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Top Ten der dümmsten Lehrerkommentare

Es gibt sehr viele quälende Momente im monotonen Schulalltag, in denen Schüler komischerweise das Bedürfnis entwickeln, wutentbrannt die Wände hoch zu laufen, wild um sich zu schlagen, laut rumzuschreien, alle Tische und Stühle durch das ganze Klassenzimmer zu werfen oder irgendetwas ähnlich Verrücktes zu tun, da sie es einfach nicht mehr aushalten können, still zu sitzen, oder weil sie auf die Pause warten. Sie versuchen damit den ganz normalen, alltäglichen Zwang zu kompensieren, unter dem sie in der Schule extrem leiden. Dazu gehören z.B. Dinge wie früh aufstehen, still sitzen, Hausaufgaben machen, Dinge lernen müssen, die unnötig und teilweise sogar falsch sind, sinnlosen Anweisungen von Autoritätspersonen Folge leisten usw. Doch leider ist dies nur ein kleiner Ausschnitt der Zumutungen, welche ein Schüler heutzutage in der Schule ertragen muss.

Alle kennen sicher die Situation, wenn Lehrer zum wiederholten Mal ein und denselben, nervtötenden, anspruchslosen und dummen Spruch bringen, den sie schon ihr ganzes Leben erzählen, weil sie keinen anderen kennen. In solchen Momenten kann allerdings niemand eine ehrliche Antwort geben, da sonst ein Verweis, oder irgendeine andere repressive Erziehungsmaßnahme seitens der Schule ergriffen wird, und in Form eines unangenehmen Briefes bei den Erziehungsberechtigten ins Haus flattert. Somit sind alle andauernd gezwungen, sich stillschweigend mit dem Elend abzufinden, anstatt mal ordentlich Dampf abzulassen.

Da also alle unter diesem Misstand leiden, dachten wir, dass es durchaus sinnvoll wäre, eine Liste der dümmsten Kommentare und der dazu passenden Antworten zusammenzustellen, die man sich sonst verkneifen muss, um sich den daraus resultierenden Stress zu ersparen.

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Die Schüler/innen der Klasse sind empört, dass sie jetzt zum wiederholten Mal Hausaufgaben aufbekommen, obwohl sie für eine Arbeit lernen müssen.

Kommentar: „ Ein bisschen Stress hat noch keinem geschadet. Später könnt ihr euch auch nicht bei eurem Chef beschweren.“

Antwort: „ Ein einziger Schlag ins Gesicht hat auch noch niemandem geschadet, aber deshalb haue ich Ihnen jetzt trotzdem keine auf die Zwölf. Sie allerdings scheuen sich nicht davor, Hausaufgaben aufzugeben, obwohl wir eine Arbeit schreiben und für diese lernen müssten. Es ist schon schlimm genug, jeden Tag stundenlang Ihr Gequatsche zu hören und hier in diesem Irrenhaus eingesperrt zu sein. Aber wenigstens sind Sie ja noch ehrlich genug und geben zu, dass wir uns hier nicht eingefunden haben, um uns zu bilden, sondern lediglich, um auf die Arbeitswelt vorbereitet zu werden. Gut, dass hier endlich mal Klartext gesprochen wird.“

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Nachdem die gesamte Klasse die Pause einer heftigen Schneeballschlacht gewidmet hat, welche im Übrigen einen perfekten Ausgleich für das ewig monotone Herumsitzen auf unbequemen Holzstühlen in hässlichen Klassenzimmern darstellt, beschwert sich der Lehrkörper über den angeblichen Mangel an Vernunft bei den Jugendlichen, welche nicht einsehen wollen, was an einer gepflegten Schneeballschlacht unvernünftig sein soll.

Kommentar: „ Wenn ihr später älter seid, werdet ihr schon merken, dass ich Recht habe. Auch ihr müsst irgendwann einmal vernünftig und erwachsen werden. Und spätestens dann werdet ihr merken, dass Bildung wichtiger ist als eine Schneeballschlacht auf dem Schulhof. Wusstet ihr übrigens, dass ihr bei einer solchen Eisballschlacht ganz schnell euer Augenlicht verlieren könnt? Da müssen sich nur mal ein paar kleine Steine unter den Schnee mischen und dann habt ihr den Salat. Und das bis an euer Lebensende.“

Antwort: „Haben Sie eigentlich jemals darüber nachgedacht, wie armselig Ihre ach so erwachsene Einstellung gegenüber allen Dingen, die uns Spaß bereiten, überhaupt ist?
Auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können, so etwas wie Freude oder Spaß zu empfinden, da der Moment, in dem Sie solche Gefühle das letzte mal empfanden, vermutlich schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, werde ich nie aufhören, Schneebälle durch die Gegend zu werfen.
Und wenn es kindisch oder unreif sein soll, Freude zu empfinden, dann bleibe ich eben mein ganzes Leben lang ein Kind. Und den doofen Spruch mit den Steinen im Schneeball können Sie gefälligst stecken lassen, denn auch wenn Sie es gern anders hätten, aber mit so einem Müll können Sie uns doch keine Angst einjagen. Geschweige denn, dass Sie uns damit die Lust an einer Schneeballschlacht nehmen könnten.“

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Obwohl das Pausenzeichen den Stundenbeginn bereits angekündigt und die Lehrergestalt das Klassenzimmer schon betreten hat, herrscht starke Aufregung in der Schulklasse. Die Jungen und Mädchen rennen wild umher, schubsen und schlagen sich gegenseitig und machen sich einen Jux daraus, die Anwesenheit des Lehrers zu ignorieren.

Kommentar: „ Seid jetzt gefälligst ruhig, hört zu und schreibt mit, sonst schreiben wir jetzt einen unangekündigten Test, und was das zur Folge hätte, muss ich hier wohl keinem erklären. Wegen mir erzähl ich euch den Stoff jedenfalls nicht. Ich kann das schon!

Ich habe die Schule schon lange hinter mich gebracht! Ihr müsst es ja letztendlich können. Mir ist es völlig egal ob ich eine 6 oder eine 1 in mein Notenheft schreibe. Mein Füller verbraucht genauso viel Tinte, da schreibe ich die 6 eben ein bisschen kleiner. Mal ganz davon abgesehen, dass aus euch sowieso nichts wird, wenn ihr so weiter macht und nicht bald mal anfangt, an eure Zukunft bzw. euer späteres Arbeitsleben zu denken. Es ist eure Entscheidung wie weit ihr in eurem Leben kommen wollt.“

Antwort: „Ich weiß nicht ob es schon bis ins Lehrerzimmer vorgedrungen ist?
Aber hier auf dieser Welt herrscht eine ungerechte Gesellschaftsordnung, welche es überhaupt nicht zulässt, allen Menschen die gleichen Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Es fußt auf blindem Irrglauben, zu behaupten, dass alles möglich sei, wenn man nur hart dafür arbeite. Meines Erachtens ist erst dann alles möglich, wenn niemand mehr hart arbeiten muss, damit endlich alle Zeit haben, sich mit sinnvollen Dingen zu beschäftigen.
Dann müssen Sie hier nämlich auch nicht mehr so sinnlos herumschreien und uns mit nervtötenden Lehrmethoden quälen, welche eh nur das Gegenteil von dem erreichen was sie sollen. Das wäre gut für beide Seiten.“

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Das Zimmerthermometer des Klassenraumes zeigt eine Temperatur von 37,5° C. Die Mädchen und Jungen kriechen schwitzend auf dem Boden herum, weil die Luft oberhalb der Bauchnabelgrenze mittlerweile ungenießbar geworden ist. Eine unerträgliche Hitze steht im Raum während ES mit einer Tasche unterm, vor Schweiß tropfendem, Arm mit lachender Miene das Klassenzimmer betritt. Die Schüler sind total am Ende (10.Stunde) und flehen ES an, die Stunde ausfallen zu lassen, da alle es vorziehen, sich im See abzukühlen.

Kommentar: „ Erst die Arbeit, dann das Vergnügen !“

Antwort: „ Im Gegensatz zu Ihnen kann ich mir auch ein Leben ohne Arbeit und Schufterei vorstellen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Sie in ihrem Leben kein Vergnügen erlebt haben und erleben werden, sonst würden Sie es nicht vorziehen, Ihre Zeit damit zu verschwenden, Kinder jahrelang mit ein und demselben Schwachsinn zu quälen. Das Einzige, was Sie kennen, ist Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Das ist so erbärmlich, dass ich Ihnen gegenüber nicht mal mehr Mitleid empfinde. Ändern Sie ihren blöden Leitspruch doch einfach in: ‚Erst die Arbeit, dann die andere Arbeit!', so werden Sie sich wenigstens nicht untreu.“

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Im Zimmer der Klasse herrscht wilde Aufregung. Die Schüler einer zehnten Klasse beschweren sich über den Umstand, noch mindestens zwei Jahre in die Schule gehen zu müssen, um die Abiturprüfung endlich abhaken zu können. Dies bemerkt der Lehrkörper und mischt sich wie immer in die Diskussion ein.

Kommentar: „Ich weiß gar nicht, was ihr habt! Schule kann doch auch total viel Spaß machen. Ihr lernt hier nicht nur für die Schule, ihr lernt hier für euer späteres Arbeitsl… ähhh ich meine Leben. Außerdem seid ihr doch alle freiwillig hier. Ihr habt jederzeit die Möglichkeit, diesen Ort zu verlassen. Niemand wird euch in irgendeiner Form aufhalten. Also entweder ihr bleibt hier mit dem Willen, was zu lernen, oder ihr lasst es einfach sein. Wegen mir müsst ihr hier jedenfalls nicht bleiben.“

Antwort: „Meines Erachtens haben Sie eine völlig falsche Vorstellung von dem, was es heißt, etwas freiwillig zu tun. Nur um sicher zu gehen und unnötige Missverständnisse von vornherein auszuschließen, möchte ich noch mal betonen, dass freiwillig genau das Gegenteil von unfreiwillig ist. Menschen machen etwas erst dann freiwillig, wenn sie es aus völlig freien Stücken, in Abwesenheit jeglicher Ängste und Zwänge, tun. Nur weil wir also das geringere Übel gewählt haben, heißt das noch lange nicht, dass wir dies freiwillig getan haben. Das ist ungefähr so, als ob wir uns entscheiden müssten in welches Knie zuerst geschossen, oder welcher Nagel uns zuerst gezogen wird. Mit Freiwilligkeit hat das rein gar nichts zu tun.
Die Struktur dieser Gesellschaft hat uns dazu gezwungen, da wir mit einem besseren Schulabschluss konkurrenzfähiger sind, und mehr Geld verdienen können als andere Menschen. Dies setzt allerdings auch erstmal voraus, dass wir überhaupt irgendeinen mickrigen Job bekommen. Da uns aber niemand gefragt hat, ob wir das so wollen, sondern wir immer nur gefragt wurden, was wir werden wollen, sind wir nicht aus freien Stücken hier.
Wenn sie also sagen, dass wir freiwillig hier sind, ignorieren Sie die Tatsache, dass es auch gewalttätige Zwänge gibt, welche nicht direkt von Menschen auf Menschen wirken, wie beispielsweise der Zwang zu Boden zu gehen, wenn man eine auf den Deckel bekommen hat. Es gibt auch jene, die indirekt, über die Struktur der Gesellschaft vermittelt sind, wie z.B. der Zwang sich selber seinen Wecker zu stellen, um früh in die Schule zu gehen, obwohl keine Lust vorhanden ist. Oder stellen sie ihren Wecker etwa freiwillig auf 5.30 Uhr?“

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Nachdem es bereits zur Stunde geklingelt und der Lehrer Platz genommen hat, würgt sich ein Schüler noch schnell das letzte Stück seines Pausenbrotes herunter.

Kommentar: „Ihr wisst doch, dass das Essen im Unterricht nichts zu suchen hat. Wie würde es denn aussehen, wenn ich hier vor euch stehe und esse?“

Antwort: „Das würde uns überhaupt nicht stören. Das Problem ist nur, dass Sie es ja nicht mal dürfen. Ihre Arbeitszeit ist strikt von der Pausenzeit getrennt, und somit sind Sie, genau wie wir, dazu verpflichtet, die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse auf die Zeit der Pause zu verlegen. Außerdem ist diese Regelung da, um uns von vornherein den Takt von Stunde und Pause, von Arbeitszeit und Freizeit einzuprügeln. Das hat also nichts damit zu tun, dass es nicht gut aussieht, wenn hier gegessen wird, sondern dass es einfach nicht erlaubt ist, private Dinge, wie Essen oder Schlafen in der Unterrichtsstunde zu erledigen. Dies gilt sowohl für Sie als, auch für uns. “

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Die gesamte Klasse sitzt still im Zimmer und hört sich einen Anschiss des Lehrers an, welcher sich zum wiederholten Mal darüber beklagt, dass sich die Klasse bei einem dieser öden und immergleichen Schulausflügen, welche an hohle Beschäftigungstherapie erinnern, wieder einmal total daneben benommen hat, um damit das Lehrervertrauen gezielt zu missbrauchen.

Kommentar: „Könnt ihr nicht auch mal an uns Lehrer denken? Was wir für euch opfern! Und was bekommen wir dafür? (Lehrer/in wischt sich den Schweiß zitternd von der Stirn und ist kurz vorm Nervenzusammenbruch) NICHTS, nur Ärger und Stress.“

Antwort: „Seien Sie doch nicht so. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ein bisschen Stress hat noch keinem Menschen geschadet. Außerdem sind wir ja alle freiwillig hier, niemand ist gezwungen, hier zu bleiben. Bei Ihrem Chef können sie sich ja schließlich auch nicht beschweren, wenn sie sich den falschen Beruf zur Lebensaufgabe gemacht haben.“

Koster Roster