Burschenschaftliche Gemeinschaft in der DB

Die Deutsche Burschenschaft (DB) stellt mit ihren ca. 130 Mitgliedsbünden keinen homogenen politischen Block dar. Da treffen Bünde mit gemäßigt-konservativen Ansätzen mit anderen Zusämmen, deren direkte Verbindungen in das rechtsextremistische Lager, wie die Danubia-München, weithin bekannt sind. Dabei überläßt der Rechtsaußenflügel nichts dem Zufall.

Auf dem Hause der Danubia-München gründeten 1961 einige Verbindungen die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) in der DB. Anlaß war die ablehnende Haltung der Mehrheit der DB in der Frage der Fusion mit den österreichischen Burschenschaften. Die BG umfaßt ca 40 Bünde in der DB. Bei der Neuaufnahme einer Verbindung verfügt sie daher quasi über ein Vetorecht, da Neuaufnahmen einer 2/3 Mehrheit bedürfen! Die in der BG zusammengeschlossenen Bünde "beraten ... alle burschenschaftlichen, hochschulpolitischen und verbandspolitischen Fragen gemeinsam, und sie treffen ebenso gemeinsam alle Entscheidungen."1 Der auf Initiative der BG verfochtetne volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff wurde zwischenzeitlich von der DB übernommen. 1966 veranstaltete die BG ein Seminar zum Thema "Umerziehung durch Charakterwäsche".

Der BG gelingt es, über die drei wesentlichen führenden Organe der DB Einfluß auf die gesamte Organisation zu nehmen. Der Vorsitz in der DB wechselt jährlich, zudem wird ein Hochschulpolitischer Ausschuß (HpA) und ein Ausschuß für burschenschaftliche Arbeit (AfbA) gewählt. Aus Anlaß ihres 20jährigen Bestehens konnte die BG 1981 erfreut feststellen, den Vorsitz mit der "Frankonia-Erlangen 1962/63, Alemannia-Braunschweig 1966/67, Franconia-Münster 1969/70, Libertas-Brünn zu Aachen 1970/71, Oberösterreicher Germanen-Wien 1974/75, Alemannia-München 1975/76, Danuabia-München bzw. wieder Alemannia-München 1977/78 und nun, im Jubeljahr der BG, Cruxia-Leoben."2 "In ganz besonderem Maße wird darüber hinaus die Arbeit der DB in allen Gremien und Ausschlüssen durch BG-Burschenschaftler getragen. Einflüsse, die den burschenschaftlichen Grundsätzen widersprechen, wurden und werden erfolgreich abgewehrt"3, wie der etatistische Vaterlandsbegriff oder gar linke Strömungen, die wertvolles burschenschaftliches Brauchtum wie Fechten und Lebensbund verwässern möchten.

Wie die Arbeit in den Gremien der DB beschaffen ist, soll folgendes Beispiel verdeutlichen. Hubert Grosser, Mitglied der Ghibellinia-Stuttgart (ebenfalls BG), wird 1980 in den AfbA der DB gewählt und deren Vorstizender. Im Januar 1981 verstaltet der AfbA unter Vorsitz von Grosser sein jährliche Arbeitstagung. Thema: Die Identitätskrise der Deutschen und die Notwendigkeit ihrer Überwindung. Grosser selbst erklärt zu Beginn, worum es gehe.

"Der Weg zur Rückgewinnung der Identität der Deutschen beginnt mit der Analyse und dem Erkennen der identitätsschädlichen Einflüsse. Zur Therapie gehören deshalb:

Grosser, der Maschinenbau, BWL und VWL in Stuttgart studierte, widmet sich dem Thema mit einer auffällig medizinischen Sprachweise. Analyse und Therapie sollen helfen, der Krankheit "Identitätskrise" beizukommen. Als Medizin empfiehlt er die Reduzierung der Vorwürfe gegenüber den Deutschen und ihre Relativierung mit Hilfe des Vergleichs mit anderen Kriegsentartungen. Den biologistischen Volksbegriff brachte auf der Tagung der bekannte Rechtsextremist Robert Hepp von der Universität Osnabrück, Abteilung Vechta, auf den Punkt. Sein "Identitätsverlust durch Ethnomorphose" ist kaum noch von den üblichen rassistischen Modellen des Nationalsozialismus zu unterscheiden. Seiner Ansicht nach führe die dauernde Zuwanderung und höhere "Fruchtbarkeit" von Ausländern zu einer "genetischen Umvolkung".

Die Nähe zum Nationalsozialismus verwundert nicht, sind Hepps Quellen zum überwiegenden Teil dem rassistischen Schriftum des Faschismus und seiner Vorläufer entnommen.Die BB empfahlen denn auch, die materialreiche und provozierende Untersuchung Hepps im Wortlaut nachzulesen.5

Ein anderes Beispiel. In den BB 3/83 stellt Siegfried Nöhring von der Frankonia-Erlangen einen Artikel zur Diskussion, der sich mit dem Deutschen Osten befaßt und nebenstehende Karte enthält. So obskure Organisationen wie die "Notverwaltung des Deutschen Ostens",die "Gemeinschaft ostdeutscher Grundbesitzer" (GOG) oder der Verein "Gemeinschaft Deutscher OSten" (GDO) als Exilregierung des deutschen Ostens! werden da angepriesen und ausdrücklich der "Beitritt und Mitarbeit in GOG und/oder GDO"6 empfohlen.

Aber die Kaderschmiede arrbeitet auch außerhalb der DB weiter. Auf einem Festkommers aus Anlaß der 110 Reichsgründungsfeier im Jahre 1981 hielt Hans Filbinger die Festrede. Filbinger mußte Ende 1978 als baden-württembergischer Ministerpräsident zurücktreten. Trotz erster gegenteiliger Behauptungen kam heraus, das er während des Krieges in Norwegen als Marinestabsrichter an mehreren Todesurteilen beteiligt war.7 Dieser Mann gründete nach seinem Rücktritt 1979 das Studienzentrum Weikersheim als Ideologiezentrum für eine konservative Erneuerung der Union. Geschäftsführer wurde zeitweise Rolf Schlierer von der Gießener Burschenschaft Germania, der 1975 dem HpA der DB angehörte. Schlierer ist heute Fraktionsvorsitzender der Republikaner in Baden-Württemberg!

Die Beispiele rechter Ideologiebildung und der Verzahnung insbesondere der BG und ihrer Mitglieder mit den REchtsaußen dieser Republik ließen sich weiterführen, die Funktion der BG dürfte aus dem Gesagten erkennbar sein: "die Sammlung der ultrarechten Studenten und ihr Aufbau zur rechtsintellektuellen Elite an den Hochschulen und in der Gesellschaft."8

Peter

1 Burschenschaftliche Blätter (BB) 7/81, S. 187
2Fußnote 1, S. 188
3Fußnote 1, S. 188
4 Hubert Grosser, in: Das Volk ohne Staat. Von der Babylonischen Gefangenschaft der Deutschen, Bad Neustadt an der Saale 1981, S. 9. Das Buch enthält sämtliche Vorträge der Arbeitstagung des AfbA der DB.
5Burschenschaftliche Blätter 4/81, S. 109
6Burschenschaftliche Blätter 3/83, S. 69
7siehe hierzu die Sternartikel Vergangenheitsbewältigung, "Ich erwarte Ihre Antwort, Herr Dr. Filbinger!", Stern 23/78, S. 212-215, Vergangenheitsbewältigung, Noch zwei Todesurteile, Stern 28/78, S. 116-119, Affäre Filbinger, "Normalerweise mit dem Tode geahndet...", Stern 30/78, S. 87-89, Fall Filbinger, "Unheil für uns alle", Stern 32/78, S. 117/8, indem detailliert berichtet wird, daß Filbinger noch nach der Kapitulation Soldaten weil sie die Hakenkreuze von ihren Uniformen entfernt hatten und laut Urteilsbegründung "ein hohes Maß an Gesinnungsverfall" gezeigt hätten, "obwohl er ehemaliger HJ-Führer war".
8Michael Lemling: Rechte Verbindungen trommeln für eine völkische Apo. Einigkeit und Ostpreußen und Südtirol..., in Unicum 2/93, S. 8