linksrhein Quelle: AZW Nummer 05, erschienen am 06.07.1995
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AZW
AStA der Universität

Aufruf zu Aktionen gegen die Hinrichtung von Mumia Abu-Jamal

Der AStA der Universität Konstanz wendet sich gegen den Justizmord an Mumia Abu-Jamal, den die US-Behörden am 17. August 1995 begehen wollen.

Die Studentenvertreter nutzten einen Besuch Klaus Kinkels, der eine Preisverleihung an der Konstanzer Universität vornahm, um den Außenminister dazu aufzufordern, sich gegen die Hinrichtungspläne einzusetzen.

Außerdem haben sie in Anlehnung an ein Schreiben des ANC einen Brief an den Gouverneur von Pennsylvania, Tom Ridge, der die Tötung angeordnet, verfaßt, in dem er aufgefordert wird, die Hinrichtung zu stoppen. Der Brief liegt im AStA-Büro aus und kann dort unterschrieben werden. Der AStA schließt sich damit einer internationalen Kampagne zur Rettung von Mumia Abu-Jamal an, deren aktive Unterstützung dringend nötig ist.

Seit 10 Jahren sitzt Mumia Abu-Jamal, 43 Jahre, afroamerikanischer Journalist aus Philadelphia und Gründungsmitglied der örtlichen Black Panther Party 1970 in der Todeszelle. 198l war er Zeuge, wie Streifenpolizisten seinen Bruder brutal zusammenprügelten. Nach dem Versuch, ihm zu Hilfe zu kommen, lag Abu-Jamal mit einem Lungensteckschuß am Boden, ein Polizist war tot. Abu-Jamal, selbst Opfer, wurde kurzerhand zum Täter erklärt. In einem nur zwei Tage dauernden Prozeß verurteilte ihn eine fast ausschließ1ich von Weißen besetzte Jury zum Tode. Seitdem haben die Anwälte Jamals diverse Falschaussagen, die zu seiner Verurteilung führten, aufgedeckt und immer wieder die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt - vergeblich.

Im letzten US-Wahlkampf ist der jetzige Gouverneur von Pennsylvania, Thomas Ridge, mit dem Versprechen durch die Lande gezogen, im Falle seiner Wahl Todesurteile zügig vollstrecken zu lassen. Damals schon hat er ausdrücklich Jamal als eines seiner Opfer genannt. Jetzt will er sein perverses Wahlversprechen einlösen. Der Unterzeichnung des Mordbefehls ging eine beispiellose Kampagne gegen Mumia Abu-Jamal voraus. Anlaß war die Veröffentlichung eines Buches von Jamal ("Live from Death Row"), einer Essay-Sammlung, in denen sich Jamal mit Rassismus und Ungerechtigkeit, dem Leben im Gefängnis, der Todesstrafe und der reaktionären Entwicklung in den USA auseinandersetzt. Was die Herrschenden dann vor allem zum Schäumen bringt, ist die Tatsache, daß es ihnen auch nach 10 Jahren Todeszelle nicht gelungen ist, Jamal zu brechen. Deshalb soll er am Donnerstag, den 17. August, 22.00 Uhr jetzt endgültig zum Schweigen gebracht werden.

Der Gouverneur kam damit den Anwälten Jamals zuvor, die in wenigen Tagen einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens stellen und Jamal somit die Perspektive auf einen fairen Prozeß eröffnen wollten. Ein Team um den bekannten Bürgerrechtsanwalt Leonard Weinglass hat am 5. Juni dem zuständigen Gericht einen mehr als 300 Seiten umfassenden Antrag auf Wiederaufnahne des Verfahrens übergeben, in dem detailliert Fehler bei den Ermittlungen und Manipulationen im Prozeß nachgewiesen wurden. Gleichzeitig stellte es Anträge auf Aufhebung des Hinrichtungsbefehls und einen Befangenheitsantrag gegen den zuständigea Richter Sabo, der schon die erste Verhandlung gegen Jamal geleitet und das Todesurteil unterzeichnet hatte. Ob diese juristischen Schritte Erfolg haben, hängt nicht zuletzt davon ab, ob sich international und national Widerstand gegen den Justizmord formiert.

Der AStA dazu: "Um die Hinrichtung Abu-Jamals zu verhindern, muß jetzt international Druck auf den Gouverneur von Pennsylvania ausgeübt werden. Es protestieren deshalb schon heute weltweit zahlreiche Menschenrechtsinitiativen und Journalistenverbände gegen die Hinrichtung von Abu- Jama. Die Fachgruppe Journalismus in den IG Medien hat Abu-Jamal als Ehrenvorstandsmitglied aufgenommen ... Aber auch jeder einzelne kann etwas tun."

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