Protest in Freiburger Flüchtlingswohnheim
20.05.2002, 15:12, SAGA, MediNetz, Rasthaus
Asyl
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Nach dem Brand in dem Freiburger Flüchtlingswohnheim verweigern die Flüchtlinge in die Wohnheime zurückzukehren
Pressemitteilung 20.Mai 2002
Freiburg – Bissierstraße: Nach dem Brand verbringen die Flüchtlinge der städt. Unterkunft für Asylbewerber die Nacht von Pfingstsonntag auf –montag im Freien
Die Flüchtlinge der Bissierstraße haben die Nacht von Pfingstsonntag auf –montag draußen verbracht. Nach dem Brand von Freitagmorgen sind die BewohnerInnen der Flüchtlingswohnheime nicht mehr bereit, die Nächte in den Wohnheimen zu verbringen. Seit der Brandnacht konnten sie nicht mehr schlafen. Aus Angst vor weiteren Geschehnissen trugen sie Samstagabend gegen 22 Uhr Decken und Matratzen vor die Häuser. Sie fühlen sich von den verantwortlichen Behörden im Stich gelassen.
Freitag Nachmittag verließen die SozialarbeiterInnen und die Wohnheimverwaltung mit der Presse zusammen das Wohnheim und erschienen bis Sonntag Nacht nicht mehr vor Ort. Zurück ließen sie die BewohnerInnen des zerstörten Hauses, die z.T. nicht wußten in welchen Krankenhäusern ihre Angehörigen liegen und keinen Zugang zu ihren persönlichen Dingen und Dokumenten hatten. Sicherheitsmaßnahmen für die anderen Häuser wurden nach dem Brand nicht ergriffen. Der Verbleib der Angehörigen wurden einige Stunden später mit Hilfe von SAGA (Südbadisches Aktionsbündnis gegen Abschiebung) und MediNetz – Rasthaus geklärt.
Als Sonntagnachmittag immer noch niemand von der Verwaltung und den SozialarbeiterInnen erschienen, informierten VertreterInnen von MediNetz und SAGA die Rettungsleitstelle vom DRK. Sie teilten ihr mit, dass die Flüchtlinge aus Angst nicht in den Häusern schlafen wollten. Nach Stunden war noch niemand von den Verantwortlichen erschienen. Erst nachts erschien eine Polizeistreife, als ca. 50 Menschen, darunter viele Kinder, vor den Häusern schliefen bzw. diskutierten. Nach und nach trafen in den frühen Morgenstunden Vertreter der Polizei, der Wohnheimverwaltung, des Sozialdienstes und das DRK ein. In Gesprächen schilderten die Flüchtlinge ihre Ängste und prangerten auch die allgemeinen Lebensbedingungen in ihren Unterkünften an.
Die städtischen Vertreter wollen nun ein Gespräch mit den Flüchtlingen organisieren, zu dem auch die Presse und alle Interessierten eingeladen sind. Das Gespräch findet Dienstag, den 21. Mai 2002 um 17 Uhr im Verwaltungsgebäude Bissierstraße 9 statt. Die Flüchtlinge beabsichtigen, vorerst weiterhin draußen vor den Häusern zu schlafen. Sie betonten immer wieder, dass es ihnen nicht nur um vorübergehende Sicherheitsmaßnahmen geht, sondern grundsätzlich um die Unterbringungssituation: Die Tatsache, dass sie gezwungen sind in Wohnheimen zu leben, schafft erst die Lebensunsicherheit.
SAGA, MediNetz, Rasthaus 20. Mai 2002
Quelle: http://de.indymedia.org/2002/05/22359.shtml
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