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http://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1024477489/index_html |
| letzte Änderung: 25/06/02 20:42 |
Asyl
Bericht vom ersten und zweiten Tag der kein mensch ist illegal karawane von Basel nach Bern
Einige stunden nach der [Dreiländer-]demo machten sich 20 bis 30 sans-papiers unterstützerInnen, begleitet von traktoren und vw-bussen, auf den weg nach reinach, wo die erste tages-etappe endete.
da verschiedene kantonspolizeien drohten, sie würden keine sans-papiers in der karawane dulden, entschieden sich diese bzw. das ganze kollektiv, vorerst nicht teilzunehmen. hinter und vor der karawane fuhren polizisten "mit", verhielten sich bis jetzt jedoch ruhig. in reinach fand am abend ein flüchtlingsfest statt, das von der lokalen kirchgemeinde, wo wir auch übernachten, organisiert wurde. es ergaben sich dabei ein paar positive gespräche. morgen sonntag gehts weiter richtung laufen, offenbar ein stock konservatives nest, weshalb es im voraus auch unmöglich war, einen übernachtungsort zu finden. wir könnten gut noch unterstützung gebrauchen, es sind immer leute willkomen und somit werden alle gebeten, sich der karawane anzuschliessen!
2. Tag
bericht vom sonntag, 16. juni, dem zweiten tag der kein mensch ist illegal karawane fŸr die rechte der sans-papiers.
von reinach nach laufen (und etwas weiter)...
nach einer nicht sehr erholsam nacht (harter boden, mücken, lärmende kids, hunde etc.) assen wir ein feines selbstgemachtes frühstück und putzten den von der kirchgemeinde reinach zur verfügung gestellte raum. um 10.30 uhr begann in der katholischen kirche des dorfes ein flüchtlingsgottesdienst, der vor allem von der oekomenischen beratungsstelle für asylsuchende in reinach organisiert wurde und woran auch einige der karawane teilnahmen. etwa 100 menschen waren anwesend und eine person des sans-papiers kollektivs bern erkläte in einer rede nochmals die gründe für unsere kein mensch ist illegal karawane und informierte über die situation der sans-papiers. nach der messe informierten sich viele der leute an unserem info-tisch, deckten sich mit informationen ein und liessen das eine oder andere gespräch entstehen. die reaktionen auf die anliegen der sans-papiers und der ch-unterstützerInnen-kollektive war durchwegs positiv; hoffentlich ist das keine ausnahme im rahmen des alljährlichen internationalen flüchtlingstages, welcher der anlass für den gottesdienst war. nachdem wir unsere wagen startklar gemacht haben, zogen wir weiter: wieder begleitet von zwei polizisten, die sich schon am morgen angemeldet haben. wir gingen zu fuss und mit lauter musik durch reinach und aesch, wo es kurz kleine probleme mit ein paar rockern (oder so was ähnlichem) gab. diejenigen, die flublätter verteilten, bekamen oft antipathie zu spüren. vor allem von ausländischen menschen gab es aber einzelne positive reaktionen, ansonsten ist schwer einzuschätzen, wie die karawane ankam. danach setzten wir uns wieder auf die wagen und fuhren durch das laufental, wo wir eine pause zum mittagessen einlegten. wie schon im letzten bericht erwähnt, ist es im voraus nicht gelungen, in laufen eine übernachtungsmöglichkeit zu finden, da die dortigen kirchen dies aus politischen gründen ablehnten. auch beim kurzen halt und dem anschliessenden demozug durchs dorf haben wir nichts gefunden, weshalb wir weiter richtung delmont fuhren. eine unterkunft auf bzw. neben dem gelände eines zivilschutz-ausbildungszentrums verweigerte uns die örtliche polizei. offenbar wollten sie uns aus dem dorf und wenn möglich gleich aus dem kandon basel land raushaben, also rieten sie uns, einen platz kurz nach der kantonsgrenze im jura zu wählen. sofern der platz einigermassen den karavanenbedürfnissen entspricht, werden diese nacht dort die zelte aufgeschlagen. aber mehr dazu morgen, denn zu diesem zeitpunkt verliessen wir schreibenden die karawane...
wir rufen erneut alle dazu auf, sich fortlaufend der karawane anzuschliessen. vor allem in biel/bienne gibt die demonstration gegen den holocaust relativierenden polizeivorsteher scherrer am donnerstag dazu einen guten anlass.
info-tel.: 078 812 48 96
kommende stationen:
montag, 17. juni: laufen - delmont
dienstag, 18. juni: delmont - undervelier
mittowch, 19. juni; undervelier - tavannes
donnerstag, 20. juni: tavannes - biel/bienne
freitag, 21. juni: ganzer tag biel/bienne
samstag, 22. juni: biel/bienne - suberg
sonntag, 23. juni: suberg - bern (ankunft 15 uhr hirschenpark)
von karawanskis auf ch.indymedia.org
leider gab es seit dem dienstag keine berichte mehr. das möchte ich hier nachhohlen.
19.6.
nach einem spacigen sommernachts-konzert in der schönen umgebung des longo maï-hofs „le montois“ am vorabend, gings am mittwoch weiter durch eine wunderschöne schlucht nach reconvilier. dort durften wir beim asylheim bleiben, wo uns die leute über unseren besuch freuten und uns herzlich empfingen. nach gemeinsamen nachtessen wurde uns ein speziell zubereiteter kaffee serviert. spontan brachte jemand einen grossen ghettoblaster mit afropop, einige von uns machten eine feuershow. alle, vom heim und der karawane, tanzten zusammen und so lösten sich alle grenzen für einen abend in der guten stimmung auf.
20.6.
am donnerstag kamen wir schon am frühen nachmittag in biel an. nach dem wir quartier bezogen hatten in der kath. kirche von mett (algo biel) gingen wir in die bieler altstadt baden. da während der expo badeverbot ist im see, mussten wir folglich in einem stadtbrunnen uns abkühlen. um 17.15 nahmen wir mit demowagen, traktor und anhänger an der anti-scherrer-demo von dem ratshaus teil. mit dem ziel nicht ruhe zu geben, auch ein monat nach dem skandal scherrers rücktritt zu fordern und der scheinheiligkeit der politik nicht einfach ihren lauf zu lassen versammelten sich etwa 50 leute auf dem platz, währenddem die sitzung stattfand. am abend ging wer mochte, noch in den kessel oder die schrottbar.
21.6.
freitag war pause in biel. zuerst wurde mal ausgeschlafen und von den strapazen der letzten tage erhohlt. nach dem mittagessen machten wir eine infoaktion vor den toren der expo. besucherinnen und besucher wurden mit flyer darauf aufmerksam gemacht, dass auch die expo sans-papiers ausgenutzt hat. beim bau, bei einem restaurant, dass mittlerweile deswegen schliessen musste waren sie dabei und wurden nach getaner arbeit wieder ausgeschafft. unsere forderung, die expo soll das wahre gesicht der schweiz zeigen wurde von passantInnen interessiert zur kenntnis genommen, doch das die expo an solcher negativ-publicity keine freude haben würde, war klar und schon bald wurden wir von der polizei verjagt.
am abend hätte pvp auf dem zentralplatz rappen sollen. leider konnte nur ihr dj kommen, welcher für uns auflegte. flyer verteilen, unterschriften sammel, bier trinken und diskutieren zu fetten beats. um zehn uhr mussten wir mit der aufhören mit musik auf dem platz und schlossen den abend in der schrottbar ab.
22.6.
am samstag machte uns die polizei zum ersten mal das leben schwer. zuerst mussten uns gelangweilte expo-sicherheits-bullen zu hauf aus biel hinaus begleiten und unterwegs wollte ein töffli-polizist uns auf einmal die musik verbieten. auch das wurde überstanden und wir zogen durch einige verschlafene dörfchen nach frieswil, wo wir zum sommernachts-festival eingeladen waren. so hatten wir dort einen schönen abend und konnten die festival-besucherInnen auf unsere sache aufmerksam machen.
23.6.
gegen mittag schafften wir, alle schon ein wenig kaputt, es loszugehen. zu fuss und zu wagen meisterten wir auch unsere etappe nach bern. beim hirschenpark wurden wir von gut 60 leuten empfangen und zogen gemeinsam auf den bundesplatz. dort wurde eine riesige wäscheleine voller socken aufgehängt, womit wir ganz deutlich sagten: eure politik stinkt uns! pressekonferenz , gemütliches zusammensein und am abend ein punkkonzert in der reitschule machten den abschluss einer super woche.
jetzt wollen wir erst mal darüber schlafen und werden uns dann sicher noch eine rückblickende reflektion machen. vieles war gut, einiges ist schief gelaufen. vielleicht werden später davon einige gedanken im sinne einer politischen weiterentwiclung dieser aktionsform veröffentlicht. um feedback wären wir auch froh.
KEIN MENSCH IST ILLEGAL – DER KAMPF GEHT WEITER!
eMail: sans-papiers@netiquette.ch