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Reaktion auf den Artikel "Starbuck, Käpt'n Rotbeere und das Grenzcamp02"

Antirassistische Gruppe Leipzig: Das ist eine von mehreren Reaktionen, die auf unseren Interimartikel, der allerdings noch gar nicht erschienen ist, an uns gesendet wurde. Da die Person selbst keinen Zugriff auf die camp-liste hat, wollen wir den Diskussionsbeitrag hier transparent machen.

Liebe Antira AG Leipzig,

vielen Dank für Eure Reaktion auf Starbuck und Käpt'n Rotbeere. Ich schließlich will nun Eure Aussagen nicht unwidersprochen stehen lassen. Dabei beschränke ich mich auf neues, was bisher noch nicht angesprochen wurde und – wenn es um das Göttinger Treffen geht - nur auf Informationen vom Hörensagen. Andere vorträgliche Richtigstellungen könnt ihr in den Beiträgen seit Mitte Dezember auf der Mailing-Liste zum camp01 nachlesen.
Es ist de facto so, dass es zwei Grenzcamp-Folgeprojekte gibt (auch ihr habt euch - entsprechend eurer Namensumbenennung - für eines entschieden), es wird zwei voreinander getrennte Vorbereitungen geben, in jeder sitzen wichtige Gruppen und Personen der vergangenen Camps. Außer der Geschichte gibt es nichts gemeinsames mehr. Warum also nicht die Spaltung Spaltung nennen?
Das offizielle Folgeprojekt wird sich 5. antirassistisches Grenzcamp nennen, es ist das Camp in Thüringen, das einen völlig anderen Charakter als die Camps davor haben wird: 1. Die meisten der die letztjährigen Vorbereitungen tragenden und gestaltenden Gruppen und Einzelpersonen sind ausgestiegen. Diese Tatsache verspricht, dass von manchen weniger laufen wird und die Gefahr eines billigen Abklatsches droht. 2.Es ist ausdrücklicher Wunsch dieser Vorbereitung, dass unter den Teilnehmer/innen "vielleicht sogar 50% Flüchtlinge" sind. Diese Tatsache verspricht, dass manches vorsichtiger und zäher laufen wird. Das hat Vor- und Nachteile. Flüchtlinge thematisieren ihre Probleme. Der Kampf für die Abschaffung der Residenzpflicht und damit die Gleichstellung der Flüchtlinge mit denen in anderen europäischen Ländern ist ein ehrenwert radikaldemokratischer, aber kein revolutionärer. Die Gefahr droht, dass radikale Antifa-Aktionen wie zuletzt mit den Teilnehmern in Jena nicht möglich sein werden. Zu Rotbeeres Kritik an der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen hattet ihr ja ausdrücklich nichts einzuwenden. Thüringen kann von manchen also als ein fundamentaler Rückschritt eingeschätzt werden: Zurück in die Provinz, back to the roots. Hat die Geschichte nichts besseres gelehrt?
Der gewählte Ort ist nicht beliebig. Hamburg mobilisiert mehr Teilnehmer als Jena. Genauso wie Frankfurt/Main mehr mobilisiert hat wie Rothenburg, Zittau und Forst. Chance vertan. Als auf dem entscheidenden Treffen eine Mehrheit für Hamburg abzusehen war, wurde von den Thüringen-Befürwortern der Vorschlag eines Zwei-Jahresplans stark gemacht: 2002 Hamburg, dann 2003 Thüringen. Die dabei angeführten Argumente wurden ganz schnell vergessen, als Thüringen als Gewinner hervorging. Nicht Argumente haben Thüringen zum Gewinner gemacht, sondern im Prinzip ehrenwerte Menschen, die auf Machtspielchen keinen Bock hatten.
Dass, wenn die Entscheidung für Thüringen fällt, Menschen aussteigen, war vorher bekannt. Manche haben das offen geäußert, manche haben darauf verzichtet, weil ihnen eine Meinungsäußerung in dieser Richtung nicht inhaltlich genug war. Mit einer Entscheidung für Hamburg hätten alle leben können und eine Spaltung wäre verhindert worden. Es geht dabei nicht um nachgeben, liebe Leipziger Antira AG. So wäre ein Austragen eines - inzwischen antagonistischen - Streits in schriftlicher Form über Mailing-Listen oder in der Interim nicht nötig gewesen. Nur so hätte man sich weiter an einen Tisch setzen und streiten können. Aus einem solchen Streit wäre vielleicht was gemeinsames gewachsen. Aber manch einer wollte das nicht. Und das ist zu verurteilen.

05.05.2002