Infos/Artikel zu Mondo und Ed

Mondo W.E. we Langa (David Rice) Edward Poindexter
Seit 29 Jahren im Gefängnis

Seit vielen Jahren verfolgt amnesty international die Fälle dieser ehemaligen Black Panthers, hat Mondo we Langa und Edward Poindexter aber NICHT als politische Gefangene anerkannt. da sie in einem rechtsstaatlichen Verfahren verurteilt wurden. ai hat jedoch Zweifel an diesem Urteil, da eine Menge Beweismittel dem Gericht vorenthalten wurden und es viele Ungereimtheiten gibt.

ai befürchtet, daß Mondo we Langa und Edward Poindexter "mundtot" gemacht werden sollten, da sie als "Black Panthers" radikale Kritiker der amerikanischen Gesellschaft und speziell auch der Polizei in Omaha/Nebraska waren. Sie wurden im April 1971 wegen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt und sind seit August 1970 (über 28 Jahre!) in Haft.

David Rice (der später im Gefängnis seinen Namen in Mondo we Langa änderte) und Edward Poindexter waren Ende der sechziger Jahre die führenden Mitglieder einer Untergruppierung der Black Panther in Omaha, Nebraska und setzten sich aktiv für die Rechte der Schwarzen ein. Sie kritisierten Rassendiskrimierung und Polizeiwillkür in ihrer Stadt und wurden aufgrund ihrer radikalen Einstellung zur Zielscheibe der lokalen Polizei, sowie des FBI.

Als am 14. August 1970 ein Polizist durch eine Bombe getötet wurde, die in einem leerstehenden Haus deponiert worden war, fiel der Verdacht sofort auf die Black Panther, und man versuchte, die beiden führenden Köpfe zu belasten. Dies gelang mit Hilfe eines 15 jährigen Kronzeugen, der gestanden hatte, die Bombe dort plaziert zu haben. Er beschuldigte anfangs verschiedene Leute der Mittäterschaft, änderte seine Aussage mehrmals, war aber nach Einschüchterung und Bedrohung durch die Polizei schließlich bereit war, die zwei schwarzen Führer zu beschuldigen. Während der Gerichtsverhandlung weigerte er sich erneut, die zwei als Täter zu benennen, erst nach weiterer Einschüchterung in einer Prozeßpause kehrte er jedoch zu seiner vorherigen Behauptung zurück.

Auszug aus dem Gerichtsprotokoll: (Q. = Verteidiger, A. = jugendlicher Kronzeuge)

Q. As a matter of fact, you are scared right now, aren't you? You are shaking and nervous right now, aren't you?

A. Yes.

Q.You weren't shaking or nervous this morning, were you?

A. No.

Q. You had a conversation between the time you were placed on this witness stand this morning and the present time now, isn't that correct?

A. Yes.

Q. Were you reminded of a few things that would happen to you if you didn't testify?

A. Yes.

Q. And those were the same things that the police officer told you about that would happen to you, like sitting in the electric chair, isn't that correct?

A. I didn't have a chance.

Q. You didn't have a chance, did you?

A. No.

Q. You are doing what they want you to do, aren't you?

A.Yes.

Wegen seiner Kooperationsbereitschaft wurde der Jugendliche, wie bei Kronzeugen in den USA üblich, nicht der Mittäterschaft angeklagt, sondern kam mit einer geringen Jugendstrafe davon. Er saß nur einen kleinen Teil der Strafe ab, bekam eine neue Identität und gilt seither als 'nicht auffindbar'.

Als weiteres Beweismittel führte die Polizei Dynamit vor, das bei einer illegalen Hausdurchsuchung in Rices Haus gefunden worden sein soll. David Rice war während dieser Aktion nicht in Omaha und stellte sich freiwillig (!) den Behörden, um alle Vorwürfe zu entkräften. Ein Polizeibeamter, der am Abend der Hausdurchsuchung Dienst tat, nimmt an, daß das Dynamit von seinen Polizeikollegen selbst ins Haus gebracht wurde, da ihm die Umstände der Durchsung merkwürdig vorkamen: man hatte die Straße abgesperrt. Mondo sagt dazu, daß es ohnehin für einen prominenten Afroamerikaner wie ihn töricht gewesen wäre, etwas Illegales im Haus zu haben, da er jederzeit mit einer Razzia rechnen mußte.

Bei einer Berufung vor einem Bundesgericht bezichtigte der Richter die 4 Polizeibeamten, die bei der Hausdurchsuchung dabei waren, der Falschaussage, da sie widersprüchliche Angaben über den genauen Fundort im Haus gemacht hatten. Weil das Dynamit ohne Durchsuchungsbefehl sichergestellt worden waren ordnete er die Freilassung der beiden an. Diese Entscheidung wurde jedoch vom U.S.Supreme Court aufgehoben, und die beiden blieben im Gefängnis.

Als weiteres Beweismittel wurden Spuren von Dynamit genannt, die man in Ed Poindexters Hemdtasche und in Mondos Hosentasche gefunden hatte. Diese Partikel waren jedoch nicht ölig und enthielten kein Paraffin, wie bei Dynamitspuren üblich, und der Sachverständige mußte eingestehen, daß diese Art von Partikeln auch in Waschmitteln, Düngemitteln etc. vorkommt. Trotzdem erkannten die fast nur weißen Geschworenen die Angeklagten als schuldig. Sie wurden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt und sind seitdem in Haft.

Nach dem Prozeß kam heraus, daß die Polizei und das FBI mehrere Beweismittel dem Gericht vorenthalten hatten, die für die Angeklagten hätten entlastend sein können, z.B. eine Tonbandaufnahme, die in einem internen FBI Papier "schädlich für das Verfahren" genannt worden war. Es ist eine Aufnahme des Notrufs, mit dem der jugendliche Kronzeuge die Polizei zum Tatort lockte. Die Stimme ist jedoch nicht die eines Fünzehnjährigen, sondern die eines erwachsenen Mannes.

Ebenso tauchte später ein Brief auf, den der jugendliche Zeuge während des Prozesses an seine Mutter geschrieben hatte und den man als Schuldgeständnis interpretieren kann.

Trotz dieser und anderer neuer Fakten ist es in all den Jahren nicht gelungen, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen. Somit bleibt nur noch der Weg der Begnadigung offen, die von den 3 höchsten Repräsentanten des Staates Nebraska, die das Board of Pardons (Begnadigungsausschuß) bilden, ausgesprochen werden kann.

Bisher ist eine Begnadigung an der unnachgiebigen Haltung der Politiker in Nebraska gescheitert, denen in Sachen Begnadigung ein harter Kurs die Wiederwahl zu garantieren scheint.

Amnesty hat bisher eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder Freilassung gefordert, setzt sich jetzt aber auch für die Umwandlung der lebenslangen Haftstrafen in zeitlich begrenzte Strafen ein, die eine vorzeitige Entlassung per Begnadigung möglich machen.

Sie können den zwei Langzeitgefangenen mit Ihrer Unterschrift helfen. Hier ist der Text einer von ai erstellten Unterschriftenliste. Sie können einen so oder ausführlicher formulierten Brief bis Ende Juni (danach nur noch an die untere Adresse) schicken an:

The Board of Pardons and Paroles Box 94754 Lincoln, Nebraska 68509 USA

I have informed myself about the cases of Mondo we Langa and Edward Poindexter and support amnesty international's request of a retrial or release / commutation of the life sentences and a pardon for these prisoners. Ich habe mich über die Fälle Mondo we Langa und Edward Poindexter informiert und unterstütze amnesty international's Forderung nach Wiederaufnahme des Verfahrens oder Freilassung/Umwandlung der lebenslangen Haftstrafen und Begnadigung. dieser Gefangenen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
ai­Gruppe 1489
c/o Claus Walischewski.
Ostendorpstr. 43
28203 Bremen


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