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letzte Änderung: 18/09/02 23:25

Turkstaaten

Asyl - Usbekistan

18.09.2002, 23:25, Warning, Georg

Übersetzung eines Artikels der Pravda Vostoka vom Juli 2002 und Kommentar von Georg Warning


Pravda Vostoka (Taschkent), Nr. 145, 30. Juli 2002

Pravo na Ubezhishche
(Recht auf Asyl)

Das Gespräch mit Kiran Kaur (phonetische Umschrift), der Rechtsberaterin des Büros des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) in Usbekistan, führte Nazira Shabanova

(Frau Kaur klärt die Leser zuerst einmal über die Geschichte und die Aufgaben des UNHCR auf und versucht, verständlich zu machen, wie Flüchtlingsbewegungen entstehen und was die Konvention über den Status von Flüchtlingen von 1951 besagt.)

(Die Journalistin: )
- Usbekistan ist ebenfalls zum Zufluchtsort für vom Unglück getroffene Menschen geworden...

- Ja, gemäß den angenäherten Zahlen des UNHCR befinden sich auf dem Territorium Usbekistans rund 8.000 afghanische Flüchtlinge.

Der größere Teil von ihnen kam vor 1992 im Rahmen des bis dahin existierenden sowjetischen Studentenaustauschs ins Land, um in Usbekistan zu studieren.

Die zweite beträchtliche Gruppe afghanischer Flüchtlinge erschien im Land, nachdem die Taliban im August 1998 das Gebiet von Mazar-i Sharif erobert hatten, das an Usbekistan angrenzt.

Von dieser Zahl hat sich etwa die Hälfte der afghanischen Flüchtlingen an die Vertretung des UNHCR in Taschkent mit der Bitte um Hilfe gewandt.
Die Mehrheit von ihnen lebt in den Städten, vor allem in Taschkent. Deutlich weniger sind in Termez anzutreffen. (...)

- Nimmt die Zahl der "Neuzusiedler" in Usbekistan, die das Land notgedrungen zu ihrem neuen Heim erwählt haben, ab?

- Seit dem 1. Mai 2002 gewährt die Vertretung des UNHCR denjenigen afghanischen Flüchtlingen Hilfe, die freiwillig den Entschluss gefasst haben, in die Heimat zurückzukehren. Ende Juni konnten dank des UNHCR einige Dutzend Afghanen in ihr Land zurückkehren, die zuvor in Usbekistan gelebt hatten.

(Kiran Kaur erklärt die geringe Zahl damit, dass die Hauptflüchtlingsströme über den Iran und Pakistan fließen. Zudem sind viele Gebiete in Afghanistan noch nicht sehr stabil, und der Zugang zu Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung ist noch sehr begrenzt.

Wer nähere Informationen über das Rückkehrprogramm des UNHCR wünscht, kann sich laut diesem Artikel an folgende Stellen wenden:)

1) Vertretung des UNHCR (Upravleniye Verkhovnogo Komissara Organizatsii Ob'edinennykh Natsiy po delam bezhentsev /UVKB OON) in Taschkent
Tel. 120-68-93, 120-68-94, Adresse: ul. Makhmuda Torobiy , 14, Tashkent, 700090; Orientierungspunkt: 1. Städtischer Notarialkontor, Botschaft Tadschikistans

2) Vertretung des UNHCR in Termez, tel. (376-22) 5-19-24; Adresse; ul. Manguzar, 52, Termez, 732000.

Das Umsiedlungsprogramm (Umverteilungsprogramm) war stets eins der wichtigsten Mittel zur Lösung der Probleme der Flüchtlinge. Während der Existenz des UNHCR in Taschkent haben die Flüchtlinge in Finnland, Norwegen, Schweden und Spanien ein Dach über dem Kopf erhalten.
Seit dem Jahr 2000 führt der UNHCR in Taschkent gemeinsam mit dem Emigration and Naturalisation Service der USA Neuansiedlungsprogramme durch.

Kommentar:

Für ein Nachbarland Afghanistans ist eine derart geringe Flüchtlingszahl nur durch eine aktive Politik der Versperrung der Einreise- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Flüchtlinge erklärbar.

Man vergleiche mit der Zahl der afghanischen Flüchtlinge im Iran und Pakistan. Kommt hinzu, dass der größere Teil der Afghanen im Land ursprünglich zu Bildungszwecken eingereist war und dann durch die Veränderungen in Afghanistan überrascht wurde, so dass ihnen der Rückweg abgeschnitten war.

Sprich, diese Gruppe wurde nicht in der Absicht aufgenommen, Asyl zu gewähren, sondern im Rahmen eines sowjetischen Kontingents von Studenten, die auch wieder gehen.

Wie heikel die Lage afghanischer Flüchtlinge in Usbekistan war, sieht man auch daran, dass der von Usbekistan gestützte afghanische Usbeken-General Dostom, der damalige Herrscher von Mazar-i Sharif, letztlich in der Türkei vor den Taliban Zuflucht suchte!

Es ist zwar bezeichnend, dass Telefonnummern für Heimkehrwillige angegeben werden, aber keine für Asylsuchende!

Kritik an der usbekischen Flüchtlingspolitik wird in dem Artikel nicht geübt.

Und überhaupt nicht erwähnt wird, dass Usbekistan selbst politische Flüchtlinge hervorbringt, die auch in Norwegen, Finnland, Schweden Zuflucht finden!

übersetzung und zusammenfassung aus dem russischen,

konstanz, den 19.08.02
georg warning, postfach 5303, d-78432 konstanz