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Sonntag: Auf nach Markersdorf und Gera

von indymediacamping - 16.07.2002 15:34

Ein langer und ereignisreicher Tag war geplant, erst in die Flüchtlingsunterbringung nach Markersdorf, wo wir von den Flüchtlingen eingeladen waren, um uns die Zustände anzuschauen. Dann zur antifaschistischen Demonstration in Gera. Die Banalität des Bösen: Faschos meldeten am gleichen Ort zum gleichen Zeitpunkt ... , den Rest könnt ihr euch denken. Hirn- und Phantasielos.

So um 12.00 trafen wir uns und auf dem Parkplatz und fragen wie: Wer fährt wo mit ? waren schnell geklärt.
Gemixed, an das Eingangsplenum anschliessend, mit Refugee und Non-Refugees fuhren wir zum Kundgebungsort auf der Landkreisgrenze Gera/Greitz. Dort angekommen, parkten wir und gingen über Feld und Strasse zu der Flüchtlingsunterbringung. Dort wurden wir erwartet.
An der Flüchtlingsunterbringung gab es dann am Eingang eine kurzen Stau, da nicht ganz klar war, ob wir jetzt auf das Gelände gehen können.
Nachdem die Flüchtlinge uns noch mal explizit einluden und wir unter Trommeln auf das Gelände zogen, kamen auch die BewohnerInnen aus den Barracken.
Weiter ging es, erst ein Blick in die Gemeinschaftsräume ( ein glatter Euphemismus), dann in einige Zimmer.
Die Unterbringung ist ein Zeugnis der Abschreckung und der Verelendung von Nicht - Deutschen, die der staatlichen Willkür ausgesetzt sind. Der staatlichen Willkür, die sich auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens, der da Rassismus heisst, stützen kann. Derartige menschenunwürdige Lebensbedingungen zu schaffen, kann nur mit dem Vorsatz geschehen Elend schaffen zu wollen. Menschen abwerten, diskriminieren, quälen und traumatisieren zu wollen.

Während wir die Möglichkeit nutzen uns zu informieren, fuhren dieOrdungsmächte, Polizei und BGS, ihren Apparat auf. Absperren des Haupttor - Ein- und Ausgang, umgeben von NATO - Stacheldraht auf der einen Seite, wird auf der anderen Seite die Hundestaffel in Anschlag gebracht. Strafanzeige wurde gestellt, von dem Betreiber, Firma Funk, wurde uns gesagt. Die Landratspressesprecherin mochte ihren Namen nicht nennen, bestätigte aber, dass eine Strafanzeige vorliege. Schliesslich sei das Ganze ja Privat und wir hätten keine Erlaubnis das Gelände zu betreten. Die Perfidie, die Einladung der BewohnerInnen überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen, da sie ja vom Staat privatisiert wurden ist: Rassismus - Entmündigung - Entrechtung pur.

Bei einem kurzem Gespräch erklärte die Einsatzleitung der Ordnungsmacht, dass wir das Gelände sofort zu verlassen hätten. Es wurde freier Abzug gewährt, wenn wir gleich gingen. Daraufhin schlossen wir uns zu einem Block zusammen, um geschlossen das Gelände zu verlassen. Am Haupttor wurde versucht uns abzugreifen. Da eine Strafanzeige vorliege, müssten jetzt die Personalien aller festgestellt werden. Und das in einer Situation, in der schon von Polizeiseite den Abend vorher die Eskalation gesucht wurde, indem ein THE VOICE - Sprecher festgenommen und an einen Stuhl gefesselt wurde.

Nach kurzer Beratung entschied das Delegiertentreffen, dass das nicht sein kann und wir die Personalien sicher nicht rausgeben. Stillstand. Der Zug löste sich langsam auf, in Kleingruppen die friesbieeten, Fussball spielten - gross und klein, Refugee und Non-Refugee, Männer und Frauen - und anderen, die versuchten eine Lösung auf politischer Ebene herbeizuführen. Es wurde versucht zu der Landkreisvorsitzenden Kontakt aufzunehmen oder mit dem Leiter der Betreiberfirma, aber die Kooperation von seiten der Ordnungskräfte oder des Wachpersonals war auch hier nicht erkennbar. Selbst die Landratspressesprecherin zierte sich, was auch sonst. Trotz aller Widerstände konnte dann ein Kompromiss ausgehandelt werden, der da hiess: 5 Personen geben ihre Personalien, alle anderen haben freien Abzug. In Hinblick auf die Residenzpflicht wurde dann zugunsten der Flüchtlinge entschieden und es fanden sich 5 Menschen. Als wir denn endlich dieses ungastliche Gelände geschlossen verlassen wollten wurde ein Spalier aufgebaut. Polizei und BGS formierten sich - Was war zu erwarten ? Eine Absprache war schon gebrochen worden und die Erfahrung zeigt, dass die Polizei mit fadenscheinigen Rechtsbeugungen die Eskalation sucht und entgegen aller Absprachen dann doch noch Übergriffe startet. Wie erwartet wurde denn auch versucht 2 Flüchtlinge aus der Demo zu ziehen. Mehrere Personen stellten sich dazwischen, was als Anlass von der Polizei genutzt wurde doch noch 2 weitere Personen (weisse Deutsche) rauszugreifen und deren Personalien festzustellen.

Um dann weitere Übergriffe im Vorfeld abwehren zu können, wurde von uns ein jeweils eine Kette vor das Spalier gestellt und alle anderen gingen in der Mitte geschlossen durch.

Um 16.20 konnten wir dann endlich nach Gera zur antifaschistischen Demonstration fahren.