Selbstverständnis der MAUS

Die Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz e.V. (MAUS) wurde 1984 gegründet. Mit diesem unabhängigen Verein wollten Mitglieder der “Arbeitsgruppe Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA)” der Universität Bremen die Ressourcen der Arbeitsgruppe ebenso wie das vorhandene Fachwissen Gruppen auch außerhalb der Universität zugängig machen.

Die Arbeit der MAUS war stets mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Wissenschafts- und Technologieentwicklung verbunden. Eine Arbeit in einem solchen Rahmen bewegt sich immer in Widersprüchen, will sie nicht nur Umweltdaten erheben, sondern darüberhinaus auch dem Anspruch gerecht werden, eine konkrete, praktische Kritik an den ursächlichen gesellschaftlichen Verhältnissen, die zur Umweltzerstörung führen, darzustellen, und zu deren Veränderung beizutragen.

Sehr bald wurden wir mit dem Widerspruch konfrontiert, daß unsere Arbeit nicht nur der Kritik der Verhältnisse dient, die Ursache z.B. für die Umweltvergiftung sind, sondern auch dazu beiträgt, genau diese Verhältnisse zu reformieren, zu stabilisieren, zu modernisieren.

Denn ökologisches Denken - will es die Probleme an der Wurzel fassen und sie nicht nur auf der Oberfläche moderieren - kann nicht stehen bleiben bei Schadensbegrenzung oder bei der bloßen - wenn auch kritischen - Durchleuchtung von Verwertung wissenschaftlicher, technologischer, telekratischer Ergebnisse und Strukturen.

Diesem Anspruch - in die Tiefe gehen, die Dialektik begreifen und nicht nur an Phänomenen rumhandwerkeln - zu genügen, erfordert nachfragen nach dem Wissenschaftsbegriff, Menschenbild und Weltbild, die dahinter stecken, und dieses Nachfragen in den Rahmen einer Auseinandersetzung, um eine eigene gesellschaftliche Perspektive/Utopie zu stellen.

Politische und soziale Herrschaftsverhältnisse [ 1 ] hängen eng mit dem Naturbegriff und dem Verhältnis zur Umwelt zusammen.

In diesem Sinne ist eine radikal ökologische Sichtweise nicht zu trennen von der Kritik an den bestehenden herrschenden politischen und sozialen Verhältnissen und, um es noch einmal mit anderen Worten zu sagen: es geht hierbei nicht nur um die Kritik an "Willkür" und "Mißbrauch" oder ”Auswuchs”, sondern um die Kritik an einer Gesellschaft, in der weitgehend nicht der Mensch im Mittelpunkt steht sondern die ökonomische Rationalität, in der oft gerade das, was von manchen allzugerne als "Willkür", "Mißbrauch" oder ”Auswuchs” behandelt wird, konsequenter Ausdruck genau dieser Verhältnisse ist.

Den politischen/gesellschaftlichen Charakter der Maschine, der Technologie (auch z.B. der medizinischen Technologie), der telekratischen Struktur, des wissenschaftlichen Denkens, der Erkenntnis, der Begrifflichkeit zu akzeptieren und in ein dialektisches Verhältnis zur Warengesellschaft, zu der Produktionsweise, den Produkten und wiederum zu deren Verwertung zu stellen, den Begriff “Arbeit” zu hinterfragen, kann u.a. ein Beitrag sein, für eine humane Gesellschaft, eine Gesellschaft, in der wir uns - und immer wieder neu - einen eigenen Begriff von Herrschaftsfreiheit, Solidarität, Kommunikation und Würde entwickeln und aneignen.

Wir versuchen unsere Arbeit in den Kontext dieser Diskussion zu stellen, somit ihren politischen Charakter ständig zu hinterfragen.





[ 1 ] Wie sie sich z.B. zeigen, wenn gesellschaftliche Hierarchien als natürliche Ordnungen interpretiert werden: "Frau" als "Natur", "Mann" als "Geist", der die "Natur" erobert, kontrolliert, beherrscht, der gesellschaftlichen Nutzung gefügig macht, um dann ein Leben in Einklang mit der "Natur" einzufordern. "Natur" wird als allzeit und unbegrenzt verfügbare Ressource, als Ware gehandhabt.