Infos/Artikel zu Marilyn Buck
Marilyn Buck

MARILYN BUCK


Weiße Antiimperialistische politische Gefangene

Marilyn Buck wurde 1947 in Texas geboren, ein stark von Rassentrennung geprägter Bundesstaat. Sie ist die Tocher einer Krankenschwester und eines episkoplischen Geistlichens, die beide in der Bürgerrechtsbewegung der '60iger Jahre aktiv waren. Ihr politisches und soziales Bewußtsein wurde geprägt durch die ihr als Frau auferlegten Einschränkungen. Dieses Ungleichheitsgefühl ließ sie schnell begreifen, daß Rassismus und Unterdrückung ein integraler Bestandteil der US-Gesellschaft waren, die sich nicht reformieren ließen. Sie beteiligte sich an den Protesten gegen Krieg und Rassismus. 1969 nahm sie an einer vom SDS (StudentInnen für eine demokratische Gesellschaft) organisierten Lehrer-Organisationsschulung in Chicago teil. Sie blieb dort als Mitherausgeberin der nationalen Zeitung des SDS, "New Left Notes". Zusammen mit anderen Frauen setzte sie sich dafür ein, daß Frauenemanzipation Teil des nationalen Programms des SDS wurde.

Der Kampf des vietnamesischen Volkes um die Wiedererlangung ihrer nationalen Souveränität, die kubanische Revolution und die Vision "2, 3 VIELE VIETNAMS", wie auch die Forderungen der kolonisierten und unterdrückten Völker innerhalb der Vereinigten Staaten nach Gerechtigkeit und Befreiung bildeten das politische und soziale Bewußtsein sowie die Realität der 60iger Jahre. Marilyn wurde, wie Hunderte anderer junger Menschen, Antiimperialistin, unterstützte alle gerechten Kämpfen für nationale Befreiung, Frauenemanzipation, und soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit.

Das Wissen um die Kämpfe der Völker in ihren Heimatländern, um die Politisierung der Massen, um die Kontrolle über ihre Arbeitskraft und Menschenwürde zu erlangen, ist eine starke, überzeugende Waffe bei der Politisierung und Organisierung - erzeugt ein Gefühl für die Macht von Massenorganisationen und für den Willen eines Volkes, das bereit ist, für Gerechtigkeit zu kämpfen und Opfer zu bringen. 1968 trat sie San Francisco Newsreel, einem radikalen Film- und Propagandakollektiv bei. Ihre Arbeit bestand vor allem darin, Filme als Organisierungswerkzeug vorzuführen - bei Stadtteiltreffen, Schülergruppen, Arbeiterkomitees, und sogar auf offener Straße.

Sie arbeitete außerdem zusammen mit internationalen Solidaritätsgruppen zur Unterstützung der Vietnamesen, Palästinenser und des Kampfes des iranischen Volkes gegen den Schah, sie solidarisierte sich mit den Native Americans, den mexikanischen und schwarzen Befreiungskämpfen. Als antiimperialistische Aktivistin und Befürworterin des Sozialismus wurde sie zum Ziel des 'Counterintelligence Program' (COINTELPO) des FBIs, insbesonders wegen ihrer Unterstützung des schwarzen Befreiungskampfes. Das FBI warf ihr vor, Mitglied der Black Liberation Army (BLA) zu sein und sie wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, die längste Haftstrafe, die damals für eine solche "Straftat" verhängt wurde.

Als politische Gefange wurde sie vom Staat als 'Hochsicherheitsgefangene' eingestuft und außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen unterworfen. Sie wurde im Hochsicherheitstrakt/Verhaltensmodifikationsprogramm im Bundesgefängnis für Frauen in Alderson, West Virginia, untergebracht. Nach über einem Jahr in diesem Trakt wurde sie in den normalen Strafvollzug verlegt, wo sie Lolita Lébron kennenlernte, eine puertoricanische Unabhängigkeitskämpferin, von der sie viel über den Kampf und die notwendige Opferbereitschaft lernte. Nachdem eine Strafaussetzung bei ihr mehrfach abgelehnt wurde, bekam sie 1977 Hafturlaub gewährt, von dem sie nicht zurückkehrte.

1979 wurde die afroamerikanische Revolutionärin Assata Shakur von ihren GenossInnen aus dem Gefängnis befreit. Aufgrund ihrer poitischen Geschichte und ihrer Militanz war Marilyn eine der 'Verdächtigen' für das FBI.. Nach dem fehlgeschlagenen Enteignung eines Brinks Geldtransporters, wurde mittels Killfahndung nach ihr gefahndet. Nach ihrer Verhaftung im Mai 1985, wurde sie in den nächsten fünf Jahren in vier verschiedenen Verfahren vor Gericht gezerrt.

1987 wurde sie in New York wegen Verschwörung zur Befreiung und Unterstützung von politischen Gefangenen - insbesondere Assata - und der materiellen Unterstützung des neuafrikanischen Unabhängigkeitskampfes durch 'bewaffneten Bankraub' angeklagt. Sie wurde schuldig gesprochen und zu über die schon verhängten 20 Jahre Haftstrafe hinaus - zu weiteren 50 Jahren verurteilt. Der Staat gab zu, daß die Taten politisch motiviert waren, behauptete aber weiterhin, daß sie und alle anderen politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen "Kriminelle" sind.

Am 11. Mai, 1988, nach Beendigung des Verfahrens wegen Verschwörung, wurde sie, mit sechs anderen weißen AntiimperialistInnen zusammen, wegen Verschwörung gegen die Regierungspolitik und die Anwendung von Gewalt gegen Regierungs- und Militärgebäude und angeklagt. Wegen angeblicher Planung eines Bombenangriffs gegen das Capitol wurde sie zu weiteren 10 Jahren Haft verurteilt. Sie ist also insgesamt zu 80 Jahren Haft verurteilt und hat kaum Chancen auf eine vorzeitige Entlassung.

Marilyn verbrachte dreieinhalb Jahre in dem damaligen Hochsicherheitstrakt für Frauen in Marianna, Florida. Nach einigen Anläufen wurden sie und die anderen politischen Gefangenen von dort verlegt. Seit Mai 1994 ist sie in F.C.I. Dublin, Kalifornien, wo andere politische Gefangene und Kriegsgefangene aus der puertoricanischen, antiimperialistischen und Friedensbewegung inhaftiert sind.

Marilyn ist nach wie vor davon überzeugt, daß wenn frau für Gerechtigkeit, Befreiung, und Gleichheit eintritt und das will, dann muß sie die antiimperialistischen Kämpfe weltweit unterstützen. Trotz der Rückschläge im Kampf für Menschenrechte und Befreiung, ist sozialistische Veränderung die Hoffnung für die Zukunft der Menschheit.
Den Kampf wagen, den Sieg wagen!

Verhaftet: März 1973, ging im Juni 1977 in den Untergrund;
Haftstrafe: 80 Jahre, Entlassungsdatum: 2028

Quelle:
Can't Jail the Spirit
Political Prisoners in the U.S.
Fourth Edition
March, 1998
$15

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