Mammut-Hausdurchsuchung in Hamburg
Solidarität mit Isaac Velazco!



Die Situation der Häftlinge aus der MRTA (Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru) in Peru spitzt sich dramatisch zu - sie befürchten ein Massaker und sind in den kollektiven Hungerstreik getreten. Im gleichen Augenblick verstärkt  die
Bundesrepublik ihre Bemühungen, den internationalen Sprecher der Organisation, Isaac Velazco, und die MRTA Menchenrechtsaktivistin Ada Beraun mundtot zu machen. Vergangenen Dienstag, den 5. Mai inszenierte die
Bundesanwaltschaft  eine neunstündige Durchsuchung der Wohn- und Arbeitsräume des Ehepaars in Hamburg, an deren Ende sie unzählige Arbeitsmaterialien beschlagnahmte.

Perus politische Gefangene, etwa 5000 Menschen, sind unmenschlichen Haftbedingungen ausgeliefert, die auf ihren langsamen Tod zielen. Die Zellen sind entweder überfüllt oder - in der Isolationshaft - winzig klein. In einigen Gefängnissen sind die Häftlinge rund ums Jahr Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ausgesetzt. Viele der in Isolationshaft gehaltenen Gefangenen werden über Monate und Jahre hinweg in, teils fensterlose, Zellen von sechs
Quadratmetern Größe eingesperrt. Das Essen ist oft nicht ausreichend oder ungenießbar. Die Wasserration beträgt zwei Liter täglich pro Person, sie muß zum Trinken, zum Waschen des Körpers und der Kleidung und mitunter zum Kochen
ausreichen. Es ist eine übliche Strafe, diese Wasserration zu streichen.
Folter und Vergewaltigung sind gängige Praxis. Amnesty International, von Fujimori als "terroristische Organisation" bezeichnet, darf nicht in die Gefängnisse. Im Falle der MRTA-Häftlinge wird dies auch dem Internationalen Roten Kreuz verwehrt.

Die etwa 450 Gefangenen aus der  Revolutionären Bewegung Tupac Amaru befürchten, daß die peruanische Regierung ein Massaker an ihnen plant. Dafür gibt es mehrere Anzeichen: Während das Fujimori-Regime einerseits seit vergangenem Dezember behauptet, es habe "Erkenntnisse" darüber, daß eine MRTA-Einheit die Erstürmung des berüchtigten Anden-Hochsicherheitsknasts Yanamayo vorbereite, verlegt es andererseits seit Monaten MRTA-Gefangene dorthin. Es besteht die Gefahr, daß der wachsende internationale Druck auf die peruanische Regierung, die schleichende Ermordung ihrer politischen  Gefangenen zu beenden zu einer "schnellen Lösung" führt: Die unter einem Vorwand vollzogene Liquidation des aufsässigsten Teils der Inhaftierten.
Schon in der Vergangenheit, zuletzt 1992, hatte es Massaker an politischen Gefangenen gegeben.

Um die internationale Aufmerksamkeit auf die Gefahr eines Massakers aufmerksam zu machen und um menschenwürdige Haftbedingungen zu erreichen, haben die MRTA-Häftlinge am 22. April einen unbefristeten Hungerstreik begonnen. Sie fordern  .
- die Abschaffung des unmenschlichen Haftstatuts, das die Gefangenen 23 Stunden am Tag in den Zellen hält. Diese Forderung wird von allen Menschenrechtsorganisationen unterstützt
- ein Ende der körperlichen und psychologischen Folter, der Strafzellen  und ähnlicher Einrichtungen
- die Rückkehr zu den Quantitäten und Qualit2ten an Nahrung, wie sie in den Tagen des Gefängnisbesuchs der UN-Kommission (im Januar 98) ausgegeben wurden
- die Verlegung in die Nähe ihrer Heimatorte, damit es ihren Verwandten nicht länger unmöglich ist, wegen der riesigen Entfernungen keine oder nur seltene Besuche zu machen
- die Durchführung neuer Verfahren, die prozessuale Rechte respektieren, mit öffentlicher Verhandlung, unabhängigen Gerichten und einem Recht auf Verteidigung
- die Erhöhung des Etats für die medizinische Versorgung in den Gefängnissen. Außerdem soll der Gefängniskrankenschwester dauerhaft eine Ärztin bzw. ein Arzt zur Seite gestellt werden.

In den peruanischen Medien wurde über den Hungerstreik bislang nicht berichtet. Der Öffentlichkeitsarbeit des internationalen Sprechers der MRTA, Isaac Velazco, kommt damit umso größere Bedeutung zu. Die Bundesrepublik
Deutschland versucht seit langem, diese Arbeit zu verunmöglichen. Schon  Mitte des vergangenen Jahres versuchte das Bundesinnenministerium, ein politisches Betätigungsverbot zu erwirken. Die dafür zuständige Hamburger Innen behörde
verhängte ein solches im September, das Verbot ist aber nicht rechtskräftig, da Velazco Widerspruch eingelegt hat. Die Angelegenheit wird irgendwann in näherer Zukunft vorm Verwaltungsgericht verhandelt werden.

Am vergangenen Dienstag nun, der der 14. Tag des Hungerstreiks war, durchsuchte die Bundesanwaltschaft (BAW) in einer großangelegten Aktion  die Wohnung von Isaac Velazco und Ada Beraun. Sie beschlagnahmte alle handschriftlichen Unterlagen, sämtliche Disketten und eine Unmenge anderer Materialien. Die Festplatte des Computers wurde kopiert. Der Vorwurf des Durchsuchungsbeschlusses lautet auf "erpresserischen Menschenraub" und "Geiselnahme" während der Residenzbesetzung in Lima, an der die beiden Aktivisten sich von Hamburg aus beteiligt haben sollen. Für diese absur
de Behauptung konnte die BAW nicht einmal Indizien nennen. Einer Information  der Presseagentur AP zufolge bezeichnet die Karlsruher Verfolgungsbehörde bereits die öffentlichen Stellungnahmen, die das Ehepaar in den Tagen der
Residenzbesetzung abgegeben hat, als Beihilfe zu Geiselnahme und Menschenraub. Damit wird die Öffentlichkeitsarbeit, die die beiden politischen Flüchtlinge leisten, zur schwer strafbaren Handlung erklärt.

Einige Tage vor der Durchsuchung hatte die Schweiz Isaac Velazco ein Schreiben zugesandt, das ein Einreiseverbot enthielt. Dieses Verbot stammte aus dem Juni 1997 und wurde erst jetzt durch die Zustellung rechtswirksam.

Der zeitliche Zusammenhang mit dem Hungerstreik in Peru macht einmal mehr deutlich, was das Auswärtige Amt schon vor Monaten klar gesagt hat: Die  BRD sieht, wie auch die Schweiz, durch die Öffentlichkeitsarbeit der Velazcos
ihre außenpolitischen Interessen "erheblich gefährdet".

Um gegen den neuerlichen Knebelungsversuch zu protestieren und aus Solidarität mit den Hungerstreikenden in Peru ist Isaac Velazco am 5. Mai in Hungerstreik getreten. Wir unterstützen diesen Hungerstreik und rufen für Samstag, den 9. Mai zur Demonstration auf.

Hamburg, den 7. Mai 98
Rote Hilfe Hamburg + Initiative "Kein Maulkorb für Isaac Velazco!"

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Solidarität mit Isaac Velazco und Ada Beraun!
Freiheit für Perus politische Gefangene!
 
 

Solidarität mit dem Hungerstreik Isaac Velazcos und der politischen Gefangenen in Peru!

Solidarität mit dem Hungerstreik der politischen Gefangenen in der Türkei und Kurdistan!

Gemeinsame Demonstration mit dem Komitee zur Unterstützung der Samstagsmütter in der Türkei und Kurdistan
Samstag, 9. Mai, 10 Uhr 30 vom Volkshaus (Neuer Kamp) zum Bismarckbad (am Altonaer Bahnhof) Hamburg.