Die Rolle von NPD und JN in der bundesweiten Naziszene

Daß was den Neonazis in weiten Teilen von Ostdeutschland, aber auch in einigen Regionen von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, schon gelungen ist, eine Hegemonialstellung unter Jugendlichen und auf der Straße aufzubauen, gilt auch im weiteren als ihr großes Ziel. In diesem Zusammenhang haben sie sich in den letzten Jahren auf die Veranstaltung von großen, bedrohlich wirkenden Aufmärschen mit Trommeln, Fahnen und allem, was dazugehört, als herausragende politische Aktionsform verständigt.

Fast alle dieser Aufmärsche werden von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und ihrer Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) organisiert.

Damit haben NPD und JN genau den Nerv ihrer jugendlichen Anhängerschaft getroffen. Öffentliche Machtdemonstrationen, die großangelegte Konfrontation mit Polizei und politischen GegnerInnen, eine - wenn auch oft sehr surreale - Mischung aus seriöser Politik und action. Das ist es, was die meisten der jungen Neonazis, die so wichtig für das Gewicht auf der Straße sind, erleben wollen.

So haben NPD und JN es in sehr kurzer Zeit geschafft, viele Jungnazis, die eigentlich keinen Bock auf Parteipolitik haben, an sich zu binden oder zumindest Sympathien bei ihnen zu ergattern. Alles das, was Republikanern, DVU und ähnlichen mit ihren langweiligen Alte-Männer-Stammtischen nicht gelungen ist. So kann ein Großteil der aktiven Neonazis bundesweit als NPD- bzw. JN-nah gesehen werden. Dementsprechend groß ist das Mobilisierungspotential von NPD und JN zu allen möglichen Aktionen.

Da die NPD bereits seit den sechziger Jahren kontinuierlich existiert und trotz ihrer offen nationalsozialistischen Ausrichtung nach wie vor aus der Legalität agieren kann, verfügt sie über entsprechend ausgebaute bundesweite Strukturen, die natürlich vor Ort auch bemüht sind, die Nachwuchsrekrutierung sicherzustellen.

Daß alles führt zwar nicht zu Erfolgen der NPD/JN auf der großen politischen Bühne (z.B. bei Wahlen) - aber die viel gefährlicheren Einflüsse auf der Straße drohen mehr und mehr zuzunehmen. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die mörderischen Aktionen der Nazis, wie zuletzt im brandenburgischen Guben oder jetzt in Oberbayern nicht aus irgendwelchen Parlamenten heraus verübt werden, sondern tatsächlich ganz schlicht auf der Straße. Und das Wissen oder auch der Irrglaube, daß es sich bei den Tätern lediglich um Menschen handelt, die einer kleinen Minderheit angehören, hilft den Opfern rein gar nichts.

Natürlich distanzieren NPD und JN wie alle anderen legalen Neonazi-Organisationen auch sich stets von solchen Straftaten, aber durch die Verbreitung ihrer Gesinnung und Propaganda, durch die Förderung eines Stärkegefühls bei Neonazis z.B. durch Aufmärsche und Parteimachtrituale legen sie gleichzeitig bereits den Grundstein für die nächsten Morde. Nachgewiesenermaßen NPD-Anhänger waren die Mörder von Solingen, Mölln, Guben u.v.a.

Und selbst alles das scheint einigen NPD- und JN-Funktionären nicht zu reichen. Sie werfen ihrer Partei eine viel zu lasche Politik vor, gründen flugs eine neue Organisation und sitzen jetzt u.a. in Eschweiler.