Antifa-Workcamp  
Weimar / Buchenwald
26.07 - 02.08 2003


E-Mail: workcamp@gmx.de
Anmeldung:

Bei dieser E-Mail Adresse, workcamp@gmx.de, könnt ihr euch für die Teilnahme am Workcamp anmelden.

Kosten:

14.-EUR pro Tag und TeilnehmerIn. (Verpflegung, Geländemiete etc.).
Mitzubringen sind:
Zelt, Schlafsack, Besteck, Teller, Tasse, Ideen für eigene Projekte und viel gute Laune.
Anreise:

Ab Sonntag, dem 26. Juli 2003 tägl. ab 10.00 Uhr in der Gerberstr. 1 in Weimar.




Berichte
über
unsere
Workcamps:


Archiv





"Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel"

(aus dem Schwur von Buchenwald)

Flyer:

    Button: Flyer zum 13. Antifa-Workcamp Buchenwald 2001

    Veranstaltungsprogramm AWC 2003

    Sonntag: 27.07.03
    Führungen über die Gedenkstätte

    Montag: 28.07.03
    15.00 Uhr Zeitzeugengespräch
    20.00 Uhr Heiner Fink: christlicher Widerstand in Buchenwald

    Dienstag: 29.07.03
    15.00 Uhr Hartz-Gesetze (Über staatlich orientierte Leiharbeit zur Zwangsarbeit für Jugendliche)
    20.00 Uhr Ute und Volker: Frauen im Widerstand

    Mittwoch: 30.07.03
    15.00 Uhr Bundeswehrreform
    20.00 Uhr Detlev K. singt „gebrauchte“ Lieder der Revolution

    Donnerstag: 31.07.03
    15.00 Uhr Victor Grossmann: Lesung zum Spanischen Bürgerkrieg
    20.00 Uhr Vortrag zum KZ Nohra

    Freitag: 01.08.03
    15.00 Uhr Infoladen Jena: „Rechte Strukturen in der Region“
    20.00 Uhr Infoladen Dessau: „Antisemitismus von Links“
    22.00 Uhr Abschlusskonzert in er Gerberstr.3
    mit Farmers Boulevard „AllSchool Hardcore“ aus Leipzig und
    Sin City Circus Ladies - International rnr aus Berlin

    Sonnabend: Abreisetag


    Kontakt:

    Infoladen "Volk & Wissen", Schlachthofstr. 25, 06844 Dessau

    E-Mail: workcamp@gmx.de

    Ab kommenden Mittwoch, den 23.07.03, ist eine mobile Info-Hotline für Fragen die den Ablauf und die Aktivitäten des 15. Antifa Work Camps in Weimar/Buchenwald betreffen, ganztägig geschaltet.

    Info-Hotline: 0174 / 68 73 659

    Geschichte des "Antifa-Workcamps" Buchenwald

    Das erste Jahr, in dem sich neun Antifaschisten mit dem "Antifa-Workcamp" an der Erhaltung der Gedenkstätte Buchenwald und der Auseinandersetzung mit den Angriffen auf die Geschichtswiderspiegelung dieses Ortes engagierten, war 1990.

    Damals war die Situation sehr ernst. Es wurde teilweise offen darüber diskutiert, die Gedenkstätte zu schließen. Das aber nicht nur wegen des angeblichen Geldmangels, sondern vielmehr wegen deren Aussage. Dort wurde an den Sieg über den Faschismus gedacht. Dort war die Kraft der Solidarität unter unmenschlichsten Bedingungen sichtbar. Dort wurde an den unbeugsamen Widerstand von KommunistInnen, SozialdemokratInnen und vielen anderen Häftlingen aller Opfergruppen, wie beispielsweise die der JüdInnen und Sinti und Roma, erinnert, der vielfach antikapitalistischen Ursprung hatte. Das passte gar nicht in die Zeit, in der man alles, was weitestgehend links, sozialistisch oder gar kommunistisch belegt war, schleifen wollte.

    In den folgenden Jahren nahmen immer mehr AntifaschistInnen an dem Camp teil. Das lag auch daran, dass in den ersten Jahren kaum Widerstand der Gedenkstättenleitung gegen unser Engagement vorhanden war. Es waren halt "junge Leute", in überschaubarem Rahmen, die nicht nur Arbeiten machten, für die man ansonsten viel Geld ausgeben müsste, sondern um die man sich nicht sonderlich kümmern musste, weil sie sich selbst organisierten.

    Die Zunahme der Teilnehmerzahlen lässt sich unserer Meinung nach aber hauptsächlich an dem politisch selbstständigen Antifaschismus und auch unserer konsequenten Selbstorganisation fest machen. Im Camp hat jeder und jede eine Stimme und Verantwortung. Es ist basisdemokratisch strukturiert, und es gibt keinen "Führungsklüngel", sondern VerantwortungsträgerInnen, die wählbar und gegenüber allen rechenschaftspflichtig sind. Und das funktioniert!

    Diese Basis trägt auch den Faktor, dass sich das Camp auch bewusst anderen politischen Themen nicht verschließt. Dort wurden schon immer aktuelle politische Prozesse diskutiert, ehemalige Häftlinge waren bei uns zu Besuch und viele andere Aktivitäten wie Vorträge, Lesungen und auch Demonstrationen sind Teil unseres Camps.

    In der Zeit von 1990 bis 1996 lagen unsere Arbeitsprojekte fast ausschließlich innerhalb der Gedenkstätte. Wir arbeiteten ganz bewusst am "Pferdestall", in dem etwa 7.000 sowjetische Kriegsgefangene per Genickschussanlage ermordet wurden, im "Kleinen Lager" und an der Krankenbaracke wo maßgebliche Wirkungsstellen des Illegalen Lagerkommitees waren.

    Unsere jährliche Präsenz, unsere inhaltliche und zahlenmäßige Weiterentwicklung wurde dann doch bei Politik und Staat zunehmend als politisch störend gewertet. Wir ließen uns nicht in die offizielle Geschichtsklitterung einbinden. Wir erarbeiteten uns nicht nur unsere eigene Meinung, sondern wir vertraten sie auch ganz offensiv nach außen. Öffentliche Kritik an der Darstellung der Geschichte der Gedenkstättenleitung wurde nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der Öffentlichkeit zunehmend stärker wahrgenommen. Aber nicht nur mit offizieller Politik und dem Staat ergaben sich zunehmend Reibungspunkte. Auch die Faschisten wurden offensiver. Es fiel uns des öfteren auf, dass Faschisten das ehemalige Konzentrationslager als Wallfahrtsort in größeren Gruppen während der Zeit des Workcamps frequentierten.

    (Anm.d.Red. siehe „Umgestaltung Buwa, letzten 4 Abs.“)

    Das Verhalten der Gedenkstättenleitung war gleichermaßen himmelschreiend wie verantwortungslos. "...solange die dort nichts Verbotenes machen, kann jeder die Gedenkstätte besuchen...". Es entstanden Situationen, als sich Besucher des ehemaligen Konzentrationslagers solchen Gruppen in den Weg stellten, die man nicht mehr als "geordneten Rückzug" der Faschisten bezeichnen konnte. Diese Ereignisse wurden ausschließlich dem Workcamp angelastet. 1996 gipfelten die inzwischen offenen Repressionen in der hermetischen Abriegelung unseres Unterbringungsobjektes bei Hottelstedt. Straßensperren wurden errichtet, alle durchfahrenden Autos wurden durchsucht, Personalien wurden festgestellt, sowie Funk- und Telefonüberwachung wurde betrieben. Eine ganze Hundertschaft Einsatzpolizei und SEK waren in Weimar stationiert. Das Ergebnis ging eher nach hinten los. Man fand nichts! Was auch - außer AntifaschistInnen mit Personalausweisen?

    Aber der "Hottelstedter Ausnahmezustand" war ein nicht zu übersehendes Zeichen dafür, wo Polizei und Gedenkstättenleitung Antifaschismus ansiedeln wollen. Die Arbeit unserer Pressegruppe tat ihr übriges, um diesen geifernden Angriff auf engagierten Antifaschismus als solchen zu entlarven.

    Die offene Repression führte also erstmal nicht zum gewünschten Erfolg. Prompt waren wir 1997, kurz vor Beginn des Workcamps, einer anderen Form der Repression ausgesetzt. Die Gedenkstättenleitung erteilte uns ein Arbeitsverbot auf "ihrem Gelände". Man wollte uns also die Basis unseres Workcamps entziehen, in der "stillen" Hoffnung, wir würden wegen der Kürze der verbleibenden Zeit gar nicht erst anreisen. An dieser Stelle nur so viel. Wir ließen uns nicht abschrecken. Die Gedenkstätte hielt uns entgegen, der historische Bestand der Gedenkstätte wäre gesichert, es gäbe nichts mehr zu bearbeiten etc. Eine umfangreiche Liste von Stellen, an denen sehr wohl noch Arbeit zu leisten wäre, vom Zustand des "Kleinen Lagers" bis hin zum behindertengerechten Ausbau der Gedenkstätte, wurde abgeschmettert mit der lapidaren Begründung, dies alles entspräche nicht dem "Gedenkstättenkonzept".

    Das Workcamp fand doch statt. Der Schwerpunkt unserer Arbeiten lag in den folgenden zwei Jahren bei Projekten, die wir uns selber suchten, wie zum Beispiel den in der Umgebung reichlich vorhandenen "Todesmarschstelen", dem Obelisken am Anfang der Lagerstraße und vor allem die permanenten Mahnwachen am Eingang der Gedenkstätte und vor dem Weimarer Rathaus, die öffentlich gegen das Arbeitsverbot für Antifaschisten protestierten. Dies tat dem Tourismuskonzept der Stadt Weimar und dem politischen Ansehen der Gedenkstätte gar nicht gut. Folgerichtig waren wir im zweiten Jahr des Arbeitsverbotes (1998) weiteren Spielarten staatlicher Repression ausgesezt. Es gab im Vorfeld des Camps Kriminalisierungs- und Anquatschversuche von Polizei und Staatsschutz gegen AntifaschistInnen, die sich schon länger am Projekt Workcamp beteiligen. Diese Überwachungs- und Einschücherungsversuche sind richtigerweise auch öffentlich gemacht worden.

    Außerdem konnten wir uns dem Eindruck nicht entziehen, dass 1997 in der ohnehin schon schwierigen Situation, Leute im Camp auftauchten, die Diskussionen zerfaserten, getroffene Beschlüsse immer wieder angriffen und offensichtlich eine Polarisierung innerhalb des Camps anstrebten. Aber auch dieser Herausfor-derung konnten wir, mit daraus gezogenen Lehren, geschlossen begegnen. Es wurde beschlossen die Plenumsordnug so zu strukturieren, das ein Taktieren aus Interesse der Durchsetzung persönlicher politischer Interessen gegen die Mehrheit verhindert wird. z.B: einmal getroffene Beschlüsse werden im gleichen Plenum nicht noch einmal diskutiert.

    Unsere Präsenz in der Stadt und vor der Gedenkstätte bewirkte bei den VertreterInnen der Stadt Weimar und bei der Gedenkstättenleitung eine große Nervosität hinsichtlich des Kulturhauptstadtjahres 2000 von Weimar. Offensichtlich wollte man die nochmalige Aussperrung von AntifaschistInnen bei der Gedenkstättenarbeit vor versammelter Weltpresse nicht riskieren. Wir bezweifeln, dass sich ein wahrer Sinneswandel vollzogen hat, vor allem bei der Gedenkstättenleitung. Kurzum, wir bekamen 1998 ein Arbeitsprojekt angeboten, nicht von der Gedenkstätte, sondern von der Stadt Weimar. Der "Bahndamm" wurde von den Häftlingen unter schwersten und opferreichen Bedingungen erbaut. Er wurde von ihnen direkt aus Weimar bis hin zum Konzentrationslager gebaut. Dieser Bahndamm stellte für Tausende den Weg in den Tod dar. Diese völlig überwucherte Stelle direkt an der Lagerstraße blieb bis zum diesjährigen 12. Antifa Workcamp nicht das einzige Projekt. 1999 wurde auch ein weiteres, nicht im internen Lagerbereich befindliches, Arbeitsprojekt von uns bewältigt. Der Steinbruch, ein Außenlager, das für die dort eingesetzten Häftlinge in der Regel zum "Todeskommando" wurde, ist von uns aus dem zwischenzeitlichen Anschein einer idyllischen Waldlichtung, teilweise in seinen eigentlichen Zustand zurückversetzt worden. Auch dort wurden wertvolle Funde von uns gemacht. Hier werden wir auch 2000 arbeiten.

    Das diesjährige 15. Antifa Workcamp hat seinen Schwerpunkt bei den Arbeitsprojekten Steinbruch, Bahndamm und vor allem dem neuen Projekt "Gustloff-Werke". Dieses wurde uns, und das ist auch nötig, von Seiten der Gedenkstätte als mehrjähriges Projekt angeboten. Dort arbeiteten fachlich ausgebildete Häftlinge mit Zwangsarbeitern und "ganz normalen deutschen Arbeitern" an der Herstellung von Kriegs- und Waffenmaterial. Die Gustloff-Werke sind ein riesiges komplexes Gelände, das derzeit vollkommen unerschlossen und überwuchert ist.

    Trotz dem bleibt unsere wesentliche Kritik an der Gedenkstättenleitung erhalten: Der von ihr betriebene Geschichtsrevisionismus bei gleichzeitigem Verschweigen aktiven antifaschistischen Widerstandes im Konzentrationslager. Dazu gehört der inzwischen offensichtlich gewollte Verfall solcher Orte, die daran erinnern, wie zum Beispiel das kleine Lager.

    (Anm.d.Red. siehe „Umgestaltung Buwa“)

    Auch davor Hinweisschilder, die an Gräueltaten der Faschisten erinnern einfach zu entfernen, und/oder sie unrichtig zu kommentieren, scheut man nicht zurück. So geschehen mit den Tafeln von Ernst Thälmann und Jerzy Zweig. Während gleichzeitigerweise die Toten, in dem angrenzenden alliierten Internierungslager für Naziverbrecher, das heute Speziallager genannt wird, durch Krankheit und Unterernährung zu Tode gekommenen, derart gehuldigt werden, das man sie am liebsten, der mit den ermordeten der Nazivernichtungsmaschinerie, auf einen gemeinsamen Sockel für die "Opfer von Gewaltherrschaft und Totalitarismus" stellen möchte. Dabei wollen die "Historiker", die da im Sold der Gedenkstättenpolitik stehen, auf gar keinen Fall wahrnehmen, dass, gerade durch die Folgen des Krieges den auch die dort Inhaftierten Faschisten mit verantworteten, überall, also auch außerhalb der Internierungslager, die Menschen an Hunger und Kälte starben. Also nichts durcheinanderbringen, ihr hochbezahlten und hochdekorierten "Geschichtsverbieger"! Die einen waren die Opfer - und die anderen die Täter! Die Geschichte darf nicht umgeschrieben werden. Wir stehen hinter den Bemühungen der Häftlingsverbände, die inzwischen von der herrschenden Gedenkstättenpolitik arrogant übergangen werden. Wir werden uns dieser Verantwortung stellen und auch anhand dieser Erfahrungen unser eigenes antifaschistisches Bewustsein gemeinsam herausbilden.

    Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!