linksrhein Quelle: AZW Nummer 01, erschienen am 11.05.1995
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Mülltourismus

Widerstand der Grünen gegen Kompostwerk in Singen

Der Landkreis plant die Sanierung des Kompostwerks in Singen mit dem Ziel, dessen Kapazitäten noch einmal zu erweitern. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat dagegen Widerstand angekündigt.

In einem an Bundesumweltministerin Merkel gerichteten Brief, der unter anderem auch an Kanzler Kohl, Bundesverkehrsminister Wissmann, Ministerpräsident Teufel und an den Konstanzer Landrat Maus ging, kritisiert die Kreisrätin Wiltrud Baumeister im Namen der Grünen-Fraktion eine Entwicklung in der Abfallwirtschaft, die immer stärker weg von kleinen, dezentralen Entsorgungseinrichtungen hin zu zentralen Großanlagen führe. Die Folge sei eine drastische Zunahme des Mülltourismus: mit einem "ungeheuren Transportaufwand" würden Restmüll, Verpackungen, Klärschlämme und Biomüll durch die Republik kutschiert, was zu einer wachsenden Belastung der Umwelt durch Verkehr, Lärmemmissionen und Schadstoffausstoß führe. Im Singener Kompostwerk, so führt der Brief aus, seien letztes Jahr rund 64000 Tonnen Biomüll verarbeitet worden; davon stammte mehr als als die Hälfte nicht aus dem Landkreis Konstanz, sondern aus acht anderen baden-württembergischen Kreisen.

Mit der geplanten Sanierung, die 20 Millionen Mark verschlingen soll, strebe die Verwaltung an, das Kompostwerk mit Abfällen aus anderen Landkreisen noch stärker auszulasten. Die Kreisrätin rechnet vor, daß sich durch die rund 307000 gefahrenen Kilometer jährlich ein volkswirtschaftlicher Schaden von 98000 Dollar, verursacht durch die Diesel-Schadstoffemmissionen ergebe.

Die Grünen fragen deshalb die Bundesumweltministerin, wie sie mit Blick auf die Klimakonvention diesen Mülltourismus beurteilt und ob sie die Zentralisierung der Abfallentsorgung für sinnvoll hält.

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