Aktion im Vorfeld der WO?HNEN-Demo
29.09.2002, 16:04, ch.indymedia.org
In der Nacht auf Freitag baute sich eine Gruppe von Kulturschaffenden auf dem Tessinerplatz eine neue Bleibe. Bis zum Abmarsch der WO?HNEN-Demonstration am Samstag wird hier geschlafen, gekocht und gelebt.
In der Nacht auf Freitag baute sich eine Gruppe von Kulturschaffenden auf dem Tessinerplatz eine neue Bleibe. Dort, wo Wohnraum infolge der hohen Bodenpreise schon lange nicht mehr bezahlbar ist, entstand aus Holz und Karton innert weniger Stunden ein kleines Wohnhaus. Damit ist der Beweis erbracht, dass es nach wie vor möglich ist, günstigen Wohnraum schnell zu errichten. Bis zum Abmarsch der WO?HNEN-Demonstration am Samstag wird hier geschlafen, gekocht und gelebt.
Vom Wohnquartier zum anonymen Bürozentrum
Als sich die City im Laufe des Wirtschaftsaufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg in die angrenzenden Quartiere auszudehnen begann, verschwand am Tessinerplatz eine Vielzahl günstiger Wohnungen. An der Venedigstrasse – wo heute der «Engi Märt» steht – wehrten sich 1971 erstmals in Zürich breite Bevölkerungsschichten gegen ein Neubauprojekt und die damaligen Arbeiterhäuser wurden besetzt. Etwa zehn Jahre später gab es wiederum Widerstand gegen einen Büroneubau – dieses Mal an der Gotthard- und Lavaterstrasse. Gemeinsam war beiden Protestbewegungen ihre Erfolglosigkeit. Heute sind der Tessinerplatz und die umliegenden Strassen praktisch ein reines Büroquartier. Während am Tag die Geschäftsleute durch die Strassen eilen, ist das Viertel in der Nacht ausgestorben, da es weder Wohn- noch Kulturraum gibt.
Demonstration für billigen Wohnraum und quartiergewachsene Strukturen
Es ist daher kein Zufall, dass sich die WO?HNEN-Demonstration vom Samstag am Tessinerplatz besammelt. Der Tessinerplatz steht für eine profitorientierte und menschenfeindliche Stadtentwicklung und eine funktional getrennte Stadt in der die Arbeit, das Wohnen und die Kultur in verschiedenen Stadtteilen stattfindet. Die Quartiere sollten aber in ihren Nutzungsarten durchmischt bleiben und der Weg zwischen Arbeitsplatz und Wohnung möglichst kurz gehalten werden. Dadurch könnte auch die Verkehrsbelastung – immer noch eines der grössten Probleme in Zürich – begrenzt werden.
Nichtsdestotrotz wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche gut durchmischte Kleinquartiere wie z.B. am Kreuzplatz, an der Schmiede Wiedikon oder am Stauffacher durch unsinnige Grossprojekte zerstört. Dabei machten wenige Immobilienfirmen den grossen Profit, während die ansässige Quartierbevölkerung das Nachsehen hat.
Deshalb treffen wir uns alle am 28. September um 13:30 Uhr hier auf dem Tessinerplatz und demonstrieren gegen den Profit mit dem Grundrecht Wohnen und die Zerstörung unserer Wohnquartiere. Mehr Infos auf www.stadt-wohnen.ch
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