe des REP-Tagungsortes sprach Alfred Hausser, Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und VVN-Ehrenvorsitzender. Die Führungsriege der REPs schürt in seinen Augen einen neuen Rassismus und Nationalismus. "Jeder Angriff auf ausländische Mitbürger, auf jüdische Menschen, auf Asylbewerber, auf Behinderte oder Obdachlose, auf Friedhöfe oder Gedenkstätten, ist ein Angriff auf unsere Demokratie, auf uns selbst. Fremdenhaß ist Menschenhaß. Im Grundgesetz steht nicht >Deutschland den Deutschen<, sondern >die Würde des Menschen ist unantastbar<." Shahla Blum, ehemalige parteilose Stadträtin in Stuttgart ergänzte: "Wie lange noch soll in diesem Land der rechte Terror mit Samthandschuhen angefaßt werden ? Eine makabre Inszenierung in drei Akten: Die administrative Ebene - angeblich ahnungslos - ermöglicht solche Veranstaltungen. Die politische Ebene distanziert sich im Nachhinein und verfaßt Resolutionen zum Nulltarif, hehre Worte ohne Konsequenzen. Und schließlich wird das ganze auf das Juristische reduziert und es den Gerichten überlassen, den Stempel >legal< auf die Akte zu drücken." - -- (wor) Bundesparteitag der REPs: - ------------------------- Ende der Abgrenzung nach rechts - ------------------------------- Am 17. / 18. Dezember 94 hielt die Partei "Die Republikaner" in Sindelfingen in der Messehalle ihren Bundesparteitag ab. Elf Jahre nach der Gründung der REPs ist es nun tatsächlich wahr geworden: der bald 72jährige Franz Schönhuber steht nicht mehr an der Spitze der Partei; er machte dem 39jährigen Rolf Schlierer aus Stuttgart als neuem Parteichef Platz. Inhaltliche Polarisierung Eine inhaltliche Polarisierung in der Partei ist nicht zu übersehen. Sie verläuft ungefähr entlang der Linie, ob man "auf die soziale Verelendung der einheimischen Bevölkerung setzt, um die nationale Frage mit sozialem Sprengstoff zu vermengen", oder ob man setzt auf "diejenigen, die etwas zu verlieren haben und dies auch zu Recht befürchten" (so eine schriftliche Selbstpräsentation von Rolf Schlierer, der sich für die letztere Variante ausspricht). Und entlang der Entscheidung über "fundamentale Opposition" (Schönhuber) einerseits oder für die Position von Schlierer andererseits: "Die Republikaner sehen sich ... nicht als außerparlamentarische Oppositions- oder Widerstandsbewegung, sondern als eine Partei, die in Gesetzgebung und Exekutive Verantwortung übernehmen will." (ebenda) Solange die Agitation gegen "Ausländer und Asylanten" Menschen aus allen möglichen Schichten und Milieus anzog, hielten diese beiden Linien zusammen; im Zeiten abnehmender Wahlerfolge entfernen sie sich voneinander. Ende der Abgrenzung nach rechts In einer Frage allerdings haben sich die REPs deutlich entschieden. Die Beschlüsse des Parteitags in Ruhstorf vom 8. Juli 1990, als die REPs sich von den durch Schönhuber damals so titulierten "Rassisten und Extremisten" in ihrer Partei (wie den späteren Gründern der "Deutschen Liga für Volk und Heimat", Harald Neubauer und Franz Glasauer) abgrenzten und einen Unvereinbarkeitsbeschluß mit NPD und DVU als rechtsextremen Parteien fällten, sind stillschweigend über den Haufen gekippt worden. Schönhuber, der sie damals gegen erhebliche Widerstände durchkämpfte, heute: "Ich habe die Ruhstorfer Abgrenzungen durchgesetzt, um unsere Beamten und ihre Familien zu schützen. Ich habe es dabei in Kauf genommen, daß dabei auch jene über die Klingen springen mußten, die zu den Aktivsten der Partei gehörten. Bei einigen tut es mir heute noch leid. Jetzt aber ist eine andere Zeit, und man muß anders reagieren." Und: "Wir haben inzwischen Bezirksvorsitzende, die in der NPD waren. Das können keine Parteimitglieder zweiter Klasse sein." Bei Schönhuber ist die Rede von der "kontrollierten Öffnung nach rechts." Kein Flügel, keine Strömung verteidigt mehr die in Ruhstorf vorgenommene Abgrenzung. Auch der um bürgerliche Respektabilität bemühte Exponent Rolf Schlierer sagte auf dem Parteitag: "Gesprochen worden ist heute über eine Öffnung. D.h.: wir werden offen sein gegenüber Leuten, die aus nationalliberalen Motiven von der F.D.P. zu uns kommen, von einer SPD nach der Vorstellung Kurt Schumachers her; und selbstverständlich werden wir auch offen sein gegenüber Leuten, die von anderen Rechtsparteien zu uns kommen." Der brav auftretende Schlierer könnte dafür freilich auch ein ureigenes persönliches Motiv haben: laut einer Pressemitteilung der NPD vom 15. 12. 1994 ist Schlierer (der von 1973 - 79 in Gießen Medizin und von 1981 - 88 in Tübingen Jura studierte) nämlich mit Datum vom 7. 5. 1974 in den "Nationaldemokratischen Hochschulbund" (NHB) eingetreten und "ehemalige(r) Aktivist des NHB". Schlierer behauptet indes, er habe damals nur dem NHB bei einem Prozeß gegen den AStA geholfen. Als Medizinstudent im 2. Semester ? 1976 - 79 war Schlierer dann Mitglied im CDU-nahen RCDS (Ring Christlich- Demokratischer Studenten). Franz Schönhuber: "Fundamentale Opposition, Sozialpatriotismus" Franz Schönhuber rechnete kurz nach Beginn des Parteitags mit einer gut einstündigen Rede mit seinen Gegnern in und außerhalb der Partei noch einmal ab. Die Versuche, salon- und koalitionsfähig zu werden, verwirft Schönhuber: "Die Versuche mit der Koalitionsfähigkeit sollten wir vergessen. Es wird niemand mit uns koalieren. Das ist ein Denken in paradiesischen Zuständen ... Ich will nicht die Füße unserer Kerkermeister küssen, ich will nicht dem Herrn Kanther Pfötchen geben und betteln." Und deutlich an Rolf Schlierer gerichtet, der am 11. 11. 1994 in der "Jungen Freiheit" ein Interview unter dem Titel "Wir werden die Nationalliberalen sammeln" gegeben hatte, widerspricht Schönhuber: "Wenn ich dann höre 'Wir wollen nationalliberal sein', warum geht man dann nicht in die F.D.P., um deren nationalliberalen Flügel zu stärken; der hat das nötig, so klein, wie er ist. Es wird niemand von der F.D.P. zu uns kommen, was soll er bei uns ? Bei uns kann er nur stigmatisiert werden." Sein Freund Hellmut Diwald, der 1993 verstorbene Erlanger Historiker, habe ihm kurz vor seinem Tode gesagt: "Vergiß die Konservativen, vergiß die Liberalen, wenn's eisenhaltig wird, laufen die davon." Schönhubers Konzept lautet daher: "Unsere Chance kann nur sein, eine fundamentale Opposition zu betreiben. Fundamentale Opposition heißt nicht außerparlamentarisch. Aber sie muß radikal sein, d.h. sie muß an die Wurzel gehen." Perspektivisch setzt Schönhuber auf Kräfte, die nach ihm kommen und auf Veränderungen, die von außen kommen, von Osten: "Eine mürbe gewordene Kriegsgeneration tritt ab, die Nachgeborenen haben die Umerziehung verinnerlicht. Es bleibt als Vision die junge Generation." Sodann schildert er eine Jugend im Osten ("Mitteldeutschland"), die von Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Verlogenheit der eigenen "Wendhälse-" Eltern geprägt sei. "Es kommt das Gefühl hinzu, von der Welt verlassen zu sein. So ist das ein hochexplosives Gebräu, das sich da und dort in kriminellen Ausschreitungen entlädt. Ich verurteile das. Aber muß man denn Halbwüchsige, Kinder, in Handschellen durch Magdeburg treiben, ... es fehlten nur die Fußfesseln ?" Von der behäbigen Wohlstandsgesellschaft wendet Schönhuber sich ab: "Bertolt Brecht hatte noch nie so recht wie heute: Erst kommt das Fressen und dann die Moral... Ex oriente lux, aus dem Osten das Licht. Deshalb glaube ich, daß die große Erneuerungswelle von Osten kommt, wo die Menschen nicht mit Wohlstandsbäuchen gesegnet sind, sondern hart ums Überleben kämpfen." Programmatisch versucht Schönhuber, mit Sozialdemagogie die Unzufriedenen und sozialen Verlierer anzuziehen. Hier kommt er zu historischen Vorbildern: "Mein Vater war Nationalsozialist. Kein Hitler-Anhänger, sondern Strasser-Anhänger. Und dieser Strasser hat einmal den wichtigen Satz gesagt von der tiefen antikapitalistischen Sehnsucht des deutschen Volkes'. Ich bin ein linker Rechter, ... ich bin ein dem Sozialen zutiefst verpflichteter Mann. Das ist die Hauptaufgabe unserer Partei." Neben den Brüdern Strasser, den Köpfen des "antikapitalistischen" Flügels der NSDAP, beruft Schönhuber sich auch noch auf einen weiteren "linken" Nationalisten, einen Kopf der 'Nationalrevolutionäre': "Ernst Niekisch, Prof. Niekisch, sagte einmal: Die feige Unterwürfigkeit gegenüber fremden Besatzungsmächten ist nur eine Verlängerung des althergebrachten Untertanengeistes der Deutschen." In Anlehnung an solche "linken" Traditionen im radikalen Nationalismus versucht Schönhuber eine Vermengung von "nationaler" und "sozialer Frage": "Die Grundpfeiler müssen sein >national< und >sozial<, aber nicht nationalistisch und sozialistisch. Der Grundpfeiler muß sein der soziale Patriotismus. Wenn wir versuchen, ein Gemischtwarenladen zu werden, hier ein bißchen, dort ein bißchen, haben wir ein für alle mal verloren." Vor Abstrichen und Mäßigungen, in dem Bemühen, bündnisfähig zu werden, warnt Schönhuber: "Wir könnten auf dem Münchener Marienplatz das Ave Maria singen, unsere Gegner würden nur das Horst-Wessel-Lied heraushören... Sie können auf den Knien durch die Welt rutschen, sie werden Ihnen sagen: Du kniest zu wenig, du mußt auf den Bauch." Über solche Versuche macht der alte Parteichef sich lustig: "Ich weiß, daß es vielleicht, an dem verzweifelten Bemühen lag, akzeptiert zu werden, daß in Baden-Württemberg einige Parteifreunde bei der Lichterkette teilnahmen und ein Kerzlein trugen. Das ist nun deren Problem. Ich werde niemals dort mitmarschieren." Und als Warnung, was aus der Partei sonst werden könne, zitiert er Franz Josef Strauß am 16. 3. 1970 in Bad Reichenhall: >Man muß sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionär sind, man kann sich ihrer hinterher entledigen. Mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein !< "Ich beschwöre Sie: Werdet niemals die Hilfstruppen der etablierten Parteien !" Rudolf Krause Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und Sprecher des "Deutschland-Forums" Dr. Rudolf Krause, Tierarzt aus Sachsen-Anhalt, trat zwischen den inhaltlichen Polen der Partei mit einer Art zentristischen Position an. "Nun sind drei Strömungen in der Partei vorhanden: die Troika," (gemeint sind Rolf Schlierer, Christian Käs und Alexander Hausmann, die im Bundesvorstand die Abesetzung Schönhubers nach dessen Treffen mit Dr. Frey im August 94 betrieben hatten,) "diejenigen, die sagen: >Wir werden nicht mit jenen paktieren, die die Partei in eine Krise getrieben haben,< (gemeint ist der bayerische Landeschef Wolfram Hüttl, der ankündigte, wenn "ein Königsmörder" zum Bundesvorsitzenden gewählt werde, trete er in Bayern von seinem Amt zurück) "und diejenigen, die die Einheit der Partei wollen." Um fortzufahren: "Wir wollen die Einheit der Partei unter Einbeziehung aller ihrer tragenden Flügel." Ansonsten legt Dr. Krause den Schwerpunkt nicht auf Politikkonzepte, sondern auf die Beschwörung der Werte, die der Partei doch gemeinsam seien - um sich so der Polarisierung in Schönhuber-Anhänger und -Gegner zu entziehen. Ein paar Kostproben: "Und wer sich heute nicht einsetzt, der soll sich nicht wundern, wenn es in 10 Jahren verboten wird, Vater und Mutter auf deutsch zu sagen. ... mutig, sauber und anständig. Wir sind die Partei der deutschen Familien, wir sind die Partei der ganz Normalen ... Der typische Republikaner ist ein fleißiger Familienvater, eine treusorgende Mutter, ein anständig erzogenes Kind seiner Eltern - meine jedenfalls sind's ... Keine perversen Phantasien der (Hollywood-Kultur), Hitchcock und wie die Lügenimperien alle heißen... Schaut hier in diesen Saal, schaut in diese Gesichter: anständig, ehrlich, mutig, charakterfest, und darüberhinaus zahlreiche bildhübsche Frauen und Mädchen. Wir können aufeinander stolz sein als eine anständige deutsche Familienpartei. ... Ehrfurcht gegen Vater und Mutter, Ehrfurcht auch gegenüber dem Vaterland..." Neben diesem in dröhnender Lautstärke vorgetragenen Geisterbahn-Szenario setzt Dr. Krause aber auch politisch Meilensteine, die Schlimmes befürchten lassen: "Wir werden Kränze niederlegen für die Opfer des Völkermords in den Städten. Wir werden gemeinsame Veranstaltungen machen mit Überlebenden der Bombadierungen, mit Überlebenden der Vertreibung..." Und: "Wer uns Antisemitismus vorwirft, der soll doch einmal die Evangelien lesen, wie Jesus Christus mit seinen eigenen Volksgenossen umgegangen ist..." Schlierer: "Rechtsdemokratische Partei" Der stets brav und beinahe wie ein Abiturient wirkende Rolf Schlierer, Doktor in Jura und Medizin, Vorsitzender der Landtagsfraktion in Stuttgart, konstatierte zu Beginn seiner Rede: "Ich stimme mit meinem Parteifreund Dr. Krause in fast allen Punkten überein..." Selbst hielt er sich knapp, überwiegend bei Allgemeinplätzen. Schlierers Konzept ist die Professionalisierung der Partei. Wichtigstes Anliegen Schlierers ist der "Weg von unten nach oben in die Parlamente, durch die kommunalen Parlamente". Dort müsse die "Partei ein Gesicht gegenüber dem Bürger gewinnen, im buchstäblichen Sinne, dort werden die Republikaner mit Personen identifiziert". Politisch steht Schlierer für eine "rechtsdemokratische Partei". Auch Schlierer spricht von einem "beachtlichen Protestpotential in Deutschland, das für uns jederzeit aktivierbar ist." Schlierer meint damit jedoch etwas anderes als Schönhuber. In seiner schriftlichen Presseinformation heißt es: "Harte statistische Daten über unsere Wählerschichten gibt es bisher nur aus Baden-Württemberg. Danach wählen uns nicht die sozial Entwurzelten und angeblichen Modernisierungsverlierer, sondern diejenigen, die etwas zu verlieren haben... Mit dem Politklamauk rechter Bewegungen haben diese Wähler nichts zu tun." Politisches Thema für Schlierer ist demnach zuvörderst die "Innere Sicherheit": "Wir haben 1989 als Wiedervereinigungspartei Erfolg gehabt, als Ein- Punkt-Partei. Wir haben 1992 als Asylpartei Erfolg gehabt, wieder als Ein- Punkt-Partei. Wir werden 1995 oder 96 wieder Erfolg haben, wieder als Ein-Punkt-Partei mit dem Thema >Innere Sicherheit<." Schlierer konstatierte auf dem Parteitag: "... wir stehen für den Staat. Wir sind für den starken Staat, weil wir keinen starken Mann haben wollen in Deutschland. Wir wollen, daß dieses Land das Land unseres Volkes und unserer Nation bleibt. ... Wir werden die Partei sein, die sich gegen die Streichung des deutschen Volkes aus dem Grundgesetz wenden wird." Man wird Schlierer nicht einfach als "Gemäßigten" behandeln können, der auch in die CDU passen würde. "Im Jahr 1986 wurde der damalige Pressesprecher der REPs vom 'Stern' als Antisemit entlarvt. Einer Reporterin der Illustrierten, die sich unerkannt in der südwestdeutschen Republikaner-Szene bewegen konnte, soll Schlierer gesagt haben, (daß) ...jüdische Emigranten aus Deutschland >vermutlich aus später Rache alles daransetzen, das deutsche Volk zu vernichten<." (Aus: "Südkurier" Konstanz, 26. 8. 94. Die Jahreszahl dürfte falsch sein, da Schlierer 1987 den REPs beitrat.) Jedoch widerspricht er Schönhuber mit seinen "fundamentaloppositionellen" Vorstellungen. "Ich glaube nicht, daß wir in einem Ghetto oder einem Kerker uns befinden... Es gibt ein berühmtes Wort aus dem Reichstag, wo ein Sozialdemokrat sagte: >Wir sind wehrlos, aber nicht ehrlos<. Ich sage heute: Wir sind weder wehrlos noch ehrlos. Wir haben Prozesse gewonnen, auch gegen die Gewerkschaften, durch drei Instanzen gewonnen gegen die linksextremistische IG Medien..." Schlierers Stellvertreter als Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag, Dietmar Donnerstag, auch in Schlieres Lager stehend, erwiderte auf Schönhuber: "Wir leben in einer Demokratie... und von >System< zu sprechen mit einem abfälligen Unterton, halte ich für verfehlt und führt in eine falsche Richtung." Bisweilen ähneln die Debatten über den Stellenwert der Parlamentsarbeit und um Fundamentalopposition strukturell spiegelbildlich jenen, die bei den GRÜNEN in den 80er Jahren geführt wurden. So führte ein Delegierter aus Mannheim das aus jenen Debatten her bekannt klingende Argument an: "Wenn man in einem Kommunalparlament sitzt, kann man keine fundamentale Opposition propagieren, (Zwischenruf: "Warum nicht ?"), da muß man Konzepte und Lösungsvorschläge anbieten." Personalentscheidungen: keine Richtung festgelegt Bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden setzte sich Rolf Schlierer mit 335 Stimmen von 598 abgegeben (595 gültigen) Stimmen durch gegen Rudolf Krause mit 224 Stimmen. Der dritte Bewerber, Wolfram Hüttl, fiel mit 33 Stimmen schmählich durch. Er hatte sich an den "großen Vorsitzenden" Schönhuber angehängt und erklärt, er werde nicht mit "Königsmördern" zusammenarbeiten, also mit dem Schlierer-Flügel. Selbst ist Hüttl jedoch eine schwache Figur; er verzichtete auch darauf, eine eigene Rede auf dem Parteitag zu halten, sonden forderte mit einem Satz dazu auf, ihn zu wählen. Die Entscheidung gegen Hüttl sagt daher wenig aus über die Verankerung der Schönhuber-Position. Die Wahl der fünf stellvertretenden Bundesvorsitzenden korrigierte den Sieg des Schlierer-Flügels wieder etwas: Dr. Krause war mit 388 Stimmen klarer Sieger. Auch die Berlinerin Ingeborg Seifert, eine Schönhuber-Anhängerin (276), und die Schlierer-Anhängerin Uschi Winkelsett (312 Stimmen) kamen im ersten Wahlgang durch. Schlierer hatte den Parteitag gebeten, ein Personalpaket nach seinen Vorstellungen zu wählen; dieses wurde jedoch aufgetrennt und blieb teilweise erfolglos. Alexander Haussmann aus Bayern, der personifizierte "Königsmörder" (er leitete in Bayern die Absetzung Schönhubers ein) und noch dazu von einem Parteifreund in Bayern in einem Brief als "Halbjude" angegriffen, fiel mit 182 bzw. 144 Stimmen in beiden Wahlgängen durch. Chrsitian Käs, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, der dritte Mann der Schlierer-"Troika", schaffte es im 2. Wahlgang mit 168 Stimmen (vorher 214). Zweifellos hat Schlierer das Rennen um das Chefamt nur deswegen geschafft, weil Baden-Württemberg der erfolgreichste Landesverband ist (Landtagswahl 5. April 1992: 10,9 %) und den Schwerpunkt der erfolgreichen Parlamentsarbeit bildet. Die Landtagsfraktion in Stuttgart ist das neue Machtzentrum der Partei, wenn auch innerparteilich bei den Vorstandswahlen geschwächt. Dies gilt zumindest bis zu den nächsten Landtagswahlen in Baden- Württemberg im Frühjahr 1996. Schlierer wurde deswegen gewählt, weil er in der bisherigen Praxis für den Erfolg steht. Eine klare Festlegung des politischen und ideologischen Kurses hat damit indes noch nicht stattgefunden. - -- (Bernhard Schmid) REPs demnächst pleite ? - ----------------------- Reichlich Ärger gab es auf dem Sindelfinger Parteitag der REPs um den Schatzmeister Klaus-Dieter Pahl. Aufgrund neuer Bestimmungen des neugefaßten Parteiengesetzes hatte dieser eine Frist versäumt, um Gelder für die Wahlkampfkostenerstattung zu beantragen. Eine Summe zwischen 3,7 und 3,8 Millionen Mark ist den REPs damit entgangen. Auf dem Parteitag führte dies teilweise zu Panik bei Delegierten ("Sind wir bankrott, oder was ?"), die Herr Pahl mit dem Hinweis zu beruhigen versuchte, es seien noch 1,4 Millionen in der Kasse. Herr Wörtz, Landesschatzmeister in Niedersachsen, der die Finanzen im Bundesgebiet prüfte, gab an, es befänden sich derzeit 800 000 DM in der Kasse oder auf Konten, und im nächsten Jahr stünden 500 000 DM durch den Parteien-Chancenausgleich in Aussicht. Unklar ist, ob diese Summenangaben bereits berücksichtigen, daß die REPs bereits ausgezahlte Gelder an die Bundestagsverwaltung werden zurückzahlen müssen. Wegen Versäumens der Antragsfrist 1994 wurde nämlich ein Teil der Wahlkampfgelder aus den Jahren 1991 bis 1993 ohne Rechtsgrundlage an die Partei ausgezahlt. Voraussichtlich müssen die REPs rund 2,7 Millionen zurückzahlen; laut einer Äußerung des baden-württembergischen Landesvorsitzenden Christian Käs gegenüber der Agentur dpa liege dem Bundesverband bereits ein Rückzahlungsbescheid über 1,8 Millionen Mark vor. Am Dienstag, 20. 12. meldete "Die Welt": "Republikaner müsen auch Stuttgart Geld zurückzahlen ... Der dortige Landesverband muß voraussichtlich rund 400 000 Mark an das Land zurückzahlen." Die Partei will aber auf Landesund Bundesebene gegen die staatlichen Rückförderungen klagen. -- (BhS) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* SPD-Wiczek und der "Schlesier" Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 1922 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** SPD-Wilczek bei und in dem Blatt "Der Schlesier" - ------------------------------------------------ Köln. Wieder einmal läßt das halbfaschistische Blatt Der Schlesier die Kölner Familie Wilczek hochleben. Bereits am Anfang des Jahres gratulierte das Blatt Gerhard Wilczek zum 70. Geburtstag. Er ist Mitglied der SPD, war jahrelang im Rat der Stadt Köln. Er ist in diversen Karnevalsvereinen und Mitbegründer der Bundesvereinigung der Breslauer und heute noch deren Vorsitzender. Wilczeks Breslauer Sammlung sitzt bis heute noch in städtischen Räumen an der Marktmannsgasse. Der Schlesier gratulierte am 9. Dezember nun Frau Wilczek zu ihrem 70. Die Grußworte stammen aus der Feder von Robert Müller-Kox, dem 1. Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Breslauer e.V. Da schließt sich also wieder der Kreis. Den Schlesier muß man weit rechts von den Vertriebenenverbänden einstufen. Der Bundesverband der Vertriebenen gibt immer vor, mit dem Verband nichts zu tun haben zu wollen. Die Behauptung von Kölner Sozialdemokraten, daß Wilczek eine mäßigende Rolle bei den Vertriebenen spielen würde, ist also unwahr. In der neuesten Ausgabe des Schlesier bedankt sich der Chefredakteur für die Unterstützung bei der Familie Wilczek und bei vielen anderen namentlich genannten Personen. -- (jöd) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Faschistischer Staedteplaner soll nicht mehr verewigt bl Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 7225 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elektronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln E-mail: J.DETJEN@LINK-K.cl.sub.de Fileserver: INFORM@NAD-MEER.gun.de ***************************************************************** Faschistischer Städteplaner soll nicht mehr verewigt bleiben - ------------------------------------------------------------ Am 9. November 94 sprach sich der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover dafür aus, bei der Stadt Hannover die Umbenennung der Konstanty-Gutschow-Straße, Postadresse der MHH, zu beantragen. 1982 war die vormalige Ost-West-Straße nach dem Architekten und Planer der MHH umbenannt worden. Im Juli 1933 trat Gutschow in die SA ein, wurde "Hauptsturmführer" und gehörte zu den fünf besten Städteplanern Hitlers. Nach Kriegsende erhielt er den Mitläuferpersilschein und war schon bald wieder einer der Großen in der Städteplanung. Die Straßenbenennung nach Gutschow wurde bei der Stadt v.a. von Stadtbaurat Adrian forciert.- - (rec) Viele Nazigrößen aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen befanden sich nach 45 wieder in ihren gewohnten, wenn nicht höheren Positionen. Gutschow und Hillebrecht in einer Reihe mit vielen weiteren Architekten und Städteplanern, keine Ausnahme sondern Regel. Daß aber "das Konzept einer Stadtlandschaft vom selben Architekten am selben Reißbrett mal im Reformkurs der zwanziger Jahre, mal als rassistisches Siedlungsschema im eroberten Osten, mal als Vision eines bescheidenen Wiederaufbaus gezeichnet und erläutert werden" (1) konnte, wirft ein Licht auf den Nutzen der Architektur. Was kann das sein, was gleichzeitig in der inhumansten aller Gesellschaftsformen zu größter Blüte gelangte und als grandiose Wiederaufbauleistung gefeiert wurde ? Auf der ersten Constructa 1951 in Hannover lassen sich Gutschow und Hillebrecht als Visionäre feiern, mit Planungen, die sie bereits ab 1943 im "Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte" entwarfen. "Ist dieser massive, eintönige Kasernenstil wirklich Ausdruck unseres Wollens oder ist auch er nur Bequemlichkeit ?" so eine kritische Stimme zur ersten Constructa. (2) 1930 gab Alexander Schwab unter dem Pseudonym Sigrist das "Buch vom Bauen" heraus, in dem er die moderne Bauweise, die wir an heutigen Neubauten als immer noch genauso modern feststellen können, als Ausdruck der "Taylorisierung" der Welt bezeichnete. Die Neubauten der Mietskasernen (genannt "Wohnungen für das Existenzminimum") mit ihrer Gleichförmigkeit und Auswechselbarkeit beförderten das "Nomadentum des modernen Großstädters", heute besser bekannt unter "Mobilität". Schwab ging es nicht darum, einer ländlich beschränkten Idylle das Wort zu reden. Er forderte "eine bedürfnisgerechte Planung, die vom Wohnungs- bis zum Städtebau alle Lebensbereiche mit einbezieht und, über den bloß organisatorischen Funktionalismus hinaus, einfühlsam auch soziale, psychische und ästhetische Dimensionen erschließt" (3). Er wird 1936 von der Gestapo verhaftet und kommt 1943 im Zuchthaus Zwikkau um. Nur in den Anfängen der NS-Herrschaft, sozusagen als Köder für Traditionalisten, herrschte die völkisch-idyllische Bauweise vor. Moderne Bauten wurden als "Kulturbolschewismus" bezeichnet, "Kultur aus Blut und Boden" dagegen beschworen. Nach der Stabilisierungsphase des Faschismus jedoch, im Zuge der Kriegsvorbereitungen wurde die Architektur im höchsten Maß Abbild der "Taylorisierung" der Welt. Deutschland: Zuchthaus als Gesamtkunstwerk. "Das Wohnen, als grundlegende Voraussetzung für die Erhaltung des völkischen Bestandes und das Arbeiten als Verpflichtung der Lebenserfüllung", das war das Konzept für eine "organisch", nämlich nach sogenannten Kernortsgruppen der NSDAP gegliederte Stadt.(4) Die totale Planung, wie überhaupt die machtbesessene Bautätigkeit, waren nur möglich aufgrund von Vertreibung und Vernichtung durch Arbeit derer, die nicht zum "völkischen Bestand" gehörten. In dem Film "Das neue Hamburg" ("die thede", 1989) erzählt Hillebrecht von seinem Besuch des Klinkerwerks Neuengamme; auf die Frage, ob er gewußt hätte, daß die Steine aus einem KZ kommen: "Wir hatten die Vorstellung, na ja, das wird ein Arbeitslager sein." Gutschow 1944 in einem Vortrag über "das neue Hamburg": "Nun haben die Bomben des Feindes viele dieser minderwertigen Flächen im Stadtkörper (gemeint sind die alten Arbeiterviertel, d.V.) vernichtet ... dieses Werk der Zerstörung wird Segen bewirken ... ein Gewinn, eine Befreiung zu neuen Möglichkeiten." Karriereplanung für die Nachkriegszeit. Was nach 1945 städtebauliche Praxis wurde, war bereits 1942 formuliert: niedrige Besiedlungsdichten, weiträumige Gestaltung, Trennung großer oder kriegswichtiger Industrien von der Wohnbebauung, der Wehrgedanke als Grundlage der Stadtplanung. Die unterirdischen Anlagen der Medizinischen Hochschule erinnern nur zu deutlich daran. Allein der Name Bettenhaus, immerhin sollen hier Menschen genesen, spricht für sich. Die "autogerechte Stadt" - - Speers Berlinplanung läßt grüßen mit Nord-Süd-, Ost-West-Achsen und einem System von Ringstraßen. Lassen wir zum Schluß den Ehrenbürger Hannovers, Hillebrecht mit einem weitblickenden Zitat von 1948 zu Wort kommen: "Der Aufbau unseres Landes kann nicht aus der Perspektive von 4 Zonen oder 18 Ländern erfolgen, sondern nur im Rahmen Europas oder der Welt und aus einer einheitlichen deutschen Perspektive."(6) -- (rec) (1) Werner Durth: deutsche Architekten, dtv, 1992, S.9; (2) ebd., S. 393; (3) ebd., S. 99; (4) "Volk, Raum und Landschaft", Ausgabe 9; (5) Staatsarchiv HH, Bestand Gutschow; (6) Hillebrecht, Dähn: Fundamente des Aufbaus, HH 1948l Zwei Karrieren - -------------- Konstanty Gutschow trat 1933 in die SA ein, 1937 in die NSDAP. 1939 Ernennung zum Architekten des Elbufers, 1941 zum Architekten für die "Neugestaltung der Hansestadt Hamburg", Leiter des "Amts für kriegswichtigen Einsatz", 1943 Berufung in den "Arbeitsstab Wiederaufbauplanung zerstörter Städte" unter Speer. Bei der Entnazifizierung als "Mitläufer" eingestuft, 1949 Berater der Aufbaugemeinschaft Hannover. 1961 Gesamtplanung für die MHH. 1962 Ernennung zum Professor durch die Landesregierung NRW, 1981 Umbenennung der Ost- West-Str. in Konstanty-Gutschow- Str. Rudolf Hillebrecht war seit 1937 engster Mitarbeiter Gutschows u.a. im Amt für kriegswichtigen Einsatz, Abteilung "Technischer Einsatz", von 1943-44 im "Arbeitsstab Wiederaufbauplanung zerstörter Städte". 1948 Stadtbaurat in Hannover, 1960 und 72 wiedergewählt. Ab 63 Mitglied des Vorstands des Planungsverbandes Großraum Hannover. 1951 Honorarprofessor der TU Hannover, 1980 Ehrenbürger der Stadt Hannover, Ehrensenator der MHH, vielfache Ehrungen. (aus: W. Durth, deutsche Architekten - anr) - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/MAGAZINE Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN9426* Aboschnipsel Datum : Sa 31.12.94, 00:00 (erhalten: 31.12.94) Groesse : 2581 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************************** Antifaschistische Nachrichten ***************************** Wir erscheinen alle zwei Wochen mit: - - Nachrichten, Berichten und Dokumenten über antifaschistische Aktionen - - Meldungen und Hintergrundinformationen über faschistische Organisationen - - regelmäßiger Beobachtung der faschistischen Presse - - Informationen zur Asyl- und Ausländerpolitik, zu Revanchismus und Militarismus Die Antifaschistischen Nachrichten kann man im Abonnement beziehen. Eine Auswahl der Artikel wird in das CL-Netz (unter /CL/Antifa/Magazine) und das FIDO-Netz (Antifa.ger) eingegeben. Nachdruck bitte mit Quellenangabe und Belegexemplar. Vorteile eines Abonnements der Papierausgabe: - - Die elektronische Ausgabe erscheint aus technischen Gründen mit einigen Tagen Verspätung und enthält nur etwa die Hälfte aller Artikel. - - Abonnenten der Papierausgabe erhalten Jahresregister, die für Archivzwecke gut geeignet sind. - - Nur durch möglichst zahlreiche Abonnements kann das Erscheinen der AN auch in Zukunft gesichert werden. Wir freuen uns über Zuschriften. Redaktionsschluß: alle ungeraden Wochen freitags. Redaktion und Herausgabekreis sind zu erreichen über: GNN-Verlag, Postfach 260226, 50674 Köln, Tel.: (0221) 211658, Fax: 215373, Mailbox: J.Detjen@Link-K.cl.sub.de Schülerabo - ---------- Ab sofort können Schülerinnen und Schüler ein Jahresabonnement der Antifaschistischen Nachrichten zum ermäßigten Preis von 54,- DM beziehen. - ---------------------------------------------------------------- Hiermit bestelle ich ... Stück pro Ausgabe der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Halbjahres-Abo (13 Hefte = 36,40 DM incl. Porto) o 1 Halbjahres-Förder-Abo (13 Hefte = 39 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Abo (26 Hefte = 72,80 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Förder-Abo (26 Hefte = 78 DM incl. Porto) o 1 Jahres-Schüler-Abo (26 Hefte = 54,- DM incl. Porto - gegen Nachweis) o 1 Probeheft der Antifaschistischen Nachrichten o 1 Einzugsermächtigung: Ich ermächtige den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten meines Girokontos abzubuchen (ansonsten gegen Rechnung). Name Straße PLZ/Ort Konto-Nr./BLZ Datum/1. Unterschrift Ich habe davon Kenntnis erhalten, daß ich diese Abonnement-Bestellung innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen kann (Datum des Poststempels). Datum/2. Unterschrift - --- *straighten zee nicht mit einem duetschen venn zee mewden sint* ## CrossPoint v3.02 R ## -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6 iQCVAgUBLwShVHugUuenT591AQH4EQQAhce9+sllSwqolzAn5DEHwcqqz5MiUa5S sPftddwctwyLpP5h2CKTIVz15EX9Owem/j9agA81ENKdNFY+K0s66YblE6sB9bti 9MqH+z5YmdNbtvv5sy/0C1XLVsWVwy8gWQqf+SrcXNYsevuOIMHZjxSejdYkotEf t3ilVIoDRIM= =s/Zu -----END PGP SIGNATURE-----