Infos/Artikel zu Mumia Abu­Jamal

Eine Party von den und für die multinationalen Konzerne

Die Tatsache, daß Millionen von Wahn befallen sind, heißt nicht, daß es normal ist.
­­ Erich Fromm [(1900­1980) Psychoanalytiker]

Obwohl das amerikanische Parteitagsfieber ausgebrochen ist, und damit auch eine Plage des Medienwahns, spüren die Menschen zunehmend eine Ekel erregende Gleichheit der republikanischen und demokratischen Parteien. Die fürs Fernsehen gemachten Parteitagspektakel sind Produktionen der Multimilliarden­Dollar Großunternehmen, die Politiker im Namen der Multis in Szene setzen. Die Armen brauchen sich wirklich nicht zu bewerben. Sie sind eingeladen zu wählen, oder auch nicht, wie sie wollen, denn selbst wenn nur eine Minderzahl der Amerikaner sich tatsächlich an der Wahl beteiligen (wie in der Präsidentschaftswahl 1996), hat dies kaum eine Auswirkung. Die einfache Mehrheit der Stimmen der wählenden Minderheit reicht. Der Gedanke, daß es keine bedeutenden Unterschiede zwischen den beiden Parteien gibt, ist nicht neu. Bereits vor einem halben Jahrhundert schrieb der radikale Wissenschaftler und Aktivist, W.E.B. Dubois, von den "beiden Übeln" zweier großer Parteien:

"Ich werde 1956 nicht wählen...ich bin der Meinung, daß Demokratie in den Vereinigten Staaten derart zurückgedrängt worden ist, daß es keine 'zwei Übel' gibt. Es gibt eine üble Partei mit zwei Namen und sie wird gewählt, trotz allem, was ich tue oder sage...Wie unterscheidet sich Stevenson von Eisenhower? Er kann besser Englisch als Dulles, Gott sei Dank! Er hat einen verschmitzten Humor, während Eisenhower humorlos ist...Bei dieser Wahl kann ich keinen anderen Rat geben. Wählen Sie die Demokraten? Ihre Entscheidung; ich frage nur warum? Wählen Sie Eisenhower und sein eingespieltes Team von aufgeweckten Redeschreibern? Nochmal, warum? Wird Ihre nutzlose Stimme, wen immer Sie auch wählen, die Demokratie stützen oder für ihre Rückkehr in Amerika sorgen?" [aus The Nation, 20 Oct. 1956]

Die renommierten Geschichtswissenschaftler, Will und Ariel Durant, merkten in The Lessons of History (1968), daß "...diejenigen Menschen, die über Menschen bestimmen, über Menschen bestimmen, die über Gegenstände bestimmen und diejenigen Menschen, die über Geld bestimmen, bestimmen über alles" (S. 54). Politiker sind Menschen, die über Menschen bestimmen, die über Gegenstände bestimmen; Die Multis bestimmen über Politiker. Es war die Macht des Geldes, die jene absurden inszenierten Parteitage kontrollierte. Haben Sie noch irgendwelche Frage über die Macht des Geldes? Nun, überlegen Sie sich folgendes.

Es gibt zwei Staatsbürger. Der eine spendet dem Kandidaten oder der Partei 50.000 $, der andere spendet gar nichts, aber nach reichlicher Überlegung wählt er den Kandidaten. Nun, welchem von den "Staatsbürgern" wird es gegönnt sein, sich mit dem Kandidaten zu unterhalten, Zeit mit ihm zu verbringen und seine Aufmerksamkeit zu gewinnen? Was sagt das Ihnen über Ihre Rolle im Prozeß oder über die relative "Wichtigkeit" von Wählerbeteiligung und Großspendern? Das Zwei­Parteien­Monopol ist da, um die Interessen der Reichen zu vertreten, nicht die der durchschnittlich arbeitenden Bevölkerung. Vor über Hundert Jahren löste sich die Whig Partei auf und aus ihren Rückständen entstanden die Republikaner. Die Zeit ist gekommen, um eine wirkliche Alternative zu entwickeln; eine dritte Partei, die Sprachrohr und Vertreter der Interessen der Armen, der ArbeiterInnen und derjenigen außerhalb der Partei des Geldes ist. Es ist schon längst höchste Zeit dafür.

Mumia Abu­Jamal, M.A.
1.8.00

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