„Kizildere ist nicht das Ende, der Kampf geht weiter"

Die revolutionäre Bewegung aus der Türkei begeht jedes Jahr Ende März bzw. Anfang April Gedenkveranstaltungen für die Gefallenen des revolutionären Kampfes. Der März ist aus dem Blickwinkel der revolutionären Bewegung aus der Türkei ein ziemlich wichtiger Monat: Am 6. März 1993 wurden die Kader der Devrimci Sol Bedri Yagan, Gürcan Özgür Aydin und drei weitere Revolutionäre wurden von der Kontraguerilla ermordet, der 8. März ist der internationale Kampftag der revolutionären Frauenbewegung, am 16. März 1978 wurden sieben StudentInnen bei einem Angriff der Kontraguerilla als das Feuer auf eine Menschenmenge vor der Istanbul Universität eröffnet und Bomben geworfen wurden, am 16. März 1988 wurde die kurdische Stadt Halepce mit Giftgasangriff angegriffen, 21. März begeht das kurdische Volk Newroz, das Neujahrs- und Widerstandsfest, am 21. März 1937 fand der Aufstand in Dersim statt, am 21. März 1982 verbrannte sich Mazlum Dogan aus Protest gegen die Verfolgung des kurdischen Volkes und die Haftbedingungen der politischen Gefangenen im Gefängnis von Diybarkir selbst und am 30. März 1972 schrieben Mahir Cayan und seine Genossen in Kizildere ein Widerstandsmanifest, welchem bis heute überragende Bedeutung zukommt.

Die Geschichte der Revolution in der Türkei geht weit zurück. Sie reicht bis zu Mustafa Suphil in den 20ern, bis zu den Befreiungskämpfern des Volkes wie Scheich Bedrettin. Doch das Bewußtsein, durch den revolutionären Kampf an die Macht zu kommen, gibt es in der Türkei seit den 70ern, dem Ausgangspunkt der revolutionären Bewegung.
1971 haben Mahir Cayan und seine Genossen als erste in der Geschichte der Revolution in der Türkei einen bewaffneten Kampf gegen den Imperialismus und gegen die Oligarchie aufgenommen. Sie haben die Grundlagen des Marxismus-Leninismus auf die Bedingungen in der Türkei angewendet. Die THKP-C (Volksbefreiungspartei-front der Türkei) drückte in ihrer Politik Unversöhnlichkeit gegenüber dem Imperialismus, gegenüber der bürgerlichen Ideologie und ihre Ableger Opportunismus und Revisionismus aus. Die Revolution würde ihrer Meinung nach nur in einem langjährigen Volkskrieg erreicht werden. Die THKP-C hat die Praxis einer antifaschistischen, antiimperialistischen und antioligarchischen Kampfperspektive entwickelt. Die Entscheidung für den bewaffneten Kampfes bedeutete die Wiedergeburt der revolutionären Bewegung in der Türkei und eröffnete den Weg zum Sieg der revolutionären Kräfte.
Mahir und seine Mitkämpfer hatten alle Revolutionen aus der Geschichte, von der Revolution in China bis zur Revolution in Kuba diskutiert und analysiert. Die Kämpfer und Kämpferinnen der THKP-C hatten trotz aller Widrigkeiten ein starkes Vertrauen in sich selbst. Dies ruht auf der Basis des Marxismus-Leninismus, der Verbindung mit dem Volk, ihrem Enthusiasmus und ihrer Opferbereitschaft. Die Kämpfer und Kämpferinnen der THKP-C standen wie alle revolutionären Bewegungen weltweit nicht nur im Schußfeld der Faschisten. Sie hatten gleichzeitig gegen Beschuldigungen von Opportunisten und Reformisten zu kämpfen, die von sich zwar behaupteten gegen das System zu sein, aber eigentlich keinen ernsthaften Kampf dagegen führen.

Im Zuge des Terrors der Konterguerilla wurden drei Revolutionäre festgenommen und zum Tode verurteilt. Die revolutionäre Bewegung in der Türkei führte trotz schwierigster Bedingungen ihren Kampf fort und kämpfte für die drei Kämpfer der Türkischen Volksbefreiungsarmee (THKO). Um den Vollzug der Hinrichtungsurteile zu verhindern, würden drei englische Agenten in Ünye entführt und nach Kizildere gebracht. Als die Konterguerilla herausfand, daß die Revolutionäre sich in Kizildere befinden, haben sie diese dort am 30. März 1972 in einem Blutbad ermordet. In Kizildere wurden neben dem wichtigsten Kader der THKP-C Mahir Cayan, acht weitere Kämpfer der THKP-C und zwei THKO Kämpfer ermordet.
Die faschistischen Kräfte glaubten, daß sie mit Massakern an Revolutionären, durch physische Vernichtung der führenden Köpfe der revolutionären Bewegung, den Befreiungskampf der Völker in der Türkei aufhalten können. Sie wollten mit dem Massaker in Kizildere die Hoffnung der Völker auf Unabhängigkeit, Demokratie und Sozialismus zerschlagen. Diejenigen, die den Befreiungsweg der Revolution in der Türkei eröffnet hatten, wurden zwar physisch vernichtet. Aber sie waren sich bewußt, daß die Geschichte der Revolution in der Türkei nur mit Blut geschrieben werden konnte. Deswegen antworteten sie in der Umzingelung dem Feind auf die Aufforderung sich zu ergeben: „Wir sind nicht hergekommen, um zurückzukehren, sondern um zu sterben". Sie sind zwar gefallen, aber sie wurden nicht besiegt. Die Propaganda der Oligarchie, die davon sprach, die vernichtet, sie „fertiggemacht" zu haben führte zwar dazu, daß Leute aufgaben oder verrieten, gleichzeitig stieg aber die Zahl derjenigen, die ebenfalls bereit waren zu sterben aber sich nicht zu ergeben.

Die THKP-C hatte ein großes Potential hinterlassen, aber fast alle warteten auf die 'heiligen' Worte der Alten, der Führer. Trotz ihrer Unerfahrenheit war es die Jugend, die instinktiv die Linie der THKP-C aufgriffen und revolutionären Widerstand gegen die Umzingelung des Feindes leisteten. Sie standen inmitten der Praxis und den Massen. Sie wollten den bewaffneten Kampf vorbereiten, die Faschisten zurückdrängen und die Revolution vorantreiben. Die junge Generation hatte nicht auf die Verräter gehört, sondern sich unter der Parole „Kizildere ist nicht das Ende, der Kampf geht weiter" und „Kampf bis zur Befreiung" der Widerstandstradition von Kizildere zugewandt. Sie hat sich gegen alle opportunistischen und reformistischen Strömungen, die sie zu behindern versuchten durchgesetzt und sich zur Führung der Revolution in der Türkei entwickelt.

Die THKP-C ist die Verbundenheit zum Volk, zur Revolution. Die THKP-C war die Kontinuität im bewaffneten Kampf. Die THKP-C war der Widerstand gegen die Junta. In dieser Linie wurde die Devrimci Sol geboren. Als die Devrimci Sol sich zu organisieren begann, wurde im ganzen Land der Ausnahmezustand ausgerufen. Überall griffen die Faschisten grausam und menschenverachtend an. Mit ihrem Terror wollten sie das Volk in die Knie zwingen.
Die Devrimci Sol hat den Traditionen der THKP-C neue hinzugefügt. Den unzähligen Taktiken der kurz andauernden Kampfperiode der THKP-C, dem Kampf, den diese nicht verwirklichen konnte, hat die Devrimci Sol neue hinzugefügt und die Revolution damit bereichert. Sie hat den Kampf der THKP-C im Kampf gegen Opportunismus, Revisionismus, und die Bourgeoisie erweitert. Das Erbe der THKP-C zu übernehmen, bedeutet auf dieser Linie weiterzugehen. Diejenigen, die sagen, daß sie das Erbe der THKP-C tragen, müssen auf dieser Linie voranschreiten. Um das Erbe der THKP-C zu tragen, muß man ihre ideologische Kraft besitzen und ihre Prinzipien und Werte zu verteidigen wissen. Die Verbindung zwischen der THKP-C und der Devrimci Sol ist nicht als einfache Tatsache der Ähnlichkeiten der Ideologien und der Theorie erklärbar. Die Einheit von Devrimci Sol und THKP-C kommt in ihrer Ideologie, ihrer Praxis, ihrer Politik zum Ausdruck. Und besonders sichtbar ist sie in der Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber unserem Volk, gegenüber der Völkern der Welt, in ihrer Opferbereitschaft, Entschlossenheit, dem Bewußtsein der eigenen Stärke und dem Willen, wenn es nötig ist, sein eigenes Leben zu opfern.

Die Revolutionäre in der Türkei gedenken respektvoll ihren Gefallenen des 30. März. Der Weg unserer Gefallenen ist der Weg der Revolution. Der Kampf wird von Kizildere bis heute ununterbrochen geführt. Mit der Antwort sich niemals zu ergeben kam die Türkei an einen entscheidenden Wendepunkt. Die Aktion in der sie fielen, in Kizildere, war für sie keine außergewöhnliche oder aus sich selbst heraus entstehende Aktion. Die Befreiung der Völker, davon waren sie fest überzeugt, war nur möglich durch den bewaffneten Kampf. Diese Erkenntnis hatten sie aus ihrem seit Jahren andauernden ideologischen Kampf gewonnen und deswegen waren sie in Kizildere. Ihre Entscheidung für den bewaffneten Kampf bestimmten nicht nur das Schicksal der 10 Revolutionäre, sondern für Jahrzehnte das der gesamten Türkei. Mit dem Entschluß, den sie in Kizildere mit ihrem eigenen Blut, mit ihrem Glauben und ihrer Entschlossenheit niederschrieben, schrieben sie das Manifest der Revolution in der Türkei. Die Gefallenen in Kizildere hegten keinen Zweifel daran, daß der Kampf auch ohne sie weitergeführt würde. Dieses Bewußtsein war die Quelle ihrer Entschlossenheit und Opferbereitschaft. Die revolutionäre Bewegung heute ist der Beweis dafür, daß die Gefallenen von Kizildere sich nicht irrten indem sie ihr Leben gaben. Ihr Kampf ist heute unsere Verpflichtung, die Schuld in der die Lebenden gegenüber den unzähligen Gefallenen der revolutionären Bewegung stehen.

Die türkische Oligarchie kann zwar Kämpfer und Kämpferinnen der revolutionären Bewegung umbringen, die Restlichen in die Kerker sperren und ihre Körper gefangenhalten, aber sie konnte die mit Blut geschriebene Geschichte der Revolutionäre in der Türkei nicht vernichten. Seit Jahrzehnte haben die Revolutionäre in der Türkei, tausende von Opfern gegeben, um die Kollaborateure des Imperialismus zu entlarven, um die Wahrheit über den faschistischen Staat zu verbreiten und um das faschistische Regime zu stürzen. Und es wird weitere geben. Ohne den Sturz des Regimes, ohne die Zerschlagung Staates durch die revolutionäre Bewegung, kann in der Türkei niemand zur Freiheit gelangen, wird es keine Zukunft haben. Die Türkei steht unter der Kontrolle der Imperialisten, der Monopolisten, der Großgrundbesitzer, unter der Kontrolle der Konterrevolutionäre. Es gibt keinen Ausweg, außer dem gewaltsamen Sturz des Regimes.

Die revolutionären Gefallenen sind unsterblich!
Kampf bis zur Befreiung!



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