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letzte Änderung: 27/12/02 06:21 |
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Medien
Kein offener Kanal, sondern linkes Medienprojekt: Das älteste Freie Radio Deutschlands wird heute 25 Jahre alt
[update 26.12.02] 4. Juni 2002: Radio Dreyeckland wird 25. (K)Ein Grund zum Feiern? Radio Dreyeckland 28.5.2002
[update 26.12.02] 4. Juni 1977: Radio Dreyeckland knistert erstmals im Äther. Ein Blick zurück in zwei Teilen. Radio Dreyeckland 28.5.2002
[update 26.12.02] RDL 1977 - 1985 - Acht Jahre freies Radio Teil 1 Radio Dreyeckland 3.3.1985
[update 26.12.02] 10 Jahre Widerstand gegen das AKW Wyhl - Teil 1 Radio Dreyeckland 3.3.1985
Das erste Freie Radio der Republik hat Geburtstag, das Freiburger Radio Dreyeckland (RDL). Am 4. Juni 1977 strahlte der Piratensender »Radio Verte Fessenheim« die erste, zwölfminütige Sendung aus. Die rund 200 Radiomacher des Schwarzwaldsenders haben ein umfangreiches Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt: Konzerte, Sondersendungen, Filmabende, Partys (www.rdl.de). Eine Doppel-CD-ROM mit Hörbeispielen, Texten und Bildern aus 25 Jahren Radiogeschichte ist geplant, ebenso eine Doppel-CD und ein Begleitbuch zur RDL-Veranstaltungsreihe »Dokumente zur Vergangenheitspolitik«.
»Wir sind kein offener Kanal, sondern verstehen uns auch nach 25 Jahren noch als politisches und basisdemokratisches Medienprojekt, als ein Radio von unten«, erklärt die mit der Öffentlichkeitsarbeit beauftragte Ulrike Huber. Alle 19 Honorarkräfte werden von der Vollversammlung im jährlichen Rhythmus gewählt. Die Inhalte der 80 Sendeplätze, darunter 15 fremdsprachliche, werden von den Redakteuren selbst festgelegt - freilich im Rahmen des Programmstatuts, das von neun »Antis« bestimmt wird, angefangen von Antisexismus, Antirassismus, Antikapitalismus bis hin zu »Antiantisemitismus«. Seit 1991 ein Bündnis linker Gruppen das RDL-Studio besetzte und den Radiomachern Antisemitismus vorwarf, sorgt dieses Thema wie überall in der Linken für Diskussionsstoff. Vor einiger Zeit forderte ein Mitglied der RDL-Betriebsgruppe, unterstützt von »Radio Shalom«, ein Mikrofonverbot für einen Redakteur des »Knastfunks«, weil dieser einen seiner Meinung nach antisemitisch gefärbten Text von Mumia Abu-Jamal verlesen hatte, ohne sich inhaltlich von einzelnen Formulierungen zu distanzieren. Es ist wohl auch typisch, daß der Redakteur nach wie vor auf Sendung ist. »Anträge auf Mikroverbote gab es in der Geschichte von Radio Dreyeckland schon häufig, doch umgesetzt wurden sie in den seltensten Fällen«, meint RDL-Geschäftsführer Michael Menzel. »Entscheidend sind die Diskussionen, die solche Anträge in Gang setzen.«
Vielleicht weil sie das politische Potential kennt, daß in dem Medium steckt, zieht die Stuttgarter Landesregierung die finanziellen Daumenschrauben an. Gerade einmal 0,1 Prozent der Gebühreneinnahmen stellt die Landesanstalt für Kommunikation den neun baden-württembergischen Freien Radios zur Verfügung. Die Freiburger bekommen davon 56000 Euro. »Das deckt gerade einmal ein Viertel unseres Etats und ist damit zu wenig, um zu leben«, so Menzel. Die übrigen Kosten müssen durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Konzerte und Fördergelder von Stiftungen und der EU gedeckt werden. Auch in rechtlicher Hinsicht stehen dem ältesten Freien Radio der Republik schwierige Zeiten bevor: Die Stuttgarter Landesregierung will noch in diesem Jahr eine Mediengesetz-Novelle verabschieden, die Ausbildungs- und Uniradios bei der Frequenzvergabe mit Freien Radios gleichsetzt. Folge für die ehemaligen Funkpiraten könnte ein Frequenzsplitting sein - wie die Freien Radios in Karlsruhe und Tübingen müßten sich die Freiburger dann ihre Frequenz mit einem Uniradio oder anderen Programmanbietern teilen.
Martin Höxtermann
junge welt, 4.6.02
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