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Abschrift aus der INTERIM Nr. 542 vom 24.1.2002

Über das Ende des antirassistischen Grenzcamps in der alten Form

aus: Interim Nr. 542/02

Käpt`n Rotbeere hat dankenswerter Weise in der Interim Nr. 541/02 in seinem Artikel "Antirassistisch Campen in 2002" über das Ergebnis der bundesweiten Diskussion, wo das nächste antirassistische Grenzcamp - ob nun in Hamburg oder in Thüringen - stattfinden soll, berichtet. Mit einer Reihe seiner darin gemachten Aussagen bin ich aber so nicht einverstanden. Deshalb möchte ich diesen widersprechen als sie auch mit der Perspektive ergänzen, vielleicht doch noch eine mehrtägig organisierte politische Aktivität in Hamburg im Sommer hinzu bekommen.
Mitte der Dezember fiel auf einem länger angekündigten Treffen in Göttingen durch knapp über 30 anwesenden Leute die Entscheidung, das fünfte antirassistische Grenzcamp nicht in Hamburg sondern in Thüringen stattfinden zu lassen. Dabei wurde diese Entscheidung keineswegs, wie Käpt`n Rotbeere schreibt, "gegen die Hälfte der Camp-Struktur durchgesetzt". Richtig ist wohl, das nach einem mehrstündigen Gespräch noch in der vorletzten Runde vielleicht 2/3 der Leute irgendwie diffus-emotional für die Durchführung eines Grenzcamps in Hamburg waren. Allein in der unmittelbar darauf angesetzten allerletzten Runde haben sich dann mit Hilfe einer Pro- oder Contra-Machtfrage die Beteiligten mit überwältigender Mehrheit für Thüringen entschieden. Wie mag wohl nun diese Entscheidung zustande gekommen sein?.
Aus meiner Sicht hat in Göttingen nicht eine eigentlich notwendige politische Debatte über die weitere Zukunft und Perspektiven des antirassistischen Grenzcamps stattgefunden, sondern eine Art längeres um die gewohnte Gruppenharmonie kreisendes Gemurmel. Dazu paßt einfach das von einer ganzen Reihe von Leuten annoncierte Eingangstsatement, sich sowohl Thüringen als auch Hamburg "vorstellen" zu können, ohne natürlich zu sagen, was man selber eigentlich will, außen eben es sich mit niemanden verderben zu wollen - eben irgendwie so. Manchen mag das "ehrlich" oder meinetwegen auch "glaubwürdig" vorkommen, vielleicht ja sogar ja auch kunterbunt. Aber "eine schwere Entscheidungsfindung" wie es in einer ersten schriftlichen Reaktion darauf verklärend hieß, war genau das keineswegs, und ich fand es abgesehen vom mir sowieso nicht passenden Endergebnis auch trostlos.

Ein trostloses Treffen in Göttingen

So spotten dann auch die "inhaltlichen Linien" mit denen diese Entscheidung zustande gekommen ist - und hier machen die Anführungszeichen wirklich Sinn - eigentlich jeder über eben dieses Treffen hinaus gehenden Beschreibung. Die Pro-Argumente für Thüringen waren so denkbar banal wie einfältig. Denn was will man schon gegen das "Argument" einwenden, daß man dort einen Haufen Flüchtlinge wird treffen können. Das ist immer eine feine Sache und für Antirassisten hat es schließlich noch immer zum guten Ton gehört, wenigstens verbal den Anspruch zu erheben, sich auch noch mit denen "auseinandersetzen", um es dann auch genau dabei zu belassen. Für Thüringen sprachen ansonsten noch die vorher auf der Camp-Mailing-Liste verbreiteten, unverhüllt reaktionär durchtränkten Machtvoten einiger Hamburger Antirassisten. Ein Grenzcamp an diesen Ort würde ihre Arbeit "um Jahre zurück werfen" so das es definitiv "nicht willkommen" sei. In einer Art spontanen anti-autonomen Reflex hatten sie also im Vorfeld dieses Treffens unmißverständlich klar gemacht, das sie die Aussicht etwas an überregionalen Protest auch gegen ihren Innensenator zu organisieren, erheblich mehr beunruhigt als dessen vielleicht ja auch ihnen "normal" vorkommende Praxis. Im Verlauf des Göttinger Treffens zeigte sich nun, daß die einstmals so mobilisierende Idee, sich mit der Durchführung eines Grenzcamp notfalls gegen den ganzen "Rest der Welt" anzulegen, nun von den gleichen Leuten, vergessen, ad-acta gelegt oder sonstwie verspielt. Erklärter maßen scheute das Treffen vor einer Auseinandersetzung mit einer Handvoll Antirassisten aus Hamburg, die nebenbei noch nicht einmal zu diesem Treffen gekommen waren zurück. Da ahnten wohl alle, das das eine ganz andere Auseinandersetzung hätte werden müssen, als die mit der "fremden Bevölkerung" in ostdeutschen Grenzregionen. Aus der Rassismusforschung kann das ja auch als bekannt vorausgesetzt werden, daß es immer noch leichter ist sich mit den Fremden anzulegen als sich mit vermeintlich eigenen Leuten. Das dieses unverhüllte Machtvotum von den allermeisten Leuten des Göttinger Treffens ohne auch nur die geringste Anstrengung zur Kritik an einer solcher Form und Intention einerseits lediglich als eine weitere "Meinungsäußerung" betrachtet wurde, um es aber andererseits zum entscheidenden Argument in der Abschlußrunde pro Thüringen werden zu lassen - und es gerade nicht in eine bissige Argumentation gegen diese Ignoranz zu wenden - diese freiwillige Selbstaufgabe eines jedes autonomen Anspruches auf argumentative Eigenständigkeit läßt sich einfach nicht anders benennen als: trostlos. Das war die argumentative Mischung, in die sich schlußendlich die überwältigende Mehrheit der anwesenden Leute in einer nicht ganz überraschenden Mischung aus organisatorischer und gesellschaftstheoretischer Denkfaulheit ein- und untergeordnet hat. Ein Schelm der so etwas als einen trostlosen Vorgriff auf das was die BesucherInen des nun in Thüringen geplanten Grenzcamps erwarten dürfen, bewertet. Und wie nun diejenigen, die sich ganz offenkundig in Göttingen zu einer Auseinandersetzung mit den "Argumenten" der Antirassisten aus Hamburg unfähig gezeigt haben, gleichzeitig ihren Anspruch einlösen wollen, sich nun in besonderer Weise "mit Flüchtlingen auseinandersetzen zu wollen" bleibt jedenfalls zunächst einmal ein Rätsel ,das sie sich spätestens im Verlauf des fünften antirassistischen Grenzcamps in Thüringen selbst erklären sollten.
Allerdings muß auch angemerkt werden, dass der Vertreter von The Voice auf diesem Treffen sehr wohl begründet und auch charmant für Thüringen plädiert hat. Selbstverständlich wird dieses Camp dieser Massenorganisation gerade in Sachen Außenrepräsentanz erheblich mehr nützen, als ein Camp in Hamburg, bei dem sie zwar ein vielleicht wichtiger - aber eben doch nur ein Teil neben anderen wären. Hinzu kommt, daß Flüchtlinge, die das Camp in Thüringen besuchen wollen, ihre eigenen Beweggründe haben können, sich mit deutschen AntirassistInen und deren Auseinandersetzungsbereitschaft konfrontieren zu wollen. Das diese Sicht nicht die meinige ist und auch nicht automatisch übernommen werden muss, ist in der Tat keine ganz einfache Erkenntnis. Allerdings muß dazu ergänzend bemerkt werden, das im Verlauf des Göttinger Treffens eigentlich von niemanden einmal die Frage an The Voice gestellt wurde, was sie eigentlich denken, was ein Thüringer Camp der autonomen Bewegung nützt und nützen soll. Ob sich dahinter nur die gewohnte Selbstlosigkeit deutscher Antirassisten versteckt? Wie auch immer: Es ist auf jeden Fall angebracht, auf jede Häme in Bezug auf das nun in Thüringen geplante antirassistische Grenzcamp zu verzichten.

Ein Bündnis geht zuende

Jedenfalls hat mit dieser Entscheidung das sich im Verlauf der letzten Grenzcamps hinterrücks "irgendwie" gebildete interne Bündnis zwischen einem Antirassismus pur, sprich der sich mit seiner Funktion als Kümmerform der Gesellschaftskritik zufrieden gibt (und damit notwendigerweise im moralischen Duktus verbleibt) und dem Anspruch mit durchaus antirassistischen Fragestellungen und Sichtweisen, die sich als Teil einer Gesellschaftskritik verstehen, die herrschenden Verhältnisse - theoretisch wie praktisch - auf den Kopf zu stellen, sein Ende gefunden.
Wenn allerdings Kapt´n Rotbeere schreibt, das die antirassistischen Grenzcamps "von einer autonomen Bewegung (...) initiiert und getragen" worden seien, so finde ich diese Aussage nur bedingt richtig. Richtig ist zwar, daß an den Camps viele Leute teilgenommen haben, die sich irgendwie wohl als Autonome verstehen. Auf der anderen Seite ist es einfach kein Zufall, daß eigentlich so gut wie alle Versuche in diesem Zusammenhang in eine reflektierte Diskussion über die Bedeutung zwei so unterschiedlicher Begriffe wie "Antirassismus" und "Autonomie" zu gelangen, vergeigt, verlacht, verspielt auf jeden Fall aber gescheitert sind. Ob es uns paßt oder nicht: Die Begriffe, unter denen wir uns letztlich freiwillig organisieren, machen immer etwas mit uns, und das vor allem dann, wenn wir glauben mit ihnen nichts machen zu müssen. Insofern steckt für uns alle in dem vorläufigen ersten Scheitern der Hamburg-Idee auf dem Göttinger Treffen, eine äußerst unbequeme, wahrscheinlich noch nicht genau verstandene Wahrheit. Es ist doch kein Zufall wenn unsere eigenen Leute schon bei dem auftreten leichter Gefahr und geringer politischer Not sich lieber für einen beliebigen Minimalkonsens und das damit verbundene weitgehend argument- und gedankenfreie Moralunternehmertum als Politik entscheiden. Und die ist allemal eher mit der Idee und der zuweilen einfältigen Praxis von Antirassismus als Minimalkonsens, denn mit so etwas wie einem Anspruch von "Autonomie gegen die herrschenden Verhältnisse" zu haben. Ob es wohl sein könnte, daß sich mancher Autonome während der letzten Grenzcamps genau darauf ausgeruht oder meinetwegen auch dahinter versteckt hat, weil in der Tat alles andere erheblich mühsamer, unvorhergesehener und unbequemer gewesen wäre? Jedenfalls kann die Entwicklung, die zu dem deprimierenden Ergebnis des Göttinger Treffens geführt hat, diejenigen, die den Verlauf des letzten vierten Grenzcamps in Frankfurt aufmerksam verfolgt haben, so z.B. die organisationsinterne Kaperfahrt mit der an jeder vorherigen breiten politischen Diskussion vorbei gepushten anti-autonomen "Jeder Mensch ist ein Experte"-Parole, nicht eigentlich überraschen. Natürlich kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, das bei der bereits oben beschriebenen trostlosen Situation eine Reihe selbstverständlich geschickt lancierter Intrigen sowie durchaus benennbare persönliche Vorlieben und Eitelkeiten bestimmter, ansonsten aber außerordentlich verdienter Grenzcampaktivistinen eine gewichtige Rolle gespielt haben könnten. Klar ist auch, das die Auseinandersetzungen, die zu dieser Situation geführt haben auch, von heftigen persönlich gefärbten Auseinandersetzungen begleitet waren, die sich in dem zentralen Medium der bisherigen Vorbereitung, den e-mail-Verteiler Camp-Liste niedergeschlagen haben. Und das kommt selbstverständlich den gerade in kapitalistischen Verhältnissen nicht unbekannten Zerstreuungs- und Unterhaltungsbedürfnis von einigen Leuten sehr entgegen. Und doch besitzen diese "Schlammschlachten" auf jeden Fall einen politischen Kern. Und der verweist in diesem Fall im Grunde nur auf das viel tiefer liegende allgemeine gesellschaftliche Phänomen der völligen Entdemokratisierung und des dann damit verbundenen völligen politischen Perspektivenverlustes. Alles das ist nun ganz offenkundig auf die engere Grenzcampvorbereitungsstruktur selbst durchgeschlagen - und drückt sich nebenbei auch in dem etwas hilflos wirkenden treideln nicht weniger Grenzcampleute aus, sich nun eher auf das sogenannte Straßburg-Camp denn auf Thüringen orientieren zu wollen. Doch über dieses bislang exklusiv von einem bestimmten Zirkel initiierte Projekt hat es bislang im Grenzcampzusammenhang selbstredend keine systematische Diskussion gegeben - jener Zirkel braucht sowas einfach nicht und überhaupt: Wo käme man auch hin, "wenn alle mitreden" würden.

Die Einrichtung temporärer Führungsstrukturen, das aufgeben jeder Dialektik und der daraus resultierende "Erfolg"

Dabei schien es zunächst noch im Verlauf des zweiten Grenzcamps in Zittau als Reaktion auf die desaströse Anomie (Auflösung jeglicher Gesellschaftlichkeit) der anwesenden Grenzcampleute sinnvoll zu sein, eine temporäre Führungsstruktur einzurichten. Voraussetzung dafür mußte aber das Bewußtsein für die Segen- und Fluch-Dialektik dieser im Grunde genommen hoch problematischen Führungsform sein. Dieses Bewußtsein, sprich die Herausforderung einer politischen Dialektik, die um die prekären Selbstorganisations- und Selbstermächtigungsprozesse gerade neu mobilisierter Leute weiß, und das man dafür nun auch mal Raum- und Zeit organisieren muß, ist zwischenzeitlich von denen, auf die es in der Tat sehr ankommt, gekappt worden. Aus ihrer Perspektive machte es gerade nicht den Charme der bisherigen Grenzcamps aus, daß mit den herbei geeilten Teilnehmerinnen, die zum geringsten Prozentsatz unmittelbare Antiras sind, es doch endlich einmal gelungen ist, wenigstens für einen kurzen historischen Moment den bequemen Antirafachbereich zu überspringen. Ganz im Gegenteil: Das soziales Selbstorganisations- Spektakel mit dem Elementen sowohl des Wandervogels wie des Unvorhersehbaren, das kleine Stück Ferienkommunismus stellt sich ihnen vielmehr als ein fremdes rauschen dar. Und das stellt sich im Horizont instrumenteller Vernunft einer Politik die in der Form derzeit noch zwischen ML- und NGO-Prinzipien changiert, lediglich als ein Optimierungsproblem dar. In diesem Sinne wurde auch die Vorbereitung des vierten Grenzcamps in Frankfurt dazu benutzt, die Camp-Konzeption auf die Praxis einer besinnungslosen Konsens- Orga- und Außenpolitik-Optimierungsmaschine herunter zu bringen. Insofern ist es auch kein Zufall das in dieser Konzeption zum einen die in der Tat komplexe Sexismus- und Sexualitätsdebatte der vorangegangenen Camps einfach auf einen dubiosen Minimalkonsens gegen Verbrechen herunter geschraubt werden sollte und zum anderen auch die noch beim dritten Camp in Forst vorgesehenen und praktizierten Foren zur Diskussion einfach ersatzlos weggestrichen wurden. In einem eminent handlungspraktischen Sinne war das ein von den OrganisatorInen kalt kalkuliertes durchstarten zur Passivisierung der Camp-Teilnehmerinnen. In einem außenpolitischen Sinne sollten die anwesenden CamperInen auf den "Jeder Mensch ist ein Experte"-Slogan und auf die Belagerung des Frankfurter Abschiebeflughafen eingeschworen werden. Das bei diesem zentral gehandhabten Zugriff eine ganze Reihe von Widersprüchen und Problemen auftauchten, war für alle aufmerksamen Beteiligten spätestens im Verlauf einer eigentümlichen und fünf bitter lange Stunden andauernden Abschlußkundgebung mit Ohren zu erleiden und mit Händen zu greifen. An dieser Stelle kam der organisierte Anti-rassismus in diesem Land mit seinem beklagen der in der Tat grausamen rassistischen Maschinerie und seinem gleichzeitigen Winseln, das man doch eigentlich "friedlich" sei, zu sich selbst. Der Versuch allerdings die darin doch ganz offenkundig gewordenen Probleme einer weiteren politischen Perspektivbestimmung sowohl nach außen als auch nach innen, in einem Camp-Nachbereitungstreffen in Frankfurt zur Sprache zu bringen, wurde von denen, die genau das herbei organisiert hatten, und die schon während des Campverlaufes glaubten alles mögliche bis zum Verdruß als "Erfolg" bezeichnen zu müssen, aus einer Mischung aus Unverständnis und massiven bis in persönliche Attacken hinein reichenden Unwillen abgewiesen. Statt dessen wurde auch noch auf unseren eigenen Treffen "Respekt" für etwas eingefordert, den doch bereits die Polizei zuvor dem gesamten Grenzcamp ausgesprochen hatte. Alleine der auf zukünftige Optimierungen des technischen Equipments, des Designs und der Logistik derartiger Manifestationen beschränkte Horizont war noch als Ebene einer sogenannten "politischen Diskussion" zugelassen. Eben: Der Antirassismus kann sich nicht - wie übrigens alle politische Teilbereichsanliegen, die sich notwendigerweise in die gerade in diesem Land außerordent-lich wirksame Tradition der sich beständig optimierenden Facharbeit einfügen - selber diskutieren. Denn damit würde er in der Tat seinen "Erfolg" in den rassistischen Verhältnissen gefährden.
Natürlich ahnen alle, wie trostlos ein auf sich selbst zurückgeworfener Antirassismus ist. Deswegen steht auch begründet zu befürchten, daß in der nunmehr angelaufenen Vorbereitung des Thüringer Grenzcamps in einer Art prinzipienlosen Additionsverfahren damit mobilisiert werden wird, daß es "um mehr geht und gehen soll". Dieses Mobilisierungsmodell wird zu seiner Realisierung selbstverständlich Allen alles versprechen. Es ist aus dem Formbestand der bürgerlichen Politik selbst entlehnt, denn bekanntlich werden die Parteienvertreter gewählt, die zugleich dem Vermieter höhere und dem Mieter niedrigere Mieten versprechen. Und das Modell ist nun wahrlich zu 100 % auf "Erfolg" fixiert.

Was wird in Hamburg im August passieren?

Es wird nun einen Anlauf zur Organisierung einiger grenzcampartiger Aktionstage in Hamburg unter dem vorläufigen Arbeitstitel "Land in Sicht! - antirassistische Schill-Y-Out-days" geben. Ob sich dabei in den dafür geplanten Treffen ein notwendiger Organisationskern wie Konsens herausschälen wird, ist noch völlig offen. In einem organisatorischen Sinne stehen die wenigen bislang daran interessierten Leute so gut wie "bei Null". Ein Mißverständnis ist es jedenfalls zu glauben, die erste negative Grenzcampentscheidung in Sachen Hamburg ließe sich einfach so auf`s geratewohl durch ein Ersatzcamp am bereits schon einmal verworfenen Ort ohne weiteres - durch allerorten herbei akquirierte organisatorische Fähigkeiten - überspielen. Hinzu kommt der politisch geltend gemachte Anspruch, das die mit den Schill-Y-out-days stark zu machende Idee, die "herrschenden Verhältnisse auf den Kopf zu stellen" nicht bloß einer von vielen weiteren Slogans sein soll, mit denen wir ohnehin tagtäglich in der bunten Warenwelt konfrontiert sind. Die Organisierung von Schill-Y-out-days wird sich nur dann lohnen, wenn sich darin sowohl die besten Momente der bisherigen Grenzcamps wiederfinden, als daß damit zugleich versucht werden muß genau darüber hinaus zu gehen. Genau das muß sich mindestens aus einem entfalteten Reichtum einer wirklichen politischen Diskussion ergeben, zu der sich die über 30 Teilnehmerinnen auf dem Göttinger Treffen schon mal unfähig gezeigt haben. Das sind alles denkbar schlechte Voraussetzungen, aber bekanntlich ist nichts unmöglich. Politisch bleibt es auf jeden Fall richtiger im August, d.h. im unmittelbaren Vorfeld bedrohlicher Bundestagswahlen auch in Hamburg die herrschenden Verhältnisse zu bekämpfen als bloß "ganz cool" in Urlaub zu fahren.

Starbuck

05.05.2002