Tina Modotti(1896-1942)


Unsere Aufgaben gegenüber den Kindern
Nie ist die Lage der Kinder, d.h. der Kinder der werktätigen Massen in den kapitalistischen Ländern und den Kolonien, so tragisch gewesen wie heute. Wenn man sich vor Augen hält, daß es allein in den Industrieländern 48 Millionen Erwerbslose gibt, was bedeutet, daß wenigstens 150 Millionen unter den Folgen der Arbeitslosigkeit leiden, und zwar größtenteils Kinder, so kann man sich ein Bild von dem Hunger und dem Elend machen, dem die Kinder der Werktätigen ausgesetzt sind.
Allein in den Vereinigten Staaten, dem reichsten Land der Erde, ist der Prozentsatz unterernährter Kinder nach den offiziellen Statistiken von 19 Prozent im Jahre 1929 auf 60 Prozent im Jahre 1931 gestiegen, d.h. von 10 Kindern sind 6 unterernährt. In den Bergwerksgebieten und im Süden der Vereinigten Staaten, wo die Ausbeutung sowohl der weißen wie auch der schwarzen Werktätigen am schlimmsten ist, erreicht das durchschnittliche Untergewicht der Kinder 12 Prozent.
In den Kolonien und Halbkolonien ist die noch schlimmer. In China werden die Kinder der Armen nicht nur an die verschiedenen Fabriken oder reichen Händler verkauft, sondern heute werden die Kinder der hungernden chinesischen Massen sogar von ihren Eltern verschenkt, die dies lieber tun, als ihre Kinder vor ihren Augen verhungern zu sehen.
In Brasilien sind Kinder Vagabunden eine Massenerscheinung geworden, die Kinder von 5 bis 6 Jahren aufwärts erfaßt hat. Diese Kinder fanden vor der ungeheuren Kaffeekrise Arbeit auf den Kaffeeplantagen. 65 Prozent der Kinder in Brasilien wachsen als Analphabeten heran. Die Kindersterblichkeit und die Schwindsucht bei Kindern haben in allen kapitalistischen und kolonialen Ländern ebenfalls Ungeheuer zugenommen, was auf Unterernährung und Mangel an anständigen Wohngelegenheiten zurückzuführen ist. Selbstmorde werden heute im Massenmaßstab verübt, und zwar nicht nur von Erwachsenen, sondern dann und wann bringt die Presse auch grauenhafte Berichte über Selbstmorde von Kindern, die das Elend und die Leiden, denen ihre Lieben ausgesetzt sind, nicht länger mit ansehen können.
Und was tun in dieser Lage die bürgerlichen Regierungen, um Abhilfe zu schaffen? Staatliche und private Wohltätigkeitskassen werden gebildet, sogar der Papst in Rom hat plötzlich eine große "Liebe" zu den Kindern verspürt und eine Kampagne zum Sammeln von Geldern für die Kinder der Erwerbslosen eingeleitet.

"Wohltätigkeit" und weiter nichts ist die einzige "Lösung", die der Kapitalismus finden kann. Inzwischen sind die Arbeitslosenunterstützung und die Sozialversicherung in Deutschland wiederholt herabgesetzt worden. Auch die für warme Freimahlzeiten und für Erziehungszwecke für Schulkinder zur Verfügung gestellten Beiträge sind in allen kapitalistischen Ländern eingeschränkt worden. In vielen Ländern ist sogar die Zahl der Schulen vermindert worden. und dort, wo es Schulen gibt, können die Kinder der Armen sie oft nicht besuchen wegen Mangels an Schuhen und Kleidern.
Unter diesen Umständen ist es ohne weiteres klar. weshalb die Kinder des Proletariats sich in allen Ländern so aktiv am Kampf ihrer Klasse beteiligen. Sie können eben nicht umhin, die durch das kapitalistische System verursachte Ungerechtigkeit zu sehen, und folglich wird ihr proletarisches Klassenbewußtsein schon früh geweckt. Sie mögen die Einzelheiten des kapitalistischen Systems und die marxistische Mehrwertstheorie nicht verstehen, aber sie begreifen sehr gut, daß der Tisch zu Hause am Mittag leer ist, während die Läden voller guter Nahrungsmittel sind, die sie nicht kaufen können; sie verstehen ebenfalls, daß ihre Väter von der berittenen Polizei niedergeknüppelt und verhaftet werden. nur weil sie in den Erwerbslosendemonstrationen "Arbeit und Brot" geschrien haben.
Und so finden wir den heute während der Streiks unter den Streikposten auch Kinder, und wir finden sie in den Erwerbslosenumzügen und in den Demonstrationen sowie allgemeinen Aktionen der Arbeiter; wir finden sie vor den Gefängnissen, um die Entlassung verhafteter Arbeiter zu fordern, und nicht nur dies, wir sehen auch, wie sie ihre eigenen spezifischen Forderungen aufstellen und für sie kämpfen. Im vorigen Jahr traten die Kinder von 25 Schulen im Ruhrgebiet, zusammen 1500 Schüler, in den Streik, indem sie "freie Verpflegung und freie Lehrmittel" für alle Arbeiterkinder forderten sowie eine "Erhöhung der Zahl der Lehrer statt einer Einschränkung derselben".
Die Bourgeoisie verhält sich jedoch nicht passiv. Während sie einerseits wegen ihrer eigenen Unfähigkeit, die Radikalisierung der Kinder aufzuhalten, den Kopf verliert und rechts und links ohne Rücksicht auf das Alter in blinder Wut dreinschlägt, benutzt sie andererseits alle Mittel und Wege, den Geist der Kinder zu verderben und sie vor ihren Wagen zu spannen.

Terrorakte an Kindern
Scottsboro! Dieses Wörtchen bringt die Tatsache in Erinnerung, daß drei der acht Negerjungen bei der Verhaftung das 14. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten.
Pennsylvanien (Vereinigte Staaten): Während eines Bergarbeiterstreiks vor ungefähr einem Jahr wurde ein 12jähriger Knabe, William Simon, von der Polizei erschossen.
Tampa (Vereinigte Staaten): Ein 10jähriger Junge wurde zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt, weil er gewagt hatte, während eines Tabakarbeiterstreiks Streikposten zu stehen.
Eine Kinderdemonstration wurde von der Polizei mit Wasserspritzen überfallen (Lateinamerika). In Indien gestattet das Gesetz die Vollstreckung von Urteilen an Kindern von 7 Jahren an. In der nationalistischen Bewegung tätige Kinder sind zu 1 bis 2 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Spanien: Kinder von arbeitslosen, obdachlosen Eltern, die nachts in den Parks schlafend aufgefunden wurden, wurden verhaftet und dann verprügelt, weil sie sich weigerten, die Korridore der Gefängnisse zu kehren.

Kriegsterror gegen Kinder:
In China, während der Einnahme von Schanghai, war die Presse, sogar die der Imperialisten, voll grauenhafter Berichte über von Kugeln durchbohrte Kinderleichen, welche in Haufen zusammengescharrt waren.
Salvador: Während der Niederschlagung des bewaffneten Massenaufstandes im Januar und im Februar d.J. wurden die Kinder nicht verschont. Wenn man Personen, die der Beteiligung an der Revolte verdächtigt wurden, nicht auffinden konnte, rächten sich die blutdürstigen regierungstreuen Truppen an den übrigen Familienmitgliedern. Frauen, alte Leute, Kinder, ganz gleich, alle wurden erschossen. In einer Provinz, in der der Widerstand der Arbeiter und Kleinbauern stärker war, wurde eine ganze Schule, in der sich eingeborene Kinder befanden, von den Regierungstruppen mit Maschinengewehren beschossen.
Kinder der nationalen Minderheiten sind in den Schulen allen möglichen Schikanen ausgesetzt; fremde Sprachen werden ihnen aufgezwungen, weil jedes Kind, das es wagt, seine Muttersprache zu gebrauchen, bestraft wird.
Versuche, den Geist der Kinder zu korrumpieren, Chauvinismus, imperialistische Militarisierung in der Schule, Rassenhaß, Religion, dies alles ist in den Programmen der Schulen in den kapitalistischen Ländern und den Kolonien enthalten.

"In den Schulen des alten Typs werden dem Kinde unvermeidlich nationale Vorurteile eingeflößt, der Haß gegen andere Völker, gegen die Arbeiter anderer Nationalitäten wird geschürt; die Hirne der Jugendlichen werden durch dumme Vorurteile verdunkelt. Die Schulen in den bürgerlichen Ländern sind von Lügen und Verleumdungen zugunsten der Bourgeoisie gesättigt. Die Gefühle des Hasses gegen die einzelnen Nationalitäten nutzt die Bourgeoisie in der denkbar besten Weise für ihre Zwecke aus, namentlich während des Krieges, der ihr kolossale Profite verschafft. Nehmen wir z.B. die Gegenwart. Wir haben gegenwärtig Tausende von Millionären, die nach dem kriege wie Pilze nach einem warmen Regen emporgeschossen sind. Sie brauchen den Krieg, um sich zu bereichern, und würden darum ohne Bedenken auch die Schule für ihre rein imperialistischen Zwecke auszunutzen.
Aber wir dürfen es nicht so weit kommen lassen!"

(Aus der Rede Lenins auf dem 1. Allrussischen Kongreß für Volksbildung, 20. August 1918)

Dies wurde 1918 geschrieben, als die Kanonen des letzten imperialistischen Weltkrieges noch nicht verstummt waren. Heute droht die Gefahr einer neuen imperialistischen Metzelei in nächster Zukunft, und die Worte Lenins erlangen dadurch eine unmittelbare Aktualität.
Die Militarisierung nimmt in den Schulprogrammen der kapitalistisch imperialistischen Länder einen immer größeren Platz ein. Der Finnländer Pickala, der wegen seiner schändlichen Sowjetverleumdungen bekannte Kriegshetzer, hat kürzlich gesamt: "Die Schulen sollten den Schülern die Möglichkeit geben, an kurzen militärischen Kursen teilzunehmen, auch wenn es auf Kosten der allgemeinen Unterrichtszeit gehen sollte. Auch Sprach und Mathematikunterricht sollten für die Kriegsschulung verwendet werden."

General Syroby, der Chef des tschechischen Generalstabes, hat vor wenigen Monaten eine öffentliche Erklärung abgegeben, in der er die tschechischen Volksschullehrer kritisierte, weil sie "ihre Schüler nicht für ihre militärischen Bürgerpflichten ausbilden". Die Lehrbücher für Volksschulen sind auch abgeändert worden, um den Interessen der Imperialisten Regierungen dienstbar gemacht zu werden (Frankreich, Italien). In Italien werden alle Schulen mobilisiert, um jedes Kind zu einem faschistischen "Balilla" (so heißt die faschistische Kinderorganisation) zu machen.

Außerdem gelingt es der italienischen Regierung durch ihre faschistischen Konsulate im Auslande, jedes Jahr hunderte Kinder von italienischen Wirtschaftsemigranten anzuwerben , diese Kinder werden dann während der Sommermonate nach Italien Geschickt und als Gäste in faschistische Standkolonien (Kolonie Marion) aufgenommen. Diese jährlichen Kindertransporte werden sogar aus den weitentferntesten italienischen Kolonien in Afrika durchgeführt, und selbstverständlich denkt die italienische Regierung wenig daran, diesen Kindern frische Luft und einen Aufenthalt im Freien zu verschaffen, sie ist vielmehr bestrebt, dem kindlichen Geist das Gift faschistischer Ideologie einzuflößen.
Und wie steht es nun um die Lösung der Kindererziehungsfrage in den Kolonien'? Wenn wir Südafrika, Belgisch Kongo, Tanganjika oder die französischen westafrikanischen Kolonien als Beispiel nehmen, so sehen wir, daß es in diesen Ländern drei verschiedene Arten Schulen gibt: 1. die Schulen für europäische Kinder; diese sind von modernem Typ und die Kinder der Weißen werden hier mit hohen Kosten erzogen, während die Eingeborenen ausgebeutet werden, um diese Schule zu unterhalten. Den Kindern der Weißen werden Rassenvorurteile eingeimpft, und außerdem wird ihnen erzählt, daß sie geboren sind, um die Eingeborenen zu beherrschen. Der nächste Typ sind die Schulen für die Häuptlinge der Eingeborenen: in dieser Art Schulen werden die Kinder der Eingeborenen Häuptlinge zur Ehrfurcht für die Weißen erzogen und zu Gehorsamen Werkzeugen der weißen Machthaber. Für die werktätigen Eingeborenen gibt es die Missionarschulen, in denen die Kinder kaum mehr als billige Diener für die Missionarstationen sind und in Dummheit und Gehorsam den Weißen gegenüber gehalten werden. Der größte Stolz der Missionare ist, die weißen Arbeiterwerber mit geeignetem Personal von billigsten Arbeitskräften zu versehen. Die Bourgeoisie macht ungeheure Anstrengungen, alle möglichen Sorten Kinderorganisationen zu entwickeln, deren Aufeabe es ist, die bürgerliche Erziehung fortzusetzen und auszubauen und die gleichzeitig eine weitere Kontrolle über die Kinder ermöglicht und bestrebt ist, diese von revolutionären Organisationen fernzuhalten.
Nach den behördlichen Statistiken zählten die "Balilla" Organisationen in Italien im Februar 1932 1.638.051 Mitglieder; die Faschisten erwähnen jedoch nichts über die Zwangsmittel, durch welche man die Kinder veranlaßt, Balillas zu werden. In allen kapitalistischen Ländern gibt es starke Kinderorganisationen unter direkter Aufsicht des Staates. Kürzlich hat Präsident Hoover vorgeschlagen, eine Million Dollar für die Entwicklung der Pfadfinder-Organisationen zur Verfügung zu stellen.
In Deutschland ist neben den stärksten Kinderorganisationen der Sozialdemokraten, christlichen usw. in der letzten Zeit auch eine Kinderorganisation der Hakenkreuzler unter dem Namen "Jungvolk" entstanden.

Konkrete Aufgaben
Diejenigen RH Organisationen, die dies bisher versäumt haben, müssen als erstes allen Organisationen fähige Mitglieder beiordnen, die sich der Kinderarbeit annehmen. Diejenigen Rote Hilfe Organisationen, die mit dieser Arbeit schon begonnen haben, müssen die Lader der Kinderleiter verstärken und entwickeln (es gibt Fälle, z.B. in der Roten Hilfe Deutschlands, wo RH Kindergruppen bestehen ohne ältere Funktionäre, die ihre Arbeit leiten und ordnen).
Ohne fähige Mitglieder, die es verstehen, mit den Kindern zu arbeiten und die in ihrer Tätigkeit bewiesen haben,daß sie für eine solche verantwortliche Arbeit tauglich sind, wird es unmöglich sein, die Kinder zusammenzubringen und zu halten und aus den Kindergruppen lebendige und aktive Einheiten für den revolutionären Kampf zu machen.
Die Mitglieder, die von den RH Organisationen zu dieser Arbeit beordert worden sind, dürfen die Kinderarbeit nicht in isolierter Weise leisten, sondern sie müssen einen Teil der Vereinigung revolutionären Kinderleiter bilden, die sich aus den Kinderleitern aller revolutionären Organisationen zusammensetzen. Nur auf diese Weise wird es den RH Kindergruppen möglich sein, sowohl ihre spezifische RH Tätigkeit auszuüben wie auch gleichzeitig an der Tätigkeit aller anderen revolutionären Kinderorganisationen teilzunehmen, um dadurch der ganzen revolutionären Kinderbewegung mehr Kraft und Gewicht zu verleihen.

Wo und wie sind die Kinder zu werben?
Sektiererei, die das Wachstum unserer Organisationen im allgemeinen so nachteilig beeinflußt, muß bei unserer Arbeit unter den Kindern erst recht mit äußerster Schärfe bekämpft werden. Es gibt ein weites Feld für unsere Arbeit in den Schulen, unter den in feindlichen Organisationen organisierten Kindern, an den Arbeitsplätzen, auf den Feldern usw. Die Fälle der Arbeiterverhaftungen, Urteile gegen die Arbeiter usw., sowohl am Ort wie international,. müssen den Kindern durch besonders an sie gerichtete Appelle zur Kenntnis gebracht werden, durch kleine im einfachen Stil geschriebene Flugblätter, ebenso durch spezielle Kinderversammlungen, die am besten nahe bei oder in den Schulen stattfinden sollen, auf den Spielplätzen. in Arbeitergegenden usw. Diese Versammlungen sollen nicht vereinzelt, sondern regelmäßig abgehalten werden, damit die Kinder sich daran gewöhnen, sie zu besuchen. Am Schluß solcher Versammlungen muß man die Kinder um ihre Meinung befragen, sie dazu bringen, Vorschläge zur Verbesserung der nächsten Versammlung zu machen, am Ende jeder Versammlung einen revolutionären Wettbewerb einfuhren, dessen Bedingungen darin bestehen, daß jedes Kind zur nächsten Versammlung mindestens ein neues Kind mitbringt. Das Kind., das die größte Anzahl neuer Kinder zur nächsten Versammlung mitbringt, sollte eine Art Ehrung erhalten, wie z.B. das Recht, den Versammlungsvorsitz zu führen oder etwas ähnliches. Graphische Illustrationen sind sehr anziehend für Kinder; es ist weder schwierig, noch verursacht es Ausgaben, bescheidene Ausstellungen mit Bildern zu arrangieren, die aus illustrierten Zeitungen usw. ausgeschnitten sind. Dies bietet eine glänzende Gelegenheit, auf graphischem Wege den Kontrast zwischen dem Leben der Kinder in den kapitalistischen Ländern und in der Sowjetunion zu zeigen.
Sobald eine Kindergruppe geschaffen ist, sollte sie sofort beschließen, mit welcher Gruppe von Gefangenen und mit welcher anderen Kindergruppe sie korrespondieren will, und der erste Brief muß sogleich geschrieben werden.
Vor allem muß Eintönigkeit bei der Beschäftigung der Kinder vermieden werden. Aus diesem Grunde ist es notwendig, die innere mit der äußeren Tätigkeit zu kombinieren. Zum Beispiel: wenn Arbeiter aus dein Ort verhaftet worden sind und Frauen und Kinder zurücklassen mußten, ist das erste, was bei der nächsten Versammlung getan werden muß (falls es nicht möglich ist, eine besondere Versammlung einzuberufen), einen Besuch im Heim des verhafteten Arbeiters zu arrangieren. Das wird von Wichtigkeit sein sowohl zur Ausdehnung der Solidarität wie für die enge Zusammengehörigkeit der Kinder und Frauen mit der IRH.
Literatur muß ausgeteilt und wenn möglich eine Geldsammlung von den Kindern selbst organisiert werden.

Dieselbe rasche Antwort muß in allen anderen Fällen der Niedertracht der Polizei oder Behörden gegeben werden. Zum Beispiel: Verfolgungen gegen Schulkinder der nationalen Minderheiten, Bestrafung der Kinder durch faschistische Lehrer usw. Die Kinder selbst müssen außer den Aktionen, die von der RH-Organisation als Ganzes unternommen werden, alle Kinder der Nachbarschaft mobilisieren, Protestdemonstrationen mit ihnen organisieren, Unterschriften von den Eltern zum Protest gegen solche Fälle sammeln usw.
Die Scottsboro Kampagne bietet ein Arbeitsfeld von besonderer Wichtigkeit für die Kinder. Die Kinder müssen nicht nur an den verschiedenen Aktionen der gesamten RH-Organisation teilnehmen, sondern auch spezielle Kinderaktionen organisieren. Den RH Kindergruppen in Deutschland z.B. ist es gelungen, ganze Schulen, mit Ausnahme des Rektors und der Lehrer, zu gewinnen, Protestresolutionen zu unterzeichnen, die an die amerikanischen Behörden gesandt wurden. Spezielle Scottsboro Kinderversammlungen müssen einberufen werden, die diesen Fall mit anderen Fällen der Unterdrückung gegen die Negermassen und Kinder in den Kolonien in Verbindung bringen: Zwangsarbeit, Verkauf und Vermietung von Kindern usw. Wir müssen die Kinder für uns gewinnen, indem wir direkt zu ihnen gehen und uns ihren Eltern nähern. Elternversammlungen müssen einberufen werden, in denen die Kinderfragen aufgeworfen und diskutiert werden. Wir müssen den Kindern und ihren Eltern an dem Beispiel der Sowjetunion die Verbindung mit dem Leben der Kinder zeigen.
Bei der Verschärfung der kapitalistischen Krise, bei dem Elend und dem Leiden wird bei den Arbeiterkindern das Beispiel der Sowjetunion, besonders das Leben der Kinder in der Sowjetunion, zu einem der wichtigsten Faktoren zur Beschleunigung der revolutionären Erziehung der Kinder und zur Überzeugung der Eltern. Zur Teilnahme an diesen Versammlungen müssen sogar die sympathisierenden Lehrer, Ärzte usw. eingeladen werden, während ihre Mitarbeit auf allen ähnlichen Arbeitsgebieten gesichert werden muß.
Für die Zusammenfassung der Kinder in revolutionären Organisationen muß in den Arbeitervierteln und -heimen Propaganda gemacht werden, in den Arbeiterorganisationen, bei den jüngeren und erwachsenden Arbeitern, in den Fabriken, bei den armen Bauern und Landarbeitern auf den Feldern. Nur dadurch werden wir bei der Durchdringung der Millionen von Kindern, die allen Schichten der arbeitenden Bevölkerung angehören, Erfolg haben und mit ihnen RH-Kindergruppen in allen unseren Organisationen aufbauen können.
Während des IRH-Weltkongresses muß dieses wichtige Gebiet unserer Arbeit geprüft und Maßnahmen ergriffen und durchgeführt werden, damit alle RH-Organisationen die Erfüllung ihrer Pflicht auf diesem wichtigen Arbeitsgebiete beschleunigen.

Erschienen in MOPR, Berlin , 1932.