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letzte Änderung: 18/05/02 09:42

Rassismus

Brand in Freiburger Flüchtlingsheim

18.05.2002, 09:40, Südbadisches Aktionsbündnis gegen Abschiebung

In Freiburg hat vergangene Nacht eine Asylbewerberunterkunft gebrannt. Fakten und Hintergründe von der Freiburger Flüchtlingsunterstützergruppe SAGA


Freiburg - Bissierstr. - Brand in einem Lager der Stadt Freiburg

Viele Rauchvergiftungen und leichtere Verletzungen, einen relativ hohen Sachschaden verursachte ein Brand in der Unterkunft für Flüchtlinge in Freiburg.
Gegen 3.00 morgens in der Nacht zum 17.5. 2002 brannte es in dem Haus 'C' des städtischen
Lagers am Rand der Stadt. Es wird als staatliche Sammelunterkunft im Bereich des Regierungspräsidiums Freiburg genutzt.
Kein Wunder ist, dass die Polizei in ihren Ermittlungen von einem absichtlich gelegten Feuer
ausgeht. Nur kann sie bislang nicht erklären, welches die Hintergründe sein können.

Der Brand verursachte erneut eine Panik in dem Lager. Nur über die Fenster konnten sich ca. 30
BewohnerInnen retten; einige von ihnen mussten mit Rauchvergiftungen und Sprungverletzungen in
die Klinik gebracht werden. Der einzige Ausgang war durch das Feuer blockiert, hier wurden auch
die grössten Schäden registriert. Die Angst steht den Menschen natürlich noch immer im Gesicht
geschrieben.

Die Spekulationen über die Hintergründe schiessen sofort ins Kraut.

In der Unterkunft lebten ca. 200 Personen (Stand Febr. 2002) aus vielen verschiedenen Ländern. Es
soll in den nächsten Wochen noch erweitert werden, wenn die sogen. Bezirksstelle für Asyl in
Freiburg aufgelöst wird. Dann werden zwei weitere der insgesamt 7 Gebäude belegt sein.

Gerade vor wenigen Tagen fand in dem Lager eine Besprechung zur Sicherheitslage statt, nachdem
viele BewohnerInnen ihre Ängste vorgetragen hatten. Vor knapp 10 Tagen war es zu einer
Auseinandersetzung im gleichen Gebäude gekommen, deren Hintergründe noch nicht ausreichend
geklärt erscheinen. Einige behaupten, es habe eine inner-familiäre Auseinandersetzung gegeben,
andere gehen davon aus, dass es eine Attacke von ausserhalb gegeben hat. Jedenfalls blieben zwei
Schwerverletzte zurück.

Die Reaktion vieler anderer BewohnerInnen war, dass sie sich in ihren Zimmern einschlossen oder
besser gesagt: verbarrikadierten. Eine weitere, blutige Konfrontation gab es vor wenigen Tagen,
allerdings in einem anderen Gebäude des Lagers in Schnellbauweise.

Die Versammlung im Lager - in Anwesenheit der Polizei - hat nicht die erwünschte Beruhigung
gebracht. Die Konflikte sind nach wie vor nicht gelöst, daran ändert auch der Sozialdienst des
Deutschen Roten Kreuzes nichts. Die Stadt hatte das Lager vor 4 Jahren vom Regierungspräsidium
übernommen; die Konflikte haben seitdem nicht aufgehört. Es gibt dort ein sehr stark
reglementiertes Leben, mit Einkaufsgutscheinen im ?Minimal', mit unzulänglicher sozialer
Gestaltung, mit teilweise unzumutbaren Existenzbedingungen, mit Anwesenheitspflichten,
nächtlichen Polizeirazzien, etc.

Zahlreiche Beschwerden der BewohnerInnen aus den letzten Jahren wurden überwiegend nicht
aufgelöst; die Probleme bestehen nach wie vor.
Zuletzt hatte die Stadt Freiburg eine Abteilung des Gebäudes, in dem es jetzt brannte, kurzerhand
als ?Krankenstation' deklariert. Damit wollte man der Kritik entgegnen, dass es in dem Heim keine
behindertengerechte Unterbringung gibt. So war ein schwer krebskranker Mann überhaupt nicht
betreut worden, auch er musste mit den ?Gutscheinen' einkaufen, bis er endgültig in die
Universitätsklinik eingewiesen wurde. Ein anderer Mann konnte nicht einmal die Dusche benutzen,
da er ein steifes Bein hat. Auch hier sah die Stadt Freiburg jahrelang zu, unterstützte allerdings
hingegen, dass dieser Mann vom Verfassungsschutz oder Bundesnachrichtendienst ausgespitzelt
wurde. An seiner Unterbringungssituation änderte sich allerdings erst etwas, als er Unterstützung
von aussen und durch Kliniken erhielt. Flugs deklarierte die Stadt Freiburg nun eine ?Krankenstation'.
Diese wurde durch den Brand nunmehr in starke Mitleidenschaft gezogen.

In dem Lager kam es bereits früher zu massiven Beeinträchtigungen. So wurde an ein Gebäude
einmal ein Hakenkreuz gemalt, Jugendliche trafen sich in der Nachbarschaft und belästigten die
BewohnerInnen. Es wurde damals vermutet, dass diese aus dem Aussiedler-Milieu kamen. Nach
unseren Informationen wurden überdies in dem Lager -in Zusammenarbeit mit der Polizei- häufige
Kontrollen durchgeführt, bei der auch "Residenzpflicht-verletzungen" und "illegaler Aufenthalt"
angezeigt wurden.

Wir haben immer die These vertreten, dass derartige Notunterkünfte zu solchen Problemen
führen. SAGA Freiburg, 17.5.02



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