Marshall Edward ('Eddie') Conway, ein erfahrenes und führendes Mitglied der Black Panther Party beteuert nach wie vor seine Unschuld an dem Mord eines Polizisten 1970. Gegenwärtig im Gefängnis Maryland House of Corrections in Jessup, Maryland, erklärt er, daß ihm fälschlicherweise der Mord an einem Polizisten aus Baltimore und der versuchte Mord an zwei weiteren angehängt wurde. Eddie stellt dazu fest: "Zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben habe ich jemanden ermordet geschweige denn versucht zu ermorden. Ich habe nichts mit dem Angriff zu tun. Ich bin unschuldig." Er erklärt, daß er ein Opfer der örtlichen Polizei und des geheimen Programms (COINTELPRO) des FBIs wurde, welches die Vernichtung von politisch unerwünschten Einzelpersonen und Organisationen zum Ziel hatte. Eddie betont, daß er einer von vielen politischen Gefangenen in den USA ist, die das Ergebnis des von J. Edgar Hoovers, Chef des F.B.I., und seinem Assistenten William Sullivans initierten Krieges gegen die Black Panther Party sind.
Laut Polizeiangaben, wurden die beiden Polizisten Donald Sager und Stanley Sierakowski kurz nach 21 Uhr am 24. April 1970 in die 1201 Myrtle Avenue gerufen, wo sie auf eine Frau trafen, die sich vor ihrem Ehemann fürchtete. Nach ihren Ermittlungen, kehrten die beiden Polizisten zu ihrem Auto zurück um einen Bericht zu schreiben. Während sie noch am Schreiben waren, liefen drei Männer am Auto vorbei. Die Frau, die die Anzeige erstattet hatte, deutete den Polizisten vom Hauseingang aus an, daß sie ins Haus zurückkommen sollten. Als der Beamte Sierakowski die Autotür öffnete um auszusteigen, wurde das Auto von hinten beschossen. Vier Kugeln trafen Sierakowski im Magen und in beiden Händen. Der Beamte Sager, der noch im Auto saß, wurde in den Kopf getroffen. Er starb später im Krankenhaus. Sierakowski konnte übers Funk Hilfe rufen.
Die Polizisten Roger Nolan und James Welsh, die sich in der Nähe befanden, gingen dem Notruf nach. Am Ort des Geschehens angekommen, nahmen sie die Verfolgung der Täter auf. Ihrem Bericht zufolge, nahmen sie zwei Verdächtige auf einem Grundstück gegenüber der Myrtle Avenue fest, etwa vier Häuserblocks vom Tatort entfernt. Sie legten den beiden Handschellen an und setzten sie auf den Rücksitz des Polizeiwagens. Ca drei Häuserblocks weiter, in der Nähe der Kreuzung Freemont und Mosher Avenue, bemerkten sie, wie ein Mann in eine Gasse lief. Nolan stieg aus dem Auto aus und ging dem Mann zu Fuß nach. Als er in die Gasse einbog, behauptet Nolan, daß der Mann auf ihn schoß und es zu einem Schuwechsel kam. Der Mann konnte entkommen. Ein ballistischer Sachverständiger sagte aus, daß acht der Kugeln, die den Leichen von Sager und Sierkowski entnommen oder in der Nähe des Tatorts gefunden wurden, der selbigen .45 kalibrige Pistole entstammten, mit der auch auf Nolan geschossen wurde.
Zur gleichen Zeit nahmen Polizisten zwei Häuserblocks vom Tatort entfernt die zwei 'Verdächtigen', Jack Johnson, Jr., und James Powell fest (beide wurden später als Mitglieder der Black Panther Party identifiziert), die sich unter einer Veranda an der Rückseite eines Hauses versteckt hatten, Auf dem Boden zwischen ihnen lagen mehrere Patronen und eine Pistole vom Kaliber 38. Am nächsten Morgen wurde am selben Ort angeblich eine weitere Pistole (Kaliber 32) gefunden, die unter einer Sandkiste versteckt war. Ein Ballistiksexperte sagte aus, daß dem Kopf des Polizisten Sager eine Kugel vom Kaliber 38 entnommen wurde. Powell und Johnson wurden des vorsätzlichen Mordes, Johnson darüber hinaus wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Mord angeklagt.
Obwohl es keine unmittelbar existierenden physischen Beweise gab, die Eddie mit dem Fall in Verbindung brachten, wurde ein Haftbefehl erlassen. Am 25. April 1970 wurde Eddie kurz nach Arbeitsbeginn im Hauptpostamt in Baltimore verhaftet. Nach Aussage des Beamtens, der den Haftbefehl ausführte, wurde der Haftbefehl aufgrund von Informationen eines Polizeispitzels erlassen.
Die Staatsanwaltschaft versuchte einen der anderen Angeklagten dazu zu bringen, gegen Eddie auszusagen. Es wurde behauptet, daß Jack Johnson, der durch die Beweise schwer belastet war, sich angeblich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingelassen hatte, Eddie zu belasten. Als Gegenleistung für seine Aussage sollte ihm die Strafe erlassen werden. Als Jack in den Zeugenstand gerufen wurde, berief er sich auf das 5. Zusatzgesetz der amerikanischen Verfassung [Aussageweigerungsrecht].
In seinem Schluplädoyer merkte Eddies Pflichverteidiger hierzu an: "Man läßt einen Mörder nicht frei, außer man will jemand anders festnageln ". Dieser Anwalt war von Eddie schon entlassen worden, aber Richter Harris bestand darauf, daß er als Pflichtverteidiger bleibt.
Ein anderer Versuch, Beweise zu konstruieren, war die "gezinkte Bild"Identifikation durch den Polizisten Nolan. Vier Tage nach der Schießerei wurde Nolan zwei Sätze von sechs bis acht Fotos gezeigt. Der erste Satz enthielt ein Bild von Eddie, das sechs Jahre vorher entstand. Der zweite Satz enthielt ein Bild von Eddie zur Tatzeit. Eddies Foto war das einzige, welches in beiden Sätzen enthalten war.
Wenn zwei kleine Fotosätze ein Bild der gleichen Person enthalten, kann dies zur Beeinflußung und zur Voreingenommenheit des Betrachters führen. Eine Gegenüberstellung ist mit Sicherheit eine bessere Identifizierungsmethode. Wegen der möglichen Beeinflußung durch diejenigen, die die Bilder vorlegen, sollten diese nur dann benutzt werden, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Eddie sagt selber, "Wenn du das zweite Foto der selben Person sehen würdest, würdest du nicht auch annehmen, daß dies das Bild ist, daß du auswählen solltest?"
Der umstrittenste Indizienbeweis der Staatsanwaltschaft war jedoch die Aussage eines bekannten Gefängnisspitzels namens Charles Reynolds. Reynolds, der von dem Maryland House of Corrections in Jessup in einen anderen Bundesstaat (Michigan) überführt werden sollte, verbrachte vier Tage zusammen mit Eddie in einer Zelle. Anstatt ihn direkt nach Michigan zu verlegen, wo er ein Verfahren anhängig hatte, wurde er aus unerklärlichen Gründen in Eddies Zelle im Stadtgefängnis von Baltimore, dreißig Meilen von Jessup entfernt, untergebracht.
Reynolds behauptet, daß Eddie gestanden habe, an der Schießerei teilgenommen zu haben und ihm die genauen Einzelheiten erklärt habe. Nach seiner Verlegung schrieb er einen Brief an die Polizei in Baltimore, in welchem er angab, daß er Ohrenzeuge des Geständnisses gewesen sei. Reynolds bat um eine positive Empfehlung an die Strafaussetzungskommission Michigans als Gegenleistung für seine Aussage. Staatsanwalt Ward und der Leiter der Ermittlungen flogen nach Michigan um Reynolds Aussage zu protokollieren. Reynolds erzählte ihnen, daß die Erschießung der Polizisten eine "Aufnahmeprüfung" auf Geheiß des Regionaldirektors der Black Panther Party, Paul Coates, gewesen sei. Reynolds erzählte Details, die zu der Zeit in jeder Zeitung Baltimores nachzulesen waren. Reynolds behauptet, daß Eddie erzählt habe, daß er die 45kalibrige Pistole ins Hafenbecken warf, anschließend nach Haus fuhr und "put up watch" (diese letzte Aussage wurde nie geklärt). Staatsanwalt Ward gab an, er sei überzeugt, daß Reynolds ein zuverlässiger Zeuge sei, daß die Zeitungen nichts von einem 'Watch' erwähnten.
Eddie und viele andere Leute glauben, daß Reynolds absichtlich in seiner Zelle untergebracht wurde und sagt, daß er über die Gerüchteküche des Knasts wußte, daß Reynolds ein Spitzel sei. Er betont: "Ich hätte Reynolds nicht mal die Uhrzeit verraten, geschweige denn mit ihm über mein bevorstehendes Verfahren geredet. Eine Sache mit der alle Panthers sich befaßten, war die Justiz, das Fallenstellen und hinterlistige Polizeitaktiken (..) Da sie ihn in meine Zelle steckten um mich reinzulegen, ist es nachvollziehbar, daß sie ihn mit der Information fütterten, die er wissen sollte, wie eine Aufziehpuppe. Er erklärte weiter: "Als sie zuerst mit der Anklage ankamen, war von einem 'Watch' Ding keine Rede.
Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft durfte Eddie seine Standpunkte aber nicht ausführen. Zu Beginn des Verfahrens entließ Eddie seinen ersten Anwalt, Nelson Kandel. Eddie begründete dies: "Herr Kandel wollte mein Verfahren wie ein Strafverfahren behandeln, und ich wollte, daß er es führt wie es wirklich war: Reinlegen aus politischen Gründen." Richter Harris benannte dann McAllister als Pflichtverteidiger für Eddie. Eddie entließ auch diesen und bat das Gericht zuzulassen, daß Anwalt Arthur Turco, der damals Eddies Zellengenosse war, ihn verteidigen durfte. Arthur Turco wartete auf eine Entscheidung in seinem eigenen Verfahren und hatte einen Antrag gestellt, daß er auf Kaution freigelassen werde. Richter Harris lehnte Eddies Antrag ab, und McAllister blieb sein Pflichtverteidiger. Daraufhin stellte Eddie einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens mit der Begründung, Richter Harris hätte ihm den Anwalt seiner Wahl verweigert.
In Anbetracht der Entscheidung des Richters, bat Eddie das Gericht, sich selber verteidigen zu dürfen. Richter Harris gab seinen Antrag statt, bestand jedoch darauf, daß Herr McAllister im Gerichtssaal blieb, um Eddie zu beraten, falls nötig. Das Ergebnis war, daß Eddie zu der Überzeugung gelangte, daß ihm das Recht auf ein faires Verfahren verweigert werde und sich weigerte am Verfahren teilzunehmen. Eddie kehrte nur in den Gerichtsaal zurück, um zu protestieren und ein neues Verfahren zu fordern und bat dann, in seine Zelle zurückgeführt zu werden. Eddie nahm nicht in seinem eigenen Verfahren teil, und ihm wurde verweigert sein eigenes Schluplädoyer zu halten.
"Ich war überzeugt, daß jegliche Verteidigung von mir sinnlos wäre, weil mir klar war, nach meiner Auffassung daß Amerika und Maryland auf keinen Fall ein faires Verfahren wollten. Ich hatte den Eindruck, daß der Justizminister der USA, der damals John Mitchell war, entschieden hatte, daß diese Ortsgruppe [der Black Panther Party] ausgelöscht werden sollte, und daß wir die Opfer dieses Programms waren (..) Ich weiß, daß ich die Möglichkeit, ein Verfahren zu bekommen, verbockt habe, aber ich war davon überzeugt, daß ich von Anfang an keine Chance auf ein faires Verfahren haben würde."
Eddie erklärt, daß er ein Alibi hat und beweisen kann, wo er sich zur Tatzeit aufgehalten hatte. Er lehnt es aber ab, sich öffentlich zu äußern, weil er der Meinung ist, daß der einzige Ort dafür vor einer Geschworenenjury ist, in einem neuen Verfahren.
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