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| letzte Änderung: 07/11/04 01:43 |
Antifa
Warum die Geschichte des antifaschistischen Widerstands noch nicht vollständig geschrieben wurde. Zum 100. Geburtstag von Georg Elser
Selten erwähnt wird, daß Elser Kontakte zum kommunistischen Widerstand hatte und bereits 1929 in Konstanz dem Rotfrontkämpfer-Bund beigetreten war. Von ihm ist hauptsächlich das Bild des isolierten Sonderlings und volkstümlichen Trachtenträgers gezeichnet worden; ein sich mit Hilfsarbeiten in einem Steinbruch durchschlagender Schreiner, der Mitglied in mehreren Zitherspieler-Vereinen war. So jemand darf in offizieller Sicht auch keine politischen Ideen haben und wird folglich als seltsamer Sonderfall verhandelt. Die Ohnmacht und Isolation des einzelnen gegenüber der Übermacht des Regimes ist der Mythos, der der Geschichte des antifaschistischen Widerstands zugrundeliegen soll. Die Nazis andererseits glaubten selbst wohl zu keinem Zeitpunkt, daß Elser ein Einzeltäter war, und vermuteten wiederum – geborene Verschwörungstheoretiker, die sie waren – bis zuletzt eine große Verschwörung des britischen Geheimdienstes als Hintergrund des Attentats.
Johann Georg Elser kam als »Sonderhäftling des Führers« ins KZ Sachsenhausen und wurde um die Jahreswende 1944/45 in das KZ Dachau verlegt, wo er am 9.April 1945, angeblich auf direkten Befehl Himmlers, durch Genickschuß ermordet wurde.
Eine deutsche Erfolgsbiographie dagegen die des Mannes, der Elser bei dessen Versuch, noch am Tag des Anschlags über die »grüne Grenze« in die Schweiz zu flüchten, verhaftete. Der zum damaligen Zeitpunkt 26jährige Grenzschützer und »Rottenführer des Nationalsozialistischen Kraftfahrtkorps« (NSKK) Waldemar Zipperer bekam für seine Wachsamkeit das »Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen« und ein ausdrückliches Lob im Völkischen Beobachter. Im Nachkriegsdeutschland wurde der Kraftfahrerkorps-Rottenführer Zipperer ein erfolgreicher Autohändler, um schließlich 1978 für »besondere Leistungen als Unternehmer« auf Vorschlag des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet zu werden.
* Anläßlich des Elser-Geburtstages: Sonderaustellung der Gedenkstätte deutscher Widerstand bis zum 28.2. (Näheres unter www.gdw-berlin.de)
Dokumentarfilm-Reihe über Georg Elser in Berlin am 6.1., 21 Uhr, im »Bandito Rosso«, Lottumstr. 10a, und am 7.1., 21 Uhr, im Supamolli, Jessener Str. 41
Andreas Hahn
junge welt 4.1.03