Aussageverweigerung
"Und das war klar: Es war Sommer und ich wollte sowieso nicht in den Knast..." (Teil II)
Interview zu Beugehaft und Solidaritätsarbeit

Teil I

kassiber: Und ist denn später nochmal 'n offizieller Versuch gemacht worden, dich zur Aussage zu bewegen?

Ulf: Es gab ein einziges Mal 'ne Anfrage, aber auch total locker - über'n Lautsprecher vom Stockwerkbeamten. Er meinte, da wär' jemand von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, ob ich mit dem reden wollen würde? Und ich hab' dann gesagt: 'Nee, will ich nicht!' Das war alles.

kassiber: Wie, einfach über den Lautsprecher ...

Ulf: ... ja, über den Zellenlautsprecher ...

kassiber: ... gar nicht mal selbst vorgesprochen?

Ulf: Nee, nee, da war ich auch mega-erleichtert drüber. Weil er hatte gesagt, damals nach dem Verhör, er würde sich auch ab und zu mal bei mir melden. Das hab' ich mir auch ziemlich eklig vorgestellt, wenn ich irgendwie gerade sonstwas mache und auf einmal steht da diese Figur wieder in der Zelle und fängt wieder an mich zu besabbeln. Da war ich auch echt schon heilfroh, daß das nicht passiert ist, weil ... - na ja, mußt den halt wieder rausschmeißen. Mir war das halt genug, daß ich da im Knast sitze und mit'm Knast halt zu tun hab'. Ich wollt' da nicht noch irgendwelche anderen Scherze von denen da miterleben.

kassiber: Das war wahrscheinlich bei den Besuchen auch nicht anders ...

Ulf: ... Besuche war'n echt ganz schlimm, die ersten beiden war'n echt ganz schlimm. Also, die haben natürlich erstmal die ganzen Besuchsanträge verschleppt. Ich bin ja Anfang Juli reingekommen und es gab im August den ersten Besuch, nach vier Wochen: 'ne halbe Stunde! Und ich war natürlich mega-aufgeregt, wollte tausend Sachen wissen, wollte tausend Sachen erzählen, hab' da gesessen völlig unter Strom. Diese Scheiß-Situation, sitzt da so'n Typ direkt daneben, hört zu ... Die ganze Situation war halt neu und total anstrengend - und erstmal nur 'ne halbe Stunde ... Ich hab mich irgendwie voll gefreut: Du sitzt da in der Zelle, und dann kommen se halt und holen dich runter, in den Besuchsraum, vorher noch Durchsuchung und dann geht's los ... Dann war der Besuch vorbei und ich war wieder in der Zelle und hab' gedacht: He, wie, das war jetzt der Besuch!?. Das war echt 'n Film, ganz kurz so'n Aufblitzen, von dem was eigentlich ist - und dann sitz' ich wieder in meiner Zelle. Ja, dann hat die Kollegin mir Süßigkeiten mitgebracht und so. Das war dann die Verlängerung des Besuchs, daß ich immer die Süßigkeiten gegessen hab' und an den Besuch gedacht hab', daß war'n so Versuche, den noch 'n bißchen zu verlängern. Und das war der Besuch, auf den ich mich wochenlang gefreut hab'.
Und der zweite Besuch, der war 'n bischen blöd gelegt, der war dann wieder vier Wochen später, das heißt nach zwei Monaten hab' ich dann meinen nächsten Besuch gekriegt und da war das wieder so: Ich hab' mich voll drauf gefreut und dann halt dreißig Minuten. Fünfzehn Minuten ist nur Checkerei: Dies brauch' ich, was ist damit, hast du davon gehört, das und das müßt ihr noch regeln. Dann haste 'ne viertel Stunde Zeit für persönliches, wo wieder so'ne Figur direkt daneben sitzt, die du überhaupt nicht abkannst. Da war ich so abgenervt von dem Besuch, da hab' ich gedacht, ich will keinen Besuch mehr haben, das is' ja nur Kosmetik - halbe Stunde, so'n Schwachsinn. Und dann hab' ich 'n Antrag gestellt auf Verlängerung der Besuchszeit und der ist auch gewährtr worden - von der Urlaubsvertretung von dem Beyer. Dann hab' ich zweimal 'ne Stunde im Monat gehabt. Dann konnte ich auch besser mit dieser Besuchssituation umgehen, kannte das schon, da wurd's dann irgendwie besser.

Luise: Diese ganzen Sachen, um die Besuche herum, haben schon genervt: Also erst die Antragstellung und dann kriegste halt das Ja-Wort von denen. Dann fährste dahin und dann nerven die voll rum ... Die meisten haben ja Sachen zu den Besuchen mitgebracht - Anziehsachen, Bücher und was weiß ich, CDs ... Manchmal nehmen sie die und manchmal nicht, das weißte halt nicht - und sie finden immer irgenwelche Ausreden dafür, daß sie die halt nicht nehmen. Auch, daß die dabei sitzen, da kannst dich halt nicht so offen unterhalten. Und dann gehste raus, weißt genau, er sitzt wieder in seiner Zelle, wir laufen frei rum und so - is' schon komisch, auf jeden Fall ...

Irmtraud: ... wobei total angenehm war, daß Leute aus anderen Städten, die in der Nähe des Gefängnisses wohnen, äußerst hilfsbereit waren, viele kleine, ganz banale Sachen erledigt haben; daß die Besucher da halt jeweils auch schlafen konnten, das war schon hervorragend, das mitzukriegen, daß da Personen da waren, ansprechbar waren, Sachen organisiert haben. Weil das ja auch immer 'n gewisser Akt war, überhaupt darunter zu fahren - um die nochmal lobend zu erwähnen.

kassiber: Kam das denn auch vor, daß, wenn Besuche da waren, der Schließer, der dann dabei war, gesagt hat: 'Das dürft ihr jetzt hier aber nicht sagen' - oder den Besuch rausschmeißen wollte, oder so?

Ulf: Also, die ganze Situation ist halt schon so, wie Luise sie eben beschrieben hat, daß sie super von Willkür geprägt ist. Also du kannst dich da auf nichts verlassen. Das war auch einmal so, wo ich mich unterhalten hab' mit meinem Besuch - über das Verfahren, so'n bischen -, wo er dann auf einmal meinte: 'Sie müssen das Thema wechseln, sie dürfen da nicht drüber reden.' Da war aber eigentlich schon alles gesagt, da war'n wir schon durch damit. (allgemeines Gelächter)

Irmtraud: Das waren aber auch Justizvollzugsbeamte und keine LKA-Beamten, das macht auch 'n Unterschied aus. Also, von daher konnte man eigentlich schon relativ locker reden.

kassiber: Mit was für Leuten hast Du da im Knast zu tun gehabt, außer dem Besuch und Schließern und Beyer und ähnlichen? Was hast Du so für'n Eindruck gehabt vom Umgehen da, den Strukturen, war'n das alles Deutsche?

Ulf: Nee, also überhaupt nicht ... Da waren vielleicht 10-15 Prozent Leute mit 'nem deutschen Paß und sonst ... - ja, Türken, Kurden, Leute aus'm ehemaligen Jugoslawien, viele Leute aus'm Ostblock ...

kassiber: Aber keine Abschiebehaft, sondern alles U-Haft?

Ulf: Ja, manche Leute sind halt wegen Diebstahl oder Drogendelikten im Knast gesessen und haben dann währenddessen ihr Ding gekriegt. Das war jetzt nicht so echte Abschiebehaft, daß sie, weil sie abgeschoben werden sollten, in Haft genommen wurden. Das hat sich oft halt so ergeben aufgrund dessen, was ihnen sonst so vorgeworfen wurde, daß da halt 'ne Abschiebung eingeleitet wurde. Die meisten waren wegen BTM (Betäubungsmittel, Anm.) da, drei Viertel mindestens ...

kassiber: Ja, das ist normal in den hiesigen Knästen ... Ja, und das Umgehen mit Leuten oder Kontakte, liefen da irgendwie Gespräche ...?

Ulf: Ja, natürlich. Also, es ist erstmal so: Wenn du da rein kommst, da is' halt die pure Langeweile. Und wenn du da neu bist, interessieren sich erstmal alle: Kommst gerade von draußen, hast was zu erzählen. Da is'ne neue Story, warum du da bist ... Und was irgendwie witzig war, irre viel Leute sitzen da wegen Aussagen, weil die von anderen Leuten belastet worden sind. Zum Teil von den Kollegen, mit denen sie halt irgendwelche Deals gemacvht haben, zum Teil aber auch von Leuten, die gesagt haben, ja, ..., die sich halt irgendwas ausgedacht haben, um sich freizukaufen. Und von daher hatte ich da 'n ganz guten Stand, als ich da ankam mit Aussageverweigerung. Da war das für viele Leute klar, daß das eigentlich gut ist, die Aussage zu verweigern. Das war schonmal 'n ganz guter Ausgangspunkt. Und dann, viele konnten das gar nicht glauben, daß man nur deswegen, weil man nichts sagt, in'n Knast kommt.
Also, ich fand die Atmosphäre, die war hilfsbereit. Ich hatte von nichts 'ne Ahnung, wie so Knastalltag abläuft, wo's drauf ankommt und die war'n echt total ... Ich hatte auch befürchtet, es gibt 'ne Mega-Hackordnung und ich werd' halt abgezogen und verarscht - und muß mich da erstmal entweder ausklinken oder halt versuchen, mich in so'ner Hackordnung hochzuarbeiten, beides ziemlich ätzende Vorstellungen. Und das war halt nicht so: Ich bin da relativ gut aufgenommen worden, mir sind Tee und Tauchsieder und so Sachen gegeben worden, die ich halt noch nicht hatte, weil ich noch keinen Einkauf hatte. Mir ist viel erklärt worden.
Was genervt hat: Das war halt im Sommer und du konntest dich am Fenster unterhalten. Es haben sich natürlich auch tierisch viele unterhalten, weil: Du sitzt ja den ganzen Tag in der Zelle ... Und da geht echt der Mega-Sexismus ab, also du hörst das den ganzen Tag, wie die Leute da am rumprahlen sind, Storys erzählen, Potenzgeprotze und irgendwie sowas - das war schon abnervend. Naja, aber es war auf jedenfall lockerer, als ich befürchtet hatte ...

kassiber: Gab's denn für dich feststellbare Reaktionen, Solidaritätsbekundungen von Leuten oder Gruppen, die du nicht kennst? Stichwort: Liberale Öffentlichkeit ....

Ulf: ... liberale Öffentlichkeit - also, eigentlich nicht. Es gab' so'ne Postkartenserie aus'm Ruhrpott, das war'n aber auch irgendwie AntiFa-Gruppen oder Kurdistan-Solidarität, das war'n aber keine Leute, die so in der liberalen Öffentlichkeit liegen, also Grüne oder Gewerkschaften oder so, da hat sich niemand gemeldet.

Luise: Ich finde das eigentlich auch nicht verwunderlich, weil gerade Aussageverweigerung, Beugehaft, die ganze Geschichte ... beziehungsweise das ganze radikal-Verfahren, in diesem Fall, anscheinend für die Szene schwer zu vermitteln war. Und natürlich auch diese liberale Öffentlichkeit sich nicht angesprochen fühlt ...

kassiber: Ich hab' teilweise so den Eindruck, daß es auch mehr 'n Fehler von uns ist, und daß das in Bremen nochmal besonders miserabel ist, von Info-Strukturen her, bis also hier irgendwelche Infos rumkommen.

Luise: Ja, klar, das eine ist ja eben dieser engere Kreis, der sich um die Person, die im Knast sitzt, kümmert, da viel macht. Dann der größeren Solidaritätskreis, die dann halt Geld sammeln usw. bzw. zu diesem ganzen Verfahren arbeiten - und dann muß es Leute geben, die Öffentlichkeitsarbeit machen. Das ist hier in Bremen wenig gelaufen.

Irmtraud: Die Frauen haben einige Veranstaltungen gemacht zu dem ganzen Verfahren und haben auch teilweise 'n gewissen Schwerpunkt auf Beugehaft, Aussageverweigerung gelegt. Und die Veranstaltungen waren auch ziemlich gut besucht, 60-70 Frauen. Also, da ist fast noch am meisten gelaufen ...

Luise: ... es wurden natürlich schon Sachen gemacht, es gab 'ne Demo hier in Bremen, nachdem Ulf in Beugehaft kam, es gab mehrere Knastkundgebungen in Heimsheim, es gab Flugis, es gab schon Veranstaltungen usw., also vor allen Dingen auch von den Frauen/Lesben, aber es hat halt nicht ausgereicht, um weitere Kreise zu erreichen.

kassiber: Zumindest bei der gemischten Szene hatte ich den Eindruck, insbesondere bei November-Veranstaltung oder der Demo im Juli ... Viele Leute haben sich wirklich die Frage gestellt, was jetzt diese Veranstaltung gebracht hat - weil dort sozusagen nur den schon Bekehrten nochmals gepredigt wurde ...

Irmtraud: Das is' in gewisser Weise 'n allgemeines Manko, daß viele Veranstaltungen im Grunde für die Szene abgehalten werden, wo sich die Leute versammeln, die auch schon am ehesten was zu dem Thema wissen - oder, was heißt wissen? Wo halt die Kreise angesprochen werden, die die Positionen eh mehr oder weniger teilen. Also, das ist auch allgemein manchmal 'ne Schwäche, daß wenig offensiv mit den eigenen Anliegen umgegangen wird.

kassiber: Ich fänd' es interessant, noch 'n bißchen näher zu erfahren, welche Versuche denn so unternommen wurden, sich z.B. an größere Zeitungen auch in Bremen zu wenden? Oder ist da gar nichts unternommen worden?

Irmtraud: Welche größeren Zeitungen in Bremen? Ich kenn' keine größeren Zeitungen in Bremen ...

Luise: ... Weser-Kurier ? Also ich würde sagen, der Weser-Kurier hat natürlich kein Interesse daran, und wenn, dann eben so wie's immer läuft ... Die junge Welt hat ziemlich viel berichtet, von Grüßen von Gruppen bis hin zur Beschreibung der Lage - das war schon ziemlich gut. Die taz hatte am Anfang auch schon Interesse daran, aber da is' auch nicht viel d'raus geworden ...

Irmtraud: Wobei man muß auch sagen, daß es in den letzten Jahren schwieriger geworden ist - sowas wie 'ne liberale Öffentlichkeit existiert kaum mehr. Auch dieses ganze Verfahren vom 13.6. hat kaum Reaktionen hervorgerufen. Bei früheren radikal-Verfahren haben sich Journalisten verhalten, Gewerkschaften, völlig andere Leute ... Das fällt alles weg, die fühlen sich davon nicht betroffen - und das erschwert es natürlich auch nochmal.

Luise: Also dieser Kreis, den du eben angesprochen hast, der wurde ja eher mit dem radikal-Verfahren selbst angesprochen - auf dieser Ebene von Presserecht und Pressezensur -, da gab's natürlich auch 'ne Riesen-Empörung. Aber darüber hinaus ... Was dann radikale Inhalte gewesen wären, da wurde dann auch wieder niemand erreicht, aber auch nicht unbedingt der Versuch unternommen ... Auch hier in Bremen zu 'ner gemeinsamen Einschätzung zu kommen von dem ganzen verfahren, auch von der Beugehaft-Geschichte, das war teilweise unmöglich ...

Irmtraud: Früher wurde das glaub ich auch eher noch als Angriff letztlich auf die eigenen Inhalte oder Arbeiten betrachtet. Und jetzt: AIZ, K.O.M.I.T.E.E., radikal - also die Distanz ist viel größer, es fühlen sich viele Leute überhaupt nicht berührt davon. Die sehen das nicht als Angriff auf das, was sie so tun. Man kommt da auch immer mehr in so'ne komische Ecke. In den letzten Jahren ist ja auch tatsächlich viel weggebrochen, das fehlt halt - auch an Vermittlung. Deshalb wäre es auch wichtig, in der Öffentlichkeit präsenter zu sein, damit man sich nicht in so'ne Ecke drängen läßt - oder sich am Ende noch da wohlfühlt.

Ulf: Zum Verhalten der liberalen Öffentlichkeit wollte ich noch sagen, daß ich finde, linksradikale Gruppen aus Bremen haben sich auch kaum dazu verhalten. Ich hab' von zwei Gruppen im Knast Post bekommen - und von den ganzen anderen nicht. Die Leute verhalten sich zwar schon ganz viel dazu, auch korrekt, aber eher auf so'ner persönlichen Ebene als daß die Gruppen das politisch als ihr Ding begreifen mit den ganzen Durchsuchungen und mit dem Verfahren - und sich dazu verhalten. Also die Linksradikale hat als politische Kombo eher wenig reagiert.

kassiber: Die abschließende Fragen wäre die zu Deinen Gedanken im nachhinein. Hast Du Dir die Abläufe seit Mitte Juni letzten Jahres nochmals überlegt? Bist Du zu Einschätzungen gekommen, daß da im größeren Maße was schief gelaufen ist, was anders laufen müßte?

Irmtraud: Würdeste das wieder tun? (allgemeines Gelächter)

Ulf: Im Knast ging's mir so, daß ich mich gut versorgt gefühlt hab'. Im nachhinein ist zwar klar geworden, es sind schon einige Sachen verschlurt worden, aber im großen und ganzen hab' ich mich schon gut versorgt gefühlt, hab' viel Post gekriegt, um meine Sachen wurde sich gekümmert, was natürlich 'ne Super-Hilfe war. Ich fand's für mich letztendlich auch gut, daß ich die Aussage verweigert hab', weil ich im Knast auch gedacht hab': Du machst jahrelang was, setzt dich z.B. mit Haftbedingungen auseinander, mit Prozessen, machst dich schlau, wie so'n Repressionsapparat funktioniert. Und dann kommen se und sagen: 'Na, wie sieht's denn aus, jetzt woll'n wir mal gucken ... Entweder sie arbeiten mit uns zusammen oder sie komm' in'n Knast.' Und an dem Punkt dann zu sagen: 'Ich sage dann doch lieber aus und gehe nicht in den Knast', das ist schon 'ne weitreichende Entscheidung, die für 'ne persönliche Biographie ziemlich entscheidend ist. Und so ist es jetzt so, ich habe nicht ausgesagt. Und Beugehaft ... na ja, schon der Begriff Beugehaft ... - ich hab' mich halt nicht beugen lassen, das ist auch 'n gutes Gefühl.
'N anderes Ding war auch noch ... Also, ich find's ja eh schon 'ne Sauerei, daß sie sich anmaßen, irgendwelche Aktionen nach Maßstäben zu messen und abzuurteilen, die ich ja eh überhaupt nicht akzeptier'. Zeitungsmachen is' dann auf einmal Mitgliedschaft in 'ner kriminellen Vereinigung - so'n Schwachsinn, eigentlich.
Und eh hätten sie jetzt auch noch in meinen Kopf 'reingewollt, das, was ich im Kopf hab', hätten sie auch noch wissen wollen - das geht sie ja überhaupt nix an. Das auch noch preiszugeben, und zu sagen: 'Na gut, Leute, da habt ihr auch noch ein Anrecht drauf. Den Zugriff muß ich euch auch noch zugestehen', das hat ja auch 'ne ziemlich große Nachwirkung ...
Und: Die Sachen, die ich nicht machen konnte, weil ich im Knast war, die lassen sich wieder auf die Reihe bringen. Auszusagen ist was, was da für immer steht. Und es ist auch 'ne Illusion zu glauben: Ich sag' was und dann lassen sie mich in Ruhe - sie wissen dann eben, daß ich zu packen bin und lassen mich nicht in Ruhe ... Es ist aber eben auch nicht durchzustehen, ohne die Leute von draußen. Das muß man sich bei der Parole "Anna und Athur halten's Maul" überlegen, das geht nicht nur die Person an, die den Zettel (die Vorladung nach Karlsruhe) da in der Hand hält, sondern viele Leute müssen das in der Zeit zu 'nem ganzen wichtigen Punkt machen, während jemand dann im Knast sitzt; sich verbindlich bereit erklären, Arbeit zu übernehmen - dann kann das laufen. Es ist natürlich auch Schwachsinn zu sagen, klar geil, die Kampagne hat gefruchtet, der hat nicht ausgesagt und nach fünf Monaten sehen wir uns wieder. Und wir machen hier aber weiter wie bisher.

kassiber: Wir danken für das Interview ...

Wir grüßen Matthes, Jutta, Uli und Frank sowie die Leute aus der Steffi in Karlsruhe!

(Quelle: bremer kassiber nr. 28, Februar 1996)

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kombo@riffraff.ohz.north.de | 20.02.1999