Infos/Artikel zu Mumia Abu­Jamal

Erklärung der Gefangenen vom 6. August.

Wir sind 24 männliche Gefangene, die wegen unserer Teilnahme bzw. versuchten Teilnahme an den gewaltlosen direkten Aktionen gegen den republikanischen Parteitag in Philadelphia am 1. August im Gefängnis Curran­Fromhold festgehalten werden. Die minutiös choreographierten Parteitage beider Großparteien haben nichts mit Demokratie zu tun, sie sind von Großkonzernen finanzierte Prunkgepränge mit dem Ziel der Legitimierung eines Systems kapitalistischer Klassenherrschaft...Mit unseren Aktivitäten auf den Straßen Philadelphias wollten wir aufmerksam machen auf die zwei Millionen in den Gefängnissen, auf die systematische Anwendung von Polizeibrutalität um ganze Communities einzuschüchtern und die rassistische und grausame Todesstrafe, auf die vielen politischen Gefangenen, u.a. Mumia Abu­Jamal, die in den Kerkern sind, weil sie sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben...Von der ersten Minute unserer Verhaftung an waren wir Zeugen von der Wirkunsweise dieses unmenschlichen Systems und erfuhren sie auch am eigenen Leib. Viele von uns wurden im Laufe der Verhaftungen mißhandelt, nachdem sie uns Handschellen anlegten, wurden einige von uns zusammengeschlagen oder mit Pfeffergas besprüht...In einigen Fällen wurden uns die Hände an den Füßen zusammengefesselt und bei einigen von uns wurden die Handschellen so eng festgeschnallt, daß wir das Gefühl in den Händen verloren oder sie bluteten...

Im Bezirksgefängnis Curran werden wir in einem abgesonderten Bereich festgehalten mit kaum Kontakt zu anderen Gefangenen. Neben dem, daß wir die Bedingungen für unmenschlich halten, erkennen wir auch, daß wir sonderbehandelt werden. Wir bekommen z.B. zusätzliches Essen. Bis jetzt sind wir vom Personal hier aber noch nicht physisch mißhandelt worden.

Während dieses ganzen Prozesses haben wir versucht Widerstand zu leisten und uns gegenseitig ­ soweit wir konnten ­ solidarisch zu verhalten...Wir haben Systeme entwickelt um mit einander zu kommunizieren und um Konsensentscheidungen zu treffen. Viele von uns haben die uns angehängten Identifizierungsarmbänder abgerissen, wir weigerten uns, uns erkennungsdienstlich behandeln zu lassen und einige [30] sind in den Hungerstreik getreten. Im Gefängnis zogen wir uns die Kleidung aus um eine Identifizierung zu erschweren...Während unser Zugang zu Information eingeschränkt ist, wissen wir von den Anstrengung draußen, uns zu unterstützen...Als eine Gruppe von vorwiegend weißen Männern aus der Mittelklasse sind wir uns auch bewußt, daß arme Menschen, Nicht­Weiße und andere Marginalisierten routinemäßig viel schlimmer behandelt werden als wir....Die wenigen Kontakte zu anderen Gefangenen, die wir haben, sind außerordentlich positiv. Sie wissen, warum wir hier sind und zeigen uns auf verschiedenartiger Weise, daß sie unsere Aktionen unterstützen und unsere Überzeugung und Solidarität respektieren...Wir sind politische Gefangene. Wir werden aufgrund skandalöser Behauptungen festgehalten...Die verlangten Kautionsummen stehen in keinem Verhältnis zu den Straftaten, wegen denen wir angeklagt sind...Wir haben verschiedene Werdegänge und kommen aus verschiedenen Strukturen, aber in unserem Kampf für eine echte Demokratie und ein Ende der Konzernherrschaft im allgemeinen sowie der Strafunrechtssystem im Besonderen sind wir vereint.

Letzte Meldung: Wie aus der jungen Welt vom 15.8. zu erfahren war, sind seit dem 12.August von den über 200 noch einsitzenden Gefangenen einige in einen zusätzlichen lebensbedrohlichen Durststreik getreten.