14.12.99 Mumia Abu­Jamal

Dieses System läßt Waffen gegen Menschen richten und behauptet, daß es zur Verteidigung des Systems geschieht. Leute können Waffen gegen das System richten, und es wird als falsch angesehen, was dazu führt, die Menschen glauben, wenn das System Waffen gegen Menschen richtet, denn geschieht mit dem Recht auf Verteidigung, aber wenn Menschen Waffen gegen das System richten, dann ist es keine Verteidigung...
­­ John Africa, The Judge's Letter

Das geplante Treffen der Welthandelsorganisation (WTO) wurde mit "Gewalt überzogen", die von "Schlägern", "Anarchisten" und "Hooligans" ausging, hieß es in den veröffentlichten Berichten. Die Gefährlichkeit einer Berichterstattung der bürgerlichen Medien aber, besteht in ihr Vertrauen auf Polizei­ und Regierungsquellen bei der Materialzusammenstellung. Bei Massenaktionen, wie der Demonstration gegen die WTO in Seattle, sind Polizisten kaum neutrale Quellen, weil sie im Grunde genommen Frontkämpfer sind. Ist es also nicht fair, beide Seiten darzustellen?

Jim Desyllas, ein Student aus Portland, berichtete Internetteilnehmer über Telefon, die seine Beobachtungen um die Welt weiterleiteten. Seine Augenzeugenberichterstattung ist gelinde gesagt, aufschlußreich, es folgen einige Auszüge: Die Regierung hat einen "Aufruhr" angestiftet, um die Bewegung gegen die WTO zu diskreditieren, weil sie sie nicht schwächen konnte. Dies ist keine Vermutung, ich war da, ich sah was geschah. Und ich bin offen gesagt, schockiert, aus der Nähe mitzubekommen, wie wenig unsere politschen Anführer besorgt sind, über das, was normalen Leuten angetan wird. Clinton kann posieren und viele blumige Reden halten, aber die Wahrheit ist, daß wir ihnen nichts bedeuten. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen...

In seinen Berichten von Ende November und Anfang Dezember 1999 berichtet Desyllas von der "aggressiven Gewaltlosigkeit" der Demonstranten und hält die Einwerfung einer einzigen Fensterscheibe bei McDonalds für gering, im Vergleich zu dem, das bei einem "typischen Rockkonzert" passiert. Die Polizei benutzte diesen Zwischenfall als Vorwand für ihre Angriffe gegen die Leute

Eine kleine Gruppe von vielleicht 100 Leute schlug zurück. Dann trieben die Bullen diese Gruppe durch die Stadt, immer bedacht, daß es ausreichend Gelegenheiten zum Fotografieren von "gewalttätigen Demonstranten" gab. Einige Male hatten sie die Leute zwischen Gebäuden und Reihenweise Polizisten eingekesselt und hätten sie einfach festnehmen und in Gewahrsam halten können, und den Spuk damit ein Ende machen. Stattdessen besprühten sie sie mit Tränengas und ließen sie laufen... Wenn man Leute mit Tränengas besprüht, dann werden sie wütend, kann ich Euch sagen. In der Nacht zum Dienstag besprühte die Polizei die ganze Innenstadt von 3 bis 6 Uhr morgens, überall war Gas. Diese jungen Leute schlugen ein paar Fensterscheiben bei McDs, Starbucks ein, Kleinkram, und zündeten einige Müllcontainer an. Die Polizei benutzte diese Leute als Statisten, es war inszeniert. Ich bin mir sicher, daß die Polizei eigene Leute dabei hatte, um die Menge aufzuhetzten. Sollten manche glauben, daß ich übertreibe, ich sah diese sogenannten Demonstranten, die schrieen usw., und später als alles vorbei war, griffen sie andere Demonstranten an und legten ihnen Handschellen an.

Ich gehe jede Wette ein, daß dieser Bericht nicht von den Medienmultis aufgegriffen wurde, huh? Inzwischen wurden Demonstranten, auch diejenige, die "aggressiv gewaltlos" waren, von "Gesetzeshütern" rücksichtslos mit Gas besprüht, getreten, geschlagen und angeschossen. Ist ein "Gummigeschoss" eine gewaltlose Kugel? Die Menschen im Nordirland glauben es jedenfalls nicht, weil dort 14 Leute, darunter 7 Kinder, von "Gummigeschosse" getötet wurden. Im Seattle sah Desyllas, wie ein Cop einem Mann die Vorderzähne ausschoß. Erinnerst Du Dich an einen Zeitungs­, Fernseh­ oder Radiobericht, der diese gewalttätigen Cops "Schläger" oder "Hooligans" nannte? Denke ich nicht. Wie kann man denn diesen Medienmultis vertrauen? Und wer ist eigentlich "gewalttätig", einer, der Eigentum angreift, oder diejenige, die Menschen verletzen?

Ähnlicherweise, behaupten Tickerberichte, daß eine "kleine Explosion" in Zürich von einer sogenannten Mumia­Unterstützungsgruppe verursacht wurde. Kommt einem bekannt vor, oder?

Worum geht's? Es ist nicht in unseren Interesse, und hört sich sehr verdächtig nach staatlichen Versuchen, an eine weitverbreitete, gewaltlose, Bewegung zu unterminieren. Außerdem sind Bomben nicht unsere Kampfmittel, aber sie sind die Kampfmittel des Staates, wie Irak, Sudan, Afghanistan und Philadelphia 1985 zeigten. Am 13. Mai, 1985 zerbombte dieses System, ungestraft, Kinder, nicht Gebäude, sondern Kinder, und wir werden "gewalttätig" genannt?

Jugendliche in Seattle schlagen ein halbes Dutzend Fensterscheiben ein, und die Medien brandmarken alle Demonstranten als "gewalttätig". Die Bullen schießen auf einige hundert Leute, besprühen sie mit Tränengas, treten und schlagen sie und die Medien berichten, daß sie "zurückhaltend reagierten". Bullen tarnen sich als Demonstranten und die Medien bleiben stumm. Die selben Medien berichten von einer Gruppe, von der die meisten von uns nie noch gehört haben, die in Zürich eine "kleine Explosion" verursachte. Hört sich an wie die neueste Wiederbelebung von Cointelpro, oder nicht?

Wir glauben nicht an Bomber, aber während Ihr diese Worte lest, werden regelmäßig Bomben von US­Flugzeugen über Irak abgeworfen. Um Dr. Martin Luther King zu zitieren, Amerika ist "heute der größte Gewalthändler der Welt".

(c)MAJ 1999