-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail oder per Diskette mit frankiertem Rückumschlag bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Sie erhalten die gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadressen: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Fido Martin Dietzsch 2:2440/225.27 Die AN-Redaktion ist zu erreichen unter dem Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 12. Oktober 1994) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Anfrage Trittin zu Antifa (M) Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3144 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** "Ehrlose" Autonome - ------------------ Hannover. Kleine Anfrage des Abgeordneten Trittin (Bündnis 90 / Die Grünen) an den nds. Landtag vom 1. 9. 94: "Die Autonome Antifa (M) aus Göttingen hat durch einen Anwalt eine Strafanzeige gegen Gerhard Glogowski und andere gestellt, weil diese öffentlich unter anderem durch Pressemittteilungen und den Verfassungsschutzbericht 1994 - die Behauptung aufgestellt haben, die Autonome Antifa (M) beziehungsweise Angehörige von ihr unterhielten Kontakte zur RAF. Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens unter anderem wegen Beleidigung, Verleumdung, falscher Verdächtigung und der Verfolgung Unschuldiger wurde jedoch von der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig abgelehnt, "weil die genannte Personengemeinschaft im Gegensatz zu einer Partei oder einem Verein nicht über eine rechtlich anerkannte soziale Aufgabenstellung' verfügt. Es handelt sich vielmehr um eine Gemeinschaft, die sich nach ihrem geäußerten Selbstverständnis nicht den staatlichen Spielregeln' unterwirft und damit ... als solche keinen strafrechtlichen Schutz gegen Ehrverletzung beanspruchen kann." (Presseerklärung vom 18. 8. 94) Im übrigen ginge der Vorwurf auch in der Sache fehl. "Die bloße Behauptung des Anzeigenerstatters, die entsprechenden Äußerungen entsprächen nicht den Tatsachen, ist nicht geeignet, ernsthafte Zweifel an dem Wahrheitsgehalt (der Äußerungen von Gerhard Glogowski und anderen, J.T.) zu begründen, zumal Mitglieder der A.A. (M) Kontakt zu Gefangenen der RAF öffentlich eingeräumt hätten." (ebd.) Ich frage die Landesregierung: 1. Worauf stützt sie die Auffassung, daß Gemeinschaften, die sich nicht den "staatlichen Spielregeln unterwerfen" und nicht über eine "rechtlich anerkannte soziale Aufgabenzuweisung" verfügen, gegenüber Beleidigung, Verleumdung, falscher Verdächtigung, Verfolgung Unschuldiger und anderer Delikte keinen Strafrechtsschutz beanspruchen können ? 2. Wie erwerben Gemeinschaften eine "rechtlich anerkannte soziale Aufgabenzuweisung" ? 3. Wie sind jene "staatlichen Spielregeln" definiert, deren Unterwerfung Gemeinschaften das Privileg strafrechtlichen Schutzes gegen Ehrverletzung gewährt ? 4. Welche Fakten liegen der Behauptung der Landesregierung zugrunde, wonach "1993 erstmals konkrete Verbindungen zwischen AA(M)' und dem RAF-Umfeld bekanntgeworden" seien - so der Verfassungsschutzbericht 94 ? 5. Welche Form der Kontakte zu in staatlichem Gewahrsam befindlichen Strafgefangenen der RAF von wie vielen Mitgliedern welcher Organisation bedarf es, damit dieser durch staatliche Stellen ungestraft Kontakte zur RAF nachgesagt werden kann ?" ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Aufstieg des Joerg Haider Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 19800 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Der aufhaltsame (?) Aufstieg des Jörg Haider - -------------------------------------------- Im Jahr 1986 übernahm Jörg Haider, ein Mann des deutschnationalen Flügels, den Vorsitz der FPÖ. Die "Freiheitliche Partei Österreichs" lag damals in Umfragen zwischen 1 und 2 %. Wegen dieser Machtübernahme der "Nationalen" in der FPÖ platzte die Koalition mit den Sozialdemokraten der SPÖ auf Bundesebene. Bei den anschließenden Neuwahlen verdoppelte die FPÖ ihren Stimmenanteil von vorher knapp fünf auf knapp zehn Prozent, die Großparteien SPÖ und Volkspartei verloren zusammen über 200 000 Stimmen. "Die Presse" in Wien titelte damals alarmierend: "Die letzte Chance der Altparteien." Seither ist jede Wahl nach diesem Muster abgelaufen. Im Oktober 1990 verlor die Große Koalition weitere 600 000 Wähler, ganz überwiegend an die FPÖ, und dieses Mal noch einmal 800 000. Die bisherigen Großparteien SPÖ / ÖVP wurden am 9. Oktober 1994 noch von ganzen 48 % der Wahlberechtigten gewählt und haben mit zusammen noch 62,97 % der abgegebenen Stimmen erstmals ihre Zweidrittelmehrheit im Parlament eingebüßt. Strahlender Sieger: einmal mehr Jörg Haider. Noch nie gab es so viele WechselwählerInnen wie bei dieser Wahl, circa 900 000 das bedeutet jede fünfte Stimme - haben ihre Partei gewechselt. Jeder zweite davon ging zur FPÖ. Unter den Männerstimmen hat die FPÖ bereits die Volkspartei, dereinst eine von zwei tragenden Säulen der österreichischen Republik, überholt; dasselbe gilt bei den Stimmen aller unter 29jährigen Wähler/ innen. 30 % der männlichen Rentner haben ihre Partei gewechselt. Fast alle zur FPÖ. Die traditionellen Blöcke, und damit auch die traditionelle Orientierung am Milieu (gewerkschaftlich für die SPÖ, katholisch für die ÖVP) brechen ein. Die Führerpartei fI-g10Die FPÖ ging 1955 / 56 aus dem als Sammelbecken der Nazibelasteten fungierenden "Bund der Unabhängigen" hervor und führt die spezifisch österreichische Tradition des "Dritten Lagers" jenseits von Sozialdemokratie und Dörflich-Klerikalen fort, das eigentümlich zwischen Liberalismus und Deutschnationalismus / Nazismus schillert. Während einer kurzen Periode in den 70er Jahren hatte die Partei sich, taktisch motiviert, auf Positionen des Liberalismus gestellt und in Koalition mit der SP regiert, die mit der Ära Haider abrupt endete. Unter Jörg Haider hat die "Freiheitliche Partei" sich in eine Führerpartei mit nahezu totalitären Zügen umgewandelt. Das zeigte sich 1991, als Haider wegen seiner berüchtigten Äußerung zur "ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich" als Regierungschef des Landes Kärnten abtreten mußte: von Klagenfurt begab er sich nach Wien ins Parlament. Vor ihm standen rund 25 Personen auf der Liste. Von einem nach dem anderen errang Haider eine "Verzichtserklärung", so daß er schließlich über die Köpfe aller 25 hinweg in den Nationalrat einzog, um "die Opposition zu führen". Für das laufende Jahr etwa hat die FPÖ einen Kalender "Jörg 1994" herausgegeben, der auf jeder Seite eine Abbildung des starken Mannes der Partei zeigt, als Sunnyboy, als durchgestylten Typen, als Sportsmann, im Trachtenlook... Der Rächer der Enterbten Zu Haiders Erfolgsrezept zählt, daß er sich meisterhaft auf soziale Demagogie versteht. Bei den Gemeinderatswahlen im Herbst 1991, bei denen die FPÖ in Wien mit 22,5 % ihre Mandate verdreifachte, gewann die Haiderpartei in "Arbeiterbezirken mit hohem Ausländeranteil" bis zu 60 %. Und als das durch die FPÖ initiierte Anti-Ausländer-Volksbegehren "Österreich zuerst !" im Februar 1993 mit der Unterstützung von 7,4 % der Stimmberechtigten ein Flop wurde (wohl vornehmlich auch deswegen, weil der Spießer sich in dem Fall nicht in der Intimität der Wahlkabine verbergen konnte, sondern offen seine Unterschrift für das Volksbegehren im Rathaus leisten mußte) beobachtete die "Süddeutsche Zeitung" (3. 2. 1993), daß die Zustimmung in den Wiener Arbeiterbezirken besonders hoch sei. "Mir ist jeder kleine Arbeiter lieber als die blasierte Schickeria in den besseren Wohngegenden", so Haider in Graz, denn diese müsse es ja nicht Tür an Tür mit den Ausländern aushalten. Da die katholische Kirche sich aufgrund des Postulats "christlicher Nächstenliebe", v.a. aber auch aufgrund ihrer Nähe zum Establishment, welches das Haider- Volksbegehren bekämpfte, gegen die rassistische Hetze der FPÖ stellte, wurde intensiv das antiklerikale Register gezogen, worauf wiederum die vormals "rote" Wählerschaft besonders ansprach. Gleichzeitig kam es aber auch zur Annäherung zwischen Haider und rechten Klerikern wie dem umstrittenen fundamentalistischen Bischof Kurt Krenn; gemeinsam traf man sich auch in der Ablehnungshaltung gegen linke Pfaffen und "Politik von der Kanzel". Vor den Nationalratswahlen am diesjährigen 9. Oktober spielte Haider vor allem auf der Klaviatur des Sozialneids auf "Bonzenprivilegien", den er volksgemeinschaftlich aufzuladen und auf "unproduktive Polit- und Sozialfunktionäre" und "Bürokraten" zu lenken versteht. Haider selbst ist übrigens nicht nur Millionär und einer der reichsten Männer Österreichs, sondern auch Großgrundbesitzer im Kärtner Bärental, wo er, wie sich Mitte 1993 herausstellte, illegal Ex-Jugoslawen beschäftigte, natürlich ohne Sozialversicherung u.ä. Den "fleißigen kleinen Leuten" (O-Ton Haider) und Leuten der Wirtschaft - vor allem, aber nicht allein, den unter Konkurrenz der Großunternehmen leidenden Kleinen -, mit anderen Worten allen "produktiv Arbeitenden", wird gegen die "Schmarotzer" in Politik und Sozialstaat ein gemeinsames Interesse unterstellt. Nichts erwies sich im Wahlkampf als so zugkräftig wie Haiders Korruptions-Diskurs - namentlich im Fernseh-Wahlkampf, bei dem es weniger um Programme und Ideen, denn um oberflächliche Effekte und Stimmungsmache geht und wo man vor allem in der Kürze der Sendezeit alles behaupten kann und nichts beweisen muß. Nicht nur einmal, sondern mehrfach und immer wieder zog Haider in TV-Debatten unter dem Tisch Papptafeln mit horrenden Verdienst- und Pensionszahlen etwa von Funktionären der Arbeiterkammern (ein Mitbestimmungsorgan im österreichischen Klassenkompromißstaat) hervor, mit Korruptions- und "Abzock-" Vorwürfen gegen, teilweise anonyme, Funktionäre. Mit dieser Masche brachte der Robin Hood aus dem Bärental selbst den stets auf staatsmännische Wirkung bedachten Kanzler Vranitzky, wutschnaufend und stotternd, um seine Souveränität. Trotz eines gewissen Abnutzungseffekts bei der x-ten Wiederholung desselben Tricks blieb die "unverschämte Selbstbedienung von Privilegienrittern" im Sozialstaat mit das Thema Nr. 1 des Wahlkampfs und -ausgangs. Von den WählerInnen der FPÖ geben insgesamt 68 % als Motiv für ihre Wahlentscheidung "gegen Skandale und Privilegien" an, hingegen 49 % "gegen Ausländer" und 39 % schlicht "Haider". Richtig durchgeschlagen hat der Trend in der Hauptstadt (und einstigen SP-Bastion) Wien, die mit 1,1 Millionen allein ein Fünftel der Wähler stellt: die FPÖ ist hier mit 23 % zweitstärkste Partei und hat die traditionalistische Volkspartei (ÖVP) hinter sich gelassen. Namentlich im Wiener Süden, der "roten" Hochburg mit den SP-Herzstücken Favoriten und Simmering, hat die "Freiheitliche Partei" den Jackpott geknackt. Im klassischen Arbeiterbezirk Simmering stürzt die SPÖ von 65,2 % (1986) auf 49,2 %, die FPÖ wird auch hier zweitstärkste Partei mit 24,6 % (1986: 4,9 %). Der Rassimus hat hier voll durchgeschlagen. Stellvertretend für die anderen Arbeiterbezirke, wo viele Wahllokale mit ehemals Zweidrittelmehrheiten der SP die FPÖ gar als stärkste Partei melden, beschreibt "Die Presse" (11. 10.) am Bezirk Ottakring die "Problemlage" aus Sicht des offiziellen Österreich: "... Ausländerproblem ... schlechte Wohnverhältnisse, multikulturelle Ghettos..." Auch hier dasselbe Szenario: die SP purzelte von 57,8 % (1986) auf 41 %, die FP kletterte von 5,4 % (1986) auf 25,4 %. Jörg Haider und die Macht Haider ist inzwischen in seiner Demagogie als "Volkstribun" so weit gegangen, in der Öffentlichkeit die Abschaffung der repräsentativen Demokratie und der politischen Parteien als "nicht mehr zeitgemäß" zum politischen Programm zu erheben. Die Parteien sollen durch diffuse "Bürgerbewegungen" ersetzt werden, und die eigene Partei soll dem vorangehen: die faktische Führerpartei FPÖ soll aufgelöst und in eine "Bürgerbewegung für Österreich" transformiert werden. Modell steht hier wohl die "Forza Italia" Berlusconis: zu bloßen "Fanclubs" degradiert, verkommen die Basisorganisationen, in Abwesenheit jedweder verbindlicher Meinungsbildungs- und Entscheidungsstruktur, zu reinen Jubel- und Applaudierclubs für die über ihnen schwebende allmächtige Gestalt des "Volkstribunen". Der österreichische Bundeskanzler Vranitzky nannte Haiders Vision deswegen einen "plebiszitären Führerstaat", sein Programm ein "neofaschistisches Manifest". Für die angestrebte radikale Umwälzung der bürgerlichen Demokratie benötigt Haider Zeit. Deswegen erklärte er nach der zurückliegenden Wahl, er wolle jetzt gar nicht an der Regierung beteiligt werden, da er den SPÖ-Kanzler nicht "aus der Verantwortung entlassen" wolle; dieser solle erstmal die Suppe alleine auslöffeln, die er eingebrockt habe. Während er sich solch fundamentaloppositioneller Rhetorik befleißigt, erklärt er gleichzeitig, und erklärte er schon den ganzen Wahlkampf hindurch, 1998 sei das Jahr, da er Kanzler werde. Die vier Jahre, wenn die Legislaturperiode dieses Parlaments denn so lange dauert, will er dazu nutzen, um die bestehenden Parteien weitgehend zu zertrümmern, vor allem die ÖVP, deren traditionales Gefüge bereits hörbar bröckelt, und die Parteienlandschaft radikal umzuwälzen. Gleichzeitig ist Haider indes so machtfixiert, daß er dennoch immer auf eine Beteiligung an irgendeiner Form der Hoheitsausübung schielt. Am Montagabend nach dem Wahlsonntag inszenierten Jörg Haider und der ÖVP-Ehrenobmann (Ehrenvorsitzende) Außenminister Alois Mock ein "Geheimtreffen" beim Abendessen in einem populären Wiener Innenstadtlokal, das so geheim war, daß sie taktisch geschickt vorher einen Journalisten des Wochenmagazins "News" veständigten, welches das Geheimtreffen aufgeregt im Voraus meldete. Am Dienstnachmittag dann vor der Sitzung der ÖVP-Gremien machte Haider der Volkspartei ein "Angebot zur Zusammenarbeit": die "Freiheitlichen" würden eine Regierung der Volkspartei im Parlament unterstützen, aber gleichzeitig in der Opposition bleiben; die FPÖ würde, so hieß es, keine Parteipolitiker in die Regierung entsenden, sondern "unabhängige Fachleute unseres Vertrauens". Dies würde der FPÖ erlauben, gleichzeitig Fundamentalopposition gegen die bürgerliche Demokratie zu spielen und doch einen Fuß in der Tür der Regierungsmacht zu haben; im übrigen entspräche dieses Konzept genau dem Modell der erstarkenden populistischen Rechten, die Parteien und soziale Großorganisationen wie Gewerkschaften für anachronistisch und uneffektiv erklärt und eine Lenkung durch "unabhängige Experten" anstrebt, etwa Manager, ohne Einbindung in soziale / politische Strukturen. Im Zuge der Auflösungserscheinungen im überkommenen Modell ÖVP zeichnen sich immer mehr Stimmen ab, die im Angesicht des Abstiegs der Großparteien und des Aufstiegs der aggressiven, doch modernen nicht-linken Alternative eine sog. "kleine Koalition" befürworten, auch "schwarz-blaue" genannt - einen Pakt mit der FPÖ also. Noch vor den jüngsten Wahlen hatte sich namentlich der Außenminister und VP-Ehrenvorsitzende Mock diesbezüglich hervorgetan, der noch am Freitag vor dem Wahlsonntag eine schwarz- blaue Koalition durch die Blume befürwortet und sich selbst als möglichen Bundeskanzler einer solchen Allianz ins Gespräch gebracht hatte. Die neueste Idee des Jörg Haider lautet inzwischen, bei den Wahlen zum Wiener Bürgermeisterposten 1996 an die Spitze der Hauptstadt zu treten: "Ich kann mir den Wiener Bürgermeister durchaus vorstellen." Wenn allerdings der Griff nach dem Posten des Stadtoberhaupts scheitern sollte, so will sich Haider die Finger nicht schmutzig gemacht haben: als Spitzenkandidat wird demnach nicht er selbst, sondern der Wiener Obmann (Parteichef) Rainer Pawkowicz agieren. Erst wenn es eine Mehrheit ermögliche und es um die Besetzung des Spitzenpostens gehe, "käme ich ins Spiel", ließ Haider verlauten: der starke Mann setzt sich nur an einen gedeckten Tisch. Der Gag dabei ist, daß Haider den Posten des Wiener Bürgermeisters nur als Sprungbrett ins Kanzleramt benutzen will. Der bisherige, zur nächsten Wahl ausscheidende Hauptstadt-Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ), übrigens ein Duz-Freund Jörg Haiders, zeigt sich irritiert: "Dieses Amt ist ja net ein Umsteigebahnhof wie Hütteldorf-Hacking." Solch lockeres Jonglieren mit Spitzenämtern zeigt freilich trefflich die politische Kultur des Jörg Haider. Warum nicht in Deutschland ? Die deutsche extreme Rechte, deren Bäume wahl- und parteipolitisch momentan ja nicht eben in den Himmel wachsen, leckt sich natürlich die Finger nach einem Erfolgsmodell wie Jörg Haider. Die "Junge Freiheit" erscheint daher am 14. Oktober nicht nur mit Jörg Haider auf dem Titelblatt und einem Artikel seines politischen Patenkinds Manfred Brunner direkt daneben. Auf der Kommentarseite 2 läßt sich auch der Spitzenfunktionär der REPs Rolf Schlierer aus Stuttgart über "Das Modell Jörg Haider - Schwarz-Blau als politische Vision der Zukunft" (Titel) aus: "Der Dauererfolg der FPÖ bei Wahlen verlangt geradezu nach einer Übertragung dieses Modells auf die bundesdeutsche Parteienlandschaft." Warum überhaupt, so fragt man sich, alarmiert angesichts der Erdrutsche zugunsten der FPÖ im Nachbarland, kommt es hierzulande nicht zu Ähnlichem, wo während der letzten Jahre der faschistische Terror ungehemmt wütete ? Die Massenbasis für eine antihumane, rassistische Politik wäre zweifellos vorhanden, wie die gesellschaftliche Mobilisierung rund um die "Asyldebatte" gezeigt hat. Der große Unterschied jedoch etwa zu Österreich, Belgien oder Italien dürfte darin zu suchen sein, daß der herrschende Block in Deutschland viel fester im Sattel sitzt und ideologisch eine ungeheure Bindungswirkung aufweist. Dies hängt zweifellos mit den ökonomischen Kompetenzen des Imperialismus-"Modells (West-) Deutschland" zusammen, aber auch mit der, etwa im Vergleich zur "staatsfernen" italienischen, viel staatsfixierteren und konformistischen politischen Kultur in Deutschland. Diese macht es für oppositionelle "Radikale" selbst von rechts her extrem schwierig, die Dominanz des herrschenden Blocks aufzubrechen - es sei denn, das herrschende Lager selbst weckt die gewalttätigen ressentimentgeladenen Elemente in dem konformistischen und staatstreuen Bürger derart, daß er nach "rechts" hin seine Hemmungen ablegt. Genau dies war die Funktion der "Asyldebatte", durch die die rechtsextreme Formierung von oben her massiv mit unterstützt wurde. Der parteipolitische Aufstieg der REPs jedenfalls der zweite im Jahr 1992, nachdem die REPs 1989 bei Wahlen erfolgreich waren und 1990 wieder absackten - - verdankte sich weitgehend dieser Hilfestellung aus dem herrschenden Lager (Ingrid Schönhuber 1992 über die Anti-Asyl-Hetze des Münchner Oberbürgermeisters Kronawitter: "Das hätten wir uns nicht getraut"), war im wesentlichen von außen her und von der Politik des konservativen Blocks und des Staatsapparats bestimmt. Und umgekehrt: als man im "Superwahljahr" 1994 den Rücken von diesen Kräften freihaben wollte, entledigte man sich ihrer so, wie man ihr Anwachsen forciert hatte. Innerhalb weniger Wochen gelang es dem konservativen Block, die REPs in den Augen vieler autoritärer und "Ruhe und Ordnung" liebender Wähler nachhaltig als Kriminelle und Chaotentruppe zu diskreditieren. Man vergleiche etwa die Behandlung der antisemitischen Ausfälle Schönhubers gegen Heinz Galinski im Januar 1990 auf dem Rosenheimer Parteitag, zu jener Zeit entdeckten CDU- und CSU-Politiker gerade öffentlich die Koalitionsfähigkeit der REPs, mit den Reaktionen auf seine Hetze Ende März 94 gegen Galinskis Nachfolger Ignatz Bubis. Diesmal forderten plötzlich Unionspolitiker wie Johannes Gerster lautstark ein Verbot der REPs. Kurz vor den Europaparlamentswahlen traten dann noch die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt aus der Schönhuber-Partei aus, etwa ihr "Bundesorganisationsleiter" Udo Bösch, von dem vorher bekannt war, daß er jahrelang Geheimdienstarbeit beim BND verrichtet hatte. Vermutlich sah hier nicht nur der Chef der baden- württembergischen REPs Rolf Schlierer den Apparat mit am Werk. Begleitet war dies alles durch eine entsprechende, gegenüber Vorjahren ebenfalls deutlich veränderte Berichterstattung der Medien, die nunmehr den kriminellen Charakter der REPs herauskehrten - zweifellos zu Recht, doch zeitlich gut in die konservative Kampagne zur Demobiliserung des parteipolitischen Rechtsextremismus passend. Im Nachhinein betrachtet, stellt die Phase 1991 - 1993 mit der "Asylkampagne" und den rechtsextremen Wahlerfolgen den "Härtungstest" dar, mit dem in der Transformationskrise 1990 ff die beiden deutschen Staaten autoritär zusammengeschweißt und im Moment der ersten Enttäuschung in der Ex-DDR über den realen Kapitalismus ein "Umkippen" des vereinigten Deutschland nach links verhindert wurde. Nach Überstehen des Rechtsrucks, der die gesamte Gesellschaft erfaßt und autoritär formiert hat, findet nun nachträglich eine leichte, doch nicht maßgebliche "Linksverschiebung" des Parteiensystems statt zugunsten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und PDS; hier schlägt im Nachhinein die deutsche Vereinigungskrise und die Rezession 1992 / 93 durch. Hingegen herrscht in Österreich eine Transformationskrise, die viel längerfristiger Natur ist und im Zusammenhang steht mit der Integration des Alpenstaats in die Europäische Union. Der perfekt austarierte Sozialpartner- und Klassenkompromißstaat Österreichs wird dadurch nachhaltig erschüttert, was auch politisch die Parteien der Großen Koalition und die "sozialpartnerschaftlichen" Regulierungmodelle anachronistisch erscheinen läßt (Haider 1993: "eine Mischung aus Vatikan, Kreml und albanischer Weltoffenheit"). Jörg Haider verspricht einen radikalen autoritären Umbau dieses Gesellschaftsmodells und, unter deutschnationalen Vorzeichen, eine Blockbildung mit dem großen wiedervereinigten Nachbarland. Aber auch die bisher regierenden Parteien versprechen einen in ähnliche Richtung gehenden Umbau, die Kommentatoren fordern ihn ein: "Machtund sonstige Abspeckung der Parteien; Kostenreduktion, Entprivilegierung und Altlasten-Entfernung bei den Kammern" ("Die Presse"), "eine Reform-Regierung müßte das Kammer- System umkrempeln, ... müßte die Verfilzung zwischen Politik und Sozialversicherung beenden, müßte drastische Sachreformen einleiten" ("Der Standard"). Der Hintergrund des absehbaren Programms läßt sich wohl kurz und prägnant zusammenfassen: Abbau des Sozial(partner)staats, "schlanke Verwaltung", mehr Arbeit und Leistung. Die Alternative für die Unzufriedenen stellt Haider. -- (Bernhard Schmid) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Bundeswehr kuendigt Rigolf Hennig Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3431 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Bundeswehr kündigt DL-Funktionär Rigolf Hennig - ---------------------------------------------- Faschistische Auffassungen dürfen nicht öffentlich gestützt werden Gemeinschaftsideologie gegen Einzelinteressen, gegen Überfremdung, Gleichmacherei, für deutsche Interessen, Unterschiedlichkeit von Menschen und Nationen, für Berufsarmee und Sozialdienst, für eine Geschichtsschreibung, "die der Wahrheit entspricht und sich nicht für Kollektivschuldthesen ... mißbrauchen läßt ...," "Deutschland hat Anspruch auf Wiederherstellung seiner völkerrechtlichen Grenzen. Der Zusammenschluß von Mittel- und Westdeutschland befugt keine Regierung zu Gebietsabtretungen und Beitrittsverweigerungen ..." sind einige Programmpunkte der "Deutschen Liga für Volk und Heimat" (Bundesprogramm von Juni 1993). "Überfremdung", "Asylanten- und Einwandererströme überfluten Deutschland", "Fremdbestimmung jeder Art", "Deutschland darf nicht zum Vielvölkerstaat werden", "Arbeit, Wohnraum und soziale Versorgung stehen vorrangig den Einheimischen zu", "... Deutschland kann sich nicht beliebig den Wohlstandssuchenden der Welt öffnen ...", "... die Zahlung von Kindergeld in Deutschland ist an die deutsche Staatsbürgerschaft zu binden, Kindergartenplätze sind vorrangig deutschen Kindern zur Verfügung zu stellen" sind die Hetzparolen des Programms. Im Programm der "Deutschen Liga" ist für den Landesverband Niedersachsen der niedergelassene Chirurg Rigolf Hennig aus Verden / Aller als Landesvorstandsmitglied aufgeführt. Hennig ist seit 1987 Vertragsarzt der Bundeswehr in Dörverden und Vetragsarzt der Berufsgenossenschaften und der Gemeindeunfallversicherung. Bereits vor ca. eineinhalb Jahren gab es Proteste von Schülern und Eltern gegen Hennig als Vertragsarzt in den Schulen wegen seiner rechtsextremen Auffassungen. Angeblich hat die Bundeswehr erst jetzt durch ein Schreiben eines Bundestagsabgeordneten von Hennigs politischem Hintergrund erfahren. Das kann nicht sein, die Proteste wurden öffentlich geäußert und es ist bekannt, daß sich an einem kleinen Ort alles schnell rumspricht. Die offizielle Anfrage zwingt die Bundeswehr, sich von Hennigs zu trennen. Seine Auffassungen werden nicht für die Kündigung angeführt, sondern die Gewährleistung der Versorgung des Standortes sei künftig anders gesichert. Dies läßt den Schluß zu, daß seine Auffassungen von den Verantwortlichen des dortigen Bundeswehrstandortes getragen werden. Die damaligen Proteste gegen Hennigs richteten sich gegen seine Tätigkeit im Rahmen der Berufsgenossenschaften. Sowohl die gewählten Vertreter in diesen Gremien als auch in den Gremien der Gemeindeunfallversicherung müssen dafür sorgen, daß Hennigs nicht länger für sie tätig sein kann. Andernfalls müßte der Rückschluß gezogen werden, daß diese menschenverachtenden, rassistischen und "law and order"- Parolen der "Deutschen Liga" mitgetragen oder zumindest gebilligt werden.- - (bee) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Broschuere: Nazis in Hamburg Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 2915 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** 1974 - 1994 20 Jahre Neonazis in Hamburg - ---------------------------------------- Neue Antifa-Broschüre "Eine Dokumentation über die Neonazi-Szene in Hamburg erschien uns schon seit längerer Zeit überfällig", heißt es im Vorwort der Broschüre, herausgegeben von der "Antifaschistischen Gruppe >Druschba Narodnych<". Seit 1974 treiben Neonazis (sich offen bekennende, gewalttätig auftretende Faschisten, auch Stiefelfaschisten genannt) in Hamburg ihr Unwesen. Damals war vielen Faschisten die NPD zu "lau" und "angepaßt" geworden, und ihre parlamentarischen Aussichten hatten sich zerschlagen, so daß mann zur Wiedergründung der NSDAP schritt. Ergänzend zur illegalen NSDAP-Struktur wurden nach und nach legale Organisationen geschaffen. Mit dem Namen Michael Kühnens verbanden sich in Hamburg der "Freizeitverein Hansa" ("Hansabande"), die ANS / NA (1983 verboten), die FAP und nach Abspaltung des "Kühnen-Flügels" 1989 die Nationale Liste, die heute von Worch und Wulff geleitet wird, als Hamburger Ableger der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front. Die Broschüre bietet einen Überblick über die Entwicklung von den "Anfängen" bis heute, Darstellungen der Aktivitäten der wichtigsten Hamburger Nazi-Kader, Informationen zu aktuellen Strukturen und Tätigkeitsfeldern in Hamburg. Nützlich sind auch die Literatur- und Zeitschriftenhinweise. Allerdings ist die Broschüre eine Zusammenfassung, Neues bringt sie nicht. Einige ärgerliche Nachteile erschweren ihren Gebrauch (kleinere Detailfehler, kein Register, keine Quellenangaben). Im Vorwort heißt es : "Wenn mensch sich sehr lange und intensiv mit Neonazis beschäftigt, so kommt es leicht zu einer Überschätzung dieser Vögel." Dieser Gefahr leisten die AutorInnen Vorschub, indem Antifa-Aktivitäten nur am Rande vorkommen. Da weder Inhalte der Nazis benannt und kritisierbar gemacht werden und auch keine politische Einschätzung der NS-Szene vorgenommen wird, werden die LeserInnen mit einem Berg von Fakten allein gelassen. Trotz dieser Kritik ist die Broschüre zu empfehlen, um sich einen Überblick über die Hamburger NS-Szene zu verschaffen. Insbesondere Informationen über die "Frühphase" der Neonazis sind heute schwer zu erhalten. - (F) Bestellungen : Antifaschistische Gruppe "Druschba Narodnych", c/o Hamburger Satzund Verlagskooperative, Schulterblatt 58, 20357 Hamburg ; 4,- DM (SchülerInnen 3,- DM) + 1,- DM Porto für 36 Seiten) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Kurzmeldungen Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3128 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Zwist im Hause Ullstein - ----------------------- Berlin. Der erst seit etwa drei Monaten im Amt des Vorstandschefs des Axel Springer Verlages befindliche Jürgen Richter plant nach Informationen des Spiegel (42 - 94) die Entmachtung des Münchener Verlegers Herbert Fleissner. Mit ihm teilt sich Springer seit 1985 das Buch-Imperium Ullstein / Langen- Müller. Richter beruft sich dabei auf die Verträge und reklamiert den zweiten Geschäftsführerposten neben Fleissner. Fleissner, Witiko-Bund-Mitglied, Interviewpartner der "Jungen Freiheit" und Unterzeichner des "Berliner Appells", will davon nichts wissen: Für seine aktive Zeit sei ihm, so Fleissner, die alleinige Programmverantowrtung zugesichert. Es hätten sich, argumentiert Richter nun "in den letzten Jahren Dinge ereignet, die einer Partnerschaft abträglich sind." Richter, der viele Jahre die Buchgruppe Westermann lenkte, kalkuliert wohl mit der Abspaltung der alten Konzerntochter Ullstein / Propyläen von Fleissners Reich. -- (Spiegel 42 - 94 - peb) Herbstseminar der JLO - --------------------- Köln. Die Junge Landsmannschaft Ostpreußen NRW plant für den 18. bis 20. 11. im Verbindungshaus der Kölner Burschenschaft Germania die Durchführung eines Herbstseminars unter dem Titel "Der Deutsche Osten - Perspektiven in einem neuen Jahrtausend". Die Leitung des Seminars obliegt dem JLO-Landesvorsitzenden Bernhard Knapstein aus Köln, der zuletzt beim "Hofgeismarer Kreis" in der SPD tätig war. Als Referenten sind u.a. eingeladen: Peter Mohlek vom "Kölner Institut für Ostrecht", Dr. Harald Rüddenklau vom NDNV, der ehemalige Funktionär des "Arbeitskreises Sudetendeutscher Studenten" (ASSt), der CDU-MdL Rüdiger Goldmann aus Düsseldorf, Guido Mathes von der "Paneuropa-Jugend" (PEJ), der stellvertretende Chefredakteur der "Jungen Freiheit" Martin Schmidt und Werner Bader als Präsident der "Internationalen Assoziation deutschsprachiger Medien". Für die musikalische Begleitung am Samstagabend sorgt "bündische Jugend mit ostpreußischem Bezug". -- (peb) "Volkstrauertag" 1994 - --------------------- Mönchengladbach. In einem offenen Brief hat die VVN-BdA Mönchengladbach die Stadt aufgefordert, möglichen Veranstaltungen neofaschistischer Gruppen am "Volkstrauertag" bereits im Vorfeld eine klare Absage zu erteilen. Über viele Jahre hinweg hatten die DVU und andere Gruppen am "Volkstrauertag" behördlich genehmigt auf städtischem Gelände Kundgebungen durchführen können. Im letzten Jahr hatte die DVU nach Protesten im Vorfeld und nach Ankündigung einer Gegendemonstration erstmals ihre Veranstaltung abgesagt. -- (VVN-BdA MG) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Leserbrief zum JF-Artikel in AN21 Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3853 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Leserbrief zu "Überfall auf Druckerei", AN 21 / 94, S. 4 - -------------------------------------------------------- Kritik ja, Diffamierung nein ! Für einen solidarischen Umgang unter AntifaschistInnen In der o. a. Ausgabe der AN steht ein Bericht von Angelo über Aktivitäten gegen die Druckerei der Jungen Freiheit, u. a. einen "Überfall" zweier "maskierter" AntifaschistInnen, die die Adressenkartei der JF entwendeten. Nach einem Gespräch mit der Geschäftsführung der Druckerei äußert Angelo die Hoffnung, daß diese den Druckauftrag kündigen wird. Damit bewiese sie "wirkliche Größe" und erteilte den militanten Antifas eine "schallende Ohrfeige". Da bleiben für uns einige Fragen offen : Wieso ist die eventuelle Kündigung des Druckauftrages der JF eine "schallende Ohrfeige" für die militanten Antifas ? Eine Ohrfeige wäre es ausschließlich für die JF, und genau da gehört sie auch hin. Wenn wirklich gekündigt werden sollte, wäre das ein Erfolg des Zusammenwirkens verschiedener antifaschistischer Aktionsformen : der militanten Aktion, die womöglich Material über die JF erbringen wird, die Druckerei öffentlich gemacht und ihr gezeigt hat, daß mensch sowas nicht weiter dulden wird; der Öffentlichkeitsarbeit mit Flugblättern, die ebenfalls Druck erzeugt hat ; und last but not least, dem Gespräch mit dem Druckereigeschäftsführer, das ihm eventuell erst die Dimension seines Tuns bewußt machte. (Nebenbei bemerkt, fänden wir es "wirkliche Größe" der Geschäftsführung - vorausgesetzt, sie hat wirklich nicht gewußt, was sie da druckt -, wenn sie nicht nur den Auftrag kündigte, sondern auch die bislang aus dem Auftrag gezogenen Gewinne antifaschistischen Initiativen spendete.) Angelos "Ohrfeige" ist im Kern der Versuch, eine Strömung des Antifaschismus auszugrenzen. Leichtfertig und in überheblichem Ton erhält der militante Antifaschismus hier eine "schallende Ohrfeige". Grund : Angelo hat die Aktion offensichtlich nicht gefallen. Begründung : Fehlanzeige. Wille zur Auseinandersetzung : Fehlanzeige. So einen Umgang miteinander wollen wir nicht ! Angelo hat das Recht, in den AN seinen Standpunkt auch gegen den militanten Antifaschismus zu äußern, aber bitte sachlich und möglichst begründet. Angelos Bemerkung hat diffamatorischen Charakter. Sie zielt auf einen stillschweigenden vermuteten Konsens, auf eine klammheimliche Freude im Sinne von "denen hat er 's aber gegeben". Eine Auseinandersetzung mit dem Standpunkt der solchermaßen Diffamierten ist nicht möglich, er wird von Angelo außerhalb des rational zu Bedenkenden gestellt. Die AN sind ein Bündnisprojekt verschiedener Strömungen des Antifaschismus. Der militante Antifaschismus gehört durchaus dazu. Und das ist gut so ! Wollen wir wirklich eine Publikation für die verschiedenen Teile des Antifaschismus haben, so erfordert das einen solidarischen und rücksichtsvollen Umgang miteinander. Wir wollen keine, wenn auch nur verbalen, "schallenden Ohrfeigen" in den AN ausgeteilt bekommen ! Jede beteiligte politische Strömung hat das Recht ernst genommen, nicht diffamiert, wohl aber kritisiert zu werden. Wir hoffen Angelo versteht diesen Leserbrief in diesem Sinne. Zurück zum solidarischen Umgang miteinander ! Es lebe die Vielfalt im antifaschistischen Kampf ! - -Anarchistische Gruppe / Rätekommunisten Hamburg (AG/R), 21.10.94 ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Oekoli Muenchen Broschuere zu OeDP und Franz Alt Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3445 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Zur Ideologie der ÖDP und F. Alt - -------------------------------- Broschüre der ÖkoLi München erschienen Die Ökologische Linke München hat Anfang Oktober eine Broschüre zur ÖDP und zu Franz Alt herausgegeben. Diese setzt sich kritisch mit der behaupteten Entwicklung der ÖDP zur "Partei der Mitte" auseinander und soll laufend aktualisiert werden. Bestellungen für DM 2,50 + Porto an: Ökologische Linke München, c/o Karin Döpke, Schulstr. 47, 80634 München. Wir dokumentieren einen Artikel aus der Broschüre. -- (wob) Am fünften September 1994 lud die ÖDP in München zu einer Wahlkampfveranstaltung ein. Nachdem die ÖDP von sich aus immer wieder behauptet, sie hätten nichts mehr mit rassistischem Gedankengut zu tun, Gruhl wäre längst aus der Partei raus und einige offen rassistische Äußerungen aus den ÖDP- Programmen herausgenommen wurden, wollte die ÖkoLi-München nun wissen, was es mit dem ÖDP-Unterstützer und Antisemiten Franz Alt auf sich hat. Unser Besuch hat sich gelohnt, wir erfuhren einiges mehr über die ÖDP, wie der folgende Bericht zeigen soll. Thomas Lotz, evangelischer Theologe und Jaspar von Oertzen, Regisseur, beide Landtagskandidaten, sowie Günther Wilmerdinger, Polizeibeamter und Bundestagskandidat, waren angekündigt. In drei niveaulosen Statements beteuerten sie immer wieder das gleiche: die ökologische Steuerreform als Lösung aller ökologischen Probleme. Mindestens zehn mal fiel das Wort Ethik, dagegen wurde die soziale Frage nicht ein einziges Mal erwähnt. Von uns auf Franz Alt, als gern gesehenen Redner und Unterstützer der ÖDP - der auch die [... Achtung - hier musste ein Teil des Originaltexts zensiert werden!!!] Salem-Bruderschaft unterstützte und durch antisemitische Äußerungen auffiel - angesprochen, wiegelte die ÖDP ab. Alt sei nicht von der ÖDP wegen seiner antisemitischen Äußerungen, sondern wegen seines Buches über das Schilfgras eingeladen. Diese Toleranz gegenüber Rechtsextremisten ist anscheinend nicht unüblich in der ÖDP. Ein junges ÖDP-Mitglied erklärt uns dann auch, was die Reps im Münchner Stadtrat zur U-Bahn forderten, wäre doch durchaus begrüßenswert. So regt sich denn die ÖDP auch mehr darüber auf, daß Schönhuber im Europaparlament für die Bestrahlung von Lebensmitteln stimmte, als über seine faschistische Gesinnung. Faschismus wird mindestens ins Kauf genommen, wenn nur alles wunderbar öko ist. Interessant sind die internen ÖDP- Strukturen. Wir mußten feststellen, daß wir uns in den ÖDP-Papieren besser auskannten, als so manches ÖDP-Mitglied. Programmatische Diskussion innerhalb der ÖDP? Keineswegs, da gibt's eine Programmkommission, die machen das schon. So fanden wir im aktuellen Bundestagswahlprogramm wenigstens einmal den Begriff "Bevölkerungsexplosion". Jaspar von Oertzen findet den Begriff völlig in Ordnung und sehr treffend. Angesprochen auf sein Nationalitätsbewußtsein antwortet der 82jährige von Oertzen prompt, er stehe zu Bach und Goethe genauso wie zu Heydrich und Eichmann. ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Vom Wissenschaftler zum Verfassungsschuetzer Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 2554 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Vom Wissenschaftler zum Verfassungsschützer - ------------------------------------------- Das Bundes-Innenministerium wartet mit einer versteckten Enthüllung auf. In der jüngsten Ausgabe der Broschürenreihe "Texte zur Inneren Sicherheit" (Band III) outet es einen ihrer Mitarbeiter. Dr. Armin Pfahl-Traughber wird hier mit der Funktionsangabe "Bundesamt für Verfassungsschutz, Köln" aufgeführt. Pfahl-Traughber war zuvor Lehrbeauftragter an der Universität Marburg und veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenbeiträge und mehrere Bücher zum Thema Rechtsextremismus. Schon früh fiel die äußerst große Bandbreite seiner Veröffentlichungstätigkeit auf, die vom sozialdemokratischen "blick nach rechts" über die FAZ bis hin zur rechtsextremen Zeitschrift "Mut" reichte. Seit einiger Zeit gehörte Pfahl- Traughber zur berühmt-berüchtigtigten Zitier-Seilschaft um die rechten Extremismus-Forscher Backes / Jesse. Sicherlich sollte es jedem selbst überlassen bleiben, welche Karriere er einzuschlagen gedenkt. Was aber auf erhebliche Kritik im Kollegenkreise stößt, ist, daß Pfahl-Traughber seine neue Position in der Öffentlichkeit bislang unterschlägt. Auch nach Erscheinen der Verfassungsschutz Broschüre im Juli 1994 tritt er in seinen Veröffentlichungen weiterhin als Journalist und Wissenschaftler auf und schreibt z.B. bis auf den heutigen Tag einen beträchtlichen Teil der Beiträge im sozialdemokratischen "blick nach rechts". Wie lange der Kontakt zum Verfassungsschutz schon andauert, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Angesichts des Spiels mit gezinkten Karten wird man die Beiträge von Dr. Armin Pfahl- Traughber nicht mehr als seriös einstufen können. Es ist bedauerlich, daß auch ein unterstützenswertes Projekt wie der "blick nach rechts" dadurch ins Zwielicht gerät. -- (ThB) Weiterführende Literatur zum Backes / Jesse-Zitierkartell: Kellershohn, Helmut (Hg.): Das Plagiat. Duisburg (DISS) 1994 Schmidt, Michael: "Heute gehört uns die Straße...". Düsseldorf / Wien (Econ Taschenbuch Verlag, erw. Taschenbuchauflage) 1994. ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Aus der faschistischen Presse Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 5227 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Postfach 260226, 50515 Köln ***************************************************************** Aus der faschistischen Presse ============================= Freude über FPÖ - --------------- Junge Freiheit Nr. 42 / 94 Manfred Brunner kommentiert den Ausgang den österreichischen Parlamentswahlen: "Jörg Haider will in Österreich eine neue Republik aufbauen. Auch in Deutschland ist eine Reform unseres Staates an Haupt und Gliedern notwendig ... Wie Österreich braucht Deutschland eine tiefgreifende Veränderung. Entscheidende Konkurrenz zum etablierten Parteiensystem und mehr direkte Demokratie können auch bei uns die notwendigen Veränderungen einleiten. Zwar nicht von heute auf morgen, aber doch unaufhaltsam im Rahmen einer gesamteuropäischen antisozialistischen Entwicklung." Weitere Äußerungen zu den kurz bevorstehenden Wahlen sind nur in einem Aufsatz von Roland Barth über "Freiheit und Marktwirtschaft" zu finden, der gegen den "modernen Wohlfahrtsstaat" argumentiert und eine "marktwirtschaftliche Ordnungspolitik" verlangt, die er sich vom "Bund freier Bürger" erhofft, der die FDP von der politischen Bühne vertreiben soll. Wirtschaftsprogramm - ------------------- Junge Freiheit Nr. 44 / 94 Unter dem Titel "Junge Freiheit" veröffentlicht Prof. Eberhard Hamer, Chef des niedersächsischen Mittelstandsinstituts seit Nr. 42 Aufsätze zum Umbau der Wirtschaft zugunsten von Kapitalund Konzerninteressen. In dieser Ausgabe großkotzig mit dem Titel "Deutschlands notwendige Forderungen an die Politik". Er behauptet, "wir" müßten gegen den Abstieg kämpfen, sonst würden "wir" aus "der Spitzenliga in die Zweitrangigkeit absteigen". Um dies zu verhindern, schlägt Hamer folgendes 6-Punkte-Programm vor: 1. Lohnkosten senken und Scheinarbeitslosigkeit von 0,8 Mio. Drückebergern beseitigen, der 1. Krankheitstag soll vom Urlaub abgezogen werden, Scheinasylanten sollen nichts mehr erhalten. 2. Subventionen an Großunternehmen streichen. 3. Die Rente für die jetzige Generation soll gestrichen werden, damit man sich jetzt noch "rechtzeitig" um "eigene Alterssicherung" kümmern könne. 4. Statt Großwirtschafts- mehr Mittelstandsförderung. 5. Tariflosigkeit für Klein- und Mittelbetriebe. 6. Diskriminierungsverbot für Klein- und Mittelbetriebe im Kartellgesetz. Generalspläne - ------------- Nation und Europa, Nr. 10 / 1994 Ein ungutes Gefühl bezüglich des Ergebnisses der Republikaner hatte das Blatt bereits vor dem Urnengang am 16. 10: "Wahl '94: Die andere Republik ?" Doch Karl Richter, der verantwortliche Redakteur, ist nicht nur soweit Realist um zu wissen, daß eine andere Republik nicht anstand, er weiß auch, daß über die Grundzüge der Politik mitnichten vom Souverän Volk entschieden wird. Er kann den politischen Zustand der Neofaschisten realistisch einschätzen: "Zumindest theoretisch hätte die Wahl im Oktober eine Richtungswahl werden können, eine Bürgerentscheidung für einen neuen Aufbruch ... Aus den bekannten Gründen steht eine solche Grundsatzentscheidung nicht zur Debatte." Wie recht er doch hat - und wir können stolz darauf sein, Teil der "bekannten Gründen" zu sein. "Wege aus der Krise" will Reinhard Uhle-Wettler, in Rechtskreisen einschlägig bekannter Bundeswehrgeneral a.D. und Ex-Kommandeur einer Luftlandedivision, den Gesinnungsgenossen weisen. Und seine Wege haben es in der Tat in sich, sind Wege in die Diktatur: "Ein >Sondergesetz für den Wiederaufbau< muß die zeitlich begrenzte Einschränkung der Grundrechte zugunsten staatsbürgerlicher Pflichten ermöglichen ... Das zum >Sozialsozialismus< ausgeartete soziale System ist drastisch zurückzuschrauben ... Die Tarifautonomie ist gesetzlich auf das Gemeinwohl zu verpflichten und so zu begrenzen, daß Flexibilität und Anpassung an zeitliche und örtliche wie betriebseigentümliche Verhältnisse den Ausschlag für die Gestaltung der Lohnverhältnisse geben ... Maßvolle Studien- und Ausbildungsgebühren dienen dem Ausbau des Bildungssystems und fördern den Leistungswillen ... In der innenpolitischen Auseinandersetzung ist die Vergangenheitsbewältigung aus Gründen der Staatsraison unverzüglich zu beenden." Unmißverständlich, auf Generalsart eben, macht Uhle-Wettler auch klar, warum er alle diese (grundgesetzwidrigen) Maßnahmen vorschlägt: "Das geschlagene und verstümmelte Deutsche Reich von 1871, ... ist nun auf einen territorialen Minimalbestand angewiesen, hat aber erneut die einzigartige Chance und Aufgabe seiner Geschichte zurückerhalten, der maßgebliche Ordnungs- und Stabilitätsfaktor Europas zu sein." Dieser Versuch scheiterte bereits zweimal: 1918 und 1945. Der dritte Versuch muß diesmal vor einem Krieg scheitern, denn einen vierten wird es nicht mehr geben. - -- Anmerkung: Die Nr. 43 der "Jungen Freiheit" erreichte uns nicht. - (jöd, tri, uld) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Revanchismus im Duesseldorfer Landtag Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 3994 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung nur in CL und in Fido Antifa.ger frei. 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Auch der SPD-Abgeordnete Helmut Kupski konstatierte, der Antrag der CDU-Fraktion "überbetone die Ausrichtung auf die Deutschen, auf die Deutschstämmigen in Oberschlesien." Der CDU-Abgeordnete Rüdiger Goldmann aus dem Düsseldorfer Süden hingegen stellte in seiner Begründung und Verteidigung des Antrags an die SPD die Frage, so vermerkt es das Landtagsprotokoll, "warum sie nicht mit Nachdruck für die deutschen Minderheiten zum Beispiel in Oberschlesien eintrete". Goldmann wörtlich: "Sie gehen um dieses Thema herum, meine Damen und Herren von der SPD, von den Grünen ganz zu schweigen, wie die Katze um den heißen Brei." Die CDU könne nicht zulassen, "daß eine tragende Säule der Zusammenarbeit zwischen NRW und Oberschlesien, nämlich die 40 % Deutschen in der Region, von vorneherein aus der Zusammenarbeit ausgeschlosen würden." In einem gegen die revanchistischen Geist atmenden CDU-Forderungen gerichteten Entschließungsantrag lehnte die SPD eine "ausschließliche Ausrichtung auf Deutschstämmige, ob in Rußland, in Polen oder in Rumänien", ab. Der nordrhein-westfälische Staatskanzleiminister Wolfgang Clement kritisierte dabei ausdrücklich auch die deutsche Bundesregierung: der Fehler Bonns in der "technischen Hilfe" bestehe darin, "daß sie auf Deutschstämmige in allen Regionen konzentriert ist." Angesichts der konträr einander gegenüberstehenden Anträge spielte die FDP die Naiven vom Dienst: "Wir sind von allen Anträgen so begeistert", so die Angeordnete Thomann-Stahl, "daß wir allen Anträgen zustimmen werden." Die Kontroverse im NRW-Landtag brachte einmal mehr den dumpfdeutschen revanchistischen Geist an die Oberfläche, der teilweise in den Bänken der christlichen Abgeordneten weht. Namentlich der erwähnte Rüdiger Goldmann, in der CDU als "Deutschland-Politiker" bekannt, ist kein unbeschriebenes Blatt. Gegen den Oberstudienrat gab es an "seinem" Gymnasium in Düsseldorf-Benrath in der Vergangenheit massive Proteste von Eltern wegen intensiver nationalistischer Indoktrinierung durch Goldmann im Unterricht. Selbst in der CDU ist der als "Rechtsaußen" geltende Hardliner nicht unumstritten, doch kann er sich offenbar mächtiger Hilfe von oben erfreuen. Vor fünf Jahren, bei der Aufstellung der Kandidaten für die NRW- Landtagswahl, unterlag er knapp dem Junge Union-Kreisvorsitzenden Schlenzok. Doch "auf wundersame Weise", so die CDU-nahe "Rheinische Post" (13. 8. 1994), sei es Goldmann gelungen, auch ohne Basismandat einen relativ guten Platz auf der Landesreserveliste zu bekommen; er hatte den Schuldienst zwar zunächst wieder aufnehmen müssen, war aber dann dennoch in den Landtag nachgerückt. Für die nächste Landtagswahl im Mai 95 wurde der 53jährige mit einer Stimme Mehrheit wiederum nominiert. -- (Bernhard Schmid) ## CrossPoint v3.02 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Antwort in : /CL/ANTIFA/DISKUSSION Absender : M.DIETZSCH@NADESHDA.gun.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN22* Aboschnipsel Datum : So 06.11.94, 00:00 (erhalten: 06.11.94) Groesse : 2511 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************************** Antifaschistische Nachrichten ***************************** Wir erscheinen alle zwei Wochen mit: - - Nachrichten, Berichten und Dokumenten über antifaschistische Aktionen - - Meldungen und Hintergrundinformationen über faschistische Organisationen - - regelmäßiger Beobachtung der faschistischen Presse - - Informationen zur Asyl- und Ausländerpolitik, zu Revanchismus und Militarismus Die Antifaschistischen Nachrichten kann man im Abonnement beziehen. Eine Auswahl der Artikel wird in das CL-Netz (unter /CL/Antifa/Magazine) und das FIDO-Netz (Antifa.ger) eingegeben. Nachdruck bitte mit Quellenangabe und Belegexemplar. Vorteile eines Abonnements der Papierausgabe: - - Die elektronische Ausgabe erscheint aus technischen Gründen mit einigen Tagen Verspätung und enthält nur etwa die Hälfte aller Artikel. - - Abonnenten der Papierausgabe erhalten Jahresregister, die für Archivzwecke gut geeignet sind. - - Nur durch möglichst zahlreiche Abonnements kann das Erscheinen der AN auch in Zukunft gesichert werden. Wir freuen uns über Zuschriften. Redaktionsschluß: alle ungeraden Wochen freitags. 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Name Straße PLZ/Ort Konto-Nr./BLZ Datum/1. Unterschrift Ich habe davon Kenntnis erhalten, daß ich diese Abonnement-Bestellung innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen kann (Datum des Poststempels). Datum/2. Unterschrift ## CrossPoint v3.02 R ## -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6 iQCVAgUBLsjyJHugUuenT591AQGhMAQArUUBcH2AgSbNDjbmfESTjPtevjiPzfSH gW+LcseULOBWkqGW/8J/0BxV/qmpanFYvBBn+7Hndxl+HLZoKD5NzBGn7k4PoQaB TT2qwZ0N3TdFjIGsESdvG5HmiNyMEaeMRjB+tZpvnPHeekyaHOfXEs5Pm7fIrh3x Qla+K6mKl+E= =uWIb -----END PGP SIGNATURE-----