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1800 ZFler im Warnstreik

16.04.2002, 18:43, Südkurier

Arbeitskampf | Friedrichshafen | Warnstreik | Zahnradfabrik

Nach Gewerkschafterangaben haben sich etwa 1000 ZFler des Werks 2 und 800 Mitarbeiter des Werks 1 beteiligt. Am Freitag, will die IG Metall ganztags alle Schichten bei ZF, MTU, Georg Fischer und Zeppelin Silo- und Apparatebau lahm legen.


IG Metall erhöht Druck auf Arbeitgeber im Tarifstreit - Vorbereitung für Urabstimmung läuft

In der Metallindustrie stehen die Zeichen auf Streik: Seit gestern rollt die zweite Warnstreikwelle. 1800 ZF-Mitarbeiter verließen zeitweise ihren Arbeitsplatz, um den Forderungen der IG Metall nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt Nachdruck zu verleihen. Friedrichshafen - Die roten Fahnen der Metaller wehen auch in der zweiten Warnstreikwoche, nachdem sich die Fronten der Tarifparteien verhärtet haben und kaum einer mehr an eine schnelle Einigung im Tarifstreit glaubt. "Es ist keine Entwarnung angesagt", so der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen, Hans Schmidt, bei der gestrigen Kundgebung vor den Toren des ZF-Werks 2. Nach Gewerkschafterangaben haben sich etwa 1000 ZFler des Werks 2 und 800 Mitarbeiter des Werks 1 beteiligt. Viele Mitarbeiter der Frühschicht (bis ca. 13 Uhr) und der Normalschicht (bis ca. 15 Uhr) kehrten nach der Kundgebung nicht wieder an ihre Arbeitsplätze zurück. Auch "unheimlich viele Angestellte des Forschungs- und Entwicklungszentrums" seien dabei gewesen, freute sich Marianne Thieme, Vertrauenskörperleiterin bei der ZF und Mitglied der Tarifkommission. Die Solidarität unter der Belegschaft sei groß. "Der Betrieb steht!", rief sie übers Megafon den Warnstreikenden zu, die das mit ohrenbetäubendem Trillern aus Pfeifen und Applaus quittierten.

IG Metall-Chef Hans Schmidt ließ wie schon vergangene Woche vor den Toren der MTU kein gutes Haar an der Haltung der Arbeitgeber: "Die wollen mit keinem anständigen Angebot rüberkommen, sondern bieten schäbige, lumpige zwei Prozent!" "Pfui, pfui", antwortete die Menge.

Damit werde man sich nicht zufrieden geben. "Alles wird teurer - wir auch", dieses Motto werde man in bare Münze umsetzen angesichts der steigenden Teuerungsrate und der massiven Umverteilung des Kapitals zugunsten der Reichen. Nur noch 12,5 Prozent steuerten die Unternehmen am Gesamtsteueraufkommen bei, so Schmidt, zudem wollten sich die Arbeitgeber aus der Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung zurückziehen. Die Schuld an der gegenwärtigen Situation sah Schmidt alleine auf der Arbeitgeberseite, die "eine Rationalisierung auf Teufel-komm-raus betreiben, fette Gewinne einfahren, die sie im Ausland verschleudern".

Schmidt bekräftigte die Entschlossenheit der Metaller, die Forderungen durchzusetzen. Am kommenden Donnerstag wird es in Ravensburg für die Beschäftigten des nördlichen Zuständigkeitsgebiets der Verwaltungsstelle Friedrichshafen um 11 Uhr eine zentrale Kundgebung geben. Einen Tag später, am Freitag, will die IG Metall ganztags alle Schichten bei ZF, MTU, Georg Fischer und Zeppelin Silo- und Apparatebau lahm legen. "Es wird himmlische Ruhe herrschen hier auf dem Gelände", rief Schmidt den ZFlern zu. Sollte das die Arbeitgeber immer noch nicht überzeugen, soll es am 29. und 30. April die Streik-Urabstimmung geben. "Warnstreik und Streik - das ist kein Vergnügen, aber wir sind bereit dafür", so Schmidt. Nun gelte es, zusammen zu stehen: "Denn wenn wir verlieren können wir unsere Interessen auf Jahre hinaus vergessen."

Südkurier, 16.4.02


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