Editorial
Militarismus
Antifa Infoblatt #77 Editorial Liebe Antifas, Freundinnen und Genossinnen, liebe LeserInnen! in dieser Ausgabe widmen wir uns dem Themenfeld Miltarismus. Bereits in unserer letzten Ausgabe hat der Text »Von Blood & Honour zu Combat & Survival?« das Thema gestriffen. Die Erwähnung von Kontaktbemühungen zwischen Personen aus der extremen Rechten und Bundeswehrreservisten führte zu diversen Reaktionen. Das Raidteam Oberfranken distanziert sich als erstes von der »Combat Survival School (CSS)« bzw. der »Warrior Survival School (WSS)« und dem damit verbundenen Personengeflecht in welchem bekannte Neonazis involviert sind. Das Raid Team Oberfranken habe nie an einer Ausbildungsunternehmungen von WSS/CSS teilgenommen und dem genannten Personenkreis in keinster Weise militärisches Know-How vermittelt. Es handele sich um ein »Riesenmißverständniss«, der Kontakt zwischen dem Raid Team und der Firma Dezentral beschränke sich lediglich auf das »vereinzelte Kaufen von u.a. Rucksäcken zu dienstlichen Zwecken. Private oder gar politsch motivierte Kontakte bestehen ausdrücklich keine.«

Die Distanzierung ging hierbei weit über das hinaus, was in dem Artikel dargestellt wurde. Hier war über beworbene Kontakte aus eigenen Verlautbarungen auf den entsprechenden Homepages zitiert worden. Auch Achim Kaiser (Survival Kaiser GbR) und Helmut Schulte haben uns geschrieben und baten um Klarstellung in der Sache. Sie haben weder wie auf der mittlerweile gelöschten Homepage von der Combat & Survival School behauptet wurde mit Combat & Survival fusioniert noch wurde Schulte als »Top Mann« gewonnen. Auch hier gab es nur eine »lose Zusammenarbeit « mit Knoch, welche nun beendet wurde.

Zum Schwerpunkt gab es auch einige Debatten, so um die Rolle von Leo Taxil als Weltverschwörer und Esoteriker des 19. Jahrhunderts. So schrieb uns ein Leser, Taxil sei Atheist gewesen und habe in der Tradition der Aufklärung Voltaires gestanden. Seine Kampagne gegen die Freimaurerei war ein wissentlicher Fake, der als sogenannter »Taxil-Schwindel« in die Geschichte eingegangen sei. Der Mann war demnach kein Esoteriker, sondern eine Art Spaßguerilla der Aufklärung. Andere schrieben uns, Maurice Jolys »Dialogue aux enfers...« richtete sich nicht gegen eine »Weltverschwörungshysterie«, sondern kritisiere vielmehr die politischen Methoden unter Napoleon III. Sergej Nilus sei zudem kein »nihilistischer Dichter«, sondern vielmehr ein religiöser Schriftsteller. Vielen Dank für Eure Hinweise, allerdings werden Beiträge von Gastautoren von uns nicht eigenmächtig bearbeitet.

Kurt Goldstein verstorben

Am 24. September 2007 starb nach kurzer Krankheit Kurt Julius Goldstein im Alter von 93 Jahren. Kurt Goldstein war Ehrenvorsitzender der VVN-BdA und Ehrenvorsitzender des Internationalen Auschwitz-Komitees. Er kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg und überlebte 30 Monate in Auschwitz. Mit ihm verlor die internationale antifaschistische Bewegung einen Kämpfer und Zeitzeugen des antifaschistischen Widerstands, der bis zuletzt politisch aktiv war. Bekannt ist Goldsteins Antwort auf die Frage. warum er dem 60. Gedenktag der Befreiung von Auschwitz fernblieb: »Ich hatte keine Lust, in eisiger Kälte an der Rampe zu stehen und mir von den Rednern, unter anderen den deutschen, anzuhören, wie gut sie doch alle mit der Vergangenheit umgehen. Ich finde das zum Kotzen.«

Kurt Goldstein berichtete oft jungen Menschen von den Schrecken in Auschwitz, nahm aber auch an Antifa-Demonstrationen teil oder besuchte Kongresse und Diskussionsveranstaltungen. Goldstein wurde 1914 in einer deutsch-jüdischen Familie in Dortmund geboren. Als Kommunist und Jude musste er Deutschland 1933 bei der Machtübernahme der Nazis verlassen. Er floh erst nach Luxemburg, nächste Stationen waren Frankreich und Spanien. Im Spanischen Bürgerkrieg war Goldstein Kämpfer der Internationalen Brigaden gegen die Franco-Diktatur. 1942 wurde er von Frankreich ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Er überlebte dort 30 Monate, anschließend den »Todesmarsch« ins KZ Buchenwald. Dort wurde er im April 1945 befreit. Nach dem Krieg kehrte Goldstein 1946 in den Westen Deutschlands zurück. »Dorthin, wo wieder viele von denen an den Schalthebeln saßen, die das Zyankali für Auschwitz produziert hatten. Wie hätte ich da bleiben sollen«, erklärte Goldstein seine Übersiedlung 1951 in die DDR. Er wurde dort später Intendant der Sender »Stimme der DDR« und »Deutschlandsender«. Ein Interview mit Kurt Goldstein vom Anfang des Jahres findet Ihr auf unserer Internetseite.