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letzte Änderung: 22/06/02 16:46

Asyl

Selbstverstümmelung auf Migrationsamt in Zürich

22.06.2002, 00:55, Gruppe «augenauf»

Flüchtling schnitt sich aus Protest gegen den diskriminierenden F-Status auf dem Migrationsamt den kleinen Finger ab


Gruppe augenauf, Zürich

Zürich, 16. Juni 2002


Pressecommunique

Aus Verzweiflung und Protest hat sich am letzten Freitag Nachmittag, dem 14. Juni 2002, in der Schalterhalle des Migrationsamtes Zürich ein somalischer Flüchtling den linken kleinen Finger mit einem Zigarettenschneider abgehackt. Er wurde sofort ärztlich behandelt, der Finger konnte aber nicht mehr gerettet werden. Er wollte mit dieser Selbstverstümmelung zeigen, wie sehr sich die somalischen Menschen, welche vor dem blutigen Bürgerkrieg in ihrem Heimatland geflohen sind, durch den Status «F» (vorläufige Aufnahme) verletzt und erniedrigt fühlen.

Der Verletzte begründet seine Verzweiflungstat wie folgt:
«Es geht nicht um mich. Ich betreue viele somalische Flüchtlingsfamilien in der Schweiz, und ich sehe täglich ihre Probleme und ihre Hoffnungslosigkeit. Tausende von somalischen Flüchtlingen leben hier teilweise schon seit über 10 Jahren mit dem F-Aufnahmestatus. Das bedeutet, sie leben in ständiger Angst und Unsicherheit, ausgewiesen und zurückgeschickt zu werden, obwohl in Somalia nach wie vor Bürgerkrieg herrscht. Vorläufiger F-Status heisst auch, dass ihnen seit Jahren die Arbeit in ihrem angestammten Beruf verwehrt ist. Auch als Akademiker dürfen sie nur schlechtbezahlte Hilfsjobs in Bereichen wie dem Gastgewerbe ausüben. Besonders betroffen von der restriktiven Auslegen der F-Aufnahmebe-willigung sind die somalischen Jugendlichen, welche kein Anrecht auf Weiterbildung und eine Lehre haben, welche ihren Fähigkeiten entspricht, eine ganze Generation geht so verloren. Dies führt uns zur Verzweiflung! Ich möchte aber auf keinen Fall, dass meine drastische Tat nachgeahmt wird».

Für mehr Information sowie zur Kontaktherstellung mit dem Betroffenen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Gruppe «augenauf»