Zusammen kämpfen - zusammen feiern!

Antifaschistisches Straßenfest in Heidelberg

Antifaschistische Aktionen gegen das Maiansingen der Heidelberger Burschenschaften

Um dem alljährlichen reaktionären Treiben der Heidelberger Studentenverbindungen, dem sogenannten Maiansingen, link(sradikal)e Inhalte entgegenzusetzen, organisierte ein breites Bündnis von Autonomer Antifa Heidelberg über VVN/BdA bis hin zur PDS ein antifaschistisches Straßenfest in der Heidelberger Altstadt.

Geplant war anfangs, das Spektakel unter dem Titel "Marktplatz links!" auf dem Marktplatz durchzuführen. Die Stadtverwaltung Heidelberg verweigerte den OrganisatorInnen jedoch mit einer fadenscheinigen Begründung eine Genehmigung. so mußten über 300 Menschen mit den Aktionen auf dem Kornmarkt vorliebnehmen - was dem Interesse und der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Auch die zahlreich vertretenen Büttel der "Inneren Sicherheit", namentlich Polizei und Staatsschutz, konnten die Stimmung bei den Anwesenden nicht trüben.

Neben Redebeiträgen und Infoständen der unterschiedlichsten Gruppen fand besonders das kulturelle Rahmenprogramm großen Anklang. Zwischen den einzelnen Redebeiträgen traten eine palästinensische Tanzgruppe und die Sambagruppe "Sambalabim" auf.

Besonderen Anklang fand auch das Agit-Prop-Theaterstück der Autonomen Antifa Heidelberg zum Thema "Innere Sicherheit - zwei seiten einer Medaille". Anhand der Protagonisten der "Inneren Sicherheit" - symbolisiert durch die Figuren Politiker, Richter, Polizist, Schwarzer Sheriff und Bundeswehrsoldat - wurden Repression, Polizei- und Überwachungsstaat als untrennbar vom Abbau sozialer Rechte dargestellt.

Der 30. 04. im nächsten Jahr wurde vom organisierenden Bündnis für eine Wiederholung des Straßenfestes bereits ins Auge gefaßt. Eine Sprecherin der Autonomen Antifa sagte hierzu: "Das Straßenfest am heutigen Abend war ein Schritt in die richtige Richtung. Zum einen konnte an den Erfolg vom letzten Jahr angeknüpft werden, als das Maiansingen nicht auf dem Marktplatz stattfinden konnte. Zum anderen konnte der gewonnene Freiraum dazu genutzt werden, gemeinsam mit zahlreichen linken Gruppen mit eigenen Inhalten an die Öffentlichkeit zu treten."

Nachdem die Heidelberger Burschenschaften 1997 ihr traditionelles Maiansingen aufgrund antifaschistischer Aktionen auf das Schloß verlegen mußten, versuchten sie in diesem Jahr einen Fackelzug vom Schloß in die Altstadt durchzuführen. Auch 1989 kamen die Verbindungsstudenten von Normannia und Alemannia nicht in die Nähe des Marktplatzes. Etwa 150 Autonome und AntifaschistInnen hinderten die Burschen daran, vom Schloß wegzukommen. Die etwa 70 Burschenschafter ließen es sich - geschützt von der Polizei - jedoch nicht nehmen, das Deutschlandlied in allen drei Strophen auf dem Schloß "zum besten" zu geben. Hierbei wurden die Normannen von zahlreichen Neofaschisten und Nazi-Skins unterstützt. Während des Singens wurde auch mehrmals der "Hitlergruß" gezeigt, was die Polizei über ihr Sprachrohr Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) dementierte.

Als zwei Gruppen von je 50 AntifaschistInnen versuchten, das Singen zu stören, schritten die anwesenden Polizeikräfte ein und kesselten eine Gruppe der GegendemonstrantInnen ein. Mit Sprechchören und Parolen konnten die Burschenschafter dennoch daran gehindert werden, ihr Singen fortzusetzen. Nachdem die Burschen unter massivem Schutz durch Polizeikräfte das Schloß verlassen hatten, wurden auch die eingekesselten DemonstrantInnen wieder freigelassen. Auch der Polizeikessel wurde in der RNZ vom 2. Mai dementiert.

In diesem Jahr konnten die Burschenschaften ihre 104jährige Tradition, die im letzten Jahr von autonomen AntifaschistInnen beendet wurde, nicht wieder aufnehmen. Vom Marktplatz waren die Burschen vertrieben. Jetzt - und damit sind die kommenden Jahre gemeint - ist es notwendig, das "Maisingen" auf dem Schloß und anderswo zu verhindern und den reaktionären Verbindungen zu zeigen, daß es für sie in Heidelberg keinen Platz gibt.

Für die nächsten Jahre gilt:

Kein Maiansingen auf dem Marktplatz,

dem Schloß oder anderswo!

Den reaktionären Konsens brechen!

Burschenschaften abschaffen!

Autonomes Redaktionskollektiv (Sabotage, 06/98)