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Zu Clintons "Armuttour"

Als die Sommersonne die Erde trocknet, began Präsident Clintons erste Armuttour, die erste in die ärmsten Regionen der amerikanen Gesellschaft, in denen sich amerikanische Träume in grüseligen Albträume wandeln. Der Präsident der reichsten Nation der Erde busuchte unter anderen armen und deprimierenden Gegenden: die Appalachians, die südkalifornische Stadtteil Watts und die Pine Ridge Reservation, Heimat der Oglala Sioux Nation, in Süddakota.

Für die meisten Medienkommentatoren war die Clinton Tour ein Beweis seines Mitleids mit den Armen, da seine Reise die Aufmerksamkeit der Media auf einige der ärmsten Gegenden lenkte. Für andere ist es ziemlich auffällig, daß ein Mann, der seine erste Präsidentschaftskampagne mit dem Motto "I spüre eure Schmerzen" führte, acht Jahre brauchte, um zu zeigen, daß er von der Existenz solcher Orte wie, die Pine Ridge Reservation, Watts und die Appalachians wüßte. Vielleicht war seine "Schmerzen", die der Bullen und Bären an Wall Street.

Was nutzt, außer dem eintägigen Mediaspektakel, dieses Interesse eines lahmen Präsidenten, der weniger als 20 Monate Amtszeit hat? Was wird er machen, um die armen Indianern, Schwarzen und Weißen dieser Gegenden zu helfen? Was beabsichtigt er zu machen, um die Arbeitslosigkeit von 75% in Pine Ridge zu bekämpfen?

Mit einem Wort: nichts.

Sein Auftitt war nichts mehr als ein Fototermin des Weißen Hauses und ein Appel an die U.S­Geschäftswelt, das natürliche und Humankapital der Gegend auszubeuten. Aber Clinton ist auch der Präsident des NAFTA­Abkommens, das internationale Handelsabkommen, das der Kapitalflucht südlich der Grenze ermöglicht, wo Arbeitskräfte billig und reichlich vorhanden sind. Werden sich die Unternehmer für Arbeitskräfte entscheiden, denen ein Mindestlohn bezahlt werden muß oder für die, die für nur Pfennige arbeiten würden?

Es gibt noch einen Grund, warum dies "Ein­Tag­mit­den­Armen"­Tour eine Farce war. Der amerikanische Präsident bereiste Pine Ridge, ohne ein Wort über den berühmtesten ehemaligen Bewohner zu verlieren, den indigenen politischen Gefangene Leonard Peltier.

Hätten nicht seine leidenschaftlichen Unterstützer den stolzen Namen eines der heldhaftsten Krieger der Lakota gerufen, wäre Leonard Peltier überhaupt nicht erwähnt worden.

Für Clinton, der Präsident auf der Suche nach einem Vermächtnis, wäre eine einfache Unterschrift, mit der er die Freilassung Leonard Peltier veranlaßt, eine Tat, an die sich spätere Generationen erinnern würden. Statt dessen erließ er, stets den Politiker, nur Worte, dann ging er, immer ständig auf der Suche nach dem nächsten Händeschütteln, der nächsten Menschenmenge, und dem nächsten Fototermin.

Kolumne geschrieben 9/7/99, © 1999 Mumia Abu­Jamal
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