-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Wichtig! Bitte beachten Copyright ========= Archiv-Version der Antifaschistischen Nachrichten ================================================= Da mich immer wieder Anfragen nach älteren Ausgaben der Antifaschistischen Nachrichten erreichen, stelle ich die gesammelten älteren Ausgaben im Archiv der Nadeshda zum Download zur Verfügung. Bitte beachten Sie, daß das Copyright der Texte bestehen bleibt. Die Nutzung der elektronischen Ausgabe ist auf private Zwecke beschränkt. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an die Redaktion. ™ŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽœ Diese Datei darf nicht verändert werden. Zur Sicherung ist sie mit einem elektronischen Schutzumschlag versehen. Zur  Überprüfung brauchen Sie das Programm PGP und meinen  öffentlichen Schlüssel (bitte per e-mail oder per Diskette mit frankiertem Rückumschlag bei mir anfordern).  ÓŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽŽ® Die Verbreitung durch rechtsextreme Mailboxen, insbesondere des sog. Thule-Netzes, ist ausdrücklich untersagt. Sie erhalten die gesammelten Ausgaben der AN über den Fileserver der NAD-MEER. Er ist über das Internet weltweit erreichbar. Bitte senden sie eine elektronische Nachricht mit dem Inhalt HELP an: Inform@Nad-Meer.gun.de Online erreichen Sie uns unter den Nummern: 0211-212494 Nadeshda 02159-81961 Nad-Meer - ---------------------------------------------------------------- Meine Netzadressen: Internet, CL, Z-Netz M.DIETZSCH@nadeshda.gun.de Fido Martin Dietzsch 2:2440/225.27 Die AN-Redaktion ist zu erreichen unter dem Account J.DETJEN@link-k.cl.sub.de Martin Dietzsch (Stand: 12. Oktober 1994) - ---------------------------------------------------------------- Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Verjüngungskur BdV Niedersachsen Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 3686 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Verjüngungskur beim BDV Niedersachsen - ------------------------------------- Hannover. Mit zwei Überraschungen endete die diesjährige Landesdelegiertenversammlung des Bundes der Vertriebenen (BdV) Niedersachsen am 22. Mai im Congreß-Centrum Hannover. Erstens kandidierte entgegen seiner Ankündigung vom 30. April der bisherige Vorsitzende Dr. Dieter Radau (Landsmannschaft Pommern) ein weiteres Mal für dieses Amt. In einer Kampfabstimmung konnte er sich gegen Dr. Alfred Ardelt (Hannover) mit 91 zu 59 Stimmen durchsetzen. Ardelt kommt aus der Sudetendeutschen Landsmannschaft und gehört zum radikalnationalistischen Flügel des BdV. Gleichzeitig ist er Vorstandsmitglied der Staats- und wirtschaftspolitischen Gesellschaft des Hugo Wellems, Herausgeber des Ostpreußenblattes, die dem Braunzonenbereich zuzuordnen ist. Allerdings kannte auch Radau in der Vergangenheit kaum Berührungsängste zum Neofaschismus. So unterstützte er Anfang der siebziger Jahre einen Aufruf zur Förderung "nationalkonservativer" Jugendbildungsarbeit des NPD-Funktionärs Hans- Michael Fiedler. In jüngster Zeit war er allerdings innerverbandlich stark in Kritik geraten wegen eines deutschlandpolitischen Thesenpapiers, das vom fundamentalistischen Flügel des Revanchistenverbandes als eine Aufweichung bisheriger Positionen begriffen wurde. Der unterlegene Ardelt wurde anschließend mit der höchsten Stimmenzahl zu einem der vier stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Die zweite Überraschung stellte dabei die Wahl des Braunschweigers Oliver Dix, der zugleich stellvertretender Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmanschaft ist, dar. Der gebürtige Braunschweiger Dix ist erst 26 Jahre alt. Er studierte zunächst allgemeine vergleichende Literaturwissenschaft in München, anschließend Jura an der TU Hannover. Seit 1991 ist er zugleich im Beirat des Bundes der Familienverbände. Weitere Stellvertreter wurden Dr. Barbara Loeffke, die Initiatorin des Ostpreußenmuseums in Lüneburg und der CDU- Landtagsabgeordnete Hellmut Schneider (Hildesheim). Die Wahl eines CDU-Landtagsabgeordneten und das Fehlen von Personen mit offen neofaschistischen Positionen im neuen geschäftsführenden Landesvorstand sind jedoch keineswegs Anzeichen dafür, daß der BdV Niedersachsen, der für seine engen Verbindungen zum Neofaschismus seit Jahren bekannt ist, seine bisherigen Standpunkte revidiert hätte. Dagegen spricht u.a. der Fakt, daß Gespräche der Verbandsspitze mit der CDU-Fraktion des Landtages im BdV auf heftige Kritik stießen, da die CDU die Sache der Vertriebenen verraten habe. Dagegen spricht aber auch die Wahl von Wilhelm Hopp (Uelzen) zum Ehrenmitglied bei der Landesdelegiertenversammlung. Der langjährige Kreisvorsitzende Hopp war 1951 für die neonazistische Sozialistische Reichspartei in den Niedersächsischen Landtag gewählt worden. Nach deren Verbot wechselte er zum völkischen Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). Zur Landtagswahl 1953 erklärte er sich mit der neofaschistischen Deutschen Reichspartei solidarisch. Sage mir, wen du ehrst, und ich sage dir, wer du bist. - (apz) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* FAP-Verbotsantrag zu spaet Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 4431 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** FAP-Verbot: Bundesregierung handelt spät und unzureichend - --------------------------------------------------------- Zehn Jahre lang haben AntifaschistInnen erfolglos das Verbot der FAP gefordert. 10 Jahre lang hat die Bundesregierung sich hartnäckig und mit fadenscheinigen Begründungen geweigert, einen Verbotsantrag zu stellen. Die FAP hat in dieser Zeit - und mit Wissen der Bundesregierung - maßgeblich daran mitgewirkt, ein bundesweites und internationales Netz rechtsextremistischer und neofaschistischer Strukturen aufzubauen, indem die FAPler auch nach Verbot ihrer Organisation unter anderen Etiketten weiterarbeiten können. Das Verbot wurde zudem frühzeitig in den Medien erörtert, ja fast bekanntgegeben, so daß jeder FAP-Funktionär die entsprechenden Vorkehrungen treffen konnte. Die Maßnahme der Bundesregierung ist - wie fast alles, was sie in Sachen Rechtsextremismus unternimmt - absolut unzureichend und lediglich davon inspiriert, den internationalen Protest nach den Ereignissen in Fulda und den Milieubeschreibungen aus Dolgenbrodt zu besänftigen und "dem Ansehen Deutschlands in der Welt" die abblätternde Schminke wieder aufzutragen. Nach Hoyerswerda, Rostock, Hünxe, Quedlinburg, Mölln, Solingen und unzähligen anderen rechtsextremistischen Brand- und Mordtaten kann die Bundesregierung jetzt von sich behaupten, daß ihre Erfolgsquote in der Bekämpfung des Rechtsextremismus mittlerweile bei 2 % liegt: nach den (unvollständigen und geschönten) Angaben des Bundesamtes für Verfassungssschutz gab es Ende letzten Jahres 82 rechtsextreme Organisationen mit 41 900 Mitgliedern (ohne Republikaner, HIAG, BHJ, Witikobund und etlichen anderen Organisationen, die das Bundesamt für Verfassungsschutz nicht oder nicht mehr als rechtsextremistisch einstuft). Davon sind jetzt 6 Organisationen mit 860 Mitgliedern verboten ! (Ulla Jelpke, Innenpolitische Sprecherin der PDS / LL) FAP-Verbot von Land Sachsen-Anhalt gefordert - -------------------------------------------- Goslar / Wernigerode. Dem Faschisten- Aufmarsch am 14. 8. 93 in Fulda sind verschiedene Versuche der FAP in Hamburg, Göttingen, Hildesheim und verschiedenen Städten Sachsen-Anhalts, Thüringens und Sachsens vorausgegangen, Demonstrationen und Kundgebungen "zur Eröffnung des Europawahlkampfes" anzumelden. Das Ordnungsamt in Wernigerode (Nordharz, Sachsen-Anhalt) beispielsweise vermutete jedoch zu Recht Zusammenhänge mit dem Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Die Kreisverwaltung verbot die für 1 500 bis 2 000 Teilnehmer angemeldete Demonstration. Die FAP versuchte jetzt bereits zum vierten Mal, in Wernigerode aufzutreten. Wie bereits früher berichtet, scheint sich die FAP-Szene aus Südniedersachsen nach der Ausweisung Polaceks (Mackenrode) durch die niedersächsische Landesregierung in Richtung Sachsen-Anhalt zu orientieren. Dagegen hat sich der Hauptausschuß der Stadtverordnetenversammlung Wernigerode über alle Parteigrenzen hinweg verständigt, dem rechtsradikalen Treiben mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Das Ordnungsamt des Landkreises erteilte der FAP für das gesamte Kreisgebiet ein Versammlungsverbot. Allerdings mit der politisch schwachen "Hilfsbegründung", es sei mit einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wegen Gegenreaktionen der linken, autonomen Szene zu rechnen. Der Wernigeröder Bürgermeister Weyrauch und sein Stellvertreter Heinrich wollen beim Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt vorstellig werden, um ein Verbot der FAP zu erwirken. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hatten auch alle Thüringer Landkreise und kreisfreien Städte die für den 14. 8. angemeldeten Kundgebungen der Faschisten untersagt. In Sachsen verhängten fünf Landkreise ein Versammlungsverbot. (Goslarsche Zeitung, Redaktion Wernigerode, 13. 8. 93 - mio) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Frankreich: Aufruf zur Wachsamkeit Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 6213 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Aufruf zur Wachsamkeit - ---------------------- Gegen die subversive Aktion von rechts in Europa Der nachfolgend abgedruckte Aufruf französischer Intellektueller erschien im Juli 93 und richtet sich gegen die zunehmenden Tendenzen, in Diskurs zu treten mit der Neuen Rechten, ihnen Disputation zu verschaffen, indem sie in linken Blättern und Linke auch in Organen der Rechten schreiben. So konnte sich Alain de Benoist rühmen, vom "Institut für marxistische Forschungen" als Redner eingeladen worden zu sein. In "Europa vorn" 55 - 56 wird dies genüßlich berichtet: Alain de Benoist habe seinem roten Publikum empfohlen, das politische Spektrum nicht mehr als in Rechte und Linke getrennt anzusehen, sondern in "ein Zentrum, nämlich die herrschende Ideologie, und eine Peripherie, an der all diejenigen angesiedelt sind, die diese ablehnen. Zwischen allen an der Peripherie kann es eine Diskussion geben." Auch in der BRD gibt es diese Tendenzen seit langem, von daher ist der Aufruf auch für unsere Situation aktuell. - (u.b.) Wir sind besorgt über die Wiederkehr rechtsextremistischer antidemokratischer Strömungen im geistigen Leben Frankreichs und Europas. Wir sind beunruhigt über den Mangel an Wachsamkeit und Nachdenklichkeit in bezug auf dieses Thema. Aus diesem Grund versammeln sich einige von uns seit Januar 1993 regelmäßig, um Informationen auszutauschen und diese Fragen zu vertiefen. Daß sich die Ideologen der extremen Rechten als Autoren und Verleger in einem Netz antidemokratischer und neonazistischer Kreise betätigen, ist nichts Neues. Doch diese Aktivität ist neuerdings nicht mehr auf eine Art Untergrundtätigkeit beschränkt. Sie wird offen ausgeübt und jeder, der sich die Mühe macht, sich zu informieren, kann sich leicht ein Bild von ihr machen. Dabei wollen diese Ideologen seit einiger Zeit glauben machen, sie hätten sich geändert. Zu diesem Zweck verfolgen sie eine Verführungsstrategie, die auf demokratische Persönlichkeiten und Intellektuelle gerichtet ist, von denen einige dafür bekannt sind, daß sie links stehen. Da diese weder über diese Aktivität noch über das Netz rechtsextremistischer Zirkel ausreichend informiert sind oder sie überhaupt nicht kennen, haben sie sich auf Artikel in Zeitschriften eingelassen, die von diesen Ideologen herausgegeben werden. Diese Veröffentlichungen werden dann als die offensichtliche Beglaubigung dafür ausgegeben, daß der angebliche Wandel Wirklichkeit geworden sei. Dies ist kein vereinzeltes Vorgehen, vielmehr Teil der gegenwärtigen Strategie einer Legitimierung der extremen Rechten, die allenthalben auf dem Vormarsch ist. Dieser Strategie kommen die vielfältigen Dialoge und Debatten entgegen, die sich über Themen entspinnen, welche man - gelinde gesagt leichtfertig das Ende der Ideologien, die vermeintliche Überwindung jeder politischen Spaltung zwischen der Linken und der Rechten, die angebliche Erneuerung der Idee der Nation und der kulturellen Identität genannt hat. Diese Strategie erhält auch durch die jüngste Mode-These Nahrung, die den Antirassismus als überholt und als gefährlich zu diskreditieren sucht. Unter Autoren, Verlegern und verantwortlichen Personen in Presse, Rundfunk und Fernsehen scheinen diese Manöver bisher noch nicht das gebotene Mißtrauen hervorgerufen zu haben. Aus Mangel an Informationen oder Wachsamkeit, aus Respekt vor der Freiheit der Wortes, aus Sorge um uneingeschränkte Toleranz leisten viele von ihnen, darunter die Verdienstvollsten, dieser Legitimierungsstrategie Vorschub. Durch diese ungewollte Komplizenschaft, so fürchten wir, werden in unserem geistigen Leben bald Diskurse alltäglich werden, die bekämpft werden müssen, weil sie gleichermaßen die Demokratie und das Leben der Menschen bedrohen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Worte der extremen Rechten nicht bloße Ideen unter anderen sind, sondern den Anreiz zu Ausschluß, Gewalt und Verbrechen enthalten. Darum haben wir uns im Juli 1993 dazu entschlossen, ein "Komitee der Wachsamkeit" zu gründen, das es sich zur Aufgabe macht, alle Informationen zu sammeln und so weit wie möglich zu verbreiten, die dazu dienen können, das Netz der extremen Rechten und ihrer Verbindungen zum geistigen Leben (Verlage, Presse, Hochschulen) erkennbar zu machen. Und wir werden zu jedem Fall, der mit diesen Fragen in Zusammenhang steht, öffentlich Stellung beziehen. Wir verpflichten uns, jede Zusammenarbeit mit Zeitschriften oder Sammelwerken, die Mitwirkung an Rundfunk- und Fernsehsendungen sowie die Teilnahme an Kolloquien abzulehnen, die von Personen geleitet werden, deren Verbindungen mit der extremen Rechten sich bestätigen sollten. Frankreich ist bestimmt nicht das einzige europäische Land, in dem sich diese verschiedenen Strategien ausbreiten. Darum appellieren wir an ein Europa der Wachsamkeit und laden jeden ein, der unsere Initiative gutheißt, dieses Manifest zu unterzeichen. Dieser Appell wurde unterschrieben von Miguel Abensour, Henri Atlan, Marc Augé, Lothar Baier, Norbert Bensaîd, Ives Bonnefoy, Pierre Bourdieu, Georges Charpak, Cluade Cohen-Tannudji, Michel Deguy, Jacques Derrida, Louis- René Des Forets, Georges Duby, Oliver Duhamel, Jacques Dupin, Umberto Eco, Arlette Fage, Lydia Flem, Nadine Fresco, Jacques Glowinski, Franþcoise Héritier, Yves Hersant, Francois Jacob, K. S. Karol, Jean-Marie Lehn, Nicole Loraux, Patrice Loraux, Charles Malamoud, Andr…e Miquel, Philippe Nozieres, Maurice Olender, Michelle Perrot, Evelyne Pisier, Léon Poliakov, Jean Pouillon, Jacques Revel, Rossana Rossanda, Jean-Pierre Vernant, Lucy Vines, Paul Virilio. # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Kurzmeldungen Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 6818 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** GdP fordert Einsatzkonzepte gegenüber Neofaschisten - --------------------------------------------------- Wiesbaden. Nach Auffassung des stellvertretenden GdP-Landesvorsitzenden Hansgeorg Koppmann haben die Einsatzleitungen der Polizei bei dem Faschisten-Aufmarsch in Fulda "auf der ganzen Linie versagt". Koppmann erhob auch schwere Vorwürfe gegen die Polizei-Führungsakademie in Münster- Hiltrup (Westfalen). Dort gehöre "das Herunterspielen der rechtsradikalen Bedrohung offenbar zum Ausbildungsplan". Koppmann warnte vor einer "selbstgefälligen Nachbereitung". In Fulda habe die hessische Polizei "das Bild eines miserabel geführten, stümperhaften und bestenfalls unmotivierten Haufens" abgegeben. Es sei höchste Zeit, das Verhalten gegenüber Neofaschisten zu trainieren und sich Gedanken über eine funktionierende Landes- Einsatzleitung zu machen, betonte er. (Goslarsche Zeitung vom 21. 8. 93 - mio) OVG: "Deutscher Kameradschaftsbund" bleibt verboten - --------------------------------------------------- Lüneburg. Die rechtsextremistische Vereinigung "Deutscher Kameradschaftsbund Wilhelmshaven" (DKB) bleibt verboten und aufgelöst. Mit dieser Entscheidung hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die Klage des DKB gegen das am 18. 12. 92 erlassene Vereinsverbot abgewiesen. In der Begründung heißt es, der "Deutsche Kameradschaftsbund" weise "in Programm, Vorstellungswelt und Gesamtstil eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus" auf und richte sich gegen die verfassungsgemäße Ordnung. (LZ, 4. 8. 93) - (ulb) Landesparteitag der Deutschen Liga abgesagt - ------------------------------------------- Hagen. Der nordrhein-westfälische Landesparteitag der faschistischen Deutschen Liga wurde kurzfristig abgesagt. Der Parteitag, der am Samstag, 4. 9. in der Gaststätte "Bayern-Stuben" in Hagen stattfinden sollte, wurde Antifaschisten erst kurz vorher bekannt. Autonome Antifaschisten und die VVN- BdA machten ihn bekannt und verbreiteten einen Treffpunkt zu Gegenaktionen. Nach Aussage des örtlichen Vorsitzenden der Deutschen Liga, Matthias Staneck, sagte die Kölner Zentrale den Parteitag daraufhin ab: Sie befürchtete zu viel Widerstand. In der Nähe des geplanten Tagungslokals versammelten sich am Samstag Mittag trotzdem rund 100 Antifaschisten. Gleichzeitig war ein massives Polizeiaufgebot zugegen. Auch der Hagener Oberbürgermeister, der erst vor wenigen Monaten Schlagzeilen machte, weil er keine Asylbewerber mehr aufnehmen wollte, sah kurz nach dem "Rechten". Mehrere Skinheads aus Hattingen, Witten und Bochum, die wahrscheinlich zum Tagungslokal wollten, wurden von der Polizei an Zufahrtstraßen nach Hagen aufgehalten. Acht wurden festgenommen. - (dh, wof) REP-Bundesparteitag Ende Oktober in Rastatt geplant - --------------------------------------------------- Karlsruhe. Die REP haben bei der Stadt Rastatt einen Antrag auf Überlassung der Badner Halle am 31. Oktober und 1. November für ihren Bundesparteitag gestellt. Auf dem Parteitag soll die nationalistische Kampagne zu den Europawahlen mit der Wahl von Kandidaten eröffnet werden. Nach Angaben der REP habe die Stadt Rastatt bereits im Mai mündlich zugesagt, die Halle zur Verfügung zu stellen. Der städtische Pressesprecher hat demgegenüber mitgeteilt, daß der von den REP beanspruchte Termin bereits vergeben ist. Außerdem sei der schriftliche Antrag der REP erst Mitte August eingegangen. Über die Vergabe der Badner Halle muß jetzt der Rastatter Gemeinderat entscheiden. Die REP haben bereits angekündigt, sollte der Gemeinderat die Halle nicht zur Verfügung stellen, die Sache vor dem Verwaltungsgericht auszutragen. Damit waren sie in Rastatt bereits bei dem Landesparteitag der REP 1991 erfolgreich. - (map) Anspielung auf Solingen "energisch geahndet" - -------------------------------------------- Mönchengladbach. Weiter am Gymnasium MG-Odenkirchen unterrichten darf eine Lehrerin, die vor einigen Wochen zu einem kurdischen Schüler im Unterricht gesagt hatte: "Halt den Mund, oder ich schick Dich nach Solingen". Die Äußerung, offensichtlich in Anspielung auf den Solinger Mordanschlag gefallen, hatte unter Schülern wie Lehrern des Gymnasiums empörte Reaktionen hervorgerufen. Die Schulaufsicht beim Düsseldorfer Regierungspräsidenten befaßte sich mit dem Fall und entschied, die Deutsch- und Geschichtslehrerin nicht vom Schuldienst zu suspendieren. Die Aussage der Lehrerin werde jedoch "energisch geahndet". Weitere Auskünfte dazu wollte die Schulaufsicht allerdings nicht geben. - (RP-MG 24. 8. 93 - peb) Rassistische Straftaten nahmen zu - --------------------------------- Düsseldorf. Nach dem Mordanschlag in Solingen hat sich die Zahl rassistischer Straftaten im Raum Düsseldorf mehr als vervierfacht. Nach Informationen der "Ermittlungsgruppe Fremdenfeindliche Straftaten" der Polizei für den Bereich Düsseldorf, zu dem auch Neuss und Mettmann gehören, stieg die Anzahl der Straftaten von sieben im Mai auf 29 im Juni. In der Zwischenbilanz der Ermittlungsgruppe wurden seit ihrer Einrichtung im Oktober 1992 insgesamt 143 rassistische Straftaten registriert. Dabei reicht das Spektrum von anonymen Drohanrufen bis zu versuchten Tötungsdelikten. Auch nach den Brandnächten von Rostock-Lichtenhagen und dem Mordanschlag von Mölln sei die Zahl der Straftaten verstärkt angestiegen. Die Aufklärungsquote liegt derzeit bei ca. 33 Prozent. - (NGZ, 11. 8. 93 - peb) Rassistischer Terror im Kreis Viersen - ------------------------------------- Kreis Viersen. Nach einem Bericht der "Ermittlungsgruppe Fremdenfeindliche Straftaten" der Polizei für den Kreis Viersen und Mönchengladbach wurden in der Zeit vom Januar bis Ende Juli 1993 alleine 31 rassistische Straftaten im Kreis Viersen angezeigt, von denen etwa ein Drittel aufgeklärt sind. Die Palette der Straftaten reicht vom Telefonterror ("Ich brenn' dein Haus ab" oder "Ich ertränk' dich im eigenen Blut") über Wandschmierereien bis hin zu Faustschlägen, mit denen "Bürger" aus dem Kreisgebiet in einigen Fällen Ausländer traktiert haben, oder Schüssen aus Schreckschußwaffen, die deutsche Jugendliche vor Flüchtlingsheimen abfeuerten. - (RP-Vie 13. 8. 93 - peb) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Antrag: Verbot der NL Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 4463 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Hamburger Senat beschließt Antrag auf Verbot der "Nationalen - ------------------------------------------------------------ Liste" - ------ Auf seiner Sitzung am Dienstag, den 17. August 1993 hat der Hamburger Senat beschlossen, beim Bundesverfassungsgericht die Feststellung der Verfassungswidrigkeit der "Nationalen Liste" (NL) zu beantragen. in der Pressemitteilung des Senats heißt es dazu: Die "Nationale Liste" verursacht durch ihre Publikationen und die Aktivitäten ihrer Funktionäre Schaden für die Demokratie in der Bundesrepublik und für das Ansehen der Bundesrepublik im Ausland. Ihre Propaganda im NS-Jargon ist extrem ausländerfeindlich und antisemitisch und bereitet den Nährboden für Diskriminierung und Angriffe. Die 1989 in Hamburg als Landespartei gegründete NL ist zwar mit Blick auf ihre Mitgliederzahl (maximal 30 Personen) und die Zahl ihrer Wähler unbedeutend (Bürgerschaftswahl 1991: 431 Stimmen), im umgekehrten Verhältnis dazu steht aber der von ihr angerichtete Schaden. Eindeutiges Ziel ist die Wiederbelebung des Nationalsozialismus in Fortführung der Aktivitäten des 1991 verstorbenen Michael Kühnen, letztlich also die Errichtung eines Vierten Reiches als eines nach dem "Führerprinzip" organisierten "Volksstaates". Dieses Ziel soll mit hetzerischer Propaganda, insbesondere auch gegen Ausländer und durch medienwirksame Aktionen wie Aufmärsche zum Gedenken an den als "toter Held" und "Kronzeuge einer völkischen Weltanschauung" gefeierten einstigen Stellvertreter Hitlers verfolgt werden. Letztes Beispiel ist der Aufmarsch von Neonazis in Fulda am 14. August 1993, nachdem zuvor an anderen Orten - so auch in Hamburg Versammlungsverbote erlassen worden waren. An der Vorbereitung bzw. Durchführung des Aufmarsches aus Anlaß des 6. Jahrestages des Todes von Heß waren Funktionäre der NL maßgeblich beteiligt, insbesondere hat der stellvertretende Parteivorsitzende und langjährige Weggefährte Kühnens, Christian Worch, die sog. "Heß-Demo" seit Frühjahr 1993 vorbereitet und trat in Fulda als Redner auf. Darüber hinaus initiiert die von der NL als "Aufklärungsarbeit" bezeichnete Veröffentlichung von Namen und Anschriften politischer Gegner, die unter dem Stichwort Anti-Antifa läuft, nicht nur Telefonterror, sondern verursacht auch die Gefahr tätlicher Angriffe seitens aufgehetzter Einzeltäter oder von Gruppierungen, die im provokativen "Anmachen", Schlagen und Zerstören die ihnen gemäße Form der Bewältigung von Frust und Langeweile sehen. Ein Verbotsverfahren gegen eine Vereinigung, die die verfassungsrechtliche Stellung einer Partei für sich in Anspruch nimmt (vgl. Artikel 21 GG), muß u.a. wegen unterschiedlicher Zuständigkeiten mit dem Bundesministerium des Innern abgestimmt werden. Wäre die Parteieigenschaft der NL zu verneinen, hätte die Exekutive mit einem Vereinsverbot vorgehen können. Verbotsbehörde wäre dann wegen der sich über das Gebiet der Freien und Hansestand Hamburg hinaus erstreckenden Tätigkeit der NL der Bundesminister des Innern gewesen. Im Ergebnis haben die über einen längeren Zeitraum geführten Verhandlungen zur Vorbereitung eines Antrages beim Bundesverfassungsgericht auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit der NL als einer Landespartei geführt. Dabei geht der Senat von seiner Antragsbefugnis im Hinblick darauf aus, daß die NL zwar nicht von ihrer Tätigkeit, wohl aber von ihrer Organisation her auf das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg beschränkt ist. Die Neuwahl der Bürgerschaft, an der sich auch die NL als Partei beteiligen will, war im Zeitraum des Abstimmungsverfahrens mit dem Bundesministerium des Innern noch nicht bekannt, dies ändert aber nichts an der Haltung des Senats, wie sie in seinem Beschluß vom 17. August 1993 zum Ausdruck kommt. (Mitteilung der Staatlichen Pressestelle der Freie und Hansestadt Hamburg vom 17. 8. 1993) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Ev. Notgemeinschaft in Braunschweig Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 2119 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Doitsche Christen in Braunschweig - --------------------------------- Braunschweig. Für den 15.-17. Oktober plant die Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland ihre Herbststudientagung unter dem Thema "Der Verlust der Mitte. Orientierungslosigkeit nach 25 Jahren Kulturrevolution" im Jugendgästehaus "Großes Waisenhaus" in Braunschweig. Die Evangelische Notgemeinschaft ist im Bereich zwischen Konservatismus und Neofaschismus anzusiedeln. Sie wurde 1966 als organisatorisches Zentrum des innerkirchlichen Widerstandes gegen die Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland gegründet. Diese revanchistische Zielsetzung trat später in den Hintergrund zugunsten einer stärkeren Betonung der Propaganda gegen die Friedensbewegung und der Unterstützung der Apartheidpolitik in Azania. Zu den führenden Funktionären der Gruppe gehört seit Jahren der Berliner Theologe Prof. Klaus Motschmann, der zugleich auch zur Redaktion der rechten Theoriezeitschrift Criticon gehört. Vordergründig handelt es sich bei den Referenten der Tagung durchweg um honorige Leute. Ein Oberpfarrer vom Bundesgrenzschutzpfarramt Lübeck steht neben einem Professor der Evangelischen Fachhochschule Berlin, ein Professor aus Mainz neben einem ehemaligen Landesschulrat aus Berlin. Der Berliner Professor Klaus Weinschenk ist allerdings ebenso bekannt wie das ehemalige SPD-Mitglied Herbert Bath. Weinschenk war 1987 Landesbeauftragter der Republikaner in Berlin, Bath bewegt sich heute beim der Deutschen Liga nahestehenden Hoffmann von Fallersleben-Bildungswerk. - (apz) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Aktionstag gegen DVU Passau 2.10. Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 3638 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Aktionstag gegen die DVU am 2. 10. 1993 ! - ----------------------------------------- Kein Nazi-Treffen in Passau und Anderswo ! Am 27. 8. 93 wurde vom Bündnis gegen die DVU folgender Auruf zu einem Aktionstag gegen die Versammlung der Deutschen Volksunion am 2. Oktober 1983 in Passau beschlossen: Entschlossen und phantasievoll gegen Faschismus Zum 11ten Mal trifft sich am 2. Oktober 1993 die faschistische DVU in Passau. Die DVU mobilisiert seit Jahren erfolgreich Alt- und Neonazis und deren SympathisantInnen aus dem gesamten rechten Lager der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Südtirol und anderen europäischen Ländern. Zwar distanzierte sich die DVU bereits im Vorfeld ihres Bundesparteitags am 14. 8. 1993 in München aus taktischen Gründen von anderen FaschistInnen und deren Organisationen, trotzdem ändert sich nichts an ihrem Programm. Äußerungen wie: "Wir wehren uns dagegen, daß Deutschland zum Sozialamt der Welt wird.", "Deutschland den Deutschen !" oder "Schein- asylanten raus" verdeutlichen dies. Gerade auch im Zusammenhang mit dem verstärkten Rechtsruck in Deutschland ist die Bedeutung der DVU als Propagandistin rechtsradikaler Politik nicht zu unterschätzen. Gerade Gruppierungen wie die DVU haben in den letzten Jahren das gefordert, was mitlerweile deutsche Realität ist: die quasi Abschaffung des Asylrechts, die weitere Entmündigung von Frauen, Sozialabbau und immer mehr rassistisch motivierte Übergriffe, die von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert werden. Ihre Veranstaltung in der Nibelungenhalle ist in Verbindung mit den Wahlen 1994 zu betrachten, bei denen die DVU ihre Erfolge in Bremen 1991 und in Schleswig-Holstein im April 1992 fortzusetzen versuchen wird. Daß die DVU gerade am 2. Oktober, dem Vortag des "Tag der Deutschen Einheit", ihre Veranstaltung durchführt, kommt nicht von ungefähr. So kann sie einer breiten Öffentlichkeit ihre nationalistische Wahnvorstellung von einem Großdeutschland nahebringen. Deshalb gilt es an diesem Tag zu verhindern, daß die DVU ohne Widerstand ihre Propaganda verbreiten kann; es gilt mit den Veranstaltungen und der Demonstration am Aktionstag Position gegen den Rechtsradikalismus zu beziehen und zu verhindern, daß der Tag von der Großveranstaltung der DVU geprägt wird. Kein Nazitreffen in Passau und Anderswo ! Wir rufen zu einem entschlossenen und phantasievollen Aktionstag gegen die DVU am 2. 10. in Passau auf. An diesem Samstag sollen am Vormittag im ganzen Stadtgebiet von Passau Aktionen wie Infostände, Straßentheater, Frauencafes, etc. stattfinden. Ab 12.30 Uhr ist dann auf dem Bahnhofsvorplatz der Treffpunkt für einen Demonstrationszug. Wir möchten Euch bitten, unseren Aktionstag zu unterstützen, indem ihr zur Demonstration kommt oder indem ihr selbst Aktionen für den Vormittag vorbereitet (bitte unter 08 51/311 40 Bescheid geben, wenn ihr Aktionen vorbereiten wollt). - (M.D.) In München geplant: Am 2. 10. Bus nach Passau, am Samstag vorher Demo zur DVU-Zentrale. Näheres über Info-Laden Tel.: 448 96 38 # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Broschüre: Rechtsextr. in Ex-DDR Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 1777 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Rechtsextremismus in der Ex-DDR - ------------------------------- Die Bundestagsgruppe der PDS / Linke Liste legte unlängst eine Dokumentation über "Rechtsextremistische Strukturen 1991 / 92 in den neuen Bundesländern" unter dem Titel "Blickpunkt Rechtsextremismus" vor. Autor der Broschüre ist der Historiker Dr. Norbert Madloch, der sich durch zahlreiche Aufsätze zur neofaschistischen Szene in der ehemaligen DDR bereits einen Namen gemacht hat. Den größten Teil dieser Neuerscheinung bildet ein lexikalischer Teil, der wiederum in Abschnitte über überregionale Gruppen, lokale Organisationen, Grauzonengruppierungen und wichtigen Akteuren gegliedert ist. Die knappe Darstellung beschränkt sich aufs Wesentliche, verzichtet aber dennoch nicht auf das Aufzeigen der Verbindungen, die das Ausmaß des Netzes erst veranschaulichen. Die Informationen sind zwar in der Regel genau und zutreffend, doch leider nicht nachprüfbar, da exakte Quellenangaben fehlen. Dies ist ebenso ein die Brauchbarkeit einschränkendes Manko wie das Fehlen eines Registers. Die nützliche und informative Broschüre ist kostenlos erhältlich bei der PDS / Linke Liste im Bundestag, Arbeitsgruppe "Asyl- und AusländerInnenpolitik" - (apz) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Reichskriegsflagge Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 1659 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Reichskriegsflagge weht nicht mehr - ---------------------------------- Potsdam. Mit Erlaß vom 26. 8. ist im Land Brandenburg "das Zeigen oder Verwenden der Reichskriegsflagge aus der Zeit vor 1933 in der Öffentlichkeit zu unterbinden und die Flagge gemäß @ 1 VGPolG i.V.m. @ 29 PAG sicherzustellen". Begründet wird der Erlaß damit, daß "die Entwicklung der letzten Zeit deutlich macht, daß die Reichskriegsflagge nunmehr ein Symbol neofaschistischer Anschauungen oder der Ausländerfeindlichkeit ist." Konkreter Anlaß: seit über einem Jahr hing im Dorf Dolgenbrodt auf dem Fahnenmast des Bürgers Schulz die Reichskriegsflagge, in jenem Dorf wo vor wenigen Monaten durch mutmaßlich von Dorfbewohnern bezahlte Täter ein Asylbewerberheim niedergebrannt wurde. Jetzt kam die Polizei und nahm die Fahne vom Mast. Ein Verbot beinhaltet der Erlaß nicht, sondern das Zeigen der Flagge wird als "Verstoß gegen die Öffentliche Sicherheit und Ordnung" gewertet. Sie ist weiterhin käuflich zu erwerben und fällt nicht unter das Verbot der "Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen". - (u.b.) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Ritterkreuzträger in Celle Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 5773 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Orden fürs Morden - Ritterkreuzträgertreffen in Celle - ----------------------------------------------------- Celle. Vom 14. - 16. Oktober will sich die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger zu ihrem Bundestreffen in Celle zusammenfinden. Nach der Selbstauflösung des Bundesverbandes der HIAG handelt es sich bei der Gruppe mit ihren noch verbliebenen ca. 900 Mitgliedern um die wohl wichtigste aktive militaristische Traditionsgemeinschaft. Die Organisation wurde 1954 in Köln von ca. 2 000 Ritterkreuzträgern als Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger gegründet. Ziel ist es, die "ideellen Werte der höchsten Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges" zu pflegen und sich "für die Würde echten Soldatentums" einzusetzen. Das Ritterkreuz war 1939 als "neue Klasse" des Eisernen Kreuzes eingeführt worden. Über die Verleihung entschied Adolf Hitler als oberster Befehlshaber der Wehrmacht persönlich. Zahlreiche Ritterkreuzträger waren an Kriegsverbrechen beteiligt. Auch nach 1945 stellten sich etliche von ihnen in den Dienst neofaschistischer Organisationen. Hier sei nur auf Oberst Rudel, der besonders für die DVU des Gerhard Frey als Redner auftrat, und auf den Frankfurter Otto Riehs, Kader der FAP und Ehrenmitglied der verbotenen Deutschen Alternative, verwiesen. Die Bundeswehr scheint trotz dieser bekannten Tatsachen die Ritterkreuzträger zu ihrem Traditionsbestand zu zählen. Auf dem Programm des Treffens steht u.a. eine Ansprache des Standortpfarrers am Ehrenmal, wo auch eine Ehrenformation der Bundeswehr antreten wird. In Zeiten, da Deutschland sich anschickt, wieder kriegführende Macht zu werden, würdigt dies auch Brigadegeneral Molsen, Kommandeur der Panzerbrigade 33 in Celle. In einer Ansprache vom Dezember 1992, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Ordengemeinschaft, "Das Ritterkreuz" 2 / 93, führte er u.a. aus: "Bei uns in Deutschland gibt es immer noch Publizisten und Wissenschaftler, denen nichts mehr am Herzen zu liegen scheint, als nachzuweisen, daß die Soldaten des Zweiten Weltkrieges, vom Generalfeldmarschall bis zum Schützen, im günstigsten Falle Dummköpfe, im Zweifel aber Verbrecher oder Menschen ohne Gewissen waren. (...) Wir Soldaten der Bundeswehr brauchen ein gesundes inneres Verhältnis zu den soldatischen Vorgenerationen, zu unseren Vorfahen überhaupt. (...) Das Schicksal der deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges stellt sich für mich wie folgt dar: Wohl niemals in unserer Geschichte hat eine so tapfere und leistungsfähige Armee, schmählich mißbraucht und überfordert von einem zum Verbrecher gewordenen obersten Befehlshaber, gegen eine Übermacht von Feinden bis zum bitteren Ende so opfervoll gedient. Der Fahneneid, die als Pflicht empfundene Verteidigung des Vaterlandes und der engeren Heimat, der Schutz der Familien, Frauen und Kinder haben eine wichtige Rolle für den Kampfwillen der Soldaten bis zur Kapitulation gespielt. Nicht die Furcht vor dem Kriegsgericht oder blinder Gehorsam oder gar nationalsozialistischer Fanatismus haben bewirkt, daß unzählige Soldaten, oft auf sich allein gestellt, ohne Hoffnung auf Erfolg oder Anerkennung, ihr Leben hingaben. (...) Wir dürfen stolz auf die sein, die Tapferkeit, Treue, Disziplin und Kameradschaft hochhalten und in Krieg und Frieden praktiziert haben. Dies ist eine Tradition, derer wir uns nicht zu schämen brauchen." Keine Frage, daß sich die Ritterkreuzträger in Celle so an alte Zeiten erinnert fühlen. Es ist dies wohl der von Volker Rühe beschworene "Geist von Belet Huen". Wo Geistlichkeit und Militär auftreten, da darf auch die weltliche Macht nicht fehlen. Oberbürgermeister Dr. Severin (CDU) gibt den honorigen Herren am 15. Oktober einen Empfang. Stargast des Treffens ist der ehemalige Bundesminister und FDP- Vorsitzende Erich Mende, selbst Ritterkreuzträger, der zu der Gruppe von FDP-Funktionären gehörte, die den Einsatz für verurteilte Kriegsverbrecher zu ihren vornehmsten Pflichten zählte und auch vor intensiven Kontakten zu Alt- und Neofaschisten nicht zurückschreckte. Protestaktionen gegen das Treffen sind bereits in Planung. Der Landesvorstand Niedersachsen der VVN-Bund der Antifaschisten forderte in einem Brief den Oberbürgermeister auf, den Empfang der Stadt abzusagen und die städtischen Union-Säle nicht zur Verfügung zu stellen. Das Ritterkreuz sei ein "Orden fürs Morden". Angesichts der zunehmenden Militarisierung der Politik sei es notwendig, Zeichen zu setzen und sich von jeder Form des Militarismus zu distanzieren. Sein Empfang sei letztlich ein Beitrag zum Geschichtsrevisionismus und damit Wasser auf die Mühlen des Neofaschismus. In einer Presseerklärung der VVN-BdA heißt es weiter: "Es kann nicht erstaunen, daß eine Bundesrepublik an der Schwelle zur kriegsführenden Nation auch die zweifelhaftesten militärischen Traditionen wieder rehabilitiert. Erstaunen kann nur die Unverfrorenheit der örtlichen Politiker zu glauben, solche Umdeutung der Geschichte ohne öffentlichen Protest durchführen zu können. Wir rufen alle antifaschistischen und antimilitaristischen Kräfte auf, am 16. Oktober gegen das Treffen der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger zu protestieren. - (apz) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Wernigerode - braune Stadt Datum : So 12.09.93, 12:00 Groesse : 2416 Bytes - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** "Keine braune Stadt am Harz !" - ------------------------------ Wernigerode. Seit Anfang 1992 hat sich in der Harzstadt Wernigerode eine aktive und gewalttätige neofaschistische Szene herausgebildet. Zu den sich dort ausbreitenden Gruppen gehören u.a. die NPD und die lokale Blankenburger Befreiungsfront sowie besonders die FAP. Im April vergangenen Jahres feierten ca. 600 Skins unter Führung des niedersächsischen FAP-Landesvorsitzenden Torsten Heise Hitlers Geburtstag. Anschließend kam es zu schweren Ausschreitungen in der Innenstadt. Am 12. 2. 93 folgte ein überregionales Treffen der NPD mit ca. 150 Teilnehmern aus Brandenburg und dem Harzgebiet. Zeitgleich führte die FAP im Kreiskulturhaus ein Regionaltreffen durch. Bisheriger Höhepunkt der faschistischen Aktivitäten war ein Überfall von ca. 30 Neofaschisten aus Wernigerode und Niedersachsen auf zwei Jugendliche aus Ilsenburg. Eines der Opfer wurde lebensgefährlich verletzt, die Lebensrettungsmaßnahmen der herbeigerufenen Feuerwehr massiv behindert. Sowohl Stadtals auch Kreisverwaltung zeigten sich bisher weitgehend untätig. Teilweise kann ihr Handeln sogar als Unterstützung der Faschisten begriffen werden. So wurden z.B. Verhandlungen mit Personen aus der neofaschistischen Szene über Büroräume geführt. Nach einem Überfall auf eine schwangere Vietnamesin stellte die Stadt den Faschisten einen mit 80 000 DM renovierten Jugendclub zur Verfügung. Zwei weitere von der Stadt getragene Clubs sind in der Hand der Faschisten. Die örtlichen Antifas sind nun nicht länger bereit, den faschistischen Terror hinzunehmen. Für den 2. 10. 93 ist eine antifaschistische Demonstration geplant. Unterstützung von außerhalb ist erwünscht. Nähere Informationen sind ab 6. 9. 93 mittwochs und donnerstags zwischen 19 und 21 Uhr unter der Telefonnummer 0345 2 96 82 zu erfragen. - (apz) # Internet: M.DIETZSCH@hot.zer.de # # XP-DES Passwort für PMs erwünscht # ## CrossPoint v2.1 R ## Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Info & Beratung fuer NS-Verfolgte Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 5564 Bytes Datei : 4702.MSG, 12.09.93, 09:27:34 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte informiert - ---------------------------------------------------------------- und berät - --------- In den achtziger Jahren hat sich die Öffentlichkeit intensiv mit den verheerenden Auswirkungen nationalsozialistischer Verfolgung beschäftigt. Dabei wurde klar, daß der klassische Verfolgungsbegriff, wie ihn noch das Bundesentschädigungsgesetz (BEG) geprägt hatte, wesentlich erweitert werden muß. Als Verfolgte wahrgenommen wurden sowohl bisher vernachlässigte rassisch verfolgte Bevölkerungsgruppen, z.B. Sinti und Roma, aber auch Minderheiten und Randgruppen, wie z.B. Homosexuelle, Asoziale, Zwangssterilisierte, psychisch Kranke, Opfer der Militärjustiz, die häufig auch am Ende des Nationalsozialismus gesellschaftlich diskriminiert worden waren. Konsequenz dieser politischen Bemühungen waren verschiedene Härtefonds auf Bundes- und Länderebene. Die Vielzahl und Verflochtenheit dieser Regelungen macht es selbst professionellen Sozialarbeitern und Juristen schwer, eine kompetente Beratung zu gewährleisten. Zwar haben die Selbstorganisationen der Betroffenen nach Kräften versucht, ihre Mitglieder zu informieren. Es stellt sich jedoch das Problem, daß ein Großteil der Betroffenen nicht organisiert ist. Sie umfassend zu informieren und zu beraten ist von den ehrenamtlich geleiteten Verbänden nicht immer zu leisten. Aus allen diesen Gründen haben sich im Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte die Organisationen der Verfolgten sowie engagierte Einzelpersönlichkeiten zusammengeschlossen, um nationalsozialistisch Verfolgte professionell über die ihnen zustehenden Rechte und Möglichkeiten zu informieren und die Öffentlichkeit über Verfolgungsschicksale aufzuklären. Im folgenden eine Selbstdarstellung des Verbandes: Warum gibt es uns und für wen sind wir da ? Bald 50 Jahre nach Kriegsende warten weltweit immer noch Hunderttausende von Verfolgten des Nazi-Regimes auf angemessene Anerkennung und finanziellen Ausgleich. Ihre Interessen zu vertreten, sie in den oft schwierigen und langwierigen Antragsverfahren zu begleiten, ist Anliegen des Bundesverbandes Information und Beratung für NS- Verfolgte. Hier haben sich seit 1992 Verfolgtenverbände, Betroffene und engagierte Individuen zusammengeschlossen. Welche Initiatoren gab es 1992 ? Zu den Initiatoren gehören u.a.: Claims Conference, Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten, Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes / Bund der Antifaschisten, Bund der "Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten, Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Schwulenverband in Deutschland, Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime, Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste. Warum eine Informations- und Beratungsstelle und was tut sie ? Die Informations- und Beratungssstelle für NS-Verfolgte in Köln unterstützt Verfolgte aller Opfergruppen in Entschädigungsfragen und anderen mit der Verfolgung zusammenhängenden Problemen. Dies geschieht insbesondere durch: - - Herausgabe von Informationsmaterialien - - Information der Öffentlichkeit über Verfolgung und Entschädigung - - telefonische und persönliche Beratung - - Vermittlung erfahrener Gutachter und Rechtsanwälte - - Vertretung von Antragstellern gegenüber Entschädigungsbehörden und Rentenversicherungsträgern - - Veranstaltung von Seminaren der politischen Bildung und Begegnung für Betroffene und Multiplikatoren Welche Informationsmaterialien kann man erhalten ? Mit der Herausgabe des Beratungsleitfaden NS-Verfolgunghat der Bundesverband in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung zum ersten Mal einen Überblick über alle wichtigen gesetzlichen und außergesetzlichen Regelungen zur Verfügung gestellt, nach denen heute noch Entschädigungs- und Härteleistungen für NS-Verfolgte beantragt werden können. Der Leitfaden enthält die wichtigsten Regelungen aus dem - - Bundesentschädigungsgesetz (BEG) - - Allgm. Kriegsfolgengesetz (AKG) - - Härteleistungen des Bundes zum BEG und AKG - - Gesetzliche Regelungen und Härteleistungen auf Länderebene - - Ausgleich von Schäden in der Rentenversicherung - - Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (BVG) - - Leistungen für Hinterbliebene - - Leistungen für NS-Opfer aus den neuen Bundesländern - - Aufhebung von nationalsozialistischen Unrechtsurteilen - - Leistungen für die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden ausländischen NS-Opfer. Anschriften von Beratungsstellen der Verfolgtenverbände sowie Hinweise auf zuständige Behörden beschließen die Broschüre. Außerdem ist ein Merkblatt zum NRW-Härtefonds für NS-Verfolgte über die Beratungsstelle erhältlich und Broschüren für NS-Verfolgte in Polen und den GUS-Staaten (auch in polnischer und russischer Sprache). Hier die Adresse des Bundesverbandes: Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte Kämmergasse 1 50676 Köln (Zusammenstellung aus verschiedenen Pressemitteilungen des Bundesverbandes Information & Beratung für NS-Verfolgte - u.b.) Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Rehabilitierung d. Faschisten Horty Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 1557 Bytes Datei : 239.MSG, 12.09.93, 09:26:20 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Gegen die Rehabilitierung des Faschisten Horthy - ----------------------------------------------- Am 4. September soll der Leichnam des 1957 in Lissabon verstorbenen Nikls Horthy feierlich in Budapest wiederbestattet werden. Horthy zerschlug 1919 die revolutionäre ungarische Räterepublik. 1920 ließ er sich zum "Reichsverweser" erklären und regierte Ungarn bis 1944 als faschistischer, antisemitischer Dikatator. Seit 1937 war Horthy ein enger Verbündeter Hitlers bei dessen Plänen zur faschistischen "Neuordnung Europa". 1941 schloß sich Horthy dem nationalsozialistischen deutschen Überfall auf die Sowjetunion an. Eine Rehabilitierung dieses Mannes ist eine nachträgliche Verhöhnung der Opfer des Faschismus in Ungarn wie in Deutschland und in ganz Europa. Sie bedeutet eine Ermutigung für die Rechtskräfte in diesen Ländern. Deshalb hat der DKP-Parteivorstand in einer Presseerklärung die ungarische Regierung aufgefordert, die Umbettung nicht vorzunehmen, und die Bundesregierung, diplomatisch aktiv zu werden gegen diese Rehabilitierung eines Faschisten. (DKP-Pressedienst vom 26. 8. 93) Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* NDR gegen rass. Werbespots Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 3331 Bytes Datei : 5187.MSG, 12.09.93, 09:39:00 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** NDR gegen volksverhetzende Wahlspots - ------------------------------------ Hannover. Ein durchaus unterschiedliches Echo soll eine Initiative des Norddeutschen Rundfunks kurz vor den Sommerferien 1993 gefunden haben, Werbespots der Parteien im Wahlkampf vom Bildschirm zu verbannen. NDR- Intendant Jobst Plog hatte es Mitte Juni vor Journalisten als "unerträglich" bezeichnet, daß die Fernsehsender auch Parteien-Werbung mit "unverkennbar ausländerfeindlichem Inhalt" ausstrahlen müßten. Angesichts des bevorstehenden Superwahljahres 1994 habe er deshalb an die Landesregierungen appelliert, jegliche bislang den Parteien eingeräumte Wahlkampfwerbung im Fernsehen gesetzlich zu unterbinden. Plog begründete seinen Vorstoß mit Erfahrungen, die der NDR etwa bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein gesammelt habe. Die Weigerung der Anstalt, einen Wahlspot der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) auszustrahlen, sei damals vor Gericht ebenso gescheitert wie eine Distanzierung von der DVU-Werbung als "Volksverhetzung" vor der Ausstrahlung. In dem schließlich kommentarlos wiederholten Spot sei mit Slogans wie "Deutschland den Deutschen" oder "Scheinasylanten raus" geworben worden. Mitte August wurde die Initiative Plogs im nds. Landtag behandelt. Redner aller vier Landtagsfraktionen (SPD, CDU, FDP und Grüne) wollen "extremistische Wahlspots" im Rundfunk verhindern und sprachen sich dafür aus, generell auf Wahlwerbungen in Radio und Fernsehen zu verzichten, da die gesetzlichen Vorschriften es nicht erlaubten, gezielt rechtsextremistische Wahlspots zu verbieten. Ministerpräsident Schröder wies darauf hin, daß es keine juristische Möglichkeit gebe, zwischen den Spots "undemokratischer rechtsradikaler Parteien" und demokratischer Parteien zu unterscheiden. Er begrüßte die Initiative Plogs, Wahlwerbung aus dem NDR- Programm zu verbannen. Dies sei aber nur sinnvoll, wenn ARD und ZDF sich anschließen würden. Er kündigte an, daß sich die Ministerpräsidenten-Konferenz Anfang Oktober auf Antrag Niedersachsens mit dem Verzicht auf Wahlwerbung beschäftigen werde. Vor einem freiwilligen Verzicht auf kostenlose Wahlwerbung warnte CDU- Fraktionsvorsitzender Stock. Dies könne dazu führen, daß die im Landtag vertretenen Parteien nicht in den Medien werben würden, wohl aber extremistische Parteien. Wie Schröder forderte er eine Änderung der Rundfunk-Staatsverträge. Er werde mit dem ebenfalls für den NDR zuständigen mecklenburg- vorpommerschen Ministerpräsident Seite (CDU) sprechen, der sich bislang gegen einen Verzicht auf Wahlkampfspots aller Parteien ausgesprochen hat. Für die Grünen sagte deren Abgeordneter Erich von Hofe, den rechtsextremistischen Parteien müsse "die Plattform für ihre Ausländer-raus-Propaganda entzogen werden". (Seesener Beobachter vom 17. 6. 93; Goslarsche Zeitung vom 20. 8. 93) - (mio) Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Haendewaschen nicht vergessen Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 3161 Bytes Datei : 9378.MSG, 12.09.93, 09:25:36 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** "... anschließend Händewaschen nicht vergessen ..." - --------------------------------------------------- Heilbronn. In den städtischen Unterkünften für Flüchtlinge sorgt sich das Staatliche Gesundheitsamt Heilbronn um die allgemeine Hygiene. In dem uns vorliegenden Schreiben heißt es u.a.: "Damit wir gesund bleiben und keine ansteckenden Krankheiten bekommen, sollten wir auf folgendes achten ..." Wer soll gesund bleiben ? Bitte denken Sie an die doitsche Volksgesundheit. Wir bleiben gesund und Sie haben keine ansteckenden Krankheiten ?? Und falls der Flüchtling es noch nicht gemerkt hat, stellt das Gesundheitsamt fest: "Hier sind viele Menschen aus allen Teilen der Welt auf engem Raum zusammen". Wäre mensch bei dieser Art der Unterbringung bestimmt nicht von selbst draufgekommen. Wichtig ist, so die Erkenntnis des Gesundheitsamtes, die Ernährung: "Vor allem Kinder sollten täglich ein Stück frisches Obst erhalten (oder Salat)". Toll, daß endlich erkannt wird, daß Fernküchenfraß nicht das Gelbe vom Ei ist. Ob die Flüchtlinge jetzt wohl die Möglichkeit bekommen, für sich selbst einzukaufen und zu kochen ? Natürlich macht sich das Gesundheitsamt nicht nur um das Essen Sorgen, sondern auch die körperliche Hygiene verdient die staatliche Aufmerksamkeit. So wird darauf hingewiesen, "vor jeder Mahlzeit Händewaschen nicht vergessen, auf kurze Fingernägel achten". Es ist allerdings (noch) ein Gerücht, daß der Oberkulturbürgermeister jeden Tag die Fingernägel kontrolliert. "Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen" ! Wir alle kennen diesen Kinderspruch. Und weil die Flüchtlinge Mündel des Staates sind, empfiehlt ihnen das Gesundheitsamt: "Kinder und Erwachsene sollten morgens und abends Zähneputzen". Selbstverständlich mit dem Hinweis, "Jeder nimmt nur seine eigene Zahnbürste, seinen eigenen Rasierapparat, seine eigene Nagelschere usw." Was schließen wir daraus ? Entweder man nimmt Nagelschere und Rasierapparat mit auf die Flucht, weil mann sonst in dieser Rasierwassergesellschaft nicht anerkannt wird, oder jeder Flüchtling erhält ab sofort die erwähnten Geräte ? - Fehlanzeige - -. Zum Schluß die Krönung doitscher Bürokratie: Die Anweisung: "Toilettenbenutzung". In ihr manifestiert sich der Rassismus in seiner Kontinuität vom Kaiserreich (Stichwort: Kolonien) über den Faschismus bis heute. Eine Kommentierung erübrigt sich. Der Text spricht für sich selbst: "Man muß sich auf die Toilettenschüssel setzen wie auf einen Stuhl, Toilettenpapier zum Saubermachen benutzen, Wasserspülung betätigen, mit Toilettenbürste Schüssel reinigen, anschließend Händewaschen nicht vergessen." (cdh, leicht gekürzt; aus: Kommunaler ALLtag Heilbronn) Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Aus der faschistischen Presse Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 5582 Bytes Datei : 6219.MSG, 12.09.93, 09:36:36 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Aus der faschistischen Presse ============================= Hetze gegen DGB - --------------- Nationalzeitung, 3. 9. 93 Der DGB-Landesbezirk Baden-Württemberg unterstützte die Aktivitäten der Roma für ein Bleiberecht, auch deren Aktionen im Konzentrationslager Dachau. Dagegen hetzt die Nationalzeitung. Orginalton: "Doch linke bis linksextrme Gewerkschaftsfunktionäre, nicht selten von kommunistischer Seite eingeschleust, kümmert das wenig: sie mißbrauchen die Beiträge deutscher Arbeiter und Angestellte schamlos für meist völlig gewerkschaftsfremde Zwecke. Dazu gehören beispielsweise rechtswidrige Versammungsstörungen bei Veranstaltungen der verfassungstreuen deutschen Rechten, insbesondere der DVU, bei welcher Gelegenheit Gewerkschaftsbonzen häufig Arm in Arm mit Chaoten, Autonomen und Resten von DKP und PDS ... demonstrieren ... Der Landesbezirk Baden-Württemberg des DGB verhält sich gesetzeswidrig, wenn er jetzt die rechtskräftig angeordnete Abschiebung der Dachauer Zigeuner verhindert, indem er ihnen Unterschlupf auf dem Gelände des Jugendhauses Kandelblick im Schwarzwald bietet." Diese Politik ist nicht nur blanke Hetze, sondern zielt auch auf Kräfte in den Gewerkschaften ab, die dafür eintreten, daß sich die Gewerkschaften nur rein tariflichen Aufgaben zu widmen haben. Daß sich die DVU dabei als Vertreter von Arbeiterinteressen aufspielt, ist peinlich: Faschisten sind aus den Gewerkschaften ausgeschlossen. Unter der Überschrift "Kein Veto- Recht für Deutschland" beschwert sich der Autor darüber, daß Deutschland zwar in den UNO-Sicherheitsrat kommen solle, dort aber kein Veto-Recht erhalten solle. Dafür wird die USA, Frankreich und Großbritannien verantwortlich gemacht. Es handele sich um ein "kastriertes Deutschland". Rechtsparteien bei 10 % - ----------------------- Europa Vorn Nr. 55-56, 1. 9. 93 Laut einem Umfrageergebnis, das von Dr. Gerhard Frey (DVU) in Auftrag gegeben wurde, wird die DVU bei der Landtagswahl in der Hansestadt 7,8 % der Stimmen bekommen. Die Republikaner werden 2 % erhalten. Selbst Hamburgs Bürgermeister Vorscherau / SPD rechnet damit, daß die "Rechtsparteien zwischen vier und sieben Prozent der Stimmen bekommen werden, meldet das rechte Blatt. Vorscherau hoffe jedoch, daß DVU und REP sich gegenseitig unter die Fünf-Prozent-Hürde drükken. Das Blatt vermeldet weiterhin: "Ärger hat die DVU wieder mit ihrer Bremer Fraktion: Am 21. Juli entschied das Wahlprüfungsgericht des Landtages, die Wahl der Vorsitzenden der DVU-Gruppe, Marion Blohm, in das Parlament im September 1991 sei rechtswidrig. Wer auf dem Stimmzettel stehen will, muß drei Monate vor einem Wahltermin in Hamburg gemeldet sein ... Im September und Oktober erhält die DVU-Gruppe im Bremer Landtag keine Fraktionszuwendungen. Der Landtag will die rund 44 000 Mark einbehalten, da die DVU Mittel in dieser Höhe zweckentfremdet haben soll." Im Nationenwahn - --------------- Europa Vorn Spezial Nr. 52-54 "Europa den Europäern - Deutschland den Deutschen" ist das Titelthema dieser Ausgabe, die im übrigen als Doppelnummer erscheint, die vorletzte Ausgabe im Juni ist nicht erschienen. Vier Aufsätze befassen sich mit dem Thema, von denen der Aufsatz von Alain de Benoist (Französischer Rechter) interessant ist, weil Benoist versucht, Ansatzpunkte für die Rechte in der linken Diskussion in Frankreich zu finden. Seine scheinbar objektive Fragestellung: Das Problem der Einwanderung sei in Frankreich nicht mehr debattierbar, weil rechte Wahnvorstellungen und von Linken oberflächlich gezogene historische Parallelen jede Diskussion unmöglich machten. Dann verwendet Benoist zwei Drittel des Artikels auf die demagogische Zurückweisung linker antirassistischer Argumente - indem er z. B. behauptet, über die "Toleranzgrenze" gegenüber Fremden lasse sich nicht diskutieren, weil dies ein subjektiver Begriff sei und sowieso nicht objektivierbar. Für objektiv hält de Benoist aber, daß "die Art, mit der" die Einwanderung "subjektiv aufgefasst wird, ... mindestens genauso viel zählt wie irgendeine eventuell objektive Realität." Und da angeblich des Volkes Zorn sich gegen die Einwanderung richtet, müsse sie gestoppt werden. Dafür sucht de Benoist auch Bestätigung in liberal-alternativen Zeitungen wie der Liberation und findet sie. Die drei anderen Aufsätze des Titelthemas sind von Manfred Rouhs (Titel: Deutschland den Deutschen), der eine Änderung des Asylparagraphen dahingehend fordert, daß Asyl nur erhält, in dessen Herkunftsland die BRD "Maßnahmen ergreift, die auf die Beseitigung der politischen Verfolgung zielen". H. J. Schwitkoski (Titel: Cui bono ?), der mal eben locker behauptet, die Brutalität an deutschen Schulen stamme von den männlichen türkischen Jugendlichen und ein Recht auf Asyl sei abwegig und absurd. Hans Rustemeyer bereitet die Diskussion für "Volk ohne Raum" vor, indem er vertritt, Deutschland sei überbevölkert und deshalb müsse ein Einwanderungsverbot her und die Bildung ethnischer Inseln, z. B. in Königsberg (Kaliningrad, d. Red.), müsse gefördert werden. (jöd, mar, uld) Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Opfer des Kalten Krieges Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 5111 Bytes Datei : 5867.MSG, 12.09.93, 09:28:20 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Opfer des Kalten Krieges treffen sich in Lüneburg - ------------------------------------------------- Lüneburg. Unter der Überschrift "Warum wir am 11. September zu Ihnen nach Lüneburg kommen" hat die Initiativgruppe für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges eine Presseinformation herausgegeben. Die Initiativgruppe organisiert wegen der besonderen Rolle der Lüneburger politischen Sonderstrafkammer am Landgericht am 11. September ein Treffen der politisch Verfolgten der Bundesrepublik in Lüneburg. Das Treffen ist gegen politisches Unrecht gestern und heute gerichtet. Die Initiativgruppe fordert die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges. In der Presseinformation heißt es: Warum wir ? Wir gehören zu den vielen tausend westdeutschen Bürgerinnen und Bürgern, die politisch verfolgt wurden. Unser politisches Engagement nach dem 2. Weltkrieg war bestimmt von dem Wunsch, die Wiedervereinigung Deutschlands als friedliebender und demokratischer Staat zu erreichen. Darum leisteten wir Widerstand gegen eine Politik, die auf die Wiederaufrüstung und einseitige Bindung Westdeutschlands an die westliche Militärallianz abzielte. Als sich DDR und BRD als selbständige Staaten gegenüberstanden, traten wir für Verständigung der Menschen aus Ost und West, für Entspannung, Abrüstung und friedliche Beziehungen unter Anerkennung der Souveränität beider Staaten ein. In dieser politischen Auseinandersetzung taten wir alles für das Ziel, den damals entfachten kalten Krieg nicht in einen heißen Krieg umschlagen zu lassen. An diesem ehrenhaften Engagement beteiligten sich hunderttausende Bürger. Gegen eine halbe Million Andersdenkende wurde ermittelt. Rund 10000 von ihnen wurden in den 50er und 60er Jahren zu oft langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Wir zählen zu diesen zu Unrecht Verurteilten. Warum in Lüneburg ? Viele von uns waren früher schon in Lüneburg. Wir verbinden mit dieser schönen Stadt keine schönen Erinnerungen. Dafür sind nicht ihre Bürgerinnen und Bürger verantwortlich. Verantwortlich war eine politische Sonderstrafkammer in Lüneburg und eine entsprechende Staatsanwaltschaft mit Nazi-Juristen wie Ottersberg, die jede wirksame Kritik an der Adenauer-Politik, jede aktive Abweichung von den westlichen Doktrinen des kalten Krieges verfolgten. Das war Gesinnungsjustiz. Hier in Lüneburg wurden von ehemaligen Nazijuristen aufrechte Antifaschisten verfolgt und ihrer Entschädigungsrente beraubt. Wer unter Hitler bereits für seine Überzeugung eintrat und später wieder politisch links aktiv wurde, konnte damit rechnen, daß ihm das Verfahren aus der Nazizeit als strafverschärfend angerechnet wurde. Denn hier gab es Richter und Staatsanwälte, die 1951 befanden, daß die gegen antifaschistische Widerstandskämpfer ergangenen Urteile zu Recht bestanden, weil in der Nazizeit "die Schuld der Angeklagten genau geprüft worden ist, und daß es sich um ein ordentliches Strafverfahren gehandelt hat." Warum jetzt ? Wir meinen, daß es endlich an der Zeit ist, das Unrecht, das uns und vielen anderen von vielen weiteren Strafgerichten des Westens angetan wurde, wiedergutzumachen ... Statt das Ende des Kalten Krieges mit der Rehabilitierung aller Opfer des Kalten Krieges in Ost und West zu krönen, werden nur die Opfer in der ehemaligen DDR entschädigt, wir hier aber benachteiligt. Das Unrechtsbereinigungsgesetz gilt nur für Bürger der neuen Bundesländer. Zudem wird neues Unrecht geschaffen ... indem Bürgerinnen und Bürger (der ehemaligen DDR) für ihre Betätigung für legale Organisationen und Institutionen der DDR rückwirkend nach dem Gesetz der westlichen Sieger bestraft werden. Dies widerspricht jedem KSZE-Dokument seit 1975. Wir wenden uns gegen die schon stattfindenden und die beabsichtigten Prozesse. ... Die Verfolgung wirklicher Straftaten in der DDR hat allein am Maßstab des seinerzeit in der DDR geltenden Rechts zu erfolgen ... Das wollen wir: - - Rehabilitierung aller Opfer des kalten Krieges. Entschädigung für erlittenes Unrecht. Anerkennung der Ausfallzeit für die Berechnung der Rente politisch Verfolgter und ihrer Angehörigen. - - Beseitigung aller Grundlagen für politische Verfolgung und Berufsverbote, darunter: Beseitigung des KPD-Verbotsurteils, das die Grundlage vieltausendfachen Unrechts wurde. - - Einsicht in uns betreffende Verfassungsschutzakten. Schluß mit der Bespitzelung. - - Sämtliche Urteile von politischen Strafkammern, wie dieser aus Lüneburg, müssen aufgehoben werden. - - Schluß mit der neuen politischen Strafjustiz und der Berufsverbotepraxis gegen ehemalige DDR-Bürger." Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Akten der Kommunistenverfolgung Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 3715 Bytes Datei : 4462.MSG, 12.09.93, 09:20:34 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Gerichtsakten über Kommunistenverfolgung in den Reißwolf ? - ---------------------------------------------------------- Düsseldorf. Mit folgendem Brief hat sich der Landesvorsitzende der VVN - BdA NRW, Josef Angenfort, an das Justizministerium gewandt: Sehr geehrte Frau Ministerin, aus der Presse konnte man entnehmen, daß Herr Uwe Friesel, Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller in der IG Medien mitgeteilt hat, daß "die Gerichtsakten über die Kommunistenverfolgung in der Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre" in den Reißwolf wandern. Ich würde das sehr bedauern und möchte als Betroffener dagegen protestieren. Durch die Vernichtung dieser Akten würden wichtige Dokumente, die über das Wirken von Regierung und Staatsapparat der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit des Kalten Krieges Auskunft geben können, verschwinden. Sie würden der Forschung, der Aufarbeitung der Geschichte entzogen. Schon heute ist weitgehend verdrängt, daß ein Herr Dr. Schafhentle 1951 von der Bundesregierung beauftragt wurde, den Entwurf des sogenannten Blitzgesetzes zu verfassen, des Gesetzes, das dann ab Juli 1951 die Grundlage fast aller politischen Verfahren gegen Kommunisten und andere Gegner der Regierung Adenauer wurde. Mit diesem Gesetz wurde die Gesinnung verfolgt. Der Bundestagsabgeordnete Schneider von der FDP sprach das in der Debatte vom 11. Juli 1951 auch aus. "Wir schaffen in gewisser Beziehung ein Gesinnungsstrafrecht", erklärte er. Herr Dr. Schafhentle, der den Entwurf zum Gesetz ausarbeitete, war von Beginn der Nazizeit an im Reichsjustizministerium tätig. Er schrieb damals den Kommentar zur "Strafrechtsnovelle von 1933 bis 1934", einer Novelle, in der das Terrorstrafrecht gegen das deutsche Volk festgeschrieben wurde. Die Regierung damals wußte, wo Fachleute zu finden waren. Ich selbst wurde am 4. Juni 1955, weil ich Leiter der Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend in der Bundesrepublik war, zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Urteil fällte der 6. (politische) Strafsenat. Ihm gehörten an: Senatspräsident Dr. Geier als Vorsitzender, die Bundesrichter Dr. Sauer, Scharpenseel, Dr. Willms und Bundesrichter Weber als beisitzender Richter. Meine Rechtsanwälte Dr. Friedrich Kaul und Walter Ammann haben im Verlaufe des Prozesses mehrfach dargelegt, daß der @ 90a, der dann im Urteil an erster Stelle genannt wurde, verfassungswidrig sei. Am 21. März 1961 hat das Bundesverfassungsgericht die Darlegungen meiner Rechtsanwälte bestätigt. Der 90a wurde wegen Verfassungswidrigkeit für nichtig erklärt. Mich bewegt die Frage: Waren meine Rechtsanwälte rechtskundiger, verfassungskundiger, weitblickender als der ganze Bundesgerichtshof mit all seinen Experten oder haben auch andere Umstände mitgespielt ? Mußte vielleicht das Recht dem Kalten Krieg den Platz räumen ? Auf diese Frage könnten möglicherweise die sehr umfangreichen Gerichtsakten, die micht betreffen, eine Antwort geben. Ich beantrage deswegen, daß meine Gerichtsakten nicht vernichtet, sondern aufbewahrt und der Forschung freigegeben werden. Ich beantrage ferner, daß ich und ein Rechtsanwalt meines Vertrauens Einsicht in die Gerichtsakten nehmen können. Mit freundlichen Grüßen Josef Angenfort. Empfaenger : /CL/ANTIFA/ALLGEMEIN Absender : M.DIETZSCH@HOT.zer.de (Martin Dietzsch) Betreff : *AN* Rezension: Zeugen des Holocaust Datum : Mo 13.09.93, 12:00 Groesse : 10734 Bytes Datei : 7800.MSG, 12.09.93, 09:41:26 - ---------------------------------------------------------------------- ***************** ANTIFASCHISTISCHE NACHRICHTEN ***************** Elekronische Ausgabe. Artikelauswahl: M. Dietzsch. Copyright: AN. Verbreitung in CL und in Fido Antifa.ger frei. Bitte unterstützt das Projekt durch ein Abonnement der 14täglich erscheinenden Papierausgabe: Antifaschistische Nachrichten, GNN, Zülpicher Str. 7, 5000 Köln 1 ***************************************************************** Wider das Vergessen: Zeugen des Holocaust mahnen - ------------------------------------------------ Wer sich die Aufmärsche von Neonazis, Rechtsextremisten und Deutsch- Völkischen vor Augen führt, wird schnell zu der Einsicht gelangen: Mehr denn je ist eine innere Haltung gefragt, die nicht leichtfertig und gedankenlos über die faschistische Zeit, ihre Grundlagen und Folgen bis heute hinweggeht. Drei Bücher, jüngst in dem Bremer Donat Verlag erschienen, können dazu beitragen, unaufdringlich und nachdrücklich. Es handelt sich um Berichte und Analysen von KZ-Häftlingen, deren Schilderungen die Inhumanität und Grausamkeit des NS-Regimes in einer Weise veranschaulichen, die sich jeder abstrakten Begrifflichkeit entzieht und die so Efraim Auerbach, Dekan der Fakultät für Wissenschaft des Judentums an der Hebräischen Universität Jerusalem - mit ihrem "hohen Niveau bei weitem andere Versuche übertrifft, in literarischer Weise den Holocaust zu beschreiben." Renata Laqueur, Tochter eines deutsch-jüdischen Arztes, in den Niederlanden aufgewachsen und im März 1943 ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie heimlich Tagebuch führte, lebt seit 1953 in New York. Sie will wieder ganz "normal" sein, aber die "Welt des Lagers" läßt sie nicht los. Noch heute kann sie nicht in einem schmalen Bett schlafen, weil sie im KZ ihre Pritsche mit Kranken und Sterbenden teilen mußte. Ende der sechziger Jahre beginnt sie, nach schriftlichen Zeugnissen aus Konzentrationslagern zu suchen. Sie findet dreizehn Tagebücher, die sie vergleichend untersucht. Unter dem Titel "Schreiben im KZ Tagebücher 1940-1945" ist ihre Analyse nun auch in deutscher Sprache erschienen, mit Zeichnungen von KZ- Häftlingen, biographischen Angaben zu den Autoren/innen (Deutsche, Franzosen, Holländer) und einer Bibliographie über "KZ-Erinnerungen und -Tagebücher". Die Fragestellungen und Systematisierungen, mit denen Renata Laqueur an die Tagebücher herangeht, bewirken Erstaunliches: Während bei der Lektüre einzelner Tagebücher das Gefühl individueller Mitbetroffenheit ausgelöst werden mag, gelingt es ihr, die eigentliche Dimension des unsagbaren Geschehens begrifflich zu fassen, ohne das Individuelle verschwinden zu lassen. Die Lagerwelt wird in all ihren Dimensionen geschildert: der Kampf ums Überleben, die Krankheiten und Schikanen, die Jagd nach dem Essen, die Aufseher, der würdelose Tod, Liebe und Erotik, die Natur drumherum, Träume, Humor, Lesen und Lernen, die Zeit und die Monotonie. Laqueur behandelt die Tagebücher nicht ausschließlich als Zeitdokumente, sondern als literarische Leistungen, die dem Grauen der Konzentrationslager abgetrotzt sind. Wer im KZ ein Tagebuch führte, wollte der Nachwelt Zeugnis ablegen von den Greueltaten der Nazis und sich zugleich mit dem Schreiben innerlich von der Hölle befreien, in der er leben mußte. Jeder Fetzen Papier war wertvoll. Schreibzeug mußte "organisiert", ein sicheres Versteck gefunden werden. Wer entdeckt wurde, schwebte in Lebensgefahr. Dennoch: Wer schrieb, fühlte sich "frei". "Ich muß schreiben, so lange es geht", notierte Nico Rost in Dachau. An keiner Stelle ist R. Laqueur dem verlogenen Jargon der Betroffenheit verfallen. Ihr Mitgefühl für die Leidensgefährten rutscht nie in sentimentale Gefühlsduselei ab. Ihre Sprache ist distanziert, nüchtern, kühl, analytisch. Aus dem Blickwinkel einer Betroffenen wird Furchtbares zugleich individuell und kollektiv faßbar. Auch Renata Laqueur hat in Bergen-Belsen Tagebuch geführt, so lange es ging. Auch sie hat nachgedacht über ihr Schreiben: "Was wohl aus meinem Tagebuch wird ? Was passiert, wenn sie es hier finden ? Und nach dem Krieg wird vielleicht niemand etwas davon wissen wollen, weil doch alles 'übertrieben' sei." Nichts ist übertrieben - wie dem Bericht "55 Monate Dachau" von Walter Ferber zu entnehmen ist. Auch dieses Buch unterscheidet sich wohltuend von anderen Darstellungen: Ferber zählt nicht nur Greuel auf, sondern sagt auch über die geistige Situation in den Konzentrationslagern Wesentliches aus. Stichwortartig werden Daten, Zahlen und Schilderungen zu verschiedenen Aspekten des "Universums Konzentrationslager" aufgeführt, so wie sie der Autor in Dachau und Flossenbürg erlebt und erfahren hat (Aufbau des Lagers, Tagesordnung, Arbeit, Strafen, SS-Totenkopfverbände, Seelsorge, Fluchtversuche, Todesursachen, Geistliche, Auspeitschungen, Kreuzigungen etc.). Die Knappheit und die unmittelbare Nähe des Geschehens, die in jeder Zeile spürbar wird, erhöhen den Eindruck des Authentischen. Ferber weiß, worüber er spricht: 55 Monate war er in Dachau inhaftiert, bevor ihm 1943 die Flucht in die Schweiz gelang. Ferber, am 24. 12. 1907 in Buer-Erle bei Gelsenkirchen als Sohn eines Bergarbeiters geboren und 1924-1932 als Handlungsgehilfe tätig, stand dem rheinisch-katholischen Föderalismus nahe. Im Selbststudium erwarb er Kenntnisse in Literatur und Politikwissenschaft. Sein Lebensweg, von B. Distel, der Leiterin der Gedenkstätte Dachau, in einem Begleitwort und von R. Bockhofer in einem biographischen Nachwort gewürdigt, zeigt u.a. "wie ein Deutscher aus einfachen Verhältnissen und mit wenig Schulbildung bereits in frühen Jahren den Rassenwahn erkennen und im Einklang mit seinen Erkenntnissen handeln konnte" (Neue Zürcher Zeitung). Als Mitarbeiter an Zeitungen der Zentrumspartei und als Redner in Parteiversammlungen wandte er sich entschieden gegen die Nazis und warnte vor deren Gefahr. Bereits 1932 emigrierte Ferber nach Wien, wo er als Publizist wirkte und Mitglied der "Studienrunde katholischer Soziologen" war, der wohl interessantesten Erscheinung unter den Gegnern des Nationalsozialismus in Österreich. Nach der Okkupation Österreichs wurde Ferber, der auch in Wien öffentlich gegen den großdeutschen Nationalismus aufgetreten war, sofort verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Deutschland, war Ferber eine treibende Kraft der katholischen, föderalistisch-pazifistischen Bewegung. Auf dem Katholikentag in Bochum (1949) hielt er das Grundsatzreferat über die Einigung Europas, geriet aber als Gegner der Politik Adenauers und der unitarischen Bestrebungen des westdeutschen Nachkriegskatholizismus zunehmend in eine Außenseiterposition. Enttäuscht ließ Ferber sich 1953 mit Frau und Kindern in der Schweiz nieder, trat aber von dort aus weiter für eine Wiederbelebung der sozialen und politischen Bestrebungen des deutschen Reformkatholizismus im Sinne einer fortschrittlichen Gesellschafts- und Soziallehre ein. Ferber, den eine große und selten zu treffende Bescheidenheit auszeichnet, ist heute in Deutschland weithin vergessen - zu Unrecht. Sein Buch, das eine Bibliographie seiner Schriften sowie Zeichnungen des polnischen Künstlers und KZ-Häftlings Jan Komski enthält, würdigt den inzwischen Hochbetagten als "politischen Schriftsteller ersten Ranges" und als - "Klassiker des christlichen Föderalismus". Von den Nazis verfolgt wurde auch Zenek Moszkowicz, heute Zenek (Selig) Maor. Er war 16 Jahre alt, als die Deutschen seine Heimatstadt Wloclawek in Polen eroberten. Der Überfall beraubte ihn seiner Kindheit, Jugend und seines Zuhauses. Von seiner Familie überlebte allein sein Bruder. In Ghettos verschleppt und von Lager zu Lager getrieben, hat Zenek Maor alle Stufen der Nazihölle durchlaufen. Er flüchtete aus dem Warschauer Ghetto, und wie Renata Laqueur drängte es ihn, seine Erlebnisse - für sich und die Nachwelt - in einem Tagebuch festzuhalten. In Auschwitz mußte er die Aufzeichnungen vernichten, er hätte sonst nicht überlebt; gleich nach der Befreiung rekonstruiert er das Tagebuch, das jetzt erstmals in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Von Auschwitz nach Haifa" erschienen ist. Es sind eindrucksvolle, bedrückende Erinnerungen eines polnischen Juden an Zwangsghetto und Vernichtungslager; sie berichten von den Leiden eines jüdischen Jungen, dem es auf kaum vorstellbaren Wegen gelungen ist, der Todesmaschinerie des NS- Regimes zu entrinnen. Zenek Maor ist zum Tode verurteilt, aber er nimmt das Urteil nicht an. Zusammen mit seinen Kameraden schlägt er sich durch, hält er der Menschenverachtung und Inhumanität stand. Nie auch nicht auf dem "Todesmarsch" hat er den Willen und die Hoffnung zu überleben verloren, nie den Glauben an eine bessere Welt aufgegeben. Seine Erlebnisse und Erfahrungen führen ihn geradewegs in die israelische Untergrundbewegung, die sich für die Staatsgründung Israels einsetzt und für die er im Rahmen der illegalen Einwanderung ins "gelobte Land" aktiv ist. Das sollte den Juden nicht noch einmal geschehen: einer Vernichtung schutzlos ausgeliefert zu sein, von aller Welt verlassen und ohne die Chance einer Gegenwehr. Zenek Maor gehört zu den Pionieren der Gründung des Staates Israel, für dessen Aufbau und Schutz er gekämpft hat. Sein Weg "Von Auschwitz nach Haifa", wo er seit 45 Jahren lebt, führt nicht zuletzt uns Deutschen vor Augen, wie eng die Enstehung und Existenz des Staates Israel mit der Erfahrung von Auschwitz und dem Wissen um die Schicksalsgemeinschaft des jüdischen Volkes verbunden ist. Keiner der hier genannten Autoren wohnt heute in seiner früheren Heimat. Der Vernichtungswahn der Deutschen veränderte ihr Leben, gab ihm eine andere Richtung. Ihre Bücher - empfehlenswert auch für jugendliche Leser und vom Verlag bewußt dezent gestaltet und gut ausgestattet - sind eine Antwort auf die bis heute ungelöste Frage, wie in Deutschland mit der Erfahrung von Auschwitz umzugehen sei. Und noch eines eint die drei Autoren: die Mahnung an die Deutschen, nicht zu vergessen und die unrühmliche Geschichte ihres eigenen schweren Leidens sine studio et ira zu erforschen, an der Wurzel zu erkennen und durch restlose Aufklärung Deutschlands Jugend für alle Zukunft von der schweren Krankheit des Hasses freizuhalten. - (Felix von Bothmer) Renata Laqueur: Schreiben im KZ Tagebücher 1940-1945; Bremen: Donat, 1992, 24.80 DM Walter Ferber: 55 Monate Dachau Ein Tatsachenbericht; Bremen: Donat, 1993, 19.80 DM Zenek (Selig) Maor: Von Auschwitz nach Haifa - Erinnerungen eines polnischen Juden; Bremen: Donat, 1992, 24.80 DM -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: 2.6 iQCVAgUBLpr/2XugUuenT591AQGrEwQAnHuhhr/7hx+QRHV2UyfVgs/+0Jkq0jUt FVhHEk5kPruRn0xPIQsdn8udqUyu/I+i0zB0Z2vr/pwsQjhDbfa2i07rf+AyN9MB uBHmB/D4AwKuZhOFwITsrcfSB9e/mWp8+0XEqnWVB0QAuTJxxNcshG69dniUQiXt aj12SkRSiVw= =jdPQ -----END PGP SIGNATURE-----